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Angbar im Ingerimm 1033 BF (bei der Angbarer Warenschau‘)
 
Angbar im Ingerimm 1033 BF (bei der Angbarer Warenschau‘)
  
„Nora, was hältst Du von dem Schwert, gefällt es Dir?“ Leobrecht nahm das schmucke  Stück aus bestem Angbarer Stahl aus den Händen des Schmiedes entgegen und hielt es in Richtung seiner Tochter. „Nora, schau bitte hoch.“ Leonora war immer noch vertieft in dem Roman und ganz versunken in der Geschichte, so dass sie das Bitten ihres Vaters überhörte.
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„Nora, was hältst Du von diesem Schwert, gefällt es Dir?“ Leobrecht nahm das schmucke  Stück aus bestem Angbarer Stahl aus den Händen des Schmiedes und hielt es in Richtung seiner Tochter. „Nora, schau bitte hoch.“ Leonora war immer noch vertieft in ihr Buch.
  
Dieser schmunzelte freundlich, sie schaffte es immer, dass er ihr nicht böse sein konnte. Mit ihrem Scharm wickelte sie ihn jedes Mal um den kleinen Finger. Leobrecht wandte seinen Blick erneut zum Schmied. „Wir nehmen es, es ist schick mit schönen Ziselierungen – sie wird es eh nur als Standessymbol nutzen. Bitte lasst es zum Haus Sirbensack, unserer Unterkunft, bringen.“
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Dieser schmunzelte freundlich, sie schaffte es immer, dass er ihr nicht böse sein konnte. Mit ihrem Charm wickelte sie ihn jedes Mal um den kleinen Finger. Leobrecht wandte seinen Blick erneut zum Schmied. „Wir nehmen es, es ist schick mit schönen Ziselierungen – sie wird es eh nur als Standessymbol nutzen. Bitte lasst es zum Haus Sirbensack, unserer Unterkunft, bringen.“
  
„Nora LEONORA.“ Sie erschrak und fiel von dem Holzbalken auf den sie sich nieder gelassen hatte. Leobrecht reichte seiner Tochter die Hand und half ihr auf. „Wir sind nun fertig. Da Du jedoch kein Interesse an der Angbarer Warenschau zu haben scheinst, ist es denke ich besser, wenn wir wieder zur Herberge zurückkehren und morgen weiter nach Elenvina reisen, damit du dort deine Lehre an der Rechtsschule antreten kannst. Ich wollte eigentlich noch den Büchermarkt ansteuern, aber wo Du so ungern auf Märkte gehst…“ Leonora sprang auf, steckte ihr Buch über die Kaisersprüche Retos eilends in die Tasche, griff nach der Hand ihres Vaters und zog. „Nein, nein nicht nach Elenvina. Lass uns zu den Büchern gehen, warum hast Du das nicht gleich gesagt.“ Sie stockte für einen Moment „Äh, wir müssen auch noch ein Schwert kaufen.“
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„Nora... LEONORA.“ Sie erschrak und fiel von dem Holzbalken auf den sie sich nieder gelassen hatte. Leobrecht reichte seiner Tochter die Hand und half ihr auf. „Wir sind nun fertig. Da Du jedoch kein Interesse an der Angbarer Warenschau zu haben scheinst, ist es besser, wenn wir wieder zur Herberge zurückkehren und morgen weiter nach Elenvina reisen, damit du dort deine Lehre an der Rechtsschule antreten kannst. Ich wollte eigentlich noch den Büchermarkt ansteuern, aber wo Du so ungern auf Märkte gehst...“ Leonora sprang auf, steckte ihr Buch über die Kaisersprüche Retos eilends in die Tasche, griff nach der Hand ihres Vaters und zog. „Nein, nein, nicht nach Elenvina. Lass uns zu den Büchern gehen, warum hast Du das nicht gleich gesagt.“ Sie stockte für einen Moment „Äh, wir müssen auch noch ein Schwert kaufen.“
  
 
Leobrecht küsste seine Tochter sanft auf die Stirn. „Alles schon erledigt. Und zum Büchermarkt geht es in die andere Richtung.“ Sie schlenderten die überfüllten Gassen entlang. Leobrecht war stets darauf bedacht, dass seine Geldkatze auch in seinem Besitz verbleiben sollte, als Leonora aufschrie. "Loslassen, das ist mein Beutel."  
 
Leobrecht küsste seine Tochter sanft auf die Stirn. „Alles schon erledigt. Und zum Büchermarkt geht es in die andere Richtung.“ Sie schlenderten die überfüllten Gassen entlang. Leobrecht war stets darauf bedacht, dass seine Geldkatze auch in seinem Besitz verbleiben sollte, als Leonora aufschrie. "Loslassen, das ist mein Beutel."  
  
Mit vereinten Kräften, zogen sie an dem Schulterband, welches dabei leider zerriss und Leonoras Bücher auf dem Boden verteilte. Leobrecht dachte kurz darüber nach dem Dieb hinterherzurennen, doch in diesem Gewusel hatte das wenig Sinn, so dass er diesen Versuch abbrach und zu seiner Tochter zurückkehrte. Hastig sammelten sie ihre Werke ein, bei dem Gedränge wollten sie nicht zulange am Boden knien, sonst würden sie einfach überrannt werden.
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Mit vereinten Kräften, zogen sie an dem Schulterband, dieses zerriss und Leonoras Bücher verteilten sich auf dem Boden. Leobrecht dachte kurz darüber nach dem Dieb hinterherzurennen, doch in diesem Gewusel hatte das wenig Sinn, so dass er zu seiner Tochter zurückkehrte. Hastig sammelten sie ihre Werke ein, bei dem Gedränge wollten sie nicht zulange am Boden knien, sonst würden sie einfach überrannt werden.
  
Nach dem kurzen Aufreger setzten sie ihren Weg fort, als Leobrecht in die strahlenden Augen seiner Tochter blickte. Faszinierd - fast wie in Trance - schaute sie zu den aufgereihten Büchern; sie hatten ihr Ziel erreicht.
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Nach dem kurzen Aufreger setzten sie ihren Weg fort, als Leobrecht in die strahlenden Augen seiner Tochter blickte. Fasziniert - fast wie in Trance - schaute sie zu den aufgereihten Büchern. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
  
 
===Ein Buch in der Gasse===
 
===Ein Buch in der Gasse===

Version vom 15. November 2011, 06:17 Uhr

Boltangesichter

Boltangesichter - Aufmarsch

Leobrecht schritt neben Haubrecht zu Gerwulfs Zelle, "Ich mag zwar kein Ritter vom Weidener Schlag sein, aber ich stehe zu meinem Wort: Ich werde Gerwulfs Briefe nicht lesen.", er lächelte, "Aber ich bin auch lange genug in der Reichsverwaltung gewesen, um zu wissen, dass es auf die genaue Formulierung von Gesetzen ankommt. Ich habe niemals versprochen, dass kein anderer sie liest."

Haubrecht von Scheuerlintz lachte kurz auf, aber Leobrecht schaute ihn streng an. "Ich werde also gleich die Briefe beim Boltan in Empfang nehmen und dafür Sorge tragen, dass sie mir auf dem Weg zum Botendienst am Hafen nicht abhanden kommen können. Keine Post sollte ohne Euer Wissen über deren Inhalt diesen Kerker verlassen - Verstanden, Hauptmann?"

Scheuerlintz salutierte zackig wie zu Retos Zeiten - man merkte ihm seine Garde-Ausbildung an, die er nach seiner Verletzung zu Gunsten dieses ruhigeren Postens aufgeben musste. Zumeist war ihm Leobrecht ein gerechter Dienstherr, aber solche Phexereien trieben den alten Hauptmann zur Weißglut.

*
Mein lieber Geis
 
 
 
 
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Boltangesichter - Schlacht

Die Gründung des Storchenbundes

Lahor ritt auf der guten Joselinde langsam den Weg zum reichen Kloster am Nattersqueller Quelltempel empor. Er trug die blitzend polierte Prunkrüstung, die man ihm vor Jahren im Horasreich geschenkt hatte. Sie passt nicht mehr ganz, aber Treumundes Zofe hatte die quellenden Stellen mit einem weiten grünen Umhang kaschiert.

Er wusste selbst, dass die Idee seines Ritterbundes nicht so schnell und so viel Anklang finden konnte, wie er gehofft hatte. Aber er hatte sich für diesen 9. Peraine angekündigt und wenn es sein sollte, würde er den Bund alleine gründen.

Ein weiterer Ritter mit grünem Mantel schloss hinter ihm auf, es war Storko von Storch, ebenfalls ein Schlunder. Oben vor dem Tor warteten zwei weitere Ritter, auch sie hatten sich grüne Mäntel übergeworfen. Lahor kannte beide nicht - aber sie schienen auf ihn zu warten.

Zur feierlichen Gründung hatte die Äbtissin den künftigen Storchenrittern erlaubt, das imposante Tempelschiff aus der Rohalszeit zu Pferde zu betreten - ein Privilig das die meisten aventurischen Tempel (mit Ausnahme von Rondra und Rahja) nur sehr selten gewähren.

Grün- und goldgefärbte Fensterbilder tauchten Halle und Ritter in ein goldenes Licht, wie es nur der Herr Praios zu senden vermag. Und dieses Licht, dass mit seinem Grünton an die Fruchtbarkeit der mittelreichischen Wälder erinnerte reflektierte sich in dem Blattgold, das sowohl als goldenes Ährenmuster als auch auf den 10 riesigen Störchen die das Tempeldach zu tragen scheinen.

Die schiere Macht des göttlichen Lichtes ließ die Ritter demütig ihr Haupt senken und einer nach dem anderen glitt vom Sattel. Junge Klosterbrüder und -schwestern nahmen ihnen Mäntel, Waffen und Rüstungen ab. Nur im Untergewand schritten sie die Treppen in den Quellraum hinab und reinigten sich im zweiten Becken (das erste bleibt Kaisern vorbehalten). Wieder im goldenen Licht des Tempelraumes wurden sie eingekleidet und die Äbtissin selbst reichte ihnen die Schwerter mit den Worten, die der Wappenspruch der Ordens werden sollten:

"Nur im unbestellten Feld reifen Hunger und Krieg."

Angbar im Ingerimm

Ein Stück aus bestem Stahl

Angbar im Ingerimm 1033 BF (bei der Angbarer Warenschau‘)

„Nora, was hältst Du von diesem Schwert, gefällt es Dir?“ Leobrecht nahm das schmucke Stück aus bestem Angbarer Stahl aus den Händen des Schmiedes und hielt es in Richtung seiner Tochter. „Nora, schau bitte hoch.“ Leonora war immer noch vertieft in ihr Buch.

Dieser schmunzelte freundlich, sie schaffte es immer, dass er ihr nicht böse sein konnte. Mit ihrem Charm wickelte sie ihn jedes Mal um den kleinen Finger. Leobrecht wandte seinen Blick erneut zum Schmied. „Wir nehmen es, es ist schick mit schönen Ziselierungen – sie wird es eh nur als Standessymbol nutzen. Bitte lasst es zum Haus Sirbensack, unserer Unterkunft, bringen.“

„Nora... LEONORA.“ Sie erschrak und fiel von dem Holzbalken auf den sie sich nieder gelassen hatte. Leobrecht reichte seiner Tochter die Hand und half ihr auf. „Wir sind nun fertig. Da Du jedoch kein Interesse an der Angbarer Warenschau zu haben scheinst, ist es besser, wenn wir wieder zur Herberge zurückkehren und morgen weiter nach Elenvina reisen, damit du dort deine Lehre an der Rechtsschule antreten kannst. Ich wollte eigentlich noch den Büchermarkt ansteuern, aber wo Du so ungern auf Märkte gehst...“ Leonora sprang auf, steckte ihr Buch über die Kaisersprüche Retos eilends in die Tasche, griff nach der Hand ihres Vaters und zog. „Nein, nein, nicht nach Elenvina. Lass uns zu den Büchern gehen, warum hast Du das nicht gleich gesagt.“ Sie stockte für einen Moment „Äh, wir müssen auch noch ein Schwert kaufen.“

Leobrecht küsste seine Tochter sanft auf die Stirn. „Alles schon erledigt. Und zum Büchermarkt geht es in die andere Richtung.“ Sie schlenderten die überfüllten Gassen entlang. Leobrecht war stets darauf bedacht, dass seine Geldkatze auch in seinem Besitz verbleiben sollte, als Leonora aufschrie. "Loslassen, das ist mein Beutel."

Mit vereinten Kräften, zogen sie an dem Schulterband, dieses zerriss und Leonoras Bücher verteilten sich auf dem Boden. Leobrecht dachte kurz darüber nach dem Dieb hinterherzurennen, doch in diesem Gewusel hatte das wenig Sinn, so dass er zu seiner Tochter zurückkehrte. Hastig sammelten sie ihre Werke ein, bei dem Gedränge wollten sie nicht zulange am Boden knien, sonst würden sie einfach überrannt werden.

Nach dem kurzen Aufreger setzten sie ihren Weg fort, als Leobrecht in die strahlenden Augen seiner Tochter blickte. Fasziniert - fast wie in Trance - schaute sie zu den aufgereihten Büchern. Sie hatten ihr Ziel erreicht.

Ein Buch in der Gasse

Erlan von Sindelsaum schlenderte entspannt durch den Trubel der Angbarer Warenmesse. Immer wieder blieb er stehen um sich die zahllosen Auslagen anzusehen. Viele Handwerker und Besucher der Messe grüßten freundlich, oder respektvoll. Immerhin war Erlan Baron über die angrenzenden Lande und seit seiner Ernennung zum Säckelmeister weilte er einen Gutteil des Jahres in Angbar, um seinen Amtsgeschäften nachzugehen. Während er durch das Gedränge schlenderte stellte er erfreut fest, dass ihm meist respektvoll Platz gemacht wurde und das obwohl er ohne großes Gefolge, oder protziges Gepränge in der Menge wandelte. Vor ein paar Jahren war das noch nicht der Fall gewesen. Vielleicht lag es aber auch an der Präsenz Gerwulfs. Der Andergaster Hüne hatte einen Außerkoscher Lümmel, der sich vor Erlan gedrängt hatte, mit einer schallenden Maulschelle und einigen harten Worten an seine Position in der Welt erinnert.
Nachdem sie sich die Auslagen zahlloser Waffenschmiede angesehen hatten und Erlan auch eine Reihe von Einkäufe getätigt hatte machten sie sich auf den Weg zum Büchermarkt. Sehr zur Freude von Lechdan, Erlans Leibdiener, würden die erworbenen Waffen und Rüstungsteile aber direkt zum Sindelhof gebracht werden. Der Büchermarkt war im Vergleich zu den übrigen Handwerkserzeugnissen reichlich klein, aber Erlan war immer darauf bedacht seine Bibliothek zu erweitern. Während er seinen Gedanken nachhing spürte er mit einem Mal eine ungewöhnliche Unebenheit auf dem Boden. Kurz schaute er auf den Boden und erkannte das er auf ein Buch getreten war. Sofort bückte er sich und hob den verdreckten Band auf. Schnell wischte er den Dreck zur Seite und las zu seiner Überraschung „Die Kaisersprüche Retos“. Was für ein Unglück diesen Band zu verlieren. Erlan schätze seine Ausgabe des Buches über alles und konnte fast alle Kaisersprüche auswendig. Wem wohl dieser Band gehörte? Erlan begann zu blättern und schon auf der zweiten Seite stieß er auf einen, mit zierlicher Handschrift geschriebenen, Namen. Leonora von Madrabrück stand dort geschrieben. Der Name sagte Erlan nichts. Musste sich wohl um Außerkoscher handeln. Er reichte das Buch an Lechdan weiter und setzte seinen Weg fort. Doch die Geschichte war für ihn noch nicht beendet.
Später am Tag, es war fast schon dunkel geworden, kehrte Erlan in den Sindelhof zurück. Dort rief er sein Gesinde und die Waffenknechte zusammen und schickte sie auf die Suche nach einer Dame von Stand, die auf den Namen Leonora von Madrabrück hörte. Und so kam es das Männer und Frauen in den Farben Sindelsaums in jeder Gaststätte und jeder Herberge nach Leonora fragten.
Schließlich war eine junge Waffenmagd am Haus Sirbensack angelangt, doch hier gab es nur eine Leonora von Ochs, wie einer der Diener wusste. Ob es doch die selbe Dame war? Die Waffenmagd beschloss es zu wagen. Vielleicht war sie ja mittlerweile verheiratet worden und hatte ihren Namen geändert. Als die Koscherin dann aber vor einem jungen Mädchen und ihrem misstrauischen Vater stand wurde sie wieder unsicher. Stockend berichtete sie warum sie geschickt worden war und das Leonora das Buch jederzeit beim Herrn Baron abholen könnte.
Da leuchteten die Augen des Mädchens auf und auch ihr Vater gab nach, als sie sofort aufbrechen wollte, um ihr Buch zurück zu bekommen.

Abends im Sindelhof

Mittlerweile war der Abend heran gebrochen und Fackeln und Laternen erleuchteten die Gassen Angbars. Als die kleine Gruppe beim Sindelhof, dem Stadthaus des Barons, angekommen waren wurden Leobrecht und Leonora sofort in ein gemütliches Kaminzimmer geleitet. Dort saß eine Gruppe von Männern und Frauen mittleren Alters zusammen und hielt ein Pläuschen. Humpen voller Angbarer Dunkel standen neben den Sesseln und die ein oder andere Pfeife glomm vor sich hin. Während die beiden Außerkoscher noch abwarteten erhob sich bereits Erlan und eilte mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu. Er war aufgrund seiner Kleidung nicht als Baron zu erkennen, aber die Ehrerbietung mit der die Waffenmagd mit ihm sprach deutete seinen Rang an.
Erlan lächelte freundlich, als er das Gespräch mit der Waffenmagd beendet hatte. Er schickte sie fort. „Seid mir herzlich willkommen. Ihr habt eine weite Reise auf euch genommen, um nach Angbar zu kommen. Ich bin Erlan von Sindelsaum. Seid meine Gäste.“ Dabei deutete er auf zwei leere Sessel. Das Gespräch der übrigen Anwesenden war derweil verstummt und alle Augen richteten sich auf die beiden Unbekannten. Nachdem Erlan die beiden Garetier vorgestellt hatte wirkten die Gesichter noch neugieriger.
„Ich habe wohl euer Buch gefunden.“ Sprach Erlan an Leonora gewandt.
„Ist es noch in Ordnung?“ Wollte das Mädchen aufgeregt finden.
„Aber sicher. Ich lasse es gerade holen. Ein spannendes Werk, dass du da liest.“
Leonora nickte eifrig. „Ja es ist mein Lieblingsbuch.“
Erlan lächelte erneut. „Es ist auch mein Lieblingsbuch. Trotz seines Alters finden sich immer wieder spannende Stellen! Aber sagt was treibt euch nach Angbar. Der Weg ist ja furchtbar weit.“
Während Diener die Neuankömmlinge bewirteten antwortete Leobrecht: „Ich begleite meine Tochter nach Elenvina. Dort soll sie am Rechtsseminar lernen.“
„Ist sie nicht noch etwas jung dafür?“ warf Erlan ein. „Die meisten Studenten sind dort deutlich älter.“
„Das mag stimmen.“ Gab Leobrecht zu „,aber das Kriegshandwerk liegt ihr nicht so Recht. Ihre Welt sind die Bücher. Sie hat ihren Pagendienst abgeleistet, aber eine Ritterin wird wohl nie aus ihr werden.“
Erlan musterte Leonora genau. Ihre klugen Augen blickten ihn interessiert an. So ganz schien ihr der Gedanke an Elenvina nicht zu behagen. „Wenn die Pagenzeit bereits vollbracht ist wäre es aber Schade auf halbem Wege aufzugeben und Bücher gibt es auch hier. Mein Großvater besitzt eine der bedeutendsten Bibliotheken im Kosch!“ Erlan war sichtlich stolz auf diesen Umstand. „Was haltet ihr davon das Rechtsseminar warten zu lassen und erst einmal die Knappschaft zu vollenden. Was ist denn selbst alter Adel ohne einen Ritterschlag? Ich selbst könnte eure Tochter ausbilden. Mit Büchern kenne ich mich allemal aus und auch an fähigen Schwertkämpfern soll es nicht fehlen.“
Leobrecht grübelte eine Weile „Sie ist wirklich noch sehr jung. Ich kenne euch kaum, aber wenn der Fürst des Kosch euch zu seinen engsten Beratern ernannt hat bin ich sicher, dass ihr ein ehrbarer Ritter seid. Ich nehme euer Angebot gerne an. Was sagst du Nora?“
Noras Augen leuchteten. Anstatt in ein langweiliges Rechtsseminar zu müssen würde sie noch ein paar unbeschwerte Jahre haben. Das zumindest vermutete sie.

Zu Gast in Sindelsaum

Die Dinge hatten sich geändert. Anstatt in den Hinterkosch zu reisen, führte ihr Weg von Angbar nach Sindelsaum. Die Kutsche des perricumer Reichsvogtes folgte den Pferden des koscher Barons und seines Gefolges, südwärts am Angbarer See entlang.

Sie ließen einen prächtigen Gutshof hinter sich, in dem wohl die Familie Stippwitz lebte. Die Landschaft war durchzogen von hügelzwergischer Kultur. Viel mehr, als es Leobrecht aus seiner Jugendzeit im Schlund gewohnt war, der für ihn immer seine Heimat war.

Die Felder schienen her sehr fruchtbar zu sein und auch große Beschädigungen, die überall Garetien nach dem Jahr des Feuers zeichneten schien es hier nicht zu geben. Leonora schaute aufgeregt aus der Kutsche, war dieses doch ihre neue Heimat. Zu ihrer Rechten erblickte Leobrecht, nach einigen Stunden Reise, eine stattliche Zwingburg, und musste sehr verwundert feststellen, dass dieses nicht ihr Ziel war.

Wenig später erreichte der Tross eine größeres Dorf, welches verträumt an einem Fluss lag. Das musste wohl die Sindel sein. Doch wo war nur die Burg des Barons? Leobrecht glaubte erst an eine Rast, als der Tross vor einem Hügelhaus anhielt, ein weitläufiges Hügelhaus zwar, aber immer noch ein Hügelhaus. Die Leobrecht und Leonora stiegen aus der Kutsche heraus und sahen bereits in die liebenswürdige Mimik des Barons Erlan von Sindelsaum, der ihnen freundlich sein zu Hause vorstellte. Leobrecht verzog keine Miene, auch wenn er selbstredend mit einer standesgemäßeren Unterkunft gerechnet hätte. Mit einem leichten Schmunzeln führte Erlan sie in sein Haus.

Erneut war Leobrecht überrascht. Wenngleich es sich doch um ein Hügelhaus handelte waren die Decken auf die Größe von Menschen eingerichtet. Die Sindelsaumer mussten das Haus also eigens errichtet haben. Während Erlan sie durch das haus führte und ihnen ihre gemütlichen Gästezimmer zeigte, musste Leobrecht stillschweigend zugestehn, dass es sich hier gut leben ließ. Einem Baron freilich gänzlich unangemessen, aber im Kosch lagen die Dinge natürlich anders.

Während sich Leobrecht noch in seinem Zimmer ausruhte und, im Sessel sitzend, den Blick aus dem Fenster genoß, begannen angenehme Düfte das Hügelhaus zu durchwehen. Das Gesinde musste wohl einen Kuchen backen. Leobrecht entschied, dass er Hunger hatte und machte sich auf die Suche nach der Küche. Auf dem Weg stieß er auf Leonora, die die Gerüche ebenfalls aus ihrem Zimmer gelockt hatten. "Nicht ganz wie die Alriksmark?" neckte Leobrecht seine Tochter. Diese nickte nur. Ihre Überraschung über die Residenz des Barons war noch nicht von ihr gewichen.

Endlich erreichten Vater und Tochter die Küche. Eine ganze Reihe von Menschen und Zwergen waren mit den Vorbereitungen für ein ausgedehntes Festmahl beschäftigt, aber auch Erlan war bereits hier und beobachtete einen Ofen mit Argusaugen. Als er seine beiden Gäste bemerkte winkte er sie herüber. "Ihr kommt gerade Recht. Der Käsekuchen ist fertig. Hoffentlich ist das neue Rezept aufgegangen." Leobrecht glaubte nicht richtig gehört zu haben. Hatte der Baron etwa den Kuchen selber gebacken?

Wenig später saßen Leobrecht und Leonora mit dem Baron und einigen Gefolgsleuten des Sindelsaumers zusammen. Leobrechts Verdacht hatte sich bestätigt. Erlan war tatsächlich ein begeisterter Bäcker und führte in diesem Moment ein Gespräch über Mürbeteig und das mit einem vierschröttigen einäugigen Ritter. Bei aller Verwunderung musste Leobrecht sich doch eingestehen, dass der Kuchen ausgezeichnet war. Hier ließ es sich wahrlich aushalten und seine Rückreise vertrug sicherlich ein paar Tage Aufschub.

Familiengespräche

An Korhilda von Sturmfels
 
 
 
 
Meine Liebste,


es war ein besonderes Erlebnis unserer Großen die Warenschau zu zeigen. Wie ich es erwartet hatte, taute sie erst auf, als wir zu hesindialen Werken gingen.

Sie ist wahrlich ein anderer Charakter, als ihr älterer Bruder, den ich kaum von den Schlachtfeldern abhalten kann.

Eigentlich wollten wir anschließend unsere Reise Richtung Elenvina fortsetzen. Doch es haben sich einige Änderungen in der Lebensplanung ergeben, die ich hoffe Du mir verzeist, diese ohne Absprache mit Dir in die Wege geleitet zu haben.

Wir lernten in Angbar den ehrenwerten Baron Erlan von Sindelsaum, den Säckelmeister des Koscher Fürsten, kennen. Seine Hochgeboren war wahrlich angetan von unserer Tochter, lag es wohl daran, dass sie ein Anhänger ebenjener Bücher ist, die auch er gerne favorisiert.

Lange Rede, kurzer Sinn wird Nora bei ihm eine Knappschaft antreten, auch wenn der Makel des Retoschen Neuadels auf ihm und seiner Familie liegt. Wenn ich auch meine, dass sie dort eher das Plätzchenbacken als das Kriegerhandwerk lernt, wird sie sicher behütet und geschützt weiter ausgebildet.

Ein Studium an dem Rechtsseminar steht meines Wissens auch nach einem erfolgtem Ritterschlag nichts im Wege.

Gleichfalls, was ich positiv betonen muss, ist sie nun in der Nähe der Stippwitz. Vielleicht ermöglicht mir dieses Einblicke in den Gedankengang des alten Krämers. Denn ich kann bis heute nicht beurteilen, in wiefern er Interesse an der Baronie Bärenau hegt, oder ob es sich nur um einen Freundschaftsdienst an seiner Enkelin handelt.



 
 
 
 
Auf ein baldiges Wiedersehen,
Leobrecht