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Autor: Bega
 
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==Nicht schon wieder==
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Efferd 1043 BF
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Alrik von Korbrunn erinnert sich an das Ungeheuer vom Darpat...

Version vom 6. März 2020, 10:32 Uhr

Eine Knappin für einen Knappen

Eine Knappin für einen Knappen — Briefspielreihe


Im Tal der Pferde

Im Tal der Pferde — Briefspielreihe

Zeitleiste wichtige Ereignisse

  • Anfang Praios 1041 BF - Martok beim Turnier in Gareth
  • Praios 1041 BF - Wulfhelm und die Familie regeln hinter den Kulissen Verlobungen etc.
  • Praios/Rondra 1041 BF - Entführung Darian von Brendiltal durch den Korbrunner (öffentliche Bekanntwerdung erst gegen Boron)
  • Ende Travia 1041 BF - Martoks Prozession und "Erleuchtung".
  • Anfang Boron 1041 BF - Beginnende Krise in Herdentor, wegen "Abwesenheit" Martoks, laute Ansprüchen Darians, Aurels und Irians II. auf Herdentor
  • Ende Boron 1041 BF - Treffen der Frauen in Haselhain (Bündnisse werden angegangen)
  • Mitte/Ende Hesinde 1041 BF - Tod Wulfhelm von Sturmfels
  • Ende Hesinde 1041 BF - Irian II. von Brendiltal muss Handeln und setzt einen Brief auf (an wen? Sulamith?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Herdentorer Hof ist gelähmt, Sebarin rasselt mit den Säbeln und die aranische Brut lächzt (Roschane zieht sich zurück?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Ein Treffen in Dreitempelhof wird organisiert.
  • Anfang Firun 1041 BF - Treffen in Dreitempelhof? (Sulamith, Mara, Roschane)
  • Ende Tsa 1041 BF - Dreitempler-Orden wird gegründet
  • Mitte/Ende Peraine 1041 BF - Kollegseröffnung und Malmerzusammenkunft

Sonnendämmerung

Sonnendämmerung — Briefspielreihe

Jadekrieger

Jadekrieger — Briefspielreihe

Einigung von Morganabad

Hesinde 1042 BF

Stimmen

Abberufen

Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Hesinde 1042 BF:

Nandrian von Altmark saß an seinem Schreibtisch und sah die Korrespondenz des Barons durch. Bittsteller, Gratulanten, Schmeichler – der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt wurde umgarnt und das nicht zu knapp.

Der unscheinbare Meister der Schreibstube überflog die Briefe und ordnete sie penibel nach Wichtigkeit. Der Baron hasste es mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Ein gesiegelter Brief fiel ihm dabei ins Auge – es war das Siegel von der Junkerin von Darren-Ulah, der Tante des Barons. Nandrian überflog die Zeilen immer und immer wieder, denn so richtig glauben mochte er den Inhalt nicht.

In diesem Moment stürmte der Baron mit seinen beiden Hausrittern Ramin und Hamedan herein. Alle drei wirkten ausgelassen, geradezu neckisch. Bestimmt kamen sie gerade von ihrem morgendlichen Ausritt zurück. Und ja, die schmutzige Kleidung der der jungen Männer bestätigte seine Annahme.

„Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?“ Thorondir breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.“

„Ja, es gibt nichts schöneres als den Tag mit einem wilden Ausritt zu beginnen“, stimmte Hamedan mit ein, während Ramin zustimmend nickte.

„Ah mein guter Nandrian, wie immer schon fleißig.“ Thorondirs Blick fiel auf die Stapel auf dem Schreibtisch.

„Ich habe Eure Korrespondenz wie immer nach Wichtigkeit geordnet“, antwortete der Schreiberling pflichtbewusst. „Dieses Schriftstück dürfte Euch besonders interessieren.“ Nandrian übergab dem Baron das Schreiben von dessen Tante.

„Ah, was will meine verehrte Tante denn nun wieder?“ Die Worte des Barons hatten einen deutlich ironischen Unterton.

„Kurz gesagt, sie bittet um Entlassung von ihren Ämtern als Zeugmeisterin und Hofkaplanin, sowie der Entbindung von ihren Pflichten als Junkerin von Darren-Ulah.“

Ramin schaute ungläubig erst zu Hamedan und dann zu Throndir. „Sie will was? Nach all den Scherereien dir wir darum hatten?“

„Was ist ihre Begründung?“, wollte Hamedan wissen.

„Der Ruf ihrer Kirche. Während der Verhandlungen von Morganabad hatte sie eine Unterhaltung mit dem Schwert der Schwerter, die ihr den Weg erleuchtet habe. Die Leuin schickt sie in den Sturmwächter-Tempel in den Wall. Zur Einkehr und Besinnung auf die Tugenden Rondras, wie es heißt. Weltliche Ämter wären in diesen Zeiten nur Ballast den es sich zu entledigen gilt.“ Nandrian schaute in die Runde.

„Aber sie hat doch so für weltlichen Einfluss hier gekämpft – auch gegen dich Thorondir.“ Hamedan konnte es immer noch nicht glauben.

„Ja und sie hat verloren und sich davon nie erholt.“, fügte Ramin hinzu.

„Dann kam noch der Sternenfall, Haffax … .“

„Mein Herr“, der Meister der Schreibstube räusperte sich, „nun ist es an Euch einen neuen Junker für das nun vakante Lehen Eurer Tante zu berufen. Ihre Kinder kommen nicht in Frage, da das eine tot und das andere ebenfalls im Schoß der Kirche verbleiben soll. Wenn ich einen Denkanstoß geben darf, Viburn von Aarenhaupt verwaltet das Lehen bereits erfolgreich seit Jahren an Eurer Tantes statt.“

„Ja, der Aarenhaupt, ein loyaler Mann.“, murmelte Thorondir vor sich hin und die aufmüpfige sog. Liga würde es auch beruhigen, dachte er kurz. „Ein guter … Denkanstoß … mein guter Nandrian."

"Die 'Einigung von Morganabad' hat so einige Verwerfungen offenbart", warf Ramin ein, "zwar wurden die Gebietsansprüche Perricums was Dürsten-Darrenfurt angeht vollends bestätigt, aber viele Teile der aranischen Bevölkerung auf unsere Seite sind unzufrieden damit. Es wäre wohl ein unglückliches Zeichen, ihnen nun auch noch einen raulschen Junker vorzusetzen."

"Wahr gesprochen, Ramin, denn nun gilt es den Frieden zu wahren. Also wäre es vor Vorteil jemanden mit aranischer Herkunft zu benennen ... aber die Loyalitäten der Person müssten ganz klar auf Seiten des Reiches liegen."

"Ganz recht", Ramin nickte zustimmend.

"Ich habe mich bereits entschieden. Hamedan, ich werde deine Tante Saleva zur neuen Junkerin von Darren-Ulah bestallen." Thorodir blickte mit einem kecken Lächeln zu Hamedan und schaute dann zu Ramin. "Ramin, ich weiß, du und der Reichsvogt habt Dürsten-Darrenfurt bei den Verhandlungen von Morganabad um eine Katastrophe bewahrt. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn Hirtenheim und Morganabad an Aranien gefallen wären ... daher ernenne ich dich zum Edlen von Sahineck! Ein lauschiger Landsitz wie mir zugetragen wurde, also genau dasrichtige für dich und Hamedan." Der Baron blinzelte seinen beiden Hausrittern zu.

Der Angesprochene blickte seinen Herren beinahe erschrocken mit großen Augen an und fiel sogleich ergeben vor ihm auf die Knie.


Autor: Bega

Feiger Mordüberfall auf altaranische Adlige nahe Morganabad?

(Todeswürfel)


Ein Bericht von Salman Alferan für die Perricumer Postille

Stadt Morganabad, Ingerimm 1042 BF: Der weise Friedensschluss zwischen unserer Kaiserin Rohaja von Gareth und dem aranischen Maharan Arkos Schah war nunmehr gute vier Monde alt, doch die Stimmung innerhalb der baburischen Bevölkerung in Perricum beruhigte sich nur langsam. In der 'Einigung von Morganabad' hatten beiden Monarchen under der Vermittlung des Schwert der Schwerter Bibernell von Hengisford die Grenzstreitigkeiten zwischen Aranien und dem Raulschen Reich ein für alle Mal beigelegt. Für die Perrinlanden war das Ergebnis dieser Übereinkunft sehr wohlwollend ausgefallen, wurden die strittigen Ortschaften wie Morganabad, Eslamskesh und Geyersruh allesamt eindeutig der Markgrafschaft Perricum zugeschlagen.

Was nun vor den Göttern, Praios voran, gutes Recht ist und vom Perricumer Adel auch schon seit Urzeiten proklamiert, scheint bei den Baburen unsererseits der Grenze immer noch für Unmut zu sorgen. Seit der Einigung kam es immer wieder zu kleinen Unruhen in Morganabad und Eslamskesh, doch gipfelte dieser Unmut nunmehr gar in einem feigen Mord?

Was war geschehen? Die edle Dame Mila von Palmyr-Donas war auf der Durchreise zu Verwandten in den östlichen Perrinlanden, als ihre Kutsche unweit der Stadt Morganabad von baburischen Gesindel angegriffen wurde. Bei dem Überfall fand die herrschaftliche Dame den Tod. Dies alleine wäre schon an Tragik genug, doch wenn wir einen genauen Blick auf die Persona der Ermordeten legen, ergeben sich ungeahnte Zusammenhänge. Die Familie Palmyr-Donas gehört zu den Familien in Perricum, die früher in Aranien viele Ländereien und Einfluss besaßen und nach dem Abfall dort alles verloren hatten. Ihr Weg führte sie nach Perricum ins Exil. Das Verhältnis zwischen den altaranischen Familien - zu denen auch die Familien Waraqis und Feqzaïl, sowie das Haus Aimar-Gor gehören, - und den heutzutage herrschenden Familien in Aranien ist bis dato sehr angespannt. Nun hält sich nachhaltig das Gerücht, die Kaiserin sei von fähigen altaranischen Diplomaten wie Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor und Saleva von Waraqis im Vorfeld des Treffens mit dem Maharan beraten worden. Hatten die exilierten Altaranier also maßgeblich Anteil am Erfolg der Verhandlungen für die Perrinlande? Viele Baburen in Morganabad und Eslamskesh scheinen das zu glauben, was deren Abneigung gegenüber den reichstreuen Altaraniern nur noch erstarken lässt.

War der Tod der Dame Mila also ein feiger Mordüberfall, also eine Racheaktion gegen die Altaranier? Die Tote war ausgerechnet eine Tante von Retos Mutter Rymiona von Aimar-Gor. Welch ein pikantes Detail. Oder handelte es sich um einen tragischen Unfall ohne politische Relevanz, wie von den Stadtoberen von Morganabad dieser Tage oft zu hören war. Während die Raulsche Liga lauthals nach Vergeltung schrie, ließ der Hof von Baron Thorondir von Dürsten verlautbaren, dass die Ereignisse erst einmal akribisch untersucht werden sollen. Denn nichts kann der junger Baron nun weniger gebrauchen als Unfrieden zwischen den Völkern in der Grenzregion zu Aranien.


Autor: Bega

Der Ruf des Südens

Zusammenkunft

Alcazaba Aimar-Gor, Reichsstadt Perricum, Anfang Efferd 1042 BF:

Etwas unruhig stand Romelio im hallenartigen Eingangsbereich mit seiner großen Freitreppe. Die im eslamidischen Stil erbaute Stadtvilla des Haus Aimar-Gor sollte Ort einer besonderen Zusammenkunft sein und jeden Moment würden sie kommen. Sein Blick fiel auf seinen Herrn Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor. Scheinbar ungerührt plauderte dieser mit seiner Base Sulamith und deren Nicht Sibella. Doch Romelio konnte diese zur Schau gestellte Leichtigkeit und Unbeschwertheit nicht täuschen. Allein die Tatsache, dass neben Reto auch die anderen beiden 'großen Spieler' des Hauses Aimar-Gor das Spielfeld betreten hatten, verdeutlichte ihm, was hier auf dem Spiel stand. Die von tulamidisch aussehenden Dienern geöffnete zweiflügelige Tür ließ Romelio wieder fokussiert nach vorne blicken. Es sollte nun also beginnen.

Schnellen Schrittes fegte die großgewachsene Ratsherrin Alsinthe Barûn-Bari durch die Eingangstür in die opulent ausstaffierte Eingangshalle. Das für ihre Scharfzüngigkeit berüchtigte Oberhaupt des Handelshauses Barûn-Bari war für ihre eingefrorenen Gesichtszüge bekannt, wie sich Romelio erinnerte. Eher würde man einen Boron-Geweihten lächeln sehen als die Ratsherrin, beliebte Reto im Scherz zu sagen. Auch sagte man der Dame nach der geheimnisumwitterten Gesellschaft der Pfauen nahe zu stehen. Begleitet wurde Alsinthe von ihrem Bruder Retodan - der als umtriebiger Ratsgesandter der Reichsstadt den aufstrebenden Markt Pelkhafen verwaltete - und dem jovialen Kauffahrer Orelan. Die Begrüßung von Seiten der Ratsherrin viel – wenig überraschend – eher kühl aus. Ihre beiden Begleiter wirkten da schon etwas freundlicher gestimmt.

Als nächstes hatten die vor allem in den Perrinlanden gut vernetzten Familie Feqzaïl ihren denkwürdigen Auftritt. Romelio war, als hielte Satinav für einen Moment die Zeit an. In langsamen, nahezu schwebenden Bewegungen betrat Nymera Feqzaïl den Raum und alle schienen ihren Atem anzuhalten. Selbst bei Reto meinte Romelio einen Anflug von Unbehagen erkannt zu haben. Die in leichten tulamidische Stoffen gekleidete Nymera hielt ihr Gesicht durch einen tiefen Schleier verborgen. Niemand außerhalb der Familie der noch lebte, wusste wie das Oberhaupt der Feqzaïl wirklich aussah. Manch einer behaupte gar, die altaranische Handelsherrin wäre schon weit über 100 Götterläufe alt. Andere behaupten sie wäre eine Hexe, die ihre Geschäftspartner ins Unglück stürzen würde. Begleitet wurde die alte Dame von der brendiltaler Stadtvögtin Madalena Feqzaïl, die einen weitaus weniger geheimnisvollen Eindruck machte, sowie der Kauffahrerin Neride, die einen Alanfaner-Kater auf ihrem Arm trug. Romelio atmete tief durch - welch ein Auftritt.

Doch sollte Romelios Herz noch höher schlagen. Aus dem fernen Gareth war der Patrizier Wahnfried Munter angereist. Der deregewandte und freimütige Patriarch des Handelshauses Munter kam in Begleitung der verwegenen Fernhändlerin und Entdeckerin Ada, sowie – Romelio stockte fast der Atem als er ihn sah – Linnert Munter, mit dem Romelio während des Schattenzuges eine leidenschaftliche Affäre hatte. Die blauen Augen des jungen Händlers tauchten tief in die von Romelio ein und ein schelmisches Lächeln umspielte seinen Mund. Welch eine Überraschung.

Doch blieb für Gefühlsduseleien keine Zeit, denn die hohen Herrschaften waren nicht zum reinen Vergnügen hier. Am Ende der Verhandlungen sollte etwas Großes entstehen.

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Sichtlich nervös lief Romelio im Khunchomer Salon auf und ab. Die Verhandlungen dauertern nun schon mehrere Stundengläser. Worüber sie wohl diskutierten? Er wäre zu gerne dabei gewesen. Naja, eigentlich wäre er nur gerne bei Linnert, wie er sich eingestehen musste. Um sich zu beruhigen und abzulenken, dachte Romelio über die verwandtschaftlichen Beziehungen der vier Familien nach. Orelian Barûn-Bari und Neride Feqzaïl waren verheiratet und somit war die alte Nymera Feqzaïl Orelians Schwiegermutter. Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor war wiederum die angheiratete Tante von Orelian durch ihren Gemahl Navar von Barûn-Bari. Der war der Vetter von Alsinthe und Retodans Mutter Yargunde von Barûn-Bari. Neride und ihre Schwester Madalena hatten, soweit Romelio wusste, von der Linie ihres aus der Familie Waraqis stammenden Vater eine Großmutter aus dem Haus Aimar-Gor. Romelios Mann seiner schlaflosen Nächte Linnert Munter war mit einer Liaella Barûn-Bari verheiratet, was ihn zu einem angeheirateten Vetter von Alsinthe Barûn-Bari und ihrem Bruder Retodan machte. Die Mutter von Linnerts Gemahlin, Marasha mit Namen, stammte wiederum aus der Familie Feqzaïl.

Eigentlich, so befand Romelio überrascht, war diese Versammlung ein Familientreffen, denn alle Anwesenden waren irgendwie miteinander verwandt. Ob das die Verhandlungen einfacher oder schwerer gestalten würde, wusste Romelio nicht.

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Ein halbes Stundenglas später gesellte sich Linnert zu dem mehr als überrascht drein schauenden Romelio.

"Sind die Verhandlungen schon abgeschlossen?", wollte Romelio hastig wissen. Dabei überschlug sich seiner Stimme fast, was ihm gegenüber Linnert natürlich besonders unangenehm war.

"So gut wie", antwortet der Patriziersohn aus Gareth fast schon lapidar. "Die vier alten Granden sitzen noch zusammen und tüffteln an ein paar Details. Das Gröbste ist aber geschafft."

"Wobei ... ich hätte wohl als erstes sagen sollen 'Schön dich wiederzusehen, wie ist es dir ergangen seit unserem letzten Treffen'." Betreten blickte Romelio zu Boden.

"Schon gut, es ist eine aufegende Zeit gerade." Linnert schritt auf Romelio zu und umarmte ihn innig. "Es ist schön dich wiederzusehen!"

Romelio erwiderte die Umarmung und hatte dabei das Gefühl als würde er seinen Liebsten fast erdrücken. Langssam lösten sich die beiden jungen Männer wieder aus ihrer Umarmung.

"Wir haben heute etwas Großes vollbracht ... ein gemeinsames Handelskonsortium für den Handel mit den Südmeerwaren aus Al'Anfa und Uthuria. Einen Namen hat die ganze Unternehmung auch schon: Garether & Perricumer Südmeer Consortium. Barûn-Bari, Feqzaïl und meine Familie werden je ein Drittel der Anteile halten, die Aimar-Gor den Rest."

"Das ist ja großartig." Romelios Augen leuchteten vor Freude – wobei eigentlich freute er sich am meisten seinen Geliebten wieder zu sehen.

"Das GPSC wird Waffen, Rüstungen und Nahrungsmittel nach Hôt-Alem verschiffen und dort dann an das Imperium verkaufen. – und das unter dem Siegel der Kaiserin sozusagen. Der Aimar-Gor hat ein kaiserliches Privileg vorlegen können und einen entsprechenden imperialen Erlass bezüglich der Handelsprivilegien für al'anfaner und uhturische Waren ... keine Ahnung wie er das geschafft hat!"

"Haha, keine Ahnung". Romelio tat sich sichtlich schwer vor Linnert zu lügen und ärgerte sich, vor seinem Schwarm wie ein kleiner Praiostagsschüler zu stehen.

"Der Hauptkontor wird in Pelkhafen entstehen, das wollten die Barûn-Bari unbedingt. Von dort aus werden die Waren dann in die Reichsstadt und nach Gareth gebracht. Da kommt dann meine Familie ins Spiel. Der Perricumer Markt wird durch den Kontor der Feqzaïl in Brendiltal beliefert werden – du darfst raten wer das wollte." Linnert blinzelte Romelio zu. "Aber jetzt ist Schluss mit dem Geschäftlichen ... zeig mir dein Gemach, ich möchte mich frisch machen."

Romelio nickte eifrig und nahm Linnert an die Hand.


Autor: Bega

Anteilnahme

Alcazaba Aimar-Gor, Reichsstadt Perricum, Mitte Efferd 1042 BF:

Romelio von Agur blickte von dem ausladenden Balkon der Stadtresidenz des Hauses Aimar-Gor in die weitläufigen Gärten. In der Ferne sah er seinen Herrn im angeregten Plausch mit Sarina von Zolipantessa. Zwei Reichsvögte unter sich sozusagen. Worüber die beide sprachen, wusste Romelio, denn sein Herr wollte Handelsprivilegien für das neugegründete Garether&Perricumer Südmeer Consortium aushandeln. Im Gegenzug würde die Reichsvögtin Anteile an der Unternehmung erhalten. Romelio war gespannt, ob sich die Zolipantessa darauf einlassen würde.

Der junge Sekretär des gerbaldsmärker Reichsvogts wandte sich nun wieder ab und trat in den Zorganer Salon. Hier tollte Astaran von Pfiffenstock mit seinen Kindern Salix, Danaris, Timshal und Rowan herum. Wobei, Salix leiblicher Vater war der elegante Nebachote nach Romelios Wissen nicht. Aber das war hier zweitrangig. Astarans Gemahlin und Mutter der Kinder weilte gerade mit ihrer Gefährtin Mithrida auf Astarans Landgut in Haselpfort.

"Mit Verlaub", begann Romelio vorsichtig das Gespräch, "aber Ihr seid so anders als ... ."

"Die Nebachoten, wie ihr sie kennt?", beendete Astaran amüsiert den Satz. "Ja, Ihr habt sicherlich die Geschichten von dem 'großen' Eslam gehört. Oder von den Ereignissen in Sebarin, wo noch die alten Traditionalisten auf ihren blutgetränkten Thronen sitzen."

"Ja, da habt Ihr recht", gab Romelio kleinlaut zu.

"Ich war schon immer das schwarze Schaf meiner Familie und das mit Stolz. Ich glaube, ich komme eher nach meiner Großmutter – sehr zum Ärger meines Vaters." Astaran lachte, während er mit Salix auf dem Boden rumkroch und eine Schlange mimte.

"Wie ich hörte, ist die nebachotische Kultur im Wandel begriffen." Romelio wirkte ernsthaft interessiert.

"Na den Göttern sei Dank! Hahaha. Ich meine, wenn nicht, wäre das der Untergang gewesen ... nur leider verstehen die ewig Gestrigen nicht die Zeichen der Zeit, oder wollen es nicht verstehen. In meiner Familie beispielsweise, wurde schon vieles ins Rollen gebracht und das ausgerechnet von einer die nicht zur Familie gehört."

"Ihr meint die Vögtin von Haselhain?", fragte Romelio eher rhetorisch.

"Ah, ihr Kaisermärker kennt euch aus, was? Aber Ihr dient ja auch dem ersten Diplomaten der Kaiserin, da war sowas zu erwarten." Der Nebachote zwickerte Romelio zu. "Es ist schon die Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet eine Frau – und dann noch eine nicht aus dem Blute meiner Familie – uns in ein neues Zeitalter führen wird. Was nebenbei auch mir wieder ganz neue Möglichkeiten eröffnet."

"Vom schwarzen zum weißen Schaf?" Diesesmal war des Romelio, der seinen Gegenüber zuzwinckerte.

"Ach, soweit würde ich nicht gehen." Astarans lautes Lachen dröhnte durch den Raum, was die spielenden Kinder aufhorchen ließ. "Der perrinmarscher Zweig wurde in der Vergangenheit mit Nichtachtung gestraft – wozu ich wohl meinen Betrag geleistet habe – aber in der neuen Zeit braucht meine Familie Persönlichkeiten wie mich. Ich habe gute Kontakte in den Perrinmarschen, in der Reichsstadt, am Markgrafenhof und durch mein Schlafgemach habe ich auch enge Beziehungen zum Haus eures Herren."

"Ah es wird über mich besprochen ... ich hoffe doch nur in den höchsten Tönen." In diese Augenblick betrat Reto den Salon. Begleitet wurde er vom Zahlmeister der Perlenmeerflotte Jaldrak von Sanzerforst. "Die Reichsvögtin hat mich soeben, nach einen sehr erbaulichen Plausch, verlassen. Nun werde ich mich mit diesem adretten Herrn in den Anchopaler Salon zurückziehen, denn es gibt einiges zu besprechen, nicht wahr?"

Der Offizier der Perlenmeerflotte nickte nur kurz und schon verschwanden die beiden Herren schon wieder, während sich Romelio und Astaran nun wieder den spielenden Kindern zuwandten.


Autor: Bega

Aufbruch

Pelkhafen, Lande der Reichsstadt Perricum, Hesinde 1042 BF:

Er nickte ergeben den drei Herrschaften zu und verließ eilig die schwarze Kutsche, die soeben am Rande des geschäftigen Hafens von Pelkhafen angekommen war. Seit dem der einst beschauliche Ort von der Reichsstadt in Besitz genommen wurde, wimmelte es hier nur so von städtischen Beamten, Händlern, sowie Bau- und Hafenarbeitern. Pelkhafen war aus seinem Schlummer erwacht. Das neu erbaute, steinerne Wachkastell mit dem Banner der Reichsstadt war ein untrügliches Symbol dafür wer hier uneingeschränkt das Sagen hatte: Die Reichsstadt Perricum. Personifiziert wurde diese Macht durch den Ratsgesandten Retodan Barûn-Bari.

Der Ort selbst bestach vor allem durch seine kleinen, an der Küste aufsteigend angeordneten Häuser rings um den Hafen, die allesamt weiß gekalkt waren, jedoch mit Fensterläden und Türen in den buntesten Farben wetteiferten. Auf den flachen Dächern der Häuser spielte sich abends das Leben der Dorfbewohner ab.

Gemächlich schlenderte er zu Hafen, wo eine Reihe Karavellen Perricumer Bauart hintereinander festgetaut waren und gerade mit Kisten und Säcken beladen wurden. Die Namen der vordersten Schiffe waren 'Eorcaïdos', 'Paradisvogel' und 'Raubvogel'. Die Namen der anderen Schiffe konnte er nicht lesen. Schnurstracks ging er auf eine Gruppe Frauen zu. Laut den von ihm im Vorfeld zu studierenden Dossiers müssten das die drei Kapitänen der genannten Schiffe sein: Ranari Siebenwind, Ada Munter und Perisha von Palmyr-Donas. Die ersten beiden waren in Kauffahrerinnen und Händlerinnen, Perisha hingegen war Kapitänin der kaiserlichen Perlenmeerflotte. Ein sichereres Zeichen, wie wichtig dieses Unterfangen schien.

"Werte Damen, ich melde mich zum Dienst!" Mit einem eher unglücklich rüber kommenden militärischen Gruß versuchte der junge Mann sein Erscheinen anzukündigen - war eher nicht so gut ankam.

Pherisha schaute zog wenig gerührt eine Augenbraue hoch, während ihn Ranari nur entgeistert ansah. Es war an Ada das Wort an den Neuankömmling zu richten.

"Sie einer an, welch Leichtmatrose wird denn hier vors Bug geschwemmt?" Ihr hämisches Grinsen ließ mehrere Goldzähne aufblitzen.

"Mein Name ist Ramirion Hal von Palmyr-Donas, ich wurde geschickt von ... ." Weiter kam er nicht.

"Jaja Bürschchen, wir wissen Bescheid!" Mit einer abfälligen Handbewegung dreht sich Ada von dem jungen Mann ab.

"Ihr habt die 'Ehre' mit mir auf der 'Eorcaïdos' mitzusegeln." Die scharfe Stimme Ranaris durchschnitt gar die salzige Brise des Golfs von Perricum. "Sucht Euch schon mal eine Ecke zum Kotzen, denn dort werdet ihr die nächsten Wochen verweilen."

Ramirion nickte knapp und begab sich auf das ihm zugewiesene Schiff. Wenn alle so waren wie die drei Kapitänsschnepfen würde diese Fahrt ein Niederhöllenritt werden.

So begab er sich auf das Oberdeck um die Lage zu sondieren. Wie Ameisen trugen schuftende Hafenarbeiter Kiste um Kiste, Sack um Sack auf die Schiffe. Was deren Inhalt war, wusste er nur zu gut: Es waren beste Perricumer Waffen und Rüstungen aus den Waffenschmieden der Reichsstadt, sowie Unmengen von Korn. Beides war für die mittelreichische Entklave Hôt-Alem bestimmt, wobei, ganz richtig war das nicht. Er wusste, die Waren sollten dort ans Imperium weiterverkauft werden. Ein nicht unheikles Unterfangen, waren die Ernten in Perricum dieses Jahr doch denkbar schlecht ausgefallen. Aber die großzügigen Kornlieferung aus Aranien, sie in der 'Einigung von Morganabad' in Aussicht gestellt wurden, machten dieses Geschäft dennoch möglich. Es galt abzuwägen, wollte man die herrschaftliche Oberschicht mit erlesenen Waren aus Al'Anfa und Uthuria beglücken, oder die Mäuler des Pöbels stopfen? Für die Auftraggeber dieser Unternehmung schien die Antwort eindeutig.

Aufmerksam ließ Ramirion seinen Blick über die Szenerie schweifen. An Bord eines der anderen Schiffe glaubte er weitere Personen seiner Dossiers erkannt zu haben. Der adrett gekleidete Mann mittleren Alters mit seinen schulterlangen, dunkelbraunen Locken musste Orelan Barûn-Bari sein, der als ausgebufftes Schlitzohr und notorischer Schwerenöter galt – aber eben auch als meisterlicher Seefahrer und Händler. An seiner Seite seine Gemahlin Neride Feqzaïl, ebenfalls eine wagemutige Händlerin und Kauffahrerin. Beide galten als Federführend für diese Unternehmung und hatten, zumindest was die Handelsabschlüsse anging, das letzte Wort. Ob es ihm wohl missfiel, dass sie ihn auf diese Überfahrt begleitete? Darüber könnte Ramirion nur spekulieren. An der Seite ihrer Eltern stand die mädchenhaft wirkende Eshila. Doch sollte man sich über ihr harmloses Äußere nicht täuschen lassen, denn sie galt trotz ihrer jungen Jahre als verbissene Verhandlungspartnerin und wahres Zahlengenie. Sie wurde als Leiterin des neu zu gründenden Kontors in Hôt-Alem gehandelt.

Auffallend war, wer noch nicht zu erspähen war: Sibella Eorcaïdos von Aimar-Gor. Diese sollte das diplomatische Chor anführen, zu dem auch Ramirion gehörte.

Am Bug der 'Eorcaïdos' stach ein junger Mann, in den Farben und Symbolen der Hesinde-Kirche gefüllt, in Ramirions Augen. Dieser lehnte an einem der Mäste und zeichnete die trutzige Bastion von Pelkhafen in der Abendsonne.

"Ah, noch ein Leichtmatrose nehme ich an?"

"Hm, wie es scheint." Der junge Geweihte ließ sich von dem ihm aufgezwungenen Gespräch nicht aus der Ruhe bringen und zeichnete weiter.

"Ihr seid Bastan Hesindion Munter, richtig, der Nachfahre des großen Bastan Munter. Aber das hört Ihr wahrscheinlich oft." Ramirion lächelte etwas gequält. "War Euer Empfangskomitee genau so herzerwärmend wie das meine?"

"Sie haben mich ignoriert. Aber das ist nicht schlimm. Ich habe gerne meine Ruhe!"

"Ah ich verstehe." Der Wink mit der Schiffsplanke war überdeutlich, aber Ramirion ließ sich nicht beirren. "Ihr sollt also auf der Reise das tun was Ihr am besten könnt, zeichnen und kartographieren, nehme ich an. Freut Ihr Euch schon auf Hôt-Alem?"

"Ich werde mit einigen anderen auf Souram an Land gehen"

"Oh, mir war nicht bewusst, dass wir einen Landgang auf Souram geplant hatten. Was ist dort Eure Aufgabe? Die wilde Flora und Fauna zu zeichnen?"

"Das kann ich Euch nicht sagen!"

"Oh, ein Geheimauftrag, wie spannend." Scheinbar hatte hier jeder einen solchen wie Ramirion empfand. Ein junger Mann weckte unterdessen sein Interesse. Dieser war im vollkommen unbekannt, auch konnte er ihm keinen der bekannten Dossiers zuordnen. "Sagt, wer ist dieser Mann?"

"Das? Das ist Tamin von Cardebas. Er ist als Strohmann für die Korneinkäufe verantwortlich gewesen. Was sonst sein Aufgabenbereich ist, weiß ich nicht."

"Gut, dann werde ich Euch mal wieder Euren Zeichnungen überlassen." Nickend verabschiedete er sich von dem wenig gesprächsoffenen Hesinde-Geweihten und so langsam dämmerte ihm, auf was er sich bei dieser Unternehmung eingelassen hatte.

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Aus der Ferne brachteten die drei Herrschaften die Szenerie und wirkten sehr zufrieden.

"Auf zum reisenden Kaiserhof nach Barbenwehr, die Kaiserin dürstet es, die 'Einigung von Morganabad' zu zelebrieren und wartet bekanntlich nicht gerne meine Lieben!" Die tiefe Stimme des Mannes ließ Vorfreude durchklingen.

"Sie wird sich sehr generös zeigen. Da bin ich mir sicher", pflichtetet eine Frauenstimme bei.

"Sie hatte fähige Berater – zumindest dieses Mal", merkte eine zweite männliche Stimme trocken an.


Autor: Bega

Rückkehr

Pelkhafen, Lande der Reichsstadt Perricum, 1. Rahja 1042 BF:

"Sie kommen!", rief die 10 Sommer junge Rylara aufgeregt. Die Novizin im Efferd-Tempel von Pelkhafen hatte genau im Blick wann welcher Handelskonvoi in See stach und wann eine Rückkehr zu erwarten war. "Die 'Eorcaïdos' ist zurück"

"Beruhige dich doch, das ist doch alles nichts besonderes", versuchte der sehr viel ältere Novize Jovis das Mädchen zu beruhigen.

"Die Hüterin hat gesagt, jetzt beginnen goldene Zeit für den Tempel und Pelkhafen, da doch der Handel mit Hôt-Alem mehr werden soll."

"Ich weiß was die Hüterin gesagt hat. Komm, wir gehen zum Hafen und sehen beim Abladen zu!" Jovis nahm Rylara an die Hand und sie liefen runter zum Hafen. Jovis verharrte dabei gedanklich bei seiner Tempelvorsteherin und Lehrmeisterin Sylva. Das herrische und unberechenbare Wesen der Hochgweihten lag ihm nicht. Auch waren es diese Wesenszüge, die ihm an seinem Gott immer mehr missfielen. Nicht die wechselhaften Gewalten von Wind und Wogen waren es, die den Novizen interessierten, sondern die rätselhaften, unendlichen Tiefen des Meeres und die Weite des Horizonts.

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Mit einem beherzten Sprung sprang Tamin von Bord der 'Eorcaïdos' und war froh wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Es folgten ihm Ramirion und Bastan. Die drei jungen Männer hatten in den letzten sechs Monden Freundschaft geschlossen, auch wenn aller Anfang schwer war, wie er sich mit einem Lächeln erinnerte. Doch gegen Ende der Reise waren sie fast untrennbar – was auch ein schwieriges Unterfangen gewesen wäre, schließlich teilten sich die drei Männer auf der 'Eorcaïdos' eine Kajüte; wie auch schon auf der Hinfahrt. Auf der mehre Wochen dauernden Überfahrt gen Süden hatten die drei also viel Zeit sich kennenzulernen. Manchmal hatte Tamin das Gefühl, dahinter lag Absicht. Vielleicht war es aber auch nur Zufall.

Wie dem auch sei, die drei verstanden sich prächtig. Bastans ruhige, ausgeglichene Art, gepaart mit der Fähigkeit seine Gegenüber in besonders unerwarteten Momenten mit trockener Sachlichkeit zu begegnen: Tamin liebte es! Ramirion mit seiner liebenswert verschrobenen Art, der aber, in den richtigen Augenblicken mit diplomatischen Geschick zur Höchstform auflief: Tamin liebte es! Und Tamin? Womöglich war es seine abgeklärte, pragmatisch-progressive Art die die anderen beiden an ihm schätzten.

Alle drei konnten auf eine sehr erfolgreiche Reise in den tiefen Süden zurückblicken. Bastan hatte erfolgreich die Gegend um den neuen Stützpunkt auf Sourram kartographiert und dabei noch eine Unmenge an Zeichnungen von der Tier- und Pflanzenwelt anfertigen können. Ramirion und Tamin waren im Gefolge von Sibella persönliche Gäste von Fürstprotektor Refardeon II. von Hôt-Alem in dessen Palast. Da Sibella durch eine mysteriöse Erkrankung die meiste Zeit unabkömmlich war, oblag es an den beiden Männern ihre Aufgabe zu erledigen – und das taten sie mit Bravour! Ihre Auftraggeber dürften zufrieden sein, so befand Tamin.

Seine Gesichtszüge erhellten sich, als er von weitem seinen Bruder Jovis auf sich zulaufen sah.

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Während eifrige Hafenarbeiten al'anfanische und uthurische Luxusgüter ausluden, war er einer der letzten, der von Bord der 'Eorcaïdos' ging. Er war in Hôt-Alem auf den Handelkonvoi aus Perricum aufmerksam geworden und machte sich durch sein Wissen über den sagenumwobenen Südkontinent Uthuria bald unabkömmlich. Denn er, als fähiger Navigator, hatte bereits an Handelszügen dorthin teilgenommen. Während er der Besatzung der 'Paradisvogel' half, sich auf die Überfahrt mit einem al'anfanischen Handelskonvoi vorzubereiten, suchte er immer wieder die Nähe zur Mannschaft der 'Eorcaïdos'. Als die Zeit des Aufbruchs nahte, bat er darum mitkommen zu dürfen. Da er sich während des gesamten Aufenthalts in Hôt-Alem als sehr nützlich erwiesen hatte, wurde ihm diese Bitte gewährt.

Die Überfahrt nach Perricum sollte ereignislos und ruhig verlaufen – woran er einen nicht geringen Anteil hatte, waren doch die Mächte der unergründlichen Tiefe mit ihm. Aber das wusste keiner.

Interessiert blickte er zu Tamin und die auf diesen zustürmenden beiden Novizen des Efferd. Ja, zu Bruder Efferd hatte er ein ganz besonderes Verhältnis.


Autor: Bega

Im Tal der Lieblichen Schwestern

Ort: Baronie Hengefeldt

Schäumende Wasser

Das Netz ist wohl futsch

Auf dem Darpat, irgendwo zwischen Gaulsfurt und Rabicum, im Rahja 1042 BF

Hastig holten sie ihre Netze ein. Milan und seine Gehilfin vom Südufer und Lefke und ihr Gehilfe vom Nordufer. Es schunkelte wieder heftig, als Milan das Gleichgewicht verlor und ihm das letzte Netz entglitt. Ein Fluch wie ihn nur Fischer kennen entrann lauthals seiner Kehle.

Von weiter nördlich auf dem anderen Boot rief Lefke hinüber: "Beim Algenbart Efferds, ist alles in Ordnung bei euch dadrüben?" Eigentlich konnte sie Milan nicht so recht leiden, er war ein großtuerischer Wichtigtuer, wie alle im Süden, auch wenn er nur ein Fischer war. Doch gerade Letzt war ihr ganz ähnliches passiert.

Milan, dem die olle Lefke schon immer etwas zu steif war, schluckte seinen Ärger über das verloren gegangene Netz hinunter und wunderte sich über Lefkes Sorge. "In Ordnung, naja, wie man's nimmt, das Netz is wohl futsch. War aber ohnehin schon zigfach geflickt.", mit einem wehleidigen Blick schaute Milan auf das schäumende, kleine Wellen schlagende Naß. "Aber, der Unergründliche möge es mir verzeihen, ich versteh den alten Darpat nicht mehr."

Die gleiche Stimmung erfasste auch sogleich Lefke auf dem anderen Boot, die sich am rotblonden Schopf kratzte. "Wem sagst du das? Seit einiger Zeit macht der ja nur noch was er will. Ich weiß dem Launenhaften gefällt das wohl, aber gute Darpat war doch nie ein solch ungestümer Diener des Tobenden.", rief sie über die Schäumenden Wasser hinweg dem schwarzgrauhaarigen Milan zu.

"Wollen wir's mal nicht beschwören. Aber sogar die Flößer aus Darpatmund, die sich ja sonst immer für ihre Unerschütterlichkeit rühmen klagen schon über den Wellengang, die Schnellen und die plötzlichen tückischen Untiefen des guten Alten." brüllte Milan herüber und ging fast von Bord, als eine schäumende Welle erneut gegen sein Boot stieß. Er fasste sich aber und rief dann: "Wenn das so weiter geht, isses vielleicht auch besser, wenn der alte Efferd mich holt, bei dem mickrigen Fang den ich deshalb immer nach Hause bringe. Das ist ja nicht auszuhalten."

Lefke indes machte Anstalten zurück ans Ufer zu gelangen. "Da bist du nicht der einzige, hete wird das auch nichts mehr, bei dem Geschäume. Wenn ich ein Fisch wäre würde ich mich auch in andere Gefilde zurückziehen. Aber das ist nicht nur hier so, glaub mir. Aber ich mach mich dann mal auf. Das hat keinen Sinn mehr hier."

"Ja, mach das. Ich werd mich auch von Dannen machen, aber der launige Herr da unten bekommt heute kein Opfer von mir dagebracht. Sauer sein kann ich auch." Auch Milan und seine Gehilfin kämpften sich nun entgegen der schäumenden Wasser zurück ans ruhige Südufer, während Lefke das im Norden schon fast erreicht hatte. So ein schlechter Kerl war Milan gar nicht, dachte sie sich.

Autor: Jan

Kloster der Ertrunkenen

Efferd-Kloster St. Liaiella, 30. Rahja 1042 BF:

Es war später Abend, kurz vor der Rahjastunde. Es war finster, einzig ein paar wenige Gwen Petryl-Steine wiesen den Weg in die Fluten des unruhig fließenden Flusses. An dieser Stelle hatten vor wenigen Götterläufen die dämonisch aufgepeitschten Wasser des Darpats die Gaulsfurt und Hunderte von Menschen hinfort gespült. Geblieben waren Untiefen und tückische Stromschnellen. - und die Toten.

An dieser Stelle wurde das Kloster der Ertrunkenen zu St. Liaiella ergründet, um den Ertrunkenen zu Gedenken und über den Fluss zu wachen. Zu Ehren der Toten hatten sich die Bewohner des Klosters zum Jahrestags des furchtbaren Unglücks am Fluss versammelt. Auch auswärtige Gläubige und Geweihte waren gekommen – so auch Jovis. Sylva von Mersingen, die Hüterin von Wind und Wogen des 'Efferd-Tempels zur salzigen Woge' hatte ihren Novizen aus ihrem Heimattempel in Pelkhafen an die ehemalige Gaulsfurt geschickt, um an dem Gedenken an die Ertrunkenen teilzunehmen.

Ernst blickte der Jüngling auf die schäumende Gischt. Die Anwesenden stimmten einen tief dröhnenden, monotonen Singsang an, der wie dichter Nebel über die unruhigen Fluten zu wabern schien. Efferd gefällige drei Gestalten traten bis zur Hüfte in das finstere Wasser, gefolgt von drei Geweihten des Launenhaften. Die drei Geweihten sprachen mit kehliger Stimme im Gleichklang:

"Hunderte von Seelen hat das Unaussprechliche in deine Tiefen gerissen, oh Schäumender, doch du hast ihnen den Zutritt zu deinem Reich verwehrt. Ihre toten Leiber kehrten zu uns zurück, als Mahnung und Auftrag zugleich."

"Nimm in diesen Tagen, wo die Finsternis über das Licht obsiegt, unser Opfer an, auf dass wir die Finsternis überkommen."

"Was heute ertrunken, wird aus den Wassern neu geboren! Was heute ertrunken, wird aus den Wassern neu geboren! Was heute ertrunken, wird aus den Wassern neu geboren!"

Mit einem Ruck, der Jovis zusammen zucken ließ, drückten die drei Geweihten die drei vor ihnen im Wasser stehenden Menschen unter die Wasseroberfläche. Es war, als würde der Fluss noch unruhiger, noch unsteter werden. Die Fluten verschlangen die drei willfähigen Opfer.

Wenig später tauchten die drei nach Atem ringend wieder auf. Das rituelle, symbolische Ertränken im Darpat war vollzogen. Nach den Namenlosen Tagen würde hier das 'Aufholen' ebenso rituell begangen werden.

Die Anwesenden verließen nun allmählich die Ufer des Flusses um in dem kleinen sakralen Gebäude des Launenhaften in stiller Einkehr zu verharren. Jovis hatte ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. Schon während des gesamten Rituals hatte er sich nicht wohl gefühlt. Es fühlte sich alles so falsch an.

Ein Plätschern am Flussufer ließ ihn aufhorchen. Es war wohl ein Fisch von den Fluten an Land gespühlt wurde und nun verzweifelt versuchte zurück ins rettende Nass zu gelangen. Als Jovis sich näherte um der armen Kreatur zu helfen, erstarrte er vor Schreck. Der um sein Leben zappelnde Fisch wies merkwürdig verformte Auswüchse auf. Auch hatte er zwei Köpfe, deren Mäuler er hektisch auf und zu riss. Als sich Jovis weiter umsah, erkannte er am Ufer unzählige tote Fische. Einige wiesen ähnliche Verformungen auf wie der zweiköpfige Fisch.

Erschrocken wich der junge Novize zurück. Sein Bauchgefühl hatte ihn nicht getäuscht, diese toten und seltsam verformten Fische waren ein Zeichen, aber für was?

Autor: Bega

Rauschen und Surren

Burg Finsterbinge, Mitte Praios 1043 BF

Talvia stand zusammen mit dem Neuen an den Zinnen der Burg, gelangweilt schauten sie auf den Darpat, der abermals wild schäumte, wie ein tollwütiger Hund. Verstohlen warf sie ihrem Nebenmann einen Blick zu. Er war als Gebrochener hier angelangt, doch schnell hatte er sich hier gefunden unter seines Gleichen. Anfangs hatte man ihm nicht gänzlich vertraut, war er doch der Sohn des früheren Mitglieds ihres Ordens und späteren Verräter an Perricum, Reich und ja letztlich auch den Reshminianern. Doch hatte sich der Neue nicht als Gefahr für die Gemeinschaft entpuppt, sondern wahr tatsächlich in ihr aufgegangen, als hätte er genau dies gebraucht. Er hatte zu einer Stärke gefunden, die man ihm zu Beginn nicht angesehen hatte.

Plötzlich merkte Talvia wie lange sie doch zu ihrem Nachbarn hinüber geschaut hatte, als sich seine Augen plötzlich weiteten und er daraufhin etwas in der Ferne fixierte. Sofort folgte Talvia aufmerksam seinem Blick und blieb am Abendrot der Sonne hängen welches sich auf den nun ruhigeren Wassern des Darpat spiegelte und den diesen rot zu färben schien. Nein, der Darpat war rot verfärbt, oder trügte sie das Bild? Konnte dies sein? So weit sie es ausmachen konnte schien der Fluß von Richtung des Darpatbogens bis mindestens Gaulsfurt rotverfärbt zu haben. Sie hatte von diesen Korgondjüngern gehört, die den Gnitzenkuhler Rothandfelsen für genau ein solches Phänomen anbeteten. Aber über diese Länge? Rot lag er da im Licht der untergehenden Sonne.

"Komm, das müssen wir melden.", sprach der Neue geistesgegenwärtig. Als sie die Treppe hinunter eilten, konnte sie spüren wie das vertraute und einende Summen aus den Katakomben zu einem wilden Surren wurde, wie ein aufgeschreckter Hornissenschwarm, zum Stich bereit.

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Am nächsten Tag - der Spuk des letzten Abends war genau so schnell vergangen wie er gekommen war - und einige hatten Antworten in den Katakomben gesucht. So wie Talvia, das Surren war dort wieder zu einem beruhigenden Summen abgeflaut, doch lag in ihm nun ein neuer Unterton, sehr bestimmend. Auch der Neue hatte dem beigewohnt und hatte anschließend das Gespräch mit der Bundesherrin gesucht.

Talvia kam gerade wieder aus den Katakomben, als sie ein Gespräch zwischen einem der anrainenden Bauern und einem der ihren mitbekam, der Bauer klagte über seit Gestern verschwundenes Vieh. Konnte es möglich sein?

Autor: Jan


Ein Bericht über den Fluß

An Ihre Edelgeboren Yanda von Gerben, Wächterin vom Darpat, Kommandantin der Sonderflotille Flußwacht,

Flottillenkapitäninnen, Brückenwacht und Anreinerorte melden zu überprüfende Vorkommnisse am Darpat. // Schäumende Wasser, unberechenbarer Wellengang, plötzliche Untiefen, aufziehende Nebelbänke, Einbruch des Fischvorkommens, einhergehend mit Fischsterben und widernatürlicher -deformierung, Beobachtungen von "blutrotem" Fluß und Viehverlusten in steigender Zahl. // Zuletzt Vermisstenmeldung des Fischers Milan Netwarfer aus der nähe des Martktes Gaulsfurt - Zusammenhang unklar. // Diese Widrigkeiten bedingen erneuten Anstieg von Schmuggleraktivitäten. // Empfehle temporäre, stärkere Patrouillierung und Übersendung der "Wolfsjäger" gen Wasserburg. // Außerdem Überprüfung der genannten Vorkommnisse im Zusammenhang mit Geschehnissen aus dem Jahr 1034 BF - Ungeheuer am Darpat, sowie gesonderte Vorsichtsmaßnahmen für anstehendes Lichterfest in Perricum-Stadt. // Hier könnte die "Wolfsjäger" - ohnehin als Paradeschiff vorgesehen - erneut Patrouille von Wasserburg bis zum Lichterfest in Reichsstadt abhalten.

Erwarte genaue Anordnungen.

Dara von Hardenstatt, Kommandantin des Sonderflottillenstützpunktes Wasserburg, gegeben am 05. Rondra 1043 BF in Wasserburg

Autor: Jan

Die Wolfsjäger

[Die neue Flußgaleere Wolfsjäger wird nach Wasserburg überführt.]


"Bedingen oder werden bedingt?", Yanda fasste ich an die Stirn als sie die Gerüchte die sie am gestirgen Tag gehört hatte nun auch durch ihre Kommandantin betätigt sah. Sie erinnerte sich noch vage an die Geschehnisse um das Ungeheuer vom Darpat, bei dem es damals mit ganz ähnlichen Meldungen los ging. Am Ende war es allerdings nur ein ganz profanes Ungeheuer. Wie so oft haben sich dort mal wieder die Schmuggler aufgespielt, weshalb Ihr die Meldungen über die jüngsten Vorfälle jetzt wieder einmal tiefe Furchen in die Stirn meißelten.

An die Kapitänin Dara von Hardenstatt, Kommandantin des Sonderflottillenstützpunkts Wasserburg, gegeben am 06. Rondra 1043BF


Ich werde von der Reichstadt aus Recherche über die gemeldeten Vorkommnisse betreiben.// Weiterhin fordere ich detaillierte Berichte was, wann, wie, wo von Bevölkerung oder Patrouillen gemeldet wurde. Karte mit Verortung besonderen Vorkommnisse wird erstellt. Insbesondere muss hier der Entführung des Fischers nachgegangen erden. Hierzu erwarte ich einen gesonderten Bericht, da dieser zu einem Schmugglernest übergelaufen sein könnte.// Wolfsjäger wird zur Abreise vorbereitet und mit zusätzlicher Besatzung am 08. Rondra gen Wasserburg verlegt. Dazu 6 Stuben für Besatzung vorbereiten.// Außerdem in der Zeit zum Lichterfest sofortige Umstellung des Lehrplans auf "Patrouille mit der Flußgaleere".// Dann zum Lichterfest Patrouille zurück in die Reichstadt mit derzeitigem Lehrgang aus der Flottenakademie um Präsenz in der Bevölkerung zu zeigen.

Yanda nickte zufrieden als Sie die Befehle abgeschlossen hatte. Sie hatte im letzten Götterlauf gelernt aus allem etwas Positives zu ziehen. Und Ausbildung an einer so modernen Flußgaleere wäre für die Kadetten sicherlich hilfreich und interessant.

Jetzt musste Sie ich aber erst einmal um ihren Darpat kümmern. Man sagt immer die Efferd-Geweihten hätten ein besonderes Gespür dafür, wenn sich etwas in einem Gewässer anbahnt. Nicht selten wurden Sutrmfluten, niedrige Pegel und schwere Unwetter von ihnen mehr oder weniger genau vorhergesagt. Und sie wusste auch schon genau wen sie hier fragen würde. Denn vielleicht bedarf es hier gar keiner mystischen Götterdiener, sondern nur eines informierten Eingeweihten. Wie gut, dass Ludrian von der Brücke beides war.

Autor: DreiHund

Ein nützlicher Feind

An den Gefährten von Wind und Wogen Ludrian von der Brücke

zum Hof des Markgrafen, Schloss Perringrund
 
 
 
 
Euer Gnaden,

ich habe eine dringend zu bearbeitende Eingabe an den markgräflichen Beauftragten für Gewässer.
Mir ist bewusst, dass unser Verhältnis mehr als angespannt ist, dennoch hoffe ich darauf, dass Ihr diesen Brief als offizielle Eingabe behandelt.

Mich erreichten jüngst beunruhigende Vorkommnisse entlang des Darpats, die mir scheint mit Häufung um das Gebiet des Marktes Gaulsfurt.

Sicher dürften auch Euch diese Geschehnisse nicht verborgen geblieben sein und da ist es nicht weither Parallelen zu den Vorkomminssen um das Ungeheuer vom Darpat zu ziehen, welche Euch sicherlich auch noch gut im Gedächtnis sein dürften.
Ich erbitte hiermit eine ganzheitliche Einsicht in eure Erkenntnisse zu den Ereignissen.
Handelt es ich hierbei um profanes oder mystisches Wirken?

Vielleicht könnt Ihr mit Eurer efferdgegebenen Einsicht sogar erahnen, was der Launenhafte mit diesen Vorfällen am Darpat beabsichtigt und wie er zu besänftigen wäre.
 
 
 
 
Mit aufrichtigem Interesse verbleibt Reichsstadt Perricum am 14. Tage der Rondra 1043 BF Yanda von Gerben

Wächterin vom Darpat

Autor: DreiHund

Im Nebel

Schloss Tikaris, Stadt Wasserburg, 26. Rondra 1043 BF
Die Kommandantin des Wasserburger Stützpunktes stand auf der Darpatbastion und blickte der Flussgaleere Wolfsjäger, welche gen Praios Richtung Perricum fuhr, nach.
In fünf Tagen würde in der Reichsstadt das Lichterfest stattfinden und das Schiff sollte dort die Parade anführen und da bis dahin noch einige Tage vergehen würden konnte Kapitänin von Gaulsfurt und ihre Mannschaft, wie von der Wächterin des Darpat befohlen, die Rückfahrt mit einer ganz praktischen Patrouillenfahrt verbinden und Präsenz zeigen. Das würde den Kadetten, der Flottenakademie, auch gleich noch etwas Praxiserfahrung geben.
Der Anblick der Flussgaleere war beeindruckend. Die gleichmäßigen Bewegungen der Ruder, die zeitgleich in das kühle Nass des Flusses eintauchten, das Wasser durchwühlten und somit das Schiff immer weiter durch die Wellen schoben, hatte fast etwas hypnotisierendes.
Doch dann richtete sich Daras Blick sorgvoll auf die Nebelwand, welche in einiger Entfernung flussabwärts auf die Mannschaft der Wolfsjäger wartete. Der Darpat war in letzter Zeit unberechenbar geworden, Vieh und Mensch verschwand an den Ufern des Flusses spurlos, ihr lagen Berichte vor, in denen verschiedene Zeugen beschworen dass sich der Fluss praioswärts zeitweise rotverfärbt hatte oder teilweise rückwärts gefloßen sein sollte.
Musste man einer dichte Nebelsuppe schon unter normalen Umständen mit Vorsicht und Achtsamkeit begegnen, so war eine solche unter diesen Umständen noch gefährlicher. Eigentlich hätte der Flussegler Natter mit Hauptbootsmann Perainestig die Wolfsjäger begleiten sollen, allerdings wurden sie auf einer ihren Patrouillen firunwärts aufgehalten und würden noch drei Tage brauchen. Solange konnte die Galeere jedoch nicht warten und so entschloss man sich ohne Begleitung aufzubrechen.
Dara griff ihren Kapitänshut, setzte ihn sich auf, wandte sich vom Darpat ab und schritt zurück in das Schloss. Es würde sie nicht weiterbringen sich hier Gedanken zu machen, Miria war eine erfahrene Kapitänin und die Arbeit, die auf Dara in ihrem Büro wartete, würde sich auch nicht allein erledigen.

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Miria von Gaulsfurt hatte die Geschwindigkeit verringern lassen. In einem solch dichten Nebel wäre es mehr als fahrlässig gewesen, in voller Geschwindigkeit weiter zu fahren. Nur mit Müh und Not konnte sie von ihrem Standpunkt aus über das Ende der Galeere hinausschauen. Sie hatte Signallaternen anbringen lassen auch wenn es fraglich war ob ein entgegenkommendes Schiff diese rechtzeitig erblicken würde.
Eigentlich wäre sie am liebsten in Ufernähe gefahren und würde dort abwarten bis der Nebel sich verzogen hatte, doch sie hatte die Orientierung verloren und konnte sich nicht sicher sein wo genau sie waren und ob sich das Ufer hier anbot den Nebel auszusitzen.
Die Kapitänin ließ ihren Blick schweifen, ihr Adjutant stand an der Reling und versuchte etwas zu erkennen, der junge Kadett von Darben-Dürsten war gerade an Miria herangetreten und wollte etwas sagen, da bedeute sie ihm zu schweigen, "hört Ihr das, Kadett?", fragte Miria mit gedämpfter Stimme.
Der Kadett lauschte kurz, schüttelte dann aber den Kopf, "nein Frau Kapitänin! Ich höre nichts!", stellte er pflichtbewusst fest. Miria nickte langsam, "das ist es. Nichts. Man hört nichts, rein gar nichts", stellte diese fest.
"Frau Kapitänin! Da seht! Eben ist etwas durch das Wasser geschwommen! Etwas großes!", hörte Miria ihren Adjutanten rufen.

Autor: Vlad

Bunte Lichter von Perricum

Reichsstadt Pericum, 1. Efferd 1043 BF

Es war für ihn schon ein erhabener Anblick, all die vielen Lichter, die den abendlichen Korallengärten erhellten. Unzählige Perricumer und Auswärtige stromerten durch den ausgedehnten Park und am Darpatstieg entlang. Viele trugen kleine Lichter oder Laternen bei sich. Die meisten dieser Laternen zeigten Kreaturen aus Efferds Reich, eine typisch Perricumer Eigenheit, Feuerlaternen in Gestalt von Seegetier, sowas gab's nur hier. Die ganze Stadt schien auf den Beinen, war das Fest der bunten Lichter doch eines der bedeutendsten in der Reichsstadt.

Der junge Novize des Launenhaften schlenderte durch die Gärten und blickte sich interessiert um. Arm und Reich, alle schienen an diesem Feste vereint. So sah er die Ratsherrin Pernilla von Zolipantessa, zusammen mit der Schöffin des Perricumer Stadtrates Vilthina von Rauleu, der Dame der hohen Gesellschaft Charlyn Eorcaïdos von Aimar-Gor und weiteren Patriziern Almosen an die Armen verteilen. Nach den Missernten in den Zacken und den Perrinlanden war der Zulauf besonders groß. Ein jeder wusste, dass diese zur geheimnisumwitterten Gesellschaft vom Pfauen gehörten. Wie auch Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa, die nur unweit des Geschehens zusammen mit Alsinthe Barûn-Bari und flankiert von nicht wenigen Stadtgardisten, durch den Park flanierte. Der Pöbel verehrte die Pfauen und ihre Wohltäter und bildete so auch die starke Machtbasis der Reichsvögtin.

Etwas abseits des Geschehens stand Egilmar von Gerben. Der Richter am reichsstädtischen Gerichts und Gemahl von Ratsherrin Vilthina von Rauleu beäugte seinem Sohn Edric wie dieser an seiner Laterne rum hantierte. Begleitet wurden sie von einer Handvoll Bediensteter und Wachen.

Die anwesenden Geweihten der städtischen Tempel beäugten das Treiben der Ratsherrinnen misstrauisch, galt doch das Verhältnis zwischen den Tempeldienern und städtischen Obrigkeit seit dem 'Tag der Schande' mehr als zerrüttet. Der junge Novize hatte den denkwürdigen Tag, als die Hochgeweihten die Reichsstadt verließen, aus der Ferne in Pelkhafen mitbekommen. So ganz durchblickte er das damals Geschehene bis heute nicht.

Sein Weg führte ihn weiter Richtung Darpatstieg, vorbei an der Zackenländer Baronin Serima von Hengefeldt, die, in Begleitung ihrer Hausritter und Knappinnen, in einem Gespräch mit dem perricumer Stadtritter Ardur von Binsböckel vertieft war. Auch andere hohe Herrschaften tummelten sich in den Korallengärten und gaben sich betont mehr oder weniger volksnah, wie die Ratsherrinnen Ginaya von Alxertis und Oleana Silbaran, die sich mit jeweils großer Entourage aus Dienern, Günstlingen und Wachen dem Volk zeigten – und doch darauf bedacht waren diesem nicht allzu nah zu kommen.

Auch Angehörige des Markgrafenhofes waren von dem pittoresken Schloss Perringrund vor den Toren der Reichsstadt, das als Hauptsitz des Hofes diente, nach Perricum gereist. Der Markgräfliche Herold Edelbrecht von Gaulsfurt führte stolzen Schrittes seine Gemahlin, die erste Hofdame des Hofes Ederlinde von Sturmfels aus. Ein Kindermädchen trug deren erstgeborene Tochter Lorinya auf ihrem Arm, sowie eine leuchtende Laterne in Delfinform. Es folgten die herrschaftlichen Knappinnen Pernula von Zolipantessa, Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor und Xanjida von Sanzerforst. Abenteuerlust stand in ihren Gesichtern geschrieben. Es war der erste öffentliche Auftritt von Nedime. Offenbar hatte sich diese von der schwierigen Geburt zum Jahreswechsel erholt.

Mit Verwunderung erblickte der Novize des Efferd den greisen Federico de Vargas. Der nach der unsäglichen Haffax-Invasion zum Ratsherren aufgestiegene Stadtadlige kannte die Korallengärten nur zu gut, gehörten doch nicht wenige der hier 'tätigen' Kurtisanen und Lustknaben zu seiner Kurtisanenschule. Der alte Mann mit der asketischen Gestalt zeigte sich gemeinsam mit dem einflussreichen Gesellschafter Samirion von Palmyr-Donas und – er wagte seinen Augen kaum zu trauen – dessen Gefährten Rahjadan von Cardebas. Letzterer war der Halbbruder des Efferdjüngers, mit dem dieser jedoch schon seit vielen Götterläufen keinen Kontakt mehr pflegte. Mit gesenktem Blick und schnellen Schrittes lief er an den zwielichtigen Männern vorbei. Er wollte vermeiden erkannt zu werden.

Gefühlt die ganze Stadtbevölkerung drängt sich mit Laternen und Lampions am Darpatufer. Das Fest der bunten Lichter steuerte auf seinen Höhepunkt entgegen. Der Novize bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen zu einem der Stege. Hier hatten sich Efferdbrüder und die hiesigen Geweihten des Launenhaften versammelt. Auf dem Darpat tummelten sich unzählige kleine Schiffchen, die mit bunten Lichtern bestückt waren und tauchten den Fluss in ein Meer aus Tausenden Lichtern. Hochwürden Efferdan dylli Turakis stand mit ausgebreiteten Armen auf einem flachen Boot. Der Bewahrer von Wind und Wogen der Halle der Gezeiten begann den Efferd-Segen zu sprechen.

Gebannt schaute der Novize auf die vorbei strömenden Fluten des Darpat. An der Oberfläche schäumte die Gischt und ließ die kleinen, beleuchteten Schiffchen wie willkürlich hin und her tanzen. Vorbeischwimmendes Treibholz ließ die schwimmenden Lichter zuweilen bedrohlich wanken. Doch dieses oberflächliche Aufbegehren des Flusses war es nicht was den Jungen interessierte. Es waren die unergründlichen Tiefen die ihn faszinierten und eine ungekannte Ruhe und Unendlichkeit auf ihn ausstrahlten. Es war, als ob der wässrige Blick des Novizen durch die Wasseroberfläche hindurchdrang und in die dunklen Tiefen des Flusses eintauchte. Trotz der Dämmerung konnte er klar in die Tiefen blicken. Fischschwärme schwammen hektisch hin und her. Unzählige, fluoreszierend-leuchtende Quallen riefen den Jungen zum Tanz der Unendlichkeit. Er fühlte sich seltsam berührt und verspürte den inneren Drang in die unergründlichen Tiefen abzutauchen.

Doch mit einem Mal änderte sich der erhabene Tanz der Quallen. Hektisch zogen sie sich in die dunklen Tiefen zurück. Auch die Fischschwärme suchten wie panisch das Weite. Der Geruch von Tank und modrigem Holz kroch in die Nase des jungen Novizen. Die Tiefe des Flusses offenbarte ihm dunkle Schatten, die der Darpat behäbig mit sich trug. Der Junge schärfte seinen Blick um zu erfassen was gerade vor sich ging. Mehr und mehr Schatten bahnten sich ihren Weg flussabwärts. Einer der Schatten schien sich der Wasseroberfläche zu nähern. Mit Schrecken erkannte der Junge die Konturen eines Menschen, doch war der Leib aufgedunsen und absonderlich verformt. Leblose, leere Augen starrten ihn an. Panisch wich der Novize zurück. Nunmehr wieder seine direkte Umgebung wahrnehmend, wurde ihm gewahr, dass sich panische Hektik bei den Besuchern ausbreitete. Als er seinen Blick wieder auf die Wasseroberfläche richtete, sah er wie Wasserleichen und geborstene Schiffsplanken zwischen den Efferd gefälligen Lichtern schwammen. Taumelnd, mit schwindenden Blick ging der Junge zu Boden, während um ihn herum ein Sturm der Panik losbrach.


Autor: Bega

Flackernde Lichter

Reichsstadt Perricum, 1. Efferd 1043 BF

Erschrocken blickte sich Pernula um, blanke Panik hatte die Menschenmenge erfasst. Doch sie konnte den Grund dafür nicht erkennen. Hilfesuchend blickte sie zu Nedime und Xanjida, in deren Augen sich ebenfalls das kalte Entsetzen widerspiegelte. Vor wenigen Augenblicken noch schlenderten Eltern mit ihren Kindern am Ufer des Darpat entlang oder stromerten durch die Korallengärten. Doch die friedliche Ausgelassenheit wich einer von Panik losgetretenen Welle von Menschenleibern, die nun über die Stadt schwappte.

Viel hatten die drei Knappinnen des Markgrafen nicht mitbekommen, da sie nicht, wie viele andere Schaulustige zum Darpathafen gezogen waren, um der Segnung des Efferd-Hochgeweihten beizuwohnen, sondern in den Korallengärten verblieben waren. Die drei jungen Frauen waren dem launenhaften Efferd weit weniger verbunden als viele Perricumer. Wie ein unbändiger Fluss der sich mit Gewalt seinen Weg ins Tal suchte, strömten die Menschenmassen in den Park. Was war geschehen?

Ein Stimmengewirr aus Hundert Kehlen sprach mal mit zittriger, mal mit panischer, mal mit fester Stimme von den grauenhaften Ereignissen am Darpat. Es war von unzähligen Wasserleichen die Rede, von übelriechenden Gestank, vom Frevel an den Herrn Efferd. Nicht wenige fürchteten einen Angriff eines dieser grauenerregenden Dämonenarchen. Nach der Haffaxschen Invasion vor nicht all zu langer Zeit saß die Angst noch tief in der Stadtbevölkerung.

Nedime musterte ihre Umgebung. Sie versuchte sich einen Überblick zu verschaffen und dabei das Schreien der panisch Fliehenden und das Weinen der zurückgelassenen oder verloren gegangenen Kinder auszublenden.

„Wo ist die Sturmfels? Wo die Kinderfrau von dem Mädchen?“

„Ich weiß es nicht!“, entgegnete Xanjida, „sie waren direkt vor uns.“

„Da ist Richter Gerben, aber der kleine Edric ist nicht bei ihm.“ Pernulas Stimme bebte zunehmend.

„Die vielen schreienden Kinder … wir müssen was tun!“, beschwor Xanjida.

„Wir können nicht allen helfen, Xanida“, entgegnete Nedime.

„Der Pöbel braucht uns nicht zu kümmern, unsereins ist uns am nächsten!“ Offenkundig hatte sich Pernula schnell wieder gefunden.

„Gut, Sturmfels oder Rauleu?“ Nedime blickte ihre beiden Gefährtinnen eindringlich an.

„Wie meinst du das?“, wollte Xanjida wissen.

„Wir können nicht nach beiden suchen!“

„Ganz klar Rauleu natürlich!“, entschied Pernula eindringlich, „Der kleine Edric ist ein Verwandter meines Gemahls. Außerdem sind die Rauleus unseren Familien sehr wohlgesonnen, was man von der biestigen Sturmfels nicht behaupten kann.“

Die Drei schauten sich kurz an und nickten. Sie liefen zu Egilmar von Gerben und redeten auf ihn ein. Er wusste nicht wo sein Sohn abgeblieben war. Unverzüglich machten sich die Knappinnen des Markgrafen auf die Suche.

In den Korallengärten herrschten chaotische Zustände. Die Söldner der Patrizier und Stadtadligen hatten ihre Mühe ihre Herren vor den angeschwemmten Massen des Pöbels zu schützen, denn, wenn auch viele einfach nur ihr Überleben im Blick hatten, nutze so manch einer die unübersichtlichen Verhältnisse auch um sich zu bereichern. Dort, wo noch vor wenigen Augenblicken die Pfauen Almosen verteilten, versuchte nun die Stadtgarde für Ordnung zu sorgen. Von der Reichsvögtin und ihrer Entourage war nichts zu sehen. Sicherlich wurden sie auf geheimen Wegen schnell in Sicherheit gebracht.

Xanjida bemerkte als erste wie ein zappelnder und schreiender Junge von einem Mann grob festgehalten wurde, während zwei weitere um ihn herum standen.

„Seht, dort drüben, ist er das nicht?“ Xanjida zeigte in Richtung des Jungen.

„Ja, das ist er, los!“, entgegnete Pernula bestimmt.

Die jungen Frauen liefen zu den drei Männern.

„Ist der Junge nicht eine Nummer zu klein für euch?“ Nedime baute sich vor den Halunken auf. Ihre schwarze Lederkleidung umspielte ihre weiblichen Züge. Ihr langes, schwarzes Haar trug sie offen.

„Ja, sucht euch lieber Spielgefährten in eurem Kaliber!“, pflichtete Pernula zischend bei. Ihr drahtiger Körper nahm eine abwehrende Haltung ein.

Dröhnendes Lachen schallte den Mädchen entgegen, während einer der drei Männer ein Messer zückte.

„Was für drei Püppchen haben wir denn da? Hat eurer Kindermädchen euch aus eurem Puppenhaus raus gelassen? Trollt euch, wir haben hier Geschäfte zu erledigen! Der Mann mit vernarbten Gesicht spuckte angewidert auf den Boden.

„Zu euren Geschäften zählt es also kleine Kinder zu entführen? Wie erbärmlich!“ Xanjidas dunkelbraune Augen funkelten den Mann an.

„Ich bin kein kleiner Junge!“, schrie der sich in den Armen des zweiten Halunken windende Edric noch bevor eine grobe Pranke ihn zum Schweigen brachte.

„So Püppchen, zieht leine oder wir versohlen euch eure gepuderten Ärsche!“ Das Narbengesicht schritt mit gezogenem Messer auf Xanjida zu, die vor Unbehagen schluckte.

Blitzschnelle Bewegungen, ein sauberer Schnitt durch die Kehle, spritzendes Blut, ein leblos zu Boden fallender Körper. Entsetzen lag im blutverschmierten Gesicht der jungen Knappin, während Pernula ihren Dolch wieder senkte.

„Keiner nennt uns Püppchen, keiner bedroht uns oder unsere Familie!“ Die Stimme der Zolipantessa wirkte bedrohlich.

Noch während Pernula sprach, war Nedime zu Edric und seinem Peiniger geeilt und hatte diesen mit wenigen beherzten Griffen aus dessen Umklammerung befreit.

„Jetzt seid ihr beiden dran!“ Pernula machte eine herausfordernde Handbewegung, doch die beiden Männer zogen es vor eilig zu verschwinden.

„Geht es dir gut?“, fragte Nedime besorgt den kleinen Edric.

„Ja!“, murmelte dieser, „aber ich bin kein kleiner Junge mehr.“

„Nein, das bist du nicht“, ein Lächeln huschte über Nedimes Gesicht, „du warst sehr tapfer!“

„Komm mit, tapferer Junge aus dem Hause Rauleu, wir bringen dich jetzt zu deinem Vater.“

Noch während sich Xanjida das Blut aus dem Gesicht wischte, flüsterte sie zu ihren beiden Gefährtinnen: „Ob die Entführung wohl von langer Hand geplant war, oder nur purer Zufall?“

„Das ist eine gute Frage!“, entgegnete Nedime und auch Pernula nickte zustimmend.


Autor: Bega

Heroldartikel: Die Bunten Lichter von Perricum sind erloschen

Angeschwemmte Wasserleichen überschatten das Efferd gefällige Fest in der Reichsstadt


Ein Bericht von Salman Alferan für die Perricumer Postille

Reichsstadt Perricum: Gar Schreckliches ereignete sich während die Bürger der Reichsstadt und viele Zugereiste das allseits beliebte und Efferd gefällige Fest der 'Bunten Lichter von Perricum' begingen. Die ganze Stadt war auf den Beinen und zog feierlich mit Laternen und Lampions durch die Korallengärten und den Darpatstieg entlang. Den Tag über wurden efferdgefällige Wettkämpfe wie Wasserstaken, Bootsrennen und Wettschwimmen veranstaltet. Einer der Höhepunkte war eine große Schiffsparade zur zweiten Efferdstunde.

Als am Abend die Schaulustigen mit ihren bunten Laternen zum Darpatstieg drangen um dem Höhepunkt des Festes beizuwohnen, geschah das Unaussprechliche. Gerade als der Bewahrer von Wind und Wogen Efferdan dylli Turakis den Efferd-Segen sprach, tauchten zwischen den unzähligen Lichtern, die auf den Darpat schwammen, Dutzende Wasserleichen auf, deren leblose Körper schrecklich aufgedunsen und seltsam verformt den Fluss hinab trieben. Auch wurden mehrere zerborstene Schiffsplanken erspäht.

Während die Lichter auf dem Fluss erloschen, breitete sich unter den Besuchern Panik aus. Ein Jeder versuchte den Flusshafen so schnell wie möglich zu verlassen. Wie es von Seiten der Stadtgarde hieß, wurden dabei nicht wenige Menschen schwer verletzt oder gar totgetrampelt. Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa ordnete umgehend eine Untersuchung der Ereignisse an. Gerüchten zufolge, wonach es sich bei den Wasserleichen um die Mannschaft der neu in Dienst gestellten und kürzlich verschollenen Flussgaleere 'Wolfsjäger' handeln könnte, konnte die Reichsvögtin nicht bestätigen. Die 'Wolfsjäger' sollte eigentlich als Paradeschiff der Flotte an der Schiffsparade teilnehmen, kam jedoch nie in der Reichsstadt an. Laut gut informierten Kreisen soll die Zolipantessa die Wächterin vom Darpat und Kommandantin der Sonderflottille Flußwacht Yanda von Gerben umgehend ins Alcazaba Zolipantessa einbestellt haben.

Von der Halle der Gezeiten war bis Drucklegung noch keine Stellungnahme zu den furchtbaren Ereignissen zu bekommen.


Autor: Bega

Am markgräflichen Hof I.

Schloss Perringrund, 3. Efferd 1043 BF

Der Festsaal des markgräflichen Schlosses Perringrund war festlich geschmückt. Neben dem verwaisten Thron stand Seneschall Zordan von Rabicum, der trotz seines fortgeschrittenen Alters eine Würde und Erhabenheit ausstrahlte, die seines gleichen suchte. Fast dreißig Götterläufe stand er dem Hof schon als Seneschall vor. Dreißig Götterläufe, die viele Veränderungen mit sich brachten, aber er war die Konstante, der Fels in der Brandung. Auch wenn er stets im Namen des Markgrafen sprach und handelte, so hatte er seinem Amt eindeutig seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Er hatte seine Familie in vorher nicht gekannte Höhen gehoben, sie von perrinlander Niederadel in den zackenlander Hochadel geführt. Die Loyalität zum Markgrafen war buchstäblich und unverbrüchlich, und darauf konnte sich Rondrigan Paligan auch verlassen und überließ viele Entscheidungen seinem treuen Seneschall. Doch er war nicht mehr der Jüngste. Mit seiner Ernennung zum Baron von Bergthann hatte er den Gipfel des zu Erreichenden erklommen – und gleichzeitig die Neider auf den Plan gerufen, die nun mit den Hufen zu scharren begannen. Nun ging es um sein Vermächtnis, denn er plante in Generationen. Sein Enkel und Erbe Welferich war ein ungestümer und zorniger Mann. Als einer der Lichtgestalten der Raulschen Liga war er brauchbar, nicht jedoch für die große Politik. Rukus, der letzte noch lebende Sohn Zordans, war ein perricumer Ritter wie er im Buche stand. Doch fehlte es ihm an Rücksichtslosigkeit und Abgebrühtheit die es auf dem politischen Parkett zuweilen brauchte. In Rukus Tochter Geldana sah er großes Potenzial ihm einmal auf der großen politischen Bühne zu folgen. Doch mussten ihr noch einige Flausen ausgetrieben werden. Als Vögtin von Bergthann konnte sie sich in seinen Augen nun als würdig erweisen, oder aber im Staub der Geschichte vergehen. Seine Hauptaugenmerk und große Hoffnung war sein Urenkel Rondrigan. Die ihm verbleibenden Lebensjahre würde er nutzen um den gerade mal 14 Sommer zählenden Jüngling nach seinem Vorbild zu formen.

Es war der 3. Efferd, der 'Tag der heiligen Kvorvina vom Berge' nach dem neuen korgonder Festritus. Zordan hatte das heutige Ereignis ganz bewusst auf diesen geschichtsträchtigen Tag gelegt. An diesem Tage vor drei Götterläufen offenbarte sich das korgonder Feuerzeichen im Wall und wies den Weg zum heiligen Altar der großgaretischen Lande. Die großgaretischen Rittertugenden korgonder Prägung erfreuten sich auch in Perricum immer größerer Beliebtheit. Die feierliche Erhebung eines Pagen in den Stand eines Knappen war ein würdiges Ereignis für diese feierlichen Ehrentag. Besonders, wenn es sich um den werdenden Knappen um Zordans Urenkel Rondrigan handelte.

Ehrfürchtig kniete der Junge mit demütig gesenktem Kopf vor dem Markgrafenthron. Wenige Schritte vom Seneschall entfernt versammelten sich die anderen einflussreichen Höflinge, wie die Landrichterin Perrica von Alxertis, die Kämmerin Aldessia von Zackenberg und der Hofgeweihte Yaldur Plenkner. Mit etwas Abstand folgen der Hofmagier Eboreus von Rabicum, die Hofmedica Virlana von Palmyr-Donas, sowie der Herold Edelbrecht von Gaulsfurt. Der Saal füllte sich mit dem übrigen Hofstaat, Dienern und Gardisten.

Viermal pochte der Herold mit seinem Stab auf den steinernen Boden. Diener öffneten die zweiflügelige Tür und der erste Hausritter Rukus von Rabicum betrat mit den sechs markgräflichen Knappen und Knappinnen den Festsaal. Rukus trat vor den verwaisten Thron, verbeugte sich tief und wandte sich dann zu dem vor dem Thron knienden Rondrigan, während die Knappen rechts neben dem Thron Aufstellung nahmen.

„Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“ Die Stimme des ersten Hausritters dröhnte mit Wucht durch den ganzen Saal.

„Ich, Rondrigan von Rabicum, Erbe der Lande Rabicum!“, antwortete der Angesprochene mit fester Stimme.

„Eine solche Person ist mir unbekannt. Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“, erwiderte Rukus.

„Ich, Rondrigan von Rabicum!“ Die Stimme des Jungen war nun etwas gesetzter.

„Eine solche Person ist mir unbekannt. Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“, wiederholte Rukus seine Worte.

„Ich, Rondrigan, einfacher Diener des Landes!“ Demut schwang in den ruhig vorgetragenen Worten wieder.

„So sei es!“

Nach und nach traten die markgräflichen Knappen einen Schritt vor.

„Gedenke dem Aufbäumen der heiligen Erde!“ - Leto von Darben-Dürsten

„Erhöre den Ruf des Windvogels!“ - Pernula von Zolipantessa

„Folge der ehernen Schlange!“ - Timshal von Rauleu

„Trage die heilige Kvorvina im Herzen!“ - Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor

„Ermahne dich an den eisigen Fingerzeig!“ - Xanjida von Sanzerforst

„Knie nieder am Felsen der roten Hand!“ - Timshal von Salicum

Nun erhob der Seneschall kraftvoll das Wort.

„Rondrigan, schwörst du demütig dem Land und seinem Herren die Treue, gelobst du feierlich dein Blut zu vergießen in Zeiten der Not, versprichst du deinem Herrn mit Rat und Tat beizustehen, ihm Schwert und Schild zu sein?“

Der Junge erhob seine rechte Hand zur Schwur.

„Meine Treue gilt dem Land und seinem Herrn, vergießen werde ich mein Blut um das Land in Zeiten der Not, mein Rat und meine Tat sollen meinem Herren zur Ehre gereifen, auch darbiete ich ihm mein Schwert und mein Schild. Das schwöre ich hier, als sei ich am Altar der gerechten Herrschaft.“

„So erhebe dich, Knappe Rondrigan, die Gemeinschaft der Ritterlichen des Landes erwartet dich!“

Erhaben und nicht ohne Stolz erhob sich der Knappe und reihte sich ein in die herrschaftiche Knappenschar.

So endete dieses denkwürdige Ereignis, das seines gleichen sucht. Denn in dieser Form hatte eine Initiation eines Knappen am Markgrafenhof noch nicht stattgefunden. Die Verweise auf das heilige Korgond waren unübersehbar und mach einer fragte sich, ob das Geschehene dem allgemeinen Zeitgeist der Rückbesinnung geschuldet war, oder aber damit zu tun hatte, dass es es sich um den Urenkel des Seneschall handelte.

Autor: Bega

Am markgräflichen Hof II.

Schloss Perringrund, 3. Efferd 1043 BF

Nach der feierlichen und für viele Anwesende in ihrer Art und Weise denkwürdigen Initiation des Knappen erhob der Seneschall noch einmal das Wort.

„Wir kommen nicht umhin unseren Blick schmerzerfüllt gen Reichsstadt zu wenden. Dort, wo ein abscheulicher Frevel an Herrn Efferd die Menschenmassen in Panik ihre guten Sitten vergessen ließ. Wie wild gewordenen Darpatrinder trampelte der Pöbel seinesgleichen nieder, sei es nun Mann, Weib oder Kinde. Die Söldner des sogenannten freien Bürger waren machtlos und heillos überfordert. Der Moloch am Darpatmund zeigt nun sein wahres Gesicht. Verderbtheit und Missgunst regieren dort, wo die Herrschaft des Pöbels ihre spitzen Klauen ins Fleisch der Lebenden reißt.“

Zustimmender Applaus brach aus.

„Es ist das Privileg des Adels im Bunde mit dem Land über die Menschen zu herrschen und nicht das des Klerus oder des Pöbels. Ein jeder Stand kennt seinen Platz in der ewigen Ordnung, an der zu rütteln keinem der Stände zusteht.“

Tosender Applaus brach aus.

„Wie eine Krake gleich, griffen die todbringenden Tentakel auch in unser Herz. Sie entrissen uns die kleine Lorinya, die vom wütenden Pöbel niedergetrampelt wurde. In dieser schweren Zeit sind wir mit dir, Schwester Ederlinde.“

Betretendes Schweigen erfüllte den Saal, als die Hofdame Ederlinde von Sturmfels mit Tränen in den Augen nach vorne trat.

„Doch, die moralische Überlegenheit unseres Standes zeigte sich auch wieder, als die Ordnung der sogenannten freien Bürger in der Reichsstadt zusammenbrach. Tapfere Mädchen, Knappinnen der Perricumer Lande, die, ehrenhaft wie die heilige Kvorvina, ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten um unschuldig in Not Geratene ritterlich beizustehen. Amazonengleich befreiten sie ein Kind aus einer ehrbaren Adelsfamilie aus den Fängen von blutrünstigen Halunken. Sie retteten sein Leben, dass vom gierigen Pöbel der verderbten Reichsstadt aufs niederträchtigste bedroht worden war.“

Ein Raunen und Flüstern waberte durch den Festsaal.

„Tretet vor, Knappinnen der Perricumer Lande! Pernula! Nedime! Xanjida! Das Land verneigt sich vor euch und eurer Großherzigkeit. Mögt ihr ein leuchtendes Beispiel für alle hier sein!“

Der Jubel der Anwesenden kannte keine Grenzen. Aus Hundert Kehlen schallte ein achtfaches 'Hoch'. Bescheiden und demütig traten die drei Mädchen nach vorne und knieten vor dem verwaisten Thron nieder.

„Für das Land, vom Wall bis zum Golf, von den Zacken bis zu den Waisen. Ewig für Perricum! Ewig für Mutter Garetia!“, sprachen die Drei im Gleichklang.


Autor: Bega

Nicht schon wieder

Efferd 1043 BF

Alrik von Korbrunn erinnert sich an das Ungeheuer vom Darpat...