Geschichten:Die gräflich Schlunder Bombarden - Am Hof zu Wandleth
Ein Gespräch über mehr Waffen für mehr Blutvergießen, Anfang PRA 1044 BF
„Herr Thorin, Herr Tharnax, willkommen im Schlund! Mein Name ist Praiosmar von Hinn und es ist mir eine Ehre sie hier in Wandleth empfangen zu dürfen. Wie ich hörte haben sie schon einiges mit der Delegation des Herrn Grafen besprochen und ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit und ein gedeihliches Bündnis mit Ar-xo-zim und dem Kosch. Aber wollen wir uns nicht erst einmal setzen und ein braufrisches Wiesenschlöschen zusammen trinken. Und dann habe ich die Ehre ihnen ein besonderes Geschenk aus den Archiven der Arobeschsippe zu überreichen.“ Der Ritter, der etwa in der Mitte der Lebensspanne eines Menschen anzusiedeln war, überreichte dem Bergvogt ein Kästchen mit einer alten Stoffkarte, die der Zahn der Zeit schon reichlich veredelt hatte. Bei genauerer Betrachtung war es eine sehr alte Entwurfszeichnung, die den Ausbau einer Höhle zu einer Binge beschreibt, die der Binge Ârxozim in ihren Ausdehnungen von ca. 300 BF erstaunlich glich. „Sie muss sehr alte sein und vor Generationen von Auswanderern aus dem Kosch mitgebracht worden sein. Mein Rogolan ist leider nicht gut genug die alten Zeichen auf der Karte zu lesen. Bitte sehr und zum Wohle! Was gibt es neues aus den Hüggellanden?..... “
...Eine paar Biere und Erzählungen später...
„... Ach richtig! Wir wollten über die Aufstellung einer neuen Bombardeneinheit mit ihrer Unterstützung sprechen. Nun, unsere Sekretäre haben sich ja schon mal ausgetauscht und diese Liste erstellt.“ Der Hinn nahm eine Schriftrolle von einem Beistelltisch und rollte sie über die Bierpfützen auf dem Tisch, so dass sie auch gut ausgerollt auf dem Holz liegen blieb. „Wir wollen für den gräflichen Haufen also ein Halbbanner ausheben. Der Schwerpunkt soll auf Bombarden liegen, die hier in gräflich Schlund stationiert werden sollen, aber eine Mobilität besitzen, die sie schnell in der ganzen Grafschaft einsetzbar macht. Das sollten wir doch hin bekommen.
Wir haben da im Vorfeld der absehbaren Endwicklungen schon ein kleines Grüppchen mit unseren neusten Wandlether Wallarmbrüsten und Schlunder Kurbeln ausgestattet und die Waffen über ein paar Monate zur Unterstützung der neu bestellten Brachenwächter im Herzen Gareths testen lassen. Mit Ausbrechen dieser unsäglichen Fehde, in die wir hineingezogen wurden, waren ihre Erfahrungen ihre Dukaten mehr als wert. Die schweren Bolzen haben eine hervorragende ritterstoppende Wirkung bei der Verteidigung unserer Grenzen gezeigt. Im Gegensatz zu den leichten Rotzen, die sie vorgeschlagen haben, die bestimmt mehr Variabilität in der Munitionswahl zu bieten haben, stechen die Wallarmbrüste doch durch schnellere Schussfolge, mehr Reichweite und auch mehr Rüstungsbrechende Wirkung hervor. Es kommt auf einen Schuss mehr oft an, bevor es in das Hauen und Stechen geht. Dies bietet ein nicht zu unterschätzendes Abschreckungsüotential. Auf ihren fahrbaren Lafetten sind die Waffen an leichte einachsige Kutschen aus der Stellmacherei Posche gehängt sehr schnell verlegbar. Sie sind erprobt und können über die Wandlether Armbrustmanufaktur in großer Zahl bereitgestellt und laufend weiterentwickelt werden. Gleiches gilt für die Schlunder Kurbel aus der selben Manufaktur. Oh, ich habe natürlich gerade eine hier.“ Der Landvogt sprang auf und nahm eine reich verzierte Windenarmbrust von der Wand. Bitte schön. Ein Jagdmodel, aber die Kurbel ist die selbe wie in unseren Feldversionen. Robust und fix!“
Dazu brauchen wir noch zwei oder drei stabile Transportwagen und einen kleinen Tross für die Pferde und Materialpflege, so wie gute Leute, die sich um das Wohlbefinden kümmern. Und so einen Feldküchenwagen wie ich ihn vor Mendena gesehen habe.“
„Je nach Bedarf können wir dann noch das eine oder andere größere Geschütz oder ein für den Transport zerlegbares Katapult mitnehmen. Und da kommt ihr ins Spiel"
Von Hinn sah zum Bergvogt und dieser nickte wohlwollend. Der Adlige aus dem Schlund aber fuhr rasch fort, bevor der Sohn des Thorgrimm etwas erwidern konnte.
„Wir sollten auch über die Gewandung sprechen. Da es einen gräfliche Einheit werden soll, sollten wir in Anlehnung an die Gräflichen Schlägelschwinger auch in Schwarz und Gelb Geviert aufmarschieren lassen. Dort wo die gräfliche Elite die schwarzen Hämmer auf Gelb tragen, sollten es vielleicht schwarze Armbrüste sein. Überhaupt wäre eine Eingliederung der Bombarden als Ersatz für das vakante vierte Banner der Schlägel eine Überlegung wert. Wir würden uns einiges an Stab und Versorgung sparen können, wenn wir auf das Bestehende zurückgreifen. Um die schnelle Wiederaushebung des IV. Schlägelschwinger Banners und ihren Ruhm nicht zu vergessen, würde ich Hauptfrau Karoscha vorschlagen die Bombarden als V. Banner mit halber Sollstärke zu führen. Das lässt uns viel Platz für Ambitionen.“
"In der Tat, das wäre auch mein Vorschlag gewesen", bekräftigte der ältere der beiden Zwerge. Tharnax aber wollte, obwohl er beileibe kein Diplomat war, an dieser Stelle zunächst etwas grundlegendes Klarstellen, bevor sie ins Detail gingen. "Meine Anwesenheit und das Angebot mit Ausbildern und Gerät zu unterstützen ist eine reine Privatunternehmung”, setzte er zu einer Erklärung an. “Das Fürstentum ist um Neutralität bemüht, gerade in Betracht der erst kürzlich beendeten, blutigen Fehde." Der Bergvogt räusperte sich. "Nun ja, für die Entsendung meiner Krieger, um eurem Grafen in dieser Sache beizustehen, habe ich mir einiges anhören müssen. Freunde habe ich mir damit jedenfalls gewiss keine gemacht im Kosch. Ganz im Gegenteil, sogar der Kosch- Kurrier berichtete darüber, dass ich mich gegen die Weisung des Fürsten in die Fehde in Garetien 'eingemischt' habe."
Tharnax schnaubte säuerlich. "Loyalität aber kennt keine Grenzen. Außerdem sehe ich keinen Widerspruch darin meinem Rogmarog ebenso treu ergeben zu sein wie dem Fürsten und dennoch dem Schlunder Grafen beistehen zu wollen, der gegen seinen Willen in eine Fehde machtgieriger Adelshäuser verwickelt wurde. Am Ende war es ja mehr als nur bloßer Ehrenhändel.
Mir und das ist bedeutsam für mich, geht es darum den Anspruch meiner Rasse auf den Schlund zu schützen. Im Kosch gibt es den 'Bund der Alttreuen'", mit einem verächtlicher Unterton sprach der Bergvogt den Namen der Vereinigung von koscher Adligen aus. "Ihr Ziel ist es dem Grafen von Ferdok sein Anrecht auf die Grafenwürde streitig zu machen", fuhr Tharnax fort. "Auch zu diesen politischen Bestrebungen stehe ich in klarer Opposition."
Mit diesen Worten endete der Bergvogt. Eine kleine Pause entstand, bevor sich nun der jüngere der Zwerge seinerseits das Wort ergriff.
"Da mein Bruder seine Motivation und Beweggründe nun deutlich gemacht hat, möchte ich zum Thema zurückkommen.
Ich stimme euch vollends zu, dass die Wallarmbrüste eine Daseinsberechtigung besitzen. Die Praxis hat in diesem Fall gezeigt, dass sie notwendig sind, solange Garetien über eine so starke Ritterschaft verfügt.” Thorin warf einen kurzen Blick zur Seite zu seinem Bruder. Dieser nickte sachte, wie als wüsste er wohin Thorin das Gespräch nun lenken wollte
"Wie mir Tharnax bestätigte, hat er die Zusage zweier exzellenter Geschützbauer aus Senalosch erhalten, dass sie hierher nach Wandleth kommen werden, um bei dem Bau transportabler Zyklopen behilflich zu sein. Mit diesen überaus treffsicherem Belagerungsgerät und einer Handvoll Torsionsgeschützen in transportablen Größen, werden die gräflich Schlunder Bombarden ausreichend bestückt sein.
Mein Bruder und drei weitere Ausbilder der Hämmer von Ârxozim werden die Mannschaften am Belagerungsgerät schulen, wie er es bereits schriftlich in der Korrespondenz an euren Grafen angeboten hat. Was die Gewandung betrifft, so möchte ich weder zur Wahl der Farben oder dem Wappen etwas sagen. Dies sind Dinge, die nach unserem Verständnis der militärischen Tradition des Schlundes entsprechen sollten. Was wir aber offerieren können ist Senaloscher Kette zu einem annehmbaren Preis.
Mein Bruder ist mit dem Vogt von Nilsitz, dem Urenkel des Rogmarog des Bergkönigreiches Eisenwald befreundet, in dessen Ländereien die oberirdischen Teile von Senalosch liegen. Ihr werdet kein besseres Kettengeflecht finden, als jenes aus Isnatosch.” “Außerdem”, begann nun wieder der Bergvogt zu sprechen, “würde ich Hauptfrau Karoscha empfehlen Kontakt zu dem Sohn des Dwalin aufzunehmen. Dwarosch ist der Oberst des herzoglich Eisenwalder Garderegimentes ‘Ingerimms Hammer’.
Im Kosch haben die Seinen schon ein Manöver mit über dreihundert beteiligten Soldaten abgehalten und soviel ich weiß, würde Oberst Dwarosch auch gern einmal nach Garetien marschieren, um die Seinigen im Manöver zu prüfen.”
"Wenn ich mir als machthungrige Adeliger des Schlundes erlauben darf, wir Menschen haben nicht eure Lebensspanne und müssen uns in einigen Dingen ran halten um unsere Pläne umzusetzen, bevor uns Golgari in den Hintern kneift. Ich halte es für sehr bereichernd mit einem Völkchen zusammen zu arbeiten, das da etwas mehr Zeit und Erfahrung mitbringt. Sich nicht alle paar Jahre um das Ableben des Altgrafen und die Nachfolge kümmern zu müssen ist doch schon sehr vorteilhaft. Auf der anderen Seite haben bringen wie Menschen einen anderen Vermehrungstrieb mit." Der Hinn zwinkerte den beiden zu. "Wir Menschen sorgen für einen großen, schnell nachwachsenden Kundenstamm für gutes Handwerk und bluten gerne für unsere Ideale. Mit den wenigen Angroschim in den Bingen und den Hügeldörfern, wäre der Schlund nicht zu halten. Wir sind hier daher eher so etwas wie ein Symbiose, wie der Botanikus sagen würde, die wir nicht stören wollen. Der Schlund hat schon einige Menschengrafen überstanden und der heilige Schlund ist der Rondra und Ingerimm Kirche eben so heilig wie den Druiden und den Verschiedenen Völkern der Angroschim. Mit Ansprüchen auf das Eine oder Andere solltet ihr euch also nur berufen, wenn ihr euch den Anspruch auch verdient habt. Rasse und wie lange eine Familie hier den Boden mit ihrem Blut befleckt hat haben bei uns sehr untergeordnete Bedeutungen.
Ebenso müsst ihr mir euren Ausrüstungsambitionen etwas vorsichtig sein. Wir können bestimmt Handelsbeziehungen zu eurer Bringe aufbauen und eure Mühen können wir sicherlich in einer angemessenen Form honorieren. Aber da es sich um eine Schlundern Einheit handelt, die wir hier aufbauen, werdet ihr euch mit den Zünften eurer Schlunder Verwandten einigen müssen. Der Schlund verfügt durchaus über die Fähigkeiten diese Einheit auch selber aufzustellen. Nicht das ihr euch da auch im Schlund bei Einflussreichen Parteien unbeliebt macht.”
An dieser Stelle hob der Bergvogt von Ârxozim beschwichtigend die Hände und von Hinn gab ihm die Gelegenheit zu Antworten.
“Zunächst einmal, es lag mir fern euch zu den Aggressoren in der vergangenen Fehde zu zählen. Wenn ich euch beleidigt haben sollte, dann nehmt diese Entschuldigung an.
Des Weiteren habe ich nicht vor interne Adelspolitik zu kommentieren. Glaubt mir, ich bin froh sagen zu dürfen, dass ich da ohnehin nicht durchsteige. Bereits im Fürstentum bekomme ich probleme bei den ganzen ‘hohen Häusern und gesalbten Häuptern.’ Ich wollte euch mit dem Gesagten lediglich meine Motivation darlegen- mehr nicht.
Was unsere ‘Ambitionen’ angeht, so wollte ich lediglich ein gute Geschäft vorschlagen und gegebenenfalls helfen es einzufädeln. Senalosch ist die Hauptstadt Isnatoschs und hat mir Ârxozim als Enklave von Dumron- Okosch, dem Bergkönigreich Koschim, wie die Menschen es nennen nichts zu schaffen, außer ebenfalls Handelsbeziehungen.”
„Danke für den diplomatischen Ansatz. Aber ich muss da etwas richtigstellen. Bevor ihr euch hier im Schlund engagiert, solltet ihr die Verhältnisse gut studieren. Ihr würdet mich höchstens beleidigen, wenn ihr meint ich hätte nach meinem Jagdunglück in der Brache hier im Schlund nur in einem Kloster gesessen und nur reagiert als es los ging. Wir versuchen unsere Nachbarn schon im Blick zu halten und hatten Hinweise das Hartsteener Adelige unsere Grenzen und Festungen ausspähen. Nach diesem Vorfall in Nettersquell haben wir mit einflussreichen Kaisermärkern einen eisernen Bund geschlossen und mit zwei schnellen Schlägen die Fehde der beiden Kontrahenten unterbunden, bevor sie überhaupt los ging. Somit gehöre ich ganz gewiss zu den Aggressoren in der Fehde. Und für guten Geschäftssinn muss man sich im Schlund nicht entschuldigen. Ich wollte euch nur raten, eure Geschäfte mit Weitsicht und Fingerspitzengefühl einzufädeln. In lukrative Geschäfte bindet man am besten möglichst Viele ein und befruchtet den Handel auf beiden Seiten. Wenn eure Kettengeflechte so gut sind, sollten wir sie ausprobieren und umgekehrt wollen wir euch gerne ein paar unserer Armbrüste anbieten. Auch den Schlunder Marmor solltet ihr euch einmal zeigen lassen. Ganz reizende Farbspielereien sind in unseren Brüchen zu finden. Und dann müsst ihr noch wissen, dass sich der Graf immer über seltene Waffen für seine Sammlung freut.”
Während in den Augen des jüngeren der beiden Zwerge kurz Verunsicherung aufblitze, ob der Rede des Adligen, verzog der Bergvogt keine Miene. Tharnax nickte nur stoisch, nachdem von Hinn geendet hatte und fügte trocken an: "Diese Front wäre dann also auch geklärt." Die Schlichtheit dieser Feststellung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Angroscho dankbar war für die Offenheit des Menschen und dieser konnte sich des Eindrucks nicht erwähnen, dass er durch seine offensiven im Ansehen gestiegen war beim Bergvogt.
Aber zurück zu euren Unannehmlichkeiten. Wir sprechen derzeit von etwas einem guten Dutzend Kämpfer die ihr mitbringt und die wir mit selbiger Anzahl aus dem Schlund ergänzen wollen. Dazu ein paar Spezialisten. Um eure Mühen zu honorieren und euch ein bekömmliches Auskommen im Schlund zu ermöglichen, wollen wir vielleicht ein gutes Fleckchen im Schlund suchen, auf dem ihr euch niederlassen und euch bewirtschaften könnt?“
Der Hinn stand auf und ging zu einer für Menschen sehr tief hängenden Karte des Schlundes. Habt ihr da schon Vorstellungen wie ihr residieren wollt?“ Sein Finger wanderte in die Mitte und tippten auf Wandleth. „Eine Stadtvilla in Wandleth bietet sehr gute Annehmlichkeiten, beste Versorgung und die besten Wege. Dazu könnten wir euch das alte Hügeldorf Altroden etwas nördlicher und ein bisschen Land darum anbieten. Die Junkerfamilie ist durch einen Verrat in der Fehde in Ungnade gefallen und wird beschnitten.“
Sein Finger wanderte nach Osten. “Ähnliche gute Wege und Versorgung können wir bieten, wenn wir euch auf der nahen Festung Amselhag einquartieren. Allerdings müsstet ihr euch dann mit meiner Frau arrangieren.“
Sein Finger ging nach Nordosten. „Der Markt Kreuzingen ist auch recht gut gelegen. Aber das Junkertum gehört den Krauzungs.“ Sein Finger zog die Grenzlinie zur umstrittenen Baronie Oberhardsteen entlang nach Norden.
„Ich könnte erwägen euch die alte Stammburg meiner Familie zu überlassen. Hinachtwacht ist robust aber etwas ab vom Schuss. Und ich müsste für meine Familie eine Reparation aushandeln.“
Seine Hand löste sich von der Karte und tippte nachdenklich mit dem Finger gegen die Nase. Um dann in der Baronie Oberhartsteen zu landen. „Oder wir gehen dahin wo es brennt und siedeln euch im Junkertum Hausen an und gliedern euch als loyale Einheit an die Spitze der Oberhartsteener Kammerwächter ein. Nominell ein Halbbanner schwere Hellebardiere, die jetzt der neuen Baronin unterstehen. Die handverlesenen Männer Luidors wird man nicht mehr brauchen und gut durch eure ersetzen könne. Auch dort werden die Verräter der Hartweils entlehnt werden. Der Markt Hausen könnte euch gut versorgen und ihr könntet über den Hausener Hafen sogar verschifft werden. Dort würdet ihr gleich stehen wo man euch in naher Zukunft braucht. Im Süden könntet ihr dem einflussreichen Haus Ox die Grenze sichern. Im Osten steht die neutrale kaiserliche Darpathwacht mit seinen zwei Festen und hält euch den Rücken frei. Dort findet ihr aber sicher auch gut zahlende Abnehmer für Kettengeflechte und Waffen.“
Sein Blick blieb auf einer alten Burg auf der Karte haften. „Das Lehen Hausen wird zwar frei werden, aber die Hartsteener werden es nicht einfach räumen. Ihr müsstet den Markt Hausen erst noch befestigen und euch durchsetzen können. Wir könnten aber auch direkt im Stammlehen der Hartwaldens ausheben und ihr bezieht Burg Unterhalben. Die neue Baronin von Hardwalden, die der Graf eingesetzt hat, residiert in ihrem Familienstammlehen, während der Oberhardsteen immer noch von Luidoristen gehalten wird. Dort wird es bald zur Sache gehen.
Das Halbbanner Kammerwächter des alten Barons ist abgängig. An sich gute Männer. Aber wir können nicht mehr auf sie zählen. Dieses Halbbanner Schwere Helebarden wird die neue Baronin neu ausheben müssen, um sich zu halten. Das sollten wir gleich mit angehen und sie unterstützen. Mein Sohn ist mit ein paar anderen jungen Rittern bereits an der Seite der Baronin und sie machen ihr derzeit den Hof.“ Der Hinn verdreht die Augen „Ich habe ihn vor ein paar Monaten nach einer Liebschaft mit einer Perricummerin, väterlich geraten nicht nur nach dem Aussehen zu gehen, sondern lieber darauf zu achten ob Hesinde seine Liebste auch geküsst hat. Das hat sich der liebestolle Herr Ritter wohl zu Herzen genommen. Die schlaue Dame weis die Jungs, um den Finger zu wickeln und hat sich so eine kleine Garde geschaffen. So bin ich aber wohl mitschuldig und daher sehr bemüht zu helfen, wie ich kann. Adrianus hat einen Kriegerbrief aus Rommilys und seine Schwertleit unter dem alten Reoderich von Hartwalden-Sturmfels in der Fehde abgeschlossen. Er gibt sicher einen guten Offizier ab, wenn er den Kopf nicht allzu sehr bei seiner Liebsten hat. Mir wäre es lieb, wenn jemand mit etwas Lebenserfahrung sich seiner weiter annimmt und dort ein Auge auf ihn hat. So würde ich vorschlagen das wir aus den Mittel von Gräflich Ingerimmsschlund versuchen zwei Halbbanner dort keimen zu lassen. Eure wertvolle Unterstützung ermöglicht uns das. Die trutzige Grenzfestung aus der Zeit des alten Reiches ist der Familie Hartwalden eh zu groß und von ihnen allein kaum zu unterhalten. Aber sie ist exzellent zu verteidigen. Eine kombinierte Aushebung von Hellebarden und Schützen bringt uns Vorteile gegen ein altehrwürdige Ritterheere. Ich habe im Krieg der Drachen gedient und Erfahrung in modernen kombinierten Haufen gemacht. Wir sollten da mit der Zeit gehen, ohne den Respekt vor dem althergebrachten Traditionen zu verlieren. Sobald die Baronin ihre Länderein gesichert hat, wird ein Halbbanner dort stationiert bleiben und eines im Gräflichen Ingerimmsschlund eine neue Garnison beziehen. Wie ihr euch da einzurichten gedenkt, können wir dann besprechen. In der Festung Amselhag ist immer Platz und das Hügeldorf Altroden können wir auch schnell ausbauen.
Der Hinn wandte sich an die beiden Angroschim. „Bestimmt gibt es noch andere gute Orte. Aber die meisten Burgen sind von altem Adel besetzt. Ich könnte meinem Vetter den Baron von Nettersquell noch mal anfragen. Der baut die Natterngarde gerade wieder auf. Auch sicher interessant. Aber ich sehe euch nicht in einer Uniform mit einer Schlange auf der Brust. Schwere Wahl. Überlegt es euch gut!“
Nachdem von Hinn die Optionen derart ausgeführt hatte, blickte Thorin zu seinem Bruder. Der jedoch zuckte nur mit dem Schultern.
"So gerne ich dir helfen würde, ich kann es nicht", erklärte Tharnax fast schon mit einem Anflug von Mitleid in der Stimme. Dann jedoch stellte der Bergvogt unmissverständlich klar: "Es ist deine Entscheidung."
Der jüngere der beiden nickte daraufhin und stieß hörbar die Luft aus, bevor er zu einer Antwort ansetzte. "Gut. Spontan würde ich zum Markt Hausen tendieren und das offen gesprochen nicht wegen dem nahe gelegenen Hafen und den daraus resultierenden Möglichkeiten uns ‘zu verschiffen.’” Ohne jeden Zweifel konnte sich Thorin mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Ungerührt dieser Tatsache fuhr er rasch fort.
“Nein, in Oberhartsteen wären wir wo wir gebraucht werden. In dieser Hinsicht teile ich eure Meinung. Gut gerüstete Hellebardiere könnten den Geschützen darüber hinaus, wenn nötig den Rücken frei halten. Und wir ihnen den Weg im Gegenzug den frei schießen. Es würden die Schlagkraft beider Einheiten erhöhen.” Kurz wog der Zwerg den Kopf hin und her. „Auf der anderen Seite würde uns Burg Unterhalben ausreichend Schutz bieten und dort wären wir dem Geschehen und den Hellebardieren ebenfalls nicht fern. Richtig?“ Kurz bestätigte von Hinn die örtlichen Gegebenheiten mit einem Nicken. „Wir können die Hardwalder Pikeniere dort neu ausheben.“
Dann kam Thorin zu den Fragen, die sich aus der Option besagter Burg ergaben.
„Was ist mit der Baronin? Wird sie die Burg räumen und sie freiwillig dem Grafen unterstellen, oder wären wir dort ihrem Wohlwollen unterworfen?“
„Unterhalben ist ihr Stammsitz. Mehr ist der alten Familie Hartwalden nicht geblieben. Von räumen kann also keine Rede sein. Ich denke die Familie wird dort alles zusammenziehen was sie bekommen kann. Die alte Festung ist aber groß genug und ihr könntet euch mit guten Baumeistern bestimmt mit in die Gestaltung einbringen. Ich denke, keine Familie wird ihre Stammburg einfach so räumen und ihr werdet euch bei den Befestigten Orten im Schlund immer mit den Gegebenheiten anfreunden müssen.
Lediglich unter dem Hügelzwergendorf Altroden schlummert ein verlassener, vorgelagerter Teil der Binge Fandolesch, der vor langer Zeit aufgegeben wurde und auf den mit der Entlehnung der Hartweils keine Ansprüche mehr bestehen. Leider schweigen die Schlunder Zwerge über den Grund der Aufgabe. Als Ingrimms Zorn im Jahr 892 den Schlund erbeben ließ wurden die letzten Zugänge zerstört, die die Hügelzwerge als Keller nutzten und das Dorf schlummerte vor den Toren der Stadt vor sich hin. Erst mit den neuen Beben, die mit dem erscheinen Korgons einhergingen, wurden einige Gänge wieder freigelegt. Es soll sogar noch alte Verbindungen bis nach Fandolesch geben, die man öffnen könnte. Mein Bruder Odilbert hält das Gestein nun für sicher. Der Fels hat sich wohl durch das Korgondbeben gesetzt, wie er sich ausdrückte. Er würde zu gerne eine Expedition in die alten Gänge unternehmen und dieses Geheimnis ergründen. Wenn ihr Zeit findet, solltet ihr ihn einmal darauf ansprechen."
Neugierde blitzte in den Augen des jüngeren der Zwerge auf und auch Tharnax grinste kurz in einem Anflug von Abenteuerlust.
"Was weitere Optionen angeht“, so fuhr von Hinn fort, „müssen wir sehen was die nächsten Jahre bringen. Vielleicht gelingt es uns ja auch in einem zweiten Versuch den Oberhardsteen zu knacken. Aber kommt erst mal im Schlund an. Wir haben genug Arbeit vor uns, bevor wir phantasieren sollten. Wir haben das Halbbanner als schnell verlegbar geplant und können in sicheren Zeiten immer noch einen besseren Standort ausknobeln. Da habt ihr bestimmt mehr Zeit als ich.“
Beide Angroschim nickten zustimmend. In diesem Punkt würden sie ihrem Gastgeber sicher nicht widersprechen. Thorins Entscheidung den Schlund zu seiner neuen Heimat zu machen war darüber hinaus zwar spontan gefallen, mittlerweile aber war er jedoch der festen Überzeugung, dass es das richtige war. „Gut“, beschied der Bruder des Bergvogts resümierend. "Dann werde ich mich also zu Burg Unterhalben begeben."
"Und ich reise zurück nach Âthykril und schicke dir vier meiner Geschützmeister aus Braschtôkril. Außerdem werde ich gleich einen Boten nach Senalosch entsenden, damit sich die Baumeister auch auf den Weg machen", ergänzte Tharnax. "Ihr sollt ja schließlich auch Geschütze haben, wenn die Aushebungen beendet sind."