Geschichten:Tsas Tränen - Auf der Zielgeraden: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. März 2011, 14:49 Uhr

9. Peraine 1030 BF, Pfalzgrafschaft Reichsgau


Die Alte Silberstraße entlang des Dergels zu verlassen erwies sich als pure Erleichterung für die Soldaten. Obzwar auch dieser Pfad eher ein dreckiger Schlammweg durch dichte Wiesen war und die Straße keinen schnellen Marsch zuließ; je näher sie dem mächtigen Feidewald kamen, desto fester wurde die trügerische Erde.

Es war am späten Nachmittag, als sie Gabelsteen, wo die Straße nach Appelhof abzweigte, erreichten. Der Ort war tot, keine Menschenseele zeigte sich an den Fenstern der wenigen Fachwerkhäuser. Entweder hatte man die Bevölkerung verjagt oder es traute sich niemand auf die Straßen. Nur die Gutsherrin von Gabelsteen, Rovena von Schwingenfels, begrüßte die Ritter kühl und knapp. Sie erkannte die meisten Wappen der Ritter und wusste, dass sie offiziell als Gefolgsfrau von Graf Geismar betrachtet wurde.

Bodebert von Windischgrütz ließ sich jedoch nicht davon abhalten und stieg von seinem Pferd, um die Ritterin der Familie, mit welcher er in Natzungen in blutiger Fehde lag, seine Hand zum Gruß zu reichen. In einiger Entfernung zu den anderen unterhielten sich die beiden so, wie es vernünftige Menschen frei von jeder Fehde tun, und wenig später kehrte er zurück zu den anderen.

"Appelhof liegt von hieraus noch etwas mehr als einen halben Tagesmarsch weiter südlich. Die Junkerin von Gabelsteen hat seit längerem keine sichere Kunde aus Appelhof erhalten, aber seit längerer Zeit terrorisieren die Schergen des Schwarzmagiers auch ihren Ort. Der Pfalzgrafen Bernhelm von Wetterfels rastet mit seinen Leuten nur wenige Meilen südlich von hier, seitdem er von Geron von Eichenblatt von Burg Zwingzahn verjagt worden ist. Offenbar sind die Zustände hier völlig chaotisch, niemand traut niemanden. "

Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten sie ein provisorisches Lager, das von einer Holzpalisade umzäunt war. Es dauerte nicht lange und ein großer, kräftiger Hüne in Begleitung mehrerer Ritter hielt auf die Truppe zu. Der zerfetzte Wappenrock zeigte den Adler der Pfalzgrafschaft Reichsgau und sah aus, wie ein gerupftes Huhn. Der muskelbepackte Mann erblickte mit Freude die Wappen der befreundeten Hartsteener Häuser und grüßte sie. Sein Bericht malte ein alles andere als rosiges Bild der Pfalzgrafschaft. Er belagerte schon länger als ein Jahr seine eigene Burg, auf der sich der Verbündete der Kriegsherrin von Puleth verschanzte und im Reichsgau sein Unwesen trieb. Er, Bernhelm, verfüge einfach nicht über genügend Ritter und Soldaten, um die Burg zu nehmen. Zusätzlich wurde seine Lage von den Truppen Tharleons erschwert, gegen die er sich ebenfalls zur Wehr setzen musste. Die jedoch ließen ihn seit dem Winter in Frieden und seine Späher berichteten von vermehrten Bauaktivitäten an der Stadtbefestigung. Der letzte Bericht war einen halben Mond alt und besagte, dass die Befestigung des Nordtores und der Ostseite nahezu abgeschlossen waren.

Mit erfreutem Nicken hörte der 'Ogerfresser', wie Bernhelm auch genannt wurde, den Ausführungen Bodeberts zu, der von den Plänen Appelhof zu befreien berichtete. "Ich kann hier nur wenige Leute entbehren, aber ich bin dabei und werde mithelfen, die Stadt von diesem Gezücht zu befreien. Der Ort zieht zwielichtiges Gesindel an wie Unrat die Ratten", bot der Pfalzgraf seine Hilfe an. "Ich schlage vor, wir halten hier Kriegsrat und stimmen unser weiteres Vorgehen ab."

Dies war ein Vorschlag, den Bodebert mit Freude annahm. Gegen Abend rief er die Familienoberhäupter und die Bannstrahler zum Kriegsrat zusammen.



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