Geschichten:Der Götter Werk und Yolandes Beitrag – Yolandes Werk (Erster Teil)

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Stadt Hexenmühle, 16. Travia 1044

Als sie den Tempel verließen, wurden sie bereits erwartet. Halbkreisförmig hatten sich allerlei Menschen hier versammelt. Keiner wollte sich das Spektakel, dass da zu kommen schien, entgehen lassen, auch wenn niemand so recht wusste, was da denn nun kommen sollte.

Ihr direkt gegenüber stand Ailsa und Drego. Neben ihnen Scanlail und Albur.

Es war der Baron höchst selbst, der seine Stimme erhob und das leise Gemurmel in der Menge verstummen ließ: „Wer ist es, der zu dieser Stunde vor uns tritt?“

Nella guckte ziemlich verdutzt drein. Der Altjachterner wusste doch genau, wer sie war! Und mehr noch: Er kannte sie. Warum fragte er?

„Wer ist es, der zu dieser Stunde vor uns tritt?“, wiederholte Baron Drego da mit Nachdruck

Es war Líadáin die Nella einen halben Schritt nach vorne schob und ihr damit zu verstehen gab, dass sie nun etwas zu sagen hatte.

„Nella...“, hob das Mädchen mit brüchiger Stimme an, „Nella ni Rían. Tochter von Ihro Gnaden Nurinai.“

Nun machte Ailsa einige Schritte auf sie zu: „Was ist dein Begehr, Nella ni Rían?“

„Ähm“, machte das Mädchen da und blickte sich hilfesuchend um, doch weder Nurinai noch Líadáin schienen zu wissen, was hier vor sich ging.

„Eure Knappin zu werden, wünscht sie sich, Hohe Dame“, mischte sich nun Yolande von Raukenfels ein. Entgeistert guckte Nella sie an und verstand nicht.

„Meine Knappin werden willst du also. Gibt es denn jemand, der für dich sprechen kann, Nella?“

Líadáin versetzte ihr eine kleinen Klaps, das löste ihre Zunge: „Ähm... ähm... die Frau von Raukenfels? Vielleicht?“ Verunsichert blickte sie zu ihr und fügte leise hinzu: „Oder?“

Da schenkte die Raukenfelserin ihr einen sanftmütigen Blick: „Eine Knappin hat kein leichtes Leben, Nella. Deiner Herrin musst du stets treu dienen, ihr Leben über das deine stellen und sie auch mit jenem schützen. Bist du gewillt, diese Bürde zu tragen?“

Weil Nella auch dieses Mal nichts zu sagen gedachte, stupste Líadáin sie erneut an: „Ähm, ja.“ Alle blickte sie an. „Also...“, hob sie erneut an, „Ja. Ja, ich bin dafür bereit.“ Sie nickte energisch.

„Dann tritt vor deine zukünftige Schwertmutter“, rief der Baron sie auf und deutete auf seine Verlobte, „Knie vor ihr nieder und leiste ihr den Treueeid.“

Nella trat vor Ailsa und kniete sich hin. Mit ihren großen braunen Augen schaute sie ihre zukünftige Schwertmutter an. Ailsa erwiderte ihren Blick.

Es war Lleu ui Rían, der Praetor des Rondra-Tempels zu Schwarztannen, der nun zu der angehenden Knappin und Schwertmutter trat und das Wort erhob. „Nella ni Rían“, dröhnte seine Stimme über die Menge hinweg, „Nun sprich mir nach: Ich, Nella ni Rían, schwöre hiermit feierlich...“

„Ich, Nella ni Rían, schwöre hiermit feierlich...“, wiederholte Nella. Ihr Blick war fest auf die Reichsritterin gerichtet.

„... meiner Herrin, der Reichsritterin Ailsa ni Rían, treu zu dienen.“

„... meiner Herrin, der Reichsritterin Ailsa ni Rían treu zu dienen“, sprach die angehende Knappin nach.

Der Praetor fuhr fort: „Ihre Befehle jederzeit zu befolgen, tugendhaft und treu zu sein...“

„Ihre Befehle jederzeit zu befolgen, tugendhaft und treu zu sein...“

„... und mich mit vollem Herzen und ganzer Kraft im Kampfe zu üben.“

„... und mich mit vollem Herzen und ganzer Kraft im Kampfe zu üben.“

„Mein Leben lege ich in ihre Hand.“

„Mein Leben lege ich in ihre Hand.“

„So sei es. Im Namen Rondras“, schloss der Praetor.

Zufrieden nickte nun Ailsa: „So höre, Nella, an welchen Tugenden ich und auch jeder andere dich fortan messen wird.“

Quelle

Nach Knappentritt