Geschichten:Kaiserturnier 1041 BF - Trisdhan Ulaman von Hartsteen fordert Ailsa ni Rian
Gerade hatten es sich die zwei Adligen auf den langen Holzbänken am Rande des Turnierfelds gemütlich gemacht. Mit einem jovialen Kopfnicken begrüssten sie sich und plüsterten sich etwas auf. Beide waren aus der Grafschaft Hartsteen angereist, weil sie Geschäfte zu erledigen hatten - der eine löste einen Teil seiner Schulden auf, der andere nahm bei einem Pfeffersack einen neuen Kredit auf - als auch schon zielstrebig und voller Elan der erste Reiter direkt nach dem Aufruf des Herolds seinen Gegner wählte.
"Schwarz und silber, wie die Hartsteens."
"Jepp. Oh, ich glaube das ist sogar einer. Mhh, schwarze Hellebarde ist ja doch eher albernisch, oder?"
"Dann ist das der Neffe vom Grafen. Der lüsterne Junker."
"Der ist doch jetzt Pfalzgraf in Waldstein. Und ruhiger ist der auch geworden, hat schon länger keinen Skandal mehr gemacht."
"Wer weiß, vielleicht gibt es ja dieses Mal was."
"Mhh. Mal sehen, seitdem er die Fürstenkrone in Albernia für sich beansprucht, treibt er's ja nicht mehr so doll."
"Nee, den Anspruch hat er doch bei der Verlobung des jungen Bennain öffentlich abgelegt und zeigt sich handzahm."
"Klar. Weil er auch nicht den Hauch einer Chance hat, an die Krone zu kommen. Aber warte, wenn sich der Wind drehen sollte da unten in Havenna, dann ist der wieder da und will das Erbe seiner Grossmutter Isora antreten."
"Schau mal, welchen Schild er da auswählt. Weißes Schwert auf Schwarz. Ha, passt zur Hellebarde! Wem gehört das Wappen?"
"Keine Ahnung, aber scheint Albernia zu sein."
"Ach schau mal, das ist die junge Ritterin da hinten. Fesch. Gute Wahl."
"Hehe, ich wette, der lüsterne Pfalzgraf würde lieber eine andere Lanze schwingen."
"Höhö. Naja, wenn er sich nicht wieder wie in Schetzeneck absichtlich vom Pferd stubsen lässt. Obwohl, ich denke bei einer Albernierin wird er wohl eine gute Figur machen wollen."
"Ist ja noch unbeweibt. Und jetzt, so als garetischer Pfalzgraf, ist er auch eine gute Partie."
"Na, wer weiß, vielleicht hat die kleine Ritterin ja noch gute Chancen auf einen besonderen Turnierpreis."
Lorine, die junge Pagin der Rian war nicht nur ganz aufgewühlt, sondern auch schrecklich aufgeregt, was sonst so gar nicht ihre Art war - sie war eher ein sehr ruhiges, in sich gekehrtes Mädchen, welches bereits in ihrem jungen Alter einen beinahe ungesunden Hang zum Herrn Boron aufwies. Gerade eben hatte das Mädchen ihre Pagenschaft im Haus Rian angetreten und schon war sie auf einem Turnier. Gut es war laut, viel zu laut, und da waren viele Menschen, viel zu viele, und alles ging durcheinander, viel zu durcheinander, aber Lorine konnte sich einfach nicht satt sehen an den ganzen herausgeputzten Rittern, den Pferden und... und dann schlug da plötzlich noch der Pfalzgraf zu Sertis gegen den Schild ihrer Pagenmutter - Lorine war ganz außer sich!
Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte fragte sie: „Warum hat Euch denn ausgerechnet der Pfalzgraf zu Sertis gefordert?“
Ailsa ni Rian schien verwundert. Hatte ihre Schwester Scanlail etwa heimlich mit ihrer Pagin die Namen und Wappen der Turnierteilnehmer geübt? Sie suchte den Blick zu ihrer jüngeren Schwester, doch diese war gerade in ein Gespräch mit ihrer jüngsten Schwester, Nurinai, vertieft und zwinkerte ihr nur eilig zu. Also doch!
Schließlich erklärte Ailsa: „Wenn einer höhere Standes einen niedrigeren Standes fordert, kann er nur verlieren - entweder Achtung, weil er es nicht gewagt hat eine standesgleichen zu fordern oder aber den Kampf!“
„Dann war seine Wahl nicht unbedingt... ähm... weise?“
Die Ritterin lachte: „Er glaubt wohl, ich sei ein einfacher Gegner, Lorine. Wenn er mich unterschätzt, kann das für mich nur zum Vorteil sein.“
◅ | Thankmar von Nadoret fordert Dragowin Timerlain |
|
Tsaiana von Waldfang-Angerwilde fordert Jost von Sturmfels-Maurenbrecher | ▻ |