Benutzer:Bega/Briefspiel in Perricum: Unterschied zwischen den Versionen

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Irian schritt mit Shelkor die langen, dunklen Gänge entlang. Sein Herz überschlug sich nahezu, denn Baron Al'Arik hatte in den Thronsaal geladen um etwas zu den neusten Entwicklungen in Herdentor kundzutun.  
 
Irian schritt mit Shelkor die langen, dunklen Gänge entlang. Sein Herz überschlug sich nahezu, denn Baron Al'Arik hatte in den Thronsaal geladen um etwas zu den neusten Entwicklungen in Herdentor kundzutun.  
  
Der Thronsaal, bewacht von zwei Kriegern der Zwillingsblutgardisten, war eingetauscht in diffuses, rötliches Licht. Die dunklen, fast schwarzen Wände spiegelten die kriegerische, Furcht einflößende Atmosphäre wieder, die für die Herrschaft von Korbaron Al'Arik so kennzeichnend war. Die meisten Anwesenden waren hochgerüstet, vereinzelt fanden Übungskämpfe mit dem Säbel oder mit den baren Fäusten statt. Das Gegröle nebachotischen Krieger erfüllte den ganzen Thronsaal.  
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Der Thronsaal, bewacht von zwei Kriegern der Zwillingsblutgardisten, war eingetaucht in diffuses, rötliches Licht. Die dunklen, fast schwarzen Wände spiegelten die kriegerische, Furcht einflößende Atmosphäre wieder, die für die Herrschaft von Korbaron Al'Arik so kennzeichnend war. Die meisten Anwesenden waren hochgerüstet, vereinzelt fanden Übungskämpfe mit dem Säbel oder mit den baren Fäusten statt. Das Gegröle nebachotischen Krieger erfüllte den ganzen Thronsaal.  
  
 
Am hinteren Ende des martialisch anmutenden Saals, saß Baron Al'Arik auf seinem Thron, der eigentlich mehr eine große Kisseninsel mit ausladender Lehne war. An seiner Seite sein Sohn und Erbe Tar, sowie Hofkaplan Radamir Ralasodt. In gebührenden Abstand hatte der Hofherold Fesalon von Waraqis Aufstellung bezogen. Kastellan Halimon von Zoll und Schatzmeister Raschadan Zifara hielten sich im Hintergrund auf.
 
Am hinteren Ende des martialisch anmutenden Saals, saß Baron Al'Arik auf seinem Thron, der eigentlich mehr eine große Kisseninsel mit ausladender Lehne war. An seiner Seite sein Sohn und Erbe Tar, sowie Hofkaplan Radamir Ralasodt. In gebührenden Abstand hatte der Hofherold Fesalon von Waraqis Aufstellung bezogen. Kastellan Halimon von Zoll und Schatzmeister Raschadan Zifara hielten sich im Hintergrund auf.
  
Mit Leidenschaft und Blutgier in den Augen verfolgte der Baron die Kämpfe seiner Krieger. Jeder Blutspritzer schien ihm eine korgefällige Freude zu sein. Doch als er genug von dem Treiben hatte, erhob er seinen rechte Faust und der Saal tauchte unmittelbar in eine nahezu greifbare Stille. Dem Gott des Blutes gefällige neunmal pochte der Korgeweihte mit seinem schwarzen Ritualspeer, der Kors heilige Waffe Razhashthar symbolisierte, auf den Steinboden. Gebannt versammelten sich Irian und Shelkor zu den anderen Kriegern vor dem Thron ihres Herrschers.  
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Mit Leidenschaft und Blutgier in den Augen verfolgte der Baron die Kämpfe seiner Krieger. Jeder Blutspritzer schien ihm eine korgefällige Freude zu sein. Doch als er genug von dem Treiben hatte, erhob er seinen rechte Faust und der Saal tauchte unmittelbar in eine nahezu greifbare Stille. Dem Gott des Blutes gefällige neunmal pochte der nahestehende Korgeweihte mit seinem schwarzen Ritualspeer, der Kors heilige Waffe Razhashthar symbolisierte, auf den Steinboden. Gebannt versammelten sich Irian und Shelkor zu den anderen Kriegern vor dem Thron ihres Herrschers.  
  
„Der Bastard des Nordens ist gefallen“, erhob der Baron mit kehliger Stimme das Wort, „mag er in den Augen seiner raulschen Kriecher auch noch am Leben sein, für uns Sohne Nebachots ist der tot.“  
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''„Der Bastard des Nordens ist gefallen“'', erhob der Baron mit kehliger Stimme das Wort in nebachotischem Tulamidya, ''„mag er in den Augen seiner raulschen Kriecher auch noch am Leben sein, für uns Söhne Nebachots ist der tot.“''
  
 
Unbändiger Jubel brach aus.
 
Unbändiger Jubel brach aus.
  
„Der Herr der Schlachten hat sich von dem Bastard abgewendet und ihm den ehrenhaften Tod in der Schlacht verwehrt. Es gibt keine größere Schande!“
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''„Der Herr der Schlachten hat sich von dem Bastard abgewendet und ihm den ehrenhaften Tod in der Schlacht verwehrt. Es gibt keine größere Schande!“''
  
 
Wieder kannte der Jubel keine Grenzen.
 
Wieder kannte der Jubel keine Grenzen.
  
„Der gnadenlose Herr gebiete uns, diesen Unwerten aus den Annalen unseres Volkes zu tilgen. Niemals soll sein Name Einzug in unsere heilige Halle der Ahnen finden.“
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''„Der gnadenlose Herr gebietet uns, diesen Unwerten aus den Annalen unseres Volkes zu tilgen. Niemals soll sein Name Einzug in unsere heilige Halle der Ahnen finden.“''
  
 
Die geifernde Menge überschlug sich nahezu.  
 
Die geifernde Menge überschlug sich nahezu.  
  
„Wir werden durch das Blut des Weibes waten, das sich anmaßt im Namen der einst ehrwürdigen Beshir a Danal zu sprechen.“
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''„Wir werden durch das Blut des Weibes waten, das sich anmaßt im Namen der einst ehrwürdigen Beshir a Danal zu sprechen.“''
  
 
Der Schmerz über die Worte des Barons von Sebarin saß tief. Doch hatte er Recht, nunmehr war es Eslams Hure die die Fäden seiner Familie zog.
 
Der Schmerz über die Worte des Barons von Sebarin saß tief. Doch hatte er Recht, nunmehr war es Eslams Hure die die Fäden seiner Familie zog.
  
„An meinem Hof weilt einer der letzten ehrenhaften Beshir a Danal und es ist nun an der Zeit das wir ihm die Ehre zukommen lassen die ihm durch sein Blut gebührt. Auf das er den Söhnen Nebachots auf dem Thron des Tals der Pferde wieder zu neuer Glorie verhelfen werde. Aus diesem Grunde werde ich diesem stolzen Beshir a Danal meine Nichte zur Frau geben. Unser vereintes Blut wird in den altehrwürdigen Mauern von Besh hassal Ammay shar herrschen, von jetzt bis immer da!“
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''„An meinem Hof weilt einer der letzten ehrenhaften Beshir a Danal und es ist nun an der Zeit das wir ihm die Ehre zukommen lassen die ihm durch sein Blut gebührt. Auf das er den Söhnen Nebachots auf dem Thron des Tals der Pferde wieder zu neuer Glorie verhelfen werde. Aus diesem Grunde werde ich diesem stolzen Beshir a Danal meine Nichte zur Frau geben. Unser vereintes Blut wird in den altehrwürdigen Mauern von Besh hassal Ammay shar herrschen, von jetzt bis immer da!“''
  
 
Irian nahm die ihn anstarrende, grölende Menge nicht mehr wahr. Er fühlte sich tief beglückt über die Ehrerbietung, die ihm durch Al'Arik zuteil wurde.
 
Irian nahm die ihn anstarrende, grölende Menge nicht mehr wahr. Er fühlte sich tief beglückt über die Ehrerbietung, die ihm durch Al'Arik zuteil wurde.
  
 
Kor gefällige neunmal pochte der Geweihte des Blutigen mit seinem schwarzen Speer auf den Boden und das zweiflügelige Tor öffnete sich. Irian und Shelkor schauten irritiert nach hinten und hörten dumpf die Worte des Heroldes.
 
Kor gefällige neunmal pochte der Geweihte des Blutigen mit seinem schwarzen Speer auf den Boden und das zweiflügelige Tor öffnete sich. Irian und Shelkor schauten irritiert nach hinten und hörten dumpf die Worte des Heroldes.
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„Kor gibt euch D'arian han Beshir'a Danal, Enkel des große Eslam und zukünftiger Herrscher des Tals der Pferde.“''
  
„Kor gibt euch D'arian han Beshir'a Danal, Enkel des große Eslam und zukünftiger Herrscher des Tals der Pferde.
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Irian glaubte zu taumeln. Darian? Der Sohn des Säufers Aurel? Welch Schmach. Shelkor führte den innerlich brodelnden Irian schnellstmöglich aus dem Thronsaal, doch Irians Kampfgeist war geweckt, er würde sich nicht von einem achtjährigen Jungen um den ihm zustehenden Thron bringen. Niemals!
  
Irian glaubte zu taumeln. Darian? Der Sohn des Säufers Aurel? Welch Schmach. Shelkor führte den innerlich brodelnden Irian schnellstmöglich aus dem Thronsaal, doch Irians Kampfgeist war geweckt, er würde sich nicht von einem achtjährigen Jungen um den ihm zustehenden Thron bringen. Niemals!
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Währendessen galten die Blicke des Sebariner Barons Al'Arik der Szenerie, die er genau beobachtete, denn er hatte sie gemacht und alle hatten angebissen.
  
  

Version vom 5. Mai 2019, 21:09 Uhr

Eine Knappin für einen Knappen

Eine Knappin für einen Knappen — Briefspielreihe

Abberufen

Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Boron 1042 BF:

Nandrian von Altmark saß an seinem Schreibtisch und sah die Korrespondenz des Barons durch. Bittsteller, Gratulanten, Schmeichler – der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt wurde umgarnt und das nicht zu knapp.

Der unscheinbare Meister der Schreibstube überflog die Briefe und ordnete sie penibel nach Wichtigkeit. Der Baron hasste es mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Ein gesiegelter Brief fiel ihm dabei ins Auge – es war das Siegel von der Junkerin von Darren-Ulah, der Tante des Barons. Nandrian überflog die Zeilen immer und immer wieder, denn so richtig glauben mochte er den Inhalt nicht.

In diesem Moment stürmte der Baron mit seinen beiden Hausrittern Ramin und Hamedan herein. Alle drei wirkten ausgelassen, geradezu neckisch. Bestimmt kamen sie gerade von ihrem morgendlichen Ausritt zurück. Und ja, die schmutzige Kleidung der der jungen Männer bestätigte seine Annahme.

„Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?“ Thorondir breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.“

„Ja, es gibt nichts schöneres als den Tag mit einem wilden Ausritt zu beginnen“, stimmte Hamedan mit ein, während Ramin zustimmend nickte.

„Ah mein guter Nandrian, wie immer schon fleißig.“ Thorondirs Blick fiel auf die Stapel auf dem Schreibtisch.

„Ich habe Eure Korrespondenz wie immer nach Wichtigkeit geordnet“, antwortete der Schreiberling pflichtbewusst. „Dieses Schriftstück dürfte Euch besonders interessieren.“ Nandrian übergab dem Baron das Schreiben von dessen Tante.

„Ah, was will meine verehrte Tante denn nun wieder?“ Die Worte des Barons hatten einen deutlich ironischen Unterton.

„Kurz gesagt, sie bittet um Entlassung von ihren Ämtern als Zeugmeisterin und Hofkaplanin, sowie der Entbindung von ihren Pflichten als Junkerin von Darren-Ulah.“

Ramin schaute ungläubig erst zu Hamedan und dann zu Throndir. „Sie will was? Nach all den Scherereien dir wir darum hatten?“

„Was ist ihre Begründung?“, wollte Hamedan wissen.

„Der Ruf ihrer Kirche. Die Leuin schickt sie in den Sturmwächter-Tempel in den Wall. Zur Einkehr und Besinnung auf die Tugenden Rondras, wie es heißt. Weltliche Ämter wären in diesen Zeiten nur Ballast den es sich zu entledigen gilt.“ Nandrian schaute in die Runde.

„Aber sie hat doch so für weltlichen Einfluss hier gekämpft – auch gegen dich Thorondir.“ Hamedan konnte es immer noch nicht glauben.

„Ja und sie hat verloren und sich davon nie erholt.“, fügte Ramin hinzu.

„Dann kam noch der Sternenfall, Haffax … .“

„Mein Herr“, der Meister der Schreibstube räusperte sich, „nun ist es an Euch einen neuen Junker für das nun vakante Lehen Eurer Tante zu berufen. Ihre Kinder kommen nicht in Frage, da das eine tot und das andere ebenfalls im Schoß der Kirche verbleiben soll. Wenn ich einen Denkanstoß geben darf, Viburn von Aarenhaupt verwaltet das Lehen bereits erfolgreich seit Jahren an Eurer Tantes statt.“

„Ja, der Aarenhaupt, ein loyaler Mann.“, murmelte Thorondir vor sich hin und die aufmüpfige sog. Liga würde es auch beruhigen, dachte er kurz. „Ein guter … Denkanstoß … mein guter Nandrian. Doch ich habe mich bereits anders entschieden. Ramin, hiermit ernenne ich dich zum neuen Junker von Darren-Ulah. Knie nieder und leiste mir den Eid!“

Der Angesprochene blickte seinen Herren beinahe erschrocken mit großen Augen an und fiel sogleich ergeben vor ihm auf die Knie.


Autor: Bega

Im Tal der Pferde

Ort: Baronie Herdentor

Zeitleiste wichtige Ereignisse

  • Anfang Praios 1041 BF - Martok beim Turnier in Gareth
  • Praios 1041 BF - Wulfhelm und die Familie regeln hinter den Kulissen Verlobungen etc.
  • Praios/Rondra 1041 BF - Entführung Darian von Brendiltal durch den Korbrunner (öffentliche Bekanntwerdung erst gegen Boron)
  • Ende Travia 1041 BF - Martoks Prozession und "Erleuchtung".
  • Anfang Boron 1041 BF - Beginnende Krise in Herdentor, wegen "Abwesenheit" Martoks, laute Ansprüchen Darians, Aurels und Irians II. auf Herdentor
  • Ende Boron 1041 BF - Treffen der Frauen in Haselhain (Bündnisse werden angegangen)
  • Mitte/Ende Hesinde 1041 BF - Tod Wulfhelm von Sturmfels
  • Ende Hesinde 1041 BF - Irian II. von Brendiltal muss Handeln und setzt einen Brief auf (an wen? Sulamith?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Herdentorer Hof ist gelähmt, Sebarin rasselt mit den Säbeln und die aranische Brut lächzt (Roschane zieht sich zurück?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Ein Treffen in Dreitempelhof wird organisiert.
  • Anfang Firun 1041 BF - Treffen in Dreitempelhof? (Sulamith, Mara, Roschane)
  • Ende Tsa 1041 BF - Dreitempler-Orden wird gegründet
  • Mitte/Ende Peraine 1041 BF - Kollegseröffnung und Malmerzusammenkunft

Sonnendämmerung

Gerüchte am Markgrafenhof

Schloss Perringrund, Sitz des Markgräflichen Hofes zu Perricum, Anfang Tsa 1041 BF:

Die weitreichenden Stallungen für die Reittiere der Höflinge waren wie immer in einem sehr guten Zustand. So, als würde eine Inspektion des Markgrafen persönlich anstehen. Aber so war Brendtil von Turatal, der Stallmeister von Schloss Perringrund. Er liebte 'seine' Pferde und hegte und pflegte sie wo er nur konnte. Das wusste auch Irian von Brendiltal nur allzu gut.

Der 30 Sommer zählende Nebachote mit Glatze und Dreitagebart schlenderte den langen Gang des Stalls entlang. Rechts und links von Pferdeboxen gesäumt. In einen der Boxen fand er schließlich den Stallmeister.

„Brendil, alter Freund, natürlich finde ich dich hier.“ Die Begrüßung der beiden ungleichen Nebachoten fiel freundlich aus. Beide kannten sich schon seit vielen Jahren, sahen sich aber denkbar selten dieser Tage. „Da ich weiß wie sehr du auf Rösser stehst, habe ich keine Kosten und Mühen gescheut und dir das hier mitgebracht.“ Irian übergab dem Stallmeister ein paar Skripte.

„Ah über die Zucht der Shadif, hab Dank!“, entgegnete Brendil sichtlich erfreut. „Ich schau gleich mal nach meiner Geldkatz.“

„Ach wo, nicht nötig“, winkte Irian gönnerhaft ab, „ist ein Geschenk.“

„Wie komme ich denn zu der Ehre?“ fragte der Stallmeister etwas überrascht.

„Für einen alten Freund, denn diese sind unserer Tage kostbar.“ Irian lächelte breit. „Erzähle mir vom Leben am Hof. Ich bekomme doch in der Abgeschiedenheit Sebarins nicht wirklich was mit.“

„Du weißt doch ich schere mich nicht um die Spielereien der Hofschranzen.“ Brendil griff wieder zu seiner Schaufel um den Pferdemist aufzusammeln, selbst das tat er selbst.

„Na, irgendwas wirst du doch bestimmt gehört haben, mein Freund!“ Das Grinsen Irians verhärtete sich zu einer Fratze.

„Die alte Misha aus der Küche hat mir erzählt, dass bald eine hochadlige Knappin aus dem Garetischen eintreffen soll.“

„So?“

„Ja eine aus dem Kaiserhaus … ne aus Maraskan oder so. Eine Sanzerforst. Sie soll wohl gut reiten können.“

„Davon bin ich überzeugt.“ In Irians Augen blitze unaussprechliche Gier auf. „Aber das ist für mich nicht weiter wichtig. Was hast du noch gehört? Was zu Brendiltal … ich meine Herdentor?“ Irian spie die letzten Worte förmlich aus.

„Ah, du meinst die Verblendung des großen Martok. Man ist am Hof nicht glücklich über die neusten Entwicklungen … nun da auch noch der alte Sturmfels zu Boron gefahren ist.“

„Ja ja, die Martok-Linie hat sich als unfähig erwiesen den Norden Brendiltals zu beherrschen. Es wird Zeit das zu ändern, sonst reißt Eslams Hure noch unsere ganze Familie mit in den Abgrund.“

„Der Markgraf wird schon das richtige tun“, antwortete der Stallmeister lakonisch und schippte weiter fleißig Pferdescheiße.

„Ja sicher, der Markgraf … .“

Als der Stallmeister das nächste Mal aufblickte, war sein Gesprächspartner bereits verschwunden.


Autor: Bega

Drei Frauen in Dreitempelhof

Dorf Dreitempelhof, Baronie Herdentor, Anfang Tsa 1041 BF:

Der Ort bildete in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit in der Markgrafschaft. Zum einen, weil es keine gewöhnliche Siedlung war, sondern vielmehr eine Art kleine Tempelstadt der drei lieblichen Schwestern, dem wohl nur Rashia'Hal das Wasser reichen konnte. Zum anderen, war das Fehlen von Leibeigenen bemerkenswert. Einzig freie Bauern und Handwerker lebten hier und bewirtschafteten ihr eigenes, oder das vom Tempel gepachtete Land. Die Bewohner waren freundlich, Fremden gegenüber aufgeschlossen und fleißig. Die Güte der göttlichen Schwestern stand ihnen zu Gesicht geschrieben, wie die anderen Herdentorer über die Dreitempelhofer zu sagen pflegten.

An einem Tage im Firun begab es sich, dass drei Frauen edlen Geblüts den Tempelkomplex betraten. Die Erste, vorsichtig, gar ängstlich im Gang, schritt durch die Halle der gütigen Peraine; die Zweite, schwungvoll und entschlossen, durchquerte die Halle der lieblichen Rahja; während die Dritte erhaben und stolz, die Halle der Tsa in Richtung des zentralen Kuppelgewölbes durchschritt. Eine jede edle Dame hielt vor dem jeweiligen Altären der drei Göttinnen inne und die ein oder andere mochte ein kurzes Gebet gesprochen haben.

Vor dem Altar der ewig wandelbaren Tsa kamen die drei Frauen schließlich zusammen.

„Warum bin ich hier?“, die schneidige Stimme Sulamiths durchbrach die Stille.

„Herdentor steht am Scheideweg. Mein Sohn wird auf absehbare Zeit nicht aus Praiseneck zurückkehren. Mein Vater ist tot. Unsere Feinde stehen bereit uns zu zerfleischen.“ Maras Stimme wirkte ernst.

„Ihr habt Angst um Eure Macht“, Sulamith funkelte die Baronsmutter vielsagend an. „Ihr habt Angst, das der Sebariner Eure Enkel abschlachtet, nun, da Eurer Sohn 'indisponiert' ist.“ Bei den Worten zuckte Roschane unwillkürlich zusammen.

„Wer sagt Euch denn, dass ich nicht auch den Sturz Eures Blutes will?“, fügte Sulamith kalt lächelnd hinzu.

„Der Sebariner wird auch vor Euch nicht haltmachen, wenn er erst mal meine Kinder … .“ Roschanes leise Stimme erstickte förmlich an den ausgesprochenen Worten. Der Gedanke war zu grausam.

„Der Sebariner ist ein größeres Übel für Euch und das ist Euch auch klar.“ Die Stimme Maras klang fester und durchdringlicher als von Sulamith erwartet.

„Angenommen ich würde nicht auch Euren Sturz wollen – zumindest jetzt nicht - was schlagt Ihr mir vor?“

„Lasst uns gemeinsam, wie die drei lieblichen Schwestern, zusammenstehen und Herdentor vor dem Untergang verteidigen.“ Maras Worte klangen beschwörend.

„Ganz selbstlos? Wie die lieblichen Schwestern?“ Sulamiths klang fordernd.

„Ihr bekommt meinen Sohn!“, platze es aus Roschane heraus, während sich Sulamith und Mara überrascht anschauten. „Das Haus Aimar-Gor wird die Gemahlin des Thronfolgers stellen und somit weitreichenden Einfluss auf die Geschicke Herdentors nehmen können.“

„Ihr bietet mir Euren Sohn um an der Macht zu bleiben – welch sonderbare Wendung. Doch ist dies nur die Offerte der Pfiffenstock, wie stehen die stürmischen Brendiltal zu dem Vorschlag?“ Wie eine Spinne im Netz lag Sulamith auf der Lauer.

„So wie es Roschane sagt!“ Maras Stimme klang bestimmt, auch wenn dies nicht ihr ursprnglicher Plan war - sie hatte keinen. „Yaron wird eine Aimar-Gor ehelichen und Euch die Türen zu mehr Macht öffnen.“

„Nun, verehrte Damen, dann werden wir wohl nun zusammen für das Wohl Herdentors streiten. Die Einzelheiten unserer Abmachung werden wir dann an einem weniger öffentlichen Ort festlegen.“ Sulamith blickte zufrieden in die Gesichter der beiden anderen Damen. Auch Roschane wirkte erleichtert. Doch Mara beschlich das dumpfe Gefühl, soeben das Ende ihrer Blutlinie besiegelt zu haben, doch hatte sie keine andere Wahl. Sie würde versuchen den Griff des aranischen Malmers nicht zu fest werden zu lassen.

So verließ eine jede der edlen Damen den Tempel wieder und der Bund der drei Frauen von Dreitempelhof war somit geschlossen.


Autor: Bega

Schwarze Audienz in Altentreu

Wehrschloss Altentreu, Baronie Sebarin, Peraine 1041 BF:

Irian schritt mit Shelkor die langen, dunklen Gänge entlang. Sein Herz überschlug sich nahezu, denn Baron Al'Arik hatte in den Thronsaal geladen um etwas zu den neusten Entwicklungen in Herdentor kundzutun.

Der Thronsaal, bewacht von zwei Kriegern der Zwillingsblutgardisten, war eingetaucht in diffuses, rötliches Licht. Die dunklen, fast schwarzen Wände spiegelten die kriegerische, Furcht einflößende Atmosphäre wieder, die für die Herrschaft von Korbaron Al'Arik so kennzeichnend war. Die meisten Anwesenden waren hochgerüstet, vereinzelt fanden Übungskämpfe mit dem Säbel oder mit den baren Fäusten statt. Das Gegröle nebachotischen Krieger erfüllte den ganzen Thronsaal.

Am hinteren Ende des martialisch anmutenden Saals, saß Baron Al'Arik auf seinem Thron, der eigentlich mehr eine große Kisseninsel mit ausladender Lehne war. An seiner Seite sein Sohn und Erbe Tar, sowie Hofkaplan Radamir Ralasodt. In gebührenden Abstand hatte der Hofherold Fesalon von Waraqis Aufstellung bezogen. Kastellan Halimon von Zoll und Schatzmeister Raschadan Zifara hielten sich im Hintergrund auf.

Mit Leidenschaft und Blutgier in den Augen verfolgte der Baron die Kämpfe seiner Krieger. Jeder Blutspritzer schien ihm eine korgefällige Freude zu sein. Doch als er genug von dem Treiben hatte, erhob er seinen rechte Faust und der Saal tauchte unmittelbar in eine nahezu greifbare Stille. Dem Gott des Blutes gefällige neunmal pochte der nahestehende Korgeweihte mit seinem schwarzen Ritualspeer, der Kors heilige Waffe Razhashthar symbolisierte, auf den Steinboden. Gebannt versammelten sich Irian und Shelkor zu den anderen Kriegern vor dem Thron ihres Herrschers.

„Der Bastard des Nordens ist gefallen“, erhob der Baron mit kehliger Stimme das Wort in nebachotischem Tulamidya, „mag er in den Augen seiner raulschen Kriecher auch noch am Leben sein, für uns Söhne Nebachots ist der tot.“

Unbändiger Jubel brach aus.

„Der Herr der Schlachten hat sich von dem Bastard abgewendet und ihm den ehrenhaften Tod in der Schlacht verwehrt. Es gibt keine größere Schande!“

Wieder kannte der Jubel keine Grenzen.

„Der gnadenlose Herr gebietet uns, diesen Unwerten aus den Annalen unseres Volkes zu tilgen. Niemals soll sein Name Einzug in unsere heilige Halle der Ahnen finden.“

Die geifernde Menge überschlug sich nahezu.

„Wir werden durch das Blut des Weibes waten, das sich anmaßt im Namen der einst ehrwürdigen Beshir a Danal zu sprechen.“

Der Schmerz über die Worte des Barons von Sebarin saß tief. Doch hatte er Recht, nunmehr war es Eslams Hure die die Fäden seiner Familie zog.

„An meinem Hof weilt einer der letzten ehrenhaften Beshir a Danal und es ist nun an der Zeit das wir ihm die Ehre zukommen lassen die ihm durch sein Blut gebührt. Auf das er den Söhnen Nebachots auf dem Thron des Tals der Pferde wieder zu neuer Glorie verhelfen werde. Aus diesem Grunde werde ich diesem stolzen Beshir a Danal meine Nichte zur Frau geben. Unser vereintes Blut wird in den altehrwürdigen Mauern von Besh hassal Ammay shar herrschen, von jetzt bis immer da!“

Irian nahm die ihn anstarrende, grölende Menge nicht mehr wahr. Er fühlte sich tief beglückt über die Ehrerbietung, die ihm durch Al'Arik zuteil wurde.

Kor gefällige neunmal pochte der Geweihte des Blutigen mit seinem schwarzen Speer auf den Boden und das zweiflügelige Tor öffnete sich. Irian und Shelkor schauten irritiert nach hinten und hörten dumpf die Worte des Heroldes. „Kor gibt euch D'arian han Beshir'a Danal, Enkel des große Eslam und zukünftiger Herrscher des Tals der Pferde.“

Irian glaubte zu taumeln. Darian? Der Sohn des Säufers Aurel? Welch Schmach. Shelkor führte den innerlich brodelnden Irian schnellstmöglich aus dem Thronsaal, doch Irians Kampfgeist war geweckt, er würde sich nicht von einem achtjährigen Jungen um den ihm zustehenden Thron bringen. Niemals!

Währendessen galten die Blicke des Sebariner Barons Al'Arik der Szenerie, die er genau beobachtete, denn er hatte sie gemacht und alle hatten angebissen.


Autor: Bega

Blutrache am Irianssee

Markt Altersbach, Baronie Sebarin, Peraine 1041 BF:

Aurel trat schwankend vor das Gasthaus 'Zum schwarzen Mantikor'. Wenige Augenblicke später folgenden seine Saufkumpane nicht weniger mit ihrem Gleichgewicht kämpfend. Wie so oft war der Nebachote mit ebenso haltlosen und nichtsnutzigen Männern wie er einer war durch die dunklen und zwielichtigen Gasthäuser des nahegelegenen Marktflecken gezogen um seinen Durst zu stillen. Und Durst hatte er immer reichlich. Zwar hatte Aurel seinen Sohn nun wieder, doch wurde dieser von ihm ferngehalten. Der Baron wollte nicht diesen Säufer um sein neues Spielzeug haben. So gab sich der Sohn Eslams noch mehr dem Trunk hin als ohnehin schon. Denn er wusste nur zu genau, dass ihn Al'Arik nur in Sebarin duldete, weil er durch ihn Zugriff auf den Enkel Eslams hatte und so ein nicht zu unterschätzendes Pfand gegen die brendiltaler Bastardlinie in Herdentor in den Händen hielt. Doch würde er dem Baron überdrüssig werden, wäre das wohl sein sicherer Tod.

So schwankten Aurel und seien Meute johlend und pöbelnd durch die Gassen von Altersbach - oder Al'Taba, wie die Nebachoten den Ort nannten - ein jeder mit einem Humpen oder einem Krug in der Hand, gefüllt mit Bier, Wein oder Schnaps. Die Straße führte gen Praios aus dem Hauptort der Baronie rechter Hand am Iranssee vorbei. Am Wegkreuz Richtung Altentreu hielt Aurel inne, er musste das Getrunkene wieder loswerden. So wankte er in Richtung eines Busches und öffnete umständlich seine Hose. Der sich nun lösende Druck auf seine Blase war für ihn wie eine Erlösung. Er konnte ja nicht ahnen, dass die Endgültige bereits auf dem Fuße folgte. Als Aurel von seinen Kreise zeichnenden Strahl aufsah, blickte er in die kalten Augen eines Mannes. Es bedurfte nur wenige Augenblicke und Aurel lag danieder gestreckt im eigenen Blute. Seinen Saufkumpanen sollte es nicht besser ergehen.

Am Horizont ging blutrot die Sonne auf und läutete den neuen Tag ein. Es sollte ein blutiger werden, denn die Mörder hatten ihr Werk noch nicht gänzlich vollbracht.



Trenner Perricum.svg


Wehrschloss Altentreu, Baronie Sebarin, Peraine 1041 BF:

Donnernd knallte die schwere Tür zum Thronsaal auf. Eine Person mit schweren, blutverschmierten Stiefeln und zwei nicht weniger blutigen Bündeln in der Hand, bahnte sich den Weg durch die schweigende Menge der Nebachotenkrieger. Vor dem Thron kam die Person zum stehen. Triumphierend reckte der Nebachote den einen abgeschlagenen Kopf in die Höhe.

„Ihr wolltet ein Kind mir vorziehen? Hier habt ihr es!“

Mit diesen Worten warf Irian den Kopf vor den Thron. Die leeren, ausdruckslosen Augen des jungen Darian starrten Baron Al'Arik an. Der zweite Kopf war der von Darians Vater Aurel. Gebannt warteten die anwesenden Krieger auf die Reaktion ihres Herrn.

„Dein Wille zur Macht ist groß. Wie mir scheint, ist es für die tief gefallenen Beshir a Danal noch nicht zu spät. Trinkt mit uns, Irian han Beshir'a Danal, Herr von Besh hassal Ammay shar und Oberhaupt der Beshir a Danal! Die Unterstützung der Kur'barun sei dir gewiss!“


Autor: Bega

Einschätzungen aus Efferdsblick

Begegnungen in Marschenhof

Gut Marschenhof, Sitz des Markgräflichen Hofes zu Perricum, Peraine1041 BF:

Die Gästeschah sammelte sich in der prunkvollen Eingangshalle des Marschenhofes. Statuen und so manches Kleinod aus verschiedenen historischen Epochen Perricums säumten die Halle. Ein großes Wandmosaik zeigte eine silberne Krone auf schwarzem Grund und verdeutlichte den Anwesenden wer hier das Sagen hatte – das Haus Paligan.

Landvögtin Maia von Perricum lud nun schon zum zweiten Male den Adel der Perrinmarschen und der näheren Umgebung zum 'fröhlichen Feste zur Huldigung des neugeborenen Frühlings'. Auch Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor war aus dem benachbarten Reichsgard angereist und mit ihr ihre kopfstarke Entourage. So begleiteten die Landjunkerin ihre beiden Hofdamen Yaela von Rabenstock und Mira von Waraqis, sowie ihre Zofe Yandora von Zolipantessa. Auch der alternde Gelehrte Menning Barûn-Bari, sein Schüler Toran und der Gesellschafter Cassim von Agur waren mit von der Partie. Möchte der Hof der Landvögtin auch kein Ort für nüchterne Karrieristen sein - denn Maia umgab sich viel lieber mit Künstlern, Musikanten und Poeten – so schien es Sulamith angebracht zu sein das Umfeld der Schwester des Markgrafen im Auge zu behalten. Denn man konnte es drehen und wenden wie man mochte, Maia war allein schon ob ihrer Geburt und ihrer Stellung eine der einflussreichsten Adligen der Kulturlande. Dafür verließ sogar Sulamith die Bequemlichkeiten ihres Palastes – zumal er nur wenige Meilen vom Marschenhof entfernt lag.

Wie erwartet waren alle üblichen Verdächtigen angereist. Junker Welferich von Rabicum, Junkerin Drigelfa von Quittenstein, beide in gegenseitiger Abneigung zueinander vereint, würdigten sich keines Blickes. Leodane von Firunslicht-Bleichkraut war in Vertretung ihres am Arvepass weilenden Gemahls aus Matlakur angereist. Junkerin Samaria von Efferdsand hielt wie gewohnt mit festen Blick die ganze Szenerie im Auge, stets bereit jeden aufkommenden Zwist schon im Keim zu ersticken. Die Edlen Astaran von Pfiffenstock und Riman von Greifenwacht hielten sich derweil im Hintergrund. Auch waren Vertreter der Familie Zackenberg und des darpatischen Hauses Sturmfels zugegen – ein bemerkenswertes Detail am Rande, wie Sulamith empfand. Des weiteren waren erstaunlich viele Niederadlige anwesend, deren Familien von den Paligans profitiert hatten.

Das Stimmengewirr ebbte schlagartig ab als die Hausherrin in fließenden Bewegungen die imposante, freitragende Treppe hinab schritt. Die alterslos hübsche Landvögtin wurde dabei von zwei ihrer Hausritter – dem Rosenritter Holdwin von Drosselpfort, der auch gleichzeitig ihr Liebhaber war, und dem Lilienritter Leto von Sandern – sowie ihrem Sohn Etilian begleitet. Auf halber Höhe hielt Maia von Perricum inne und begrüßte die Anwesenden in ausschweifenden und blumigen Worten. Nach der Begrüßung zog es Sulamith und die ihren in den weitläufigen Park. Allerorten spielten Musikanten, zeigten Gaukler und andere Künstler ihr Können und versuchten die Gäste der Landvögtin bestmöglich zu unterhalten. Poeten trugen ihre Verse vor und hier und da trafen sich Gelehrten zum philosophischen Austausch.

So suchte ein jeder nach seiner Art der Unterhaltung. Meister Mennig und der junge Toran mischten sich sogleich unter das gebildetere Adelsvolk und suchten so nach Hesinde gefälliger Zerstreuung, während sich Cassim in einem anregenden Plausch mit der hiesigen Kämmerin Ranara von Efferdsand wiederfand. Sulamith beobachte derweil die Szenerie bis ihr Blick an einer Person hängenblieb die sie hier nicht erwartet hatte. Auch Mira schien ebenso überrascht wie irritiert.

„Herrin ist das dort drüben nicht … .“

„Ja, Irian von Brendiltal“, beendete Sulamith den Satz ihre Hofdame.

„Ich dachte der wäre im Exil in Sebarin da er sich doch mit dem Bastard-Baron überworfen hatte.“

„Der Bastard sitzt verblendet in Praiseneck, keiner hat mehr Angst vor ihm. Daher traut sich jetzt auch diese Ratte von Irian aus ihrem Loch.“ Verachtung lag in der Stimme der Aimar-Gor. Mira konnte jedoch nicht deuten ob die Martok oder Irian galt – oder gar beiden.

„Wer ist dieser junge Mann neben ihm?“

„Der junge Marix.“

„Die gefallenen Al'Anfaner?“

„Die mögen zwar ihren Ratssitz verloren haben, aber unterschätze sie nicht mein Kind.“

„Oh der Brendiltaler schaut zu uns herüber und er … nickt grüßend mit dem Kopf. Was will der?“

„Irgendwelche Spielereien der Sebariner, das soll uns nicht weiter kümmern.“ Sulamith wandte sich ab und der Hoflieferantin aus dem Handelshaus Feqzaïl zu „Ah Ayla meine Gute, schön dich zu sehen, wie laufen die Geschäfte?“

„Meine beste Sulamith, für unsereins ist es hier wie in Phex alveranischer Schatzkammer. Die Höflinge gieren nach Luxus.“ Die Stimme der Händlerin mit der prägnanten Hakennase und der asketischen Gestalt überschlug sich förmlich.

„Was wohl auch die Anwesenheit des Silbaran aus der Reichsstadt erklärt“, Sulamith schmunzelte vielsagend. „Welch gegenseitig befruchtende Verbindung ihr doch eingegangen seid.“

„Woher die hohen Herren ihr Gold haben, soll mit einerlei sei – ob nun selber verdient oder von meinem Gemahl geliehen. Die Hauptsache ist, sie geben es bei mir aus und sorgen so für volle Auftragsbücher.“

Die Damen lachten und Sulamith befahl ihrer Zofe Wein zu holen. Anders als die Aimar-Gor hatten die Feqzaïl ihr Heil nach der Abspaltung Araniens im Bürgertum gesucht und waren zu wohlhabenden Händlern aufgestiegen. Damals wie heute galten sie als enge Verbündete ihres Hauses. Diese Treue zählte für Suamith viel.

Nachdem die beiden Damen mit besten Raschtulswaller Roten zusammen angestoßen hatten, trat Aleandra von Palmyr-Donas an Sulamith heran. Die junge Zofe der Landvögtin übergab ihr ein zusammengefaltetes Pergament.

„Verzeiht, dies soll ich Euch aushändigen.“

Sulamith nahm das Pergament entgegen und entfaltete es, nur um es wenige Augenblicke wieder zusammenzufalten. Es war von Irian von Brendiltal.


Autor: Bega

Aussichten in Salinehr

Burg Salinehr, Baronie Sebarin, Peraine 1041 BF:

„Warum hast du mich hier hoch gezerrt?“, schnaufte Shelkor von Kollberg hörbar außer Atem.

„Die Aussicht, mein Freund, die Aussicht!“ Irian von Brendiltal grinste seinen Kumpanen breit an. „Seh dort drüben, das ist Besh hassal Ammay shar, mein zukünftiges Zuhause.“

„Das ist doch schon Herdentor, oder nicht?“, fragte Shelkor unwissend. Er war noch nicht lange in Sebarin und kannte sich mit den hiesigen Verhältnissen nicht gut aus. Doch er lernte schnell. So wusste er bereits, dass Brendiltal nicht gleich Brendiltal war. Die Familie war stark zersplittert, deren einzelne Fraktionen sich untereinander abgrundtief hassten. So gab es da die Linie Brendiltal-Sturmfels, oder Bastard-Linie, wie sie Irian verächtlich nannte. Diese hatte unter der Führung von Eslams Bastard-Sohn Martok die Macht in Nord-Brendiltal, dem heutigen Herdentor, ergriffen. Niemand von Eslams leiblichen Kindern oder Enkeln konnten sich den Machtanspruch Martoks widersetzen. Raul war tot, sein Sohn und Erbe verschollen und Aurel ein Säufer. Die anderen beiden Brendiltal-Junker Hadilan und Remus hielten sich bedeckt und verfolgten ihre eigenen Pläne. Einzig Irian forderte lauthals die Würde des Familienoberhauptes und den Baronsreif von Herdentor für sich. Doch Martok konnte sich auch Dank seiner Garde an der Macht halten. Nun aber war Martok verblendet, die Macht der seinen zerfiel zusehends. Shelkor ahnte, dass Irian nun seine Zeit für gekommen sah.

„Ja, bald schon werde ich in Eslams Palast herrschen, seine Hure wird meine niederste Sklavin sein und sie wird mit ansehen wie ich ihre ach so teuren Enkel als Zielscheibe für meine Schießübungen missbrauchen werde.“

„Noch hat Eslams Hure die Zügel in der Hand wie mir scheint. Die Pfiffenstock und die Aranische Spinne scheinen ihr zu folgen.“ Shelkor zückte mit den Achseln.

„Pah, diese Hure erdreistet sich im Namen meines Blutes zu sprechen“, Irian spie die Worte förmlich aus. Die kündeten von tiefsitzenden Hass. „Die stolzen Nebachoten der Erblande meiner Familie werden ihr niemals folgen. Jetzt, wo Martok gefallen und in Praios heiliger Kloake vor sich hin darbt, ist die Zeit gekommen gegen die Bastarde auf dem Thron aufzubegehren und sie in die Salzschächte der Salzberge zu werfen.“

„Wie willst du das erreichen?“ Shelkor wusste nur zu gut aus eigener Erfahrung, was es bedeutete gegen die Obrigkeit vorzugehen. Nach seinem gescheiterten Putschversuch in Weißbarûn hatten er und seine Familie alles verloren und mussten fliehen. Zuflucht erhielten die Kollberger in Sebarin – wie auch Irian.

„Die stolzen Turatal werden mir folgen und wenn der verstockte Remus endlich zu Boron gefahren ist, wird Omar ihm als Junker folgen. Auch er wird sich mir anschließen.“

„Bleiben immer noch die Fir'Enock – und die immer mächtiger werdende Aranische Spinne von Reichsgard.“ Shelkor schien nicht überzeugt

„Unsere Brüder vom Stamm der Ammayin haben ihre Wurzeln verraten. Auch sie werden nun von einer Frau beherrscht und lassen sich herumkommandieren wie Tiere.“ Tiefe Verachtung lag in den Worten Irians. „Was die Aranische Spinne angeht, da habe ich vorgesorgt. Ich habe etwas was sie will.“

„Wie meinst du das?“

„Wir hatten neulich bei dieser furchtbaren Feierlichkeit im Marschenhof eine aufschlussreiche Unterredung. Sie ist gewillt Eslams Hure zu verraten - sie hat mir sogar die Hand dieser Aimar-Göre Nedime angeboten. Ha, die Alte frisst mir aus der Hand und sobald ich habe was ich will, zerquetsche ich sie mitsamt ihres Netzes.“

„Unterschätze die Aranier nicht“, mahnte Shelkor, „besonders nicht diejenigen, die nach der Aranischen Unabhängigkeit alles verloren hatten. Sie sind hinterhältig, ihnen ist nicht zu trauen. Das gilt im Besonderen für die Spinne von Reichsgard.“

„Ich werde mit diesem Aranischen Abschaum schon umzugehen wissen.“ Irians Blicke glitt nun wieder sehnsüchtig in Richtung Herdentor. „Dort mein Freund liegt unsere Zukunft und jeder der sich mir in den Weg stellt werde ich vernichten!“

Die Entschlossenheit in Irians Stimme beeindruckte sogar Shelkor.


Autor: Bega


Verwirrspiel in Reichsgarten

Verlautbarungen aus Beschelshall

Zorn in Sebarin

Ehebund in Dreitempelhof

Blut der Kinder im Tal der Pferde

Im Tal der Lieblichen Schwestern

Ort: Baronie Hengefeldt