Benutzer:Orknase/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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Orknase (D | B)
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= [[Sternguckerin — Briefspielreihe|Sternguckerin]] =
 
Eine Peraine-Novizin erhält ihre Weihe und muss sich kurz darauf in der Fehde beweisen, dabei muss sie sich nicht nur den den menschlichen Abgründen der Fehdeparteien stellen, sondern auch sich selbst.
 
<!--
 
== Tempeltreu ==
 
'''[[Garetien:Stadt Schwarztannen|Stadt Schwarztannen]], im Hesinde 1043 BF'''
 
 
Der Sterngucker hatte lange gedauert. Während ich an der Seite der Gebärenden ausgeharrt und sie nach besten Kräften unterstützt hatte, war meine Lehrmeisterin zu anderen Geburten gerufen worden. Sie war nur gegangen, weil ich bleiben konnte. Inzwischen, nach den vielen Götterläufen, die ich bereits bei ihr hatte lernen dürfen, vertraute sie mir auch schon mal allein ihre Frauen an, auch wenn sie es nicht gerne tat, was allerdings nicht an meinem Können lag, sondern einfach nur an dem Umstand, dass sie einfach gerne selbst bei ihren Frauen war. Zu Beginn hatte ich Hild oft begleitet, war fast permanent bei ihr gewesen und nur ganz selten im Tempel, doch inzwischen hatte sich das geändert. Inzwischen war ich wieder mehr im Tempel und nur noch gelegentlich bei ihr. Meist dann, wenn es zu viel zu tun gab und sie nicht überall gleichzeitig sein konnte oder aber, wenn die Geburt eine besondere war. Diese hier, die war eine. Es war ein Sterngucker.
 
 
Ich soll auch eine gewesen sein. Eine Sternguckerin. Dabei schaut das Kind die Mutter bei der Geburt an. Oft kam das nicht vor. Die Geburten waren schwerer und dauerten länger. Bei meiner Mutter soll das auch so gewesen sein. Kurz nach meiner Geburt starb sie und die alte Hebamme Hild, die damals bei meiner Geburt dabei gewesen war, hatte mich in den Tempel der Peraine gebracht. Ich sei klein gewesen, ein winziges Kind, hatte Hild mir erzählt. Keiner habe damals gewusst, ob ich nicht meiner Mutter nachfolge. Man gab mir den Namen [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard]], weil ich irgendwie wie eine Lindegard aussah. Damals war die Heilige Lindegard, die zur Zeit der Magierkriege gelebt hatte, noch gar keine Heilige. Und weil meine Mutter ihren Namen nie genannt hatte, wobei niemand mit Sicherheit hatte sagen können, ob sie es nicht hatte wollen oder nicht hatte können, wurde ich eine [[Garetien:Familie Tempeltreu|Tempeltreu]]. Die Familie Tempeltreu war die Familie der Findelkinder und irgendwie war ich ja eines, ein Findelkind. Seit dem lebte ich im Tempel. Meine Familie waren die Bewohner des Peraine-Tempels. Die Geweihten waren meine Mütter und Väter und die Novizen meine Geschwister. Ich vermisste nie etwas. Der Tempel war mein Heim. Und wenn ich mich nach meiner Mutter sehnte, jener Frau, die mich geboren hatte, ging ich zum Boronanger draußen vor der Stadt. Da lag sie. Seltsam war es schon, ich hatte so gar keine Beziehung zu ihr. Sie war eine Fremde für mich, eine – und dafür schämte ich mich sogar ein wenig – die mich nicht wirklich interessierte.
 
 
Als das Kind das Licht Deres erblickte, war Hild gerade wiedergekommen. Später, auf dem Weg zum Tempel, lobte sie mich: „Du hast wirklich schon viel gelernt. Bald brauchst du mich nicht mehr.“ Einen Moment schwieg sie. „Damals, bei meiner ersten Geburt, bei der ich alleine war, habe ich dem Kind den Arm gebrochen. Es musste plötzlich schnell gehen und ich war nicht zimperlich… Das ärgert mich zwar noch heute, allerdings ist der Bruch gut verheilt und Mutter und Kind waren wohl auf.“
 
 
Ich nickte erschöpft. Die letzten beiden Nächte hatte ich nicht geschlafen und so sehnte ich mich nach meinem Bett, auch wenn die Praiosscheibe hoch am Himmel stand. Meine Gedanken wurden zunehmend fahriger und dann, dann kam mir plötzlich diese Fehde in den Sinne: „Was glaubst du, bedeutet die Fehde für uns?“
 
 
„Für uns Hebammen oder für euch Geweihte?“, hakte sie nach. Auch sie hatte nicht geschlafen, aber sie wirkte hellwach.
 
 
„Für beide“, erwiderte ich nickend.
 
 
„Viel Arbeit“, sie nickte ernst, „Sehr viel.“
 
 
„Dann glaubst du, es werden mehr Kinder geboren?“, wollte ich verunsichert wissen, weil ich mir das kaum vorstellen konnte.
 
 
„Habe ich das etwa gesagt?“
 
 
„Ähm“, begann ich zu stammeln, „Hast du... hast du denn nicht?“
 
 
„Du wirst viel Elend sehen, Lindegard“, sie legte sanft ihre Hand auf meine Schulter, „Elend, das nicht hätte sein müssen. Elend, das...“ Abrupt verstummte sie. Wir waren inzwischen beim Tempel angekommen. Vorne vor dem Tempel wartete [[Garetien:Baldur von Immenhort|Baldur von Immenhort]], der Prätor des [[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempels]]. Verunsichert blickte ich ihn an.
 
 
== Schneeglöckchen ==
 
'''[[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempel der eingebrachten Früchte]], [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Stadt Schwarztannen]], im Hesinde 1043 BF'''
 
 
„Es hat...“, meine Stimme zitterte, „... hat ein wenig länger gedauert.“
 
 
[[Garetien:Baldur von Immenhort|Baldur von Immenhort]] nickte: „Ich weiß, ich habe mit deiner Lehrmeisterin gesprochen.“
 
 
Verunsichert blickte ich zu Hild, die mir ein freundliches Lächeln schenkte, dann wandte ich mich wieder Hochwürden zu. Dass er da gerade Hild als meine Lehrmeisterin bezeichnet hatte, kam einem Ritterschlag gleich. Aus irgendeinem Grund gab es Differenzen zwischen den Peraine-Geweihten und den Hebammen was die Geburtshilfe betraf. Zwar hatte Hild mich das nie spüren lassen, aber über das geredet, was zwischen ihr und meiner Kirche stand, hatte sie nie. Auch im Tempel hat nie jemand darüber gesprochen. Kaum verwunderlich, wurde meine Wunsch damals, auch bei einer profanen Hebamme zu lernen, abgelehnt. Ich ging trotzdem. Hild war nicht begeistert. Sie schickte mich in den Tempel, aber ich ging nicht. Hochwürden bestellte erst mich ein, ich erschien auch und erklärte, dass ich nicht beabsichtige mich zu fügen. Ich blieb stur. Ich hatte das Gefühl, dass es einfach die richtige Entscheidung war, dass die Herrin Peraine von mir verlangte, dass ich mich dafür einsetzte. Ich hatte das Hochwürden nie so gesagt, weil... weil ich fürchtete, dass er mir nicht so recht glaubte. Er bestellte dann auch Hild ein. Erst sah es so aus, als ob sie nicht käme. Dann kam sie doch, auch wenn viel zu spät, eine Geburt hatte sie aufgehalten. Die beiden stritten miteinander. Sie hatten sich ins Tempelinnere zurückgezogen, aber man konnte ihre aufgewühlten Stimmen hören, obgleich ich kein Wort verstand. Nie wieder habe ich die beiden so erlebt. Am Ende einigten sie sich, worauf, dass erfuhr ich nicht. Ich bekam jedoch meinen Willen und das war mir genug.
 
 
Ich schluckte, wollte etwas erwidern, aber ich brachte kein Wort heraus. Irgendetwas ging hier vor sich.
 
 
„Komm, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard]]“, sagte er, „Lass uns hineingehen.“
 
 
Mit klopfendem Herzen stieg ich die wenigen Stufen zu ihm hinauf. Ich warf meiner Lehrmeisterin einen letzten Blick zu, dann ging ich an der Seite von Hochwürden in den Tempel hinein. Es war seltsam, wie wir da Seite an Seite durch den Tempel schritten. Er schwieg. Es war ein angespanntes Schweigen. Blicke folgten uns, manche schenkten mir ein aufmunterndes Lächeln, manche betrachteten mich lediglich äußerst nachdenklich. Ich fühlte mich zunehmend seltsamer.
 
 
„Habe ich… ich etwas falsch gemacht?“, wollte ich mit brüchiger Stimme wissen und wagte es nicht Baldur von Immenhort anzusehen.
 
 
„Wie kommst du darauf?“, gab er die Frage zurück.
 
 
„Weil... weil...“, konnte ich nur stammeln, während wir weiter in das Tempelinnere gingen. Immer weiter und weiter gingen wir, immer tiefer und tiefer, bis wir in einen Raum kamen, in dem ich noch nie gewesen war und bei dem ich wusste, das ich dort nichts zu suchen hatte. Hier zog sich Hochwürden zurück, wenn er mit unserer Herrin allein in Zwiesprache treten wollte. Es störte ihn dabei nie jemanden. Und nun war ich hier und ich sollte nicht hier sein...
 
 
Der Raum war nicht sonderlich groß, wirkte gemütlich und irgendwie einladend. Ich spürte, dass unsere Herrin hier besonders präsent war, obgleich ich nicht so recht wusste warum. Auf einem runden Tisch mit vier Stühlen lag eine Garbe güldener Ähren und ein Stück grünes Tuch mit einer Ährenstickerei, beides erinnerte mich an die Roben der Geweihten der Herrin Peraine. Daneben gab es eine Sitzecke mit vielerlei grünen Kissen. Es gab auch einen kleinen Schrein unserer Herrin. Dort lagen Storchenfedern. Durch ein Fenster konnte man in einen kleinen Garten blicken. Der Prätor bemerkte meinen interessierten Blick und erklärte: „Ich habe gedacht, ich hätte zumindest noch Zeit, bis die Herrin Tsa den Herrn Firun so langsam zu vertreiben beginnt. Dort draußen fühlt man sich unserer Herrin noch viel näher. Wenn alles grünt dann...“ Er verstummte. „Aber schau, dort! Dort reckt sich ein Schneeglöckchen keck hervor.“
 
 
Ich sah es nicht gleich, ich stand noch immer am Tisch, doch dann nickte ich und erwiderte: „Ja, das stimmt.“
 
 
Baldur von Immenhort blickte noch immer nach draußen, während mein Blick erneut auf den Tisch fiel und ich wieder feststellte, dass das Stück Tuch, vielmehr sogar ein Stoffbündel, wirklich an eine Robe der Geweihten erinnerte. Unweigerlich glitten meine Finger über die Ährenstickerei. Und dann, ganz plötzlich, begriff ich: Ich hatte nichts falsch gemacht, ich sollte…
 
 
„Ich… ich bin doch noch viel zu jung!“, meine Stimme zitterte, „Das ist... ist viel zu früh!“ Auch meine Finger zitterten. Ich war geschockt, denn das... das hatte ich nicht erwartet. Alles hatte ich erwartet, wirklich alles, aber... aber das?
 
 
„Nein, Lindegard“, Baldur von Immenhort bedachte mich mit einem sanften Blick, „Damals, als deine Lehrmeisterin dich zu uns in den Tempel brachte, stand es schlecht um dich. Keiner von uns glaubte aufrichtig daran, dass du es schaffen könntest. Eine Nacht verging. Es war bitterkalt, es war Winter. Und am nächsten Morgen, sah ich das zarte, helle Grün dort draußen zwischen dem Schnee hervorblitzen. Ein zartes Schneeglöckchen kämpfte sich ins Leben. Da keimte in mir die Hoffnung, dass du es ihm gleich tun würdest. Und so war es auch.“ Einen Moment schwieg er. „Dies ist der richtige Zeitpunkt. Unsere Herrin braucht uns. Ein jeden von uns. Sie braucht dich, Lindegard!“
 
 
== Storchenbiss ==
 
'''[[Garetien:Stadt Schwarztannen|Stadt Schwarztannen]], im Tsa 1043 BF'''
 
 
In der Abgeschiedenheit dieses Raumes und meiner Göttin so nahe, erhielt ich meine Weihe. Ein Moment dem ich entgegengefiebert, aber der mich dann doch recht kalt erwischt hatte. Später erfuhr ich, dass Hochwürden zuvor [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] die Weihe erteilt hatte. Danach sah man ihn geraume Zeit erst einmal nicht mehr. Er war sehr erschöpft, hieß es nur. Zwei Novizen die Weihe kurz nacheinander zu erteilen, das sei in der Regel gar nicht möglich, doch die Herrin Peraine habe es so gewollte und nur weil es ihr Wille gewesen war, habe Hochwürden dies überhaupt vollbringen können.
 
 
Viel änderte sich durch meine Weihe nicht. Ich tat noch immer dieselben Dinge, die ich auch als Novizin getan hatte, ich ging noch immer denselben Aufgaben nach, denen ich auch als Novizin nachgegangen war. Und doch gab es Veränderungen. Ich hatte die einfache grüne Kutte der Novizen gegen eine Robe der Geweihten getauscht. Mir gebührte nun die Anrede ''Euer Gnaden'', auch wenn alle lediglich ''Schwester Lindegard'' sagten. Doch eines, eines das änderte sich dann doch: Die Kraft meiner Herrin war in mir geweckt worden. Sie war, da war ich überzeugt, schon immer in mir gewesen, doch erst die Weihe hatte sie erweckt und nun, nun konnte ich sie auch nutzen. Bisher hatte ich das jedoch noch nicht getan, ihre Kraft sollte nur dann eingesetzt werden, wenn es ihrer wirklich bedurfte.
 
 
Es war inzwischen Tsa geworden und ich war gerade auf dem Rückweg von einer sehr schweren Geburt zurück in den Tempel, die Mutter hatte ich zusammen mit der alten Hebamme Hild, die ich noch immer als meine Lehrmeisterin bezeichnete, retten können, für das Ungeborene war es bereits zu spät gewesen, als in der Ferne ein feiner, heller Ton erklang. Er wehte von [[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]] herüber. Wenige Augenblicke darauf stimmte die Feuerglocke der Stadt mit ein. Doch der klassische Ausruf „Feuer“ fehlte, stattdessen riefen die Büttel: „Zu den Waffen! Bürger, zu den Waffen!“ Da wusste ich, dass es passiert war.
 
 
Seit Hesinde belauerten sich [[Garetien:Grafschaft Waldstein|Waldsteiner]] und [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforster]] an den Grenzen der beiden Grafschaften. Von der Stadtmauer aus wollten die Stadtwachen, die man im letzten Mond bereits verdoppelt hatte, immer wieder die Waldsteiner erspäht haben, wie sie sich an der Grenze der Grafschaften herumtrieben und wohl auskundschafteten, wo sie am Besten einfallen konnten. Man hatte in Schwarztannen jene Kräfte zusammengezogen, die nicht in die Kämpfe mit der [[Garetien:Kaisermark Gareth|Kaisermark]] oder [[Garetien:Grafschaft Hartsteen|Hartsteen]] verwickelt waren, das waren allerdings nicht viele, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass man am anderen Ende der Grafschaft auch noch [[Garetien:Grafschaft Eslamsgrund|Eslamsgrund]] im Nacken sitzen hatte. Verschärft wurde das ganze in [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] noch durch den Umstand, dass im Hesinde der Baron [[Garetien:Raulfried Haltreu von Schwarztannen|Raulfried Haltreu von Schwarztannen]] – Boron sei seiner Seele gnädig – bei der Vertreibung der Kaisermärker aus [[Garetien:Gräflich Rubreth|Gräflich Rubreth]] und der [[Garetien:Baronie Syrrenholt|Baronie Syrrenholt]] gefallen war. Auch seinem Bruder [[Garetien:Raulbrand Ughelm von Schwarztannen|Raulbrand Ughelm von Schwarztannen]] war es so ergangen. Gerade der Tod des Barons war so vollkommen unerwartet gekommen, dass seine Nachfolge noch nicht einmal geregelt war. Aber wer dachte auch schon daran, dass Golgari einen bald holen kam? Es war sein Bruder [[Garetien:Raulbrin Reto von Schwarztannen|Raulbrin Reto von Schwarztannen]], der seit diesem Tag zusammen mit seiner Mutter [[Garetien:Enria von Schwarztannen|Enria von Schwarztannen]] Scharfenstein hielt.
 
 
Wenig später, da war ich gerade im [[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempel]] angekommen, verbreitet sich die Kunde, das etwas zu Füßen der Waldsteiner [[Garetien:Weidburg|Weidburg]], aber im Gebiet des Reichsforstes, vorgefallen war. Hochwürden [[Garetien:Baldur von Immenhort|Immenhort]] schickte Perainidane von Erlenfall zusammen mit Schwester Theria um dort jene Leben zu retten, die es noch zu retten gab, ganz gleich auf welcher Seite. Zum Abschied schloss ich meine Glaubensschwester in die Arme und raunte ihr mit Tränen in den Augen ins Ohr: „Halt dich bloß von Golgari fern, Perainidane!“
 
 
Sie lachte und erwiderte: „Der Storchenbiss in meinem Nacken reicht mir, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard]], einen von Golgari brauche ich nicht auch noch.“
 
 
== Luringan ==
 
Gegeben im Tsa 1043, zu Füßen der [[Garetien:Weidburg|Weidburg]]
 
 
{{Brief
 
|Adressat=An Ihre Gnaden [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]], [[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempel der eingebrachten Früchte]], [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]]
 
Liebste Schwester,
 
 
|Text=es war, wie wir vermutet hatten: Die [[Garetien:Grafschaft Waldstein|Waldsteiner]] haben versucht in [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] einzufallen, dass es ihnen nicht recht gelungen ist, ist einzig und allein den wenigen, aber tapferen Reichsforstern geschuldet, die die Waldsteiner so lange beschäftigt haben, bis das Auftauchen des Greifen [[Garetien:Luringan|Luringan]] die Kämpfe zum Erliegen brachte, obgleich keiner von ihnen wissen konnte, dass er kommen und ihnen Beistehen würde.
 
 
Es ist nicht so, dass ich ihn selbst gesehen habe, aber die Schilderungen der Reichsforster waren diesbezüglich eindeutig und stimmten so sehr überein, dass es keinen Zweifel gab. Er war es gewesen, Lindegard. Der Greif Luringan hat ihnen beigestanden. Was für ein Zeichen!
 
 
Das Aufeinandertreffen hier zu Füßen der Weidburg war kurz, aber heftig gewesen. Die Reichsforster wurden von [[Garetien:Raulward Sigwulf von Schwarztannen|Raulward Sigwulf von Schwarztannen]] angeführt, der – vielleicht hast du es bereits gehört – gleich in den ersten Augenblicken so schwer verwundet wurde, das wir nichts mehr für ihn tun konnten. Es ist bereits der dritte Tote in seiner [[Garetien:Familie Schwarztannen|Familie]] und mein erster Toter, der in einem solchen Gefecht starb. Freilich habe ich schon Tote gesehen, so wie auch du, doch unsere Toten starben meist aufgrund von Krankheit oder ihres hohen Alters, dieser hier jedoch wurde umgebracht. Ja, Lindegard, es war Mord. In einem Kampf zu sterben ist immer Mord, zumal die Reichsforster in der Unterzahl waren.
 
 
Schwester Theria huschte etwas über das Gesicht, das ich bisher noch nie bei ihre gesehen hatte. Ob es das Grauen war? Diese Fehde bringt Elend über uns, über uns alle und sie verlangt von uns, die wir Geweihte der Herrin Peraine sind, dass wir helfen, wem wir helfen können, ganz gleich auf welcher Seite. Ich fürchte mich vor jenem Augenblick, da ich auch den Feinden des Reichsforstes helfen muss. Es hört sich so leicht an, doch das ist es nicht.
 
 
Wenn unsere Arbeit hier getan ist, werden Schwester Theria und ich nach [[Garetien:Dorf Steinhude|Steinhude]] aufbrechen. Es ist anzunehmen, dass sich die Waldsteiner nicht an [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] oder [[Garetien:Burg Scharfenstein|Scharfenstein]] herantrauen, sowohl Stadt als auch Burg sind zwar nicht uneinnehmbar, aber durch ihre Mauern gut geschützt und nur schwer direkt anzugreifen. Wir glauben, wir können hier mehr tun. Die [[Garetien:Familie Dachshag|Familie Dachshag]] wird uns aufnehmen.
 
 
Wir werden uns erst einmal nicht wieder sehen, Lindegard. Doch wenn wir beide in die Sterne blicken, so wie du es bei deiner Geburt getan hast, dann werden wir uns nahe sein, Sternguckerin. So werden wir die Zeit überstehen und der anderen immer nahe sein, so lange bis wir uns wieder in die Arme schließen werden.
 
 
|Absender=Deine Schwester
 
 
[[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]]
 
}}
 
 
== Erneut ==
 
Gegeben Anfang Phex 1044, unweit von [[Garetien:Dorf Steinhude|Steinhude]]
 
 
{{Brief
 
|Adressat=An Ihre Gnaden [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]], [[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempel der eingebrachten Früchte]], [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]]
 
Liebste Schwester,
 
 
|Text=es ist wieder passiert. Wieder haben sie es versucht. Dieses Mal bei [[Garetien:Burg Goblau|Goblau]], gelungen ist es ihnen jedoch auch dieses Mal nicht. Man hat sie rechtzeitig bemerkt und konnte einen Einmarsch verhindern. Folgenlos blieb dieses kurze aufeinandertreffen jedoch auch dieses Mal nicht. Wieder hatten wir Reichsforster Tote zu beklagen, darunter auch [[Greifenfurt:Frumol von Keilholtz|Frumol von Keilholtz]].
 
 
Ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergehen soll. Es zermürbt mich bereits jetzt. Ich beginne am Werk der Götter zu zweifeln. Was hat unsere Herrin mit uns nur vor? Warum stürzt sie uns in dieses Gefecht herein? Wir sind dafür noch nicht gemacht, wir sind noch zu jung um diesem Gräuel gegenüber zu treten! Bereits jetzt haben mich die Ereignisse verändert und es ist anzunehmen, dass beides voranschreitet, was wird dann noch von mir bleiben?
 
 
Ach, Schwester, ich finde keine Worte um auszudrücken, wie sehr ich dich vermisse. An jedem Abend schaue ich in die Sterne, denn nur dann, fühlte ich mich dir nahe, Sternguckerin.
 
 
|Absender=Deine Schwester
 
 
[[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]]
 
}}
 
 
== Drego ==
 
'''[[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempel der eingebrachten Früchte]], [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Stadt Schwarztannen]], Mitte Phex 1043 BF'''
 
 
Immer wieder erklang die Feuerglocke Schwarztannens. Durchdringend hallte ihr Geläut über die Stadt hinweg, rief nicht nur die Bürger zu den Waffen, sondern warnte auch alle Umliegenden vor einem möglichen nahenden Angriff der [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteiner]].
 
 
Seit der „Schlacht im Greifen“, wie man jenes Aufeinandertreffen zwischen den Waldsteinern und den [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforstern]] zu Füßen der [[Garetien:Weidburg|Weidburg]] inzwischen nannte, war es ruhig. Erstaunlich ruhig. Im Tempel nutzten wir die Zeit um uns auf das Schlimmste vorzubereiten. Keiner von uns glaubte, dass es so ruhig bleiben würde, viel mehr handelte es sich dabei wohl um die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Noch ließ der Sturm jedoch auf sich warten.
 
 
In Schwarztannen gewöhnten wir uns an das wiederholte Läuten. Inzwischen war es so alltäglich, wie der Aufgang der Praiosscheibe. Das Leben ging weiter und doch verharrte es auf eine gewisse Art und Weise, zwar war ein Angriff auf die Stadt recht unwahrscheinlich, aber konnte man sich dessen sicher sein? Ein jeder harrte der Dinge die da kamen. Und sie kamen.
 
 
Anfang Phex ging das Gerücht in Schwarztannen um, dass [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] den Baronsreif an einen bis jetzt gänzlich unbekannten Ritter verliehen habe, der denselben Namen trage. Die [[Garetien:Familie Schwarztannen|Familie Schwarztannen]] war außer sich, schließlich hatten sie fest damit gerechnet, dass die Baronie in den Händen ihrer Familie bleiben würde. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, dass die Schwarztannener ernsthaft überlegten, das Tor [[Garetien:Burg Scharfenstein|Scharfensteins]] geschlossen zu halten und so den neuen Baron dazu zu zwingen sich nehmen zu müssen, was den angeblich seines sein solle. Weitere Gerüchte gingen um, die sich später als wahr herausstellen sollten: Noch bevor [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] auch nur einen Fuß nach [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] gesetzt hatte, hatte er [[Garetien:Xerber von Cronenfurt|Xerber von Cronenfurt]] mit [[Garetien:Junkertum Baringen|Baringen]] und [[Garetien:Rondrara von Treleneck|Rondrara von Treleneck]] mit [[Garetien:Herrschaftlich Esenfeld|Esenfeld]] belehnt. Beide Güter waren zuvor in der Hand der Familie Schwarztannen gewesen. Es rumorte gewaltig in Scharfenstein. Und als er dann Mitte Phex in Schwarztannen eintraf, der neue Baron, blieb das Tor Scharfensteins geschlossen. Die Praios-Kirche hatte einen erheblichen Anteil daran, dass es nicht so blieb. Hochwürden aus Schwarztannen war ein harter Mann, er zwang die Schwarztannener in die Knie. So hieß es zumindest später. Doch wer konnte schon in diesen Zeiten sagen, was Wahrheit war und was nicht?
 
 
Als Ende Phex dann erneut der Klang der Glocke über Schwarztannen hinweg hallte, war ich gerade dabei einen der Kranken in dem kleinen Spital in unserem Tempel zu versorgen. An den Klang hatte ich mich inzwischen gewöhnt und so glaubte ich, dass es nur wieder eine dieser vermeintlichen Warnungen sei, wie es sie beinahe täglich gegeben hatte. Als [[Garetien:Baldur von Immenhort|Hochwürden]] jedoch zu mir kam, da wusste ich, dass dem nicht so war.
 
 
„Hinter [[Garetien:Markt Tannhus|Tannhus]] ist etwas vorgefallen“, raunte er mir leise zu, „Du wirst sofort aufbrechen, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard]]. Du wirst Baron Drego begleiten und ihm zur Seite stehen.“
 
 
So lernte ich ihn kennen, den neuen Baron. Er war ein hochgewachsener Ritter, der in seine neue Rolle noch nicht recht hineinpasste. Er kam auch nicht allein. Unter seinen Begleitern waren die Ritter [[Garetien:Albur von Nordingen|Albur von Nordingen]], [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]] und [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]], sowie die Knappen [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun von Erlenfall]], [[Garetien:Elene von Immenhort|Elene von Immenhort]], [[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|Jast Helmbald von Schwippingen]] und der Page [[Garetien:Blasius von Gerbachsroth|Blasius von Gerbachsroth]]. Auch sie lernte ich alle bald darauf kennen.
 
 
== Rauch ==
 
'''[[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]], Ende Phex 1043 BF'''
 
 
„Da hinten liegt [[Garetien:Dorf Doriant|Doriant]]“, ich deutete in Richtung des über dem [[Garetien:Tannenwäldchen|Tannenwäldchen]] aufsteigenden Rauches.
 
 
„Dann sind sie schon dort“, schloss [[Garetien:Albur von Nordingen|Albur von Nordingen]], der einst als Hausritter auf [[Garetien:Pfalzgräflicher Hof zur Randersburg|Randersburg]] gedient hatte.
 
 
Mit trockener Kehle erwiderte ich lediglich: „Ja.“
 
 
„Ihnen in den Rücken zu reiten, wäre Irsinn“, meinte [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]], „Die Gefahr ist zu groß, dass sie Verstärkung aus Waldstein erhalten und uns zwischen ihren Fronten aufreiben.“
 
 
[[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] nickte zustimmend: „Was schlagt Ihr vor?“
 
 
„Wir reiten ihnen entgegen und versuchen schlimmeres zu verhindern“, antwortete die Ritterin, die bis vor kurzem noch im [[Garetien:Reichsforster Grafenbann|Reichsforter Grafenbann]] unter [[Garetien:Nimmgalf von Hirschfurten|Nimmgalf von Hirschfurten]] – den selbstredend jedes Kind kannte – gedient hatte und auf deren Rat Baron Drego großen Wert zu legen schien. „Ihr habt erwähnt, es sei nicht der erste Übergriff, Euer Gnaden?“
 
 
„Ja“, meine Kehle war noch immer trocken, „Das erste Mal haben sie es zu Fuße der [[Garetien:Weidburg|Weidburg]] – zwischen [[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]] und dem [[Garetien:Dorf Steinhude|Dorf Steinhude]] - versucht. Wenig später unweit von [[Garetien:Burg Goblau|Goblau]] – zwischen [[Garetien:Dorf Steinhude|Steinhude]] und [[Garetien:Markt Rallingen|Rallingen]]. Es ist ihnen jedoch kein einziges Mal gelungen nach Schwarztannen einzufallen. Bis jetzt.“
 
 
Nachdenklick nickte sie ehe sie frage: „Und wie viele waren es?“
 
 
„Dass kann ich Euch nicht sagen, da ich nicht vor Ort war“, ich zuckte mit den Schultern, „Meine Glaubensschwester [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] war dort und hat mir davon berichtet.“ Und etwas leiser und ein wenig flehend fügte ich hinzu: „Und bitte, bitte sagt nicht immerzu ''Euer Gnaden''. Sagt ''Schwester Lindegard''. Das tun alle hier. Einfach ''Schwester Lindegard'', ja? Mit dem ''Euer Gnaden'' kann ich mich einfach nicht anfreunden...“
 
 
Und da war mir als huschte über jedes ihrer Gesichter ein kurzes Lächeln.
 
 
„Wir sollten uns jetzt aber wirklich eilen“, mischte sich [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]] ein, der einst Hausritter auf [[Garetien:Hof der Landvögte von Rubreth|Rubreth]] gewesen war.
 
 
Baron Drego nickte schweigend.
 
 
„Und...“, die Raukenfelserin warf mir einen vielsagenden Blick zu, „... was ist mit Euch, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Schwester Lindegard]]?“
 
 
„Oh, sorgt Euch mal nicht um mich“, wiegelte ich da ab, „Ich werde Euch zu Fuß nachfolgen.“ Die Ritter, [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Knapp]][[Garetien:Elene von Immenhort|e]][[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|n]] und der [[Garetien:Blasius von Gerbachsroth|Page]] waren allesamt beritten. „Reitet nur voran, tut Eure Pflicht, ich werde anschließend die meine tun, nachdem ihr Eure tatet...“
 
 
Daraufhin ritten sie davon.
 
 
== Verloren ==
 
'''[[Garetien:Dorf Doriant|Dorf Doriant]], Ende Phex 1043 BF'''
 
 
Doriant war verloren. Daran konnten auch [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] und seine Begleiter einfach nichts mehr ändern. Die [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteiner]] waren einfach zu viele. Vollkommen unerwartete hatten sie die [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforster]] Truppen erwischt, schienen den rechten Moment abgepasst zu haben und hatten die Gunst der Stunde genutzt. Die Ritter um Drego sicherten noch den Rückzug der Reichsforster Truppen hinter den [[Garetien:Mühlbach in Schwarztannen|Mühlbach]] ab. Vermutlich wäre das nicht notwendig gewesen, aber sie taten es trotzdem, denn die Waldsteiner plünderten lieber Doriant anstatt die Reichsforster zu verfolgen. Ritterlich war das für mich nicht, aber was verstand ich schon von Ritterlichkeit?
 
 
Mit [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gerbald von Luring-Schneitzig]] versorgte ich die Verwundeten. Es gab viele. Für einige konnten wir leider nur wenig tun, für manche sogar gar nichts mehr. Wir hatten bereits Tote zu beklagen, unter ihnen [[Garetien:Bolzer von Nadoret |Bolzer von Nadoret]]. Ein einziger Tag hatte genügt, um verheerendes in Schwarztannen anzurichten. Von Waldstein aus waren sie über [[Garetien:Dorf Wegscheide|Wegscheid]] bis nach Doriant eingefallen und hatte vermutlich bereits jetzt mehr geplündert als sie wegschaffen würden können.
 
 
Zusammen mit [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] versuchte Baron Drego mit ihnen zu verhandeln, um einen Abzug der Waldsteiner zu bewirken, doch [[Garetien:Irberod von Leustein|Irberod von Leustein]] und [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]] wollten nicht reden. Sie wollten plündern. Einfach nur plündern. Es genügte ihnen dabei nicht, dass Drego ihnen eine erhebliche Kriegsbeute anbot, sollten sie wieder abziehen. Vielleicht ließen sie sich nicht darauf ein, weil sie sehr wohl wussten, dass man ihnen hier in Schwarztannen nicht viel entgegensetzten konnte. Ob sie hofften mehr durch das Plündern zu erbeuten als durch Verhandlungen? Es hatte etwas mit dem Schiedsspruch zu tun, so sagte man mir.
 
 
[[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]] und [[Garetien:Albur von Nordingen|Albur von Nordingen]] sprachen unterdessen mit jenen, die bei dem verhängnisvollen Aufeinandertreffen mit dabei gewesen waren. Dass sie tapfer gekämpft hatten, war auch für mich offensichtlich, aber dennoch muss es für sie niederschmetternd gewesen sein. All ihre Mühe hatte sich nicht ausgezahlt. Sie hatten verloren. Die Erkenntnis war bitter genug, noch bitterer war jedoch, dass es sehr wahrscheinlich nicht das letzte Mal sein würde, dass die Reichsforster sich zurückziehen mussten. Die Stimmung war schlecht. Baron Drego hatte alle Mühe seine kläglichen Truppen zusammenzuhalten, er schaffte es nur, weil die Ritter - allen voran die Raukenfelserin - an seiner Seite ihm beistanden. Ohne sie hätten sich die restlichen Reichsforster vermutlich an dieser Stelle zerstreut und die Waldsteiner hätten ohne jegliche Gegenwehr auch noch den Rest Schwarztannens plündern können.
 
 
== Wahrheit ==
 
'''zwischen [[Garetien:Dorf Doriant|Doriant]] und [[Garetien:Dorf Perainewiesen|Perainewiesen]], Ende Phex 1043 BF'''
 
 
„Es ist schön, dass Ihr gekommen seid, Schwester [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard]]“, erklärte mir mein Glaubensbruder [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gerbald von Luring-Schneitzig]] am späten Abend. Wir hatten getan, was wir hatten tun können, nun mussten wir warten. Abwarten. Ich war zwar müde, aber an Schlaf war nicht zu denken. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf. „Als im Hesinde klar wurde, dass die Waldsteiner kommen werden, da habe ich an Hochwürden Immenhort geschrieben und darum gebeten Euch zu schicken. Und nun seid Ihr hier...“
 
 
Er schenkte mir einen freundlichen Blick.
 
 
„Hat es einen Grund“, hob ich an, „Warum Ihr ausgerechnet nach mir gefragt habt?“
 
 
Nun lachte er: „Was ich so gehört habe, seid Ihr eine willensstarke, junge Frau zu sein. Zumindest erzählt man sich das von Euch. Ihr habt Hochwürden viel abgerungen und interessanterweise hat er Euch das auch durchgehen lassen. Und wer sollte besser mit dem Elend hier umgehen können als Ihr?“
 
 
„Wisst Ihr... wisst Ihr was passiert ist, dass sich die Hebammen und die Peraine-Geweihten in [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] nicht ausstehen können?“
 
 
„Man hat es Euch nicht gesagt?“
 
 
Ich schwieg.
 
 
Der Geweihte seufzte: „Dann ist nun die Zeit der Wahrheit wohl gekommen. Wenn nicht jetzt, wann denn dann? Ich weiß es nicht genau, aber... aber man erzählt sich Folgendes: Hochwürden hatte wohl eine Liason mit Folgen. Über die Frau kann ich Euch nichts berichten. Ich kann Euch auch nicht sagen, wie ernst es den beiden war oder ob es nur das berühmte eine mal gewesen ist. Wie dem auch sei, keiner wusste von ihr. Weiter wusste auch keiner, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Es ist noch nicht einmal sicher, ob er selbst von diesem Umstand wusste. Anzunehmen, dass dem nicht so war. Und als die Stunde ihrer Niederkunft kam, da war Eure Lehrmeisterin, die alte Hild, an ihrer Seite. Die Geburt muss wohl sehr schwer und äußerst schwierig gewesen sein. Als das Leben von Mutter und Kind in Gefahr zu geraten drohte, da schickte sie nach einem Peraine-Geweihten. Es kam – das ist nicht schwer zu erraten, die Götter haben einen seltsamen Humor – [[Garetien:Baldur von Immenhort|Baldur von Immenhort]], der damals noch nicht Prätor war, sondern lediglich ein einfacher Geweihter. Doch er kam zu spät. Mutter und Kind waren tot. Sein Kind war tot.“
 
 
Er machte eine Pause.
 
 
„Der Immenhorter warf der Hebamme vor, zu lange gewartet zu haben. Er gab ihr die Schuld am Tod seines Kindes. Er glaubte, wenn sie ihn nur früher gerufen hätte, dann hätte er sie retten können, sie und sein Kind. So waren beide gestorben. Die Hebamme jedoch rechtfertigte sich, sie habe alles getan, was sie hatte tun können. Sobald sie gemerkt habe, dass Mutter und Kind in Lebensgefahr schwebten, habe sie nach einem Geweihten geschickt. Diese Einschätzung teilte auch ihre Schülerin. Doch der Immenhorter beharrte darauf, dass die Hebamme sich schuldig gemacht habe, weil sie zu lange gewartet hatte. Erst wandte er sich an die Stadtwache, dann an den Praios-Tempel zu Schwarztannen. Passiert ist nichts. Die Hebamme und ihre Schülerin mussten zwar wieder und wieder ihre Aussage vor Zeugen wiederholen, aber Beweise, dass sie einen Fehler begangen hatte, gab es keine und es fanden sich auch keine, ja nicht einmal die Praios-Kirche hat welche gefunden und das soll etwas heißen! Es war – so bedauerlich es auch klingt – ein schreckliches Unglück. Wir alle wissen, dass eine Geburt tödlich enden kann, vor allem dann, wenn das Kind nicht günstig liegt...“
 
 
„Dann war es eine Steißgeburt?“
 
 
„Nein, es soll eine Sternguckerin gewesen sein“, erwiderte er, „So wie auch Ihr.“ Nun zuckte er mit den Schultern. „Schon seltsam, oder nicht?“
 
 
Ich konnte nichts darauf erwidern. In meinem Kopf waren so viele Gedanken und alles ging durcheinander, doch recht hatte er: Es waren ungewöhnlich viele Sterngucker oder war es vielleicht nur ein Zufall? Ein merkwürdiger Zufall?
 
 
„Wann... wann war das?“
 
 
„Das muss, denke ich, wenige Monde vor Eurer Geburt gewesen sein“, er zuckte etwas verunsichert mit den Schultern, „Es ist schon lange her. Und vermutlich, ja vermutlich hat er sich stets wie ein Vater um Euch gekümmert, weil er immer in Euch sein Mädchen gesehen hat, jenes Kind, das er noch heute glaubt retten hätte zu können.“
 
 
Einen Moment hielt er inne: „Ja, das ist sie, die Geschichte. Und wenn ich ehrlich bin, ich kann Hochwürden ja verstehen, es ist einfacher die Schuld für den Tod des eigenen Kindes bei jemand anderem zu suchen. Ein Kind zu verlieren ist schon schwer genug, doch wenn man wenn selbst auch einen Teil der Schuld trägt? Es scheint zu viel Zeit vergangen zu sein, zwischen jenem Moment, da die Hebamme nach dem Geweihten schickte und dessen eintreffen. Doch wo ist diese Zeit geblieben?“ Er zuckte mit den Schultern. „Bis zum heutigen Tag gibt es darauf keine Antwort, als hätte Satinav die Zeit schneller vergehen lassen, als habe jemand nicht gewollt, dass Mutter und Tochter überleben...“
 
 
Ich nickte nachdenklich: „Und ich habe mir sie ausgerechnet als Lehrmeisterin ausgesucht.“
 
 
„Ja“, er lachte, „Wie ich bereits sagte, die Götter scheinen einen gar seltsamen Humor zu haben.“
 
 
== Verstärkung ==
 
'''zwischen [[Garetien:Dorf Doriant|Doriant]] und [[Garetien:Dorf Perainewiesen|Perainewiesen]], Ende Phex 1043 BF'''
 
 
„Wir hatten Zeit uns vorzubereiten“, erklärte [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gerbald von Luring-Schneitzig]] am nächsten Morgen der [[Garetien:Albur von Nordingen|kleinen]] [[Garetien:Fael ui Rian|Runde]] um den Baron, zu der man mich – warum auch immer – auch dazugebeten hatte, „Seit Hesinde lauerten die [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteiner]] an der Grafschaftsgrenze und warteten nur auf die nächst beste Gelegenheit um in Schwarztannen einzufallen. Die Zeit, wir haben sie gut genutzt. Wir haben das Wertvollste und Wichtigste gut versteckt. Wir werden auch gut über den nächsten Winter kommen, zumal sie die Felder bisher verschont haben. Die Waldsteiner werden dennoch reiche Beute machen. Es soll uns hier in [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] schließlich niemand nachsagen, wir seien arm...“
 
 
Er hielt einen Moment inne und musterte ein jeden von uns aufmerksam.
 
 
„Meine werte Gattin, [[Garetien:Hardane von Doriant|Hardane von Doriant]], hat wohl ihren Wehrhof geopfert. Ich denke nicht, dass sie das ganz freiwillig getan hat, aber...“, er hielt einen Moment inne, „.. irgendwo müssen die Waldsteiner nun mal ein, wenn auch nur temporäres Quartier beziehen. Damit hat sie uns auch etwas Zeit verschafft, da dort im Augenblick – so vermute ich zumindest – auch Waldsteiner gebunden sind.“
 
 
Wieder kehrte Stille ein.
 
 
„Wann erwartet Ihr Verstärkung?“, wollte der Peraine-Geweihte wissen.
 
 
Keiner antwortete ihm. Alle schauten ihn nur an.
 
 
„Ihr erwartet doch Verstärkung, nicht wahr?“, hakte er erneut nach.
 
 
Noch immer schwieg [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]]. Es war [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] die dem Geweihten an seiner statt antwortete: „Es ist keine zu erwarten. [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] wird uns niemanden schicken, ganz einfach weil er keine verfügbaren Truppen mehr hat. Alle sind in Kämpfen gebunden: Die meisten gegen die [[Garetien:Kaisermark Gareth|Kaisermark]], weitere gegen [[Garetien:Grafschaft Hartsteen|Hartsteen]] und der klägliche Rest muss sich um Waldstein und [[Garetien:Grafschaft Eslamsgrund|Eslamsgrund]] kümmern. Wir hier sind aber der klägliche Rest, die einzigen, die abkömmlich waren. Und die meisten von uns sind nicht etwa auf Geheiß des Grafen hier, sondern auf Bitten des Barons. Mehr jedoch wird es nicht geben. Wir müssen mit den Männern und Frauen zurecht kommen, die wir jetzt haben.“
 
 
„Dann steht es schlecht um Schwarztannen“, schloss der Geweihte bitter, „Sehr schlecht. Zumal davon auszugehen ist, dass die Waldsteiner demnächst Verstärkung erwarten.“ Er schluckte schwer. „Es ist nicht, dass ich das sicher wüsste, aber es ist nun mal anzunehmen.“ Nun zuckte hilflos mit den Schultern. „Sie werden euch vor sich durch Schwarztannen treiben“, prophezeite er, „und ihr werdet ihnen kaum etwas entgegensetzten können...“ Und an mich gewandt sagte er: „Ihr solltet wieder nach [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] gehen, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Schwester Lindegard]], das hier ist nichts für einen so jungen und unschuldigen Geist wie den Euren.“
 
 
„Mein Platz ist hier“, erwiderte ich mit etwas zu zarter Stimme, „An der Seite des Barons. Hier werde ich gebraucht. Hier werde ich bleiben.“
 
 
== Scheitern ==
 
'''[[Garetien:Junkertum Baringen|Baringen]], Anfang Peraine 1043 BF'''
 
 
Um nach [[Garetien:Dorf Salzkotten|Salzkotten]] zu kommen mussten die [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteiner]] über eine Brücke, darunter floss der [[Garetien:Mühlbach in Schwarztannen|Mühlbach]] entlang, der genug Wasser führt um eine Mühle anzutreiben und so eine Durchquerung zu Fuß oder zu Pferd zwar nicht unmöglich war, aber eben mühsamer. Hier wollte man die Waldsteiner in die Falle locken. Wenn es irgendwo gelingen könnte, dann hier an dieser Engstelle. Es gelang nicht. Es lag nicht an dem Umstand, dass diese Stelle nicht geeignete gewesen war oder der Plan nicht wirklich durchdacht, es lag an der bloßen Unterzahl der [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforster]] oder viel eher an der Überzahl der Waldsteiner. Der Versuch war gescheitert. Und wieder floh wir. Dieses Mal zogen wir uns bis nach Baringen zurück.
 
 
Zusammen mit [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gerbald von Luring-Schneitzig]] versorgte ich die Verwundeten. Inzwischen gab es keinen einzigen unverletzten mehr unter uns. Die Stimmung war wieder einmal äußerst schlecht. Erst spät in der Nacht, war auch die letzte Wunde verbunden, da sah ich den Baron, wie er in die Sterne blickte.
 
 
„Was soll ich tun, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Schwester Lindegard]]?“, wollte er schulterzuckend wissen, „Kämpfe ich um [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]], lasse ich meine Männer und Frauen sinnlos sterben, denn schlagen können wir die Waldsteiner nicht. Tue ich es nicht, fällt alles den Waldsteinern in die Hände. Ganz gleich was ich tue, es ist immer falsch...“ Er seufzte schwer. „Ich kann ihnen Schwarztannen einfach nicht so überlassen, aber mehr als es ihnen schwerer machen kann ich auch nicht.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Ich habe mir das alles anders vorgestellt...“
 
 
„Ja“, erwiderte ich da, „Das geht uns wohl allen so. Ich habe mir das auch anders vorgestellt, das könnt Ihr mir glauben, aber...“ Ich stockte. „Auch wenn es mir im Augenblick schwer fällt, aber so vertraue ich darauf, dass meine [[Peraine-Kirche|Herrin]] einen guten Grund hatte, ausgerechnet mich an Eure Seite zu stellen.“
 
 
„Ihr seid eine gute Heilkundige“, erwiderte er, „Was könnte in unserer derzeitigen Situation nützlicher sein?“
 
 
„Mag sein, Hochgeboren, aber meine [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Schwester Perainidane]] ist auch eine gute Heilkundige und im [[Garetien:Tempel der eingebrachten Früchte zu Schwarztannen|Tempel]] in [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] gibt es noch weitere. Trotzdem bin ich an Eurer Seite und nicht meine Schwester oder ein anderer Geweihter, neben Euer Gnaden Luring-Schneitzig selbstredend. Vielleicht werde ich irgendwann begreifen, was sich meine Herrin dabei gedacht hat. Und gewiss, ja gewiss gibt es auch einen guten Grund, warum die Götter Euch genau diese Aufgabe zugedacht haben.“
 
 
„Damit ich das Scheitern lerne?“, entgegnete er mir voller Zynismus.
 
 
Ein Lächeln legte sich unweigerlich über meine Lippen: „Vielleicht? Vielleicht seid Ihr aber auch der Einzige, dem die Götter genau das zugetraut haben?“ Ungläubig blickte er mich an. „Bedenkt: Wie viele hätten bereits aufgegeben, aufgrund der Aussichtslosigkeit dieser Auseinandersetzung? Offensichtlich sind die Waldsteiner uns zahlenmäßig überlegen und mangels Verstärkung auf unserer Seite wird das gewiss auch so bleiben.“ Nun nickte er zaghaft. „Die Götter haben sich etwas dabei gedacht, Euch an diese Stelle zu setzten. [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] hat sich etwas dabei gedacht. Ihr seid keiner dieser Emporkömmlinge, die sich nach Ruhm und Ehre sehnen und nur auf die nächst beste Gelegenheit warten um sich zu profilieren. Ihr seid ein aufrechter Ritter, der den seinen loyal und treu ergeben ist. Für Euch zählt die Sache und die Sache ist, dass es Unrecht ist was die Waldsteiner da tun. Freilich verstehe ich recht wenig von dem, was eine Fehde ausmacht und wer sie führt, aber warum solltet Ihr und Eure Untertanen für das bezahlen, was zwischen den [[Garetien:Haus Luring|Häusern Luring]] und [[Garetien:Haus Hartsteen|Hartsteen]] passiert ist?“ Einen Moment hielt ich inne. Auch der Baron schwieg. „Ihr, Hochgeboren, seid hier, weil Ihr genau hier gebraucht werdet und weil Ihr vermutlich der einzige seid, der angesichts der aussichtslosen Lage noch immer erbittert weiterkämpft: Gebt nicht auf, Hochgeboren, die Götter stehen Euch bei.“
 
 
Und [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachern]] gab nicht auf. Er versucht immer wieder mit den Waldsteinern zu verhandeln, auch wenn die nicht wollten. Meine Worte hatten also getan, was ich gehofft hatte. Und was hätte ich ihm auch anderes sagen sollen? Die Wahrheit etwa?
 
 
== Prüfung ==
 
'''[[Garetien:Dorf Erlenfall|Erlenfall]], Ende Peraine 1043 BF'''
 
 
„Wir ziehen uns nach Erlenfall zurück“, hatte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] schlussendlich beschlossen. Wieder einmal hatten die [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteiner]] uns [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforster]] vor sich hergetrieben. Wieder einmal war die Lage aussichtslos. Wieder einmal zog man sich nach heftigen Gefechten zurück. Dieses Mal bis nach Erlenfall. Wieder einmal versorgte [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gerbald von Luring-Schneitzig]] und [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|ich]] die Verwundeten. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Dass die Reichsforster sich nicht zerstreuten lag dieses Mal nur an einem: Baron Drego.
 
 
„Das hier ist keine Strafe der Götter, es ist eine Prüfung“, verkündete er jedem, ganz gleich ob er es hören wollte oder nicht, „Und wir, wir müssen nichts weiter tun als durchhalten. Ich weiß, das es nicht so leicht ist, wie es klingt, doch wir werden belohnt werden. Wenn die Götter sehen, dass wir im Angesicht der Übermacht nicht verzagen, ganz so wie die Heilige Thalionmel nicht verzagte, dann werden sie uns nicht nur beistehen sondern uns auch ihre Gunst gewähren und wir werden die Waldsteiner in ihre Schranken weisen und sie endgültig nach Hause schicken.“
 
 
Doch die Heilige Thalionmel war bei ihrem Vorhaben gestorben. Sicher war es ein ehrbarer Tod gewesen, einer der einer Rondra-Heiligen gut zu Gesicht stand, doch die meisten von Dregos Gefolgsleuten hingen nun eben an ihrem Leben. Abgesehen davon hatte die Heilige gegen eine Übermacht an Novadis gekämpft, die bekanntlich nicht an die zwölf Götter glaubten. Unserer Gegner waren jedoch Waldsteiner, bei denen sehr wohl anzunehmen war, dass auch sie sich auf die Zwölfe beriefen und die damit sehr wahrscheinlich auch diese ganzen Plündereien rechtfertigten. Wem sollten die Götter also die Gunst schenken? Im Augenblick sah alles danach aus, als stünden sie auf der Seite der Waldsteiner. Ganz abgesehen davon, dass noch immer kein Geweihter der Herrin Rondra unter uns weilte.
 
 
Seine Gefolgsleute glaubten dem Baron jedoch, vielleicht glaubten sie ihm alleine deswegen, weil sie ihm glauben wollten, weil sie glauben wollte, dass diese ganze Misere gut für uns Reichsforster endete. Wahrscheinlich war das jedoch nicht. Doch eines war gewiss: Würde es noch einmal zu solch einem fatalen Aufeinandertreffen mit den Waldsteinern kommen, dann konnte nur noch ein Wunder helfen...
 
 
== Wiedersehen ==
 
'''[[Garetien:Dorf Erlenfall|Erlenfall]], Rahja 1043 BF'''
 
 
Inzwischen war es erstaunlich ruhig geworden. Es hatte keine richtige Auseinandersetzung mehr mit den [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteinern]] seit jenem verhängnisvollem Aufeinandertreffen in [[Garetien:Junkertum Baringen|Baringen]] Ende Peraine gegeben. Doch ungewiss war, ob das auch so bleiben würde. Und noch ungewisser war, was diese Ruhe ausgelöst hatte. Hatten die Waldsteiner etwas genug geplündert? Oder war etwas anderes geschehen? War es vielleicht auch nur die Ruhe vor dem Sturm? Die Ruhe war Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite konnten sich unsere Verwundeten erholen, auf der anderen Seite machte die Ruhe alle nervös. Ein jeder wartete auf den nächsten Schlag der Waldsteiner, doch er kam nicht.
 
 
[[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] und seine Liebste, die Reichsritterin [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]] trafen sich etwas abseits von unserem Lager. Das war sie also, die zukünftige Baronin. [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Ich]] sah sie zwar nur von Weitem, aber ich sah, dass er ihr sehr zugetan war. Sie erschien mir etwas zu kühl und zu nüchtern, was vermutlich der angespannten Situation geschuldet war. Sie wechselten ein paar wenige Worte, die keiner aus ihnen selbst hörte, sie waren allein. Dann ritt die Reichsritterin auf ihrem Grauschimmel zurück an die Grenze zwischen Erlenfall und Waldstein. Dort war ihr Platz. Dort hatte ihr Liebster sie hingeschickt. Sie sollte zusammen mit [[Garetien:Kordara von Dachshag|Kordara von Dachshag]], [[Garetien:Raulbrin Reto von Schwarztannen|Raulbrin von Schwarztannen]] und [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rían]] und verhindern, dass die Waldsteiner auch noch über Erlenfall nach [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] einfielen, bisher war ihnen das gut gelungen.
 
 
So kurz dieses Wiedersehen auch gewesen war, so sehr hatte es Drego bestärkt. War er zuvor zuversichtlich gewesen, die Waldsteiner nach Hause zu schicken, war er jetzt sicher, dass diese Prüfung der Götter ein gutes Ende für uns [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforster]] haben würde. Und diese Selbstsicherheit färbte auch auf seine Gefolgsleute ab.
 
 
== Dregos Kopf ==
 
'''[[Garetien:Junkertum Erlenfall|Erlenfall]], 18. Rondra 1044 BF'''
 
Zsf: Baron Drego bietet Hermine von Alka ein Duell um Schwarztannen an und sie nimmt endlich an.
 
 
„Er bietet den [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteinern]] seinen Kopf“, erklärte [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]] und war dabei seltsam ruhig. Seinen Blick hatte der Ritter auf die sich vor ihm bietende Szene der Verhandlungen zwischen den Waldsteinern und den [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforstern]] gerichtet. Auf Seite der Reichsforster nahmen neben [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]], seine treue Beraterin [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] und seine Knappin [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun von Erlenfall]] teil, auf der der Waldsteiner war es [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]] und ihre Getreuen [[Garetien:Alrike von Breitenbach|Alrike von Breitenbach]] und [[Garetien:Alrik Raul von Hohentann|Alrik Raul von Hohentann]].
 
 
„Ich...“, erwiderte ich etwas verwirrt, „Ich glaube, ich versteh nicht. Er tut... hm... was?“
 
 
„Er versucht die Alka bei der Ehre zu packen“, erklärte [[Garetien:Albur von Nordingen|Albur von Nordingen]], „Bei dem alten [[Garetien:Irberod von Leustein|Leusteiner]] hätte er da wenig Erfolg gehabt, der ist einfach zu erfahren und abgeklärt, doch bei der Alka?“ Ein vielversprechendes Lächeln umspielte seine Lippen. „Seit dem der Alte ihr den größten Teil seiner Truppen anvertraut hat, hat Drego sie zumindest schon mal dazu gebracht mit ihm zu verhandeln. Gut, bisher war er dabei wenig erfolgreich gewesen, aber wenn er diesem hitzigen Persönchen lange genug ihre ritterliche Ehre um die Ohren haut, dann wird sie irgendwann einfach nicht mehr anders können...“
 
 
„Und dann?“, wollte ich weiter wissen, „Was passiert, wenn sie nicht mehr anders kann?“
 
 
„Dann wird es ein rondragefälliges Duell geben, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Schwester Lindegard]]“, seufzte der Rían schwer.
 
 
„Und Baron Drego gewinnt, richtig?“
 
 
„Entweder das oder... oder das war es“, der Nordinger nickte, „Die Seite, die verliert, wird [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] verlassen. Sofort.“
 
 
„Und wo… wo wird Drego seine Truppen hinführen, sollte er… sollte er verlieren? Nach [[Garetien:Gräflich Luring|Gräflich Luring]]?“
 
 
„Nirgendwo“, meinte Fael schlicht, „Es wird ein Duell auf‘s dritte Blut. Entweder Drego siegt oder… oder er verliert alles.“
 
 
„Ist er...“, ich schluckte schwer, „... ist er denn ein guter Kämpfer?“
 
 
Betreten schauten die beiden Ritter drein, vermieden es jedoch mich direkt anzuschauen und blickte stattdessen lieber auf die Szene zwischen der Alka und Drego.
 
 
„Er... er kann sie doch besiegen, nicht wahr?“
 
 
„Er ist gut“, meinte Albur von Nordingen da über seinen besten Freund, „Aber die Alka ist... ich muss es wohl einfach so sagen... besser.“
 
 
„Aber... aber... aber warum tut er es denn dann? Warum lässt er sich darauf ein, wenn er sie doch nicht schlagen kann?“ Meine Stimme klang schrill, selbst in meinen Ohren. Meine Heimat in den Händen der Waldsteiner? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen und das wollte ich mir nicht vorstellen. „Das ist doch… doch Wahnsinn!“
 
 
„Weil es doch so nicht weitergehen kann“, Fael wandte seinen Blick mir zu. Seine braunen Augen musterten mich. Sie musterten mich auf eine Art und Weise, dass mir ganz anders wurde. „Wie viele Tote haben wir bereits zu beklagen, Schwester Lindegard?“ Er ließ mir jedoch keine Zeit für eine Antwort. „Zu viele, ohne Frage. Viel zu viele. Schlagen können wir die Truppen der Waldsteiner nicht, sie sind in der Überzahl. Wenn wir weitermachen wie bisher, werden sie ganz Schwarztannen plündern und es werden noch mehr sterben – auf beiden Seiten. Dieser Wahnsinn muss aufhören und der einzige Weg, wie man diese Misere hier beenden kann, ist eben jenes rondragefällige Duell. Sollte Drego gewinnen und das ist durchaus möglich, sofern es die [[Rondra-Kirche|Sturmherrin]] will und ihm zulächelt, werden die Waldsteiner sofort abziehen und der Baron kann sich mit dem Erfolg rühmen seine Lande erfolgreich gegen eine Überzahl verteidigt zu haben, sollte er verlieren, dann werden wir abziehen und mit dem Tod Dregos verlischt auch sein Anspruch auf den Baronsreif. Ganz gleich wie es ausgehen wird, es wird hier in Schwarztannen erst einmal keine weiteren Tot in dieser elendigen Fehde mehr geben. Welch größeres Opfer könnte ein Baron für seine Untertanen brin...?“
 
 
„Gut“, dröhnte die aufgebrachte Stimme der Alka zu uns herüber, „Dann soll es so sein! Morgen zur Mittagsstunde werden wir der Herrin Rondra zum Wohlgefallen unser Duell bestreiten!“
 
 
== Entscheidung ==
 
'''[[Garetien:Dorf Erlenfall|Erlenfall]], 19. Rondra 1044 BF'''
 
Zsf: Endlich stößt eine Rondra-Geweihte zu den Reichsforstern und jeder glaubt zu wissen, warum.
 
 
„Wir haben Euch damals im Phex zugesagt, an Eurer Seite zu sein, sollte die Zeit gekommen sein“, verkündete die [[Rondra-Kirche|Rondra]]-Geweihte [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rían]] mit fester Stimme, „Nun ist es so weit: Die Zeit ist gekommen.“
 
 
„Dann ist es wohl entschieden“, erwiderte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] ausdruckslos und bekräftigte seine Worte mit einem Nicken.
 
 
Die Geweihte schaute ihn mit festem Blick an und nickte geradezu quälend langsam. Am Morgen war sie zusammen mit der Novizin [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga von Schack]] zu uns gestoßen. Mit ihrem Auftauchen hatten die beiden für einiges an Aufregung gesorgt, denn bisher war dem Baron – ganz gleich ob Baron Drego oder [[Garetien:Raulfried Haltreu von Schwarztannen|Baron Raulfried]] – Unterstützung durch einen Geweihten der Sturmherrin oder viel eher durch einen solchen aus dem [[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Rondra-Tempel]] zu [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] versagt geblieben. Für die meisten war diese Entscheidung wohl vor allem eines: falsch. Die Gründe lagen im Dunkeln. Es hatte lediglich geheißen – so viel hatte man sich zumindest in Schwarztannen darüber erzählt – dass die rechte Zeit noch nicht gekommen sei. Es war nicht das erste Mal, dass man solche kryptischen Äußerungen aus diesem Tempel vernahm, er war inzwischen bekannt dafür. Und auch wenn manche den Geweihten dort sogar Feigheit unterstellten, weil sie sich aus dem bisherigen Konflikt herausgehalten hatte, so glaubte ich doch zu wissen, dass dem nicht so war. Gewiss hatten sie einen guten Grund. Ganz sicher hatten sie einen guten Grund. Sie waren Geweihte der Herrin Rondra und wenn sie solch einem Konflikt fern blieben, dann taten sie das gewiss nicht leichten Herzens. Und von der Rían wusste ich, dass sie immer wieder von Visionen ihrer Herrin geplagt wurde. Ein jede von ihnen bezahlte sie mit ihrem Blut. Ich hatte schon das ein oder andere Mal ihre Wunden versorgt...
 
 
„Lasst uns bitte allein“, bat der Baron mit fester Stimme um einen Moment vertraulich mit der Geweihten und deren Novizin sprechen zu können. So ließ man ihn also mit den beiden alleine, auch ich machte mich davon.
 
 
„[[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Schwester Lindegard]]?“, erklang da plötzlich die Stimme des Barons, „Euch hätte ich auch gerne an meiner Seite.“
 
 
Etwas verwundert wandte ich mich um, schaute ihn einen Moment fragend an, nickte dann jedoch und ging die wenigen Schritt zu ihm und den Dienerinnen der Sturmherrin zurück.
 
 
Der Ritter sammelte sich einen Moment. Es fiel ihm sichtlich schwer.
 
 
„Euer Gnaden“, hob der Baron mit leicht zitternder Stimme an, „Wenn ich sterben, dann möchte ich Euch darum bitten, meinen Leichnam zu meiner Familie nach [[Garetien:Familie Altjachtern|Altjachtern]] zu bringen. Es ist nicht so, dass...“ Er stockte einen Moment. „... dass ich nicht überzeugt bin, dass meine Freunde das für mich tun werden, aber [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] braucht jeden einzelnen von ihnen und so ist es mein ausdrücklicher Wunsch, dass sie ihn im Kampf weiter unterstützen, obgleich Schwarztannen dann verloren ist.“
 
 
„So die Sturmherrin so entscheidet, will ich Euch diesen Wunsch gewähren“, erwiderte die Geweihte mit fester Stimme und noch festerem Blick, in dem so etwas wie Trauer lag. Ob ihre Herrin in einer ihrer Vision ihr den Ausgang eines möglichen Duell bereits offenbart hatte?
 
 
„Und sagt ihnen bitte...“, der Ritter schluckte sichtlich schwer, „Sagt meiner Familie… meiner werten [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]], meinem werten [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] und meinem lieben [[Garetien:Moribert von Altjachtern|Bruder]]... dass es mir sehr leid tut. Es ist... Nun, ich... ich habe den höchsten Einsatz gebracht, den man nur hier auf Dere erbringen kann, alles um jene zu schützen, die mir durch den Grafen höchst selbst anvertraut wurden, damit es nicht noch mehr Tote gibt, noch mehr Leid und ich... ich habe verloren.“
 
 
Da nickte Elerea ni Rían verstehend.
 
 
„Schwester Lindegard“, wandte er sich nun mir zu, „Euch kommt vielleicht die schwerste aller Aufgaben zu. Euch möchte ich bitten die Nachricht meines Todes meiner Liebste, der Reichsritterin [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]], zu überbringen. Sie ist mein Schwert und mein Schild gegen die Waldsteiner. Erfolgreich hat sie mit ihren Begleitern verhindert, dass sie auch noch über [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Erlenfall]] nach Schwarztannen einfallen und uns so zwischen ihren Fronten aufreiben.“ Wieder machte er eine Pause. „Sagt ihr“, nun traten Tränen in seine Augen, die er sich allerdings verbot zu weinen, „dass ich sie sehr liebe. Aus der Tiefe meines Herzens. Alles was ich tat, tat ich für sie, für uns, für unsere Familie. Sagt ihr, dass es mich sehr schmerzt, sie zurücklassen zu müssen, gerade jetzt, jetzt da sie unser Kind unter ihrem Herzen trägt...“
 
 
Nun war ich es, die schwer schlucken musste. Das sie ein Kind erwartete, das hatte ich nicht gewusst.
 
 
„Es schmerzt mich sehr, es nicht aufwachsen sehen zu können“, er strich sich nun die Tränen aus den Augen, „Ich freue mich doch so sehr darauf… Ich…“ Er schluckte schwer. „Sie soll auf ihr [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Rittergut]] an die Brache zurückkehren und mich... vergessen.“ Das letzte Wort fiel ihm sichtlich schwer. „Ich wünsche ihr sehr, dass sie einen guten Mann findet, der unser Kind annimmt und es durch einen Traviabund mit ihr ehrbar macht. Mir blieb eine Ehe mit ihr verwehrt. Ich wünsche mir, dass sie eines Tages wieder glücklich sein kann. Meine letzten Gedanken werden ihr gelten. Das letzte Wort auf ihren Lippen, wird ihr Name sein…“
 
 
== Zweifel ==
 
'''[[Garetien:Dorf Erlenfall|Erlenfall]], 19. Rondra 1044 BF'''
 
Zsf: Die Rondra-Geweihte äußerst Zweifel am Schiedsspruch und überhaupt an der ganzen Fehde.
 
 
Der Baron besprach sich noch kurz mit seiner treuen Ratgeberin [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]], dann schickte er auch sie weg. Er wollte alleine sein. Alleine mit sich und seinen Gedanken. Ob er über seinen nahenden Tod nachdachte?
 
 
Ich passte die [[Garetien:Elerea ni Rian|Rían]] ab und fragte sie vertraulich: „Habt Ihr gesehen, wie... wie dieses Duell ausgehen wird?“
 
 
„Die [[Rondra-Kirche|Sturmherrin]] ist noch unentschieden“, meinte die Geweihte und schenkte mir einen vielsagenden Blick.
 
 
Ich war einen Moment verdutzt: „Ich dachte Ihr seid gekommen, weil...“
 
 
„Nun, das scheint Ihr nicht die Einzige zu sein“, entgegnete sie mir, „Jedoch ist es, wie ich es Euch bereits sagte: Die Sturmherrin ist noch unentschieden. Sie scheint selbst noch nicht zu wissen, wem der beiden sie ihre Gunst schenken wird. Sie ist...“ Die Rían hielt einen Moment inne. „... mir fremd geworden. Seit diesem Schiedsspruch ist sie mir fremd geworden. Sie scheint eine andere zu sein als zuvor. Und ich bin nicht die Einzige, die so empfindet.“ Sie ließ ihren Blick zu der [[Garetien:Rondriga von Schack|Novizin]] gleiten.
 
 
„Haltet Ihr Euch deswegen aus dieser ganzen Auseinandersetzung heraus?“, wollte ich wissen, „Weil ihr den Willen Eurer Herrin nicht ergründen könnt?“
 
 
Mit traurigen Blick schaute sie mich an: „Das der [[Garetien:Grafschaft Hartsteen|Harsteener]] des [[Garetien:Lechmin von Luring|Grafens Schwester]] mit einer Lanze, die nicht für das Turnier geeignet war, getroffen hat, war vermutlich kein Zufall. Wissen tun wir es jedoch nicht. Er hätte sicherstellen müssen, dass seine Lanzen allesamt auch wirklich geeignet waren und Lechmin hätte besser nicht in die Schranke reiten dürfen. Es war – so schrecklich das auch klingt – eine Tragödie, die nicht hätte passieren dürfen, aber passiert ist.“
 
 
„Das solltet Ihr besser nicht so laut sagen...“
 
 
„Die Wahrheit ist oft unangenehm und schmerzhaft, deswegen können wir sie doch aber nicht verschweigen!“, sie strafte mich mit einem harten Blick, „Diese Angelegenheit betrifft aus meiner Sicht in erster Linie jene beiden, die in dieses Unglück involviert sind, dann ihre Familien, nicht jedoch ihre gesamten Grafschaften und all jene, die darin Leben.“
 
 
„Und der Schiedsspruch?“
 
 
„Versteht mich nicht falsch, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Schwester Lindegard]], ich achte alle meine Brüder und Schwestern, doch kann und will ich mir einfach nicht vorstellen, dass die Sturmherrin das hier gewollt hat...“ Sie beschrieb mit ihrer rechten einen Kreis.
 
 
„Dann…“, ich versuchte ihren Gedanken zu folgen, „Dann zweifelt ihr ihn an?“
 
 
„Nein“, meint die Geweihte da, „Ich zweifle lediglich daran, dass sie das hier gewollt hat. Ihr müsst wissen, Schwester Lindegard, dass es kein leichtes Unterfangen ist, den Willen der Götter zu ergründen. Viele haben es schon versucht und viele sind kläglich daran gescheitert.“
 
 
„Ihr glaubt an einen Fehler.“
 
 
„Ein Missverständnis“, korrigierte die Geweihte.
 
 
„Dann ist das der Grund, warum Ihr und die anderen Geweihten aus Schwarztannen dieser Auseinandersetzung fern geblieben seid? Weil Ihr daran zweifelt, dass es das ist, was Eure Herrin gewollt hat?“
 
 
Sie antwortete nicht, blickte jedoch in Richtung der Grafschaft Waldstein, was mir Antwort genug war.
 
 
„Vielleicht hat bisher einfach niemand die richtigen Fragen gestellt?“, schloss sie.
 
 
„Welche Fragen?“, schoss es aus mir heraus. Ich betrachtete sie neugierig und folgte ihrem Blick gen Waldstein.
 
 
„Die Mutter, Schwester Lindegard, steht immer fest, doch der Vater hingegen?“, sie wandte ihren Blick nun in Richtung Waldstein.
 
 
„Ihr... Ihr habt recht!“, ich nickte, „Warum hat niemand nach dem Vater von Lechmins Kind gefragt? Warum schweigt sie? Und warum... warum fordert er nicht... hm... Vergeltung für den Tod seines Kindes? Ihr glaubt, dass das die ganzen Angelegenheit auflösen würde?“
 
 
„Vielleicht“, die Geweihte zuckte mit den Schultern, „Vielleicht auch nicht. Wer kann das schon sagen?“ Dann schloss sie ihre Augen und lauschte aufmerksam. „Hört Ihr ihn?“, wisperte sie mit leiser Stimme, „Der Reichsforst, er ruft uns. Er ruft uns lauter denn je...“-->
 
<!--
 
== Duell ==
 
'''[[Garetien:Dorf Erlenfall|Erlenfall]], 19. Rondra 1044 BF'''
 
Zdf: Hermine von Alka und Drego von Altjachtern duellieren sich bis auf's dritte Blut.
 
 
„Im Namen der [[Rondra-Kirche|Sturmleuin]] werden sich in und vor ihrem Angesicht [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]] und [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] im ehrenhaften Zweikampf messen“, donnerte die Stimme der Rondra-Geweihten [[Garetien:Riena Rhodena von Weißenstein|Riena Rhodena von Weißenstein]] über die Anwesenden hinweg, „Das Duell wird mit Schwert und Schild bis auf‘s dritte Blut ausgetragen. Jenen, den die Sturmleuin als Sieger erwählt, wird die Kontrolle über diesen Landstrich erhalten, die andere Seite hingegen wird ihn auf Jahr und Tag verlassen.“
 
 
Die beiden Kontrahenten begrüßten sich schweigend mit dem Rondragruß. Beide waren nur leicht gerüstet, zumindest von Baron Drego wusste ich, dass er auch nichts anderes besaß. Er war eben mehr Jäger als Ritter, weswegen schon allein die Wahl der Waffen für ihn unvorteilhaft war.
 
 
Die [[Garetien:Elerea ni Rian|beiden]] Rondra-Geweihten erbaten noch den Beistand ihrer Herrin. Und dann erklärte die Weißensteinerin schließlich: „Möge die Sturmleuin weise wählen. So beginnt!“
 
 
Einen Augenblick lang verharrten die beiden, dann setzte Hermine von Alka zum ersten Stich an. Baron Drego wehrte ihn mit seinem Schild ab, nur um sogleich mit seinem Schwert dem nächsten Schlag mehr schlecht als recht abzufangen. Bereits jetzt war offensichtlich was alle wussten, aber sich bisher niemand zu sagen gewagt hatte: Die Waldsteinerin war dem Reichsforster überlegen und das war ihr nicht nur bewusst, sondern das stellte sie auch offensichtlich für jeden zur Schau. Sie führten den Baron bewusst vor.
 
 
Sie führte drei weitere gute Schläge gegen ihren Gegner, allesamt ließ sie Drego an seinem Schild abprallen, dann setzte er zum Gegenangriff an, dem sich die Alka allerdings mit spielerischer Leichtigkeit erwehrte. Die Waldsteinerin erwiderte den Angriff, durchbrach dieses Mal die Verteidigung Dregos und traf ihn an der rechten Schulter und verfehlte nur aufgrund einer ausweichenden Bewegung ihres Gegners dessen ungeschützten Hals. Weitere Schläge und Stiche folgten. Zu bemerken schien er sie jedoch nicht, obgleich er mindestens blaue Flecke oder sogar Brüche davontragen würde. All das stellte die Überlegenheit der Waldsteinerin nur noch mehr zur Schau, denn während sie ihm ordentlich zusetzte, vermochte er dies nicht. Er traf sie mit keinem einzigen Schlag oder gar Stich. Seine Angriffe waren zu vorhersehbar, dafür war seine Verteidigung passabel. Mit seinem Schild vermochte er gut Hals und Kopf zu schützen, mehr allerdings nicht. Und in mir reifte so langsam die Erkenntnis, dass Rondra sich wohl inzwischen entschieden hatte und das ihre Entscheidung bedeutete, dass ich unter den Waldsteinern würde weiterleben müssen…
 
 
Wieder war es die Alka, die ihren Gegner angriff. Dieses Mal führte sie einen gekonnten Stich an Dregos Schild vorbei in seine Seite. Der Baron schrie auf. Ich hielt die Luft an und auch der Altjachterner verharrte einen Moment regelrecht regungslos. Das nutzte die Alka, stach erneut zu. Wieder in seine Seite. Ein siegreiches Lachen entrann ihrer Kehle. Die Reichsforster waren wie erstarrt. Ich hielt die Luft an. Einen quälend langen Moment verharrten die beiden Kämpfer so. Da muss der Hochmut die Waldsteinerin befallen haben. Siegessicher vernachlässigte sie einen Moment ihre durch ihren Schild gewährte Deckung und ließ es einige Spann tiefer sinken. Drego sah es nicht nur, sondern er nutzte es auch: Er stach ihr sein Schwert über ihren gesenkten Schild hinweg in die Kehle.
 
 
Plötzlich war es still. Totenstill.
 
 
Regelrecht ungläubig schien die Alka einige Augenblicke zu verharren, genauso wie alle anderen – ganz gleich ob [[Garetien:Waldsteiner Traditionalisten|Waldsteiner]] oder [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforster]] – auch. Keiner schien begreifen zu können, was da gerade vor sich ging. Die Alka hatte in diesem Duell einen einzigen Fehler gemacht, der ihr das Leben gekostet hatte. Da entglitt ihr Schild und Schwert, sie sank auf die Knie und starb.
 
  
 
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== Nachspiel ==
  
 
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= [[Der Raller treu — Briefspielreihe|Der Raller treu]] =

Version vom 2. Mai 2021, 08:14 Uhr

Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.


(...)

Gerbachsroth, Firun 1044

Alderan stand etwas ratlos am Grab seiner Frau. Er hatte sie aus politischen Gründen geheiratet und sie eigentlich auch kaum gekannt, aber er fühlte sich dennoch für ihren Tod verantwortlich, war sie doch bei der Geburt ihrer Kinder gestorben. Er war ehrlich traurig und verfluchte sich nicht an ihrer Seite gewesen zu sein. Gut es war langweilig in Gerbachsroth, aber er hatte ihr gegenüber eine Verantwortung gehabt. Es war wohl eine äußerst schwere Geburt gewesen. Das erste Kind war gesund und munter gewesen, aber das zweite war nur noch todgeboren worden und hatte bald darauf seine Mutter mit sich auf die Reise über das Nirgendmeer genommen. Er hätte wohl nichts daran ändern können, aber er hätte wenigstens an ihrer Seite sein sollen.

Er hatte sie während ihrer Schwangerschaft nur einmal besucht, ein Umstand der ihn nicht gerade mit Stolz erfüllte. Auch wenn er dafür von seinen Freunden aufgezogen worden war hatte er sich am Hof des Markvogtes stets an die Gebote der Travia gehalten. Andere mochten ihn als lebenslustig und feierfreudig einstufen, aber er war doch immer noch aus altem Koscher Adel. Freilich hatte er bis auf Kindertage nie im Kosch gelebt, aber eine gewisse Verantwortung brachte der Name „von Nadoret“ doch mit sich.

Nun war er nach nicht einmal einen Jahr Ehe bereits Witwer und für ein Kleinkind verantwortlich, darüber hinaus auch noch für Stordan, Sigmundes Sohn aus erster Ehe. Der Bursche war auch erst sieben Jahre alt. Immerhin war Stordan bereits in Pagendiensten und damit außer Hause. Seine sonstige Familie bestand nur aus Kindern, aber er war bei seiner Pagenmutter in guten Händen. Sie würde sich schon um den Vollwaisen kümmern.

Alderan hielt es ganze acht Tage auf Gerbachsroth aus, dann nahm er seine Tochter Brinhild, genannt nach dem Zweitnamen ihrer Mutter, mit sich und ritt nach Scharfenstein um bei Baron Drego vorzusprechen. Das Gespräch währte nicht sehr lange. Weder Baron, noch die vielen Rians an seinem Hof schienen seiner Gattin eine Träne nachzuweinen und hatten ihn kurzerhand zum neuen Edlen ernannt, konnte ein Kind doch in Zeiten von schweren Fehden kein Lehen führen.

Am Rande traf er sogar kurz auf Meara ni Rían, die Gattin seines gefallenen Bruders. Er hatte sie vorher noch nie kennengelernt und war durchaus daran interessiert die zurückgezogene Frau etwas näher kennenzulernen, aber Meara schien auf seine Familie nicht gut zu sprechen zu sein und fand bald einen Grund das Gespräch abzubrechen. Die nächsten zwei Tage ging sie ihm dann aus dem Weg.

Also brach Alderan schließlich mit Klein-Birnhild auf. Er wusste nicht so recht was er mit einem Kleinkind anfangen sollte, drum entschied er sich sie zu seiner Mutter bringen. Sie würde seine Tochter sicher gerne aufziehen. Er wusste ja auch gar nicht wie man so etwas machte und außerdem war der Hof des Marktvogtes nichts für kleine Kinder. Er würde sie auch bitten ihm einen Vogt zu empfehlen, der die Amtsgeschäfte vor Ort erledigen konnte und Alderan die Rendite des Lehens direkt an den Hof schickte. Am besten ein Koscher aus altem Adel, der seiner Familie gegenüber loyal war und nicht in seine eigene Tasche wirtschaften würde.

Autor: Sindelsaum

Weiß wie Schnee

Schicksal bleibt Schicksal

Hexenwald

[...]

Auf Jahr und Tag

Nachspiel

Der Raller treu

Verschwunden

Markt Rallingen, im Travia 1044 BF

Weitere Ideen

  • Drei Krähen und zwei Räblein
  • Krähen im Maul des Greifen
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