Benutzer:Orknase/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Versprochen ist versprochen ==
 
== Versprochen ist versprochen ==
 
== ... und wurde doch gebrochen ==
 
== ... und wurde doch gebrochen ==
 
= Hirsch, Krähe, Katze =
 
==Die frustrierte Krähe==
 
==Hirsch und Katze==
 
 
==Der Fall des Hirsches==
 
 
==Die Jungen von Hirsch und Katze==
 
 
==Der Hirsch kommt nach Hause==
 
 
==Die Katze auf leisen Sohlen==
 
 
==Die Katze nimmt Abschied==
 
 
==Die Flucht der Katze==
 
 
==Die Katze bei Nacht==
 
 
==Die Flucht der Katze geht weiter==
 
 
==Die Katze und das falsche Täubchen==
 
[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], 3. Peraine 1043
 
<!--Später am Abend erhalten Meara und Unswin auf Burg Scharfenstein noch Besuch.-->
 
 
Später, da war es bereits tiefe Nacht, klopfte es an ihre Tür. [[Garetien:Meara ni Rian|Meara]] und [[Greifenfurt:Unswin von Keilholtz|Unswin]] hatten sich die Zeit mit einem Kartenspiel vertrieben.
 
 
„Tretet ein“, bat die Rían den Gast herein und eine hübsche Frau mit blondem wallenden Haar und grünen Augen in Begleitung einer Boron-Geweihten trat ein. Die beiden erhoben sich.
 
 
„Ich bin [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]]“, stellte sich die Fremde vor, „Vögtin zu Schwarztannen. Und das ist...“ Sie deutet auf die Geweihte neben sich. „Ihro Gnaden [[Garetien:Nurinai ni Rian|Nurinai ni Rían]].“
 
 
„Meara ni Rían“, stellte sie sich nun selbst vor und deutete dann auf ihren Begleiter: „Und das ist Unswin von Keilholtz. Er war so freundlich mich nach Scharfenstein zu begleiten.“
 
 
Sie setzten sich in die kleine Sitzecke. Auf der einen Seite Meara und Unswin und auf der anderen Yolande und Nurinai.
 
 
„Ich habe nicht erwartet, Euch noch wach anzutreffen“, stellte die Vögtin fest, „Bin aber umso erfreuter, dass ich niemanden aus dem Schlaf reißen musste...“
 
 
„Im Augenblick kann ich keinen Schlaf finden, Euer Hochgeboren“, seufzte Meara schwer, „Und der Hoher Herr von Keilholtz war so nett mir noch Gesellschaft zu leisten.“
 
 
„Ach, die Feier!“, Yolande nickte verständnisvoll, „Sie wird sich wohl noch bis in die frühen Morgenstunden ziehen.“ Wie zur Bestätigung nickte sie.
 
 
„Dann seid ihr die Schwester von [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein]] und [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea]]?“, wollte nun die Geweihte wissen und musterte ihre Gegenüber genau.
 
 
Sie nickte zustimmend. „Aus dem garetischen Zweig“, erklärte sie weiter, „Ich hoffte hier auf meinen [[Garetien:Sionnach ui Rian|Vater]] zu treffen.“
 
 
Fragend schaute Nurinai sie an: „Auf...  Euren Vater?“
 
 
„Er ist Kammerherr am Hof der Landvögte von Rubreth. Mein [[Garetien:Fael ui Rian|Bruder]] ist dort Hausritter.“
 
 
„Und warum sucht Ihr sie dann hier und nicht in...“, die Geweihte hielt einen Moment inne, „... Rubreth?“
 
 
„Weil ich hörte, dass Rubreth nicht sicher sei und meine Familie Schwarztannen halte...“
 
 
Da lachte Yolande: „Ja, so kann man das nennen. In der Tat. So kann man das wirklich nennen.“
 
 
Meara blickte ausdruckslos drein. Unswin schwieg. Nurinai musterte die Rían noch immer.
 
 
„Und was wolltet Ihr denn von Eurem Vater?“, fuhr die Raukenfelserin nun fort.
 
 
„Obdach“, erwiderte die Rían direkt, „Mein Gatte, [[Garetien:Bolzer von Nadoret|Bolzer von Nadoret]], ist gefallen. Ich weiß wo, ich weiß wann, ich weiß wie. Ich weiß, dass er tot ist, auch wenn ich ihn nicht habe sehen können. Und auch wenn ich gedacht hatte, die Verbindung zwischen uns sei so stark, dass ich es gewiss gespürt hätte, so hatte ich es nicht. Er ist einfach so gestorben. Und ich habe es nicht gemerkt.“ Tränen glitzerten in ihren Augen. „Unsere [[Garetien:Emer von Nadoret|gemeinsamem]] [[Garetien:Reto von Nadoret|Kinder]] haben die Nadoreter zu sich genommen, dass ich ihre Mutter bin, hat sie nicht gekümmert. Ich sei nicht würdig sie zu erziehen, hieß es nur...“
 
 
„Das... das... das tut mir aufrichtig leid!“, drückte die Vögtin ihr Mitgefühl aus, „Ich habe selbst Kinder. Ich...“
 
 
„Und jetzt...“, Meara begannen dicke, heiße Tränen über ihre Wangen zu laufen, „... jetzt weiß ich einfach nicht wohin...“
 
 
Autor: [[Benutzer:Orknase|Orknase]]
 
 
  
 
= [[Familienzuwachs — Briefspielreihe|Familienzuwachs]] =
 
= [[Familienzuwachs — Briefspielreihe|Familienzuwachs]] =

Version vom 25. Februar 2020, 08:29 Uhr

Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.

Drei Krähen und ein Räblein

Totgeboren

Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, Mitte Efferd 1042, am Morgen

Totenruhe

Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Mitte Efferd 1042

Totenwacht

Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Mitte Efferd 1042


Der Götter Werk und Yolandes Beitrag

Lehrstunden (Dritter Teil)

Schloss Dryadenstein, 17. Ingerimm 1042

(...)


Schwarz, Schwärzer, Schwarztannen

(...)

Burg Scharfenstein (...)

Ein Antrag mehr

Burg Scharfenstein, 3. Peraine 1043

(...)

Verschwörung in Schwarztannen

Wer verschwört sich hier eigentlich mit wem?

Konspiratives Treffen

Burg Rallingstein, Peraine 1043

„Dass ich das noch einmal erleben darf“, begrüßte der Junker zu Erlenfall das Oberhaupt der Familie Schwarztannen mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen, „Was für eine Ehre Euch hier auf Burg Rallingstein begrüßten zu dürfen, Euer Hochgeboren.“ Die beiden letzten Worte betonte er überdeutlich.

Enria von Schwarztannen holte Atem: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund, Euer Wohlgeboren. Meint Ihr nicht auch?“

„Oh, wie recht Ihr doch habt“, stimmte er ihr da vielsagend zu, „So recht.“

„Nun, angesichts der derzeitigen Umtriebe, die hier in Schwarztannen vonstatten gehen, scheint eine zeitweilige Allianz die einzige Möglichkeit zu sein, der Krähen Herr zu werden.“

„Dann setzt Euch doch an die bescheidene Tafel...“, lud der Vogt Emmeran von Erlenfall sie alle ein, „... unserer bescheidenen Burg.“

Es wurde Wein gereicht.

„Bescheiden“, spottete Helmrat von Schwarztannen-Scharfenstein, der natürlich auch einen Anspruch auf die Baronswürde erhob, den man aber gemeinhin als Hochstapler betrachtete, weil er seinen vermeintlichen Anspruch auf die Abstammung aus der längst erloschenen Linie der Familie Schwarztannen-Scharfenstein ableitete. „Äußerst bescheiden.“ Er trank einen großen Schluck Wein.

Bescheiden war freilich hier überhaupt nichts. Die Familie Erlenfall hatte sich mit Burg Rallingstein verewigt und zeigte damit überaus deutlich wer sie war und auch das sie für Höheres bestimmt war und das war mindestens der Baronsthron.

„Ich denke wir sind uns einig“, ergriff nun der wenig schweigsame Boronidan Eslam von Erlenfall, Prätor des Boron-Tempels zu Hexenmühle das Wort, „Das Problem ist nicht Baron Drego an sich. Er ist genauso beeinflussbar wie sein Namensv...

„Hört! Hört!“, rief der Schwarztannen-Scharfensteiner schadenfroh dazwischen, nahm einen kräftigen Schluck Wein und legte den Finger ganz tief in die Wunde, „Warum sitzt dann nicht eine Eurer Familien auf dem Baronsthron?“

„Es ist nicht der Baron. Es sind die Krähen. Sie umringen ihn. Schotten ihn ab. Lullen ihn ein. Und machen sich dabei überall breit. Fast sein ganzer Hof besteht aus ihnen. Und die schlimmste von ihnen, die Oberkrähe, diese Alisa...“

Ailsa“, gluckste Helmrath da amüsiert, „Ailsa. Ihr scheint nicht sonderlich gut informiert zu sein. Vielleicht ist daran Eure Einflussnahme gesch...“

„Sie ist das eigentliche Problem“, fuhr der Boron-Geweihte fort, „Wenn wir es schaffen sie in Misskredit zu ziehen, dann sind wir sie los und die restlichen Krähen auch.“

„Und was...“, meldete sich nun Sigmunde Brinhild von Schwarztannen zu Wort, „... schwebt Euch da so vor?“

„Ganz einfach“, meinte der selbsternannte Baron zu Schwarztannen, „Wenn sie eine Liebschaft mit einem anderen hat, noch besser wäre ein Kind, was glaubt Ihr, wird der Baron tun?“

„Er wird sie verstoßen“, schloss Raulbrin Reto von Schwarztannen, „Und wenn sie fällt, dann werden auch die anderen Krähen fallen.“

„Klug beobachtet“, pflichtete ihm der Junker bei, „Überaus klug.“

„Wir schmieden also ein Komplott“, fasste die Edle zu Gerbachsroth zusammen, „Gewissermaßen verabreden wir eine Allianz.“

„Eine zeitweilige Allianz“, korrigierte Enria von Schwarztannen unter dem Nicken Emmeran von Erlenfalls, „Die andauern soll, bis die Krähe fällt.“

„Bis die Krähe fällt“, stimmte der Junker ihr zu, „Danach kämpft wieder jeder allein.“

„Nun“, der Boron-Geweihte erhob sein Glas, „Fann lasst uns darauf trinken: Auf den Fall der Krähe!“

„Auf den Fall der Krähe!“, echoten sie.

Kindesraub

Wehrhof Gerbachsroth, Peraine 1043

Als Drego von Altjachtern zusammen mit seiner zukünftigen Gemahlin Ailsa ni Rían die Stube des Wehrhofes Gerbachsroth betrat, standen sie einem Knaben von ungefähr sechs Götterläufen gegenüber.

„Ihr seid ja...“, die Augen des Knaben wurden groß, als er begriff, wer da gerade vor ihn getreten war, obgleich man den Baron und seine Liebste angekündigt hatte, „... ja wirklich der Herr Baron!“

Milde lächelte dieser ihn an und blickte auf den vor ihnen stehenden Knaben herab: „Nun, der bin ich. Das hast du gut erkannt. Und wer bist du?“

Stordan Raulfried von Gerbachsroth, Euer Hochgeboren“, antwortete der Knabe sichtlich nervös und verbeugte sich, „Und in Abwesenheit meiner werten Frau Mutter Herr über dieses Haus.“

„Dann sei uns gegrüßt, Stordan Raulfried von Gerbachsroth“, erwiderte der Baron, „Herr über dieses Haus.“ Da deutete er auf die Frau neben sich. „Dies ist meine Verlobte und zukünftige Gemahlin Ailsa ni Rían.“

„Die Zwölfe mit Euch“, nun verbeugte sich der Knabe auch vor Ailsa, „Ähm... Euer... hm... Hochgeboren?“

Seine Frage blieb unbeantwortet, stattdessen lächelte Ailsa ihn an: „Sei auch du mir gegrüßt Stordan Raulfried von Gerbachsroth und seien die Zwölfe allzeit mit dir.“

Einen Moment herrschte Schweigen. Die Bediensteten beider Seiten standen unschlüssig herum, belauerten sich, niemand schien zu wissen, weswegen der Baron und seine Krähe gekommen waren.

„Nun, Stordan, ich habe viel von deinem werten Herrn Vater gehört.“

„Von meinem Vater, Hochgeboren?“, wollte der Knaben aufgeregt wissen, „Er war ein aufrechter Rittersmann!“

„Dann willst du ihm gewiss folgen? Als aufrechter Ritter?“

Da nickte Stordan energisch: „Das will ich, Euer Hochgeboren, das will ich. Sehr sogar. Und eines Tages meinem Vater als Edlem zu Gerbachsroth folgen.“

„Nun, Stordan, dann habe ich außerordentlich gute Nachrichten für dich“, hob der Baron an, hielt den Knaben dabei mit seinem Blick fixiert und deutete mit seiner Hand auf seine Verlobte, die zu seiner Linken stand, „Meine zukünftige Gattin wird dich in Pagenschaft nehmen.“

Fassungslose Blicke der hiesigen Bediensteten kreuzten sich, während sich ein breites Grinsen über das Gesicht des Knabens legte. Unruhig begann er von seinem einen auf das andere Bein zu hibbeln.

„Auf dass ein genauso aufrechter Rittermann aus dir werde, wie dein Herr Vater einer war. Und einer besseren Pagenmutter, Stordan, könnte ich dich nicht anempfehlen. Sie ist nicht nur bezaubernd schön, besitzt Liebreiz und Ausstrahlung, sondern sie ist auch eine ausgezeichnete Ritterin, was sie bereits auf mehreren Turnieren unter Beweis gestellt hat. Bei ihr wirst du viel lernen.“

Während der Ansprache des Barons, lächelte Ailsa den Knaben an, der wurde nur immer noch aufgewühlter und sein Grinsen immer noch breiter. Dann stellte die Ritterin die eine Frage: „Willst du mein Page werden und mir stets tr... ?“

„Aber, Euer Hochgeboren“, protestierte da Stordans Kindermädchen energisch, „Ihr könnt doch nicht einfach... ?“

Da hob Drego abwehrend die Hand und sie verstummte. Sichtlich verunsichert blickte der Knabe von seinem Kindermädchen zum Baron und anschließend zu dessen Verlobten.

„Nun“, versuchte es die Reichsritterin erneut und schenkte dem Knaben ein liebliches Lächeln, „Willst du mein Page werden und mir stets treu dienen, auf dass du eines Tages deinen Ritterschlag erhalten wirst und in die Fußstapfen deines werten Herrn Vaters treten kannst? Auf dass dir Ruhm und Ehre zuteil werde, du erfolgreich in Turnieren und Schlachten seist. Möchtest du ein stolzer, aufrechter Ritter sein, zu dem alle aufsehen werden?“

Und die Augen des Knabens leuchteten: „Ja, das will ich!“

Verschwörung auf Rallingstein

Burg Rallingstein, Peraine 1043

„Wir werden uns doch nicht etwa an diesem... irrwitzigen Plan beteiligen?“, hob Edlbrecht von Erlenfall an, nachdem ihre Besucher Burg Rallingstein verlassen hatten.

Der Junker lacht amüsiert: „Natürlich nicht.“

„Seit wann machen wir uns selbst die Finger schmutzig, wenn wir dafür unsere Schergen haben?“, warf Boronidan in die illustre Runde, „Die Schwarztanner werden unserer Schergen sein. Sie werden sich die Finger schmutzig machen. Für uns. Und wir werden davon profitieren.“

„Freilich gibt es auch keine zeitweilige Allianz“, stellte Emmeran klar, lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Wein.

„Und das die Schwarztanner dies glauben...“, führte der Geweihte weiter aus, „... zeigt nur wieder einmal nicht nur ihre Dummheit sondern auch, wie wenig sie die Baronswürde verdient haben. Sie saßen dort viel zu lange und das auch noch vollkommen zu Unrecht.“

„Also warten wir, bis einer der Schwarztanner der Krähe ein Kind gemacht hat?“, wollte der Vogt wissen.

„So ist es“, pflichtete der Junker ihm bei, „Wir werden warten.“

„Und wenn es so weit ist. An wen wird sich der gramgebeugte Baron dann wohl wenden?“, sponn der Prätor den Plan weiter.

„Nicht an die Schwarztanner. Die haben ihn hintergangen. Sie werden genauso in Ungnade fallen, wie die Krähe. Und der Weg für uns ist frei. Ein ausgezeichneter Plan, der die Schwarztanner ausschaltet und uns den Baron auf dem Silbertablett serviert“, nun nahm auch Edelbrecht einen kräftigen Schluck Wein, „Und wenn er sich an Graf Drego wendet? Die beiden sollen gute Freunde sein. Nicht zuletzt deswegen, soll er den Baronsreif erhalten haben.“

„Er hat ihn wohl erhalten, weil er denselben Namen trägt“, spottete Boronida da höhnisch, „Andere, einem Baron würdige Qualitäten, hat er nicht.“

„Darum werde ich mich kümmern. Auch ich kenne Graf Drego“, erklärte der Junker. Dass er seine eigenen Pläne hatte, verschwieg er. Seine Familie musste nicht alles wissen. Und vielleicht, ja vielleicht trug dieses ganze Unterfangen genug Chaos in die Baronie um zu...

„Und warum ist es dir dann dennoch nicht gelungen, die Baronswürde für unsere Familie zu erlangen?“, wandte der Vogt ein.

„Weil Baron Drego seinen Namen mit Graf Drego teilt. Ganz einfach.“

„Ihr werdet hier die Stellung halten...“, entschied der Junker, „... und schnellstmöglich die Lücken füllen, die die Krähen hinterlassen haben. Mit uns loyalen. So sichern wir unseren Einfluss auf den Baron. Und von jenem Zeitpunkt an, wird der Baron tun, was wir ihm sagen. Als sonderlich Willensstark gilt er ja nicht gerade. Und mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit, werden wir gewiss viel bewirken können.“

„Zu Baronen macht uns das aber nicht“, stellte Edelbrecht fest.

„Das stimmt wohl“, stimme der Geweihte nickend zu.

„Dafür wird Jesmina sorgen. In seiner Not und in seinem Elend, betrogen von der Krähe, wird es ein leichtes für meine Tochter sein, ihn mit geeigneten Mitteln um den Finger zu wickeln.“ Und das seine Tochter dazu fähig war, das bezweifelte er nicht und die Mittel, nun, über die Mittel verfügte sie freilich auch oder aber konnte sie sich verschaffen. „Sobald sie ein Kind von ihm erwartet, wird er sie heiraten – darauf werde ich sorgen. Und dann sitzt eine von uns auf dem Thron und die Baronie gehört uns.“

„Dann müssen wir eine mögliche Eheschließung mit allen Mitteln vermeiden“, dachte nun Edelbrecht weiter.

„Die werden wir vermeiden. Mit allen Mitteln. Koste es was es wolle. Dafür werde ich sorgen“, versprach der Geweihte, „Es wird mir eine Freude sein. Und vielleicht sind unsere Probleme, dann bereits alle gelöst...“

„Nun“, endete der Junker mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen, „Dann lasst uns darauf trinken: Auf den Fall der Krähe!“

„Auf den Fall der Krähe!“, echoten die Brüder.

Verschwörung auf Gerbachsroth

Stacken, Peraine 1043

Erst als sie Stacken passiert hatten, brachen die drei Schwarztanner ihr eisernes Schweigen.

Diese eitlen Gockel!“, platze es aus Enria von Schwarztannen heraus, „Einer schlimmer als der andere. Mir ist richtig schlecht geworden.“

„Überhebliche Affen!“, kommentierte Raulbrin nickend.

„Eingebildetes Gesindel“, fügte Sigmunde hinzu, „Glauben tatsächlich sie seien etwas besseres.“

„Und genau deswegen, meine Kinder, werden wir sie auflaufen lassen“, eröffnete das Familienoberhaupt, „Und zwar so richtig. Sollen sie ruhig an eine Allianz glauben.“ Die Elde zu Gerbachsroth lachte: „Ich hätte mich auch an keine Allianz mit denen gehalten. Nicht mal an eine zeitweilige. Verschlagenes Pack.“

„So lange die daran glauben, reicht das auch vollkommen aus. Wir werden unterdessen unsere eigenen Pläne verfolgen und ihren Glauben an diese Allianz zu unserem Vorteil nutzen. Sollen sie nur die Füße stillhalten, weil sie an einen gemeinsamen Plan glauben.“

„Und“, hob der ehemalige Vogt mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend an, „Wie genau sieht unser Plan denn nun aus?“

„Gut, das du fragst, mein Sohn, sehr gut. Zu versuchen alle Krähen zu beseitigen, scheint mir nicht nur recht aussichtslos, sondern auch geradezu sinnlos zu sein“, führte Enria da aus, „Sie besetzten zu viele Ämter. Haben zu viel Macht. Besser ist es, sich mit ihnen zu verbünden.“

„Und den Erlenfallern damit in den Rücken fallen“, schloss Sigmunde.

„So ist es, mein Kind, so ist es. Die werden sich noch umschauen!“

„Der Plan, werte Frau Mutter, der Plan.“

„Die Krähe ist der Schlüssel. Die Krähe, mein Sohn. Die Krähe.“

„Das heißt, das wir den Baron beseitigen müssen“, dachte Sigmunde weiter.

„So viel ist mir auch klar, Schwesterchen. Ganz doof bin ich nun auch nicht“, murrte Raulbrin verstimmt, „Also wie genau stellt Ihr Euch das aber vor, Mutter?“

„Nun, mein Sohn. Da kommst du ins Spiel.“

„Wusst ich‘s doch!“, schimpfte der da drauf los, „Immer bleibt alles an mir hängen. Und, was ist es dieses mal, das ich für unserer Familie tun soll?“

„Deine Aufgabe, Raulbrin, ist eine recht einfache. Du wirst der Geliebte der Krähe.“

„Ach, wenn es nur das ist“, der ehemalige Vogt lachte laut und schallend auf, „Mutter! Ich habe eine Frau. Ich habe zwei Kinder.“

„Das hat dich sonst auch nicht gestört“, meinte da seine Schwester.

„Das musst du ja gerade sagen. Du hättest wohl noch weitere Bälger, wenn du noch jemand hättest, dem du sie anhängen könntest. Hast du aber nicht.“

„Und du willst mein Bruder sein?“

„Glaub mir, hätte mich je jemand gefragt, dann...“

„Genug!“, brachte die Mutter ihre beiden Kinder zum Schweigen, „Es reicht. Alle beide.“

Beleidigt schwiegen die beiden Geschwister.

„Raulbrin, deine Frau kann dich nicht leiden. Viel mehr verabscheut sie dich sogar.“

„Oh, vielen Dank, Frau Mutter. Welch nette Worte.“

Und weil Sigmunde schadenfroh zu grinsen begann: „Und du passt besser auf, dass du kein weiteres Kind empfängst. Deinem Gatten kannst du es ja nicht mehr anhängen.“

„Du bist so ungerecht, Mutter!“, schimpfte diese da gekränkt.

„Die Krähe ist eine ansehnliche Frau. Durchaus hübsch. Mit Liebreiz. Umgarne sie ein wenig. Sei nett und höflich zu ihr. Sei zuvorkommen. Wickle sie ein wenig ein. Schmeichle ihr. Mach ihr Komplimente. Und sei in jenen Stunden für sie da, in denen sie dich am meisten braucht. Es wäre doch nicht das erste mal, dass eine Frau deinem Charme erliegt, mein Sohn...“

Raulbrin atmete schwer.

„Und wenn sie dann erst einmal ein Kind von dir erwartet, dann wirst du der neue Baron werden und unsere Familie wird in neuem Glanz erstrahlen und zu seinem alten Recht kommen.“

„Ich denke Ihr vergesst da etwas, Mutter“, mahnte Raulbrin, „Was ist mit ihrem Gatten? Mit meiner Frau?“

„Nun, tragische Unfälle kommen immer wieder vor, nicht wahr mein Sohn?“, ein vielsagendes Lächeln zierte ihre Wangen, „Auch wenn deine Schwester und ich dann erst für welche sorgen müssen...“

Entsetzt blickte Sigmunde ihre Mutter an und wollte gerade etwas erwidern, da hörten sie aufgeregte Rufe: „Frau von Schwarztannen. Frau von Schwarztannen.“ In der Ferne tauchte eine Person auf. Die Gruppe Reiter eilte ihr entgegen.

„Frau von Schwarztannen. Frau von Schwarztannen“, rief die Frau unablässig und blieb plötzlich erschöpft stehen, „Es... es ist... zu spät.“

Nun erkannte Sigmunde die Frau: Das Kindermädchen ihres Sohnes.

„Was... was... was hat das zu bedeuten?“, fragte die Edle entsetzt.

„Euer... Sohn“, keuchte das Kindermädchen außer Atem, „Euer Sohn.“

Stordan?“, entfuhr es der Edlen vollkommen fassungslos, „Was ist mit ihm? Was ist mit meinem Sohn? Was ist mit Stordan?“

„Sie hat ihn“, würgte sie hervor, „Die Krähe. Sie hat ihn.“

Pfand

Burg Scharfenstein, Peraine 1043

„Ihr“, entfuhr es Sigmunde Brinhild von Schwarztannen aufgebracht, „Ihr... Ihr... Ihr... Ihr diebische Elster. Ihr durchtriebene Krähe. Ihr verdorbenes Stü...“

„Mäßigt Euch!“, schritt der Baron mit harscher Stimme ein, „Ihr sprecht mit meiner Verlobten!“

„Ich spreche mit einer diebischen Elster...“, wurde die Edle zu Gerbachsroth nicht müde zu betonen, „... die mir mein Kind geraubt hat!“

Llyr ui Rían, die Hauptmann der Krähengarde, stellte sich zwischen die aufgebrachte Mutter und die zukünftige Gemahlin des Barons und versuchte zuerst beschwichtigend auf diese einzuwirken: „Euer Wohlgeboren! Ich bitte Euch. Mäßigt Euren Ton. Eurem Sohn wird es hier an nichts mangeln.“

„Gestohlen hat sie ihn mir“, fuhr diese dennoch fort. In ihren Augen funkelte der pure Zorn. „Feige und hinterrücks!“

„Beruhigt Euch!“, rief Llyr die Schwarztannerin erneut auf. Dieses Mal legte er etwas mehr Nachdruck in seine Stimme. „Und reißt Euch zusammen.“ Er dämpfte ihre Stimme. „Was glaubst Ihr mit Eurem Verhalten eigentlich hier zu erreichen?“

„Ich will MEIN KIND ZURÜCK!“, brüllte die Edle da ungehalten und versuchte an Hauptmann der Krähengarde vorbeizukommen, der hielt sie jedoch zurück und weitere Mitglieder der Krähengarde umringten den Baron und seine Verlobte, „Ihr, diebische Elster, werdet mir MEIN KIND ZURÜCKGEBEN!“

„Es ist genug!“, entschied der Baron da wütend, „Ich werde nicht länger dulden, wie Ihr über meiner Liebste sprecht. Bringt sie mir aus den Augen.“ Und er setzte nach: „SOFORT!“

Da packten zwei Gardisten die zeternde Mutter und begannen sie unter lautem Geschrei aus dem Raum zu zerren. Nun erhob sich Ailsa und bat: „Wartet.“

Die Gardisten verharrten. Die Reichsritterin trat an die Edle heran.

„Euer Sohn, Euer Wohlgeboren, ist aus freien Stücken mit mir gekommen. Ich verbitte es mir daher, dass Ihr Euch herausnehmt von Raub zu sprechen, denn von Raub kann keine Rede sein.“

„Ihr müsst ihn gestohlen haben“, würgte Sigmunde hervor, „Er wäre nie mit Euch gekommen. Niemals! Mit so einer diebischen E...“

„Dann kennt Ihr Euren Sohn wohl schlecht, Euer Wohlgeboren, äußerst schlecht.“

„Er ist noch ein Kind. Wie konntet Ihr mir mein Kind stehlen. Er ist MEIN SOHN!“

„Und nun MEIN PAGE“, stellte Ailsa kühl fest, „Und daran wird sich auch durch Euer Gezeter nichts ändern. Findet Euch also damit ab.“

„Ich weiß...“, presste die Edle zu Gerbachsroth heraus. Ihre Stimme ein leises Zischen. „... dass Ihr meinen Sohn als Pfand haltet. Ich weiß es ganz genau.“

Ailsa schenkte ihr ein vielsagendes Lächeln und raunte ihr leise zu: „Dann wisst Ihr doch gewiss auch, Euer Wohlgeboren, dass die Dämonenbrache ein gar schrecklicher Ort ist.“ Die Reichsritterin hielt einen Moment inne. „Und sie – bedauerlicherweise – immer wieder Menschen verschlingt. Menschen, die nie wieder auftauchen. Menschen, die dort ihr Leben lassen. Menschen, deren Leichen nie gefunden werden. Sie erhalten nie eine göttergefällige Bestattung. Und, Euer Wohlgeboren...“, sie fixierte ihre Gegenüber, „... ich hoffe sehr, dass Eurem Sohn solch ein Schicksal erspart beleibt.“

„Das... das... das... werdet Ihr bereuen!“, drohte Sigmunde unverhohlen, „Dafür werdet Ihr bezahlen! Bei den Göttern, dafür werdet Ihr bezahlen! Ihr und... und Eure Krähen.“

„Gebt auf Euch Acht, Euer Wohlgeboren“, erwiderte die Rían mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen, „Und ich werde dafür auf Euren Sohn Acht geben. Es wäre schließlich höchst bedauerlich, wenn ihm etwas zustieße...“

Sauerei

Burg Scharfenstein, Peraine 1043

„Den Zwölfen zum Gruße, Hohe Dame“, grüßte Raulbrin Reto von Schwarztannen.

„Die Zwölfe auch mit Euch, Hoher Herr“, erwiderte Ailsa ni Rían nickend und bot ihrem Gegenüber einen Platz in der kleinen Sitzecke an.

„Habt Dank...“, der Ritter setzte sich, „... dass Ihr mich empfangt.“

Interessiert betrachtete sie ihn.

„Nun“, hob sie da an, „Was führt Euch denn zu mir?“

Er wollte gerade zu einer Antwort anheben, da betraten zwei Pagen den Raum: Der Knabe, eigentlich noch gar nicht im Pagenalter, hielt einen großen Krug in seinen kleinen Händen. Das Mädchen trug zwei Becher und eine kleine Schale mit Gebäck. Mit kleinen Schritten durchmaßen sie den Raum. Das Mädchen stellte alles auf den Tisch ab und der Knabe begann damit die Becher zu füllen. Erst glitt sein Blick dabei zu seiner Pagenmutter, dann zu ihrem Besucher. Seine Augen wurden groß.

„Oheim!“, entfuhr es ihm erfreut, dabei verrutschte seine kleine Hand mit dem Krug ein wenig, sodass die Hälfte des Bieres in den Becher und die andere Hälfte daneben ging.

Stordan!“, entfuhr es dem Schwarztannener da verblüfft, weil er seinen Neffen fast nicht erkannt hatte.

„Pass doch auf!“, schimpfte das Mädchen da energisch, riss dem Knaben den Krug aus den Händen und stellte verstimmt klar: „Das machst du aber sauber.“

Da guckte Stordan ziemlich verdutzt drein: „Entschuldigung, Lorine, das hab ich nicht gewollt.“ Mit seinen Kinderaugen blickte er von dem Mädchen zu seiner Pagenmutter.

„Schon gut, Storan“, meinte die Reichsritterin und nickte sanftmütig, „Lorine hol ihm doch alles was er braucht, um diese Sauerei zu entfernen.“

Das Mädchen nickte und verschwand.

„Äh...“, machte der Knabe da verunsichert, „Darf ich... darf ich... darf ich mit meinem Oheim sprechen?“

„Natürlich“, kam Ailsas Antwort prompt. Sie nahm sich einen der Becher und nahm einen Schluck, während sie die beiden äußerst aufmerksam beobachtete.

„Werter Oheim, würdet Ihr meiner werten Frau Mutter liebe Grüße ausrichten?“

Das Bier tropfte von dem kleinen Tischchen auf den Boden herab.

„Das werde ich, Stordan“, versicherte Raulbrin nickend, „Sie vermisst dich gar sehr.“

„Ja, ich weiß“, meinte der Knabe da nur traurig, „Aber mir geht es hier gut. Hier gibt es viele Kinder zum Spielen. Aber ich lerne auch fleißig.“ Eifrig nickte der Knabe. „Lesen, Schreiben, Rechnen, Benimm und ich darf der Frau Reichsritterin das Essen bringen.“ Nun nickte er noch eifriger, als wäre dies die größte Ehre, die er sich je hätte vorstellen können. „Es ist sehr schön hier.“

Inzwischen hatte sich unter dem Tisch eine kleine Bierlache gebildet.

„Du siehst auch gut aus“, stellte der Ritter fest, „Vielleicht soll deine Frau Mutter dich mal besuchen kommen?“

„Ja, das wäre schön“, erwiderte der Knabe, „Die Frau Reichsritterin hat mir auch gesagt, dass sie ruhig kommen kann, nachdem ich mich hier etwas eingewöhnt habe.“ Das klang so sehr nach Ailsa, dass auch dem Schwarztannener klar war, dass sie ihm diesen Floh ins Ort gesetzt hatte. Es machte ihm aber auch deutlich, dass sie mit dieser Frage gerechnet hatte. Mit einem vielsagenden Lächeln schaute sie ihn an.

„Deine Pagenmutter ist eine kluge Ritterin, höre auf sie und tu artig, was sie dir sagt.“

Und während Stordan eifrig nickte, kam Lorine mit einem Eimer herein.

(...)

Burg Scharfenstein, Peraine 1043

„Ihr habt meinen Neffen gut im Griff“, stellte Raulbrin nüchtern fest, nachdem die Sauerei aufgewischt und die beiden Pagen zu ihrem täglichen Unterricht geschickt worden waren.

„Er ist ein gelehriger Junge“, meinte Ailsa da und nahm einen Schluck aus ihrem Becher, „Weniger gut gefällt mir allerdings das Betragen seiner Mutter.“

„Es ist ihr einziger Sohn“, konnte der Schwarztannener nur erwidern, „Wenn einem das einzige Kind genommen wird, dann kann man schon einmal die Fassung verlieren.“

„Nun, richtet doch Eurer werten Schwester aus, wenn sie weiterhin solch ein Betragen an den Tag legt, dann wird sie ihren Sohn sobald nicht zu Gesicht bekommen...“ Sie hielt einen Moment inne. „... und das würde ihm sein kleines Herz brechen.“

Der Ritter schluckte die Worte, die er ihr aufgrund der dreisten Entführung seines Neffens auf der Zunge lagen herunter und erklärte stattdessen: „Da Stordan ihr einziges Kind ist, hängt sie eben sehr an ihm. Noch dazu wurde er nach dem Tod seines Vaters geboren. Das alles macht ihn für meine Schwester zu etwas Besonderem. Seht es ihr doch bitte nach, dass sie aufgrund ihrer Mutterliebe zu ihrem Sohn die Fassung Euch gegenüber verloren hat. Eines nicht allzu fernen Tages werdet auch Ihr wissen, wie sehr das Herz einer Mutter blutet, wenn sie ihr Kind in die Fremde schicken muss und nicht weiß, ob es je zu ihr zurückkehrt...“

„Und...“, schmunzelte Ailsa, „... Ihr seid doch nicht zu mir gekommen, um mir das zu sagen?“

„Nein“, entgegnete der Ritter, „Nein, natürlich nicht. Ich...“

Erwartungsvoll schaute sie ihn an: „Nun?“

„Ich habe zwei Kinder.“

Da lachte die künftige Gattin des Barons: „Und Eure Gattin verabscheut Euch dafür. Vor allem für das Erste.“

„Und Kinder kosten...“

„Und jetzt habt Ihr gedacht, dass ich mich bei meinem Liebsten für Eure Anstellung verwende?“

„Als Hausritter“, bestätigte er nickend.

„Als Hausritter“, wiederholte Ailsa amüsiert, „Und... und wie käme ich dazu?“

„Ich werde im Gegenzug dafür sorgen, dass meine Schwester sich Euch gegenüber betragen wird.“

„So“, machte sie, „Werdet Ihr?“

„Werde ich.“

„Das ist... ein Anfang. Aber... aber mir reicht das nicht. Um meinen Gatten von Eurer Anstellung zu überzeugen bedarf es einiges an... hm... nennen wir es Überredungskunst“, sie hielt einen Moment inne und warf ihrem Gegenüber einen vielsagenden Blick zu, „Und dafür will ich mehr von Euch sehen.“

„Und was...“, erwiderte er ihr keck und beugte sich etwas zu ihr hinüber, „... ist es genau, das Ihr von mir... sehen... wollt?“

„Hoher Herr“, hob Ailsa ihre Stimme tadelnd an, „Hebt Euch Eure anzüglichen Gedanken für Eure Frau – ach ich vergaß – für eine Dirne auf. Gebt aber acht, manchmal tauscht man klingende Münze gegen mehr als ein paar Augenblicke der Lust ein...“

Raulbrin biss sich auf die Zunge, damit er ihr nicht erwiderte, was ihm durch den Kopf ging.

Sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Becher und erklärte: „Nicht nur, dass ich erwarte, dass Ihr Eure Schwester dazu bewegt, sich zusammenzureißen, sich in meiner Gegenwert vernünftig zu betragen und keine Unwahrheiten über mich, meine Familie oder gar meinen Gatten - den Baron - zu verbreiten, ich erwarte auch, dass Ihr dafür sorgt, dass sie sich in den anstehenden Traviabund fügen wird.“ Da guckte der Ritter sie verdutzt an. „Ich erwarte nicht mehr, als das sie ihren ehelichen Verpflichtungen – mindestens einem Erben – nachkommt. Danach kann sie tun und lassen, was auch immer sie will. Und ich werde dann auch gewillt sein eine für alle zufriedenstellende Lösung was Stordan betrifft zu finden.“ Herausfordernd schaute sie ihn an.

„Und... und...“, stammelte er, „Wer wird ihr Gatte sein?“

Alderan von Nadoret“, antwortet Ailsa knapp, „Und da er nicht gerade dafür bekannt ist, das beschauliche Leben auf einem ländlichen Gut rauschenden Festen vorzuziehen, wird er gewiss nicht länger in Gerbachsroth bleiben als es unbedingt erforderlich sein wird. Der Traviabund wird so bald als möglich geschlossen werden.“

Einen Moment war es still, dann fiel Ailsas Blick auf die Schale mit Gebäck: „Honigkringel!“

„Koscher Honigkringel!“, erklärte der Schwarztannener, „Ich habe gehört, dass Ihr sie gern mögt.“

Krähe und Leuin

Aufbruch

(...)

Versprochen ist versprochen

... und wurde doch gebrochen

Familienzuwachs

(...)

Burg Schwarzenfels, Peraine 1043

Schweigend blickten die beiden jungen Frauen aus dem Fenstern in den Hof hinab. Der erste Blick offenbarte ihr annähernd gleiches Alter, der zweite eine unbestreitbare Ähnlichkeit. Unten im Hof machte sich gerade eine kleine Reisegruppe zu Pferd zum Aufbruch bereit. Unter ihnen auch der Junker, Travinyan von Perainsgarten.

„Noch könnt Ihr Euren Gatte begleiten“, hob die eine von den beiden an und bedachte die andere mit einem sorgenvollen Blick, „Soll ich hinuntereilen und Wohlgeboren bitten zu warten?“

„Schon gut, Sibéal“, winkte die Junkerin da ab, „Ich bleibe. Es ist meine Pflicht zu bleiben. Travinyan ist noch nicht lange genug Junker um Schwarzenfels ohne die seinen zurück lassen zu können. Abgesehen davon...“ Sie schluckte schwer. „... ist es da draußen einfach nicht mehr sicher.“

Der Zofe entfuhr ein kehliges Lachen: „Fürwahr. Wie recht Ihr doch habt.“

„Wenn es selbst die Ritter nach Blut dürstet, wer soll uns denn dann noch schützen?“, wollte sie wissen und blickte Sibéal dabei fragend an, „Wer soll die Menschen denn schützen, wenn selbst die Ritter ihre Tugenden – all ihre Tugenden – plötzlich vergessen zu haben scheinen? Wenn nicht mehr Recht und Gesetz gilt und die Ehre über allem steht, sondern es nur um Blut und noch mehr Blut geht?“

Darauf wusste die Zofe natürlich keine Antwort, zuckte lediglich mit den Schulter und meinte: „Die Schlunder stehen gar nicht schlecht da.“

„Was kümmern mich die Schlunder?“, zischte Isleen leise, „Der Reichsforst blutet aus! Meine... unsere... Heimat blutet aus! Unsere Familie!“

„Wohlgeboren, die Familie Perainsgarten ist nun Eure Familie und Schwarzenfels Eure Heimat.“

„Niemals!“, konnte die Junkerin nur lachen, „Für die Schlunder sind wir Reichsforsterinnen und Reichsforsterinnen werden wird bleiben. Wir werden nie dazugehören. Wir werden immer Fremde bleiben.“ Sie blickte ihre Gegenüber an. „Du bist ein winziges Stück Heimat für mich hier in der Fremde. Ich bin sehr dankbar, dass du mich hier her begleitet hast. Du bist meine einzige Vertraute.“

Nachdenklich nickte Sibéal: „Ihr werdet Euch an Schwarzenfels gewöhnen. Irgendwann werdet Ihr es als Eure Heimat betrachten.“

„Der Schlund wird nie meine Heimat sein“, wisperte Isleen kopfschüttelnd, „Für unsere Kinder wird Schwarzenfels ihre Heimat sein. Sie werden Schlunder sein, so wie auch mein Gatte. Mich macht das aber nicht zu einer. Ich werde Reichsforsterin bleiben. Ich werde immer Reichsforsterin bleiben. So wie auch du.“

„Die Geburt Eures ersten Kindes, des Erben von Schwarzenfels, wird Eure Position hier sichern“, versuchte die Zofe da beruhigend auf ihre Herrin einzuwirken.

„Wenn es denn geboren wird“, meinte die Rían da nur leidvoll.

„Ihr habt Eurem Gatten noch immer nichts ges...“

„Er muss es nicht wissen“, unterbrach Isleen sie harsch, „Es genügt, wenn du es weißt. Es wird unser Geheimnis bleiben. Zum Schutze Travinyans. Ein Geheimnis unter zwei Schwestern.“

Sibéal rang sich ein Lächeln ab: „Wie Ihr wünscht, Wohlgeboren. Wie Ihr wünscht.“

Einen Moment war es still.

„Ihr fürchtet Euch, das verstehe ich gut, aber Euer Gatte wird sich stets schützend vor Euch stellen. Er liebt Euch. Ihr seid für ihn das Teuerste und Wichtigste, dass es geben kann. Vor allem jetzt, da sein Zwillingsbruder gefallen ist...“

Nun zuckte Isleen mit den Schultern: „Das mag sein, aber... aber wer ist Travinyan denn schon? Ein einfacher, gerade eben belehnter Junker, mehr nicht. Wie sollte er mich also schützen? Er konnte auch seinen Bruder nicht schützen.“ Betrübt schaute sie drein. „Selbst Graf Drego konnte seine Schwester Lechmin nicht schützen, wie sollte da Travinyan mich schützen können...“ Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster hinaus. Die kleine Reisegruppe um ihren Gatten war bereits aufgebrochen. „Das Entsetzliche an der ganzen Sache ist, dass wir für unsere Familie, so wie auch für den restlichen Reichsforst, jetzt Schlunderinnen sind. Schlunderinnen.“ Sie lachte bitter. „Wenn man es genau betrachtet, dann sind wir nirgendwo mehr zugehörig. Vater hat mir das sehr deutlich gemacht. Für ihn sind wir jetzt Schlunderininnen. Für die Schlunder sind wir Reichsforsterinnen.“ Erneut lachte sie. Dieses Mal noch bitterer als zuvor.

„Noch liegt die Kaisermark zwischen uns und dem Reichsforst.“

„Noch“, meinte die Junkerin da, „Dass die Reichsforster gegen Hartsteen ziehen mussten, war den Kaisermärkern wohl bewusst und es scheint ihnen gar egal gewesen zu sein. Lechmins Schicksal scheint ihnen gar egal gewesen zu sein. Sie haben den Streit genutzt und sind hinterrücks eingefallen. Travinyan hat mir erzählt, wie so von uns reden und wie sie ihre Truppen, die unsere Heimat überfallen haben bezeichnen. Sie haben uns angegriffen! Aber weißt du, was sie sagen? Sie brächten Frieden. Frieden durch Krieg? Du kannst dir nicht vorstellen, wie sie von uns reden. Es sind durch und durch verderbte Menschen. Absolut verderbt. Und wie weit sind sie weg, die Kaisermärker?“ Nun blickte sie fragend ihre Zofe an.

„Nicht mal einen Tagesritt“, musste Sibéal eingestehen, „Aber mit dem Schlund haben sie keinen Hader und der Schlund mit ihnen nicht.“

Wieder lachte Isleen: „Ja. Scheint gar als haben Schlunder und Kaisermärker sich abgesprochen, nicht wahr? Als hätten sie Garetien untereinander aufgeteilt. Wir kriegen den Reichsforst und ihr Hartsteen. Göttergefällig, nicht wahr?“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Wie perfide muss man sein um das durch diesen Hartsteener ausgelöste Elend für seine Zwecke auszunutzen? Vermutlich waren diese anbahnenden Fehdehandlungen zwischen Schlund und Kaisermark pure Inszenierung um Hartsteen und den Reichsforst in Sicherheit zu wiegen, um sie glauben zu machen, auch der Schlund und die Kaisermark würden demnächst in Fehde liegen.“

„Nun, dennoch glaube ich nicht, dass wir hier in Gefahr sind. Die Kaisermärker mögen gegen den Reichsforst ziehen, aber wir sind hier sicher. Wir sind im Schlund und nicht in der Kaisermark.“

„In Garetien ist niemand mehr sicher“, widersprach die Rían energisch, „Am wenigsten wir, denn wir sind Reichsforsterinnen und Reichsforsterinnen werden wir bleiben und was zählt schon das Leben von zwei Reichsforsterinnen?“

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