Geschichten:Kaiser Perval hat ihm den gegeben: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 1. Mai 2020, 18:21 Uhr

„Ach, Iralda, so ein Geburtstag ohne dich ist irgendwie keiner. Sechsundsechzig wärst du heute geworden, wenn du nicht beschlossen hättest, auf dem Weg nach Neuenacker einfach so tot vom Pferd zu rutschen. Weißt du, einiges frage ich mich. Zum Beispiel: Wärst du auch gestorben, wenn du dich nicht auf Umians Rücken gesetzt hättest, um ins Kloster zu übersiedeln? Vielleicht war es zu heißt zum Reiten und wir könnten jetzt deinen Geburtstag mit dir feiern statt ohne dich. Unten sitzen unsere drei Kinder und lassen dich hochleben, dabei lebst du ja gar nicht mehr. Die andere Frage, die ich mir stelle: Bist du noch oben auf dem Pferd gestorben oder erst beim Sturz. Oder wegen des Sturzes? Also: Würdest du noch leben, wenn du nicht vom Pferd gerutscht wärest?

Ich habe mit unserer Ältsten darüber geredet und mit Junivera, deiner liebsten, liebsten Schwiegertochter, die sogar angereist ist mit unserem einfältigen Sohn. Duri konnte nicht kommen, die ist ja jetzt Knappin auf dem Sturmfels. Jedenfalls: Die beiden wussten es auch nicht. Vielleicht war es einfach Peraines Wille, dass du dein Leben beschließt, wie du es geführt hast, als Herrin auf dem Meckerstein. Und eben nicht als Akoluthin im Kloster, das uns eh die Haare vom Kopf frisst.

Weißt du, vielleicht lege ich mich im Winter einfach auf dein Grab und schlafe ein. Dann werden wir für immer beisammen sein. Das stelle ich mir schön vor.

Herrje! Jetzt rede ich die ganze Zeit mit Uropa Bunsenholds Siegerteller! Halte ihn in der Hand, als würde ich in dein liebes Gesicht gucken. Ganz egal, wie stolz die Familie auf diesen Teller ist, in dein Gesicht würde ich viel lieber schauen.

Was hat dieser Teller nicht schon alles gesehen? Uropa Bunsenholds Turniersieg in Gareth natürlich; dass man damals Schmuckteller aus Porzellan mit Valluser Veilchen gewinnen konnte, finde ich immer noch merkwürdig. Dann hat der Teller natürlich Uropa Bunsenhold gehen sehen. Soll ja oben im Drachenturm gestorben sein, hochbetagt.

Dann, wie Oma Jesidora gegangen ist, gerade hier aus dem Fenster des Remters gestürzt, weil sie den Falkenflug besser sehen wollte. Dann hat der Teller gesehen, wie Opa Halmdal ins Kloster gegangen ist. Mutter hat diesen Teller geliebt, stand immer auf dem Kaminsims. ‚Hat mein Opa in Gareth gewonnen‘, hat sie jedem erzählt. ‚Kaiser Perval hat ihm den gegeben.‘ Tja, Mutter hat nie ein Turnier gewonnen. Und dann ist sie viel zu früh gegangen.

Weißt du, jetzt stutze ich: Dieser blöde Teller hat ja auch dich gehen sehen, liebste Iralda. Meine ganze Familie, Generation für Generation.

Pah! Mich wirst du nicht gehen sehen!“

Mit diesen Worten warf Ritter Ulfried den Teller auf den Burghof, wo er in tausend Teile zersplitterte, wonach er hinunter zur Familienfeier zu Ehren seiner verstorbenen Gattin stieg.



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Autor: BB