Geschichten:Dornentriebe - Agonie und Hoffnung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:34 Uhr

Müde und erschöpft lehnte die Kriegerin an der Brüstung und blickte hinab in den Darpat. So nah an der Mündung war er breit und mächtig. Ein Sinnbild der Kraft und Macht mit der er sich hierher wälzte. Alles nahm er mit sich was sich ihm in den Weg stellte. Zuletzt das ehrgeizige Bauprojekt, aus denen ihr Bund den Namen hatte. Die Brücke zu Ehren St. Reshminas. Kritiker wagten es gar, die Existenz eben jener Heiligen anzuzweifeln. Besonders lautstark natürlich vor allem die heißspornigen Nebachoten. Alles was sie taten, war immer mit einer Vehemenz und Inbrunst, die fast bewundernswert wäre, wenn sie nicht dabei allzu oft fehl gingen, und in ihrem ersten Eifer oft mehr kaputt machten als das sie zu etwas nütze seien.

Aurel!!! Malina von Niederriet-Brendiltal seufzte tief auf und drehte sich um, um sich wieder auf den Weg in ihre Unterkunft zu machen. Ihre Suche nach ihm hier in der Reichsstadt war von Erfolg gekrönt gewesen. Ausgerechnet in der Gesellschaft dieser Selinde von Löwenhaupt-Berg war er in einer Taverne gewesen! Aus diesem Sündenpfuhl, den ihr Said genannt hatte, war sie ihm gefolgt und er hatte sich geradewegs nach Perricum gewandt. Die beiden waren derart im Gespräch vertieft gewesen, dass sie sie gar nicht bemerkt hatten.

Das ignorante Benehmen, obwohl sie nur 10 Schritt entfernt stand, als sie sich über eine neue Festivität in 3 Tagen unterhielten, war ihr zu viel geworden, und sie hatte sich fast hierher in die Korallengärten geflüchtet, um alleine zu sein und nachdenken zu können. Das Knirschen im Kies vor ihr ließ sie aufblicken. Frühen Dirnen oder Lustknaben wollte sie tunlichst aus dem Weg gehen. Die Dämmerung setzte bald ein, und wenn am Tag noch treue Pilger des Efferds hier wandelten, so traf man hier am Abend auf ganz anderes Gelichter.

Völlig überrascht nahm sie aber war, dass es keine andere als Selinde war, die ihr da aus einem Laubengang entgegen trat.
"Die Götter zum Gruße!" sprach sie sie unumwunden an, noch nicht ganz klar, was sie aus dieser Fügung machen sollte!
Die sonst ebenso lebenslustige wie redselige Vellbergerin erwiderte den Gruß lediglich mit einem knappen Kopfnicken und setzte sich dann kommentarlos neben Malina.
"Es wird kalt.", begann die Baronesse." Aber gegen die Kälte, die mich mehr und mehr umgibt, gibt es keinen Mantel, der dick genug wäre, mich davor zu schützen. Ich habe euch gesucht, Malina, nachdem ich euch vorhin in der Schänke gesehen hatte."
Fragend, doch ohne ein Wort zu sagen, schaute die Angesprochene Selinde an, die fortfuhr:
"Ihr sucht euren Gemahl, nicht wahr? Er - wie auch ich selbst - hat sich in ein Netz verfangen, dessen Schnüre nur schwer zu durchtrennen sind, Malina. Mit eurer Hilfe mag Aurel das aber gelingen, denn mit euch hat er offenbar jemanden, der ihm dabei helfen kann."
Malina wusste nicht, was sie mehr irritierte: die kryptische Aussage der Vellbergerin oder der völlig apathische und schicksalsergebene Eindruck, den sie auf die Reshminianerin machte, und der in völligem Kontrast zu ihrem sonst so selbstbewussten Auftreten stand. Auf eine Frage verzichtete die Feldrittmeisterin jedoch, da Selinde offenkundig noch nicht geendet hatte.
"Ob und wie ich mich selbst aus diesem Netz befreien werde, vermag ich jedoch nicht zu sagen. Das muss euch aber auch nicht bekümmern, denn ich habe mich gewissermaßen freiwillig darin einwickeln lassen und eher früher als später den Preis dafür zu bezahlen. Wie auch immer, am 7. Praios findet ab dem frühen Abend eine Feier" - Selinde spie dieses Wort geradezu aus - "auf einem Gutshof etwas außerhalb von Perricum statt. Dort werdet ihr euren Gemahl finden und hoffentlich retten können. Nehmt hierzu am besten einige verlässliche Gardisten mit, ihr werdet sie brauchen!"
Malina schaute die Baronesse völlig überrascht an, während diese ihr noch kurz den Weg zum Gut beschrieb, um dann lakonisch zu fragen: "Und was ist mit euch?"
"Ich muss meinen eigenen, vermutlich nur noch recht kurzen, Weg gehen und dabei noch etwas Wichtiges für mich klären und vermutlich erledigen." entgegnete die Vellbergerin enigmatisch. Abrupt erhob sie sich nach diesen Worten von ihrem Platz, nickte Malina zum Gruß kurz zu und verließ dann mit nachdenklicher Miene die Korallengärten.