Lieder:Unter den Linden
Ein Minnelied, gefunden auf Burg Luringen, Autor unbekannt:
Unter den Linden
in jenem Hain,
wo unser beider Bette lag,
da könnt ihr finden,
im Sonnenschein,
gepflückte Blumen vom Tag.
Vor dem Wald in einem Tal,
tandaradei,
sang schön die Nachtigal.
Ich bin gegangen
zu jenem Weiher,
mein Liebster folget mir drein.
Dort habe ich ihn empfangen –
Liebliche Rahja! –,
könnten ewig dort wir nur sein
Küsste er mich? – Wohl tausend Stund!
Tandaradei,
seht, gerötet ist der Mund.
Dort konnte ich machen
ganz liebestoll
ein Bett im Blütenbeet
Darüber wird wohl noch lachen,
so liebevoll,
wer dort vorübergeht
An den Rosen er wohl mag
tandaradei,
sehen, wo einst meine Kopfe lag
Dass er bei mir schlief,
wüsste es jemand –
verhüte es Phex! – so schämte ich mich.
Was ich zu ihm rief,
soll niemals jemand
wissen, außer er und ich
und ein kleines Vögelelein,
tandaradei –
aber das wird wohl stille sein.
Denn er ist nicht frei,
noch ich seiner wert –
Herr Praios und Travia verwehrens!
Der Augenblick so schnell vorbei
doch nichts hab ich bedauert!
Kein Drang des Heimkehrens
und doch muss er los
tandaradei –
heim zu Weibe und Hof.
frei nach W. v.d. Vogelweide »Die verschwiegene Nachtigall«