Benutzer:Bega/Briefspiel in Perricum: Unterschied zwischen den Versionen

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Vlad (D | B)
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==Bei den Reshminianern III==
 
==Bei den Reshminianern III==
''[[Perricum:Burg_Finsterbinge|Burg Finsterbinge]], [[Perricum:Baronie Gluckenhang|Baronie Gluckenhang]] Nacht vom 14. auf den 15. Efferd 1043 BF''<br>
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[[Geschichten:Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern III.|Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern III.]]
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[[Perricum:Miria_von_Gaulsfurt|Miria]] lag schon seit Stunden wach im Bett. <br>
 
„Sie ruft nach Dir. Du kannst sie hören.“, diese Worte spukten so laut in ihrem Kopf umher, dass sie fast Angst hatte, dass jemand anderes hier in der Burg sie hören könnte. <br>
 
"Warum bei allen Göttern sollten Bienen nach ihr rufen? War das etwa dieses leise Summen, das mitten in der Schwaerze der Nacht wieder eingesetzt hatte?" <br>
 
 
 
Miria war nun schon eine ganze Zeit lang in der Obhut der [[Perricum:Reshminianer|Rechminianer]] gewesen und hatte sich langsam an die mystische, fast schon wirren Aussagen der Anführerin gewöhnt. Aber diese war anders. Selbst ihr war aufgefallen, dass die Bienen, die von den Reshminianer fast schon fanatisch umsorgt wurden, besonders waren. Wenn sie jetzt zurück dachte, waren sie von Tag zu Tag lauter geworden, bis es nicht mehr zu ignorieren war. <br>
 
 
 
Miria wälzte sich auf die andere Seite, doch ihre Gedanken und das leise kaum merkliche Summen hielten sie wach, so lange bis sie es nicht mehr aushielt und schließlich die leichte Stoffdecke zur Seite warf und stöhnend aufstand. Leise und barfuß auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür und fand sich im Gang wieder. Hohe, enge Fenster zierten seine Seite, von denen man tagsüber in das weite Tal blicken konnte, wenn man nur nah genug heran ging. Doch nun ließ die Schwärze nur vermuten, wie es dort am Tag aussehen musste. Dort, in der unteren Ecke des ersten Fensters sah sie einen kleinen, flammenden Lichtpunkt, der ganz offensichtlich von außen kommen musste. <br>
 
Ihre Füße tapsten nach dem ersten Energieschub nun zunehmend beschwerlicher über den Steinboden, als sie die Wendeltreppe hinunter lief und zu einem etwas versteckten Nebeneingang in das Hauptgebaeude der Burg kam. Die schwere Holztür ächzte und als sie sich mit viel Mühe dagegen stemmte, um sie etwas weiter zu öffnen, bemerkte sie ihren desolaten Zustand. <br>
 
 
 
Als sie ins Freie trat, umspielte ihre Knöchel ein kühler Luftzug und die Dunkelheit schien sie verschlucken zu wollen. Doch dann sah sie ihn wieder, den nun größer werdenden Lichtpunkt, hinter der Scheune. Sie hörte leises Flüstern, das sich nun fast rhythmisch in das Summen einbettete. Oder war es doch nur der Wind? <br>
 
Sie lehnte die Tür an, dann schlich sie auf das Licht und die Geräusche zu, immer darauf bedacht dicht an der Hauswand entlang zu laufen. <br>
 
 
 
Dann sah sie es. Hinter der Scheune waren wenige Fackeln in einer ungewöhnlichen Form in den Boden gesteckt worden und in deren Mitte stand eine dunkle Gestalt, die Arme wanden sich in unnatürlichen Formen um den Körper. Etwas abseits im Halbdunkel standen zwei weitere Personen, die die Bewegungen derjenigen in der Mitte nachzumachen schienen. Das anfängliche Flüstern wurde lauter, bis die Drei plötzlich erstarrten. Dann sank die Person in der Mitte auf den Boden, hob eine kleine, hölzerne Schachtel, die zuvor im Schatten verborgen war, hoch und streckte die Arme gen Himmel. Die Stimme, die nun zu sprechen begann, schien zur Haelfte in ihrem Geist widerzuhallen. Miria lief ein kalter Schauer über den Rücken und die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf. <br>
 
 
 
''„Wir rufen dich, Herr der Stärke.''<br>
 
''Wir rufen deine Kraft.''<br>
 
''Wir binden deine Kraft.''<br>
 
''Ich verehre deine Kraft.''<br>
 
''Kraft deiner. Kraft seiner. Kraft unserer“''<br>
 
 
 
Die Stimme, die unverkennlich zur [[Perricum:Malina_von_Niederriet|Ersten Feldrittmeisterin]] gehörte, verstummte. Es wurde mit einem Schlag so ruhig, dass es sich unnatürlich anfühlte. Nur das Summen, das pochende Schlagen von Flügeln gegen die hölzerne Schachtel war unnatürlich laut zu hören. Malina öffnete diese einen Spalt, bevor sie mit einer schnellen Handbewegung die übergroße Bienenkönigin Ismalir an den Flügeln packte und sie in die Luft hielt. <br>
 
 
 
„Der Vielleibige schickte uns seine emsige Dienerin. Ihre und damit auch seine Kraft und Fleiß sollen sich nun auf uns übertragen. Mit einem Stich werde ich die Energie des Schwarms in mir empfangen und an euch alle weitergeben“, sagte die Ritualsführerin bedeutungsschwer.
 
Dann streckte sie den Arm aus, doch noch bevor sie das Ritual vollenden konnte, dreht sie sich in Richtung Miria. Es war unmöglich das auf diese Entfernung zu erkennen, doch Miria haette bei allem was ihr heilig war beschworen, dass Malina von Niederriet sie in diesem Moment anschaute. Das Summen in ihrem Kopf erreichte ein unertraegliches Crescendo und die angeschlagene Kapitnin rutschte mit der schweißnassen Hand von der Steinwand ab und geriet ins Straucheln.
 
 
 
 
 
Autorin: Laura S.
 
  
 
==Bei den Reshminianern IV==
 
==Bei den Reshminianern IV==

Version vom 15. Juli 2021, 10:50 Uhr

Eine Knappin für einen Knappen

Eine Knappin für einen Knappen — Briefspielreihe


Im Tal der Pferde

Im Tal der Pferde — Briefspielreihe

Zeitleiste wichtige Ereignisse

  • Anfang Praios 1041 BF - Martok beim Turnier in Gareth
  • Praios 1041 BF - Wulfhelm und die Familie regeln hinter den Kulissen Verlobungen etc.
  • Praios/Rondra 1041 BF - Entführung Darian von Brendiltal durch den Korbrunner (öffentliche Bekanntwerdung erst gegen Boron)
  • Ende Travia 1041 BF - Martoks Prozession und "Erleuchtung".
  • Anfang Boron 1041 BF - Beginnende Krise in Herdentor, wegen "Abwesenheit" Martoks, laute Ansprüchen Darians, Aurels und Irians II. auf Herdentor
  • Ende Boron 1041 BF - Treffen der Frauen in Haselhain (Bündnisse werden angegangen)
  • Mitte/Ende Hesinde 1041 BF - Tod Wulfhelm von Sturmfels
  • Ende Hesinde 1041 BF - Irian II. von Brendiltal muss Handeln und setzt einen Brief auf (an wen? Sulamith?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Herdentorer Hof ist gelähmt, Sebarin rasselt mit den Säbeln und die aranische Brut lächzt (Roschane zieht sich zurück?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Ein Treffen in Dreitempelhof wird organisiert.
  • Anfang Firun 1041 BF - Treffen in Dreitempelhof? (Sulamith, Mara, Roschane)
  • Ende Tsa 1041 BF - Dreitempler-Orden wird gegründet
  • Mitte/Ende Peraine 1041 BF - Kollegseröffnung und Malmerzusammenkunft

Sonnendämmerung

Sonnendämmerung — Briefspielreihe

Jadekrieger

Jadekrieger — Briefspielreihe

Einigung von Morganabad

Hesinde 1042 BF

Stimmen

Abberufen

Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Hesinde 1042 BF:

Nandiran von Altmark saß an seinem Schreibtisch und sah die Korrespondenz des Barons durch. Bittsteller, Gratulanten, Schmeichler – der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt wurde umgarnt und das nicht zu knapp.

Der unscheinbare Meister der Schreibstube überflog die Briefe und ordnete sie penibel nach Wichtigkeit. Der Baron hasste es mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Ein gesiegelter Brief fiel ihm dabei ins Auge – es war das Siegel von der Junkerin von Darren-Ulah, der Tante des Barons. Nandiran überflog die Zeilen immer und immer wieder, denn so richtig glauben mochte er den Inhalt nicht.

In diesem Moment stürmte der Baron mit seinen beiden Hausrittern Ramin und Hamedan herein. Alle drei wirkten ausgelassen, geradezu neckisch. Bestimmt kamen sie gerade von ihrem morgendlichen Ausritt zurück. Und ja, die schmutzige Kleidung der der jungen Männer bestätigte seine Annahme.

„Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?“ Thorondir breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.“

„Ja, es gibt nichts schöneres als den Tag mit einem wilden Ausritt zu beginnen“, stimmte Hamedan mit ein, während Ramin zustimmend nickte.

„Ah mein guter Nandiran, wie immer schon fleißig.“ Thorondirs Blick fiel auf die Stapel auf dem Schreibtisch.

„Ich habe Eure Korrespondenz wie immer nach Wichtigkeit geordnet“, antwortete der Schreiberling pflichtbewusst. „Dieses Schriftstück dürfte Euch besonders interessieren.“ Nandiran übergab dem Baron das Schreiben von dessen Tante.

„Ah, was will meine verehrte Tante denn nun wieder?“ Die Worte des Barons hatten einen deutlich ironischen Unterton.

„Kurz gesagt, sie bittet um Entlassung von ihren Ämtern als Zeugmeisterin und Hofkaplanin, sowie der Entbindung von ihren Pflichten als Junkerin von Darren-Ulah.“

Ramin schaute ungläubig erst zu Hamedan und dann zu Throndir. „Sie will was? Nach all den Scherereien dir wir darum hatten?“

„Was ist ihre Begründung?“, wollte Hamedan wissen.

„Der Ruf ihrer Kirche. Während der Verhandlungen von Morganabad hatte sie eine Unterhaltung mit dem Schwert der Schwerter, die ihr den Weg erleuchtet habe. Die Leuin schickt sie in den Sturmwächter-Tempel in den Wall. Zur Einkehr und Besinnung auf die Tugenden Rondras, wie es heißt. Weltliche Ämter wären in diesen Zeiten nur Ballast den es sich zu entledigen gilt.“ Nandrian schaute in die Runde.

„Aber sie hat doch so für weltlichen Einfluss hier gekämpft – auch gegen dich Thorondir.“ Hamedan konnte es immer noch nicht glauben.

„Ja und sie hat verloren und sich davon nie erholt.“, fügte Ramin hinzu.

„Dann kam noch der Sternenfall, Haffax, Arivor … .“

„Mein Herr“, der Meister der Schreibstube räusperte sich, „nun ist es an Euch einen neuen Junker für das nun vakante Lehen Eurer Tante zu berufen. Ihre Kinder kommen nicht in Frage, da das eine tot und das andere ebenfalls im Schoß der Kirche verbleiben soll. Wenn ich einen Denkanstoß geben darf, Viburn von Aarenhaupt verwaltet das Lehen bereits erfolgreich seit Jahren an Eurer Tantes statt.“

„Ja, der Aarenhaupt, ein loyaler Mann.“, murmelte Thorondir vor sich hin und die aufmüpfige sog. Liga würde es auch beruhigen, dachte er kurz. „Ein guter … Denkanstoß … mein guter Nandiran."

"Die 'Einigung von Morganabad' hat so einige Verwerfungen offenbart", warf Ramin ein, "zwar wurden die Gebietsansprüche Perricums was Dürsten-Darrenfurt angeht vollends bestätigt, aber viele Teile der aranischen Bevölkerung auf unsere Seite sind unzufrieden damit. Es wäre wohl ein unglückliches Zeichen, ihnen nun auch noch einen raulschen Junker vorzusetzen."

"Wahr gesprochen, Ramin, denn nun gilt es den Frieden zu wahren. Also wäre es vor Vorteil jemanden mit aranischer Herkunft zu benennen ... aber die Loyalitäten der Person müssten ganz klar auf Seiten des Reiches liegen."

"Ganz recht", auch Hamedan nickte zustimmend.

"Ich habe mich bereits entschieden." Thorodir blickte mit einem kecken Lächeln zu Hamedan und schaute dann zu Ramin. "Ramin, ich weiß, du und der Reichsvogt habt Dürsten-Darrenfurt bei den Verhandlungen von Morganabad um eine Katastrophe bewahrt. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn Hirtenheim und Morganabad an Aranien gefallen wären ... daher ernenne ich dich zum Junker von Darren-Ulah bestallen.! Dort gibt es einen lauschigen Landsitz wie mir zugetragen wurde, also genau das Richtige für dich und Hamedan." Der Baron blinzelte seinen beiden Hausrittern zu.

Der Angesprochene blickte seinen Herren beinahe erschrocken mit großen Augen an und fiel sogleich ergeben vor ihm auf die Knie.


Autor: Bega

Feiger Mordüberfall auf altaranische Adlige nahe Morganabad?

(Todeswürfel)


Ein Bericht von Salman Alferan für die Perricumer Postille

Stadt Morganabad, Ingerimm 1042 BF: Der weise Friedensschluss zwischen unserer Kaiserin Rohaja von Gareth und dem aranischen Maharan Arkos Schah war nunmehr gute vier Monde alt, doch die Stimmung innerhalb der baburischen Bevölkerung in Perricum beruhigte sich nur langsam. In der 'Einigung von Morganabad' hatten beiden Monarchen under der Vermittlung des Schwert der Schwerter Bibernell von Hengisford die Grenzstreitigkeiten zwischen Aranien und dem Raulschen Reich ein für alle Mal beigelegt. Für die Perrinlanden war das Ergebnis dieser Übereinkunft sehr wohlwollend ausgefallen, wurden die strittigen Ortschaften wie Morganabad, Eslamskesh und Geyersruh allesamt eindeutig der Markgrafschaft Perricum zugeschlagen.

Was nun vor den Göttern, Praios voran, gutes Recht ist und vom Perricumer Adel auch schon seit Urzeiten proklamiert, scheint bei den Baburen unsererseits der Grenze immer noch für Unmut zu sorgen. Seit der Einigung kam es immer wieder zu kleinen Unruhen in Morganabad und Eslamskesh, doch gipfelte dieser Unmut nunmehr gar in einem feigen Mord?

Was war geschehen? Die edle Dame Mila von Palmyr-Donas war auf der Durchreise zu Verwandten in den östlichen Perrinlanden, als ihre Kutsche unweit der Stadt Morganabad von baburischen Gesindel angegriffen wurde. Bei dem Überfall fand die herrschaftliche Dame den Tod. Dies alleine wäre schon an Tragik genug, doch wenn wir einen genauen Blick auf die Persona der Ermordeten legen, ergeben sich ungeahnte Zusammenhänge. Die Familie Palmyr-Donas gehört zu den Familien in Perricum, die früher in Aranien viele Ländereien und Einfluss besaßen und nach dem Abfall dort alles verloren hatten. Ihr Weg führte sie nach Perricum ins Exil. Das Verhältnis zwischen den altaranischen Familien - zu denen auch die Familien Waraqis und Feqzaïl, sowie das Haus Aimar-Gor gehören, - und den heutzutage herrschenden Familien in Aranien ist bis dato sehr angespannt. Nun hält sich nachhaltig das Gerücht, die Kaiserin sei von fähigen altaranischen Diplomaten wie Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor und Saleva von Waraqis im Vorfeld des Treffens mit dem Maharan beraten worden. Hatten die exilierten Altaranier also maßgeblich Anteil am Erfolg der Verhandlungen für die Perrinlande? Viele Baburen in Morganabad und Eslamskesh scheinen das zu glauben, was deren Abneigung gegenüber den reichstreuen Altaraniern nur noch erstarken lässt.

War der Tod der Dame Mila also ein feiger Mordüberfall, also eine Racheaktion gegen die Altaranier? Die Tote war ausgerechnet eine Tante von Retos Mutter Rymiona von Aimar-Gor. Welch ein pikantes Detail. Oder handelte es sich um einen tragischen Unfall ohne politische Relevanz, wie von den Stadtoberen von Morganabad dieser Tage oft zu hören war. Während die Raulsche Liga lauthals nach Vergeltung schrie, ließ der Hof von Baron Thorondir von Dürsten verlautbaren, dass die Ereignisse erst einmal akribisch untersucht werden sollen. Denn nichts kann der junger Baron nun weniger gebrauchen als Unfrieden zwischen den Völkern in der Grenzregion zu Aranien.


Autor: Bega

Der Ruf des Südens

Der Ruf des Südens — Briefspielreihe

Unendliche Tiefen

Unendliche Tiefen — Briefspielreihe

Im Tal der Lieblichen Schwestern

Ort: Baronie Hengefeldt



Sternenregen

Blick in die Ferne

Sternenweiser, Baronie Sturmfels, Tsa 1042 BF

Die regelmäßige Reise zum Observatorium am Sternenweiser war für die jungen Geweihten Aldara und Thyrian schon immer aufregend gewesen. Die uralte astronomische Anlange wurde wahrscheinlich einst von Zwergen angelegt. Angroschim gab es hier zwar schon seit vielen Hundert Götterläufen nicht mehr, aber die steinernen Zeugnisse ermöglichten immer noch exakte Messungen des Sternbildes und des Firmaments. Sogar die berühmte Nandus-Heilige und Sternenkundlerin Niobara soll hier dereinst mit großer Hingabe das Firmament studiert haben. Einige der Originalschriften der Heiligen wurden im Hesinde-Tempel von Alriksburg noch immer aufbewahrt und galten als heilige Reliquien.

Die Geweihten des Hesinde-Tempels zu Ehren der Heiligen Niobara in der nahen Stadt Alriksburg nutzten das Observatorium noch immer für ihre Studien, galt der Tempel doch als führend in Großgaretien im Bereich Sternenkunde. Erzpraetorin Zelda von Wasserburg wusste um die Bedeutung ihres Tempels und auch um ihre Aufgabe dieser gerecht zu werden.

Besonders seit dem mysteriösen Sternenfall rückte das Observatorium und somit auch ihr Tempel immer mehr in den Fokus von Gelehrten, Priestern und auch Adligen. Seither strömten mehr Wissenssuchende in den Tempel auf der Suche nach Erkenntnis. Die Erzpraetorin selber verbrachte viel Zeit am Sternenweiser um den Sternenhimmel zu beobachten. Diese Nacht waren Aldara und Thyrian an der Reihe.

Die beide jungen Geweihten genossen diese Art von Zweisamkeit im Dienst an der Allweisen. Viele Male waren sie schon gemeinsam am Sternenweiser gewesen und längst war aus reiner Zuneigung mehr geworden. So saßen die beiden im uralten Observatorium und blickten auf das Firmament. Die unendliche Weite des Sternenhimmels breitete sich vor ihren Augen aus. Das Gefühl war unbeschreiblich. Hier oben fühlten sie sich ihrer Göttin besonders nahe.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dein Vetter unserem Bund vor der Allwissenden zugestimmt hat. Ich meine, meine Familie ist zwar alt und hat einen tadellosen Stammbaum, aber wir sind nur Niederadlige. Du hingegen stammst aus dem Hochadel.“ Die Vorfreude auf die baldige Vermählung war Thyrian in seinen glitzernden Augen abzulesen.

„Bei Hesinde, ich bin so glücklich darüber, glaube mir“, ein Lächeln zeichnete sich in der der Dunkelheit auf ihrem Gesicht ab. „Doch die Entscheidung meines Vetters hatte sicherlich nichts mit Güte zu tun. Er verachtet mich und meine Geschwister, weil unser Vater ihm den Thron streitig machen wollte. Aus Rache wird er uns alle in andere Familien verheiraten, damit wir keinen Anspruch auf die Baronie erheben können.“

„Seine Beweggründe sind mir einerlei, Hauptsache er steht uns nicht im Weg und wir können hier gemeinsam der Allweisen dienen.“ Thyrian zuckte mit den Schultern.

„Ja Liebster, meinem Vetter ist nicht bewusst was für einen Gefallen er mir damit getan hat, auch wenn meine Mutter toben wird. Hauptsache wir sind zusammen.“

Die Lippen der Verliebten wollten sich gerade zu einem leidenschaftlichen Kuss treffen, als etwas in der Ferne ihre Aufmerksamkeit einforderte. Mehrere Lichtschweife blitzten in der Ferne auf.

„Bei der Allweisen, was ist das?“ Sofort war Thyrians Aufmerksamkeit wieder ganz am Sternenhimmel.

„Meteoriten!“, rief Aldara aufgeregt.

„Wir müssen berechnen wo der Meteoritenschauer niedergeht und dann sofort zurück in den Tempel.“


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Hesinde-Tempel zu Ehren der Heiligen Niobara, Stadt Alriksburg.

Ruhig hörte sich die Erzpratrorin Zelda Niobara Argelia von Wasserburg die Erkenntnisse der beiden jungen Geweihten an.

„Die Allwissende hat uns Zeichen geschickt und wir haben verstanden. Thiomara, setze umgehend Schreiben an unsere Schwestertempel in Perricum, Gareth und Falkenstein auf. Ebenso an das Kolleg und das Kloster St. Ancilla. Die Allwissende schickt uns auf eine Reise deren Ausgang noch ungewiss ist!“


Autor: Bega

Rat der Wissenden

Hesinde-Kloster St. Ancilla, Tsa 1042 BF

Es war ein schöner Frühlingstag, die Vögel zwitscherten um die Wette und Mokoscha gefällige Bienen schwirrten fleißig von Blüte zu Blüte.

Der Abt stand am mit rohalischen Ornamenten verzierten Fenster im Schlangenturm und blickte in die weitläufigen Klostergärten. Auf einer der großen Rasenflächen vollzog der Lehrmeister für Leibesertüchtigung Simion Grimmbart seine allmorgendliche Lehrstunde mit den Novizen. Nur in einem gesunden Körper konnte auch ein gesunder Geist ruhen, war das Kredo des jungen, athletischen Geweihten. Während die älteren Novizinnen Xeledane, Selinde und Duridanya mit Inbrunst den Anleitungen des charismatischen Simion folgten, musste dieser die jüngeren Faldor und Virinjan immer wieder ermahnen. Ein zaghaftes Lächeln huschte über das Gesicht des Abtes, denn die Jungen erinnerten ihn an seine Kindheit in Waldstein.

Das Klopfen an der Tür seines Amtszimmers riss den Abt aus seinen Gedanken und so wandte er sich von dem Treiben draußen im Klostergarten ab. Hesindion von Rossreut und Benderich Schlangenlieb traten ein.

„Ich habe den Rat der Wissenden berufen um die Neuigkeiten vom Observatorium am Sternenweiser zu diskutieren“, begann der Abt, der als Hüter des Wissens diesem Gremium vorstand. „Dieses Schreiben erreichte uns von der Erzpraetorin aus dem Tempel der Heiligen Niobara.“

Die beiden hohen Würdenträger lasen das Schreiben der Tempelvorsteherin aus der Markgrafschaft Perricum aufmerksam. Es war Hesindion, der als Bewahrer des Wissens der wohl größten Bibliothek des Königreichs vorstand, der als erster das Wort erhob.

„Ein erneuter Meteoritenschauer also“, stellte er fasziniert fest, „den Auswertungen des Observatoriums zufolge müsste der Niedergang in der Caldaia erfolgt sein.“

„Die Allwissende stellt uns vor eine neue Aufgabe. Durch die Zunge der Göttin hat mir seine Eminenz Durian von der Heydt vom Puniner Schlangentempel den Meteoriteneinschlag in der almadischen Caldaia bestätigt.“

„Haben die Worte seiner Eminenz Erkenntnis über den genauen Ort erbringen können?“, wollte Benderich wissen. Der Hauptmann der Schlangengarde war als Verteidiger des Wissens Mitglied in Rat der Wissenden.

„Das wohl. Es waren die Bluthügel von Caldaia!“

„Faszinierend“, sinnierte der Bewahrer des Wissens. „Das kann unmöglich ein Zufall sein.“

„Ich empfehle diesen Ereignissen in Sinne der Allwissenden zu begegnen“, Sprach der Verteidiger des Wissend gewohnt militärisch knapp.

„Geleitet von der heiligen Erkenntnis werden ich in der Schlangenbibliothek nach Hinweisen zu den gesagten Bluthügeln suchen.“

„Wir sollten eine Expedition in Erwägung ziehen!“, schlug der Hauptmann der Schlangengarde vor.

„Aus deinen Worten spricht die Weisheit unserer Herrin. Die Wissenssuchenden Haldana und Hexander sollen sich für einen baldigen Aufbruch bereithalten. Ebenfalls Magistra Teckelwitz, die ich bereits konsultiert habe. Unterrichte meinen Neffen Halderan, auch er soll sich bereit halten. Ich werde unterdessen seine Eminenz in Punin über unser Ansinnen informieren. Möge die Allwissende mit uns sein!“


Autor: Bega


Das Summen in der Ferne

Burg Finsterbinge, Tsa 1042 BF

Das Surren von abertausenden Flügeln hallte durch ihren Kopf, myriaden Beine im Gleichschritt prallten auf lautes, stürmisches Gebrüll und Klingen so scharf wie Löwenklauen. Am Rande diese Szenarios konnte sie noch weitere Heerhaufen auf- und übereinander schwappen sehen, in schwarz und rot, mit Skorpionsartigen Speergeschützen, die wie ein Stachel nach vorne schlugen und wieder andere die wie wilde Stiere auf die Feinde oder gar sich selbst auf einander einrannten. Doch die Hauptschlacht tobte hier vor ihr, mutige Heroen trafen auf Schildwälle. Doch allen gemein war, das sich ihre Toten zu hügeln stapelten, Hügeln aus Blut, die beinahe die Lücke zwischen einem Gigantenwall und einem Gebirgshohen Amboss zu füllen drohten.

Malina von Niederriet schreckte auf. Ihr Schlaf und ihre Träume waren in letzter Zeit nie besonders ruhig, da das Summen immer lauter wurde, von dort aus wo sie sich nun immer häufiger heimlich mit einigen Auserwählten trafen. Es war heilsam, genauso wie die Zusammenkünfte in ihrer verschworenen Gemeinschaft, aber auch genauso eindringlich und fordernd. Vorallem forderte es sie, es hielt sie an ihre Trauer abzulegen und ihrer Schar wieder eine gute Anführerin zu sein, als erste unter gleichen. Und so wusste sie auch, dass auch dieser Traum eine Aufforderung war. Im Traumgesicht hatte das Summen ihr einen Ort gesendet? Doch handelte es sich dabei um einen Ort in der Vergangenheit, dem Jetzt oder der Zukunft? Oder gar alles drei zusammen? Sie würde es herausfinden und eine Gruppe der ihrigen dorthin entsenden.

Und das Summen nahm wieder einen stimmulierenden Gleichton an.

Autor: Jan

Nur wen?

Hesinde-Kolleg zu Sichlingen, Tsa 1042 BF

Die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings lockten zwei alte bekannte aus ihren Stuben, um ihren Wein nicht mehr dort gemeinsam beim philosophieren einzunehmen, sondern in wohlig-dicker Kleidung im Garten des Kollegs an einem kleinen Tisch unter den keimenden Knospen der Bäume. Nachdem der eine erneut sein Leid über bürokratische Wirrungen der Kollegsstifterinnen geklagt hatte, schob ihm der andere ein Schreiben zu. "Vom Sternenweiser? Warum habe ich ein solches nicht erhalten?", irritiert mustere Miran das Schriftstückt.

"Vermutlich liegt es unter einem deiner Stapel, mein Guter. Mehr Phex als die Allweise war uns hier wohl hold, denn sie haben mir ebenso eines gesendet. Betrifft es doch am meisten mein Fachgebiet." Gab Rondragan etwas rotnasig spöttelnd zur Antwort und wedelte dabei mit dem Schreiben, so dass Miran Probleme bekam es zu lesen.

"Halt doch still oder berichte mir einfach, solch Eitelkeiten stehen dir gar nicht." Grinste der leicht fröstelnde Leiter des Kollegs, während zwei junge Studiosi sie amüsiert im vorbeigehend beäugten.

"Es geht um einen erneuten Sternenfall, den sie beobachten und im Grenzgebiet zwischen Garetien und Almada niedergehen sehen konnten. Sie wollen eine Expedition starten und sie fragen auch nach uns. Das ist mei...unsere Gelegenheit endlich einmal einen Erfolg verbuchen können, wenn diese Anfrage nicht generell schon ein Erfolg ist." Es war dem trinkfesten Gelehrten mit dem imposanten Bart an der roten Nasenspitze anzusehen, dass er dieser Expedition selbst beiwohnen wollte, auch weil die Studiosi hier regelmässig seine Geduld strapazierten.

Der Kollegsleiter indes verzog skeptisch sein Gesicht, was ihn noch mehr wie eine Echse in Menschgestalt wirken ließ. "Nur wen, Rondragan? Dich? Damit wir noch weniger ungebundene Kapazitäten hier haben? Und außerdem, mit wem soll ich dann in den Frühlings- und Sommermonden meinen Wein trinken und erheiternde Gespräche führen? Suna oder Sulana? Hahaha."

"Die Allweise möge dir Einsicht schenken, oder die Fuchs die Bauernschläue zur erkennen, dass nur ich der richtige für eine solche Mission bin." Wies der Gelehrte den Leiter zurecht.

Der ließ unzufrieden seine Augenlider sinken: "Du hast ja recht. Das Kolleg wird dich entsenden, auch wenn du fehlen magst, nimm ein bis zwei Studiosi mit, damit wir etwas entlastet sind und sie vielleicht sogar mal etwas lernen. Aber bevor wir ein Antwortschreiben aufsetzen, lass uns nochmal die Becher erheben. Auf unser fabelhaftes Kolleg und seinen baldigen Ruhm." Spöttelnd stießen sie an.

Autor: Jan

Am Hof von Dürsten-Darrenfurt

Boron & Tsa

Schloss Darrenfurt, 13. Rahja 1043 BF

„Die Hexe von Darrenfurt ist tot! Die Hexe von Darrenfurt ist tot!“, flüsterten die beiden Pagen Praiosin und Boromir.

„Die Niederhöllen haben sie geholt“, tuschelte die Knappin Baha von Darrenfurt.

Wohl keine Person lebte länger am Hof, kannte ihn und seine dunkelsten Geheimnisse und Abgründe besser als die Kammerherrin Morina von Borstenfeld. Drei Barone hatte sie kommen und gehen sehen, Zeiten der Eintracht und Geschwisterfehde erlebt. Sie war immer da, im Hintergrund. Doch sie war auch ein Relikt aus vergangenen Zeiten, galt sie doch als enge Vertraute von Baronin Ruffina – der Großmutter des amtierenden Barons.

Die meisten der Höflinge hatten Angst vor ihr. Ihr hohes Alter, ihr Aussehen, die Gerüchte um ihre Geburt – das alles brachte ihr den Beinamen 'Hexe von Darrenfurt' ein. Das war ihr nur zu recht, pflegte sie diesen Habitus der Unnahbarkeit doch gar.

Nun war sie Tod, friedlich entschlafen, wie es hieß. Sie hinterließ eine Leere, zumindest ein leeres Hofamt, welches sehr begehrt war. Die Situation in Dürsten-Darrenfurt war zwar nicht erst seit der 'Einigung von Morganabad' kompliziert – Konflikte zwischen den einzelnen Volksgruppen der Raulschen, Nebachoten, Baburen und Aranier gab es schon immer. Nun aber würden von höchster politischer Instanz die Grenzen endgültig in Stein gemeißelt. Baron Thorondir konnte sehr zufrieden sein, alle seine Anspruchsgebiete wurden ihm zugeschlagen, doch sahen das nicht alle in der Bevölkerung mit Wohlwollen. Mit viel Fingerspitzengefühl und nah an Volkes Stimme hatte sich der junge Baron erfolgreich durch die politischen Stürme der letzten Monde laviert. Nun galt es ebenso weise zu handeln.


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Nachdenklich saß Baron Thorondir an seinem Schreibtisch, seine Beine lässig auf diesem ruhend. Unweit von ihm saßen seine beiden Hausritter und engsten Vertrauten Hamedan und Ramin.

„Ich konnte sie nie leiden“, entsprang es mit glasklarer Ehrlichkeit aus dem Munde des Barons. „Sie war … gruselig!“

„Jetzt kannst du wenigstens jemanden berufen der dir näher steht“, entgegnete Hamedan erfreut.

„Das Amt des Kammerherrn ist eines der wichtigsten am Hofe wie du weißt“, ergänzte Ramin.

„Ja ja, ich weiß!“ Der Baron tippte mit deinem Zeigefinger auf seinen Lippen herum. „Doch so frei bin ich mit meiner Entscheidung nicht. Die Bevölkerung rumort, meine Vasallen sind zerstritten.“

Eine Weile schwieg der Baron, dann ließ er den Leiter der Schreibstube zu sich rufen.

„Mein guter Nandiran, wie soll ich mich verhalten?“

Der Angesprochene räusperte sich, es erfüllte ihn mit Genugtuung von seinem Baron um Rat gebeten zu werden.

„Nun ja, die 'Einigung von Morganabad' hat für einige Verwerfungen gesorgt, da die tulamidische Bevölkerung ihren Unmut klar kundtat. In weiser Voraussicht habt ihr Wohlgeboren“, Nandiran deutete dabei auf Ramin, „zum Junker von Darren-Ulah erhoben, was die aranischen Tulamiden ein Stück weit beruhigte. Doch nun mehr sind es die Raulschen, die lautstark Forderungen stellen werden … .“

„Wohl war, mein guter Nandiran!“, der junge Baron kramte einige Pergamente hervor, die vom Meister der Schreibstube verfasst waren. „Die Mutter der Querulanten Tannhaus, das ist die Richtige um die Raulschen zufrieden zu stellen.“

Die Anwesenden nickten zustimmend, auch wenn gerade Hamedan und Ramin gerne eine andere Entscheidung gesehen hätten, so wussten sie doch um die politische Aussagekraft dieser Besetzung.

Ein hektisches Pochen an der Tür ließ die Männerrunde aufhorchen. Eine Zofe stürmte in das Arbeitszimmer des Barons.

„Hochgeboren, es ist soweit, Eure Gemahlin … die Niederkunft.“

Sofort sprang der Baron auf. Seine Vertrauten Hamedan und Ramin folgten ihm.


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Sanft in den Schlaf wiegend hielt Thorondir seinen kleinen Sohn in den Armen. Unendlich großer Stolz sprach aus seinen Augen. Um ihn herum standen nicht weniger ergriffen Hamedan und Ramin.

„Mein kleiner Goldschatz, es sind unruhige Zeiten, aber mit dir ist ein Licht aufgegangen, welches niemals erlöschen wird!“

„Welchen Namen soll er tragen?“, fragte Hamedan mit belegter Stimme.

„Ich werde ihn Halderan nennen, wie mein Vater, der mir viel zu früh genommen wurde.“


Autor: Bega

Das Blut der Alten

Vergossen in Herdentor

Schloss Reichsgarten, Ende Rahja 1043 BF

Melandra saß deutlich angespannt an ihrem Schreibtisch. Eigentlich wartete ein Haufen Pergamente auf sie die zu bearbeiten waren. Doch ihre Gedanken hingen noch ganz woanders. Hoher Besuch aus der Reichsstadt hatte sich für diesen Tag angekündigt. Eigentlich immer ein freudiges Ereignis, doch war es dieser Anlass nicht im geringsten.

Vor wenigen Tagen hatte Meister Menning, die gute alte Seele von Reichsgarten und vollendeter Kunstkenner, seine Augen für immer verschlossen. Besonders für dessen Schüler Toran war eine Welt zusammengebrochen. Der sonst so lebensfrohe Junge sprach keinen Ton mehr und verließ kaum noch sein Schlafgemach, hatte er doch nicht nur seinen Lehrmeister sondern auch seinen Großvater verloren. Das Einzige was der Junge nun tat war malen – doch nicht die hellen und voller Lebensfreude sprühenden Motive wie sonst, sondern sehr düstere Stillleben und dämonisch pervertierte Landschaften. Melandra machte sich ernsthaft Sorgen um den Patriziersohn aus der Reichsstadt.

Aber auch Sulamith, die Herrin des Palastes, wirkte sichtlich erschüttert über den Tod ihres Weggefährten und unkonventionellen Ratgebers. Die langen Gespräche und philosophischen Debatten war ihr ein intellektueller Hochgenuss gewesen. Eine gewichtige Stimme war nun verstummt. So hielt das Leben in der Palastfestung für einen Moment inne und wich dem Gedenken an den Verstorbenen.

Mit versteinerten Gesicht war Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa zusammen mit der Ratsherrin Alsinthe Barûn-Bari, der Schöffin Vilthina von Rauleu, sowie der Tochter der Hausherrin Charlyn Eorcaïdos von Aimar-Gor angereist. Begleitet wurden sie von einem halben Dutzend weiterer 'Pfauen', Mitglieder der in der Reichsstadt sehr einflussreichen 'Gesellschaft vom Pfauen', zu der sowohl die Reichsvögtin, aus auch Meister Menning selber gehörten.

Melandra empfand diese geheimnisumwitterten Pfauen in gewisser Weise faszinierend, wusste doch so keiner richtig wofür sie standen und was sie wollten – außer dass sich die Mitglieder gegenseitig protegierten. Aber auch das konnte schon der Selbstzweck der Gemeinschaft gewesen sein. Melandra hätte viel gegeben zu dieser elitären Gemeinschaft zu gehören, doch war sie und auch ihre Familie zu unbedeutend.

Unruhe in die Trauer tragenden Mauern brachte hingegen Marasha Feqzaïl, die, einem Schausteller der Garether Heldenbühne gleich, affektiert und theatralisch die trauernde Witwe mimte. Die alternde Schönheit mit auffallend glatten Gesichtszügen und beladen mit ausladenden Schmuck, war zusammen mit ihrer Tochter Liaiella aus der Kaiserstadt angereist um der Trauerfeier ihre Gemahls bzw. Vaters beizuwohnen. Auch die anderen beiden Töchter des Verstorbenen, die Tsa-Geweihte Chalisa und die Perricumer Kauffahrerin Mithrida waren anwesend, was zu einem skurrilen Zusammentreffen einer betont ungleichen Familie führte.

In Gedanken sinnierte Melandra über die schrecklichen Todesfälle der letzten Monde. So verstarb ebenfalls die Großmutter entrückt im Kloster lebenden Sonnenbarons Martok, Ederlinde von Quittenstein, die zwar hoch betagt, aber rüstig und giftig wie eh und je war. Der Verlust ihrer Mutter und engen Ratgeberin musste für Vögtin Mara von Sturmfels ein herber Schlag gewesen sein. Vor nicht mal einem Götterlauf hatte die Vögtin alle drei ihrer Enkel verloren. Aber auch der Phex-Tempel der Stadt Brendiltal hatte vor einem Mond einen schrecklichen Verlust zu verkraften. Ebenfalls im hohen Alter war der Vogtvikar Eborian von Zolipantessa in Phexens Hort am Firmament aufgestiegen. Der Hohepriester galt als weithin respektierte Persönlichkeit und kannte viele alte und geheime Geschäftsabschlüsse.

Auch wenn die Genannten schon viele Sommer auf Dere geweilt hatten, tat sich Melandra damit schwer die Tode als zufällig einzuordnen. Dafür saß der Schrecken des grausamen Mordes an Meister Siyandor im letzten Götterlauf noch zu tief.

Der Gedanken an den Tod ihrer Tante Saphira verstärkte ihr mulmiges Gefühl noch mehr. Wie es auch gewesen sein mag, es war das Blut der Alten, welches dieser Zeit in Strömen vergossen wurde.


Autor: Bega


Ein Licht in dunklen Zeiten

Burg Beschellshall, Ende Rahja 1043 BF:

Ganz in borongefälligen Schwarz und tief verschleiert schritt Baronsmutter Mara von Sturmfels durch die hohen Gänge der Palastfestung Beschelshall. Ein Schritt hinter ihr folgten die beiden Hausritter Leuhelm und Ayana von Sturmfels, sowie der Knappe Rondrigan von Alxertis.

Es war eine Zeit der Trauer für Mara, denn die Vögtin von Herdentor hatte vor zwei Monden ihre Mutter und große Stütze im Machtgefüge des Hofes verloren. Überall sah sie sich drohenden Feinden und zu gut meinenden Freunden ausgesetzt. Doch immerhin, die Bedrohung durch die Sebariner Brendiltaler um Irian hatte zu einem brüchigen Bündnis mit der Spinne von Reichsgard geführt und Mara somit innerhalb Herdentor etwas Luft zum Atmen verschafft. Der Schutz von Martoks einzig verbliebenen Erben einte sie, denn eine Machtergreifung der Sebariner wollten sowohl Mara, als auch die Aimar-Gor verhindern. So hielt das Bündnis der Frauen – für den Moment. Doch Mara wusste, innerhalb der Brendiltal stand sie ziemlich alleine da auf weiter Flur, denn die Herdentorer Herrscherlinie zählte nur noch ihren Sohn Martok, der als geblendeter Sonnenbaron entrückt im Kloster Praiseneck lebte und dessen Enkel Farran, der den Anschlag auf das Leben seiner Eltern nur knapp überlebte, was jedoch nicht allgemein bekannt war. Die Perainsweiler Linie um Junker Remus hielt Martok die Treue und waren nicht zuletzt durch die Verbindungen zum Haus Ochs eine große Stütze, aber mit Omar wuchs eine Erbe heran, dessen Loyalität nicht so klar war. Mara musste also ihre Trauer beiseite schieben und ihre Fühler ausstrecken.

Nach schier endloser Zeit mündete der Gang vor einer großen Holztür. Dahinter befand sich das Sitzungszimmer des Kleinen Rates. Vor der zweiflügeligen Tür hielt Mara kurz inne und atmete tief durch. Sie lüftete ihren Schleier und wandte sich nach hinten.

„Leuhhelm und Ayana, ihr wartet hier!“, befahl sie ihrer Leibwache und blickte dann aus gebrochenen Augen zu dem Knappen. „Rondrigan, du weißt was du zu tun hast.“ Mit einen Nicken rannte dieser los. Schwerfällig und knarzend öffnete sich die schwere Holztür und Mara trat hinein.

An einem langen Holztisch saßen der höfisch-galante und politisch versierte Hofgeweihte Mervan von Greifenwacht, die bullige Kämmerin Alinde von Ochs, sowie der grummelige und eher wortkarge Hauptmann der Sonnenrösser Hamir von Turatal und starrten auffordernd zu Mara. Die Vögtin blickte sich kurz um und blieb an einem der verwaisten Stühle hängen. Die Absenz ihrer verstorbenen Mutter wurde ihr in diesem Moment wieder schmerzhaft deutlich, doch sie musste drüber stehen. Mit geraden Rücken und ernster Mimik setzte sich sich ans Stirnende des langen Tisches – dort, wo früher einmal hier Vater Wulfhelm seinen Platz hatte - und eröffnete die Sitzung des Rates.

„Mara“, begann der Praios-Geweihte Mervan, „der Erbe des großen Martok gilt immer noch als verschollen. Es wird gar gemunkelt er wäre Tod.“

„Ohne einen Erben kann ich die Aufrechterhaltung der Ordnung nicht garantieren“, grummelte der Hauptmann der Sonnenrösser.

„Die Sicherung der Erbfolge muss höchste Priorität haben“, stimmte auch die Ochs mit ein. „Unser Augenmerk sollte dabei auf Martoks Halbschwester Nera und auch der Tochter seines Halbbruders Aurel liegen – auch wenn Letztgenannte Madas Gabe in sich trägt. Wir sollten eine strategische Vermählung der beiden in Betracht ziehen. Das Haus Ochs würde hierfür meinen Sohn Brin vorschlagen.“

Mara ließ den auf sie einprasselnden Redeschwall über sich er gehen und lächelte innerlich. Dieses Mal war sie ihren Beratern voraus.

„Dem Erben des Sonnenbarons geht es gut, da kann ich euch beruhigen.“ Die Stimme der Vögtin war klar. „Er ist an einem geheimen Ort in Sicherheit und wird dort auch verbleiben.“

Während Mervan anerkennend zunickte, sprudelte es aus der Ochs nur so heraus. „Wo ist er? Wer garantiert seine Sicherheit?“

„Vertraut mir, es ist für alles gesorgt. Mehr Worte werde ich über dieses Thema nicht verlieren.“

Ein wenig unzufrieden gab nun auch die Kämmerin klein bei.

„Kommen wir also zu der Besetzung des vakanten Posten der Kastellanin. Nach reichlicher Überlegung habe ich mich entschieden, die Bande zu den Perainseweiler Brendiltalern weiter zu stärken.“

Die Vögtin läutete ein kleines Glöckchen, das vor ihr auf dem Tisch stand und die schwere Tür öffnete sich knarzend. Herein trat eine kleine, zierliche Frau mittleren Alters mit einer wilden, dunkelbraunen Haarmähne.

„Darf ich vorstellen, Rayani von Brendiltal, Tochter des Remus und nunmehr Kastellanin der altehrwürdigen Palastfestung Beschelshall!“ Beinahe beiläufig nickte Mara der Ochs zu. Wohlwissend, dass diese Personalie ihrem Hause sicherlich sehr gefällig war.

Wie ein Licht in dunklen Zeiten und mit einem spitzbübischen Lächeln präsentierte sich die Nebachotin der staunend dreinblickenden Ratsmitgliedern.


Autor: Bega

Im Palast der Pferdeherren

Burg Beschelshall, Ende Rahja 1043 BF:

Mit feurigem Blick schlenderte Omar durch einen der weitläufigen Gärten der Palastfestung Beschelshall, oder Besh hassal Ammay shar, wie sie in seiner Sprache genannt wurde, was in Garethi so was wie 'Palast der Pferdeherren' hieß. Wo war doch gleich die hübsche Magd abgeblieben? Mit ihren glutäugigen Blick hatte sie ihn vollkommen in ihren Bann gezogen, doch einer Illusion gleich, verlor er sie aus den Augen. Wollte sie mit ihm spielen? Dieses rahjagefällige Spiel würde er mitspielen, er war bereit.

So spähte der junge Nebachote zwischen Büsche und hinter Pavillons, doch konnte er das Objekt seiner Lust einfach nicht finden. Das Klirren von aufeinander treffenden Stahl riss Omar aus seinem Lustwandel. Verächtlich blickte er zu den Verursachern des Lärms. Die beiden raulschen 'Hausritter' Leuhelm und Ayana malträtierten Rondrigan und Rohaja mit ihren Schwertern. Der Schweiß stand den beiden Knappen, in der Sonne funkelnd, ins Gesicht geschrieben. Dieses ritterliche Getue hasste er und noch mehr hasste er Teil dieser Spielerei zu sein, seit seine Mutter ihn als Knappe an den Hof von Besh hassal Ammay shar geschickt hatte – um ein richtiger Perricumer Ritter zu werden. Welch Schande für einen echten Nebachoten. Zwar galt Omar der ehrenvolle Kampf auch viel, doch war dieser Ehrbegriff auf die eigene Person bezogen und nicht mit dem völlig verdrehten rondrianischen Ehrbegriff der Raulschen gleichzusetzen, die die Göttin zwar kaum recht verstanden, aber doch ihre Gunst erlangt hatten. Er schüttelte den Kopf über die uralte Schmach. Auch war der junge Nebachote ein vielversprechender Kämpfer, doch bevorzugte er für seine Übungen mit dem Krummsäbel Hauptmann Hamir, da dieser für ihn den heroischen Kämpfer darstellte, den er versuchte einmal zu werden.

In der Ferne sah Omar wie Brin von Ochs an die Kämpfenden herantrat. Der Raulsche war nicht nur so kräftig, sondern auch genauso stur wie ein Ochse. Auch wenn sein Stiefvater ein Ochs war, konnte er Brin absolut nicht leiden. Zu sehr repräsentierte dieser für ihn das, was er als typisch raulsch empfand.

Unvermittelt tippte jemand Omar von hinten an die Schulter. Als er sich umdrehte, blickten ihn rehbraune Augen auffordernd an. Nein, es war nicht die ersehnte Magd die vor ihm stand, sondern sein guter Freund Raban von Turatal. Auch wenn dieser ein paar Götterläufe älter war, fühlten sich die beiden jungen Männer sehr verbunden, teilten sie doch ein Schicksal: die Väter der beiden waren früh von Boron in die nächste Ebene abberufen worden und beide waren Erben ihrer sehr geachteten und weise herrschenden Großväter.

„Na kleiner Besh'isan, wem im Namen Radschas steigst du nun wieder hinterher?“

„Großer Ammayin, du hier? Welch Freude!“ Omar und Raban umarmten sich freundschaftlich.

„Ich muss doch gucken was du hier so treibst“, grinste der Erbe des Junkers von Ebengard. „Drückst du dich mal wieder vor dem Schwertpiksen mit den Raulschen?“ Raban lachte laut auf.

„Ach, die sind doch alle viel zu verbissen. Wo ist denn da das Abenteuer und die Leidenschaft?“ Omar zuckte mit den Achseln.

„Die eine dort ist doch eine Darben-Dürsten, oder?“ Raban deutete Richtung Rohaja. „Wurdest du nicht auch mit so einer verlobt?“

Eine Antwort erhielt Raban nicht, nur einen Blick, der töten konnte.

„Mach dir nichts draus, kleiner Besh'isan, alles für die Familie, nur für die Familie!“ Der Ältere klopfte den Jüngeren aufmunternd auf die Schulter. „Es wird genügend schöne Shir'sawalla für dich geben.“

„Diese Az'zawsha“, fluchte Omar und spie aus, „ich will sie nicht. Du hast deine Barán für dich ehrenhaft umworben und erobert. Ihr seid euch in Radschas Namen ergeben.“

„Verzag nicht, sondern lass uns ausreiten so wie früher, als wir noch so frei waren wie der Wind und so ungestüm wie das Meer.“ Raban lief los und zog Omar mit sich. Den sommerlichen Wind auf dem Rücken seines Pferdes zu spüren, das war es, was Omar jetzt brauchte. Die Wirklichkeit würde ihn noch früh genug einholen. Aber nicht heute!


Autor: Bega


Kleines nebachotisches Glossar:

  • Besh'isan = eigentlich: prächtiges, neb,. schwarzes Pferd; hier im Sinne von kleiner Bruder(guter Freund
  • Ammayin = Krieger
  • Shir'sawalla = eigentlich: Stuten; hier: schöne Frauen
  • Az'zawsha = verächtlich für Frau, Weib
  • Barán = Rose


Der Schwur von Perainsweil

Dorf Perainsweil, 30. Rahja 1043 BF:

Am frühen Abend des letzten Tages des Rahjamondes trafen drei Reiter in dem Dorf Perainsweil ein. Der Standhafte aus dem Osten, der Wehrhafte aus dem Süden und der Unstete aus dem Norden. Alles drei stiegen ab und schritten erhaben auf einen uralten, stark verwitterten Brunnen zu, der eine wahrscheinlich weibliche Person darstellte, die eine Amphore hielt. Der Legende nach, floss aus dieser bei Dürrezeiten fruchtbar-schlammiges Wasser und nährte so Mensch und Tier. Dieser Ort war den Menschen, allen voran den Nebachoten, heilig.

Als Erster trat mit festem Schritt Remus von Brendiltal an den Brunnen heran. Die Stimme des Junkers von Perainsweil war klar und ohne Schnörkel.

Marascha, meine Brüder. Ich heiße euch auf meinem Land willkommen! Viele Ernten hat uns Mutter Peraine geschenkt seit unserer letzten Zusammenkunft.“

Als Zweiter trat Turhan von Turatal an den Brunnen heran. Unbändiger Wille lag in der Stimme des Junkers von Ebengard.

„Stürmische Zeiten haben uns hierher zusammengeführt. Wie ausgedorrtes Land nach der freudespendenden Wonne Rayas dürstet, dürstet uns nach Gewissheit.“

Als dritter trat Baram von Pfiffenstock an den Brunnen heran. Zögernd erhob der Junker von Lichtenwald seine Stimme.

„Meine Brüder, stimmt es, was der Chor der Stimmen uns zuruft? Ist der Sonnenbaron ohne Erben, bei der jungen Tsa?“

„Die Blutlinie des Martok ist nicht versiegt, meine Brüder! Der Ban'bani des Marben lebt. Mein Wort darauf!“, entgegnete Remus.

„Doch ist es die Gewissheit, die uns fehlt“, gab Turhan zu bedenken.

„Woher sollen wir, die edlen Sharu'ben des Sonnenbarons, diese Gewissheit nehmen?“, gab Baram zu bedenken. „Viele Geier umkreisen das Tal der Pferde und fremde Herren gebieten über das Land der Pferdeherren.“

„Die Besinnung auf uns selbst und unsere Stärke war stets unsere Tugend, meine Brüder!“, mahnte Remus. „Es ist nicht an uns ein Urteil über sie zu fällen.“

„Die Südwinde tragen Fäulnis in unsere Gefilde. Die Zeit ist gekommen ein weiteres Mal für unseren Bahr Shir'em einzustehen und seinen Namen mit schwingenden Säbeln und donnernden Hufen in die Lande zu tragen.“ Turhan ballte seine rechte Hand zu einer Faust. „Yar'Amhah, für Martok und sein Blut!“

„Womöglich ist es an der Zeit zu handeln.“ Abwägende Unverbindlichkeit lag in der Stimme Barams.

„Meine Brüder, lasst uns nach Besh hassal Ammay shar reiten und unseren Platz an der Seite des Pferdethrones einfordern. Die Stimmen, die für unseren Marben sprechen müssen uns erhören. Auch die raulsche S'aratan'a kann sich dem Rat'Kahal Sharu'ben nicht widersetzen.“

„So sei es und so wollen wir es schwören!“ Turhan reckt seine rechte Faust in die Höhe. „Für unseren Marben Martok und seine Tar'dshin!“

Nach dem Schwur von Perainsweil stiegen die drei nebachotischen Junker auf ihre Pferde und ritten Richtung Beschelshall. Auch die nahenden namenlosen Tage konnten sie nicht davon abhalten.


Autor: Bega


Kleines nebachotisches Glossar:

Marascha = Begrüßung (Komme und gehe in Frieden) Ban'bani = Enkel Marben = Baron Sharu'ben = Junker Bahr Shir'em= Ehrentitel des Barons von Herdentor (wörtlich: Herr der Hengste) Yar'Amhah = Ehre S'aratan'a = Vögtin Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung) Tar'dshin = Blutline

Neue Pläne in Salinehr

Burg Salinehr, Namenlose Tage 1043 BF:

Die schwül-drückende Sommerhitze der Namenlosen Tage machte selbst vor den weiß gekalkten Mauern der Burg Salinehr nicht halt. Wie Tentakel kroch sie langsam und unaufhörlich durch alle Öffnungen der Wehranlage und saugte sich an ihren Bewohnern fest. Irian liebte diese schwülen Sommerabende. Wie so oft dieser Tage stand er auf dem Bergfried der Burg und richtete seinen Hass erfüllten Blick gen Norden Richtung Besh hassal Ammay shar, der Stammburg seines Blutes, der Beshir a Danal. Doch war nicht er Herr des Palastes der Pferdeherren, sondern die Hure seines Onkels Eslam.

Geschwind wie ein Wiesel pirschte sich Nasmirran von Kollberg an den Brendiltaler heran.

„Unsere Quellen im Norden haben Interessantes zu dem Erben des Bastardbarons, großer Marben.“

„Mein guter Nazmir, erfreue mein Herz mit den grausamsten Details wie dieses Balg noch im Mutterleib dieser aranischen Hure elendig krepiert ist.“ Ein Funkeln lag in den Augen Irians.

„Das Aranier-Balg lebt!“, offenbarte der junge Nebachote die Neuigkeit, die ihm zugetragen wurde.

Blitzschnell umgriff Irians Hand den Hals des Jungen und drückte mehr und mehr zu. „WAS? WIE IST DAS MÖGLICH?“ Mit einem Ruck schleuderte er Nasmirran zu Boden.“

„Eslams Hure“, keuchte der Junge, „sie hat bei einer Ratssitzung behauptet, das Balg würde noch leben.“

„Dieses Miststück“, Irian kniff die Augen zusammen, „hat sie gesagt wo es sich befindet?“

„Nein, noch nicht mal ihren Beratern.“ Nasmirran hatte sich unterdessen wieder aufgerichtet.

„Da steckt doch bestimmt die aranische Hure aus Reichsgard hinter … aber auch darum werde ich mich kümmern.“ Wieder lag so ein gewisser Schimmer in den Augen des Nebachoten. „Wo ist dein Vater?“

„Hier“, antwortete ein breit grinsender Shelkor von Kollberg, der gerade mit Irians Bruder Aiden die Treppe hinaufgestiegen kam. „Deinem Gesichtsausdruck nach hast du gerade wenig erbaulich Neuigkeiten über Eslams Hure erfahren.“

Irian kniff seine Augen zusammen. „Genug, darüber reden wir später.“ Er hatte nun absolut kein Bedürfnis dieses Thema weiter zu bereden. „Was habt ihr am Hof des Kur'barun erreicht?“

„Nun“, begann Shelkor betont beschwingt, „er bietet deinem Bruder die Hand von Ra'na han Z'ul an. Ihr Vater, Salom han Z'ul, ist Herr von Nid'izula im Süden Sebarins.“

„Die Tochter eines Krämers?“ Die Stimme Irians bebte förmlich.

„Krämer ja, aber er beherrscht den Schmuggel über Land an der aranischen Grenze und er steht hoch in der Gunst des Kur'barun.“ Shelkor setzte sein breitestes Grinsen auf.

Irian zog eine Augenbraue hoch. Die Worte des Kollbergers schienen überzeugend.

„Es ist aber auch an der Zeit für dich unser Blut weiterzutragen“, bemerkte Aiden und sah seinen Bruder fordernd an.

„Und auch für dieses Problem habe ich eine Lösung.“ Shelkor tänzelte fröhlich von einem Bein auf das andere. „Um deinen Anspruch auf das Erbe Eslams zu untermauern, wäre natürlich eine seiner Töchter als Gemahlin die beste Wahl, doch sehe ich da bei Ankara und Sheena wenig Möglichkeiten ... doch wie wäre es mit As'lea han Beshir a Danal aus der Junkerline von Ef'Fen'dien'Byen? Auch ihre Blutline stammt vom ersten Baron der Beshir a Danal ab und zudem gingen so auch ihre Ansprüche auf die Lande Ef'Fen'dien'Byen auf dich über.“

Freudige Erregung macht sich in Irians Gesichtsausdruck breit. Offenbar hatte Shelkor die richtige Wahl getroffen.


Autor: Bega

Tag der gleißenden Sonne

Burg Beschelshall, 1. Praios 1044 BF:

Nach den Namenlosen Tagen, die auch in der sonst immer geschäftigen Palastfestung Beschelshall in Stille und Einkehr begangen wurden, folgte nahtlos der wichtigste Feiertag des Herrn Praios – der Tag der Sommersonnenwende. Groß und prunkvoll wurde dieser Feiertag in diesen Landen schon seit Menschengedenken zelebriert - sei es zu Zeiten der raulschen Barone oder aber unter der erst vier Generationen andauernden Herrschaft der Brendiltaler - denn die Menschen hier waren besonders praiosfürchtig. Freilich behaupteten die Brandiltaler von sich, dass ihre Familie schon vorher einmal diese Lande beherrscht hatten und somit die Praiosfürchtigkeit im Blute trugen.

Es war die zweite Praiosstunde des Tages. Erwartungsvoll und frohen Mutes hatten sich Höflinge, Vasallen und Gäste in die Große Halle begeben um den Beginn des neuen Götterlaufes zu begehen und der Neujahr-Verkündung der Vögtin zu lauschen. Auf einem mit prunkvollen, mit aus der frühnebachotischen Ornamentalik angelehnten Verzierungen versehenen, säulenbewehrten Podest stand der goldverzierte Thron des Barons von Herdentor. Der Pferdethron - dessen Lehne zwei aufsteigende Rösser formte - war verwaist, wie auch schon die Jahre zuvor - seit der Sonnenprozession des Barons. Neben dem Thron stand Vögtin Mara von Sturmfels, flankiert von den beiden Hausrittern Leuhelm und Ayana von Sturmfels. Etwas seitlich des Podests hatten die Kämmerin Alinde von Ochs, die Beraterin in Rechtsfragen Danara von Greifenwacht, Hofkaplan Mervan von Greifenwacht, sowie die beiden Amtsträger Hessinya von Altmark und ihr Gemahl Sardashan von Waraqis Aufstellung genommen.

Es folgten die Vasallen Herdentors. Die Edlen Yerodin von Alxertis und [[Perricum:Nera von Sturmfels|Nera von Sturmfels] waren ebenso anwesend wie die drei stolzen nebachotischen Junker Baram von Pfiffenstock, Remus von Brendiltal und Turhan von Turatal - alle drei mitsamt kopfstarkem Gefolge und, wie es hieß, schon vor den Namenlosen Tagen angereist. Auch Landjunkerin Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor war mit ihren Hofdamen Mira von Waraqis und Yaela von Rabenstock, sowie der Kriegerin Ashina und dem äußerst ansehnlichen Gesellschafter Avar von Peirrish aus Reichsgard angereist.

Nun war es soweit. Zwei Wachen der Sonnenrösser öffneten die zweiflügelige Tür der Großen Halle um der Prozession aus dem Praios-Kloster Praiseneck Einlass zu geben. Vorne weg schritt der erhabene und ehrwürdige Abt Sulman von Greifenwacht, gefolgt von seinem Sohn Halefan. Hinter den beiden Priestern trugen Novizen ein großes und reich mit Gold und Edelsteinen besetztes Ikonenbildnis. Es zeigte den Bahr Shir'em, Sonnenbaron Martok von Brendiltal, in goldener Rüstung und gleißenden Sonnenkranz um seinen gen Himmel gereckten Kopf.

„Praios ist mit den Rechtschaffenen“, begann Hofkaplan Mervan die Begrüßung der zahlreichen Prozessionsteilnehmer, „Der Gleißende hat uns in seiner Weisheit unseren Bahr Shir'em Martok, Sonnenbaron der Lande der Pferdeherren und Beschirmer der Volkes entsannt. Wie einer der mythischen Greifenreiter gleich, stritt er mit Praios Wort im Munde für die praiosgefällige Ordnung. Als Dank für seinen Sieg gegen die Horden der Verräter, hat er sein Leben nunmehr unserem Herrn Praios gewidmet und dankt ihm seine Güte in dem er dem göttlichen Richter sein Leben verschrieben hat. Wir begrüßen feierlich die Abordnung aus dem Kloster Pra'os Necho.“

Nicht der Abt, sondern der einfache Priester Halefan trat vor den Pferdethron.

„Praios sei mit euch, meine Geschwister im Glauben. Martok Al'Jahfadir, Martok, der Beschützer von Land, Volk und Glauben, berührt vom alveranischen Herrn, wird uns in diesem neuen Götterlauf beistehen. In seiner immerwährenden Zwiesprache mit dem Gleißenden wird er auf die Seinen achtgeben, drum verzagt nicht, Al'Jahfadir ist mit euch!“

Halefan wandte sich zum Ikonenbildnis.

„Als Geschenk des Klosters, möchten wir Euch, edle S'aratan'a, dieses Ikonenbild unseres geliebten Marben übergeben. Möge so Al'Jahfadir immer bei euch sein.“

Nachdem die Vögtin mit einem Lächeln ihre Zustimmung signalisiert hatte, trugen die Novizen das Bildnis auf das Podest und stellten das golden strahlende Abbild ihres Sohnes auf den verwaisten Pferdethron.

„Habt Dank hohe Abgesandte aus den heiligen Hallen Praisenecks. Auch wenn uns der große Martok hier in diesen Hallen so schmerzlich fehlt, sind wir doch eines gewiss: Er dient den Seinen an anderer Stelle. Möge uns sein Bildnis in diesen ewigen Hallen beschützen und unsere Geschicke weise führen.“

Die Baronsmutter blickte nun zu der Schar der Höflinge, Vasallen und Gäste.

„Heute, am Tage an dem der Herr Praios besonders über uns wacht … heute, am ersten Tage des neuen Götterlaufes, gilt es zu verkünden den Willen des Herren des Tals der Pferde, des Fürsten der Bahr ai Danal. So ist es der Wunsch des großen Martok seine treuen Gefolgsleute regelmäßig anzuhören. Daher verkünden wir die Berufung des traditionsreichen Rat'Kahal Sharu'ben, den Rat der Junker, auf das die Stimmen seiner treuen Diener an das Ohr des Praiosberührten hallen. So sollen sich einmal im Mond die Junker, Edlen und Gesandten der Ordenlanden hier in Beschelshall zusammenfinden. Im Namen des großen Martok, so sei es!“


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Stimmen zu den Feierlichkeiten:

„Ein großer Tag für das Tal der Pferde und die Blutlinie des Sonnenbarons. Die Vögtin hat weise agiert und die Vasallen im Namen des großen Martok hinter sich vereint.“ - Mervan von Greifenwacht, Hofgeweihter des Praios am Hof von Herdentor

„Aus dem Süden droht unverhohlen der Pferdeschlächter, doch der Adel Herdentors steht geschlossen und einig hinter meinem Bruder, dem Sonnenbaron.“ - Nera von Sturmfels, Edle zu Rosenheim

„Es ist faszinierend mit anzusehen, wie ein entrückter oder gar verblendeter Baron zu einer Ikone, um nicht zusagen gar zu einem Heiligen stilisiert wird, um in seinem Namen zu herrschen. Ein Meisterstück!“ - Yerodin von Alxertis, Edler zu Langenhof

„Wunsch des großen Martok? Das ich nicht lache … Mein Großvater und die anderen beiden stolzen nebachotischen Sharu'ben haben diese raulsche S'aratan'a dazu gezwungen das Rat'Kahal Sharu'ben einzuberufen!“ - Omar von Brendiltal, Erbe des Junkertums Perainsweil

„Die Erweiterung des Rat'Kahal Sharu'ben auf Raulsche ist gegen unsere Jahrtausende alte Tradition. Welche Schande, das darf nicht ungesühnt bleiben!“ - Raban von Turatal, Erbe des Junkertums Ebengard


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Kleines nebachotisches Glossar:

  • Bahr Shir'em= Ehrentitel des Barons von Herdentor (wörtlich: Herr der Hengste)
  • Al'Jahfadir = der Beschützer (Ehrentitel)
  • S'aratan'a = Vögtin
  • Marben = Baron
  • Bahr ai Danal = nebachotischer Stamm
  • Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung)
  • Sharu'ben = Junker

Schwarze Wehr

Junkertum Ebengard, Anfang Praios 1044 BF:

Im Galopp ritten Junker Turhan von Turatal und sein Enkel und Erbe Raban über die weiten, mit unendlich scheinenden Wiesen bedeckte Ebene Ebengards. Pferde waren der ganze Stolz der Menschen hier und das galt für Nebachoten wie Raulsche gleichermaßen. Sie waren der kostbarster Besitz eines jeden Mannes und einer jeden Frau. Die Götter meinten es gut mit diesem Landstrich – allen voran Tsa, Peraine und natürlich Rahja. Die Wiesen waren satt und das Korn gedieh prächtig auf dem fruchtbaren Ackerboden. Bis vor wenigen Götterläufen lag das Land der nebachotischen Familie Turatal mitten in der Baronie Brendiltal – umgeben von Freunden, geachtet und respektiert; schließlich waren sie weitläufig mit der Baronsfamilie verwandt. Doch Zeiten waren im Wandel begriffen, aus Freunden wurden Feinde, aus Frieden wurde Krieg. Die Baronie Brendiltal gab es nicht mehr, ihr Kadaver wurde zerlegt und neuen Herren zu Fraß vorgeworfen. Die weiten Ebenen Ebengards waren unvermittelt Grenzland geworden, umstritten und umkämpft von zwei Herren. Das ordnende Machtwort des Markgrafen sollte Ebengard schließlich der neu entstandenen Baronie Herdentor zuschlagen, doch nun klaffte eine blutige Wunde im Süden der Lande – die Grenze zur gleichsam neuen Baronie Sebarin. Die Grenzen mochten per markgraflichem Dekret gesetzt worden sein, doch die Begehrlichkeiten der anderen Seite blieben.

Auf einem der sanften Hügel kamen die Reiter zum stehen. Ernst blickte der alternde Junker gen Süden.

„Es ist ruhig jenseits der roten Grenze, zu ruhig. Du musst lernen jede Regung des Feindes zu erkennen, denn Wachsamkeit ist das höchste Gebot um die Unsrigen zu schützen. Was waren das für Zeiten, als ich mit Martok und gar mit dem großen Eslam selbst über dieses Land ritt.“

„Es waren andere Zeiten, Großvater“, entgegnete Raban entschlossen. „Eslam und sogar Martok reiten nicht mehr an deiner Seite, Eslam ist tot und Martok ist nicht mehr der stolze Ammayin, der er mal war.“

„Hüte dich und sprich nicht schlecht über der großen Martok, er ist unser Marben.“ Mahnend erhob der Alte seine Hand.

„Martok ist Vergangenheit, die raulschen Höflinge sind die Gegenwart, doch wer ist die Zukunft?“ Raban blickte seinen Großvater ungerührt an.

„Die Zukunft ist das!“ Der Herr der Pferde zeigte in die Ferne. Raban konnte erkennen, wie dort Arbeiter Gräben aushoben und Mauern aufschichteten. „Die Schwarze Wehr! Ein Kastell zum Schutz unserer Untertanen. Ich würde so wie du auch viel lieber auf dem Rücken der Pferde in die Schlacht reiten und ehrenhaft den Sieg erringen, so wie ich es so oft mit Martok und seinem Vater tat, doch die Zeiten des offenen Kampfes sind vorüber. Der Säbel spricht nicht mehr, sondern der vergiftete Dolch.“

„Ein Kastell, bezahlt von dem Gold der S'aratan'a?“, fragte Raban mit bebender Stimme halb rhetorisch.

„Mit den Zuwendungen des großen Martok Al'Jahfadir!“, verbesserte Turhan seinen Enkel.

„Sie werden das nutzen um uns zu beherrschen, siehst du das denn nicht?“ Beinahe flehentlich blickte Raban zu seinem Großvater. „Was, wenn dort statt den Sonnenrössern die Ras'Waharis der Spinne von Reichsgard stationiert werden?“

„Wir sind das Bollwerk gegen die dunklen Begehrlichkeiten aus dem Süden, wir sind die Herren der Pferde! Niemand beherrscht uns, Raban, merk dir das!“

„Der Kampf mit dem vergifteten Dolch ist nicht der unsrige, es ist der mit dem Säbel!“, entgegnete der junge Nebachote.

„So wie du mein Erbe bist, ist der Enkel von Martok sein Erbe und wir werden treu zu ihm stehen. Doch es ist unsere Pflicht sicherzustellen, dass er nach unseren Traditionen aufwächst und nicht in den Fängen der Aranier verweichlicht. Wir werden das Rat'Kahal Sharu'ben nutzen um Einfluss auf seine Erziehung zu nehmen.“

„Ich hoffe du irrst nicht, Großvater.“ Raban biss sich auf seine Unterlippe. Sein Großvater hatte Unrecht, da war er sich sicher. Er und die anderen nebachotischen Junker waren alt und des Kampfes überdrüssig geworden. Der große Martok, Sohn der noch größeren Lichtgestalt Eslam, von dem der Alte mit leuchtenden Augen sprach, war nur noch ein Schatten seiner selbst, verblendet und entrückt in einem Kloster ohne Macht. Diese hatten nun andere in ihren Händen. Rabans Großvater und die anderen Alten arrangierten sich mit den neuen Mächten, doch er konnte das nicht.



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Kleines nebachotisches Glossar:

  • Ammayin = Krieger
  • Marben = Baron
  • S'aratan'a = Vögtin
  • Al'Jahfadir = der Beschützer (Ehrentitel)
  • Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung)


Autor: Bega

Schäumende Wasser

Das Netz ist wohl futsch

Schäumende Wasser - Das Netz ist wohl futsch

Kloster der Ertrunkenen

Schäumende Wasser - Kloster der Ertrunkenen

Rauschen und Surren

Schäumende Wasser - Rauschen und Surren

Ein Bericht über den Fluß

Schäumende Wasser - Ein Bericht über den Fluss

Die Wolfsjäger

Schäumende Wasser - Die Wolfsjäger

Ein nützlicher Feind

Schäumende Wasser - Ein nützlicher Feind

Die Kommandantin und der König

Schäumende Wasser - Die Kommandantin und der König

Im Nebel

Schäumende Wasser - Im Nebel

Bei den Reshminianern I

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern I.

Bunte Lichter von Perricum

Schäumende Wasser - Bunte Lichter von Perricum

Eine ausnehmend günstige Gelegenheit

Schäumende Wasser - Eine ausnehmend günstige Gelegenheit

Ein Familienausflug

Schäumende Wasser - Ein Familienausflug

Flackernde Lichter

Schäumende Wasser - Flackernde Lichter

Heroldartikel: Die Bunten Lichter von Perricum sind erloschen

Schäumende Wasser - Die Bunten Lichter von Perricum sind erloschen

Die Wächterin muss sich rechtfertigen

Schäumende Wasser - Die Wächterin muss sich rechtfertigen

Am markgräflichen Hof I.

Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof I.

Am markgräflichen Hof II.

Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof II.

Am markgräflichen Hof III.

Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof III.

Wo sind die Kinder?

Schäumende Wasser - Wo sind die Kinder?

Die Konsequenzen des alten Seebären

Schäumende Wasser - Die Konsequenzen des alten Seebären

Nicht schon wieder

Schäumende Wasser - Nicht schon wieder

Zusammenkunft der Bruderschaft von Wind und Wogen

Schäumende Wasser - Zusammenkunft der Bruderschaft von Wind und Wogen

Untersuchungen in Wasserburg

Schäumende Wasser - Untersuchungen in Wasserburg

Tobend wie die See

Schäumende Wasser - Tobend wie die See

Wie denn bloß?

Schäumende Wasser - Wie denn bloß?

Wege der Erkenntnis

Schäumende Wasser - Wege der Erkenntnis

Tümmler in der Darpatmündung

Schäumende Wasser - Tümmler in der Darpatmündung

Die Sonderflottille macht sich einsatzbereit

Schäumende Wasser - Die Sonderflottille macht sich einsatzbereit

Die Flottille und die Grauen Stäbe

Schäumende Wasser - Die Flottille und die Grauen Stäbe

Die Flottille und die Schule der Austreibung

Schäumende Wasser - Die Flottille und die Schule der Austreibung

Ach, meiner alter Darpat

Schäumende Wasser - Ach

Bei den Reshminianern II

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern II

Bei den Reshminianern III

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern III.

Bei den Reshminianern IV

Burg Finsterbinge, Baronie Gluckenhang 16. Efferd 1043 BF

„Sag mir, Muritani. Hast Du letzte Nacht vielleicht etwas bemerkt? Hinten an der Scheune? Ist Dir irgendetwas ungewöhnliches aufgefallen?“, fragte [Perricum:Miria_von_Gaulsfurt|Miria]] auf ihrem Bett sitzend, während Muritani ihr dabei half das Leinenkleid über den Kopf und den verletzten Arm anzuziehen.

„Nein ich habe naemlich geschlafen. So wie man das Nachts eben macht, wenn man ein anstrengendes Tagwerk verrichtet hat. Was macht ihr denn bitte Nachts auf dem Hof?“, fragte Muritani ruhig. Ihr sonniges Gemüt vom Vortag, als sie voller Begeisterung über deren schöne Blütenpracht die Azaleen und die wild wuchernden Süßgräser gepflegt hatte, war nichts mehr übrig.

„Ich konnte nur nicht richtig schlafen. Ich lag die ganze Nacht wach. Vielleicht bin ich nicht richtig ausgelastet und dann war da dieses Summen...“, Muritani unterbrach sie bestimmt.

„Schweigt, Miria von Gaulsfurt. Nicht das Euch noch jemand hört. Die Feldrittmeisterin hat Euch gestern Nacht gesehen. Ich habe keine Antworten für Dich, aber von Niederriet will Euch morgen nach dem Mittagessen sprechen. In ihrem Arbeitszimmer.“

Von Niederriet hat mich gesehen? Aber das ist doch... Wird sie mir antworten?“, fragte Miria eindringlich und erhob sich langsam.

Doch ihre Pflegerin war bereits aus der Tür.


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Burg Finsterbinge, Baronie Gluckenhang 20. Efferd 1043 BF

„Wie Ihr sehen könnt, wir sind eine Gemeinschaft von Edlen und Einfachen, die sich Perricum verschrieben haben. Nicht unähnlich zu Euch, nur wacht Ihr auf dem Wasser.“
Miria merkte am Tonfall, dass Malina von Niederriet nun zum Ende ihres kurzen Vortrages kam. Von ihrer Entrücktheit in der Scheune oder dem okkulten Gebären in der Nacht war nichts mehr zu spüren. Viel mehr schien sie ihre Energie kaum in sich halten zu können.
„Und das ehrt Euch, Feldrittmeisterin. Doch habe ich Fragen zu dem was ihr neben Euren Ausritten treibt. Zum Beispiel, das was letzte Nacht vor sich ging. Deswegen habt Ihr mich doch herbestellt.", es war nicht der erste Versuch Mirias, das Gespräch auf dieses Thema zu lenken. Schon bei Ratssitzungen der Admiralitaet ging es ihr oftmals zu viel um nebenschliche Dinge. Nun hatte sie jegliche Feinfühligkeit abgelegt.

„So wie ihr die Schiffe braucht, die euch über die Wogen tragen, so haben wir auch neue oder soll ich sagen alte Mittel gefunden unsere Wacht zu unterstützen. Wir schöpfen unsere Kraft aus der Gemeinschaft und aus der Macht, die das Kollektiv, der Schwarm uns verleiht.“, in ihrer Stimme, war kein Funke eines verschwörerischen Untertons und doch wählte sie ihre Worte genau.

„Ihr könntet anfangen mir zu verraten was die Bienen damit zu tun haben.“, hakte die Kapitänin nach und richtete sich leicht in ihrem Stuhl auf. Sie hatte ihr Selbstbewusstsein wiedergefunden. Ganz so als würde schon ein einfacher Wortwechsel mit einer Adligen wieder ihre alte rebellische Art aufleben lassen.

„Das werde ich mit Sicherheit. Doch würde ich vorher gerne von Euch wissen ob ihr es schon hören könnt.“

Zögerlich antwortete die verletzte Frau, die ihrer Gegenüber in vielerlei Hinsicht glich. "Gestern Nacht als ich Euch beobachtet habe, dort habe ich die Bienen gehört, ja. Kein Wunder aber, wenn Ihr sie nachts so aufscheucht."

"Dann habt ihr bereits viele Antworten auf Eure Fragen. Unsere Bienenvölker haben naemlich tief geschlafen in dieser Nacht. Nur Ismalir war wach. Ihr habt ihn gehört. Den Schwarm und er hat euch eingeladen hier zu bleiben."

„Unmöglich. Ich bin stellvertretende Kommandantin der Sonderflottille. Ohnehin bin ich schon viel zu lange bei Euch.“

Wie von einem Pfeil getroffen zuckte von Niederriet zusammen. Schlagartig wich jegliche Offenheit und Freundlichkeit aus ihrem Blick.

Von Gaulsfurt, die ihren verbalen Fehltritt umgehend bemerkte, setzte schnell nach: „Natürlich bin ich unschätzbar dankbar für die traviagefällige Gastfreundschaft und die perainegefällige Genesung, die Ihr mir hier ermöglicht habt. Versteht das bitte nicht falsch. Ich stehe tief in Eurer Schuld.“

Eine kurze, aber dennoch unangenehme Pause entstand, in der die kurzhaarige Malina ihre nächsten Worte abzuwägen schien.
„Nein Ihr habt recht. Ihr seid bereits zu lang hier. Ich sende heute noch einen Reiter zu Yalagunde schicken. Dann werdet ihr zum Gut Zuderfal abreisen, sobald wir Antwort haben.“

Miria von Gaulsfurt wusste, dass die Reise in ihrem noch schlechten Zustand beschwerlich und schmerzhaft werden würde, doch eine Diskussion darüber würde den Bogen endgültig überspannen.
„Vielen Dank. Wie kann ich Euch dies jemals zurückzahlen?"
Die Kapitänin biss sich immernoch auf die Zunge. Ein einziger unachtsamer Satz.

Malina von Niederriet kam zu der Kapitänin herrüber und half ihr zum Gehen aus dem Stuhl.

„Miria von Gaulsfurt, ich weiß, dass Ihr unsere Gemeinschaft nicht verraten werdet, denn Ihr seid schon laengst ein Teil davon."

Mit diesen Worten, die sich tief in ihr Herz gruben, wurde sie die letzten Schritte aus dem Arbeitszimmer der Ersten Feldrittmeisterin herausgeführt.
Jetzt war sie allein. Nachdem das Knallen der Tür langsam verklang und es still wurde um sie hörte sie tief in sich das Blut durch ihre Adern rauschen. Oder war es ein leises Summen?


Autorin: Laura S. & DreiHund

Das Glucksen des Wassers zu Gluckenhang

Baronie Gluckenhang, Ende Efferd 1043 BF

Die Baronin warf ihrem Junker und Zeugmeister einen skeptischen Blick zu, während ihr Gatte, der wie immer an seinem Boltantisch saß und neue Strategien ersann, sich beinahe an seinem Stück Kuchen verschluckte. "Ja, Euer Hochgeboren, die Reshminianer haben augenscheinlich die verlustige Kapitänin der Sonderflotille aufgelesen. Nach dem "Unglück" muss sie sich an Land gerettet haben. Doch erinnern kann sie sich nur langsam.", konkretisierte der Alxertiser seine vorherige Aussage.

"Dann müssen wir die Gute sofort aufsuchen, evtl. kann sie Licht ins Dunkel bringen, ich hörte die Kirche des Unergründlichen hat gemeinsam mit der Sonderflotille eine Untersuchung angeordnet. Diese soll gar von solchem Ausmaß sein, dass man Magier und Hesindianer mit einbezieht." Rondira von Sturmfels hatte sich vorgebeugt und stützte nun das Kinn nachdenklich auf ihre Faust. Sie hatte die große Katastrophe in der Reichsstadt nur aus der Ferne mitbekommen, sie hatte sich kurzfristig entschieden dem Lichterfest keinen Besuch abzustatten. Denn der Darpat spielte auch hier den Leuten finstere Streiche. Die Auendörfer waren desöfteren von Schlick und Algen überschwemmt worden und tote Fische hatten sich darin verheddert, als das Wasser die übelriechenden, schleimigen Algen zwischen den Pfählen und Pfaden der Stelzenhäuser wieder frei gab. Und auch hier war erst Vieh dann die Bäuerin dazu verschwunden. Rondira war besorgt, sie kannte den Fluß mittlerweile recht gut, seit Haffax hatte er kaum noch richtig zur Ruhe gefunden und nun schien es sich Glucksend vom Grunde zu erheben. Hoffentlich würde diese Kaptitänin Erkenntnis bringen.

Die Antwort von Junker Selo ließ sie wieder aufhorchen: "Nun, sie haben sie auf mein Gut gebracht."

"Sie haben was? Sprachst du nicht davon dass sie noch sehr mitgenommen war.", die Baronin war verwundert.

"Doch, doch, aber sie hatten darauf bestanden, dass die Finsterbinge kein guter Ort für sie sei, zu viel Unruhe wegen der noch andauernden Bauarbeiten. Ich habe es auch nicht recht verstanden."

Autor: Jan

Windumtoste Höhen

Burg Hengefels, Baronie Hengefeldt, 23. Efferd 1043 BF

Erhaben und mit ernsten Gesichtsausdruck saß die Baronin auf dem altertümlichen Herrschaftsthron der Hengefeldter. Neben ihr stand mit gerader Haltung ihr Gemahl Roban von Rauleu. Seit annähernd 400 Götterläufen herrschte ihr Blut ununterbrochen über die Lande Hengefeldt. Es war der gute Kaiser Alrik der Tugendhafte, der ihren Urahn im ersten Jahr seiner Regentschaft in den Adelsstand erhob und mit diesem Land belehnt hatte. Davon zeugte hinter dem Thron ein überlebensgroßes Relief, das den ritterlichen Kaiser zeigte, wie er ihren Urahn als einen von acht Rittern die Herrschaftsinsignien Hengefeldts überbrachte. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich die Hengefeldter von ihren Wurzeln entfernt, glaubte Serima. Auch sie selber. Doch das Wiedererscheinen des heiligen Altars der Herrschaft zu Korgond hatte sie zu den Wurzeln ihres Blutes zurückkehren lassen. Der korgonder Herrschaftsbegriff war ihr ins Blut übergegangen. So studierte sie die alten Sagen und Legenden, hinterfragte die vielfältigen Traditionen ihrer Lande und ließ sie die alten Riten wieder auferstehen. Aber auch Neues sollte Einzug halten in die schroffen Berge und grünen Täler ihrer Lande: Die sechs Feiertage der Verkündung Korgonds, sowie Korgonds Erscheinen und dessen Verhüllung.

Im kreisrunden Thronsaal hatte sich der Hofstaat der Baronin versammelt. Rechts unterhalb der Herrscherin standen Kastellan Sequin von Hengefeldt, Kammerherrin Darina von Erlenbruch und Kämmerin Idra von Dunkelfarn. Auf der linken Seite ihr der erste Hausritter Wyndor von Erlenbruch, der Hauptmann der Garde Throndard Olbir von Kressenrück und die Meisterin der Jagd Fiana von Dornhag. Weiter unten, an den Flanken des Throns hatten die beiden Hausritter Perdin von Dunkelfarn und Firene von Dornhag mit versteinerte Miene Aufstellung genommen. Die Knappen und Pagen hatten sich mit den Angehörigen des Gesindes auf der steinernen Arkade versammelt, die den herrschaftlichen Saal umrundete.

Vor dem Thron hatten sich - neben dem Hofdichter Gneisbald von Firunslicht und dem Rest des Hofstaates - einige Untertanen versammelt, um der Baronin ihr Anliegen vorzutragen. Zumeist ging es um Kleinigkeiten, wie Nachbarschaftestreitereien, vermeintlich gestohlenes oder verschwundenes Vieh, oder ähnliches. Die Baronin nahm sich geduldig Zeit für die Sorgen und Nöte ihrer Untertanen, denn es war ihre heilige Pflicht für sie zur sorgen. Sie war die Mutter des Landes und ihre Untertanen ihre Kinder.

„Ich werde dem Junker von Crastertal unverzüglich damit beauftragen eine Wolfsjagd auszurufen. Deine Schafherde soll nicht länger der Gefahr dieser Bestien ausgesetzt sein!“, sprach die Baronin mit eindringlichen, aber mütterlichen Ton zu einem alten Schafhirten, der seiner Herrin vorher sein Leid geklagt hatte. „Nach den mageren Ernten im vergangenen Götterlauf haben viele Tiere den Winter nicht überlebt. Die Verbliebenen sollen nun nicht auch noch von Wölfen dezimiert werden.“

Der Alte verbeugte sich umständlich und trat mit einer Wärme im Herzen zurück, um dem nächsten Bittsteller Platz zu machen. Dieser war der Baronin offenkundig kein Unbekannter.

„Der gute Treuwin aus der Treuenklamm, emsige Stimme aus der Klamm der heiligen Gänse.“ Der Tonfall hatte an Güte eingebüßt, wusste die Baronin doch nur zu gut, was ihr bevorstand.

„Hochgeboren, ich überbringe Travia gefällige Grüße ihrer Hochwürden Trauthilde von Geißenklamm. Viele Winter sind vergangen seit die dunklen Horden die Lande Eurer Familie überrannten und die Heimstadt Travias in Hengen schändeten. Die Mutter der Treuenklamm möchte Euch Eure heilige Pflicht ins Gedächtnis rufen, Euren guten Untertanten eine neue Heimstadt der gütigen Mutter Travia zu stiften.“

Die Baronin hörte den aus ihrer Sicht impertinenten Worten des Novizen zu, doch blieb sie äußerlich davon ungerührt. Sie hatte sich an dieses immer wiederkehrende Ritual beinahe schon gewöhnt.

„Gänslein der Treuenklamm, übermittel deiner gütigen Mutter die allertraviagefälligsten Grüße vom ehernen Hengefels. Sehr wohl hören wir das Gänsegeschnatter, dass von der Klamm herunter hallt. Meinen treuen Untertanen wandten sich in den Zeiten der Not der milden Ifirn zu und die Schwanengleiche erhörte ihr flehen. Seither füllt sich der Tempel der Weißen Maid mit Gläubigen, die der sanften Winterherrin und den Silberschwänen huldigen, auf das nach jeden auch noch so erbarmungslosen Winter ein lebensspendender Frühling folgen würde. Gläubige aus den steinernen Weiten der Zacken pilgern zum Heiligtum der Weißen Maid und finden bei ihr Zuflucht.“

Der Novize wollte gerade ansetzen seine Stimme wieder an die Baronin zu richten, als diese ihm jedoch zuvorkam.

„Hab Dank für deinen Besuch, Gänselein aus der Treuenklamm!“

Mit den folgenden Worten richtete sich die Baronin an alle im Thronsaal Anwesenden.

„Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf. Am Darpat passieren sonderbare Dinge, wie ich beim Lichterfest mit eigenen Augen erblicken konnte. Boten berichten uns vom Ausbruch der Großen Fehde in den garetischen Kernlanden. Doch verzagt nicht. Vor drei Wintern kündeten sechs heilige Zeichen vom Wiedererscheinen Korgonds und ließen uns für heilige 6 mal 8 Tage in den heiligen Hallen vor dem Altar der gerechten Herrschaft unseren Bund mit dem Land erneuern. Nun, der alten Bünde und Schwüre gewahr, richten wir unseren Blick auf das was kommen mag. Doch darf uns die Erinnerung an diesem erhabenen Moment nicht verblassen. So sollen uns fortan die sechs Offenbarungen, die uns Korgonds Wiedererscheinen verkündeten durch das Jahresrund begleiten, auf das wir nie wieder vergessen. Wir wollen den Tag an dem uns Korgond erschien ehren und dem seiner Verhüllung gedenken.

Am heutigen Tage, an dem sich 'Orlans Fingerzeig' zum dritten Male jährt, gedenken wir all denjenigen, die sich für ihr Land geopfert haben, sei es in einer Schlacht, durch einen Kampf mit einem Untier oder durch aufopferungsvollen Verhalten. Wie der heilige Orlan, der als Diener seiner Lande in vielen Schlachten ehrenhaft focht und sich an seinem Ende für das Land opferte um uns den Weg nach Korgond zu weisen. Sein Schicksal hat sich für uns alle erfüllt. Möge dies uns Ansporn und Mahnung zugleich sein.

Gemeinsam nennen wir die Zacken unsere Heimat und gemeinsam stehen wir bei Gefahren und Unbill. So sei es!“

Tosender Jubel brach aus.


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Nach dem sich der herrschaftliche Rundsaal geleert und die Boten den Hengefels verlassen hatten um die frohe Botschaft der Baronin in die Hengefeldter Lande zu tragen, zog es Serima auf die Felsterasse die hinter dem Thronsaal einen atemberaubenden Blick über die Berge und Täler der Zacken offenbarte. Genau genommen handelte es sich um ein natürliches Felsplateau, das von einer Seite von der Festung flankiert wurde und an den drei anderen Seiten schroff nach unten abfiel.

Serima genoss den weiten Ausblick von hier, die schroffen Hänge und Gipfel, die tiefen Täler. All das war ihr Land über das sie herrschte, doch nicht willkürlich und despotische, sondern gerecht. Hart und unnachgiebig … mütterlich und fürsorglich – so wie es die Situation erforderte.

Vertraute Schritte und das Jauchzen und Glucksen von hellen Kinderstimmen zauberte Serima ein Lächeln auf ihre Lippen. Als sie sich umdrehte, stand ihr Gemahl Roban hinter ihr. Rondrick und Silvana hingen an seinem Wams, während er den kleinen Kvorwyn auf seinen breiten Schultern trug.

„Bin ich eine gute Mutter?“, fragte Serima nachdenklich ihren Gemahl, der doch so viel besser mit den Kindern umzugehen vermochte als sie. Ihr fehlte oft schlichtweg die Geduld.

„Liebste, du bist die beste Mutter, die sich unsere Zicklein hier wünschen könnten!“ Liebevoll streifte er mit seiner Hand ihre Wange. „Und als Mutter des Landes kann dir so schnell keiner hinter dem Berg vorkommen.“

„Die garetischen Kernlande brennen, dunkle, Unheil verkündende Wasser ergießen sich den Darpat nieder – und ich kann nichts tun.“ Vorsichtig strich sie sich um ihren leicht gewölbtem Bauch.

„Dein Platz ist hier, als Mutter der Berge und Täler und unserer Zicklein!“ Roban schaute seiner Gemahlin liebevoll in die Augen.

„Aber nicht nur meine Lande sind es, denen ich verpflichtet bin, nein, auch den Zackenländern als Gesamtheit will ich eine unüberhörbare Stimme sein. Da kann ich von den Ereignissen am Darpat nicht wegsehen.“

„Lass mich dein Schwert und dein Schild sein, Liebste, sowie deine Ohren und deine Stimme!“

„Einverstanden, Perdin und Rondriga werden dich begleiten, Gneisbald ebenfalls. In Wort und Vers kann er von der alten Macht Korgonds künden. Reist am 'Tag der drei gütigen Schwestern' zum Rothandfelsen!“

Roban nickte erfreut. Er liebte es für seine Gemahlin Abenteuer zu bestehen.

„Nächsten Götterlauf am 20. Tsa, zum 'Fest der Wiederkehr', wenn sich Korgonds Erscheinen zum vierten Mal jährt, werde ich die Ritter der Zacken zum 'Hengefeldter Winterstechen' laden.“ Serimas Stimme klang fest und klar.

„Ein ritterliches Turnier im Tsa? Eine großartige Idee, aber auch ambitioniert. Viele werden nicht kommen.“

„Ich will auch kein Turnier für glänzende Paraderitter mit polierten Lanzen, ich will korgonder Ritter, mit gelebter tugendhafter Ritterlichkeit, die eins sind mit dem Land!“


Autor: Bega


Schiffe und Planwagen

Gut Zuderfal, Baronie Gluckenhang 12. Travia 1043 BF

Die zehnköpfige Gruppe, angeführt durch Stützpunktkommandantin Dara von Hardenstatt, war von Wasserburg aus, mit den Flussseglern Windhatz und Natter, sowie einer Fähre, flussabwärts gefahren und hatten dann beim Dorf Feuertauf festgemacht um mit Planwagen, sam medizinischem Personal sowie einer kleinen Bedeckung, Richtung Gut Zuderfal zu reisen.
Völlig überrascht hatte die Stützpunktkommandantur in Schloss Tikaris eine Nachricht aus der benachbarten Baronie erhalten, besser gesagt vom Hof der Barone Gluckenhang, dass man tatsächlich Kapitänin von Gaulsfurt gefunden habe und sie gerne in die Hände der Sonderflottille geben wolle.
Dara hatte daraufhin die Schiffe zum Auslaufen bereitmachen lassen und angeordnet, dass man auch einen Wagen für den Transport einer Verwundeten besorgen solle, sowie medizinisches Personal. In Windeseile war alles zum Aufbruch bereit und schon einen Tag nach Ankunft des Boten konnten die Schiffe auslaufen.

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Die Sonderflottille wurde auf dem Gut schon erwartet. Einige Gardisten der Baronin warteten draußen im Hof und der Junker selbst begrüßte Kapitänin von Hardenstatt.
„Den Zwölfen zum Gruß, Efferd vor, Wohlgeboren! Sagt wie steht es um Kapitänin von Gaulsfurt?“, kam Dara direkt zum Wichtigen. „Den Zwölfen zum Gruß Kapitänin! Von Gaulsfurts Zustand ist stabil, doch ist Sie immer noch sehr mitgenommen und verbringt fast die ganze Zeit im Bett. Doch bitte, lasst uns hineingehen, da spricht es sich besser“, mit einer einladenden Geste deutete Selo von Alxertis auf das Gutshaus.
Drinnen ließ sich die Kommandantin kurz ihre Kollegin zeigen, die in einem abgedunkelten Raum in ihrem Bett lag und scheinbar schlief. Äußerlich schien sie noch einige Blessuren zu haben, zumindest deuteten die Verbände darauf hin. Wie es im Inneren der Kapitänin aussah konnte Dara nicht sagen. Doch es brannte ihr unter den Fingernägeln herauszufinden, was auf der Überfahrt von Wasserburg nach Perricum mit Miria und ihrem Schiff samt Mannschaft geschehen war.
Ein Räuspern von Selo, der hinter ihr stand, riss sie wieder aus ihren Gedanken, „bevor Ihr eure weiteren Schritte macht, wünsche ich eine persönliche Unterredung, nur Ihr und ich, verehrte Schwägerin“, Dara nickte etwas irritiert ob der Betonung des letzten Wortes, wieß ihren Adjutanten dann jedoch an, die Organisation der Abreise zu überblicken und folgte dem Junker in ein Zimmer mit langem Esstisch, woran sie gemeinsam platznahmen. „Ich möchte, bevor Ihr mir verratet was ihr mir nur unter vier Augen sagen wolltet, Euch und eurer Baronin den Dank der gesamten Sonderflottille aussprechen. Dafür dass ihr Kapitänin von Gaulsfurt gefunden und versorgt habt. Ich... Gebe zu, dass ich zwischentzeitlich vom schlimmsten ausgegangen war, vor allem nach den Vorfällen in Perricum“, hielt Dara fest.
Der Junker nickte knapp, „den Dank nehme ich gerne an. Doch liegt hier auch der Grund für unsere private Unterhaltung. Ich wollte und muss darauf aufmerksam machen, dass nicht ich oder jemand meiner Männer oder Frauen die Kapitänin fand. Es waren vielmehr die Reshminianer. Diese fanden von Gaulsfurt und brachten Sie hierher zu meinem Gut“, erklärte Selo, während ihnen Weingläser und Karaffen gereicht wurden. Dara blickte nun sichtlich verwirrt zum Junker, der ihrer Frage zuvorkam, „wir, meine Baronin und ich, haben dieses Verhalten auch nicht gänzlich verstanden. Erklärt wurde es seitens der Reshminianer damit, dass ihre Burg, bedingt durch die Bauarbeiten, kein Ort für eine Kranke oder Verwundete wäre“.
Dara nahm einen Schluck aus ihrem Glas und blickte dann auf die Wellen darin, als sie es abgestellt hatte. Seltsames Verhalten, man hätte ja auch direkt die Flottille benachrichtigen können und sie abholen lassen… Sie schüttelte kurz den Kopf und wandte sich ihrem Gastgeber zu, „ich danke Euch, dass Ihr mir diesen Umstand mitgeteilt habt. Sagt, wisst ihr weshalb sich die Reshminianer dann an Euch und eure Baronin gewandt haben, statt direkt an die Flotte?“. Selo schüttelte leicht den Kopf, „wahrscheinlich weil Sie meiner Baronin näher stehen? Ihr müsst wissen Baronin Rondira von Sturmfels hat eine besondere Beziehung zu diesem Bund". Dara nickte knapp, das klang nach einer logischen Begründung, seltsam war die ganze Sache dennoch.

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Während der Fahrt, zurück nach Wasserburg, grübelte Dara, über das nach, was ihr Schwager ihr erzählt hatte und entschied sich die genaueren Umstände von Mirias Auffinden in ihrem Bericht an die Wächterin des Darpats wegzulassen. Selo hatte offenbar kein Interesse daran gehabt, dass die Verwicklung der Reshminianer bekannt werden, ansonsten wäre das Gespräch nicht so abgelaufen. Diesen - zugegeben unausgesprochenen - Wunsch würde sie ihrem Schwager erfüllen, wer weiß vielleicht war das ja der Anfang von einer Verbindung von der sie noch profitieren würde? Hier in Wasserburg war sie allein auf weiter Flur und würde Verbündete brauchen, wer eignete sich da nicht besser als die eigene Familie, auch wenn es "nur" der angeheiratete Teil war?
So verfasste sie noch auf dem Schiff die Nachricht, dass Miria von Gaulsfurt nun im Stützpunkt Wasserburg sei und dort bis auf weiteres versorgt werde. Ebenso fand sie lobende Worte für den Junker und seine Baronin, die dem Bericht nach die Kapitänin gefunden hatten. Die Reshminianer erwähnte sie mit keinem Wort.

Autor: Vlad

Uferloses Verlangen

Am Darpat unweit der Reichsstadt Perricum, Anfang Travia 1043 BF

Sanft strich der laue Herbstwind über die Wiesen an den Ufern des Darpat, dessen Wasser [heute verdächtig] träge ihren Weg zum Golf von Perricum suchten. Die Vögel zwitscherten vergnügt, Grillen zirpten unablässig ihre Melodie. Es war einer dieser Herbsttage, der zum innehalten und verweilen einlud und ein jeder dem es möglich war [und den die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht missmutig stimmten], beging diesen Tag mit rahjagefälliger Muße – freilich ein Privileg des Adels.

So hielten es auch die markgräflichen Knappen, die so oft sie nur konnten dem gehetzten Leben in der markgräflichen Residenz Perringrund entflohen und hier, nur wenige Meilen vom Schloss entfernt, am Flussufer ihr Paradies gefunden hatten. Selbst ihre Reittiere, gar stattliche Exemplare aus der Zucht des Markgrafen, schienen sich hier wie die Himmelsrösser der Lieblichen zu fühlen. Übermütig sprangen sie umher oder labten sich genüsslich am satten Grün der Wiesen.

Bar der Insignien ihres Standes lagen die jungen Adligen im Gras. Timshal von Salicum kaute an einem Grashalm, während sein Namensvetter Timshal von Rauleu sich eng an Pernula schmiegte. Die beiden Verlobten würden noch in diesen Mond den Bund der Ehe vollziehen – eine reine Formsache, der lieblichen Rahja huldigten die beiden schon seit das Feuer der Leidenschaft die beiden erfasst hatte. Welch Glück ihnen doch beschieden war, denn auch ihre Verbindung war eine arrangierte und Rahjas Feuer wurde nicht in jedem Bund entfacht.

Xanjida hatte ihren Kopf auf den Bauch von Nedime gelegt und schmökerte in einem Büchlein über garetische Heldensagen. Wie sehr sie diese doch liebte. Ihr Traum war es, selber einmal große Abenteuer zu erleben und spektakuläre Heldentaten zu bestehen. Ihre Ausbeute war bis dato eher ernüchternd, war der Markgrafenhof von Perricum doch eher ein Ort der Höflinge und Hofschranzen und weniger ein Ort der alten, korgonder Ritterlichkeit. Einzig die Ereignisse um das Lichterfest in der Reichsstadt bildete da eine Ausnahme. Aber so ein richtiges Abenteuer war das auch nicht, obwohl sie die anschließende Ehrung durch den Seneschall sehr imposant empfunden und genossen hatte. Verstohlen blickte sie in Richtung des plätschernden Wassers. Wie ruhig und friedlich der Darpat hier war, [nichts von den Gruselgeschichten die sich die einfachen Leute heuer erzählten].

Nedimes weibliche Gesichtszüge strahlten mit der Praiosschreibe um die Wette. Dies waren die wenigen Momente, in denen ihre Seele sich von allen Schrecknissen der jüngeren Vergangenheit befreien konnte und nur im Hier und Jetzt lebte. Vor wenigen Monden war ihr Gemahl vom Brendiltaler Pöbel ermordet worden, sie selber und ihr Neugeborenes rangen wochenlang mit dem Leben. Doch Meister Fesian gelang es, zumindest ihre körperlichen Wunden zu heilen. Ihre Seele litt noch immer. Seit den grauenhaften Ereignissen während der Namenlosen Tage hatte sie ihren Sohn nicht mehr gesehen. Er verblieb in Obhut von Meister Fesian im Palast der Heiler – um seiner Genesung Willen und zu seiner Sicherheit. Die finsteren Subjekte aus dem Süden, die ihre tödlichen Krallen in das Fleisch Herdentors schlugen, würden auch vor ihrem kleinen Sohn nicht Halt machen. Auch wenn sie ihren Gemahl kaum gekannt hatte, er hatte sich für sie und ihren gemeinsamen Sohn geopfert. Dafür war sie ihm unendlich dankbar und würde ihn in Ehren halten. Ihr Blick wanderte zu Pernula und Timshal. Nicht jedes Paar wurde von Rahja mit gegenseitiger Zuneigung und Leidenschaft gesegnet. Doch Nedime entließ ihre schwermütigen Gedanken dem lauen Windhauch, der ihre Nase kitzelte. Es war nicht der Augenblick für Trübsal. Das Leben musste weitergehen und wo wenn nicht hier an diesem paradiesischen Ort? So atmete sie tief aus, schloss ihre Augen und ein zufriedenes Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht.

Leto, der soeben die Pferde versorgt hatte, gesellte sich nur zu gerne in diese Idylle eines Landschaftsgemäldes. Der Vetter des Barons von Dürsten-Darrenfurt stand kurz vor seinem Ritterschlag und war bereits seit drei Monden mit der Erbjunkerin und markgräflichen Kämmerin Melvina von Zackenberg vermählt. Seine Freunde zogen ihn gerne damit auf nun ein ärmlicher Zackenjunker zu sein, doch prallten solcherlei Sprüche an dem überheblichen und sehr von sich überzeugten Perrinländer Adligen ab. Sicherlich, seine Gemahlin war nur Zackenländerin, aber von hochherrschaftlicher Geburt und aus einer sehr ehrbaren Familie.

„Die holde Rahja scheint ja wie wild mit unseren beiden Turteltauben durchzugehen“, durchbrach schließlich Leto die entspannte Stille und blickte dabei zu Timshal und Pernula.

„Bist du deiner Gemahlin etwa schon überdrüssig, oder warum in Rahjens Namen sind es die Gefühlswallungen der anderen die dich so sehr beschäftigen?“, entgegnete Nedime amüsiert. „Wobei, bei dem Zackenländer Charme deiner 'Holden' mag dies auch keine Überraschung sein.“

„Halte mich nicht für einfältig, liebste Nedime“, flötete Leto, „Wer eine gute, verständige und schöne Frau sucht, sucht nicht eine, sondern drei. Eine philosophische Betrachtung, die ich mir zu eigen gemacht habe.“

„Welche der drei genannten Merkmale trifft auf die Zackenländerin zu?“, fragte Xanjida belustigt.

„Sicherlich nicht 'schön'“, frotzelte Nedime.

„Ich bin ein Mann der Liebe und dieses erhabene Geschenk der holden Rahja gibt es in vielen Formen. Sie kann glücklich, neu, aufregend, kurz, tief, leidenschaftlich, manchmal schmerzhaft oder auch unerwidert sein. Ich gedenke all das nicht nur mit einer Person zu erleben.“

„Wahnwitzige, Poeten und Verliebte bestehen aus Einbildung.“ Ein altkluges Grinsen huschte über Nedimes Gesicht. „Soll ich es wagen zu erraten welches auf dich zutrifft?“

„Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten, liebste Nedime“, gab Leto süffisant zurück. „Du solltest es mal versuchen. Wir wollen doch nicht, dass du in diesen Dingen verkümmerst.“

„Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.“ Nedime rollte mit den Augen, während sich Xanjida mit einem Lachanfall am Boden wälzte.

„Aber, aber, wir wollen doch nicht ausweichen. Vielleicht ist dein Geschmack zu extravagant.“ Leto machte eine affektierte Handbewegung.

„Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden!“

„Euren philosophischen Ritt durch die liebreizenden Niederungen der Liebe könnt ihr getrost anderen überlassen“, meldete sich nun Pernula in ihrer gekannt schnippischen Art zu Wort. „Nedime, du bist junge Witwe eines todessüchtigen Nebachoten und warst noch nie verliebt. Leto, du bist unglücklich mit einer frigiden Zackenländerin verheiratet und läufst einem Hirngespinst hinterher, das du Liebe nennst. Ihr seid beide aus Einbildung bestehende Poeten, die ihren Mund vielleicht lieber halten sollten.“

„Du hast also die Liebe aus Rahjens vollen Brüsten gekostet? Wie steht es da mit der Leidenschaft? Mit der Versuchung?“ Leto blickte fordernd zu Pernula. „Kannst du ihr widerstehen?“

„Welcher Versuchung sollte ich widerstehen?“ Pernula blickte aufreizend zu den beiden Timshals. „Höre ich da etwa von den Hängen der Zacken Gänsegeschnatter? Nein! Wir sind hier in den Perrinlanden. Die drei lieblichen Schwestern haben dieses Land geküsst und mit ihren Gaben gesegnet.“ Mit Blick zu Leto fügte sie hinzu. „Das mag bei deiner vertrockneten Zackenländerin anders sein.“

Während Leto schwieg, ließen Pernulas Worte Timshal von Rauleu innerlich frohlocken. Nach dem sich die Blicke der Liebenden trafen und mehr ausdrückten als 1000 Worte, fand seine markante Hand wie weichen Gesichtszüge von Timshal von Salicum.

„Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen! Findest du nicht auch?“

Wasserblaue Augen tauchten erst tief in die Grauen seines Gegenübers und suchten dann die Schwarzen von Pernula.

„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ Mit diesen Worten nahm er sowohl die Hand von Timshal als auch die von Pernula und zog sie an sich. „Wir sollten uns ein ruhigeres Plätzchen suchen.“

So verließen die leidenschaftlich Liebenden die freigeistig philosophierenden Richtung Darpat.


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Während die drei von Rahja geküssten zum lockenden Nass liefen, entledigten sie sich ihrer Kleidung, die ihre neue Bestimmung auf herumliegenden Findlingen, sich seicht wiegenden Ästen oder im satten Gras fand. Der sanfte Wind umspielte die jungen Leiber und ließ die Vorfreude ins unermessliche steigern. Wohlgeformte Körper, von der holden Rahja gesegnet, fanden ihren Weg an das Ufer und von dort aus ins Wasser, doch sollte das erfrischende Nass die erregten Gemüter nicht beruhigen, sondern die zügellose Leidenschaft nur noch verstärken.

Timshals Lippen fanden erst die seiner Verlobten, während der junge Salicum seinen Nacken liebkoste. Von blinder Leidenschaft geführt, wühlten die drei Liebenden das vorher noch so mäßig dahin fließenden Wasser des Darpat auf. Wassertropfen, wie Sendboten ihrer Lust, rannen an ihren Gesichtern herunter, nur um wenig später von gierigen Zungen aufgesogen zu werden.

Kurz darauf fanden sie sich auf einer seichten und umspülten Sandbank wieder im leidenschaftlichen Gerangel zu dritt, die Hände in ihrer Vielzahl an den etlichen Rundungen und Erhebungen kostend, während das leicht schäumende Wasser sich immer wieder ebenso um ihre Körper auf sie warf und wieder, immer wieder von ihnen abließ, als würde es die Bewegungen der drei Liebenden nachahmen und der Darpat gemeinsam mit ihnen die Leidenschaft teilen. Immer heftiger und steter wurde der Wellengang und mit ihm kam dieser Geruch, der den Drang der Drei hemmte und ihre erhitzten Gemüter in aufkeimendem Ekel zu ersticken begann. So dass Pernula als erste mehr als nur sich und ihre Liebhaber wieder wahr nahm. Ihrem Begehren nun verleidend wandt sie ihren Blick, der eben noch nur für ihre Timshals brannte, ab. Doch bevor sie sich ein Bild davon machen konnte woher dieser Gestank kam hielt sie bei einer kleinen Krabbe inne. Diese – mit Seepocken übersäte, fünf-beinige und nur noch mit einem Auge ausgestattete - alte Krabbe, die nicht mal mehr dem ärmsten Schlucker zum Verzehr gedient hätte, lief hin und her zwischen zwei Algen bewachsenen Steinen. Dabei in der einen unverkümmerten Schere einen kleinen Stock in die Höhe haltend, unfähig sich aus seiner unsinnigen Situation zwischen den Gesteinsbrocken zu befreien. Hin und her, wieder und wieder, von einem zum anderen Stein, wie ein Untergangspriester, der lautlos und apathisch „Seht her, das Ende ist nah.“ propagieren wollte. Sich von diesem albernen Gedanken lösend, ließ Pernula ab von dem dämlichen Ding und suchte stattdessen weiter nach dem Ursprung des widerlichen Geruchs, während auch ihre Liebhaber nun mehr von Ekel als vom Verlangen gepackt waren.

Sie zählte zwei weitere Krabben, eine in saftigem dunkelrot mit einer eigentümlichen Zeichnung auf dem Rückenpanzer, eine etwas größere in blass-rötlicher Farbe mit klebrigen, dornigen Algen bedeckt. Beide widmeten sich einander und brachen die Schale des anderen, wobei bei zweiterer öliges Schwarz auslief und erstere unvermittelt mit offenem Fleisch da stand, was einige Möwen in der Luft prompt gierig mit ihrem kehligen Laut quittierten. Diesen beiden folgten weitere sechs, die sich tänzelnd und Scheren gereckt bedrohten, zwei in Uferschlamm-bräunlichen Beige mit verklebten Augen, die anderen vier in bläulichem schwarz mit verbogenen Gliedern. Zwischen ihnen ragten einige verkümmerte und verrottende Pflänzchen auf, die ehemaligen Halme grotesk in die Höhe streckend, wie kleine Hände die nach Hilfe suchen. Wo diese noch nach Gnade jappsten, hatten sich andere ihrem Elend schon ergeben und hatten sich zu unappetitlichen grünen, gallertigen Häufchen gekrümmt, zwischen denen weitere Krabben umher wuselten, sich angingen oder sich am (halb)toten, krustigen Körper eines anderen Tieres labten. Den meisten war gemein, dass sie ölig-verklebt, verpockt, verstümmelt oder mit Algen übersät waren. Zur Mitte er Sandbank wurden es immer mehr, bis von ihr, den schleimigen Pflanzenhäufchen und vereinzelt empor schauende Tierschädel nicht mehr übrig war als eine eine krabbelnde, lebende Insel aus grau, rot und beige.

Eben noch in völliger Ekstase und immer noch völlig nackt schauten sich Pernula und die beiden Timshals angewidert und entsetzt in die Gesichter, aus denen jegliche Leidenschaft gewichen war. Während der allgegenwärtigen Gestank bereits ihre Geschmacksknospen verdarb und sie die Fäulnis, die ihm inne wohnte, schon schmeckten, fassten sie sich ein Herz und sich gegenseitig bei den Händen, machten eine ruckartige Bewegung. Die Bank aus Krabben stob auseinander und gaben einen Haufen aus zersetzten Kadavern und einem modernden Menschenleib frei, dessen gammliger Kopf hinten über klappte und die drei Eindringlinge aus leeren Höhlen anstarrte, aus der zuletzt noch eine weitere Krabbe kroch.

Die meisten Krabben ergossen sich, davon rauschend, zurück in den Fluss, die anderen stießen auf die drei zu, doch konnten von ihnen knackend und schlürfend zertreten werden, nicht ohne dass sie ihnen kleine, unangenehm schmerzende Wunden rissen. Dann näherten sie sich angewidert dem stinkenden Haufen, vorbei an weiteren etlichen verdrehten und dunkelgrün-matchigen Pflanzenresten, der Brodem wurde beinahe unerträglich.

Pernula und die Timshals wandten sich schließlich würgend ab und beschlossen ihr Heil am Ufer zu suchen. Hier auf der Sandbank gab es nur den Tod und der war endgültig.


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Verstört einander fragend anschauend, suchten makellose Leiber ihren Weg aus dem ruhig dahin plätschernden, aber gar so verdorbenen Fluss. Die Düsternis und der Schrecken versuchte sich in ihren Köpfen festzusetzen. Doch in dem Maße, wie das schlüpfrigen Nass von ihnen abperlte, suchte sich die für einen Moment unterdrückte Leidenschaft brodelnd ihren Weg zurück in die Herzen der drei Liebenden. Je weiter sie sich vom Fluss entfernten, kehrte die ausgelassene Heiterkeit langsam wieder. Es gehörte nicht zum Wesen der Perrinländer sich in die Dunkelheit ziehen zu lassen. Die dem hiesigen Menschen eigene Lebensfreude sollte am Ende immer die Überhand behalten und auch der ihre nackten Körper umschmeichelnde laue Herbstwind schien diese Lebenseinstellung unterstreichen zu wollen.

„Es sei uns wohl diese Vorkommnisse bei Hofe zu melden!“ Kaum hatten diese Worte die sinnlichen Lippen von Timshal von R. verlassen, hatte er bereits wieder nur Augen für die wunderschönen Formen, Schattierungen und Rundungen der jugendlichen Körper vor ihm und verspürte wieder dieses alles verzehrende Feuer der Lust in seinem Unterleib.

„Efferd war uns nicht gewogen, doch war und ist unser Begehr das der lieblichen Rahja. Es käme einem Frevel an der Holden gleich, das in ihrem Namen begonnene, unvermittelt einem Ende zu bereiten.“ Die Worte, die die sonore Stimme von Timshal von S. formten, fanden Anklang bei den anderen beiden Liebenden und so ward der Schrecken der letzten Augenblicke schnell vergessen.

Später, sehr viel später würden sie dem Seneschall Bericht über die Vorkommnisse im Darpat erstatten, aber jetzt hatten sie nur Augen füreinander und ergaben sich der Ekstase dieses Momentes.


Autoren: Bega & Jan

Gebührende Ehre

Schloss Perringrund, Sitz des markgräflichen Hofes von Perricum, Travia 1043 BF:

Mit aufrechter Haltung und fokussiertem Blick stand der Seneschall neben dem Delfin-Thron. Sein Gewand aus schwarzen Brokat war durch Silberfäden durchsetzt. Auf seiner Brust formten diese eine silberne Seeschlange, das Wappentier seiner Familie. Hinter dem Thron prangerten lebensgroß die Gemälde des Markgrafen und seiner Gemahlin, der Kaiserin. Eine stumme, aber sehr eminente Erinnerung an die fortdauernde Abstinenz des Herrscherpaares in der Markgrafschaft.

Flankiert wurde der Seneschall von den Hausrittern und Knappen des Markgräflichen Hofes. Die Blicke der Höflinge waren unterdessen auf den über 70 Sommer zählenden Mann gerichtet. Mit kraftvollem Blick erhob Zordan von Rabicum seine donnernde Stimme.

„Es gehört zu den ehrenhaften Aufgaben meines Amtes, an des Markgrafen statt, diejenige von uns zu ehren, die heroisch für unsere Lande eingetreten sind. Zügelloser Schrecken hat uns in den letzten Götterläufen immer und immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Doch die Versuche uns zu brechen sind gescheitert und wir haben uns gestärkt aus der Asche wieder erhoben. Der Wall, die Zacken und die Perrinlande – wir sind eins im Schoße Mutter Garetias. Altperricumer Raulsche, neuperricumer Raulsche, Nebachoten, Baburen, Aranier – wir sind Perricum und Perricum ist unsere Heimat.“

Applaus kam auf.

„Heute ehren wir eine stolze Perricumerin, die auch im Zeichen einer Niederlage Größe bewiesen und so unzähligen Kämpfern das Leben gerettet hat. Wir feiern heute Wohlgeboren Ruana von Taunig, Alt-Junkerin von Gaulsfurt und Edle zu Auentor als Heldin der Perricumer Lande für ihre heroischen Taten an der Gaulsfurt und ehren sie als Ritterin des Landes mit dem Ehrenwappen der Markgrafschaft Perricum der III. Klasse.“

Auf sein Nicken hin, trat der erste Hausritter Rukus von Rabicum hervor und heftete der vor dem verwaisten Thron knienden Ruana von Taunig das Ehrenzeichen am blau-weißen Band an die Brust. Das Kleinod bestand aus farbig emailliertem Silber und zeigte das Wappen der Provinz, ergänzt um eine Feder links und einen Säbel rechts als Schildhalter.

Ritter Rukus stimmte ein „Hoch auf Ritterin Ruana“ ein und die Anwesenden antworteten mit einem donnernden, achtfachen „Hoch“.

Nun war es wieder der Seneschall der das Wort ergriff.

„Doch möge dies nicht genug der Ehrerbietung sein für Ritterin Ruana, der Tugendhaften. Daher verkünde ich die Berufung der Heldin von der Gaulsfurt zur markgräflichen Zuchtmeisterin. Wer wenn nicht die Ehrenhafte, die die Korgonder Rittertugenden der Heiligen Kvorvina lebt, könnte über die ritterliche Erziehung der Knappen und Pagen besser wachen und die Aufsicht über das ritterliche Betragen der markgräflichen Ritter besser ausfüllen?!“

Ein frenetisch durch die Hallen des Schlosses hallender Jubel und ein achtfaches „Hoch“ gab dem Seneschall die klare Antwort auf seine rhetorisch gestellte Frage.


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Nachdem Ruana von Taunig mit den Insignien ihres neuen Amtes ausgestattet und unter tosenden Jubel des Hofstaates verabschiedet wurde, richtete der Seneschall sein Wort an die markgräflichen Knappen Pernula, Nedime, Xanjida, Leto und die beiden Timshals.

„Als gleißendes Zeichen auf dem Firmament des aufblühenden Perricumer Rittertums ward ihr es ein weiteres Mal, die Kunde von den Schrecknissen am Darpat gebracht habt. Der Fluss, der unsere Lande eint, ist in Aufruhr. Es sei einem jeden aufrechten Mann und ein jeder aufrechter Frau unseres noblem Standes ein Pflicht und eine Ehre für unsere Lande, für unseren Fluss zu streiten.“

Jubel brach aus.

„Ihr, die ihr aufrichtig und aufopferungsvoll unserem Land dient, sollt die Ehre erhalten unseren Hof an den Feierlichkeiten an den Rothandfelsen am 30. Tage des Traviamondes zu repräsentieren. Angedenk an dem 'Tag der drei gütigen Frauen', an dem wir feierlich und voller Demut den dritten Jahrestag der Verkündung Korgonds durch das Element Wasser zelebrieren.“

Ein Raunen ging durch die Menge.

„Des weiteren sollt ihr im Namen des markgräflichen Hofes an dem Konvent im Kloster der Ertrunkenen teilnehmen und die Stimme wie auch das Ohr des Markgrafen sein.“

„Das Land hat euch erwählt, nehmt ihr die euch auferlegten Aufgaben an?“

Nacheinander traten die angesprochenen Knappen und Kanppinnen einen Schritt vor.

„Wir werde dienen!“ - Pernula von Zolipantessa

„Für das Land!“ - Timshal von Rauleu

„Vom Wall bis zum Golf!“ - Timshal von Salicum

„Von den Zacken bis zu den Waisen!“ - Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor

„Ewig für Perricum!“ - Xanjida von Sanzerforst

„Ewig für Mutter Garetia!“ - Leto von Darben-Dürsten


Autor: Bega

Ritter des Flusses

Auf dem Darpat in der Nähe von Burg Auenwehr, Mitte Travia 1043 BF

Die Flusssegler Windhatz und Natter der Sonderflottille fuhren hintereinander den Darpat herunter. Sie hatten Bericht erhalten von einigen Vorfällen mit Malmern und Krabben in der Gegend und wollten diesen nun nachgehen.
Kapitänen Dara von Hardenstatt kam das auch ganz gelegen, sie musste ihren Kopf, von den ganzen Aufgaben in Schloss Tikaris, frei bekommen und da kam ihr diese Patrouille gerade recht. Missmutig stand sie am Bug der Windhatz und beobachtete mit ihrem Fernrohr die Umgebung. Es war ruhig und lediglich ein laues Lüftchen wog das goldgelbe Schilf am Ufer umher. Entsprechend langsam kamen sie voran, was beim genauen Absuchen der Umgebung jedoch nützlich war.
Da bemerkte sie eine seltsame Bewegung auf ihrer Seite des Ufers, etwas Kleines war dort ins Wasser geglitten, vielleicht einen Schritt lang.
„Dort, habt Ihr das gesehen?“, sprach sie den Matrosen neben sich an, der nun seinerseits wie gebannt auf die Stelle, auf die sie deutete, blickte. Einige Augenblicke vergingen ohne dass etwas geschah. Dann drang ein Ruf von hinter ihnen an ihre Ohren, ein Blick zeigte die Natter mit entsprechender Beflaggung. Sie hatten etwas im Wasser gesehen, doch anders als der Matrose und Dara konnten sie ihre Beobachtung bestätigen.
Schnell wurden kleine Boote zu Wasser gelassen, Dara wollte das Ufer genauer untersuchen. Jeweils fünf Männer und Frauen der zwei Segler besetzten die kleinen Ruderboote die Richtung Ufer fuhren.
Die Kapitänin war die Erste, die an Land sprang und dabei ein lautes Knirschen unter ihren Stiefeln vernahm. Ein Blick nach unten zeigte einen Haufen kleiner Krabben, die sich hier am Ufer tummelten und sich übereinanderstapelten. In dem Gewusel erkannte Dara viele deformierte Krabben. Geschwülste an Scheren und Panzern, überzählige Beine bei der einen Krabbe schienen zu wenige Beine bei der anderen ausgleichen zu wollen. Unterdessen waren auch ihre Begleiter angelandet und waren sich dieser Abnormalitäten gewahr geworden.
„Was bei Efferds Bart ist hier los, Kapitänin?!“, entfuhr es einer entsetzten Seesoldatin. Dara schluckte, „efferdunheilige Dinge sind hier los Frau Treuenwehr. Und unsere Aufgabe ist es aufzuklären, wie man dem Herr wird! Schnappt euch eure Säcke und sammelt einige dieser Viecher ein! Die anderen vier sollen den Fluss im Auge behalten, ich habe keine Lust auf weitere Überraschungen!“, bellte Dara ihre Befehle und wandte sich dann Richtung Ufer, sich denen anschließend, die ihre Blicke auf das Ufer richteten.
Während die eine Gruppe also Krabben einfingen, behielt die andere den Fluss und das nähere Ufer im Auge als einer der Seesoldaten, „Kapitänin dort! Seht doch! Da ist etwas im Wasser!“ rief. Wie auf Kommando kamen eine Handvoll hummerähnliche Wesen aus den Tiefen des Darpat an das Ufer und schnappten nach Dara und die ihren. Durch ein beherztes zurückspringen entging sie selbst der großen Schere des gut zwei Schritt großen Wesens, soviel Glück hatte der Soldat, der gerufen hatte, leider nicht. Ein schmerzerfüllter Schrei hallte über das Ufer hinweg. Die junge Kapitänin zog ihren Säbel und rief nach hinten, als sie sah, dass die restliche Gruppe ihnen zur Hilfe kommen sollte, dass sie gefälligst die Säcke füllen sollten. Derweil entbrannte ein “Gefecht“ zwischen Daras Gruppe und den Malmern, ihre eigenen Säbel kamen nicht durch die dicken Panzer der Wesen, diese wiederum schafften es meistens, ob ihrer Schwerfälligkeit, nicht die leicht gerüsteten Seesoldaten zu erwischen.
Nach einigen Schlagabtäuschen zogen sich plötzlich alle außer ein Malmer zurück, ohne ersichtlichen Grund. „Lebend! Wir brauchen ihn lebend!“, rief Dara den beiden Soldatinnen zu, die dem Wesen zu Leibe rückten. Doch just in dem Moment, in dem Dara gerufen hatte, wandte sich der übergroße Hummer ab und wollte wieder Richtung Fluss verschwinden. Die Soldatin, die näher dran war erkannte den Plan des Wesens rechtzeitig und sprang auf den Malmer drauf, um ihn festzuhalten. Eine Entscheidung, die sie schnell bereute, denn die große Schere des Ungetüms schlug nach oben und erwischte sie am Kopf, benommen aber in ihrem Willen nicht ungebrochen umklammerte sie die Kreatur weiterhin. Dann kam endlich jemand von hinten mit einem Netz. Gemeinsam schaffte man es dann das Wesen von der Soldatin zu trennen und es gefangen zu nehmen.
Zufrieden und etwas erschöpft machten sich die beiden Gruppen, mit mehr oder weniger schlimmen Blessuren, zurück zu ihren Segeln.
Dara blickte sorgenvoll zu dem sich im Netz windenden Malmer, Ritter der Meere, nicht Ritter des Flusses, dachte sie sich im Stillen, was also macht ihr hier?

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Die beiden Flusssegler Windhatz und Natter würden noch einige dieser Begegnungen dieser Art haben. Manches Mal würden sie sich zurückziehen müssen. Doch die anderen Male würde die Sonderflottille einen Sieg davontragen können. Krabben und auch Malmer gefangen nehmen und sie dann nach Perricum zur Untersuchung schicken. Doch alles in allem war dies ein Kampf gegen Windmühlen, sie konnten nie überall gleichzeitig sein und während sie die Lage firunwärts von Wasserburg verbessern wollten, kamen Berichte, dass es praioswärt wieder schlimmer wurde. Ein zermürbender Kampf, dessen Ende nicht absehbar war.

Autor: Vlad

Stahl im Wasser

24. Travia 1043 BF, unweit der Stadt Traviansfurt, Baronie Gluckenhang

Bärfried von Hardenstatt hatte Traviansfurt hinter sich gelassen und war dem Gluckenhanger Darpatstieg praioswärts gefolgt. Er hatte sich beurlauben lassen, war es doch sein erklärtes Ziel in diesem Jahr noch an den Rothandfelsen pilgern und sich vom Geiste Korgonds beseelen lassen.
Außerdem bot es sich dann gleich an seinen Sohn zu besuchen und bei seiner Pagenmutter zu fragen, ob diese besondere Pilgerreise nicht auch etwas für sie und ihren Pagen sei.
Zu Bärfrieds Verdruss weilte die Baronin jedoch nicht auf Burg Gluckenhang, sondern war, mit ihrem Gefolge, in ihrer Baronie unterwegs.
So ritt Bärfried den kleinen Weg allein entlang und genoss das Farbenspiel der Natur. Gelbe, braune und orangene Töne gaben sich hier die Hand und verzauberten die Landschaft in ein malerisches Bild.

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Der Einäugige saß auf einen umgestürzten Baumstamm und nahm gerade einige Schlucke aus seinem Wasserschlauch zu sich als er am Ufer des Darpats eine Bewegung ausmachte.
Neugierig legte er den Schlauch neben sich auf den Stamm und ging langsam, Schritt für Schritt, auf die Stelle am Ufer, wo er die Bewegung zusehen geglaubt hatte, zu. Es war eine unübersichtliche Umgebung, das Schilf war, obgleich der braunen Farbe, hochgewachsen und verschleierte die Grenze zwischen dem festen Land und der Wasseroberfläche.
Die Rüstungsplatten klapperten gegeneinander als Bärfried seinen Fuß mit einem Schmatzen aus dem Schlamm zog. Unbemerkt stand er schon im Wasser als er innehielt und sich umblickte. Die Oberfläche des Flusses war, abgesehen von den von ihm verursachten Wellen, glatt und ruhig. Erst jetzt bemerkte der blonde Mann, dass die Geräusche der Tiere um ihn herum verstummt waren. Mit einem mulmigen Gefühl wollte er seinen Anderthalbhänder packen, bemerkte jedoch mit Entsetzen, dass er diesen neben sich an den Baumstamm abgelegt hatte. Gleichzeitig sah er im Augenwinkel etwas durch das Wasser ziehen. Mit geweitetem Auge folgte er dem Ursprung der Wellen und erkannte einen Tentakel. Geistesgegenwärtig griff Bärfried an seinen Waffengürtel und bekam gerade noch sein Kurzschwert zu fassen als ein weiterer Tentakel schon nach seinen Beinen schlug und ihn dadurch auf den Rücken schickte.
Das Wasser war kalt und seine Kleidung sog sich sofort damit voll, während die Platten ihn nach unten zogen. Bärfried wollte sich auf den Bauch drehen um sich wieder aufrichten zu können doch da kam schon der nächste Tentakel und griff sein linkes Bein um es zu umschlingen. Der Einäugige wollte mit seinem Kurzschwert zuschlagen, doch ein dritter Tentakel umschlang seinen rechten Arm und vereitelte seinen Plan. Panik ergriff den jungen Mann als er merkte, wie er immer mehr in die Fänge des Monsters geriet und dieses ihn nun in Richtung tieferes Wasser zog.
Das Wasser schäumte schon, durch die wilden Schläge des Ritters, der sich aus den Fängen des Ungetüms zu winden versuchte. Immer wieder konnte er einen Blick auf den Körper des Wesens erhaschen und sah dort einen Schnabel der aufgeregt auf und zu schnappte. Egal wie er sich wandte, er entkam dem klammernden Griff des Monsters nicht.
Plötzlich lockerte sich der Griff um Bärfrieds Arm, so dass dieser nun frei war. Überrascht blickte er sich um und erkannte einen Mann neben sich im Wasser, der mit einen mächtigen Hieb seines Zweihänders den Tentakel durchgetrennt hatte. Auf der anderen Seite tauchte ein zweiter Mann auf und begann damit auf die Tentakeln einzuhacken. Die Tentakelkreatur begann dies mit einem lauten und aufgebrachten Fauchen zu quittieren.
Dank dem Eingreifen dieser beiden Herren schaffte es Bärfried letztlich sich aus den Fängen des Monsters zu befreien und auch sich aufzurichten. Nun standen sie zu dritt gegen das Ungetüm und mit verbündeten Kräften konnte das Monster zurück in den Darpat getrieben werden. Am Ende lagen vier abgetrennte Tentakel im Wasser oder im morastigen Ufer.

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Ausgelaugt und durchnässt saßen Bärfried, Roban und Perdin an einem kleinen Feuer, das die Knappin Rondriga für sie hergerichtet hatte. Der Barde Gneisbald hatte sich neben die Knappin gesetzt und lauschte dem Knistern des brennenden Holzes.
“Ich danke Rondra, dass sie euch hierher zu mir führte und Euch danke ich für eure Schwertarme!“, sprach Bärfried nach einigen Momenten der Stille aus.
Der Baronsgemahl von Hengefeldt nickte ihm lächelnd zu, “ja, Ihr könnt Euch glücklich schätzen! Ich befürchte ohne uns wärt Ihr diesem Krakenwesen zum Opfer gefallen“, stellte der Mann abschließend fest.
Um die Stimmung, ob des Beinahetods des Einäugigen, nicht gänzlich kippen zu lassen erhob der Barde seine freundliche Stimme, “sagt, edler Ritter, wie lautet denn Euer Name? Was treibt Euch denn hier her in diese Gegend?“.
Bärfried nickte kurz, um dann zu lachen, “verzeiht! Mein Name ist Bärfried von Hardenstatt, ich bin, wie ihr richtig erkannt habt, Ritter und auf der Reise an den Rothandfelsen. Leider ist mir…“, er stockte kurz und blickte auf den dahinziehenden Darpat, “dieses Ding dazwischengekommen. Meine Neugier hat mich unvorsichtig werden lassen, weswegen ich mich nur mit meinem Kurzschwert erwehren konnte“. Interessiert horchte Roban und seine Gefährten bei dem Wort Rothandfelsen, auf.
“Ach, der Rothandfelsen? Damit habt Ihr etwas mit uns gemeinsam! Auch wir sind auf dem Weg zum Rothandfelsen!“, stellte der Schwarzhaarige erfreut fest ehe er nachsetzte, “und ich bin Roban von Rauleu, Gemahl der Baronin von Hengefeldt“, dann deutete er im Kreis auf seine Mitreisenden, “dies ist die Knappin meiner Frau, Rondriga von Rauleu, unser hochgeschätzte Barde, Gneisbald von Firunslicht und der Hausritter, Perdin von Dunkelfarn“. Bärfried nickte jedem Vorgestellten freundlich zu ehe er sich an Roban wandte, “sehr erfreut euch alle Kennenzulernen“, stellte er fest um dann noch, “nun Euer Hochgeboren, wenn ich dürfte würde ich Euch gerne den Vorschlag machen von hier aus gemeinsam den Weg zum Felsen bereisen?“, nachzusetzen.
Die Gruppe aus Hengefeldt blickte sich kurz an, dann nickten sie Roban zu, dieser wandte sich zufrieden an Bärfried und reichte ihm seine Hand, “nun, dann freut es mich Euch, Ritter Bärfried, in unserer Runde willkommen zu heißen!“. Lachend schlug der Angesprochene ein.

Autor: Vlad

Ein Wink mit der Roten Hand I.

Baronie Gnitzenkuhl, Rothandfelsen am Darpat, 30. Travia 1043 BF

Trotz, oder gerade in solchen Zeiten, in denen im zentralen Garetien die Fehde tobte und sich die Perricumer finstere Geschichten über ihren alten Freund den Darpat erzählten, suchten sie die Nähe zu den hohen Mächten und den Mythen der Vergangenheit, die sie mit Land und ihren Urahnen verbanden. So hatte sich eine große Traube aus Menschen am Rothandfelsen gebildet, der zwischen ihnen und dem dieser Tage missmutig beäugten Fluss aufragte und ihnen das Gefühl von Schutz gab. Denn heute jährte sich der Tag des Zeichen Korgonds zum dritten mal, damals hatten sich die Wasser am Felsen rot gefärbt und so vom Wiedererscheinen Korgonds gekündet – was letztendlich zu einer neuen Blüte von alten Legenden und dem großgaretischen Rittertum geführt hatte. Seit dem letzten Jahr hatte der Tag enorm an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen, als der großfürstliche Prinz und sein Fuchsrudel – Jünger Korgonds und dieser Bewegung - Perricum und vor allem den Rothandfelsen besucht hatten. So waren dieses Jahr noch einmal bedeutend mehr zum Felsen gepilgert.

Vielleicht auch weil einige Vertreter der Kirchen der drei lieblichen Schwestern aus Rashia’Hal und Dreitempelhof ebenfalls tsagefällig neugierig dem Ruf des Felsens gefolgt waren, da sich doch eben seit einem Jahr das Bild der drei betenden Schwestern am Rothandfelsen langsam bei den Pilgern etabliert hatte. Anfangs noch etwas zögerlich, hatten sich diese der Feierlichkeit angenähert. Standen die 12göttlichen Kirchen dem aufstrebenden Korgond-Mythos doch eher skeptisch gegenüber, gründete sich dieser doch auf längst vergangenen, archaischen Legenden und Praktiken. Dieser Mythos berief sich gar auf Prinzipien wie Herrschaft und Rittertum, welche nicht gerade die Grundsätze der Schwestern Rahja, Peraine und Tsa waren. Dennoch sprachen Verfechter und Anhänger dieser Bewegung auch von der Einigkeit, der Eintracht und dem Land – das vor allem den Perrinländern soviel Geschichte, Freude und Gaben schenkte.

So konnte man nun schon, als man sich an der Traube aus andächtig am Felsen umherwandernden, demütig gewandeten Menschen zwischen den kleinen geschmückten Zelten und einem neuen und kleinen aus Findlingen aufgestapelten Altar heran begab, neben den vielen freudigen Gesichtern, einige Geweihte der göttlichen lieblichen Schwestern erblicken. Diese mischten sich unter die Leute, sprachen angeregt mit den Angereisten über die Lieblichkeit des Lebens und das reich beschenkte Land, oder beruhigten diejenigen Pilger, welche sich doch besorgt um den Darpat und die Abwesenheit der Efferd-Kirche zeigten, welche derzeit den unheimlichen Geschehnissen nachgingen, von denen man hier, im Schatten des Rothandfelsens, nichts wahrnahm.

Der Moment hatte eine ganz eigentümliche Stimmung von Aufbruch, dem – wie dem ganzen Mythos - der Geruch von Edelmut und von etwas Neuem anhaftete. Was natürlich besonders die Geweihten der Tsa schnell von ihrer Skepsis befreit und in den Bann gezogen hatten und einige von ihnen sich beschwingt den Ritualen um den Felsen hingaben, der ja ohnehin auch den Zwöfgöttlichen auch bei Feiertagen als Versammlungsort bekannt war. So tummelte sich nun eine äußerst vielfältige Schar um den mit roten Handabdrücken verzierten Felsen und man erzählte sich Geschichten der Perricumer Lande und harte gemeinsam vergnügt-andächtig dem Moment der Zeremonie, bei Speis und typisch Perricumer Trank.


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So schlenderte auch der Landedle Tamin von Cardebas vom Weine geschwängert und durch die fröhliche Erhabenheit des Fests beschwingt durch die Menge und lauschte den Gesprächsfetzen und hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern, die an diesen Tagen in illustren Gruppen angereist waren um sich dem Mythos des gesegneten Landes hinzugeben. Von leise wispernden Stimmen aus der Menge vernahm Tamin das Gerücht, der Großgaretische Almosenmeister würde dem Felsen seine Aufwartung machen und als Höfling wusste er nur zu gut, dass auch der Seneschall die markgräflichen Knappen ebenfalls auf eine Mission hierher befohlen hatte.

Welch illustre Gesellschaft sich doch am Rothandfelsen versammelt hatte. So hatte sich gar der in der Reichsstadt lebende Edle Astaran von Pfiffenstock so weit 'aufs Land' hinaus begeben und beobachtete mit wachem Blick die Szenerie. Bei ihm untergehakt hatte sich seine Mutter Haldana von Rotfurt, die den Besuch ihrer alten Heimat sichtlich genoss. Neben dem Edlen schritt dessen Tochter Sheriane. Die Gemahlin des ungemein eloquenten und sehr untypischen Nebachoten war hingegen nicht zugegen. Ein Umstand, der Tamin wenig überraschte, war es in der Reichsstadt ein offenes Geheimnis, dass sich Sheriane und ihre Stiefmutter nicht verstanden.

Weiter fiel Tamins Blick auf die beiden Edelmänner Ramin Eorcaïdos von Aimar-Gor und Hamedan von Waraqis. Die Hausritter des Barons von Dürsten-Darrenfurt amüsierten sich augenscheinlich prächtig. Mit einem Weinkrug in ihren Händen schlenderten sie gemächlich aus einem aus bunten Stoffen bestehenden Zelt einer Seherin heraus. Offenbar hatte ihnen die runzelige, alte Frau eine goldene Zukunft weisgesagt. So golden, wie auch die Entlohnung für solcherlei Weissagung, wie Tamin glaubte. Er war sich nicht sicher, ob die beiden Ritter aranischer Herkunft im Auftrag ihres Barons zu den Rothandfelsen gereist waren, oder ob ihr Besuch privater Natur war. Letzteres war es, was die den anderen Gästen weismachen wollten, da hatte Tamin keinen Zweifel.

Interessant war es auch, wer nicht zu diesem Fest erschien: So war Baronin Geshla von Gnitzenkuhl diesem Spektakel fern geblieben. An ihrer statt schickte sie ihren ersten Hausritter Hlutharion von Sturmfels, der mit ernster Miene seinen Blick durch die anwesenden Menschenmassen gleiten ließ. Um die Person der Baronin von Gnitzenkuhl war es in letzter Zeit auffällig ruhig geworden. Sie zeigte sich nur noch selten in der Öffentlichkeit. Auch war ihre Stimme, was Angelegenheiten außerhalb ihrer Baronie betraf, vollkommen verstummt. Auch Tamin war seiner Lehnsherrin schon lange nicht mehr begegnet. Audienzgesuche seinerseits wurden von der Friedburg mit dem Verweis abgewiesen, die Baronin müsste sich um ihre Kinderschar kümmern. Sicherlich ein Vorwand, da war sich Tamin sicher. Bestimmt hegte die Baronin noch immer einen Groll gegen seine Personalie, denn der Markgrafenhof hatte mit seiner Belehnung zum Landedlen zu Mittstätten Baronin Geshla übergangen.

Ein weiterer Vasall 'seiner' Baronin erregte Tamins Aufmerksamkeit. Der für seinen Kunstsinn bekannte Ritter Anshelm von Mistelstein stand an einem der vielen bunten Teezelte und plauderte, lässig an einem Stehtisch gelehnt, mit dem Magier Thamian de Vargas und der Gelehrten Sariana Grimmbart. Auf dem ersten Blick eine Zusammenkunft von Hesinde gesegneter Geister, doch der zweite Blick offenbarte mehr. De Vargas war der Vormund für Romin von Tikaris, dem Sohn des abgesetzten Barons von Wasserburg und stand in offener Gegnerschaft zu der neuen Baronin Korhilda von Wasserburg. Die Gelehrte Grimmbart war Vögtin von Sahabur in der Baronie Haselhain und inoffizielle Gesandte der Familie Zweifelfels in Perricum, der beste Verbindungen zur Haselhainer Herrscherfamilie Pfiffenstock nachgesagt wurden. Bildete sich vor dem Teezelt mit den vielen Wimpeln in den Korgonder Farben Blau und Gold etwa eine neue Allianz? Doch nun sollte etwas anderes Tamins Aufmerksamkeit erregen.


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Sein Bart war mittlerweile zu einer beachtlichen Marke heran gewachsen und auch sonst mache Ucurian von Sturmfels, eine beeindruckende Figur in seinem einfachen Gewand. Dieses war geziert von den Farben und den Symbolen des Sturmfels, reines weiß, zurückhaltend kontrastiert mit wenigen roten Applikationen - Sparren und Hippogreif. Ucurian sah den Sparren als eine Art Dach, das Schutz und Geborgenheit bot, der Hippogreif war ein Symbol für die Verbundenheit von korgondgefälligen, heiligen Land und göttergefälligem Alveran. Welches sich in seinen nicht etwa widersprach, sondern nur logisch war, auch wenn das viele der zwölfgöttlichen noch nicht sehen wollten, wenngleich er auch die Geweihten der drei lieblichen Schwestern hier am Darpat als gutes Zeichen verstand. Doch gerade ob der Skeptiker trug er auch voller Stolz das Wappen des großfürstlichen Fuchsrudels und damit Korgonds bei sich auf einer weißgoldenen Schulterplatte - welche seinen stattlichen Auftritt nur noch verstärkte.
Der beindruckende Ritter und Baron bahnte sich zusammen mit seinen Getreuen Begleitern Junivera und Ronderich von Sturmfels, seinem Knappen Falkwin und weiteren, einen Weg durch die Feiernden. Er erkannte einige - bekannte und weniger bekannte Gesichter wieder, doch erschienen sie ihm beinahe wie aus einem anderen Leben. Natürlich war er für diese Feierlichkeit in die NIederungen Perricums gestiegen, fort von seiner Bestimmung, doch dieser Tag war etwas Besonderes. Mit einer Gefühlsmischung aus Erhabenheit, Gleichmut und Skepsis blickte er über die vielen Pilger und Feiernden. Korgonds warf mittlerweile einen unübersehbaren und mächtigen Schatten auf das Land, es nahm seinen rechtmäßigen Platz ein, doch verkam es schon jetzt zu halbwisserischer und vager Folklore bei den einfachen Leuten. Doch wie sollten diese auch die wahre Größe und Kraft des korgondschen Landes verstehen, sie hatten sie nicht gesehen, es sei denn gar gespürt. Nur geweihte Mitglieder der Kirchen konnten dieses Gefühl eventuell nachvollziehen, wenn eine derartige Macht einen geküsst hatte. Doch auch sie ahnten nicht wie sehr Land und Götter sich ebenbürtig gegenüber- und nahestanden.
Heroisch anmutend gestützt auf den Schaft seines viergeteilten Banners in rot-silber und blau-gold stand er dort und merkte garnicht wie die Leute ihm verstohlen Blicke zuwarfen. Seine fast entrückten Gefühle und Gedanken ebenso wie seine Gefolgschaft schirmten ihn davon ab - er spürte Heute würde etwas Großes geschehen - würde sich Korgond ihnen erneut ein Zeichen senden? Würde es ihnen zeigen warum der Darpat, als Teil des Landes und einendes Element Perricums, seit geraumer Zeit schäumte und sich aufbäumte? Waren die drei betenden Schwestern ein weiteres Zeichen dafür? Soviel hatte er seinen Träumen und verschiedensten - oft winzigen - Zeichen gesehen, doch nur wenig davon in Einklang bringen können. Ein weiterer Grund hier zu sein.

Während ihr Baron und/oder Oberhaupt dastand wie eine lebendige in Form geschlagene Salzsäule, behielten seine getreue Junkerin Junivera, sein Anverwandter Ronderich, sowie seine acht Knapp*innen einen losen Kreis um ihn und behielten locker das Geschehen im Auge oder unterhielten sich, wie der Blondschof Borowin, Asterian von Zolipantessa und Duridanya von Sturmfels. Diese hatten eine kleine Gesandtschaft aus dem haselhainschen beobachtet, bei denen ihnen besonders der Studiosi des Hesinde-Kollges auffiel, der die Gebräuche hier auf dem Fest pedantisch auf einen seiner Pergamente festhielt anstatt sich ihnen hinzugeben. Aber auch viele der anderen bekannten Gesichter hier beschäftigten sie ihn ihren Gesprächen. Wie zum Beispiel die auffällig zahlreichen Mitglieder der Familie Alxertis, nicht selten nah bei den Haselhainern - eine von den Alxertisern fiel ihnen besonders ins Auge. Das junge Ding hielt sich etwas ver- oder eingeschüchtert immer im Schatten ihrer Mutter Rondrara - Vögtin und Erbin Goldackerns - auf, die gerade mit ihrem greisen und doch noch recht rüstig wirkenden Verwandten Aurelian, einem Geweihten der Rahja, ein Gespräch führte. Die kleine war ihnen ins Auge gefallen, da sie in ihrer gesamten Schüchternheit irgendwie erschien, als würde sie ganz allein an diesem Ort sein und als würde sie zwischen all den Leuten hindurchsehen können oder wollen und etwas völlig anderem lauschen als den Tönen des Festes. Doch abrupt wurden sie aus ihrem geflüsterten Gespräch darüber gelöst, als sich ihr Schwertvater plötzlich aus seiner starren Erhabenheit löste um dann vorsichtig auf die Alxertiser zuzusteuern. Die dort in der nähe des Felsens standen und wie viele auf die angekündigte Ansprache warteten.

Autoren: Bega, Jan, Vlad

Ein Wink mit der Roten Hand II.

Baronie Gnitzenkuhl, Rothandfelsen am Darpat, 30. Travia 1043 BF


Feierlich tanzten unzählige Fahnen im lauen Herbstwind. Die Feierlichkeiten strebten ihrem ersten Höhepunkt entgegen. Aus dem zentralen Garetien war tatsächlich der Großgaretische Almosenmeister Udalbert von Cletzau angereist. An seiner Seite die Almosenmeisterin der Perricumer Lande, Rhuna vom Bogen, sowie die junge Ritterin Lutisana Danaris von Schwingenfels, die Verkünderin Schwingenrauschens. Hinter den drei Persönlichkeiten trugen Fahnenträger die Banner des Königreiches Garetien, der Markgrafschaft Perricum, sowie Korgonds.

Die drei Herrschaften schritten vor den aus grob behauenen Steinquadern gefertigten Altar vor dem Rothandfelsen. Udalbert von Cletzau war der erste der seine Stimme an die Anwesenden erhob.

„Mutter Garetia ist mit euch, auch wenn ihr Herz blutet. Der Zwist ihrer Kinder betrübt und schmerzt unsere ewige Mutter, denn die Heerscharen haben die Prinzipien Korgonds vergessen. Doch, tapfere Recken und Maiden sind angetreten, um unter dem vereinten Banner von Korgond an die großgaretischen Rittertugenden zu gemahnen.“

„So sei es! Für das Land! Für Perricum! Für Mutter Garetia!“, sprachen die Drei im kehligen Gleichklang.

Nun erhob Rhuna vom Bogen ihre Stimme.

„Einig und treu stand Perricum im Kampf gegen den Erzverderbten. Einig und treu steht Perricum nun auch im Kampf gegen finstere Mächte die unseren Flussvater Darpat heimsuchen. Einig und treu stehen wir zu unseren Landen. Einig und treu, durch die Mächte Korgonds, die uns auf die alten Pfade unserer Ahnen zurückführen. Perricum hat den Schwur am Altar der gerechten Herrschaft verstanden. Wir wissen wo unser Platz ist. Wir wollen uns nicht im geschwisterlichen Zwist verlieren. Sei uns die Große Fehde im Herzen unserer Mutter Garetia eine Mahnung. Nur zusammen sind wir stark!“

„So sei es! Für das Land! Für Perricum! Für Mutter Garetia!“, sprachen die Drei im kehligen Gleichklang.

Nun erhob Lutisana Danaris von Schwingenfels das Wort.

„Ein halbes Jahrtausend ist es her, dass das Land einen neuen Wächter erwählte. Eine Wachablösung kommt auch immer einer Zeitenwende gleich. Feierlich wollen wir dem größten Heroen dieser Zeitenwende zelebrieren, dem Heiligen Hadrumir von Schwingenfels, Wächter des Altars der gerechten Herrschaft zu Korgond. Er war ein Recke aus dem pochendem Herzen unserer Mutter Garetia. Treu stand er zur Krone um der Pflicht seines Standes zu folgen und dem Land tugendhaft zu dienen und vor Unbill zu bewahren, stets bereit sein Blut für das Wohl des Landes und seiner Bewohner zu geben. Diesem großen Heroen würde die größte Ehre zuteil. Aus Schwingenfels wurde Schwingenrauschen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit! Er wacht für das Land! Möge er unser Schicksal leiten in dieser Zeit!“

„So sei es! Für das Land! Für Perricum! Für Mutter Garetia!“, sprachen die Drei im kehligen Gleichklang.

Als nächstes verschränkte der Großgaretische Almosenmeister seine Hände andächtig zum Gebet und blickte ergriffen auf den Rothandfelsen.

„Heilige Mutter des unteilbaren Landes,
nimm den heiligen Recken Hadrumir in dir auf,
möge er als Schwingenrauschen über uns wachen.
Gemeinsam stehen wir hier
um vor dem Altare an Rothandfelsen zu schwören
dem einig Land zu dienen
auf das das Unteilbare auf ewig zusammen steht
das Herz, das Land – Garetia“

„Vivat Hadrumir! Vivat Perricum! Vivat Garetia!“

Euphorisch stimmten die Anwesenden in den Kor aus Tausend Stimmen ein und aufbrausender Applaus brach aus.


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Es war eine feierlich-erhabene Stimmung die sich wie ein Lauffeuer ausbreitete. Ausgelassen ließen die Anwesenden den Heiligen Hadrumir hochleben, tranken auf das Wohl des Wächters von Korgond, oder lagen sich beseelt vor Zuversicht und Freude in den Armen. Ergriffen von den in der Luft wabernden Emotionen standen nun die markgräflichen Knappen vor dem sagenumwobenen Rothandfelsen.

Als erstes traten Timshal von Rauleu, sein Namensvetter Timshal von Salicum und Leto von Darben-Dürsten an den Fels.

„Aus Schwingenfels wurde Schwingenrauschen, möge der Heilige Hadrumir am Altar der gerechten Herrschaft über das Land wachen! Doch auch die Perricumer Lande kennen ihre Helden und Heilige.“ - Timshal von Rauleu

„So ward einmal Kvorvina von Burgenhoch, eine Frau von tadellosen Ruf und Leumund, die tapfer und tugendhaft für ihren Herrscher focht. Doch neideten viele dieser Heroin und vergifteten den Geist des Herrscher, so das Kvorvina in Ungnade fiel. Doch verzagte sie nicht und errang den ritterlichen Tugenden folgend, als Schwarze Ritterin den Sieg am großen Turniere. Der Herrscher, ob ihrer Ritterlichkeit und Treue tief bewegt, hörte auf die Stimme des Landes und stellte die Ehre der tugendhaften Kvorvina wieder her. Der Eingebung des Landes folgend, erhob der Herrscher sie zur Herrin an des Greifen Sitz hoch im Wall. Auch sollte Kvorvina die Todesurteile gegen ihre Peiniger vollstrecken. Doch vergab Kvorvina den schnatternden Neidern und zeigte so ein weiteres Male ihre Größe und Tugendhaftigkeit. Fortan wachte Kvorvina die Tugendhafte über die Gipfel des Walls und lauschte dem Grollen der Berge, bis das Land sie als ritterliche Heroin zu sich nahm.“ - Timshal von Salicum

„Und die Moral von der Geschichte: Mag das Schicksal euch zu Boden stoßen, steht auf und besinnt euch darauf was Kvorvina die Tugendhafte getan hätte. Hört auf die Stimme des Landes, die euch leiten wird aus tiefster Dunkelheit zurück ins gleißende Licht Garafans!“ - Leto von Darben-Dürsten.

„Die Inschriften im Tempel der gerechten Herrschaft legten uns längst Vergessenes zurück in unseren Schoß. So wollen wir nun mit der Liturgie der Heiligen Kvorvina dieser Heroin gedenken und das Land ehren.“ - Timshal von Rauleu

Nun traten die drei markgräflichen Knappinnen Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor, Pernula von Zolipantessa und Xanjida von Sanzerforst an den steinernen Altar vor dem Rothandfelsen.

„Ich rufe die Mächte Garetiens
Ich rufe die Kräfte des Landes
Vom Großen Fluß bis um die Zacken
Vom Finsterkamm bis an den Golf
Von den Landen um das Ochsenwasser
bis zur Almadaner Pforte“ - Nedime

„Wie dereinst Kvorvina
von Burgenhoch, Baronin auf/an des Greifensitz
erbitte ich: Zu widerstehen dem leichten Weg,
mich selbst zu packen bei der Ehr,
auf dass ich ruhe in mir selbst.“ - Nedime, Pernula & Xanjida im Gleichklang

„Ich rufe die Mächte Garetiens
Ich rufe die Kräfte des Landes
Vom Großen Fluß bis um die Zacken
Vom Finsterkamm bis an den Golf
Von den Landen um das Ochsenwasser
bis zur Almadaner Pforte.“ - Pernula

„Wie dereinst Kvorvina
von Burgenhoch, Baronin auf/an des Greifensitz
erbitte ich: Mir zu weisen den rechten Weg,
wie ihr der gleißend-strahlnde Garafan,
auf dass ich ihn begeh zur rechten Zeit.“ - Nedime, Pernula & Xanjida im Gleichklang

„Ich rufe die Mächte Garetiens
Ich rufe die Kräfte des Landes
Vom Großen Fluß bis um die Zacken
Vom Finsterkamm bis an den Golf
Von den Landen um das Ochsenwasser
bis zur Almadaner Pforte.“ - Xanjida

„Wie dereinst Kvorvina
von Burgenhoch, Baronin auf/an des Greifensitz
erbitte ich: Zu handeln in ihr’m Sinne Bild,
des golden Säbel in des Löwen Maul,
auf dass Ehr ist stets mein erste Wahl.“ - Nedime, Pernula & Xanjida im Gleichklang

„Wir rufen die Mächte Garetiens
Wir rufen die Kräfte des Landes
Vom Großen Fluß bis um die Zacken
Vom Finsterkamm bis an den Golf
Von den Landen um das Ochsenwasser
bis zur Almadaner Pforte
das war und ist unteilbar
das Herz, das Land – Garetia – Nedime, Pernula & Xanjida im Gleichklang

Autoren: Bega, Jan, Vlad

Ein Wink mit der Roten Hand III.

Baronie Gnitzenkuhl, Rothandfelsen am Darpat, 30. Travia 1043 BF

Die Hengefeldter um Roban von Rauleu und Bärfried von Hardenstatt waren bei der Ansprache der Almosenmeister in den ersten Reihen gestanden und hatten sich von der Aufbruchstimmung mitreisen lassen.
Vor allem als die Geschehnisse um den Darpat zur Sprache kamen nickte sich die Gruppe verstehend zu. Nur gemeinsam hatten sie verhindert, dass der Einäugige vorzeitig an Rondras Tafel geholt wurde, durch ein Wesen aus dem kalten dunklen Fluss.
Auch die Ansprachen der markgräflichen Knappinnen und Knappen hatte die Gruppe gebannt vernommen. Besonders die Geschichte der Heldin Kvorvina hatte Bärfried bewegt und in seiner Entscheidung bestärkt hierher zu kommen und dem Ideal Korgonds nachzugehen und auch nachzueifern.
Der gesamte Ort, die ganzen Anwesenden, sie strahlten alle dieses Gefühl von Verbundenheit und Aufbruch aus. Er sog diese ganze Präsenz wie ein Schwamm förmlich in sich auf. Den Hengefeldter Rittern samt ihrer Knappin und Barden schien es da nicht anders zu ergehen.

Gneisbald hatte von irgendwo einige Krüge Wein und Becher aufgetrieben und so stieß die Reisegesellschaft gemeinsam nach den Ansprachen an und ließen sich von der Menge treiben. Unter den vielen unbekannten Gesichtern sahen sie auch bekannte, wie das des Barons vom Sturmfels. Wie ein menschgewordenes Sinnbild Korgonds stand er da in der Menge der Leute und überragte die Masse. Dabei war es gar nicht so sehr seine Größe oder Statue, sondern vielmehr seine pure Ausstrahlung! Sie schien ihn von den anderen Menschen hier abzuschirmen und herauszuheben.
Zugern hätte Bärfried mit ihm ein Wort gewechselt, doch dazu kam es nicht, denn die Geweihten der drei gütigen Schwestern riefen zu einer Zeremonie und die Masse der Menschen, die nun zusammen strömte bildete ein undurchdringbares Hindernis für den blonden Ritter.

Andächtig lauschten die Zackenberger den Worten der Geweihten, bis Unruhe in die Menschenmenge kam. Roban hatte noch erkannt, wie ein Mädchen zu Boden ging, wobei der Sturmfelser Baron es aufgefangen hatte. Langsam schob sich die Gruppe nach vorne und schaffte es die Worte Ucurians zu vernehmen. Besorgt blickten sie sich an, als sie hörten was der bärtige Baron zu verkünden hatte.

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Die Stimmung war zu etwas angestiegen, dass man nicht aller Tage erlebte, etwas großartiges lag in der Luft. Was wahrscheinlich auch die Geweihten der lieblichen Schwestern noch dazu bewog in den Überschwall einzutauchen und sich dem Moment hinzugeben. Und so wendeten sich einige Vertreter*innen der Rahja, der Peraine und der jungen Tsa dem Altar zu um dort eine gestenreiche und fröhliche Zeremonie abzuhalten. An deren Ende setzten sie sich in einem Halbkreis, die Hände in einander legend, in Richtung des Felsens und des Darpats und dankten den Göttern und des fruchtbaren Land für das gesegnete Leben - während sie die Menge dazu aufriefen es ihnen gleich zu tun.

Der Gigantensohn und Baron Ucurian von Sturmfels stand immernoch ganz in der Nähe, an einem Platz von dem aus er die gesamte Zeit über die ihm so vertrauten Ereignisse und ein junges Alxertiser Mädchen beobachtet hatte, dass ihm so eigenartig bekannt vorkam. Als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel, als sich das klammernde Mädchen von seiner Mutter löste und es sich auf die Szenerie zubewegte, an der auch ein weiterer ihrer Verwandten teilnahm. Diesen Moment, die betenden Geweihten der drei Schwestern, das entrückt-taumelnde Mädchen, ihre Mutter die ihr besorgt und Einhalt gebietend hinterher schritt, die auffällig blauen Augen, die sich zu vernebeln Schienen in den nebligen Rauchschwaden der Zeremonie, der Fels, der Darpat, der Stand des Madamals. Alle Träume und Zeichen der vergangenen Monde fügten sich, in aller ihrer Splitterhaftigkeit plötzlich zu einem klaren Bild zusammen und manifestierten sich im jetzt. Und so hielt es auch Ucurian nicht mehr und er war zuerst bei dem Mädchen, noch vor dessen Mutter, als es in seinen Armen zusammensank und völlig kraftlos in sein Ohr flüsterte. Wäre er nicht da gewesen um ihre prophetischen Worte zu hören, hätte sie vielleicht niemand mehr verkünden können.

Und so präsentierte er den irritierten Leuten das Mädchen und wiederholte sie:

"Am Rothandfelsen, welcher uns eines der Zeichen Korgonds offenbarte, während die drei lieblichen Schwestern am Felsen beteten, wurde diesem Mädchen die Eingabe geschenkt, was unserem Land und seinem einenden Element dauert und schmerzt, so das er sich im Kampfe zur Wehr setzt. So hört die Worte dieses acht- und zwölffach gesegneten Kindes - als es mir, gedrückt von solch Bürde, die Gunst erteilte den Worten zu lauschen. So verkündete ihre Zunge:

Dass 'wenn der Himmel fällt, das Land erwacht und das Herz in Flammen steht, der Gevatter liegt in Unruh, wenn Geschwister unter Wellen - im Bett des Landes des Delphins - tanzen ihren ew'gen Tanz. Wogen, Wellen, Tiefe, Dunkel - sich wild wiegend im Arme liegen. Sich beinah im Tanz zerreissen. Gevatter muss Gefolgschaft schwör'n. Doch wem der Ahnen soll er Treue halten oder gar sich selbst erwähl'n? Gevatter mitgerissen in dem Spiel - wird dem Strudel erst gewahr als er schon zu sehr darin vertieft. Nur ein Fingerzeig, ein klarer Kurs wird ihm helfen aus der Not. Fast vergessen in den Tiefen, während es tobt und stürmt, Gevatter wird erblicken eines blut'gen Rochens Schwert, wohin deutet es? Befreiend Glanz am Horizont, einer Perle gleich.'"


Autoren: Bega, Jan, Vlad

Schmähreime

Anfang Boron 1043 BF

Da ward er grad noch Edler von Blitztann, doch höret, höret diesen Witz an
visitiert er doch seine Gnitz'tant, so pulsierend rot die Spitz' stand
die Hand_am Felsen wo ihm die Gischt kam, ganz und gar nicht sittsam
wollt er an Gnitz' Zitz' ran, wi_der die Gans, lechzt, wie bri_sant

fort ihr Mie_der, gar wie nie da, Triebes Diener, wie im Fieber
ihre Glieder, die Gans fiedert, höret, Rahjens Liebeslieder
nur vornrum bieder, wie die Tiere, die alte Gnitze will es wieder
Alxertis alter Säbelschwinger, der alte gute Flegelschinder

Doch doch, oh, weh ihr Kinder, der Lust verdrusts beim zweiten Mal
als des Flußes Kuss ein peitschen war, und mitriss dann das Leibespaar
und nebenan alljed' noch am feiern war, am Ufer das gar heilig ward
rot gefärbt, nun treibens da, nur ohne Wonne leider, schad.

--

Spontane Schmäh- und Spottreime des vom Haselhainer Barons hoffierten Rapp-Dichters Faridan von Bangen, einige Tage nachdem man die Leichen Adorian von Alxertis' und Olmergas von Gnitzenkuhl nakt aus dem Darpat zog, nachdem sie seit der Festivitäten am Rothandfelsen vermisst wurden.

Autor: Jan

Konvent zu St. Liaiella I

St. Liaiella, das Kloster der Ertrunkenen , Anfang Boron 1043 BF

Eine ungewöhnlich frische Brise pfiff durch die hölzernen Planken und Wände der Halle des Klosters der Ertrunkenen und ließ Jovis etwas frösteln. Nun war es also soweit, die Bruderschaft von Wind und Wogen hatte gemeinsam mit der Sonderflottille Flusswacht zu einem Konvent geladen, um die Ergebnisse der Untersuchungen von den Ereignissen am Darpat zusammenzutragen und zu erörtern.

Jovis war offiziell als stiller Beobachter seines Heimattempels in Pelkhafen hier, doch in Wirklichkeit war er Auge und Ohr der unergründlichen Tiefe und im Auftrag seines Lehrmeisters zu diesem Konvent gereist. Dieser hatte ihn angehalten die einzelnen Würdenträger genau zu beobachten um so deren wahre Natur zu erkennen.

Der junge Novize ließ sein Blick wandern. Er befand sich in einem hölzernen, auf Stelzen errichteten Gebäude, das halb in den Darpat ragte. Die Wände waren mit allerlei Utensilien dekoriert, die die Kloster-Gemeinschaft nach und nach aus dem Darpat gefischt hatte. Darunter waren Kleidungsstücke, Waffen und andere Habseligkeiten der Ertrunkenen, getrockneter Seetang, der dem Raum einen eigentümlichen Geruch verlieh, sowie Wrackreste von Fischerbooten, oder gar dämonisch verseuchten Gefährten? Immerhin kroch eine der verderbten Dämonenarchen den Darpat hinauf. Besonders eindrücklich, wie auch irritierend, empfand Jovis die sonderbar verwachsenen und deformierten Flusstiere, wie Fische und Krebse, die – wie zur Mahnung - an den Wänden angebracht waren. Die Holzplanken am Boden waren scheinbar bewusst nicht genau aneinander gefügt, so dass sie den Blick auf das dunkle Wasser unter ihnen freigab. In der Mitte des Raumes klaffte eine Öffnung im Boden, durch die die Gläubigen in die Fluten des Darpats steigen konnten. Alles in allem war der Ort auch für einen Efferd-Gläubigen sehr gewöhnungsbedürftig. Für Jovis war er es allemal.

Nachdem der junge Novize den Kultraum abschließend betrachtet hatte, wandte er sich den anderen Anwesenden zu. Der greise Abt des Klosters Simmering Flößler sprach mit wässriger Stimme mit Efferdan dylli Turakis, dem Bewahrer von Wind und Wogen der Halle der Gezeiten zu Perricum. Beide galten als Mystiker innerhalb der Perricumer Efferd-Kirche wie Jovis wusste und waren hoch besorgt über die grauenhaften Ereignisse der letzten Zeit. In stürmisch anmutenden Predigten und Flauten gleichen Meditationen versuchten sie das unergründliche Wesen des Herrn Efferd zu ergründen.

Diesen beiden alternden, bei den Gläubigen aber hoch angesehenen Hochgeweihten gegenüber standen die ungleich jüngeren Bewahrer von Wind und Wogen Taseco Efferdicas zu Dergelmund und Sturmbold Wagener zu Rabicum. Beide galten als Pragmatiker innerhalb der Kirche und lehnten es ab wegen der aktuellen Lage Rückschlüsse über ihren Gott zu ziehen. In ihren Augen war und blieb Efferd unergründbar und daran konnten auch die Ereignisse nichts ändern. Efferdicas und Wagener neideten insgeheim den anderen beiden deren Einfluss und Ansehen, was ein offenes Geheimnis war.

Bei weitem noch interessanter fand Jovis jedoch die Wasserburger Hochgeweihte Aleidis Rabek, die sich im heimischen Tempel trotz ihrer jungen Jahre bereits als Prophetin der Heiligen Elina verehren ließ. Die junge Tempelvorsteherin machte keinen Hehl daraus was sie von ihren Amtskollegen hielt – nämlich gar nichts. Nach ihrer temperamentvoll und energisch vertretenden Auffassung sollte Efferd die alte Garde am Besten hinfort spülen um so Platz für die wirklichen Propheten des Launenhaften zu machen. Es war kein Geheimnis, dass die Rabek ihren Heimattempel durch den stetig wachsenden Kult um die Heilige Elina von Wasserburg zu der wichtigsten Kultstätte Efferds in der Markgrafschaft und angrenzenden Gebieten machen wollte.

So bemerkenswert wie die Ansichten der Wasserburger Hochgeweihten war auch ihre Begleitung: der redegewandte Geweihte Ludrian von der Brücke, der bevorzugt am Markgrafenhof verweilte.

Für Jovis fügte sich in der Tiefe seines Geistes aus einem wie durch Brackwasser verschwommenen Zerrbild ein Quellwasser klares Abbild der Efferd-Kirche: Die hohen Prälaten waren untereinander zutiefst zerstritten und Neid und Missgunst nagte an ihnen wie die raue Brandung an einem ungeschützten Ufer. Von denen erwartete Jovis keine große Hilfe, um so mehr Hoffnung hegte er bei der Kommandantin der Sonderflottille Flusswacht, die die Halle mit ihrer Entourage betrat. Besonders bei Alleidis Rabek zauberte sich ein schwer zu deutendes Lächeln auf die Lippen.

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Das kleine Gebäude bot wahrlich nicht viel Platz für eine derartige Zusammenkunft. Die zuvorderst eingetroffenen Geweihten und die Gesandten der Flotille allein vermochten die kleine Baracke schon beinahe zu füllen - die Anbau eines kleinen Fischerhauses war, das mittlerweile noch ein paar Nebengebäude erhalten hatte. Doch die nun vereinzelt Eintreffenden brachten das Gebäude nun in Verlegenheit des Raumes wegen, weshalb zwei junge Klosterschülerinnen mit dunklem, Ufergut behangenem Haar die schmale, hölzerne Hinterwand zum Darpat hin entzkleideten, was nun einen Blick auf den Fluß offenbarte.
Die ankommenden waren davon durchaus beeindruckt, zumal der kleine Schrein artige Altar nun vor der herrlichen Landschaft des Flußes und der dahinter liegenden Zackenlandschaft gut zur Geltung kam und das dunkle Einstiegsloch vor ihm im Kontrast dazu einen noch viel mytischeren Anklang bekam. Miran von Pfiffenstock hatte es sich nicht nehmen lassen persönlich der Einladung zu folgen un in seinem Schlepptau hatte er eine gewisse Auswahl an alten Legenden rund um den Darpat, angefangen bei ein paar wenigen aus den Tagen des alten Sultanats, einige vielversprechende aus der Zeit um die Schlacht am Darat, sowie wiederum ergänzende aus der Zeit danach. Alles in allem etwa 60 hesindegefällige Geschichten, die alle mehr oder minder vom alten Gevatter Dar'at bzw. Darpat erzählten, dessen Eigensinn stets eine Herausforderung für Land, Leute und gar Götter und andere mythische Wesenheiten gewesen war. Etwas behäbig und ungeschickt legten er und eine Scholarin die Mitbringsel auf einer großen Truhe ab, die wohl mal an Bord eines Schiffes gestanden haben musste.

Den beiden folgend und sie - ob ihrer Ungeschicktheit - skeptisch beäugend traf die Vögtin von Aubinge ein, die direkt nach den Ereignissen am Ronthandfelsen hier her geeilt war. Zumal der Darpat bzw. der Felsen das von ihr verwaltete Lehen ohnehin beschäftigte und ihr dazu noch einen Verwandten genommen und dazu noch ihre Tochter mit einer Vision versehen hatte. Das musste für die Alxertis noch mehr bedeuten als nur für Perricum. Das die meisten Anwesenden Rondrara hier nicht erwartet hatten, ruhten die Blicke nun entsprechend auf ihr, die sie aber schlicht mit einem knappen Nicken quittierte.

Autoren: Bega, DreiHund, Flo S.

Konvent zu St. Liaiella II

St. Liaiella, das Kloster der Ertrunkenen , Anfang Boron 1043 BF
Der Vormittag

Nachdem bereits den ganzen Vormittag zuerst die bemerkenswerten Ereignisse am Darpat, danach Ergebnisse verschiedener Untersuchungen vorgetragen worden waren, betrat nun, kurz vor der angesetzten Pause zur Praiosstunde, eine offensichtlich als Magierin erkennbare Person die Mitte des Kreises der stehenden und sitzenden Menge.
Das waren:
Magistra magna contraria Selara Moriani
Spectabilitas minor der Schule der Austreibung zu Perricum

Auffällig war vor allem ein mit einem hellen Tuch abgedeckter Holzwagen, der sich auch mühsam einen Weg durch den vollen Raum in die Mitte bahnte.

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„Wie man an dieser Substanz hier erkennt“, begann die Magierin in dem schneeweißen, mit zahlreichen hesindegefälligen Symbolen bestickten Brokatmantel zu dozieren, derweil Sie mit einer elegante Bewegung etwa einen Finger über der Flanke des toten Tieres gestikulierte, „bleibt es auch dem Laien keinesfalls verborgen, dass dieses Tier nicht etwa getötet oder geopfert wurde.
Vulgo kann also als vorläufige Conclusio gelten, dass dieses Exemplar der Gattung Lagenorhynchus acutus einer akuten Suffocatio erlegen ist.“

Sie ließ eine kurze Kunstpause folgen, die die anwesende Geweihtenschaft samt der Flottenvertretung mit etwas ratlosen Blicken und hochgezogenen Augenbrauen quittierte.

„Sie sagt: Der Delfin ist erstickt.“, hörte Yanda eine tiefe Männerstimme etwa zwei Reihen hinter sich, was im Plenum erleichtertes Murmeln und Kopfnicken hervorrief.

Etwas irritiert zuckte Magistra Moriani kurz mit den Mundwinkeln, kehrte jedoch kaum merklich später zu ihrem offensichtlich einstudierten Vortrag zurück:

„In Verbindung mit den von mir durch die Hohe Kunst der Magica Clarobservantia vorgebrachten Cantiones – namentlich in Form des Odem Arcanum und des Analys Arcanstruktur – konnte ich zudem eine astrale Reststrahlung Dritter Ordnung aus der verfluchten Sphaera Septem dokumentieren, die sich dem Kenner als Manifestation der Domäne Gal’k’zuuls offenbahrt.
Dies vermag auch nicht zu verwundern, angesichts der niederhöllischen Kreaturen, die vor nunmehr vier Jahren samt dem Erzverräter Haffax den Darpat verunreinigt haben. Ganz und gar liegt demnach auf der Hand, dass es lediglich eines Ereignisses mit erhöhter Perturbatio von der Art der Magnitudo oder gar Vibratio bedurfte um derlei Kreatur, die sich seither auf dem Grunde des Darpat in einem Zustand daemonischen Somnus befunden hatte, erneut zu aktivieren.
Eine Perturbatio, wozu unser geliebtes Lichterfest leider nur allzu geeignet ist. Summa summarum rief also dieses siebtsphärige Wesen sowohl die Zerstörung des Schiffes, als auch jene unheilige Pollutio des Efferdelements hervor, die den ihm heiligen Delphinidae zum Verhängnis wurde.“

Erneut ließ die erfahrene Magierin mit den streng geflochtenen, dunkelblauen Zöpfen eine wohlüberlegte Kunstpause folgen, die diesmal jedoch große Empörung unter den Anwesenden erkennen ließ. Eine Reaktion, die sich die Magistra offensichtlich erhofft hatte.

„Dennoch“, fuhr Sie mit leicht erhobener Stimme fort
„gibt es – da Sie sich mit Ihrer Quiritatio an die Kaiserlich Garethische Lehranstalt wider Geister und transsphärische Wesenheiten nunmehr an die offensichtlich richtige Stelle gewandt haben – keinen Grund zu Beunruhigung. Obgleich eine solche Wesenheit aus unserer Sphäre zu exilieren oder gar expurgieren arkaner Expertise höchsten Ausmaßes bedarf, kann mein Institut bei Bereitstellung entsprechender pekuniärer Aufwandsentschädigung –„

„Sie haben alles gesehen, Magistra, und doch nichts erkannt.“, wurde die Dame zur Überraschung von Yanda durch ebenjene wohlklingende dunkle Stimme unterbrochen, die sie bereits zuvor in den Reihen hinter sich verortet hatte.

„Der Delfin ist nicht erstickt – er ist ertrunken.“, ergänzte der mittlerweile in den Kreis getretene dunkelhäutige Hüne in unauffälligem grau-roten Mantel mit rotem Skapulier über seinem kahlrasierten Schädel.

„Was erdreistet er sich?!“, prustete Moriani, von dieser Respektlosigkeit scheinbar maßlos empört, ohne auf dessen Aussage auch nur einzugehen.

„Wenn das werte Plenum gestattet: Mein Name ist Ab'bedúdja'ne Yuma Embolo vom Orden der Grauen Stäbe.
Und um Eure Frage zu beantworten, Frau Moriani: Ich bewahre die Anwesenden lediglich davor, den Feind zu unterschätzen, wie Ihr es offensichtlich tut.
Denn dieser Delfin dort wurde gezielt geopfert, um eine dämonische Beschwörung zu ermöglichen.“

„Lächerlich! Wie soll dieser Delfin denn mitten im Golf von Perricum geopfert worden sein?“, echauffierte sich Magistra Moriani, deren Stimmlage sich mittlerweile dem Beständigen quietschen und rattern der etwas in die Jahre gekommenen Klostermühle angenähert hatte, das beständig durch die losen Bretter zu hören war. „Hätte dieser aus den Waldinseln entflohene Leibeigene auch nur ein Fünkchen Ahnung von der Materie, würde er nun auf der Stelle kehrt machen und sich dort hin verziehen wo er hergekommen ist, vermutlich Selem!“

„Magistra jetzt geht Ihr aber entschieden –„ , Hochwürden Flößler wurde unwirsch unterbrochen.

„Sagt Hochwürden – glaubt ER überhaupt an die Zwölfe und unseren gesegneten Herrn Efferd?!?“, fügte die Weißmagierin hinzu, während Sie mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den dunkelhäutigen Magier deutete. Der mittlerweile wütend wirkende Hochgeweihte hatte sich mittlerweile erhoben und lehnte sich zu einem der neben ihm stehenden Efferd-Brüder um ihm etwas zuzuflüstern.

„Werte Collega, dass Ihr die versunkene Stadt Selem in den Waldinseln verortet, sagt mehr über Euch aus als über meine Herkunft. Bei meinem nächsten Besuch wird sich König Ghulsev XXIX. sicher köstlich darüber amüsieren. Und, falls es Euch beruhigt: Jene, die weit über die Meere Reisen um sich die Dinge, von denen Sie zu wissen glauben, auch tatsächlich anzusehen und nicht nur darüber zu schreiben, sind sehr wohl um den Segen des Unbändigen bedacht – und er hat Ihn mir Zeit meines Lebens nicht entzogen." Noch während der Magus ruhig seinen Konter vortrug, verließ die Vize-Spektabilität nicht ohne lautstarken Protest den Raum. Angesichts der sichtlich wütenden Magierin teilte sich die Menge deutlich schneller als das vorher möglich schien.

Bevor sie ganz aus dem Hauptraum verschwunden war legte der Magier nach: "Da ihr aber scheinbar fachlich nichts mehr beizutragen habt, werde ich nun den Rest meiner Ergebnisse dem werten Plenum vortragen.“

Man sah dem groß gewachsenen Utulu mit den feinen Gesichtszügen an, wie er die folgende Stille sichtlich genoss. Er bewegte sich in eleganten, weitgreifenden Schritten so um den Wagen, dass die zahlreichen Anwesenden nun einen guten Blick auf den mit Eis gekühlten Kadaver des Delfins hatten…

Autoren: Bega, DreiHund, Flo S.

Konvent zu St. Liaiella III

St. Liaiella, das Kloster der Ertrunkenen , Anfang Boron 1043 BF


Der Nachmittag

“... muss ich denn hier wohl keinen der Geweihten an das Beispiel Havenas erinnern, das nur so der Wut des Launenhaften entgehen konnte.
Oder, wenn der Blick nicht so weit, sowohl zeitlich als auch örtlich schweifen soll, kann man gerne zum standhaften Beilunk blicken, die in dieser Sache auch mit strahlendem Vorbild vorangegangen sind.
Wer diese Zeichen der Götter willentlich ignoriert, dem kann nicht mehr geholfen werden.“
Die wohlklingende Rede der Tempelvorsteherin Rabek schloss mit einer ausschweifenden Geste und einem ernstem Blick.

Einige der anwesenden Geweihten nickten anscheinend überzeugt von den Argumenten.

“Aber, Euer Ehrwürden, es wurde doch bereits mehrmals festgestellt, dass eine Expurgation, allein durchgeführt von der Efferd-Kirche, nicht oder zumindest nicht in der Spontanität möglich wäre, wie es die Lage am Darpat momentan erfordert. Die Ereignisse treten einfach zu verstreut, zu unvorhersehbar auf. Ich kann, Hesinde hilf, kein Muster erkennen.", bereits seit dem Vormittag plädierte Präzeptor Groterian vom Hafen der Erkenntnis in Perricum für ein schnelles Handeln.

“Hier kann ich eventuell für einen Kompromiss sorgen."
Yanda von Gerben stand auf und hing ihren Hut an die Lehne des geflochtenen Stuhls.
"Auch ich denke, wie Ehrwürden Rabek, dass sich ausschließlich die Efferd-Kirche der Aufklärung dieser Ereignisse, als eine Art symbolischer Ausguck und auch Steuermann auf dem Schiff des Herrn Efferd widmen sollte.“

Dabei nickte Yanda der betont aufrecht sitzenden Aleidis Rabek zu, die diese Geste mit strengem aber zufriedenen Blick erwiderte.

“Und sobald unsere heilige Kirche einen Hinweis auf einen Ort, wie ihn der Geweihte von der Brücke oder Tsalaya von Alxertis in den Visionen sah...
Oder auch eine Art schlummerndes Erbe, wie es Miran von Pfiffenstock des Hesinde Kollegs in seinem eindrücklichen Vortrag über historisch-legendäre Zusammenhänge des Darpats, des Landes und großer Mächte wie der Götter etc. vermutet.
Oder diesen Beschwörer, wie es die magischen Analysen des ehrenwerten Magus Ab.. en, emala... embolo implizierte, gefunden ist...“

Yanda die bei ihrem Plädoyer erst noch den Magier angesehen hatte, bis sie merkte, dass sie den Namen nur noch Bruchstückhaft wusste, blickte kurz peinlich berührt zu Boden.
Der Magus blieb davon unberührt mit der Hand nachdenklich aufs Kinn gestützt, in seinem Stuhl sitzen.

“...stelle ich die gesamte Sonderflottille mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln in den Dienst der Efferd-Kirche und als Harpune auf Eurem Schiff werden wir die Ziele auf die Ihr uns richtet mit aller Macht treffen und niederstrecken, Euer Hochwürden.
Dazu werde ich aber auch nicht davor halt machen mich fähiger Bordmagier zu bedienen. Diese Zusammenarbeit ist sogar schon in der Flottenakademie mehrmals erprobt worden und hat sich mehr als bewährt. “

In der Führungsriege der Tempelvorsteher war es seit dem aufbrausenden Rauswurf der Weißmagierin bereits seit einigen Stunden verdächtig still geworden.
Efferdan dylli Turakis, der den kommissarischen Vorsitz dieser Versammlung hatte, blickte langsam allen Akteuren ins Gesicht.
Und er sah, was alle hier spürten.
Niemand war mit diesem Vorschlag besonders unglücklich.

Aber... war es nicht noch etwas früh um den Konvent zu beenden?
Obwohl... die Praiosscheibe ging bereits unter. Vielleicht war er einfach nur überrascht, dass die Diener des Launenhaften mit einem echten Ergebnis aus dieser Besprechung herausgehen würden.
Aber es war noch lange nicht alles geklärt.

Unvermittelt sprang der beleibte Hochgeweihte auf und seine Stimme toste in den Raum und prallte vielzählig von den hölzernen Wänden zurück.

“DANN SEI ES SO BESCHLOSSEN!
DU!"
Sein krummer Finger zeigte auf die Kommandeurin von Gerben, die auf Grund der Lautstärke merklich zusammen zuckte.
“DU WIRST DIE WAFFEN DEINER FRAUEN UND MÄNNER UND ALLE HIER VORHANDENEN BORDWAFFEN MORGEN ZUR EFFERDSTUNDE IM KLOSTER SEGNEN LASSEN.
DU BIST UNSER EFFERDSPIESS UND WIR WERDEN DICH EINSETZEN.
UND UM DEINE MAGISCHE UNTERSTÜTZUNG WIRST DU DICH GEFÄLLIGST SELBST KÜMMERN.“

Er pirschte mit für seinen Körperbau fließenden Bewegungen durch den Mittelkreis.

“DU!“
Sein Finger zeigte steif auf Ludrian von der Brücke, der wohl nicht damit gerechnet hatte Ziel des, allem Anschein nach wild gewordenen, Hochgeweihten zu werden.
“DICH WILL ICH IN DREI TAGEN IN DER HALLE DER GEZEITEN SEHEN.“

Wieder fing er an durch den Kreis zu schreiten und jeder der Anwesenden zog unmerklich den Kopf ein, um möglichst unauffällig zu wirken.
Als einzige zeigte sich die junge Templevorsteherin Rabek unbeeindruckt von dem Anfall des Hochgeweihten. Sie wirkte sogar etwas erzürnt davon.
Efferdan blieb mit wackelndem Doppelkinn vor ihr stehen und blickte sie kurz an.
Gerade wollte er seinen Arm mit gestrecktem Finger hochzucken lassen, als sie plötzlich ihren Fuß ruckartig ans Stuhlbein drückte. Ganz so als wollte sie abrupt aufstehen, doch sie hielt noch inne solang ihr gegenüber den Arm nicht weiter erhob.
Würde sie jetzt aufstehen wären beide Gesichter kaum einen Spann voneinander entfernt.

Die Stimmung war zum zerreißen gespannt. Nur das Wasser rauschte unablässig weiter unter den Dielen und durch die Öffnung in der Wand.
Dann ließ der Hochgeweihte ohne ein Wort zu sagen von ihr ab und verteilte noch an Aidara von Efferdsand und Velmar Schöllingh in bewährter Weise Aufgaben.

“UND IHR!“ Sein Finger wanderte einmal kreisrund um ihn Herum. “IHR ALLE WERDET DIE EBEN GENANNTEN DABEI UNTERSTÜTZEN. UND JETZT STÜRZT HINAUS IN DIE WELT UND TUT DAS WERK DES HERREN DER GEZEITEN.“


Autoren: Bega, DreiHund, Flo S.

Die Flutwelle

St. Liaiella, das Kloster der Ertrunkenen , Anfang Boron 1043 BF

Der junge Jovis war ein aufmerksamer Beobachter, immerhin ist er deshalb überhaupt erst hierhin geschickt worden, aber selbst ihm war es zuerst entgangen. Vermutlich hatte ihn das Geschrei des Hochgeweihten eine Weile abgelenkt. Jetzt hörte er es jedoch lauter als jede Alarmglocke.

Das Schweigen des Flusses.

Er quetschte sich an einigen Leuten vorbei zur zum Fluss offenen Seite des Anbaus und konnte es kaum fassen. Der eigentlich schiffbare Darpat war nur noch ein Rinnsal. Von nassen Algen und Flussmuscheln bedeckte Steine waren wohl zum ersten Mal seit unzählbaren Jahren wieder von Luft umweht. Erinnert an uralte Zeiten auf den jungen Gipfeln des Raschtulswalls oder der Trollzacken.
Das zerbrochene Boot eines längst verstorbenen Fischers lag wieder auf Kiel und Fische die sich darin gerade noch in Sicherheit gewähnt hatten, sprangen jetzt panisch umher. Obwohl er dieses einzigartige Schauspiel noch eine Weile länger beobachten wollte, riss sich Jorvis davon los.
Wahllos stupste er einen seiner Nachbarn an.

“Der Fluss ist weg.”, murmelte er noch in Gedanken.

Der Mann in edler Kleidung ignorierte den Hinweis des Jungen und starrte weiter gebannt in die Mitte des Raumes.
Jorvis hatte den Herrn Efferd in den letzten Monden kennengelernt. Wenn er eines ganz sicher wusste, dann, dass das da draußen alles andere als ein gutes Zeichen war. Er musste handeln. Jetzt.
Aus vollem Halse schrie der junge Tempeldiener:

“HÖRT IHR ES DENN NICHT? DER FLUSS IST WEG! DER FLUSS IST WEG!”

Nun hatte er die Aufmerksamkeit der Menge und die Ersten, die einen Blick aus der offenen Wand werfen konnten, schnappten nach Luft oder schickten ein Stoßgebet zum Launenhaften.


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Efferdan dylli Turakis stand zusammen mit Ludrian von der Brücke trockenen Fußes mitten im Darpat.
Der beleibte Hochgeweihte hatte einen Flußkrebs aufgehoben und ließ ihn auf seiner Hand umherwandern.
Auch der Rest der Geweihtenschaft, wie auch ein Großteil der restlichen Anwesenden des Konvents befanden sich mittlerweile außerhalb des kleinen Klostergebäudes am Ufer des Darpat und diskutierten aufgeregt. Yanda von Gerben schaute wehmütig zu ihrem Flaggschiff, der Admiral Dozman, die lautlos stöhnend auf einigen großen Flussfelsen lag. Bedrohlich bohrten sie sich in ihr hölzernes Fleisch.

Bis die entfernten Alarmglocken aus Gaulsfurt ertönten und das Rauschen der redenden Menge genauso zu einem Tosen anschwoll wie das Grollen der Wassermassen, die in einer Flutwelle den Darpat herunter wälzten.
Es wären nurnoch einige Augenblicke bis sie die Konventgesellschaft erreichen würde. Jeder der Todgeweihten wusste, dass davonlaufen keinen Schutz vor dieser gewaltigen Welle bieten würde und doch übernahmen bei vielen die Reflexe die Konrtolle. So auch bei den beiden Geweihten mitten im Fluss, die sich so schnell es ihnen möglich war durch den sumpfigen unebenen Boden zum Ufer kämpften.
Der Magier des Ordo defensoris lecturia Ab'bedúdja'ne Yuma Embolo wandte sich als einziger den heranwälzenden Wassermassen zu und rief mit entschlossener Stimme dem Tosen entgegen:

"Bleibt alle dicht bei mir!"

Dann verschränkte er die Arme vor dem Gesicht, die Handflächen nach außen gewendet.

Eine dichte Menschentraube bildete sich schnell um den Magier. Währenddessen kämpften sich Efferdan und Ludrian in quälend langsamem Tempo weiter zu der Menschentraube ohne zu wissen was genau sie dort eigentlich suchten.
Die Flutwelle erreichte jetzt den Bug der Admiral Dozmann und schleuderte sie mit einem grässlichen Krachen gegen die Kaimauer.
Es wären nur noch Augenblicke, bis das gleiche auch mit den Menschen am Ufer passieren wird. Die turmhohen Wassermassen schoben einen Sturmwind vor sich her. Die Haare faltterten im Wind und viele kniffen die Augen zu um ihr letztes Stoßgebet zu sprechen.

"PARIES ARCANUS EXORIATUR"

Dann stoppte der Windzug plötzlich und eine funkelnde Wand tat sich vor der kauernden Masse auf.
Ludrian drückte sich in selbstsüchtiger Todesangst mit einem Hechtsprung vom Hochgeweihten neben ihm ab und erreichte die rettende Menschenmenge so gerade noch rechtzeitig.
Dann krachten die Wassermassen mit einem ohrenbetäubenden Knall gegen die magische Barriere und rissen den Hochgeweihten der nurnoch seinen Oberkörper in Sicherheit bringen konnte von den Beinen und mit einem furchtbaren Schrei verschwand er in den Wassermassen.
Genauso wenig Widerstand leistete der hölzerne Anbau des Tempelgebäudes in dem die wenigen verbliebenen Personen unter Holz und Wasser begraben den Fluss hinab gerissen wurden.
Die magische Wand hat dem ersten Ansturm des Wassers stand gehalten und durch die halb durchsichtige Oberfläche konnte man tief in die offengelegten Eingeweide des Darpat schauen.
Und obwohl viele der Menschenmengen damit beschäftigt waren sich nicht von den darüberschwappenden und seitlich um die Wand drängenden Wassermassen davon spülen zu lassen, schaute doch jeder gespannt auf die Wand. Denn mit seinen dunklen Eingeweiden gegen die magische Barriere gedrückt, kehrte der alte Darpat sein Innerstes nach Außen und was dort zu sehen war ließ allen das Blut in den Adern gefrieren.
Neben allerlei, um sich greifend wirkenden Algenarmen, verschwommenen Schatten und umspülten Schemen in der finsteren Tiefe schlugen immer wieder stark verweste und zumeist gut gerüstete Wasserleichen gegen die Wand. Die Haarfetzen an ihren Schädeln wehten wie gespenstische Banner in den Wellen, während ihre Augenlosen Höhlen die Anwesenden gespenstisch zu fixieren schienen. während ihnen Flußgetier auf daraus hervorkroch.
Weit über ein dutzend Körper zerschellten an der Barriere.
Dann schoss mit angsteinflößender Geschwindigkeit ein Pferdekadaver auf sie zu und der erfahrene Magier ahnte wohl schon was gleich passieren würde, als er die Arme vor dem Gesicht zusammenschlug. Und mit dem dumpfenekelerrgenden Einschlag des aufgedunsenen Tieres brach die magische Wand endgültig zusammen. Der Druck der Wassermassen warf alle Versammelten um und trieb sie einige Schritt flussabwärts.


Nachspiel

St. Liaiella, das Kloster der Ertrunkenen , Anfang Boron 1043 BF

“Preiset die Fluten, die glitzernd bekrönt. Stetige Mahner von Göttlicher Kraft.”

“Träger von Leid und von Hoffnung und nichts ist geschönt.”

“Gaben des Gottes der nimmt und der schafft.”

Taseco Efferdikas, Simmering Flößler und Sturmbold Wagener standen im hüfthoch überfluteten Tempelraum des Klosters. Ihr abwechselnder Sprechgesang und ihre watenden Bewegungen erzeugten einen stetig wachsenden Strudel in ihrer Mitte.
Der Darpat war zu einem trägen Fluss mit gewaltigen Ausmaßen angeschwollen.
Die Hafenanlage von Gaulsfurt hatte schwere Schäden genommen und die Admiral Dozman lag mit Schlagseite im Wasser und aufgeregte Matrosinnen liefen darauf auf und ab.
Vor dem einst prächtigen Schiff in knietiefem brackigen Wasser stand eine offensichtlich verletzte Yanda von Gerben gestützt von einem jungen Adjutanten.

“Tosende Winde vom Gotte gesandt.”

“Schäumende Wogen von Algen umwunden.”

“Schlagen in Wut auf Ufer und Land. Wo einstmals Städte und Häfen verschwunden.”

Vom einstigen Holzanbau auf dem Fluss war keine Spur mehr. Wie auch von den Unglücklichen die sich noch darin befanden, als die Welle kam.
Efferdan tylli war erst vor kurzem an den Tempel zurückgekehrt. Mehr geschleppt als gelaufen. Seitdem hat er mit niemandem ein Wort gesprochen. Selbst über seine Platzwunde am Kopf ließ er lediglich Flusswasser spülen und sich mit seinem roten Blut vermischen.
Der Magier der Grauen Stäbe diskutierte mit Aleidis Rabek außerhalb des Tempels. Anscheinend war die Hochgeweihte der Meinung, dass der Konvent ganz offensichtlich die falsche Entscheidung getroffen hat, wenn ihr Gott so darauf reagiert.

“Botschaft des Alten schon immer Gesungen.”

“Ruhm sei dem Sturmgott getragen von Wind.”

“Niemals sind schönere Lieder erklungen. Doch von gestrigen Wellen verloren sie sind.”

Nach vielen Minuten des klangvollen und stillen Betens schien das Ritual der drei Hochgeweihten vollendet und starker Regen setzte sein. Der Strudel in der Mitte des Raumes schwoll noch weiter an und sog das Wasser förmlich aus dem Tempelgebäude, bis dieser wieder trockengelegt war. Auch schien auf wundersame Weise kein neues Wasser von außen in den Gebetsraum zu drängen.
Still musterten die Geweihten das Objekt, dass sie durch ihr Ritual in der Mitte des Raumes freigelegt hatten. Ihre Blicke ließen erahnen, was in ihnen vorging.
Dort lag ein einzelner Totenschädel, der sie mit weit aufgerissenem Mund hämisch angrinste.

Rasend wie ein Fluss

2. Hesinde 1043 BF, Dorf Ochsenstein, Junkertum Ochsenau

Der alte Mann hatte sicherlich schon 70 Götterläufe erlebt. Den Großteil dieser Zeit verbrachte er hier in seinem Dorf direkt am Darpat. Ihn verband eine tiefe Freundschaft mit dem Fluss, da war er sich sicher, so fürchtete er das Nass und was sich darin verbarg auch nicht.
Obgleich sich die beunruhigenden Geschichten über seinen nassen Freund, in letzter Zeit, häuften.
Der Mann lief, gestützt auf einen knorrigen Gehstock, am Ufer entlang.
Hier war die Erde gefroren und fast schien es als ob die Kälte vom Darpat selbst ausging. Dieser floss jedoch unbeeindruckt durch sein Bett und schien keine Anstalten zu machen eine der beunruhigenden Geschichten - über sich - zum Besten zu geben.
Der Alte blieb an seiner Lieblingsstelle stehen. Hier hatte man einen vorzüglichen Blick auf den Fluss und das Umland. Im Frühling und Sommer spendete ein knorriger Baum Schatten und lud zum verweilen ein.
Jetzt jedoch, hatte der Baum sein Blätterkleid abgelegt und stand nackt und kahl da. Raureif hatte sich an der flusszugewandten Seite gebildet.
Der Mann wollte sich gerade auf einen größeren Stein setzen als ihm ein Ast auffiel, dessen Raureif sich zu einer Art Finger gebildet hatte. Dem Finger folgend blickte er an das Ufer. Es dauerte etwas bis er erkannte, dass sich dort eine Handvoll Muscheln angesammelt hatten. Langsam ging er zu der Ansammlung, kniete sich umständlich nieder und ergriff ein besonders schönes Exemplar. Von der Neugier gepackt zog er sein kleines Messer hervor und mit einer geschickten Bewegung öffnete er das nass-kalte Gehäuse und staunte nicht schlecht als er tatsächlich eine kleine Perle darin fand! So weit im inneren der Darpatmündung!
Augenblicklich schaute er sich um und vergewisserte sich, dass ihn niemand gesehen hatte um dann die verbliebenden Muscheln einzusammeln.

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Sydia Fischer rammte vor Wut das Küchenmesser in die Tischplatte, "ich sagte... Es gibt Essen wenn es... FERTIG IST!", schrie sie ihren Mann an.
"DU SOLLST NICHT SO SCHREIEN!", schrie ihr Mann als Antwort, mindestens genauso laut und gereizt, zurück.
"IST ES DENN ZUVIEL VERLANGT ZU WISSEN WANN ES ENDLICH ESSEN GIBT?!", setzte Rolaf Fischer an und erhielt als Antwort eine fliegende Suppenschüssel gegen seinen Kopf. Benommen taumelte er zurück und hielt sich die Stelle wo Sydia ihn getroffen hatte. Warmes Blut floss aus der Platzwunde welche die Schüssel geschlagen hatte. Jetzt gab es auch für ihn kein Halten mehr, wutentbrannt rannte er auf seine Frau zu und kippte den Holztisch in ihre Richtung.

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Barthelm Flechtner stand in der kleinen Hütte. Für Sydia und Rolaf war jede Hilfe zu spät gekommen. Die Nachbarn hatten einen unglaublich lauten Streit vernommen, der auf einmal urplötzlich verstummte. Das musste der Moment gewesen sein, als sich die Eheleute die beiden Küchenmesser in die Brust beziehungsweise in den Hals gerammt hatten.
Die Einrichtung war vollkommen zerlegt. Nichts stand mehr an seinem Platz. Barthelm hätte es kommen sehen müssen. Der Mittvierziger, den man immer rief wenn es Streitigkeiten im Dorf gab, hatte seit einigen Tagen ein ungutes Gefühl gehabt. Sydia und Rolaf waren ein junges Paar, nicht mal seit zwei Götterläufen verbunden gewesen, eigentlich hatten sie immer einen zufriedenen Eindruck gemacht doch seit der letzten Woche bekamen sich die beiden immer wieder in die Haare, wobei in ihren Streitereien auch gerne andere mit reingezogen wurden.
Es schien ihm fast so, als ob das halbe Dorf auf Krawall aus wäre. Langsam schüttelte er seinen Kopf, hielt dann aber inne als er eine gerissene Kette sah. Barthelm bückte sich herunter und hob sie behutsam auf.
Es waren kleine Muscheln, die man auf ein Lederband gefädelt hatte. Fast schon unbewusst ließ er es in seine Tasche gleiten. Das würde sicherlich ein gutes Geschenk für seine Tochter abgeben.

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Währendessen häuften sich die Verkäufe von Speisemuscheln und Perlen auf dem Fisch- und Perlmarkt in der Hauptstadt und mit ihnen Beledigungen, Handgreiflichkeiten und gar schweren Verletzungen. So sah man deshäufiger Perlentaucherinnen in argen Streit über ihre Ausbeute geraten, bis eine von ihnen gar tot an den Strand gespült wurde, zugerichtet durch das typische Werkzeug eines Arbeitskollegen.

Autor: Vlad

Der Fingerzeig

Sichlingen, Haselhain, Mitte Hesinde 1043 BF

Der Gelehrte Miran nahm müde auf den Divanartigen, violetten Sessel Platz. Die Unterredung hatte ihn erschöpft. Auch weil sein Gemütszustand sich seit der großen Flutwelle bei St. Liaiella nur langsam besserte. Offensichtlich war dort etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen. Alle Teilnehmenden hatten sich danach zum "Wunden lecken" zurück gezogen, viele der mühsam zusammengetragenen Indizien waren hinfortgespült oder verwaschen. So auch seine Notizen, die nur noch Fetzen der Aussagen, Skizzen und Erkenntnisse der Zusammenkunft enthielten.

Diese hatte er dennoch, wie immer wieder seit seiner Rückkehr, mit einigen Dozierenden und den 1-2 vielversprechendsten Studiosi soeben erneut geteilt. Gemeinsam hatte man darüber gegrübelt und sie mit alten Legenden des Sultanats, der späten Bosparaner und Perricums in Bezug gesetzt.

Die Indizien erzählten eine eigene Geschichte, soviel war eindeutig und sie sprach mit düsteren Worten. Nicht zuletzt die Worte des Alxertiser Mädchens am Rothandfelsen - laut verkündet vom sog. Gigantensohn - verdeutlichte die Größenordnung der Geschehnisse. Seine Notizen dahin gehend waren schwammig und verwischt.

Doch waren sie sich in den Treffen darüber einig gewesen, dass das Narrativ der Umstände etwa um die Zeit der Haffax-Invasion seinen Prolog hatte. Und sich danach durch verschiedene kleinere und größere Ereignisse eine anfänglich noch unzusammenhängende Dramaturgie entwickelt hatte, die in den Worten des Mädchens und die einschneidende Zusammenkunft im Kloster die Spitze eines Spannungsbogens erreichte hatte. Aber was sollte nun folgen? Miran, krammte in den Notizen auf dem flachen Tisch vor ihm und stieß auf eine eilige Niederschrift einer jungen Gelehrten aus der Schreibschule zu Haselhain. Eine Skizze von standardisierten und formalen Aktstrukturen in Geschichten. Miran schmunzelte, befänden sie sich in einer solchen Erzählung befänden sie sich wohl nun in der Tiefphase nach dem Scheitern des Helden. Von dem er sich erholen müsste um am Ende dieses Aktes aus dem Scheitern weiser hervorgegangen zu sein würde um so den Spannungsbogen wieder zu erklimmen. So wie in dieser äußerst abstrusen Geschichte die er bei dem Treffen eben gehört hatte. Es ging um eine nebachotische Seefahrerin, aberwitzig, die vor ihrem gestrengen und tradionsvollen Vater Reissaus nahm und das Perlenmeer bereiste mit Hilfe ihrer Zuaberkompass, der sie vor den Gefahren des Perricumer Golfs schützte...die Geschichte war schon sehr alt, hatte sogar eine bosparanische und später perricumsche Entsprechung und wies zig verschiedene Enden auf, da sie wohl nie ein wirkliches Ende hatte. Die Geschichtenerzählerin hatte gesagt, drei Viertel der Geschichte würde stets recht ähnlich verlaufen. Doch nach der Stelle als die Heldin in einen Kampf von Meeres-Giganten vor der Küste dessen was Heute Vellberg hieß verwickelt wurde und ihr Schiff sank, entwickelten sich die Geschichten auseinander.

'Moment...', Miran sprang auf, die Müdigkeit beinahe völlig hinfort gefegt. Schnell zog er alle noch halbwegs intakten Notizen der St. Liaiellaer Zusammenkunft zusammen, beschaute die wenigen übrigen Worte der Rothandfelsen-Prophezeiung und ließ im Abgleich dazu in seinem Kopf dazu die Geschichte des Kap'hatana Shir'in an sich vorbei ziehen, die er aber nur noch vage im dort vorfand.

Er zog an einem seidenartigen Band, welches eine Schelle vor seiner Tür zum Läuten brachte. Eiligst kam ein junger Diener herbei. "Hol mir diese Haimamuda zurück, ich muss ihre Geschichte nochmals hören und bereitet genug Papier und Tinte vor, du wirst einige Briefe für mich aufsetzen müssen, wenn ich Recht behalte.

Autor: Jan

Wer suchet, der findet

Sichlingen, Haselhain, Ende Hesinde 1043 BF

Nach dem erneuten Vortrag der Haimamuda über die Abenteuer der nebachotischen Kapitänin und ihrem „Zauberkompass“ sowie weiteren Recherchen und Korrespondenzen war sich Miran sicher: Zumindest der Kompass – oder Südweiser – existierte tatsächlich und ruhte nun in einem Schiffswrack einige Meilen westlich des Marktfleckens Vellberg in Küstennähe. Nun galt es rasch zu handeln, bevor noch jemand anderes dieselben Schlüsse zu ziehen vermochte und an seiner statt den Ruhm der Entdeckung dieses Artefakts für sich beanspruchen konnte! Miran ließ daher umgehend nach seinem Sekretär rufen.

„Aslan, ich habe eine besondere Aufgabe für Dich, die ich außer Dir niemand sonst anvertrauen kann“, begann der Gelehrte das Gespräch mit einer Schmeichelei. „Du wirst gleich morgen früh zum Ort Vellberg, gelegen in der gleichnamigen Baronie im Norden der Markgrafschaft, aufbrechen. Dort wirst Du ein Fischerboot mieten und ein paar Männer und Frauen anheuern, die sich auf das Tauchen verstehen. Einige Meilen weiter im Westen sollen sie unter Wasser nach einem Schiffswrack suchen. Alles, was die Fischer dort finden, können sie behalten; mich interessiert nur ein Kompass oder Südweiser, den Du im Falle eines Erfolgs dann umgehend zu mir bringen wirst. Bist Du so gut und tust mir diesen Gefallen? Lange Reisen sind doch für mich leider viel zu strapaziös, vor allem bei dieser Witterung.“

,Dabei schiene mir das Wasser ganz Dein Element zu sein, Du alte Echse.‘, antwortete Aslan im Geiste. ‚Und ein Auftrag, den Du nur mir anvertrauen kannst, pah!‘ Eine Reise durch die halbe Provinz in ein Dorf voller Hinterwäldler, um irgendein Ding zu finden, von dem keiner wusste, ob es überhaupt existierte, geschweige denn, dort lag, wo dieses Reptil es vermutete, gehörte so ziemlich zu den letzten Dingen, wonach Aslan der Sinn stand. Vor allem bei diesen winterlichen Temperaturen! Wie sollte er da die Leute davon überzeugen, in der unruhigen See für ihn Tauchgänge zu unternehmen?
Mit einem breiten Lächeln und einer kurzen Verbeugung erwiderte der Sekretär mit seidenweicher Stimme: „Ich danke für Euer Vertrauen und werde alles in meiner Macht stehende unternehmen, um mich dessen als würdig zu erweisen“. ‚Muss ich ja wohl, wenn ich diesen angenehmen Posten behalten will‘, fügte er im Gedanken noch lakonisch hinzu.

„Ausgezeichnet, mein Lieber, ausgezeichnet! Hier hast Du eine Karte der dortigen Gewässer samt möglichen Fundorten, eine Geldkatze mit ausreichend Mitteln für Deine Mission und einige Zeichnungen, anhand derer Du das Zielobjekt identifizieren können solltest. Und um ganz sicher zu gehen halte es an ein Stück Eisen, auf das es eine starke Anziehungskraft haben sollte - zumindest wurde es mir so berichtet. Ach ja, denk´ Dir unterwegs eine ebenso gute wie plausible Geschichte für diese schlichten Gemüter im Norden aus, damit sie nicht argwöhnisch werden und den Fund womöglich gar für sich selbst behalten wollen. Und sei es nur, um den Preis hochzutreiben.“

Innerlich stöhnte Aslan auf. Das war heute nicht sein Tag und die nächsten würden es vermutlich ebenfalls nicht werden.

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Gut zwei Wochen später kehrte der Sekretär - völlig durchgefroren - zu seinem Herrn zurück und ließ sich diesem umgehend melden.

„Ah, Aslan, mein Bester! War Deine Reise erfolgreich?“

„Ja, das war sie in der Tat.“ Wortlos überreichte er Miran einen tellergroßen Gegenstand, welcher in ein Leinentuch eingeschlagen war. ,Auch wenn die kalten, dunklen Fluten einigen der Taucher das Leben gekostet haben - wenn es denn mal nur die Kälte war, die ihnen zum Verhängnis wurde...‘

Mit vor Aufregung zitternden Fingern öffnete der Mann das Tuch, welches den Blick auf einen archaisch aussehenden und mit seltsamen Verzierungen oder Schriftzeichen versehenen Südweiser freigab.
„Phantastisch, wirklich phantastisch! Du kannst gehen, Aslan. Ach, das restliche Geld kannst Du dort auf die Kommode legen.“

„Wollt Ihr nicht noch einen Bericht über meine-“

„Nein, nein; für derlei Belanglosigkeiten habe ich weder Zeit noch Muße.“

„Wie ihr wünscht“, antwortete der Sekretär äußerlich ungerührt. Mit einer kurzen Verbeugung verließ er den Raum, beim Hinausgehen die fast leere Geldkatze auf die Kommode ablegend.
Draußen angekommen, ließ er seinem Mienenspiel und seinen Gedanken freien Lauf.
‚Klar, warum sollte Dich Mistkerl auch interessieren, dass ich fast in einem eiskalten Sturm ertrunken oder beinahe an Seekrankheit, Langeweile und der Beschränktheit der Einheimischen dort oben zugrunde gegangen wäre? Ganz zu schweigen von den armen Schluckern, die das Wagnis tatsächlich eingingen, im Hesinde auf Tauchgang zu gehen. Ihre Augen drückten danach eine große unbeschreibliche Tiefe aus. Zumindest bei denen die lebend aus selbiger zurückkehrten. Aber solche Banalitäten interessieren den gelehrten Herren natürlich nicht.‘ Dann brach sich ein breites Grinsen auf Aslans Antlitz Bahn. ‚Naja, immerhin konnte ich mir auf Deine Kosten noch einen schönen Tag in Perricum machen; das hatte ich mir nach den Strapazen auch bitter verdient.‘

Autor: Wallbrord


Die Wogen sprechen nicht

Efferd-Kloster St. Liaiella, Ende Hesinde/Anfang Firun 1043 BF

Der unergründliche Efferd und sein grimmer Bruder Firun waren sich dieser Tage anscheinend einig, dass sie den aufrührerischen Darpat mit Grimm, Kälte und Trägheit strafen wollten. Und Land und Leute an seinen Ufern mit ihm. So war es ungewöhnlich kalt für einen Perricumer Winter, eisig-naßer Wind und Schnee-Regen fegten über die Lande hinweg, während der Darpat kaum fließen durfte und er obendrein sogar durch eine dünne - absolut seltene - Eisschicht zurückgehalten wurde.

Die beiden unbeugsamen und kompromisslosen Götter straften den Fluß für seinen Tanz mit den Untiefen und den Freigeist den er entwickelt hatte, am Rande dieses Zeitalters. Davon sprachen die Wogen, in dem sie eben nicht sprachen. Darin waren sich die anwesenden (Hoch)Geweihten als einziges einig, bemerkte Jovis, der schon seit geraumer Zeit hier in der zugigen Ecke des kleinen Klostersaals stehen musste, in dem man sich auch schon vor zwei Monden getroffen hatte. Bevor der Fluß und die Dunkelheit von seinem Grund viele der Erkenntnisse und ein paar Leben ausgelöscht hatte. Bei allem anderen ergaben sich die Anwesenden betont efferdsch und schrien sich entweder - wie laut tosende Wellen - zu Grunde oder schwiegen sich aus, in beinahe unerträglicher Beharrlichkeit - einer Flaute gleich. Beides im stetigen Wechselspiel, dem Wesen ihres Gottes nacheifernd, die einen ausgeprägter, die anderen etwas sparsamer, je nach dem wie weltlich oder entrückt man sich empfand. Jovis - den eher die ruhige Mitte anzog - fror indes, wie oft hatte er sich schon gefragt warum der Launenhafte unbedingt so sehr im Klinsch mit seinem feurigen Bruder stehen musste. Zumindest ein paar Kerzen hätten dem zugigen Bretterbau direkt über dem angefrorenen Wasser ein ein heimeligeres Gefühl gegeben. So fror er und besah sich die aufgewühlte, hin und her wogende Szenerie mit einer eigenartigen Distanz, die ihn spätestens seit dem Lichterfest beschäftigte. Und die aus seinem tiefsten Inneren aufzusteigen und sich in stromlinienartigen Bahnen einen Weg unter der Oberfläche seines Körpers zu suchen schien. Einem bestimmten Kurs folgend, dessen Ziel er noch nicht erahnen konnte, doch fühlte er sich ihm nahe.

Gerade hier - im Kontrast, sowie entgegen und trotz der geballten Gewalt die im Raum tobte. Ausgelöst durch die launischen Streitgespräche seiner Bundesgeschwister - hohe wie niedere Vertreter*innen. Welche sich um das Artefakt zu ihrer Mitte vor und zurück wogten, wie die Wellen in einem prallgefüllten Wassereimer, gegen den jemand gestoßen war. Und all ihr Aufbrausen, all ihr Schweigen, alles hin und her und auf und nieder konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie es nicht spürten. Es sprach nicht zu ihnen oder sie verstanden es nicht, sein Wesen lag ihnen fern. Zu still und tief in sich ruhend lag es vor bzw. zwischen ihnen, stets eine Richtung weisend, die - beinahe höhnend - nur ihre widersprüchlichen Launen widerspiegelte, aber sich ihnen entzog. Dieses Handteller große Kleinod, gefertigt aus Muschelschale, Koralle, Perlmutt und nur dem nötigsten Maß an (edlen) Metallen, wagte es aufzubegehren und war im Stande eine Sturmflut unter diesen gestandenen Efferdgeweihten hervorzurufen. Sein feines Gehäuse wurde von einem Kraken und einem Delphin gehalten, die den Rochen, welcher die Nadel in ihrer Mitte bildete, nicht erreichen konnten, so dass sie ihm den Raum gaben, den er für sein präzises Werk benötigte. Dieses kleine Wunderwerk aus offenbar historischer, schon legendärer Zeit, wirkte in seiner Feinfühligkeit, Schönheit und Ruhe wie ein Fremdkörper in diesem groben, aber kräftigen Klostersaal, gezimmert aus Schiffsplanken und mit Strand- und Ufergut behangen.

Dennoch hatte seine Kirche, das Artefakt natürlich sofort für sich beansprucht. Ein solches Stück, geborgen in den Wassern des Golfs, vorhergesagt an den Ufern des sich aufbäumenden Darpats und gefunden nach einer so aufreibenden Suche, konnte nur ein heiliger Gegenstand des Herren der Gezeiten sein - es DURFTE nur ein solcher sein. Und während man sich nun eine Zeit mit dem Artefakt, ohne diesen unsäglichen Schlangendiener von Landratte, erstritten hatte, der überbeharrlich auf seinen Verdienst an dieser Sache pochte, stritten die Anwesenden offen. Und tatsächlich - durch all das launische Getue wurde letztlich eine mitgenommene und nach Luft schnappende Idee an Land gespült, der Verzweiflung eines vermeintlichen Untergangs gerade noch entkommen - eine Prozession.

Eine Efferd gesegnete und heilige Fahrt mit dem Artefakt über den eisigen Darpat, so dass alle Welt sehen konnte, dass der Anspruch auf das Artfakt gerechtfertigt war und die Kirche des Stürmischen Herr der Lage war, die aktuelle, ruhige und eisige Lage als Bestätigung. Und um dem Ganzen einen offiziellen Anstrich zu geben, würde man die Verdienten rund um die ganze Misere mit an Bord holen, die Flottille, die (arkanen) Gelehrten und wenn es unbedingt sein musste auch diesen nervtötenden Schlangenpriester. Nur schnell musste es passieren und falls etwas schief ging hatte man immer noch die geballte Kraft der verbündeten Prozessionsgänger auf einem Haufen, genug um dem Spuk ein für alle mal ein Ende zu setzen, der gefühlt schon mit dem ersten Zusammenbruch der Sta. Reshima-Brücke begann.

All dies beobachtend stand Jovis immer noch still in der Ecke und fror, doch die Wärme aus seiner Mitte war bereit dem ein Ende zu bereiten.


Mit vereinter Kraft

Hafen der Stadt Wasserburg, Baronie Wasserburg Ende Hesinde

Am Hafenabschnitt der Sonderflottille Flusswacht herrschte geschäftiges Treiben. Vor nicht allzu langer Zeit hatten hier die Admiral Dozman sowie die Elida von Salza festgemacht und einige Neuigkeiten mitgebracht. Die Wächterin vom Darpat persönlich war mit einer Abteilung von Efferdgeweihten angereist und hatte der Stützpunktkommandantin Dara von Hardenstatt erklärt, dass man gemeinsam mit Magiern aus Perricum und den Geweihten des Efferd den Fluss abfahren werde. Letztere hatten nämlich ein efferdheiliges Artefakt entdeckt und vermuteten eine Verbindung mit den seltsamen Vorkommnissen der letzten Zeit bzw. gedachten sie damit dem Treiben ein Ende zu setzen. Der Plan war nun, gemeinsam mit den Magiern und Efferdgeweihten, den Darpat gen Perlenmeer in einem Verbund aus drei Schiffen prozessierend abzufahren. Kommandantin von Hardenstatt hatte zwar nicht gänzlich verstanden, was genau man sich davon erhoffte, doch hatte sie umgehend alles in die Wege geleitet, um schnellstmöglich aufzubrechen. [Am liebsten hätte man hierzu schon die ... eingesetzt, welches der Markgraf als Ersatz für die im Efferd zerstörte Wolfshatz(?) bauen ließ, doch würde sich ihre Fertigstellung noch bis in den Frühling ziehen, dafür würde sie sogar der Dozman in nichts nachstehen.]

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“Schön, dich hier wiederzusehen, Bärfried! Gar nicht so weit von unserem letzten Abenteuer entfernt, wenn ich mich recht erinnere.”, Yanda von Gerben stand am Kai und verteilte gerade die wichtigen Gäste auf die drei Schiffe. “Die Freude ist ganz meinerseits. Auch wenn es der gleiche Ort sein mag, ist die Zeit doch unaufhörlich vorangeschritten. Ich befürchte, ich habe schon wieder eine Falte mehr am Hintern.”, lachend straffte der Ritter mit einer Hand sein Gesicht. “Nun, dann lasst uns nicht noch mehr Zeit verlieren, mein Freund. Ich würde vorschlagen, Du gehst zu deiner Schwester auf die Windhatz. Und pass mir auf den Südweiser auf!” Der hellblonde Ritter nickte kurz und stapfte davon. “Alafir! Du kümmerst dich um die Adligen da drüben. Selo und Rondrara von Alxertis. Die sollen alle zu dir auf die Elida. Und merk Dir: Dritte Marschordnung eng! Ich will hier keine Überraschungen.” “Jawohl Kommandantin”, peitschte ihr der mittlerweile deutlich selbstbewusstere Leutnant entgegen, “Den Magier Embolo nehmt Ihr?” “Exakt. Und schickt noch Eure drei Seesoldaten auf die Windhatz. Wir können nicht zulassen, dass dem Schiff etwas zustößt, jetzt, wo sich diese sturen Efferdgeweihten alle spontan dazu entschlossen haben, beim Südweiser zu bleiben.”, den letzten Satz raunte Yanda nur noch in Alafirs Richtung, bevor sie sich wieder auf ihr Schiff begab.

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Jovis von Cardebas saß, etwas abseits des Trubels, auf einigen Kisten und schaute dem Treiben zu.

Aleidis Rabek war gerade in einem Streitgespräch mit einer der Unteroffizierinnen verwickelt und schien die Ärmste mit einem Schwall aus Worten geradezu hinweg spülen zu wollen. Efferdan dylli Turakis delegierte eine Gruppe Matrosen, die einige Kisten schleppten, auf die Windhatz, während Kapitänin von Hardenstatt in ein Gespräch mit seiner Hochwürden Wagener, dem Tempelvorsteher zu Rabicum, vertieft war. Weitere Geweihte und Akoluthen der Kirche des Stürmischen schienen bereits mit den Vorbereitungen für die Segensrituale beschäftigt zu sein.

Zwei Seesoldaten, die in der Nähe von Jovis vorbeiliefen, unterhielten sich darüber, dass sowohl der Eine als auch der Andere bis jetzt nicht verstehen konnte, warum man es so eilig hatte, über den Darpat zu fahren. Man hätte ja zumindest warten können, bis das neue Schiff der Flottille fertiggestellt wäre; dann müsste man auch nicht auf die weniger starken Flusssegler zurückgreifen.

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Die Glocken der Schiffe und des Hafens wurden geläutet, als die drei Schiffe der Sonderflottille ablegten. Ganz vorne führte die Windhatz mit dem Südweiser unter dem Kommando von Kapitänin von Hardenstatt, gefolgt von der Admiral Dozman unter dem Befehl der Wächterin vom Darpat. Leicht nach schräg hinten versetzt dazu bildete die Elida von Salza, die Kapitän Alafir Leuwangen unterstand, das Schlusslicht. Die Schiffe waren vollgepackt mit efferdheiligen Gegenständen und Paraphernalia, aber auch Geschützen und geweihten Geschossen für den Notfall. Eine ganze Kompanie Seesoldaten tummelte sich auf der Admiral Dozman und der Windhatz, während die Elida lediglich mit kampfunerfahrenen Matrosinnen bemannt war. Dafür war hier etwa ein Dutzend schwerbewaffnete Adlige an Bord, die sich diese Wallfahrt nicht entgehen lassen wollten; zumeist direkte Anrainer des Darpats. Die Efferdgeweihten hatten sich größtenteils auf dem führenden Schiff eingefunden, da sich dort auch ihr Südweiser befand; lediglich zwei Geweihte waren auf der Admiral Dozman postiert worden. Kaum hatten die Schiffe den Hafen verlassen und folgten dem Fluss Richtung Meer, begannen die Geweihten des Efferds mit ihren heiligen Liturgien. Meerwasser wurde verspritzt und efferdheilige Gebete verlesen.

Autoren: Nico & Marius

Am Nest der Schlange

Auf dem Darpat, höhe Stadt Rabicum, Markgräflich Perrinmarsch, Ende Hesinde

Die drei Schiffe waren gut durchgekommen, es war zu keinem Zwischenfall zwischen Wasserburg und Rabicum gekommen und doch lagen die Nerven aller Anwesenden blank. Die ständigen efferdheiligen Choräle hatten am Anfang noch Allen Zuversicht gegeben, doch nun hatten sie sich so sehr in die Köpfe der Leute auf der Admiral Dozman und der Windhatz gebohrt, dass sich die eine oder andere Seesoldatin am liebsten Seetang in die Ohren gesteckt hätte.

Dara von Hardenstatt stand neben ihrem Steuermann und ließ den Blick schweifen. Der Fluss war ungewöhnlich warm zu dieser Jahreszeit, das war ihr schon in Wasserburg aufgefallen und sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Die Temperatur schien genauso willkürlich wie das Gemüt des Unergründlichen.

Selo von Alxertis lehnte an der Reling der Elida und blickte gelangweilt auf die vorbeiziehende Landschaft. Eigentlich war er nur mitgekommen, weil ihn seine Schwägerin darum gebeten hatte. Seitdem diese die Kapitänin der Sonderflottille bei ihm abgeholt hatte, standen beide in regem Kontakt. Zuvor hatte der Junker nicht viel Kontakt mit der Familie seiner Schwester; als verbohrte Zackenländer hatte er sie immer angesehen. Doch die Kommandantin des Wasserburger Stützpunkts war erfrischend anders.

Der Efferdgeweihte Ludrian von der Brücke streckte sich geräuschvoll und ließ ein tiefes Seufzen vernehmen. Er hatte sich eine kurze Pause vom Rezitieren der Gebete gegönnt und griff nach seinem Weinschlauch, aus dem er einen großzügigen Schluck nahm. Eigentlich wäre er lieber beim Südweiser mitgefahren, allerdings wollte er Efferdan dylli Turakis so weit wie möglich meiden. Seit dem Zwischenfall im Kloster war der Gute hinsichtlich der Person Ludrians ziemlich verstimmt. Verstohlen blickte der Mann zur Wächterin vom Darpat.

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Jovis von Cardebas hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten, hatte pflichtbewusst die Choräle und Gebete mitgesungen und mitgesprochen, doch ansonsten war er nicht in die Nähe des Südweisers gekommen. Die Hochgeweihten des Efferd hatten ihn abgeschirmt, fast so, als wollten sie das Artefakt vor allzu gierigen Blicken beschützen. Doch plötzlich wurde der junge Novize von einer unbestimmbaren Ruhe erfasst. Sie breitete sich tief in seinem Inneren aus und erfasste jede Faser seines Seins. Als wäre die Zeit zu zähfließendem Honig geworden, bewegte sich Jovis auf den Südweiser zu, von dem die Ruhe auszugehen schien. Er schob sich an den Geweihten des Efferd vorbei, die sich verwundert anschauten und nichts von dieser Ruhe, diesem Gefühl der Strömung, mitbekamen. Der junge Mann streckte seine Hände nach dem Südweiser aus und umfasste ihn. In dem Moment, als er das Artefakt berührte, schlug die Nadel aus und ein Ruck, der durch das Schiff ging, warf einige der Passagiere zu Boden! Während der junge Novize mit ruhiger Stimme warnend intonierte: "Die Brüder im Zwist, doch wehret der Schwester! Sie steigt empor aus den Untiefen, da sich die Brüder streiten, weil der ältere nicht zu sehen vermag in seinem Gram. Sehet da kräucht es, ich sehe es. Wehret der Schwester, streitet, zu den Waffen!" Schon brach auf Deck ein Durcheinander aus - die Warnung hatte gewirkt.

Diese Aufregung blieb auch auf der Admiral Dozman nicht lange unbemerkt. Das Marschtempo der Kolonne hatte sich mittlerweile drastisch verlangsamt und nun konnte Yanda auch sehen, warum. Der Flusssegler war in einer dunkelgrünen, zähen Masse stecken geblieben, die augenscheinlich auf dem Wasser trieb. Schon seit einiger Zeit hatte ein fauliger Geruch stetig zugenommen. Dieser Algenteppich schien wohl der Ursprung davon zu sein. Von der Position der Kommandantin aus war es nicht eindeutig zu erkennen, aber Yanda erahnte Bewegungen auf dem dunklen Geflecht. Sie zückte ihr Fernrohr und suchte kurz die vermutete Stelle mit einigen Schwenks der Apparatur. Tatsächlich, aus einer kleinen Öffnung in der grünen Masse, die unter die Wasseroberfläche führte, krabbelten scheußlich entstellte Krabben. Fast erinnerten die Tiere an Chimären, an vielen Stellen zusammengewachsen und mit einer abnormen Anzahl von Scheren und Beinen. Manche dieser Tiere waren über und über mit schwarzem Schleim bedeckt und es wurden allmählich immer mehr. Ganz offensichtlich hatten sie sogar ein Ziel, denn in einer geraden Linie liefen sie alle in dieselbe Richtung, hin zur Windhatz, die immer noch im Algenteppich festeckte. Durch das Fernrohr sah Yanda eine Matrosin am Bug der Windhatz, die sich in grotesk vergrößertem Detail in den Darpat übergab. Lang blieb Yanda keine Zeit, darüber die Nase zu rümpfen, denn schon wurde ihre Aufmerksamkeit von der schrillen Alarmglocke der Elida von Salza eingefordert. Dort herrschte bereits Kampfeslärm. An der Reling hing ein ekelhaft humanoides Wesen mit einem roten Tentakelkopf, dass sich trotz der Hiebe der leidlich im Kampf bewanderten Schiffsbesatzung versuchte einen Weg an Deck des Schiffes von Kapitän Leuwangen zu bahnen, doch zum Glück war diese vorgewarnt gewesen, ob der übernatürlich laut gesprochenen Worte des jungen Novizen. Während Rondrara und Selo den ersten Udapothen noch recht gut in Schach halten konnten, sah Yanda bereits zwei weitere dieser Daimoniden mit ihren unnatürlichen Saugnäpfen an der Bordwand hochkrabbeln. Vielleicht hätte sie die Seesoldaten nicht von der Elida abkommandieren sollen.

“Geschütze besetzen und fertig machen zum Feuern!”, schrie Yanda durch den aufkommenden Trubel, obwohl sie ganz genau wusste, dass sie mit den zwei Rotzen und der Hornisse nicht in das Kampfgetümmel auf der Elida eingreifen konnte. Viel mehr wollte sie weiteren Gefahren oder sogar einem Angriff auf die Admiral Dozman zuvorkommen.

Plötzlich wölbte sich der dicke grüngraue Algenteppich an einer Stelle vor der Admiral Dozman immer mehr nach oben, wie eine widerliche Eiterblase die, prallgefüllt, drohte zu platzen. Scließlich gebahr sie den Kopf einer jungen Seeschlange, behangen mit stinkenden Algen, dieser ragte ca. zwei Schritt in die Höhe und schien sich dort kurz zu orientieren. Ein Raunen, genau wie Stoßgebete an Efferd, war aus allen Richtungen zu hören. Das war der Moment, auf den Yanda gewartet hatte. “Feuer!”, hallte der Befehl über alle Schiffe. Kurz darauf flogen Eisenkugeln gefüllt mit geweihtem Wasser und efferdgesegnete Harpunen durch die Lüfte. Nur ein Geschoss verfehlte, während sich eine Harpune durch das geschlossene Maul der Seeschlange bohrte. Noch zwei weitere schlugen im Körper des Untiers ein, das sofort leblos auf die Wasseroberfläche klatschte. Tosendes Jubelgeschrei erklang von der Admiral Dozman. Nur die Hornisse der Elida von Salza hatte nicht gefeuert.

Mit einem Schulterblick bestätigte die Kommandantin ihre Befürchtung. Die insgesamt vier Udapothen hatten das Schiff nahezu überrannt. Die Besatzung hatte sich in zwei Gruppen geteilt und bildete am jeweils anderen Ende eine Verteidigung gegen die ekelhaften Dämonenwesen.

“Hart steuerbord! Und fertig machen zum Übersetzen auf die Elida.”, die Befehle waren für Yanda völlig klar. Sie musste ihrem Leutnant schnellstmöglich zur Hilfe kommen. “Ruder liegt hart steuerbord.”, antwortete die Steuerfrau prompt und mit rhythmischen Schlägen der Ruder begann sich der Bug der Admiral Dozman minimal zu drehen.

Sie hatte noch alles unter Kontrolle, jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Im Kopf ging die Kommandantin immer wieder ihre nächsten geplanten Schritte durch. Nun war sie an dem Punkt in der Liste angekommen, an dem es wieder Zeit war, sich ein neues Bild der Lage zu verschaffen. Das Wichtigste war der Südweiser, also schnellte ihr Blick auf die Windhatz. Das Schiff war bereits über und über mit Krabben bedeckt und jeder versuchte die Tiere in bizarren Windungen von sich abzuschütteln. Auch der grüne Algenteppich schien immer mehr an der Bordwand emporzuklettern. War dieser etwa auch unheilig beseelt?

Kurz nach diesem Schock fielen alle Krabben, die sich gerade noch in Gewändern und Beinen verbissen hatten auf das Deck oder sprangen in Kopfloser Panik von Bord. Etwa zeitgleich löste sich die Windhatz durch einen unnatürlichen Ruck aus dem Algenteppich. Die Efferd-Geweihten schienen ihre Arbeit gut zu machen. Yandas Aufmerksamkeit wurde von panischen Schreien unter ihr wieder auf die Admiral Dozman gelenkt. Irgendetwas schien da unten nicht in Ordnung zu sein.

“Sofort alle Kämpfer unter Deck! Bringt das in Ordnung.”, brüllte Yanda, der der Schweiß bereits auf der Stirn stand. Sie konnte nicht zulassen, dass die Admiral Dozman manövrierunfähig wurde. Sofort stürmten ein Dutzend Kämpferinnen und Kämpfer an ihr vorbei nach unten. Noch bevor sie allerdings Zeit hatte, zu überlegen, wie sie nun Alafir helfen könnte, brach die nächste Katastrophe über sie herein. Zuerst hörte man ein Rauschen wie von einem Wasserfall und kurz darauf barst der Bugspriet der Admiral mit einem lauten Knacken. Direkt vor der Admiral Dozman erhob sich eine weitere gewaltige Seeschlange aus den Fluten, die den Tod ihrer Brut zürnte. Diese war mehr als doppelt so groß wie die bereits erlegte und gab ein gewaltiges Zischgeräusch von sich, dass der Kommandantin die Armhaare zu Berge stehen ließ.

Yanda schaute entsetzt zu den Geschützen. Außer der Admiral Dozman waren diese gänzlich unbesetzt. Ihre Stimme brach leicht, als sie ihren nächsten Befehl schrie: “Feuer! Zum Angriff!”

Autoren: Nico & Marius

Schlangenjagd

Auf dem Darpat, höhe Stadt Rabicum, Markgräflich Perrinmarsch, Ende Hesinde

Kampflärm war nun von allen drei Schiffen zu vernehmen. Die Windhatz hatte sich mittlerweile an den Rand des Algenteppichs manövriert, konnte sich allerdings nicht vollends aus seinem Griff lösen. Neben den deformierten Krabben waren unterdessen auch eine Hand voll Wasserleichen an Bord gelangt, die nun den Seesoldaten und Efferdgeweihten zu Leibe rückten. Dabei gingen die aufgedunsenen Körper - Überbleibsel der Gaulsfurter Schlacht von vor etlichen Jahren - besonders perfide vor und drängten ihre Kontrahenten an die Reling, was wiederum dem nachkommenden Algenteppich die Möglichkeit eröffnete einige der, sichtlich überraschten, Seesoldaten zu packen und in die Tiefe zu ziehen. “Gebt uns Zeit! Das ist kein normaler Algenteppich und eure Waffen werden nicht viel gegen diesen Boten der Niederhöllen ausrichten können!”, rief Aleidis Rabek zu den Seesoldaten, welche gemeinsam mit Kapitänin von Hardenstatt gegen die Wasserleichen vorgingen. Währenddessen bekämpfte Bärfried, zusammen mit zwei Seesoldaten, an der Bugseite der Windhatz zwei weitere Untote und erkannte am - nun nahen - Hafen Rabicums, wie auch dort ebenfalls eine Hand voll Wasserleichen mit deformierten Krabben aus dem Wasser die Kaimauer erklommen hatten und für niederhöllisches Chaos sorgten.

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Die Hafenarbeiter und sonstigen Personen, die zurzeit am Hafen Rabicums weilten, hatten wie gebannt den Geschehnissen auf dem Darpat zugesehen und so hatte niemand vernommen, wie zuerst deformierte Krabben, dann aber auch aufgedunsene Körper aus dem Wasser gestiegen waren. Ein heller Schrei hatte die Aufmerksamkeit der Menschen zurückgeholt und nach weiteren kurzen Augenblicken war ein Durcheinander sondergleichen ausgebrochen. Hafenarbeiter ließen Kisten und Säcke fallen, eine Malerin, die hier am Hafen den Fluss in einem ihrer Gemälde einfangen wollte, stieß in Panik ihre Staffelei um und rannte einen der wenigen Büttel um. Bevor die unheiligen Kreaturen selbst handeln konnten, waren einige schon ins Wasser gefallen oder lagen auf dem Boden und kamen nicht mehr auf. In diesem ganzen Durcheinander befand sich Leodane von Firunslicht-Bleichkraut, gemeinsam mit ihrer Tochter Yandrade und Hermine von Klingweiler. Eigentlich hatten Mutter und Tochter lediglich einen kleinen Ausflug unternehmen wollen und waren hier nur zufällig mit der alten Dame zusammengetroffen. Jetzt hatten sie jedoch alle Mühe, einerseits im Gedränge nicht getrennt zu werden und andererseits vor den mit Seetang behangenen Wasserleichen zu fliehen. Doch die alte Kammerherrin von Burg Thannfest war nicht mehr gut zu Fuß und so wurde die Gruppe abgedrängt und fand sich schnell vor zweien dieser schrecklichen Wesen wieder. Der einen Kreatur fehlte der gesamte Unterkiefer und statt des linken Arms hatte sie nur noch einen Stumpf, aus dem der modrige Knochen herausragte. Der rechte Arm war weitgehend intakt und hielt einen rostigen Säbel in der Hand. Der andere Ertrunkene war in einem weit besseren Zustand. Ihm fehlte lediglich ein Auge und sein Brustkorb war übersät mit Schnitten oder Einstichen. Leodane packte ihre Jüngste und drehte sich um, in der Hoffnung dorthin zurückzukommen, wo sie herkamen. Hermine von Klingweiler war da nicht ansatzweise gelenkig und schnell genug. Sie stieß einen tonlosen Laut aus, als das Kurzschwert des Ertrunkenen in ihren Oberkörper fuhr und den linken Lungenflügel durchstach. In Aufregung stolperten Mutter und Tochter über eine Unterarm große Krabbe, mit seltsam deformierten Panzer, und flogen der Länge nach hin. Die Edle zu Salcaprea rappelte sich unbeholfen auf und sah aus den Augenwinkeln wie sich hinter ihr etwas Aufbaute und schon machte sie sich bereit das nächste Opfer dieser Wesen zu werden. Doch zu ihrer Überraschung blieb das entsprechende Gefühl aus. Erst jetzt erkannte die Frau, dass hinter ihr kein aufgedunsener Körper stand, sondern ein klatschnasser Mann, dessen schulterlanges weiß-blondes Haar wie ein Helm an seinem Kopf klebte und der soeben die Klinge mit einem der Unwesen kreuzte. “Lauft! Ich komme nach!”, herrschte der junge Mann die überraschte Frau an. Diese ließ sich dies nicht zweimal sagen, packte ihre Tochter an der Hand, rannte gemeinsam mit ihm in eine der Seitengassen, öffnete dort die erste Tür, deren sie habhaft werden konnte und fand sich in einem fast leeren Lagerraum wieder. Lediglich eine Handvoll Kisten, die schon Staub angesetzt hatten, standen hier neben der Tür. Kurze Zeit später stolperte ihnen der Mann in das verlassene Lagerhaus nach. Einige Schnittwunden hatte sich der Einäugige zugezogen, sonst schien er - abgesehen von der klatschnassen Kleidung - unversehrt zu sein. “Habt dank werter Herr! Ihr seid zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Sagt, werden wir verfolgt?”, wollte die Edle zu Salcaprea wissen. Der Blonde zog eine große Kiste vor die Tür und schüttelte dann den Kopf, “nein, diese Kreaturen sind weder besonders schnell noch besonders klug. Ich konnte sie abschütteln”. “Ich danke Euch Herr…?”, “von Hardenstatt. Bärfried von Hardenstatt. Aber bevor wir weiterreden, lasst uns nach anderen Ausgängen suchen, nicht dass wir in der Falle sitzen”, gab sich der Ritter zu erkennen.

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Die Seeschlange schien die Präsenz des Südweisers zu spüren. Denn bald schon wendete sie ihren langen schuppigen Hals dem Flusssegler zu, der ihn beherbergte. Sie war bereits im Begriff, ihr massiges Maul auf die Windhatz herunterfahren zu lassen, als ihr etwas enorme Schmerzen zu bereiten schien. Die Pragmatiker unter den Efferd-Geweihten malten derweil eifrig Schutzzeichen in die Luft, während die Mystiker in einer Art Gebet versunken zu sein schienen. Wieder entließ das Ungetüm einen markerschütternden Schrei und suchte sich mit der Admiral Dozman ein neues Ziel. Als der Geweihte Ludrian von der Brücke dies bemerkte, rannte er unerschrocken zum Bug des Schiffes und begann seinerseits Schutzzeichen in die Luft zu malen. All das dauerte Yanda aber zu lang, also befahl sie abermals zu feuern, doch die Geschosse schienen nicht die gleiche verheerende Wirkung zu haben wie noch bei der ersten Schlange. Mit einem fürchterlichen Knacken biss das Ungeheuer in eine der Rotzen und verschlang den Matrosen gleich mit der Waffe.

Auf der Elida von Salza hatten die Udapothen das Schiff nun nahezu überrannt, auch wenn man sich erwehren konnte. Von der Gruppe am Bug waren nur noch einige leblose oder verletzte Körper an Deck zu sehen und auch am Heck standen lediglich noch eine Hand voll Adliger und der Kapitän. Diese bildeten dort in nahezu rondraheiliger Weise Rücken an Rücken einen letzten verzweifelten Verteidigungsring gegen zwei dieser ekelhaften Dämonenwesen. “Volle Kraft an den Rudern!”, Yanda wusste, dass Alafir Leuwangen nicht mehr viel Zeit blieb. Noch immer hörte sie unter sich Kampfeslärm und trotz ihres Befehls fing keines der Ruder an sich zu heben oder zu senken. Irgendetwas war da unten gewaltig schiefgelaufen. An die Reling gepresst, stand auch Embolo der ODL-Magier, seine Hand lag auf seiner Schulter und die Kommandantin konnte nicht genau zuordnen, was er dort tat. Dann hörte man plötzlich seine Bassstimme durch den immer stärker aufziehenden Wind dröhnen. “Ignifaxius!”, schrie er in das Rauschen und aus jedem seiner Finger löste sich ein Flammenstrahl, der zur Elida hinüberschoss und dort in jeweils einem der Udapothen einschlug. Kaum noch ein Gurgeln dring aus den Kehlen der roten Oktopus-Dämonen, als sie alle zu einer glibbrigen Masse auf das Deck zusammenfielen, ganz so, als hätten sie nie einen Knochen in ihren Körpern gehabt. Auch Alafir Leuwangen wurde von einem der Strahlen im Gesicht getroffen und ging direkt zu Boden.

Auf der Windhatz standen nun, abgeschirmt von den Kämpfern und anderen Efferd-Geweihten, die drei Mystiker Aleidis Rabek, Efferdan dylli Turakis und Simmering Flössler mit ausgebreiteten Armen am Bug und schrien jeweils etwas kaum noch Verständliches in den tosenden Wind. Es musste eine echte Herausforderung sein, sich zwischen all den Ungeheuern, Untieren und Untoten so auf die eigene Gottheit einzulassen. Doch es schien zu funktionieren, denn die Sturmböen peitschten mittlerweile so stark über die Decks der Schiffe, dass manche der Untoten genau wie die Lebendigen, die nichts fanden, um sich festzuhalten, einfach umgeweht wurden.

Auf der Admiral Dozman wurde der Kampf gegen die Seeschlange langsam immer intensiver. Der Schutzkreis des Schmugglerkönigs schien funktioniert zu haben, doch war er bei weitem nicht so stark wie der seiner Glaubensbrüder auf der Windhatz. Bei jedem Stoß auf das Schiff, zwischen denen die Schlange immer wieder in den Fluten verschwand fauchte sie unter Schmerzen auf, doch das schien sie nur noch wütender zu machen, offensichtlich aber irritiert von etwas gänzlich anderem. Mittlerweile hatte sie alle Geschütze auf dem Flaggschiff zerstört und so wurde der Besatzung befohlen, in einen verlustreichen Nahkampf zu gehen. Doch blieb auch der Mannschaft nicht verborgen, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Also blieben manche einfach zurück oder sprangen direkt über Bord, um sich vor dem Ungetüm zu retten. Yanda wusste, was sie nun zu tun hatte. Die Sonderflottille würde nicht winselnd und fliehend zu Grunde gehen. Dafür… für diesen Moment ist sie einmal Kapitänin geworden. Mit gemächlichen Schritten ging sie auf den ramponierten Bug ihres Schiffes zu. Sie sah eine riesige schwarze Wolke die sich in schnellem Tempo durch das Darpat-Tal auf sie zu bewegte. “Welch passendes Wetter für mein Ende.”, dachte die Kommandantin und zog in einer ausladenden Geste ihren Offizierssäbel. “Sankt Efferdane! Darpaaaaaat!”, schrie sie mit einer grimmigen Grimasse, als sie ihren Schritt beschleunigte und auf das Ungeheuer zu lief. Und tatsächlich, angestachelt von ihrem Mut, folgten ihr die verbliebenen Seesoldaten in das letzte Gefecht. Bis sie noch im Rennen von einer riesigen Druckwelle, gepaart mit einem kräftigen Sog und gleißendem Licht, rückwärts zu Boden geworfen wurde. Erst kurze Zeit später hörte sie den ohrenbetäubenden Knall, der zu dem Blitz gehört hatte, der soeben in die Seeschlange eingeschlagen war, während Hagelregen auf sie eingeprasselt und sie von einer enormen Kraft unter die Wasseroberfläche gezogen worden war. Von dieser blieb wenig übrig außer ein paar Wellenringe, die die Seesoldaten und Untoten wiegten, die sich gerade im Wasser befunden hatten.

Die Böen ließen langsam nach und auch das Wasser beruhigte sich wieder. Der Algenteppich, der sich hier ausgebreitet hatte, löste sich langsam glucksend auf und verschwand allmählich. Die Efferdgeweihten auf der Windhatz sahen ausgemergelt und gleichzeitig verklärt aus. Die deformierten Krabben verschwanden entweder in den Fluten des Darpats oder blieben leblos liegen. Selbst die Wasserleichen fielen um; ihres unheiligen Lebens beraubt, waren sie nichts weiter als die Überreste derer, die in den Fluten des Flusses einst ihr nasses Grab gefunden hatten. Kapitänin von Hardenstatt half einem der Seesoldaten auf und ließ ihren Blick über das Deck schweifen.

Unbemerkt in all dieser Hatz hatte Jovis von Cardebas mit dem Südweiser gestanden und intoniert. Von ihm war ein tiefe Ruhe in all dem Chaos ausgegangen, eine Ruhe die wohl auch die Konzentration der Efferdgeweihten und den Mut der Kämpfenden gestärkt hatte. Doch niemand hatte davon Notiz genommen.

Autoren: Nico & Marius

Der Darpat kommt zur Ruhe? - Pläne werden gemacht.

Aus den Aufzeichnungen des Jovis von Cardebas (dem Perlenmeer überlassen) - Ende Hesinde bis Tsa 1043 BF:

"Es ward vollbracht, alle lagen sich in den Armen, selbst die die vorher noch wetternd sich gegenüberstanden. Die Wasser sind ruhiger, sagen sie, die Ufer sind ruhiger, sagen sie. Spätestens jetzt, wo eisiger Regen - den stürmisch-grimmen Brüdern nach dem Willen - den alten Darpat nun in Fesseln legen, um auch das letzte zu tilgen, das sich unserer geballten Kraft noch hatte entziehen können, sagen sie. Doch seit das Wesen des Südweisers mir seine ersten tiefen Geheimnisse offenbarte, ahne ich, dass sie nur die Oberfläche schauen. Sie verstehen sich auf das Wogen und die Wellen, auf den Spiegel und die aufgepeitschte See. Doch was hinter der glatten Oberfläche oder der schäumenden Gischt liegt, können sie nicht sehen. Ich vermeine zu sehen, doch bin ich mir nicht sicher, wer mir diesen Blick geschenkt hat. Ich habe Angst; die Tiefe birgt Geheimnisse und innere Erkenntnis in ihren Strömen, doch auch Dunkelheit und Finsternis. Was ruft mich? Wer ruft mich? Wenn doch der Herr Efferd stets mit donnernder Stimme spricht: Diese hier flüstert."

"Der alte Darpat steht tatsächlich still. Das Flüstern ist sehr leise, tief unten im Fluss, im Meer, in mir. Seit unserem Kampfe gibt es keine Meldungen mehr von Widernatürlichem oder dem Verschwinden von Mensch und Tier - außer den üblichen - Wagemutige oder Leichtsinnige, die das dünne Eis auf dem Darpat überschätzen und unserer Welt verlustig gehen - hinabsteigen in ihr letztes Bett. Doch wo es mich des Nächstens selbst hinzieht. Ich habe mittlerweile keine Angst mehr - doch der Mut fehlt mir ebenso. Da ist nur die Neugier auf das Unbekannte, das entdeckt werden will. - Sie sagen, ich wirke in mich versunken, ich solle meinen Gefühlen freien Lauf lassen wie sie, die sie ein Fest planen. Im Frühling, um unseren Sieg, den Fluss, die Markgrafschaft und den Herrn Efferd zu feiern, an der Brücke seiner Heiligen. Doch meine Gefühle sind nicht ausschweifend, ich bin ruhend, mein Blick richtet sich darauf, was vor mir und nicht auf das, was hinter uns liegt. Ich beginne zu sehen, ich sehe das Nahe und das Ferne, ich sehe den Rücken des doppelseitigen Spiegels und den Himmel, den er auf der einen und den (Ab)Grund, den er auf der anderen Seite zeigt. Und dort sehe ich Frieden und Ausgleich - aber da ist stets noch etwas, was die an der Oberfläche nicht sehen. Und das sich auch mir noch entzieht."

"Ich bin wieder hierher zurückgekehrt. Oben stört die wilde Hektik meine Gedanken. Ich brauche die Ruhe. Doch dort oben sind alle in heller Aufregung. Das Eis schmilzt, der Frühling kommt, der Darpat fließt wieder seinen gewohnten Gang. Alle schauen bang auf ihn, doch beschwören zugleich, man habe gesiegt mit der Hilfe des Weisers, den Efferd ihnen schenkte. Ich habe diesen Schatz kaum noch zu Gesicht bekommen, doch das brauche ich auch nicht. Er weist mir den Weg im Inneren, das habe ich nun erkannt. Und ich erkenne nicht den unberechenbaren und stürmischen Geist Efferds, denn die Weisungen sind klar, deutlich und von ruhiger Weisheit erfüllt. Jetzt, wo der Darpat wieder mit voller Kraft ins Meer hinaus fließt, wird das Flüstern zu einem sanften strömen, das mir Geschichten erzählt aus nahen und fernen Ländern und vom Grund. Die Strömung weist mir die richtige Richtung, doch ich verstehe sie noch nicht ganz. Ich spüre einen alten Unmut, über alte Trauer und alten Zwist. Die Ströme wollen fließen, doch stehen sie zwischen alter stürmischer Liebe über ihnen und alter trauriger Wut unter ihnen. Ich denke, ich soll ihr Sprachrohr sein. Lossagen wollen sich und soll ich die Ströme, lossagen soll ich mich. Es zieht mich hin und her, auf und ab. Alter Zwist droht mich zu zerreißen. Ein letzter Kampf steht an, um mich zu befreien. Der Südweiser - er ist mein Herz."

"Mein Plan steht fest. Schon bald, am 30. Tag des Mondes der jungen Göttin, werden sie alle sich selbst zelebrieren. Erneut vom Darpat hinab bis zum finalen Fest an der Brücke, das neue Prachtschiff der markgräflichen Flottille - ha, sie nennen es Blutrochen - soll die Siegesparade anführen. Einladungen gehen durch ganz Perricum, es wird ein ziemlicher Trubel herrschen in all der Heiterkeit und dem Siegestaumel. Ich ahne nun, dass der Trubel größer werden wird, als sie sich bewusst sind. Während sie ausgelassen den Herrn Efferd feiern, wird der alte Darpat erneut aufgepeitscht. Die Ströme erzählen mir von wildem Sprudeln und (Jubel)Schreien - die schließlich die letzte Dunkelheit aus des Darpats Bette treiben werden - wahrscheinlich. Dies wird mein Moment sein, der Moment am Horizont, den mir die Ströme gewiesen haben. Diese Gelegenheit werde ich nicht verpassen. Der Weiser darf weder denen an der Oberfläche, noch denen am tiefsten Grund gehören. Und während alter Zwist erneut aufbrausen wird, werden die Ströme den Weiser mit sich nehmen. Mein Plan steht fest."

Autor: Jan

Ein Fest zur Erinnerung

Residenz der Markgräflichen Administration, Ende Hesinde/Anfang Firun 1043 BF

Zordan von Rabicum, Seneschall Perricums seit fast 30 Jahren – treu stehend an der Seite von zwei Edel- und einem Markgräflichen Provinzherren mit zeitweiliger Regentinnenschaft – resümierte das vergangene halbe Jahr. Im Zentrum brannte es und hier hatte gerade schlimmstes verhindert werden können. Es herrschte allenthalben Unruhe – er hatte gehandelt wie immer – selbst die Ruhe bewahrend – hatte er sich in alle Richtungen abgesichert. Die Markgräfliche Flottille hatte einen maßgeblichen Anteil am Ausgang der Geschehnisse am Darpat, er hatte die jungen Hofsknappinnen zu Heldinnen des Lichterfests stilisiert. Dabei die vielen neuen Anhänger*innen des Korgonder Mythos‘ abgeholt, während er an anderer Stelle besonders die Kirche Efferds in der Darpat-Angelegenheit und die zurückgezogene Kirche Rondras in der zentralgaretischen Fehde-Angelegenheit hofiert und immer wieder herangezogen hatte, so das hier kein Zweifel an seiner Loyalität aufkommen konnte. Er hatte damit dem Markgraf in seiner Abwesenheit den Rücken gestärkt – weilte er doch in diesen schweren Zeiten an der Seite seiner Gemahlin im Herz des Reiches.

Dennoch kam der versierte und erfahrene Machtmensch nicht umhin das neue Lüftchen zu bemerken, dass noch flau, aber stetig wehte. Die Perricumer – und nicht nur die Städter – entwickelten ein ganz eigenes Selbstverständnis – eines das so zuvor noch nicht dagewesen war. Er konnte es noch nicht greifen. Doch die Unruhen im Mutterherz Garetien und hier am Darpat schürten dieses Feuer nur noch. So dass seine – durch etliche Jahrzehnte der Politik – gestählten Sinne anschlugen – trotz seiner exzellenten Arbeit spürte er das erste Mal so etwas wie eine Erschütterung des festgefügten Gebildes Perricums. Ein Gefühl, dass ihm Sorge machte und er war kein Mensch der dieses Gefühl besonders gut kannte, was ihn ebenso etwas beunruhigte. Er würde diese Stimmung weiter beobachten müssen. Aber vorallem müsste er handeln, wie stets.

Sofort ließ er sich Schreiberlinge und Dienerinnen kommen, um Glückwunschschreiben und Triumpheslob an die Bezwinger*innen des Darpats zu senden, die natürlich etwaige Belohnungen erhalten sollten. Und um eine Feierlichkeit Ende Tsa zu initiieren, um den Sieg zu feiern. Und überall sollte das Wappen des Markgrafs und seine Handschrift zu sehen und zu erkennen sein. Auf dass die Leute nicht vergaßen, wer hier die Zügel in der Hand hielt. Es sollte eine Inszenierung werden, die sie daran gemahnte, in dem sie die Held*innen der Schlacht der Dunklen Wasser von RABICUM ehrte – der Markgraf und er würden sich nicht lumpen lassen.


Autor: Jan

Unten am Fluß

Baronie und Feste Sturmfels, Firun 1043 BF

Der Gigantensohn - der mittlerweile stattliche Bart weiß vom Schnee, schaute durch die umher peitschenden Wehen hindurch. Irgendwo dort Unten meinte er den Darpat auszumachen und besonders den Rothandfelsen. Nach den Ereignissen am 30. Travia war er hierher zurück gekehrt, wo sein Platz war. Doch konnte er den Felsen dort noch immer spüren. Und er sprach zu ihm, so dass er den Inhalt der Berichte, die hier nur sehr verzögert bis Hesinde immer nur spärlich ankamen, bereits kannte. Die Weissagungen Tsalaya von Alxertis' hatten sich bewahrheitet, er hatte sie verkündet, das Land hatte gesprochen, damit war sein Anteil am Geschehen getan. Er würde erst wieder hinabsteigen wenn der Gigant es ihm wies und sein Grollen deutete ihm zu bleiben und dem Land und dem Fluß dort unten nachzuspüren. So ahnte er, dass die Kinder des Landes am Darpat eine wichtige Schlacht hatten für sich gewinnen können, doch er wusste auch, dass dies nicht die letzte gewesen sein würde. Im Gegenteil, dies war erst der Anfang gewesen und schon sehr bald würden Land und Fluß sich erneut aufbäumen und dies würde scheinbar in Stein gemeißeltes neu ausrichten. Dies hatte schon lange begonnen und war nicht mehr aufzuhalten, der letzten Ereignisse auf dieser, aber auch auf der anderen Seite des Walls waren nur zwei von vielen Zeichen dafür - ganz zu schweigen von dem was er im Wall spürte. Alte und neue Gräben und Schluchten würden sich auftun, Berge würden sich auftürmen, ihr inneres Feuer würde das Blut der Menschen in Wallung bringen, während die Täler und Wasser alte Geschichten erzählen würden wiederhallend in an den Hängen der sie umgebenden Berge. Und es war an ihm dem zu lauschen und ein Mittler dessen für die Menschen zu sein, da sie ihn ihrem Streben nicht verstehen würden. Wie sie jetzt schon nicht verstanden, sie feierten und eiferten schon, doch vom Ufer des Rothandfelsen wurden ihm Bilder gesandt - die Wasser färben sich immer noch rot und auch ihre Ufer waren in Bewegung. Nichts würde mehr so sein wie zuvor, alles war in Bewegung und die die schlicht ausharren würden, würden mitgerissen werden vom Strom. Er sollte in all dem ein Sturm umtoster Fels sein - Leuchtfeuer und Halt zugleich. Bei dem was da gewesen war und was schon sehr bald kommen würde. "Unten am Fluß.", grollte der Gigant ihm zu, er wusste was dies hieß und er kannte seine Aufgabe darin.

Autor: Jan

Beförderung und Besinnung

Burg Angareth, Markgräflich Arvepass, 25. Firun 1043 BF

Bärfried von Hardenstatt saß in seinem kleinen Zimmer und blickte aus dem Fenster in den Innenhof der Burg, wo zurzeit einige Mitglieder des 2. Banners Aufstellung genommen hatten, um irgendwelche Übungen durchzuführen.
Es schüttelte ihn bei dem Gedanken draußen in der Kälte stehen zu müssen. Die Reise aus der Reichsstadt hier hoch war schon unangenehm kalt gewesen und er vermied es, wo er nur konnte, einen Fuß aus den beheizten Räumen der Burg zu setzen.

Vor wenigen Stundengläsern war er dann zum Landvogt von Firunslicht zitiert worden. Ein Umstand den ihn in Aufregung versetzt hatte.
Der alte Landvogt war zwar nicht mehr Heermeister vom Darpatmund, dennoch besaß er immer noch immensen Einfluss unter den Männern und Frauen des Bombardenregiments.
Zu Bärfrieds Überraschung hatte Aldron ihn, zumindest für dessen Verhältnisse, fast schon überschwänglich begrüßt. Hatte dem Leutnant seinen tiefsten Dank ausgesprochen und betont, welch großartige Leistung Bärfried doch erbringe.
Es hatte etwas gedauert, bis dieser verstanden hatte, dass der Landvogt die Rettung von Leodane von Firunslicht-Bleichkraut und Yandrade von Firunslicht meinte. Natürlich hatte Bärfried seine Leistung herabgespielt, betont dass das jeder in seiner Situation getan hätte. Doch Aldron hatte nicht lockergelassen, er bestand darauf, dass dem Einäugigen mehr als nur ein Schulternklopfen zustand. Er hätte bereits mit der markgräflichen Administration gesprochen und ihn als Lehnsnehmer für das verwaiste Junkertum Bergesruh vorgeschlagen.
Und während der blonde Leutnant noch alles verarbeiten musste hatte der ehemalige Heermeister auch schon die Belehnungsurkunde hervorgezogen und ihn Aufstehen lassen, um die Belehnung den Formalien nach richtig durchzuführen.

So saß Bärfried also in seinem kleinen Zimmerchen, den Kamin mit Holzscheiten fütternd und den Soldaten draußen zusehend, immer noch am verdauen von dem, was sich vor einem halben Stundenglas ereignet hatte. Davon hätte er nie zu träumen gewagt, ein eigenes Lehn und dann auch noch ein Junkertum! Ein vererbbares Stück Land!
Wie schnell das dann gegangen war. Am Anfang dieses Götterlaufs war er in den Dienst des markgräflichen Heers und dadurch hierhergekommen. Hatte das Land und die Leute kennengelernt und spürte recht schnell eine nicht benennbare Verbindung zum Land. Daraufhin hatte er sich zu den Festlichkeiten am Rothandfelsen begeben, wo er den Baronsgemahl aus Hengefeldt samt Anhang kennenlernen durfte. Am Rothandfelsen erkannte er dann das erste Mal, dass ihn mehr als ein bloßes Gefühl mit dem Land am Arvepass verband. Korgond hatte ihn spätestens ab dann in seinem Bann, was ein seltsames Gefühl war. Einerseits spürte er, wie diese Verbundenheit über die vergangenen Monde zunahm, er hier eine tiefe Vertrautheit fühlte und auch gar nicht mehr weg wollte. Andererseits war da sein eigener Anspruch für seine Familie und vor allem für seinen Vater in Zackenberg da zu sein.
Zu diesen beiden Aspekten trat nun, vor allem seit dem Kampf gegen die Seeschlange, seine Erkenntnis, dass er nicht nur einer einzelnen Region diente, sondern auch der Markgrafschaft als solches. In dieser Dreieckkonstellation fühlte er sich gefangen und wusste nicht, wie er aus ihr ausbrechen sollte oder ob er so etwas überhaupt musste?
Ein Klopfen riss den Leutnant aus seinen Gedanken, „herein!“ rief er, während er sich zur Tür umdrehte.
Sein Fähnrich trat ein, „hoher Herr, es wäre so weit alles für die Besprechung vorbereitet!“. Mit einem letzten Blick aus dem Fenster erhob sich der Angesprochene und begab sich in eine der Besprechungsräume.

Autor: Vlad

Gedanken einer Kommandantin

Schloss Tikaris, Baronie Wasserburg, 25. Firun 1043 BF

Dara von Hardenstatt saß in ihrem Arbeitszimmer und blätterte durch den Bericht ihres Hauptbootsmanns. Seit der Schlacht auf Darpats Wogen war nichts erwähnenswertes mehr an der Grenze zum Königreich geschehen, jedenfalls nichts was die Sonderflottille interessieren würde. Das war der Kapitänin auch gerade recht, hatte sie zuvor genug mit den Geschehnissen auf dem perricumer Teil des Darpats und nun mit den Vorbereitungen für das anstehende Fest genug zu tun.
Das II. Darpatschwadron sollte mit einem Schiff ebenfalls an der Parade, die das neue Schiff die Blutrochen anführen würde, teilnehmen.
Was für ein Unsinn! Schoss es der jungen Frau in den Sinn, wir täten besser daran den Übergang zum Königreich zu sichern, nicht dass die verrückten Schlunder oder durchgeknallten Harsteener doch mal auf die Idee kommen das Grenzgebiet als Aufmarschland zu nutzen!
Dara ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen und schaute aus den bodentiefen Fenstern ihres Zimmers. Vor nun fast eineinhalb Götterläufen hatte sie das Amt der Stützpunktkommandantin hier in Wasserburg angenommen.
Seitdem hatte sie immer öfters zur Flasche gegriffen, zuerst, um mit dem Stress fertigzuwerden, den der Stadtrat ihr und der Flottille bereitet hatte. Dann als die seltsamen Geschehnisse auf dem Darpat zunahmen und sogar ein Schiff samt Besatzung verschwand.
Anfangs hatte sie sich mit dem Stress gerechtfertigt, doch langsam dämmerte ihr der wahre Grund. Seit sie die Kommandantur dieses Stützpunkts übernommen hatte, war sie immer tiefer in den Sumpf der Politik abgerutscht. Die Grabenkämpfe, welche im Hintergrund liefen, schlauchten sie und waren ihr zutiefst zuwider.
Und als sie ganz am Grund war, kurz davor stand ihren Posten zu räumen und als einfache Offizierin zurück zur See zu gehen, da kam der Kampf bei Rabicum. Die Seeschlangen, Dämonen und Wasserleichen, die sie alle gemeinsam besiegen konnten! Der Kampf war hart und verlangte einige Opfer, doch letztlich hatten die Perricumer gemeinsam gewonnen! Für einen kurzen Augenblick waren die verschiedenen Interessen und Ziele einem gemeinsamen gewichen. Was für ein Gefühl! So sollte es sein, Perricumer zogen Hand in Hand am selben Strang!

Autor: Vlad

Das Ausschwärmen der Reshminianer

Feste Finsterbinge, Baronie Gluckenhang, Anfang Tsa 1043 BF

Die Schwarmmeisterin tauchte ein in das Summen der Stimmen ihrer Reshminianer. Im dem Gleichklang vernahm sie einen Erlass aus hundert Stimmen. Die Wasser des nahen Darpat hatten geschäumt und geblutet - doch das Summen verriet ihr dass der angestoßene Kampf noch lange nicht geschlagen und es an der Zeit war zu streiten. Deshalb hieß es sie an den Ort ihres Ursprungs zu gehen - dort wo die Unwissenden aus ihren Reihen bereits Wache hielten. An der St. Reshmina-Brücke würden sie ihr erstes Zeichen setzen - auf das Perricum ihren Triumph sehen würde und ihren Kampf für die einende Gemeinschaft (Perricums). Der letzte Tag des Tsas würde die Wiedergeburt der Reshminianer und dessen wofür sie standen einleiten. Das Summen würde dabei Teil von ihnen sein, gleich ob aus dem Norden oder dem Süden, gleich ob von Stand oder Ausgestoßen und von niederer Geburt. Und sie würden der Markgrafschaft ein Beispiel sein - ein Symbol das niemand mehr schelten oder ignorieren könnte. Und dies würde der erste hundertfüßige Schritt sein, der das Summen unaufhaltbar in die Welt (zurück) tragen würde.

Aus dem Summen ihrer Mitstreiter*innen erhob sich ihre Stimme: "Reshminianer, Getreue, vernehmt das Surren - wir ziehen gen Heimat, dem Triumph entgegen. Zu den Waffen, seid bereit. Die Welt soll sehen welche Einheit wir sind."

Autor: Jan

Barbenwehrer Betrachtungen

Burg Barbenwehr, Kaiserlich Gerbenwald, Tsa 1043 BF:

Reichsvögtin Fridega von Isppernberg stand an einem der Fenster ihres Gemachs und blickte in die Ferne. Von hier hatten sie einen atemberaubenden Blick über die Perricumer Perrinlande und das aranische Grenzland. Ruhig und friedlich lag das Land da. Die Kaiserin hatte durch die Einigung von Morganabad vor einem Götterlauf doch tatsächlich für klare Grenzverhältnisse gesorgt – die vor allem die Perrinländer Barone sehr begünstigten – und so zumindest vordergründig Ruhe in die Grenzregion einkehren ließ. Unter der Oberfläche aber – das wusste Fridega durch ihre Mittelsmänner – brodelte es jedoch weiter, denn die aranische Bevölkerung der Markgrafschaft Perricum fühlte sich übergangen. Der große Erfolg der Kaiserin und ihrer Unterhändler war ein doppelter, denn dieser sicherte ihr und ihrem Gemahl, dem Markgrafen, die Loyalität der Grenzbarone – und band sie auch mit der Aufgabe die aranischen Perricumer zu befrieden. Ein Meisterstück. Besonders Gerbenwalds Nachbar, der junge und ungestüme Baron von Dürsten-Darrenfurt war so an seine Scholle gebunden und konnte sich schwerlich anderweitigen Abenteuern hingeben. Freilich hielt das diesen nicht davon ab, in der garetischen Fehde der Familie seiner Gemahlin, den Weyringhaus, seine Unterstützung zu bekunden. Doch mehr als Lippenbekenntnisse waren es bisher nicht. Sehr zur Freude der Reichsvögtin, war doch ihre Familie eine der größten Gewinner der Fehde. Die Haselhainer Pfiffenstocks hingegen mischten da schon weit forscher und angriffslustiger in den garetischen Landen mit.

Fridega schüttelte amüsiert den Kopf. Der Gedanke von nebachotischen Kriegern in archaischen Rüstungen, die mit Kriegsgegröhle durch die Goldene Au streiften, belustigte sie – und ließ auch ein wenig die Hitze in ihre aufsteigen. Der Blick der Reichsvögtin schielte für einen Augenblick zu ihrem Bett. Vor diesem lag auf einem aranischen Teppich ihr nebachotischer Günstling und schlief tief und fest. Die Nacht hatte ihn wohl zu sehr ausgezehrt.

Doch wandte sich Fridega wieder ab und ließ ihren Blick weiter in die Ferne streifen. Dort am Horizont, wo sich vor den drohend aufstrebenden Zacken ein blaues Band wie eine Schlange durch die Perricumer Lande schlängelte, wirkte die Landschaft seltsam unruhig. Es war Fridega, als zog sich dort etwas zusammen. Sicherlich, sie hatte von den seltsamen Ereignissen am Darpat gehört – schließlich hatte sie ihre Augen und Ohren überall. Doch sie traute der vorgeblichen Ruhe nicht. Etwas hatte sich verändert, doch konnte sie noch nicht genau fassen was. Der Darpat, die blaue, träge dahin schlängelnde Schlange, die Perricum verband, war in Aufruhr. Was würde dies für die politische Landschaft bedeuten? Denn die große Schlange, die Perricum bisher einte, war der Rabicum.

Veränderung lag in der Luft, auch diesseits des Walls. Fridega gedachte diese für sich zu nutzen, denn sie war nach dem Markgrafen die ranghöchste Vertreterin der Kaiserin in Perricum und Barbenwehr das stählerne Herz der Markgrafschaft.


Autor: Bega

Perricumer Stimmen I

Irgendwann zwischen Ende Firun und Mitte Tsa 1043 BF

"Sie verstehen IHREN Schmerz nicht...verlassen, verraten, in die Untiefen gedrückt (von den eigenen Brüdern). Ihren verzweifelten Hilfeschrei will ich nicht verstummen lassen, gleich wie oft sie ihre Tränen noch erschlagen." - Ein Handelsfrau aus Dergelmund, drei Perlen vor sich aufgereiht, sich im dunklen Perlmutt verlierend.

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"Sollen sie doch ihr "Sieges"-Fest feiern, uns haben sie hier vergessen, fernab des Flußes. Der sich sich gegen sie aufgelehnt hat, weil sie vergessen haben, wer die Urahnen dieses Landes sind. Wir werden hier ob unserer Gelegenheit harren, um mehr als mit den Säbeln zu rasseln. Im Land der Seen schäumten die Wasser nicht, aber unsere Gemüter schäumen dafür um so mehr. Sie sollen sehen, dass man uns nicht ins Abseits drängen kann, gleich ob in Haselhain, dem 9mal verfluchten "Herdentor" oder darüber hinaus." - Baron Alrik von Korbrunn auf Altentreu zu seinem Hofstaat, während sein Sohn Tar die Szenerie mit Argwohn betrachtet.

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"Hochheilige! Liaiella! Ich ertrinke! Ich ertrinke in deinen Armen. Und der Darpat umarmt unsere Lande! Sein Griff zog sich fester, er schäumte, er blutete, er ertränkte! Er prüfte und segnete uns - mit Gischt und Blut und Schlick! Wir hielten dem Stand - und härter und stärker erwuchsen wir seinen Wassern! Er wieß uns den Weg ins Meer, wo wir SEIN Relikt bargen in den Tiefen! Doch die Schnellen und Untiefen an der Ertrunkenen Furt verloren an Tücke, doch versiegt sind sie nicht! So nimm diese (symbolischen) Opfer, Stürmischer und segne damit das die Triumphfahrt die da kommen wird. - Geht in die Wasser, atmet, die Wasser - ertrinkt in ihren Armen! Denn was tot ist - kann niemals sterben!"
"WAS TOT IST - KANN NIEMALS STERBEN!" - Bei einer Zeremonie am Kloster St. Liaiella, inbrünstige Priester und Anhänger des Herrn Efferd argwöhnisch beäugt durch die eigenen Efferdbrüder, die hinter vorgehaltener Hand über das neu geborgene Artefakt "ihrer" Kirche spekulieren.

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"Sie feiern einen Sieg, während sie zugleich immer näher am Abgrund tanzen, mein Kind. Lass´ sie sich ruhig an ihrem vermeintlichen Triumph berauschen; so sind sie abgelenkt und wir können weiter ungestört unser Werk zum höheren Ruhme des Herrn der Götter verrichten, Liebes. Diese törichten Schafe wissen nicht einmal, was sie sich da zum Feind gemacht haben und dass es auch noch andere gibt - andere, die auch wir im Auge behalten sollten, wie mir der Herr in einer Vision offenbarte." - aus einem in der Reichsstadt Perricum zwischen Mutter und Tochter geführten Gespräch

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"Ein Fest? Weil sie die Schlange getötet haben? Hmpf, sollen sie das doch feiern wenn sie nichts besseres zu tun haben". "Nein, ich werde nicht dorthin gehen, mein Platz ist hier, wenn die halbe Markgrafschaft im Siegestaumel sich am Darpat feiert muss irgendjemand die Augen hier oben offen halten und drauf achten, dass alles rechtens ist".
"Dann nehm unseren Neffen mit, wenn du unbedingt musst. Der Weg ist lang und allein zu gehen gefährlich". - Wolfhelm von Hardenstatt zu seiner Frau über ihre Idee zu den Festlichkeiten zu gehen.

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"Die Stadt, sie pulsiert wieder. Gleich für wie verfemt alle sie halten und wettern und zetern. Perricum - die ganze Rahjasküste - kann sich der Perle am Perlenmeer nicht entziehen, gleich wie manche ihren Glanz auch matt und dumpf reden wollen. Ob sie nun vom "Tag der Schande", "Der Stadt der Verräter" oder generell von der Arroganz der Hauptstadt sprechen - alles Gerede - Land und Stadt sind in ihrer Geschichte und in ihrem Tun untrennbar, wir wissen das, die wir beidem schon seit so langer Zeit treue Diener waren. Und so konnten wir auch dem Unbill am uns einenden Band entgegenstehen. Denn wir eine Kraft, wenn wir zusammenhalten, gleich auf welcher Seite und in welchen Landen. Auch wenn einzelne dies immer wieder in Frage stellen. Wir werden unsere das unsrige tun um jenen eine klare Antwort darauf zu geben, zum Wohle aller Perricumer - und so auch zum Wohle unser Familie. Du mein Kind bist als Verkünderin der Beweis dafür und der Beginn einer großen Zeit für Perricum - mit dem wir zusammen feiern werden - als Geschwister und wenn es nur für diesen bedeutungsvollen Tag im Tsa ist." - Junkerin und Ratsherrin Ginaya von Alxertis zu ihrer Pagin Tsayala, kurz bevor dieser wieder eines ihrer Gesichte zuteil wird.

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"Ob die Knoppsberger und Gorbinger zum Fest erscheinen werden, fragt Ihr? Erstere haben mit der Sicherhung der Grenzen zu den zentralen Fehdelanden zu tun und bei zweiteren weiß niemand wo es überhaupt liegt und wer es gerade regiert. Also verschont mich solcherlei Lapalien." - Ein gestresster Bürokrat der Markgräflichen Administration.

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"Vieh und Felder sind wieder sicher, das Land ist wieder sicher, sagen sie und brüsten und feiern sich mit ihrem Erfolg. Aber ich denke es ist vielmehr den Gebeten an die lieblichen Schwestern und dem Rothandstein - der für uns blutete und uns warnte durch dieses Mädchen und dem Mann vom Berg - zu verdanken. Der Herr Efferd war erzürnt, warum? Noch nie hat den Unergründlichen jemand verstanden. So ist er - aber was können wir dafür die wir hier nur unsere Arbeit machen? Alle haben sie ihre Meinung dazu - die einen sagen, es ist die Brücke, die anderen sagen, es ist wegen der Proezssion dieses feinen Garetischen Prinzen, die nächsten geben dem Dämonenbuhlen Haffax die Schuld, der den Fluß kreuzte und die letzten geben denen im Norden die Schuld - weil sie nicht hier her gehören - oder den Leuten im Süden oder den kruden Bergbewohnerinnen im Osten. Ich sage ja es ist der Fall der Sterne...sogar die Sternenbilder sind anders. Vielelicht liegt's aber auch doch an den sittsamen Zackenländern, die leben so anders als wir. Wie dem auch sein, hauptsache hier räumt bald mal jemand auf. Der MArkgraf und sein Rabicumer Gesell - wie lang sitzt der da eigentlich schon? - haben das ja im Grunde ganz gut gemacht bisher, aber irgendwie läuft's da wohl nicht mehr so." - Ein Perrinländer Bauer im Schnack mit seinem Flurnachbarn.

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"Ein Fest?! Endlich besinnen sich die Perricumer auf die gemeinsamen Dinge. Ich denke unser Hof hat guten Anteil daran...wie?...Ja, die Heroen vom Darpat natürlich auch. Wie dem auch sei - zeigen wir dem Rest der Markgrafschaft wer schon lange verstanden hat, das Festivität, Muse und Harmonie der beste Weg zu einem prosperierenden Perricum ist." - Maia von Perricum, an die vielen Geadelten, Ritter- und Künstler*innen und weiteren an ihrem Hof zur Wahrung der Kultur der perricumschen Lande.

Autoren: Bernd, Jan, Vlad und Wallbrord

Perricumer Stimmen II

Irgendwann zwischen Ende Firun und Mitte Tsa 1043 BF


"Lasst meine prächtigste Rüstung und mein getreustes Pferd herrichten, das Banner des Markgrafen soll durch mich hoch über den Köpfen der Perricumer wehen an diesem Tage des Triumphs. Sie sollen sehen Rondira von Sturmfels ist nicht abholt gegangen - wie etwa die schnatternde Gnitze. Sie weilt stets noch auf Gluckenhang und hält der Markgrafschaft die Treue, gleich wie die Markgrafschaft zurückblickt. Ich schulde diesen Landen so viel, ich werde es zurück geben. Bei den Göttern, dieses Land bedeutet mir alles und nichts lasse ich auf seinen Herren kommen - für ihn werde ich nach Sta. Reshmina reiten." - Baronin Rondira von Sturmfels an die ihren gerichtet.

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"Das gefällt mir alles nicht, speziell dass sich das alles vor der Haustür meines Heimes stattfindet, bzw. auf der Türschwelle. Ich muss meine Familie schützen, mein Heim ist meine Festung. Ich werde das alles genau von hier aus beobachten." - Die Gnitzenkuhler Baronin Geshla von Gnitzenkuhl, bei einem vorsichtigen Blick aus dem Fenster.

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"Sie schreien und brüllen, feiern und frohlocken dort unten am Fluß. Ihre kurzweiligen Probleme mögen gelöst sein, aber hier Oben hausen immer noch die Ferkinas, die Wallfehde ruht, doch wird auf anderem Wege weiter geführt. Nun bin ich getrennt von meiner einzigen echten Verbündeten durch den himmelstürmenden Korgondmystiker und eine arroganten und herrischen Schranze der Kaiserin und ihres hörigen Gemahl, welche mir sogar noch mein Land nahmen und an die aranische Brut verschacherten, während die Talbarone begünstigt wurden. Und selbst meine treuste Varsallin entzieht sich mir und es scheint, dass die Shanja von Rash Lamashu für sie etwas anders vorgesehen hat - das seltsame Geschenk das Arishia erhielt verrät mir dies. Sie ist seitdem ein leibhaftiges Geheimnis und Rätsel...über Grenzen erhaben. Und wo bleibe ich in all dem? Ich muss kämpfen - allein." - Die Gedanken der Weißbarûner Baronin Gidiane von Waltern.

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"Mein guter Darpat, endlich lieben wir uns wieder. Sie richten deshalb sogar eine Feier aus, die Landratten, an der Brücke. Einige meinen ja, mit ihr begann das ganze Unglück erst. Brauchen wir doch keine Brücke um die Lande an deinen Ufern zu vereinen, so tust du das doch schon seit jeher." - Eine alternde Flößerin in vertrautem Zwiegespräch mit ihrem langjährigen Freund, Ernährer und Arbeitgeber - dem Darpat.

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"Der Fluss ist beruhigt, doch die Kernlande brennen! Sollen wir feiern während unsere Brüder und Schwestern in Garetien leiden? Nun wäre der Moment darüber nachzudenken weshalb dies alles geschieht und nicht um sich selbst hochleben zu lassen weil man eine Erscheinung behandelt hat! Wenn wir dieserlei Probleme wahrlich an der Wurzel beseitigen wollen müssen wir zusammenstehen! Nicht als Zackenberger, Wallländer oder Perrinländer. Nicht als Schlunder, Reichsforster oder Perricumer, nein! Sondern als Groß-Garetier! Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, wie es einst unsere Ahnen taten, können wir verhindern dass solche Gräuel in Zukunft abermals aufbrechen! Und nun geht und erinnert die Perricumer an Korgond und daran, dass wir am stärksten sind wenn wir ALLE zusammen Hand in Hand arbeiten!" - Baronin Serima von Hengelfeldt zu ihrem Mann, dem Barden Gneisbald, dem Ritter Rondriga und der Knappin Perdin

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"Wie wahr du gäsprochän hast, wie wir sälbst stäht auch die Zaith im Ubärgang in ain nächstäs Läben, oh, Al'Haresh gre'bir." - "Groß ich nicht bin, ma Shâl, doch groß unsäre Zaith iszt." - In einem sumpfigen Flecken in Gerbenwald, ser Al'Haresh in Zwiesprache mit einem Schüler, der seine Weisheit ergründen will.

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"Hast Du schon gehört? Es gibt bald ein großes Fest bei der Darpatbrücke! Da müssen wir unbedingt hin. Bestimmt wird alles, was Rang und Namen in der Provinz hat, dort sein."
"Natürlich, Liebes. Wer wären wir denn, dass wir uns eine solche Gelegenheit entgehen ließen? Wir sind ja schließlich nicht irgendwer, sondern zählen zu den führenden Persönlichkeiten dieser Stadt!"
"Wunderbar, mein Schatz! Aber für so ein außerordentliches Ereignis brauchen wir natürlich eine angemessene Garderobe; ich kenne da einen wunderbaren Schneider, der uns beinahe für einen Spottpreis- Ist Dir nicht gut, Siegerain?" - aus einer Unterhaltung zwischen Siegerain von Bregelsaum-Berg und seiner Gattin Olberthe

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"Wimmelkrieger immer verstehn schwer-schwierig. Nicht verstehn-wissen wo Anfang, wo Ende. Sie zu kurz leb-denkn. Wimmelkrieger müssen selbst sehn-schaun, Dr'll werd wachn-schützn, Dr'll werdn handln-machen - in Schattn-Dunkel von Berg-Heim. Doch alte Stimmn wieder rufn-tön - und ich schon hör schon Schritt Groß-Stark wie Ries. Will komm Heim-Haus." - Strutzz in einem Gespräch mit anderen Großen Alten Perricums.

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"Großvater lässt ein Fest ausrichten, ich verstehe warum, muss er doch dieses Kapitel abschließen für die Markgrafschaft. Er sagt Perricum muss jetzt stark sein, die Fehde im Zentrum ruht, aber wird auch uns noch fordern. Das ist wie er denkt und er lehrt mich es ihm gleich zu tun. Mein Feld mich vor ihm zu beweisen ist allerdings Bergthann. Ich muss unsere Familie hier stützen, die alteingesessenen akzeptieren uns noch nicht. Doch wir haben die Brücke - ein Meisterstück Großvaters. Ich werde dies zu nutzen wissen, so werde ich dort präsent sein. Wenn wir alles richtig machen, ist Bergthann uns bald treu und die unsere Stadt in naher Zukunft wieder unsere, sagt er. Doch Vater ist nicht gewillt solche Spiele zu spielen und Onkel Welferich sitzt nun im tobrischen, also liegt es an Großvater, mir und unseren Getreuen - euch." - Geldana von Rabicum, Vögtin von Bergthann, zu ihren Ritter*innen.

[...]

[Für stimmungsvolle Kurzstatements.]

Autoren: Bernd, Jan, Vlad und Wallbrord

Haselhainer Anreise

Auf dem Weg von der Baronie Haselhain zur Sta. Reshmina-Brücke, 27. Tsa 1043 BF

Nach ihrer gemeinsamen kräftezehrenden Episode am Hesinde-Kolleg zu Sichlingen waren die Baronin von Haselhain und der Kollegsleiter Miran von Pfiffenstock gemeinsam mit einer kleinen Bedeckung auf dem Weg auf dem Weg zur Sta. Reshmina-Brücke. Der Vetter ihres - mit Abwesenheit glänzenden - Gatten hatte es vorgezogen dem Triumphzug nicht nochmals auf dem Fluß beizuwohnen, sondern auf der sicheren Brücke. Wohl ein Nachhall seiner Erlebnisse bei seiner letzten Schiffsfahrt auf dem Darpat '...und auch ein Zeugnis seiner ambivalenten und mutlos anmutenden Wendehalsigkeit.', dachte sich Baronin Fatime, die Gelehrten dies aber verzeihen konnte, jetzt wo sie ihn ein bisschen besser kennengelernt hatte. Er war nunmal kein furchtloser Kämpfer, er war eine Spielfigur zweier Familien - und darin tat er ihr sogar fast leid.

Zum Glück warn sie nun in einem Milieu unterwegs ganz gänzlich fern der Probleme zu Hause war. Der Darpat hatte gekränkt, sich im Schmerz aufgebäumt und letzt Ausgeburten der Untiefen ausgespieen, so hieß es. Ein dunkles Geschwür - hinterlassen durch die widernatürlichen Truppen Haffax' - das nun aufgeplatzt war. Keine Dämonenschlacht, aber Ereignisse die Perricum beschäftigt hatten und die sicherlich noch etwas nachwirken würden. Doch - den lieblichen Schwestern und ihren Geschwistern zum Dank - war die Gefahr, erkannt und gebannt und obendrein gar ein uraltes Artefakt der Stürmischen geborgen worden.

"Ich bin mir nicht sicher, ob dies allein aus einer Hinterlassenschaft von Haffax' Dämonenzug über den Darpat resultiert ist...", unterbrach der Gelehrte Miran ihre Überlegungen. Sie musste laut gedacht haben, erwartungsvoll blickte sie ihn an. "...ich denk vielmehr es ist ein Konglomerat, eine Gemengenlage, die solche Dinge gebiert."

Fatime war neugierig, Miran war ab seiner Wendehalsigkeit ein wirklich eloquenter Denker und ein gelehrter Austausch mit ihm war stets eine willkommene Abwechslung. Also ermutigte sie ihn fortzufahren, was ihn sichtlich erfreute, auch wenn Freude seine echsenhaften Züge noch etwas seltsamer wirken ließ.

"Nun - ich möchte nicht zu weit ausholen, aber nach der Meinung einiger Gelehrten könnten gewisse Ereignisse vor über zwanzig Jahren etwas angestoßen haben, das sich bis Heute auf auf die Gefüge unserer Sphäre auswirkt - oder je nach Thesis sich erst wirklich zu entfalten beginnt. Wie dem auch sei - wenn Ihr Euch daraufhin nun die Ereignisse der Zeit seitdem Anschaut, kann selbst der ungelehrte Geist hier eine Agglomeration, eine Anhäufung, von derlei Großereignissen erkennen. Nehmt allein die letzten sechs bis sieben Jahre - Die Rückeroberung der Wildermark und Schwarzen Lande, der Fall vieler der sogenannten Heptarchen, der Geschwisterkrieg der Nebachoten, der Feldzug Haffax', der alles in eine Waagschale warf, der immernoch ungeklärte Sternenfall, die sogenannte Wiedererscheinung des mythischen Korgonds und die damit einhergehende Erwachung des Landes, welche zunehmend mehr Anhängerschaft findet - nicht nur euren Gemahl. Und zu guter letzt eine - zum Teil daraus resultierende, blutige Fehde im Herz des Reiches und die Vorkommnisse am Darpat." Kurz holte er Luft. "Das ist doch kein Zufall, aber scheint auch nicht den Anklang eines göttlichen Plans zu haben - versteht mich nicht falsch - ich zweifle gewiss nicht die Allmächtigkeit der Alveranischen Götter an. Doch zeigen - wenn man sucht - die geschichtlichen Aufzeichnungen und Legenden unser Ahnen - so sie denn vollständig sind - doch immer wieder solche Anhäufungen von Großereignissen in einer gewissen Regelmässigkeit, die ich nicht zu erklären oder genau zeitlich zu verorten vermag, doch steigern sich diese Anhäufungen - mal mehr, mal weniger, aber eine immer schnellere und verzahnte Anhäufung ist da zu erkennen. Die Großereignisse solcher Zeiten bedingen sich gegenseitig und potenzieren sich - bis zum Kollaps, der Ruhe und eine neue Ordnung bringt. Ich denke wir sind erst am Anfang einer solchen Aufwärtsspirale, meine Baronin. Und Zeugnis sind nicht zur alte Legenden, Sagen und Geschichtsschreibungen, die wir vielleicht falsch interpretieren oder kontectualisieren, weil sie nicht unserer Zeit entsprechen - wie jene die die wir dem Fuchs sei Dank verstanden haben und die uns auf die Spur des Südweisers brachten. Nein, Zeugnisse sind auch die Worte wie zum Beispiel am Rothandfelsen zuletzt gesprochen wurden oder das Ereignis dem wir in drei Tagen beiwohnen werden..."

Fatime lächelte, sie war eine Gelehrte der alten Sagen und Legenden - und mochte solche epischen Anleihen. "Gelehrter Herr, werter Vetter, dies sind interessante Ausführungen, doch - wie mir scheint - malen sie auch mit einem sehr dunklen Pinsel. Ich hoffe doch die Grundfesten werden nicht erschüttert, so sie denn überhaupt können. Gerne halte ich - aus rein diskursiver Sicht - dagegen..."

Die Diskussion wogte noch das ein oder andere mal hin und her, während der kleine Zug sich weiter in Richtung Reichsstadt schob. Und sie wurde noch lautmalerischer als Fatime und Miran dazu einen gepflegten perricumer Wein tranken.

Autor: Jan

An der Brücke I

Sta.-Reshmina-Brücke, 30. Tsa 1043 BF

Noch nie hatte die Brücke in ihrer - kurzen und äußerst wechselhaften - Geschichte so prächtig ausgesehen. So war sie herausgeputzt worden und markgräfliche Banner flatterten im angenehmen Frühlingswind, während ein kleiner Trupp markgräflicher Gardeleute in Paradeuniformen und mit Zierwaffen entlang der Brüstung Aufstellung nahm. Sie machten einen prachtvollen Eindruck zwischen den Statuen der Brücke. An den Aufgängen zu ihr hatten sich einige Reshminianer*innen und ebenfalls herausgeputzte Bewaffnete des Rabicumer Junkertums und der Bergthanner Baronie bereitgemacht. Während um sie herum Ufer und Brücke sich mit etlichen Schaulustigen füllten - alle in begeisterter Erwartung der Triumphparade auf dem Darpat, welche gestern in Wasserburg gestartet war. Es herrschte eine äußerst ausgelassene Stimmung, beinahe wirkte es als sei Perricum ein zusammengewachsener Schmelztiegel, wenn nicht hier und da sich Grüppchen bilden und verstohlene Blicke ausgetauscht würden. Doch Heiterkeit und die Perricumer und markgräflichen Farben mochten dies zu übertünchen. Inmitten all dieser Szenerie stand Seneschall Zordan von Rabicum, als Symbol der Markgrafschaft, an des Markgrafen Stelle, die helle metallische Rüstung mit den Seeschlangen-Schulterstücken kontrastiert durch das kräftige Blau seines Wappenrockes, dass das Zeichen und die Farben der Rabicumer zeigte. Wie der Zufall es wollte waren die Rabicumer Farben den Farben der Markgrafschaft gleich. Er ließ den Blick über die beginnende Festivität streifen und war zufrieden.

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Die kleine Reisegruppe aus Zackenberg bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmasse. Von der Familie Zackenberg waren Orlana samt Ehemann sowie Onkel Cordovan gekommen. Die Hardenstätter waren mit besagtem Ehemann der Baroness, sowie dessen Mutter, der Schwägerin und den beiden Vettern erschienen. Komplettiert wurden sie durch die Landvögtin von Aarenhaupt sowie dem Hausritter Hal von Zackenberg. Die Militaristen der beiden Familien, namentlich der Heermeister sowie die Hardenstätter Bärfried und Dara waren jeweils an anderer Stelle und würden in den Reihen des Militärs dem Fest beiwohnen, beziehungsweise sogar Teil der offiziellen Parade sein. Geplant war jedoch nach dem offiziellen Teil gemeinsam den Rest des Festes zu genießen. Alle waren sie in typischer Gewandung der zackenberger Adligen gekleidet. Die beiden Ritter und der Schwertgeselle stachen durch ihre glänzenden jedoch schlichten Rüstungsplatten aus der Gruppe heraus. Während man langsam aber zielstrebig zu den vorderen Reihen strebte, um hoffentlich einen Blick auf das Schiff werfen zu können, welches Dara vorbeisteuern würde, blieben einzelne Gruppenmitglieder stehen und wechselten hier und da kurze Worte ohne gänzlich den Anschluss an den Rest zu verlieren.

Auf gegenüberliegender Seite der Zackenberger Reisegruppe und des Darpats wurde auch für Fatime von Pfiffenstock ein Weg durch die zunehmende Menge gebahnt, ihre Saba’Ran(i) schufen sanft eine Schneise durch die wartenden Menschen, die von irgendwem mit kleinen Wimpeln in den Farben blau und weiß ausgestattet worden waren, die nun eifrig im kühlen Wind flatterten. Auf dem Weg zu den zusammengezimmerten hölzernen Tribünen am Fuße der beiden Brückenenden für die Adligen begleiteten die Baronin von Haselhain - abgesehen von ihren Saba’Ran(i) - der etwas sinister wirkende Gelehrte Miran und der höfische Adlige Astaran von Pfiffenstock. Die trotz ihrer familiären Zusammengehörigkeit keine Ähnlichkeit erkennen ließen. Im vorbeigehen erblickten sie die Edle Nera von Sturmfels, mit einer kleinen Bedeckung aus zwei Kämpfer*innen in den Farben der Baronie Herdentor. Fatime bedachte ihre Nachbarin mit einem freundlichen Lächeln, dachte aber auch so gleich an das “Unglück” was dort vor einem Jahr geschehen war und das die Sturmfelser dort nun hatte schalten und walten konnten, aber die Zügel vermutlich nicht mehr völlig in der Hand hatten. Dementsprechend blieb sie auch im Gespräch mit Astaran und nahm letztlich gemeinsam mit ihren Begleitern auf der festlich geschmückten Tribüne neben Rondrara von Alxertis Platz, mit der sie sich zunehmend besser verstand und sich für diesen Tag hier mit ihr verabredet hatte. Denn diese hatte es sich auch nicht nehmen lassen wollen, der Triumphparade beizuwohnen, zumal auch nicht wenige Alxertiser in die letzten Geschehnisse mehr oder weniger eingebunden waren. “Seht nur, beste Fatime,...”, plauderte die Alxertiserin mit der Sparren- und Säbelwappenbrosche nach einer ausführlichen Begrüßung, “seht nur ein Meer aus blau und weiß und wer steht in dessen Zentrum?” In ihrer Stimme lag Anerkennung, aber auch eine gewisse rebellischer Kampfgeist - typisch für die Alxertiser.

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Mit Nachdruck schoben sich die drei markgräflichen Knappinnen Pernula von Zolipantessa, Xanjida von Sanzerforst und Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor durch die Menschenmassen. Sie waren etwas spät dran, hatten sie doch schlicht und einfach nicht erwartet hier diesen Menschenauflauf vorzufinden. Es war vor allem großes Erstaunen was in den jungen Frauen vorherrschte. In Garetien tobt eine blutige Fehde und hier in Perricum feierten die Menschen … ja was eigentlich? Den Sieg über die Untiere des Darpat? Perricum? Den Markgrafen? Oder doch den Seneschall, der diese Feierlichkeit perfekt zu inszenieren wusste. Womöglich alles ein bisschen. Die drei Perricumer Amazonen, wie sie am Markgrafenhof ehrfurchtsvoll genannt wurden, hatten den Winter über im Garetischen verbracht. Der große gesellschaftliche Höhepunkt war unzweifelhaft die Winterhochzeit gewesen. Xanjidas Bruder Alderan hatte dort ihre Freundin Caya vom Greifener Land geehelicht. Was für eine Festivität das doch gewesen ist. Doch wo viel Licht war, da war auch viel Schatten, wie die drei Knappinnen erfahren mussten. Doch nichtsdestotrotz, die Zeit in Randersburg war eine gelungene Abwechslung. Den Firunmond verbrachten die drei dann bei Nedimes Onkel Reto und ihrer Großmutter Rymiona in der Kaisermark. Die Fehde ruhte während des Winters und doch könnten die Mädchen einen guten Eindruck darüber gewinnen. Noch vor dem Wiederaufflammen der Fehde führte ihr Weg wieder nach Perricum. Dabei reisten sie gemeinsam mit Alderan und Caya, die ihren Ländereien in den Perrinmarschen einen Besuch abstatten wollten. Und nun standen Pernula, Xanjida und Nedime hier, inmitten der Menschenmenge und sie wussten nicht so recht wie ihnen geschah. Wie viel sich doch veränderte in einer nur so kurzen Zeit.

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Eskortiert von zweien seiner Soldaten - die über diese Art von Dienst nicht sonderlich begeistert zu sein schienen - hatte sich Hauptmann Siegerain von Bregelsaum-Berg zusammen mit seiner Gattin Olberthe in einer Mietkutsche auf den Weg zur Brücke gemacht. Beide hatten sich für den Anlass ebenso prächtig wie kostspielig herausgeputzt - man war ja schließlich nicht irgendwer. Während Olberthe beinahe ohne Unterlass auf ihren Gatten einredete - zumeist Themen die Etikette, den neuesten Tratsch und mit wem man sich bei den Feierlichkeiten besser gut stellen sollte betreffend - beschränkte der Offizier seine Konversation auf das Minimum, dass seiner Frau noch zuzumuten war, ohne Vorhaltungen ihrerseits ob seines Desinteresses an ihren wichtigen Ausführungen zu riskieren. So freudig er der Feierlichkeit einerseits entgegen sah, so sehr beschäftigten ihn andererseits die nicht unbeträchtlichen damit verbundenen Kosten. Allein die gemietete Kutsche verschlang ein kleines Vermögen. Andererseits wusste das Paar - oder glaubte zumindest zu wissen - dass man zu einem solch´ außerordentlichen Ereignis mit einer so erlesenen Gästeschar den bestmöglichen Eindruck hinterlassen musste. Und der kostete nun einmal.
“Bist Du nicht auch meiner Meinung, Schatz?!, riss Siegerain die hohe Stimme Olberthes aus seinen Gedanken.
“Äh, aber ja doch, Liebes. Du hast völlig Recht.” Dass er nicht einmal wusste, wovon seine Gemahlin gerade gesprochen hatte, bekümmerte ihn nicht, da sie erfahrungsgemäß nur sehr selten etwas von sich gab, dass das Zuhören oder gar einer komplexeren Antwort lohnte.
Ein paar hundert Schritt vor der Brücke stoppte die Kutsche, da der Rest des Weges mit Menschen angefüllt war, die das gleiche Ziel hatten, wie das ungleiche Paar. Der Hauptmann bezahlte den Kutscher und half dann seiner Gattin aus dem Wagen. Diese warf einen pikierten Blick auf den staubigen Boden und die vielen Leute um sie herum.
“Das ist aber schlecht organisiert. Man hätte meinen können, dass für die wichtigsten Gäste ein separater Weg freigehalten wird und diese nicht dicht gedrängt mit dem gemeinen Pöbel den letzten Teil des Wegs zurücklegen müssen. So ruinier´ ich mir doch mein Kleid! Nicht auszudenken, wenn mich so seine Erlaucht zu sehen bekäme!”
‘Ja, nicht auszudenken und noch weniger auszuhalten’, dachte sich Siegerain, welcher die Situation deutlich gelassener aufnahm, während er stattdessen entgegnete: “Da hast Du völlig Recht, Liebes.”

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Malina von Niederriet stand ganz in der Nähe des Seneschalls, der wie das Zentrum des eines Bildes wirkte hier oben. Sie trug den weiß-blauen Wappenrock der Reshminianer und passte sich somit hervorragend an die in weiß und blau gehaltene Szenerie an. Genauso wie ihre Bundesgenoss*innen, die an den Brückenenden postiert waren, zusammen mit den Bergthanner und Rabicumer Garden, bei denen ebenfalls die Farben blau und weiß vorherrschten. Dabei hatten es sich die Reshminianer allerdings nicht nehmen lassen das Wappen auf ihren Röcken leicht anzupassen. Der Querbalken war verschwunden, der Längsbalken - den Darpat symbolisierend hatte an Breite und Wichtigkeit gewonnen. Aber das entscheidenste war, Parierstange und Griff des Schwerts wiesen nun andere Formen auf und erinnerten entfernt an Flügel und Leib eines Insekts. Außenstehenden würde letzteres kaum auffallen, aber ihnen gab es ein weiteres Gefühl von Zusammengehörigkeit, vor allem hier, unter so vielen anderen und fern der Finsterbinge, war diese Gemeinschaft noch wichtiger. Das Summen hatte sie hierher beordert - weshalb Malina sich hier oben postiert hatte um den Überblick zu behalten. Über die Stellung kleiner Bänder an den Speeren konnte sie grob mit den anderen an den Brückenenden kommunizieren und selber konnte sie erspähen wie sich immer mehr Perricumer auf der Brücke und an den Ufern tummelten. Beispielsweise erspähte sie Pfiffenstocker und Alxertiser Farben, aber auch die das Gluckenbanner Gluckenhangs, angereichert mit den Farben und den Symbolen des Markgrafen. Rondira von Sturmfels und ihre Gefolgsleute wollten anscheinend ihre weit bekannte Loyalität nochmals bekräftigen, Malina schätze die Baronin, vor allem aber dass sie und Selo von Alxertis die Reshminianer in Gluckenhang gewähren ließen, wohl auch in gutem Glauben an die alten Werte der Reshminianer. Malina lächelte, so falsch war das ja auch nicht, die innere Gemeinschaft war eine starke Stütze für die der Markgrafschaft und das würden die Anwesenden sehen.


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Der Hengefeldter Baronsgemahl Roban von Rauleu stand am nördlichen Brückenkopf zusammen mit dem Hengefeldter Hausritter Perdin von Dunkelfarn und der Knappin Rondriga von Rauleu. Wie so oft an der Seite des Zackenritters war auch der Barde Gneisbald von Firunslicht, der die Erlebnisse der Hengefeldter Rittersleut virtuos in Versform brachte. Besonders die Ereignisse am Rothandfelsen zu Beginn des Götterlaufs hatte bei allen Beteiligten einen tiefen spirituellen Eindruck hinterlassen. Das Land, es war wieder erwacht und hatte die Rothandfelsen als sein Heiligtum auserkoren, da war sich Roban sicher. Eine Meinung die auch seine schwangere Frau und viele andere in Hengefeldt teilten. Roban reckte seinen Hals und blickte sich um. Nach den Schrecknissen hatten die Perricumer es verdient sich zu feiern. Auch gehörte es wohl zur Perrinländer Lebensart alles etwas opulenter anzugehen. Er, der in der Reichsstadt Perricum aufgewachsen war, erkannte die Sinnhaftigkeit dahinter, doch die vielen Götterläufe in den Zacken hatten ihn geprägt. Demut, das war es, was er sich gewünscht hätte und keine ausschweifende Zurschaustellung von Macht, das nur zur Beweihräucherung einiger weniger diente.

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Der Heermeister vom Darpatmund stand in der Nähe des Seneschalls. Die beiden Männer waren schon vom Äußerlichen zwei krasse Gegensätze. Wo der Rabicum Verzierungen und Ziselierungen an der Rüstung zur Schau trug, hatte sich der Zackenberg für eine schlichte, polierte Metallplatte entschieden. Darüber trug er eine Schärpe mit den Farben der Markgrafschaft. Hinter ihm stand ein Teil seiner Stabs-Offiziere und ließen ebenfalls ihre Blicke schweifen aber wahrten dennoch einen angemessenen Abstand zu ihrem Herrn. Dafür standen zwei andere Personen ganz nahe beim Heermeister. Linkerhand seine persönliche Knappin, Praiadne Sefira vom Greifener Land, rechterhand sein ehemaliger Knappe und jetzigen Leutnant im Bombardenregiment, Bärfried von Hardenstatt. “Ein prächtiges Fest, dass der Markgraf da ausrichten lässt!”, stellte der Einäugige mit gewisser Zufriedenheit fest. Der Zackenberger schmunzelte etwas und blickte säuerlich zum Seneschall, “der Markgraf oder doch eher sein Seneschall? Und überhaupt ist das doch mehr als übertrieben”, konstatierte er. Der Baron aus den Trollzacken war kein Mann für Paraden, funkelnden Festen und derlei getue, er war allerdings klug genug zu erkennen, dass er hier nicht einfach grundlos fehlen konnte. Mit einer kurzen Handbewegung setzte sich der Tross des Heermeisters in Bewegung. Auch sie mussten noch Stellung beziehen.


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Kusimo von Perricum bewegte sich durch die Menge auf der Brücke mit phexischer Leichtigkeit. Nicht dass er einer dieser geschickten Fassadenkletterer war, aber er kannte die Menschen und wusste sich zwischen ihnen zu bewegen. Er hätte sicherlich und mit Leichtigkeit einen Platz auf einer der Tribünen am Ufer oder in der Nähe des Seneschalls ergattern können, aber das war nicht sein Stil - zumindest heute nicht. Entsprechend gut gelaunt lehnte er sich locker an die Statue der “Gläubigen Efferdane”, die Schutzheilige gegen untiefe Umtriebe - bei den letzten Ereignissen wusste man ja nie, sein Glück sollte man nicht herausfordern, dachte Kusimo schelmisch. Von hier aus hatte er einen wunderbaren Ausblick, vor allem auf die vielen kleinen versteckten Geheimnisse, die Leute - von Stand oder nicht - vermeinten in so einer großen Masse versteckt zu wissen. Kleine Gaunereien, Bündnisabsprachen, Handelsvereinbarungen und auch Fehdegedanken. Wer kam mit wem, wer meide wieder die anderen, und so weiter - wertvolle Informationen. Auch auf dem Weg hierauf hatte er solche schon gesammelt - z.B. war die kaiserliche Isppernberg auf Gerbenwald nicht selbst angereist, aber bei der einen oder anderen Person hatte Kusimo eine klare Vermutung, dass sie in ihrem Auftrag hier waren - auch wenn diese es nicht waren - eine klare Positionierung. Und auch der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt war nicht selbst angereist, hatte aber durchaus stattliche und äußerst offizielle Gesandte geschickt, etwa die eigene Schwester und den schmucken Ritter Hamedan von Waraqis. Viel wichtiger war aber der kurze Gesprächsfetzen den Kusimo aufgeschnappt hatte, der Baron weilte zur Zeit gar nicht in Perricum, sondern war auf einem wichtigen Familientreffen im garetischen zugegen - trotz bzw. gerade wegen der dort tobenden Fehde. Vmtl. seinem Ehebund mit der Weyringhauserin geschuldet. Interessant war das allemal. Aber er war ja nicht nur wegen der Geschäfte hier, so winkte er eine umherlaufende Frau herbei, die perricumsche Köstlichkeiten aus ihrem Bauchladen heraus verkaufte. Kusimo gönnte sich einen fruchtigen Fischhappen und einen kleinen Grillspieß sowie ein Minzplätzchen für danach. Der geschäftstüchtigen Frau, gab er ein feines Trinkgeld, heute musste man nicht knausern - und wandt sich nach einer augenzwinkernden Bemerkung wieder dem Fluß zu, in der Ferne konnte man schon die Schiffe der Flottille erahnen. Das Spektakel würde bald beginnen.

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Noch eine Biegung dann käme die St. Reshima Brücke in Sicht. Wie oft war sie wohl schon an dieser Stelle vorbei gesegelt? Yanda konnte keine genaue Antwort auf diese Frage finden. Dutzende Male? Einhundert? Bei einer Sache war sie sich jedoch sehr sicher: Dem alten Darpat war das egal. Er trug alles gleichmütig mit sich und ging dann im Ozean, in Efferd auf.

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Die Kommandantin der Sonderflottille hatte die letzten Wochen als Vorbereitung auf diese Parade genutzt. Ihr erster Gang führte sie Anfang TSA ins Archiv der Sonderflottille im Kriegshafen zu Perricum. Dort wollte sie in den Dienstvorschriften nach einem Leitfaden zur Durchführung von Paraden suchen. Diesen eintönigen und drögen Teil der Arbeit kannten die meisten Außenstehenden nicht und doch waren das Militär und Vorschriften untrennbar miteinander verbunden. Das hatte auch Dara von Hardenstatt in ihren ersten Tagen als Stützpunktkommandantin in Wasserburg erfahren. Kein Antreten funktioniert ohne Planung und kein Ablegen kommt ohne Protokoll aus.

Einen ganzen Vormittag wühlte sich Yanda durch die Aktenberge. 20/3 Vorschrift zur Dienstgrad- und Vertretungsstruktur 32/1 Vorschrift zur Materialkatalogisierung auf Patroullienfahrten 66/11 Vorschrift zum Schriftverkehr innerhalb des Flottenverbandes Zu jedem erdenklichen Ereignis fand sie eine Vorschrift, aber keine zur Abhaltung von Paraden. Wie von Hesinde geohrfeigt hielt sie plötzlich vor dem aufgetürmten Berg an Akten inne. In ihrer ganzen Dienstzeit gab es keine einzige Parade der Sonderflottille Flußwacht. Nichtmal zur Zeit der darpatischen Cron-Marine, deswegen fand sie dazu nichts in den Unterlagen. Nun sie könnte natürlich zum Archiv der Perlenmeerflotte hinüber gehen und sich dort die nötigen Vorschriften holen. Diese hatten ja mehr als genug Erfahrung im Abhalten von Paraden. Beispielsweise bevor sie auf Kriegsfahrt lossegelten, oder wenn sie von einer Kriegsfahrt zurückkamen, oder wenn sie wieder einmal ein neues Schiff einweihten, oder am Lichterfest in der Perricumer Bucht, wenn die Sonderflottille dafür zuständig war, die bunten Laternen ins Wasser zu lassen. “Aber dabei bitte alle Lichter an Bord löschen um bloß nicht gesehen werden zu können... um dann von einer verdammten Seeschlange angegriffen zu werden und den ganzen Jahrgang der Flottenakademie zu verlieren.” Die Gedanken der kurzhaarigen Frau waren kurz abgeschweift. Der Schmerz saß noch tief. Nein! Sie würde nicht zur Perlenmeerflotte hinüber gehen. Dieses mal ist es die Parade der Sonderflottille Flußwacht. Diese Parade wurde auch für die viele Frauen und Maenner abgehalten, die in ihrer Uniform gestorben sind. Und sie als deren Kommandantin war ihnen eine würdige Ehrung schuldig. Sie würde selbst eine Vorschrift entwickeln, zugeschnitten auf Flussparaden und die Sonderflottille Flußwacht, auch wenn das noch einige Wochen mehr Schreibarbeit und Formaldienst bedeuten würde.


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Sie wusste was jetzt zu befehlen war, allerdings verschlug es ihr beim Anblick der Menschenmenge einige Augenblicke die Sprache.

Diesmal war es fast ein Segen, dass die St. Reshima Brücke nie die Möglichkeit hatte in die Jahre zu kommen. Denn unter den üppigen Verzierungen und vor allem bei der Masse an Menschen die sich auf die Brücke drängten, wäre ein älteres Bauwerk sicherlich zusammengebrochen und einfach in den Darpat gestürzt.

Doch die Menschenmasse beschränkte sich nicht nur auf die Brücke. Die prominenten Tribünen der Ehrengäste erhoben sich wie kleine Gebäude an den Brückenenden und auch hier war kein Platz unbesetzt.

Schon aus der Ferne konnte man sehen wie sich die Leute nun den Schiffen zuwandten. Für eine Sekunde stellte sie sich vor, diese Parade würde nur für die Sonderflottille abgehalten. Eine schöne, aber ebenso unrealistische Vorstellung.

“Sonderflottille Flußwacht hört auf mein Kommando!”, rief sie vom Heck aus auf das Deck. Die Matrosen gingen in Habacht-Stellung. “Sonderflottille Flußwacht, Paradeaufstellung!”

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Im Schatten all dieser Dinge, seine Umgebung kaum noch wahrnehmend, stand Jovis von Cardebas in der Nähe der hochrangigeren Efferdgeweihten, die tiefkehlige und laute Lobgesänge darboten, seine Augen stets auf den Südweiser vor ihnen gerichtet. Obwohl es dies nicht einmal gebraucht hätte, denn er konnte das Kleinod spüren. Wie es immer stärker zu pulsieren begann und nur kurz war er abgelenkt, als er nicht fern, bei der Brücke jemand anderen wahrnahm, der es auch spüren konnte und der dem jungen Novizen unglaublich vertraut vorkam, als würde ihn ein Strom genau dort hinführen. Wie erwartet, der Strom geriet immer wieder in Unruhe, je näher sie der Brücke kamen. Dann nahm er in der Ferne Fanfaren wahr, es war soweit, Jovis war bereit und fokussierte sich auf seine vor ihm liegende Bestimmung.

Autoren: Bernd, Jan, Nico, Vlad und Wallbrord

An der Brücke II

Sta.-Reshmina-Brücke, 30. Tsa 1043 BF


Unter donnernden Bläserklängen passierten die drei Schiffe gemächlich die St. Reshima Brücke. Wohl alle Umstehenden konnten sich in diesem Moment vorstellen, wie sich das Heer des Leomar von Baburin gefühlt haben musste, als dieser vor den Toren Nebachots die Posaunen blasen ließ. Zuvorderst das Flaggschiff Admiral Dozman unter der Führung von Yanda von Gerben. Prächtig sah sie aus, nach dem neuen Anstrich, den sie gerade noch pünktlich zur Parade in der Perricumer Werft bekommen hatte. Dort war sie nämlich die letzten Wochen gelegen nachdem sie von der Flutwelle und dem Kampf leicht beschädigt wurde. Jetzt schnitt die rot-gewellte Buglinie, die sich über die komplette Länge des Schiffes erstreckte, wieder ruhig durch die Wasseroberfläche und trug die Besatzung, die sich in ihrer besten Ausgehuniform entlang der Reling aufgestellt hatten, sicher zum Anlegeplatz. Auf dem Heck standen drei ungleiche Gestalten. In der Mitte die Wächterin vom Darpat mit federbewährtem Zweispitz. Zur Linken Ludrian von der Brücke, der es sich nach seiner opportunistischen Rettungsaktion beim Efferd-Konvent mit dem Tempelvorsteher Efferdan dylli Turakis verscherzt hatte und jetzt lieber auf großen Abstand zu diesem ging. Den Ruhm und die öffentliche Anerkennung wollte er sich aber nicht ganz entgehen lassen und so kam ihm der Platz auf der Admiral Dozman als “offizieller” Efferdgeweihter gerade recht. Zur Rechten stand Leutnant Alafir Leuwangen. Bei ihm hatte sich nach dem Kampf mit dem Daemonengezücht die stärkste Veränderung vollzogen. Der einst schusselige Adjutant Yanda von Gerbens hatte seine kindliche Art abgelegt. Diese wich nun einer oftmals besorgten Miene und seine einstige Leichtigkeit schien ihm der Darpat genommen zu haben. Nur wenige Mann der Besatzung seiner Eilda von Salza konnten noch an dieser Parade teilnehmen. Der Rest war durch den Angriff der Udapothen umgekommen.

Das Flaggschiff wurde flankiert von der Windhatz unter der Führung von Dara von Hardenstatt, auf dem sich, wie auch schon beim Kampf am Rothandfelsen die meisten der Efferd-Geweihten und Hochgeweihten befanden. Der Windhatz war eine Reparatur erspart geblieben, da sie beim Kampf gegen die Seeschlangen vom Schutzsegen der Efferd-Geweihten gegen die Angriffe dieser unheiligen Wesen geschützt war. Bei der Parade, war sie zweifelsohne das lauteste Schiff, da die Geweihten die Lautstärke und die Inbrunst ihrer Gesänge bei der Durchfahrt unter der Brücke mindestens auf das Niveau einer betrunkenen Seemannschaft nach erfolgreicher Heimkehr anschwellen ließen.

Steuerbord der Admiral Dozman fuhr der neue Stolz der Sonderflottille, die neue Flussgaleere mit dem stolzen und bedeutungsschweren Namen Blutrochen. Nachdem beim Lichterfest die Wolfsjaeger samt Besatzung und Kapitaenin untergegangen war, setzten sich viele Stellen dafür ein, den Verlust so schnell wie möglich zu ersetzen. Obwohl die Wolfsjäger selbst noch ein junges Schiff gewesen war, ließ sich der Bedarf der Sonderflottille nach schnellem und gutem Ersatz leicht begründen, waren doch die Berichte über die Umtriebe am Darpat in aller Munde. So konnte dann auch bald der Markgraf in Form des Seneschalls durch Fürsprecher der Efferd-Kirche, der Admiralitaet der Perlenmeerflotte und natürlich durch Yanda von Gerben überzeugt werden eine weitere Galeere in der Perricumer Werft in Auftrag zu geben. Die polierten Laerchenplanken des Rumpfes schillerten in einem natürlichen Rotton und die Bemalung des Bugs erinnerte an die ausladenden Brustflossen des namensgebenden Tieres. Ein wirklich prächtiges neues Schiff. Auf dem Achterkastell stand Miria von Gaulsfurt stolz und stur wie eh und je. Sie hatte einen Arm in der Luft und winkte der umstehenden Menge zu. Es war ihr zweiter öffentlicher Auftritt nach ihrer Nahtoderfahrung auf dem Darpat und äußerlich merkte man ihr nichts an, doch ihre Vertrauten wussten, wie viel Mut es sie allein gekostet hatte wieder auf ein Schiff zu steigen.


In nur einem Götterlauf hatte sich der Anteil der Kampf-Veteranen in der kleinen Sonderflottille vervielfacht es gab kaum noch eine Matrosin die noch keinen Kampf auf dem Wasser gesehen oder erlebt hatte. Das merkte man der eingeschworenen Truppe an. Umso wichtiger war deshalb dieses Ritual. Sie wurden gefeiert für das was sie vollbracht hatten und diese Anerkennung verschaffte ihnen hoffentlich zumindest einen Hauch Genugtuung für die Entbehrungen des anstrengenden letzten Jahres, für körperliche Schmerzen und für den Verlust von Kameraden. Mit diesen Gedanken im Kopf und unter dem Jubel der Menge ließ Yanda die Admiral Dozman am Anlegeplatz vertäuen.

Zordan von Rabicum hatte seinen Auftritt genau geplant. Er hatte sich eine Position an der Brücke gewählt, von der ihn jeder in der näheren Umgebung gut sehen konnte. Zudem hatte er subtil dafür Sorge tragen lassen, dass nahezu alle bedeutenderen Adligen und Amtsträger in seiner Nähe weilten; nicht durch Druck oder Überreden, sondern schlicht mittels des Umstandes, dass man nur in der näheren Umgebung des Seneschalls den besten Blick über und auf das Geschehen hatte. Auch bei seiner Kleidung hatte der machtbewusste Baron zu Bergthann nichts dem Zufall überlassen: Er trug einen prächtigen blauen Wappenrock, auf dessen Brust das Wappen der Markgrafschaft prangte, während seine Schulterstücke Seeschlangenköpfen nachempfunden waren – das Wappen seiner Familie. Um den Hals trug der Rabicum die schwere Amtskette des Seneschalls. Somit war für jeden klar, dass er hier sowohl den Markgrafen, als auch die Provinz und zudem seine Familie repräsentierte; eine Familie, von der Zordan hoffte und anstrebte, dass sie auch nach seinem Tode eine oder gar die führende Rolle in Stadt und Land Perricum spielen würde. Nach Abschluss der Flottenparade lenkte er mittels zweier Fanfarenbläser die Aufmerksamkeit auf sich und stieg gemessenen Schrittes und mit durchgedrücktem Rücken auf ein bereitgestelltes Podest. Mit einer fast schon majestätischen Miene ließ der Seneschall den Blick langsam über die Menge schweifen; eine Miene, die allen vermitteln sollte, wer - abgesehen vom Markgrafen - hier die Zügel in der Hand hielt. Nachdem die allgemeine Unruhe zugunsten einer Neugier auf die bevorstehende Rede abgeklungen war, hub Zordan zu sprechen an: "Adel und Volk von Perricum! Es ist mir eine große Freude, dass-" Eine erneute Unruhe, die rasch in eine Panik umschlug, ergriff die weiter hinten Stehenden, breitete sich rasch nach vorne aus und ließ den Baron seine kaum begonnene Rede abbrechen. Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck schaute der Seneschall in die Richtung, aus der der Lärm kam und erstarrte, als er die Quelle dieser Störung erblickte.

Und dann brach ein Chaos los, dass jenes beim Lichterfest vor einigen Monden in den Schatten stellen sollten, als sich abermals die Fluten erhoben und Untiefen daraus geboren wurden, wie platzende Geschwüre und die Menschen auf Schiffen, Brücke und an den Ufern in Panik gerieten.

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Die Tribünen waren abgesackt, in den schlammigen Boden, den die wütenden und über die Ufer getretenden Wassermassen aufgeweicht hatten. Die blauweißen, gerafften Stoffbahnen hangen nun naß und lieblos in Fetzen oder lagen dreckig im Matsch, zwischen ertrunkenen, erschlagenen oder zertrampelten Leichen. An einigen Stellen tobten noch kleine Kämpfe, doch es war größtenteils unheimlich still, nur durchbrochen von letztem Kampfeslärm, Wehklagen und aushauchendem Leben. Währendessen schweiften die ersten zwischen Schlammufer, frischen Toten, abgetrennten Tentakeln, schleimigen Algenresten und aufgedunsenen, bleichen und Seepockennarbigen Kriegerleichen umher um nach Überlebenden und Verletzten zu suchen. Für manche kam dies zu spät wie z.B. für den Magier Timshal von Alding, dessen Körper leblos im Darpat schwamm. Auch auf dem Wasser war es nun wieder ruhig, die gerade erst reparierten und fertiggestellten Schiffe hatten erneut etwas Schaden hinnehmen müssen, schunkelten nun ruhig auf dem nun wieder seicht dahin treibenden Gewässern des Darpat, aber waren größtenteils intakt. Was man leider nicht von von deren gesamten Mannschaften sagen konnte. Auch hier gab es davon gespülte Gäste, verletzte Efferdgeweihte und Seeleute mit Wasser in der Lunge. Doch alles in allem waren sie glücklich davon gekommen. Das was sich ihnen da offenbart und sich erneut gegen sie aufgebäumt hatte war zwar gewaltig gewesen und hatte weiteren Unrat vom Grund des Flußes mit sich gebracht, doch der schieren Anzahl von Bewaffneten, Geweihten, Magiern und weiteren Anwesenden auf Schiffen, Brücke und an den Ufern hatten diese Gewalten letztendlich nichts entgegen zu setzen. Viel mehr hatte die Panik unter den Massen - vorallem auf der Brücke - dazu geführt dass der Kampf so hart und unübersichtlich gewesen und beinahe noch gekippt war. Vorallem die einfachen Leute die dicht gedrängt gestanden hatten, ohne Erfahrung in solchen Dingen oder helfenden Garden, hatte die Panik mit sich gerissen. Doch auch Perricumerinnen von bekanntem Ruf oder Stand waren untern den Opfern. Doch letztlich hatte man gemeinsam die schäumenden Fluten und deren Ausgeburten zurück bzw. niedergeschlagen, mit vereinter und geballter Kraft. Die Schiffe der Flotille trieben unter der Sankta-Reshmina-Brücke, dem Zeichen der Perricumer Einheit - diesmal hatte sie gehalten, wie zum Beweis schälte sie sich über den Schiffen aus dem Dämmerlicht des frühen Abends. Während an den Ufern immer mehr Menschen wieder zusammen kamen, sich gegenseitig stützten und halfen - und ihnen gemein war der Schrecken, aber auch die Gewissheit diesen gemeinsam überwunden zu haben.

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Fatime von Pfiffenstock und Rondrara von Alxertis stützen sich gegenseitig. Ihre Gardeleute hatten das Schlimmste verhindert, dennoch war es zwischendurch äußerst unübersichtlich und hektisch geworden. Eigentlich wussten sie beide nicht so recht was geschehen war, in einem Moment hatten sie noch über die Inszenierung des Seneschalls geplaudert und im nächsten hatten sie sich schon im Chaos wiedergefunden. Arme, Beine, Körper, Tentakel, Wassermassen, Wassergetier und Algenschlingen und alles wild durcheinander. Und während ihre Garden sie weiterhin abschirmte beruhigte sich die Lage, doch die Ufer sahen verwüstet aus. Weiter hinten konnten sie noch einige Reshminianer und Truppen der Markgrafschaft erspähen die die letzten an Land gekrochenen Unwirklichkeiten beseitigten, während die Schiffe der Flottille einem Protokoll folgend aufmerksam den Darpat kreuzten und weiter hinten die Baronin von Wasserburg samt Sohn und Helferinnen sich um Verletzte kümmerten. Als sie zur Brücke sahen, stand diese da wie ein Mahnmal und von ihr herab stiegen - erschöpft aber mit triumphierenden Blick der Seneschall und seine Anhängerschaft. Mitgenommen und nicht wenige verletzt, doch mit dem Glanz des Sieges im Gesicht. Dies zum Anlass nehmend befehligten nun auch die Baronin von Haselhain und die Vögtin von Glodackern ihren Leuten nach Verletzten und Hilfsbedürftigen Ausschau zu halten - während sie sich selber voneinander lösten und sich gemeinsam dem ohnmächtigen Gelehrten Miran widmeten, der von Astaran von Pfiffenstock abgeschirmt wurde. Doch weiteten sich die Augen Fatimes als sie nah nebenbei ein bekanntes Gesicht erblicken musste - im matschigen Ufersand, unweit des umgeknickten Schilfs erkannte sie eben jenes und die Robe der Rashia’Haler Geweihten Ayalind von Palmyr-Donas, der sie vorhin noch zugewunken hatte, auf ihrem Rücken erkannte man noch einige Fußabdrücke. Doch nach und nach sammelten sich viele weitere, die zwar den Schrecken noch im Gesicht trugen doch sich den bereits Helfenden anschlossen.

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Hal von Zackenberg zog sein Schwert aus einer der aufgedunsenen Wasserleichen und blickte sich dann um. Als die Unruhen ausgebrochen waren hatte er gemeinsam mit den Hardenstätter Brüdern ihre kleine Gruppe in relative Sicherheit bugsiert. Ihrem gemeinsamen und schnellen Handeln war es zu verdanken, dass niemand der Angehörigen schwerer verletzt wurde als ein paar Schrammen. Besorgt blickte er zu seiner Nichte, die gerade dabei war einem am Boden liegenden Kind aufzuhelfen. Erschöpft und von Blut und Schlamm verschmiert schaute er sich um. Um ihn herum war Verwüstung und Schmerz zu sehen. Gleichwohl meinte er Zuversicht in einigen Gesichtern zu erspähen. Sie hatten zum ersten mal alle gemeinsam, Seite an Seite gegen einen Feind gekämpft. Es war anders als damals, als des Erzverräters Heerhaufen sich über Perricum und den Darpat entlang gewälzt hatte. Damals hatte jeder Landesteil für sich agiert aber heute Abend hatten Südperricumer Seite an Seite mit denen aus dem Wall und aus den Zacken gefochten. Ein wunderbares Gefühl.

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Zivko von Zackenberg hatte mit einigen Offizieren auf der Brücke seinen Posten bezogen und die markgräflichen Truppen von dieser erhöhten Position aus befehligt. Jetzt wo das Gröbste beseitigt war kamen immer mehr Berichte über Verletzte und Zerstörung bei ihm ein. Aber auch Todesmeldungen. So beispielsweise die Meldung, dass Kalina Niodas, eine beigeordnete Rätin des perricumer Stadtrats und Äbtissin des Klosters des Vergessens. Ihre Leiche wurde unweit der Brücke, etwas flussabwärts geborgen. Der Gardist, welcher die Nachricht überbracht hatte, berichtete davon, dass ihre Ehrwürden von einigen Menschen umstellt war, die sie abgeschirmt hatten. Diese wiederum hatten berichtet, dass die Geweihte gerade dabei gewesen war einen Schutzkreis anzulegen, als eine Welle sie davon gespült hatte. Die Menschengruppe hatte noch versucht sie zu retten, konnte aber nur noch die zwei Wasserleichen, die sich an ihrem Leib zu schaffen gemacht hatten, vertreiben. Es waren Nachrichten wie diese, die den Heermeister besonders schmerzten. Doch wie er von der Brücke herab blickte, auf das Gewusel und überall seine Gardistinnen und Gardisten sah, wie sie gemeinsam den Bürgern und den Adligen halfen, da wusste er, dass dieser Sieg auch ein Sieg der gemeinsamen Kampfkraft aller Perricumer war.


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Mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen hatte Siegerain von Bregelsaum-Berg die unerwartete Entwicklung dieser Feierlichkeit verfolgt. Was bei allen Niederhöllen passierte da gerade? “Ich bring´ mich besser in Sicherheit!” rief ihm seine Gattin Olberthe zu und verschwand, so schnell ihr teures Kleid dies zuließ, zusammen mit vielen anderen Schaulustigen weg vom Fluss, weg von diesem Chaos. Für einen kurzen Moment war der Hauptmann versucht, ebenfalls das Weite zu suchen; für den Kampf gegen Wasserleichen und andere charyptide Schrecken war er schließlich nicht in das Heer eingetreten. Während er sich umsah, erblickte Siegerain auf dem Scheitelpunkt der Brücke den Heermeister, der offenkundig von dort aus versuchte, so etwas wie eine Verteidigung zu organisieren und zuweilen auch zu ihm herüber zu blicken schien. Ein taktischer Rückzug kam für den Hauptmann daher nicht mehr infrage, wäre es doch auch im Falle seines Überlebens wohl seine letzte Tat als Offizier gewesen. Blieb also nur die Flucht nach vorn, was nicht nur Risiken, sondern auch Gelegenheiten bot, wie der Ritter rasch erkannte. Flankiert von den beiden ihn begleitenden Soldaten stellte sich Siegerain der Gefahr. Doch ging es ihm weniger darum, möglichst viele der angreifenden Monstrositäten zurück in die Niederhöllen zu schicken, als vielmehr um die Rettung in Not geratener Gäste. Dies mochte dem Hauptmann deren Dankbarkeit einbringen und vielleicht gar entsprechende Meldungen an höherer Stelle, weswegen der Offizier den Leuten, wann immer es gerade passte, seinen Namen nannte. Außerdem war dieses Vorgehen weit weniger riskant, als sich direkt in das Gemetzel zu stürzen; hierbei bestünde schließlich die Gefahr, ernstlich verletzt oder gar getötet zu werden. Keine gute Option. Letztlich hatte Siegerain gut ein Dutzend Leute in Sicherheit gebracht, zumeist Angehörige des Stadtpatriziats - irgendwelche armen Hungerleider hätten ihm außer ihrer Dankbarkeit schließlich nichts zu bieten gehabt - von denen die meisten vermutlich auch ohne seine Hilfe aus der Gefahrenzone entkommen wären, die aber ob des Chaos um sie herum in den Hauptmann dennoch ihren Retter zu erblicken glaubten. Dass bei dieser Aktion einer seiner Soldaten zu Tode gekommen und er selbst am linken Arm verwundet worden war, kam dem Offizier dabei sehr zupass: Ein unter Verlusten und eigenen Blessuren erkaufter Sieg bot schließlich mehr Ruhm für den Anführer - also ihn - als einer, der ob seiner Belanglosigkeit kaum der Rede wert war, egal wie bedeutsam er letztlich auch sein mochte. ‘Hoffentlich hat der Heermeister das hier alles gesehen’, ging es Siegerain durch den Kopf. Falls ja, so seine Hoffnung, dürfte dieser Umstand seine Aussicht auf eine Belobigung oder gar Auszeichnung deutlich erhöhen und ihn auch sonst in positiver Erinnerung an entscheidenden Stellen bringen. Aber da der Hauptmann sich darauf nicht verlassen wollte, begab er sich selbst zu seinem Vorgesetzten, um ihm Meldung zu machen und sicherzustellen, dass seine ‘Heldentaten’ nicht unbemerkt geblieben waren.

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Immer noch an die heilige Efferdane geklammert - bzw. deren steinernes Abbild - atmete Kusimo von Perricum durch. Seine Vorahnung das Abbild genau dieser Heiligen zu wählen hatte sein Herr mit einer guten Prise Glück gewürdigt. Langsam ließ sein fester Griff nach, er hatte sich mit einem Satz hierauf gerettet, als die Panik auf der Brücke begann, Wassermassen und Schlimmeres hinaufschlugen und die Leute sich gegenseitig umstießen oder in die Tiefe gerissen wurden. Z.B. hatte er gesehen wie Marina von Borstenfeld gepackt und über die Brüstung gezogen worden war oder wie ein ansich kräftiger Bauer von der hektischen Masse hatte begraben wurde. Schreckliche Bilder, doch dann hatte er Befehle gebrüllt gehört, Seneschall und Heermeister hatten - nach kurzem Schrecken - begonnen die Wehr und den geordneten Rückzug der Menschen von der Brücke zu organisieren, während unter ihm die braunhaarige Wächterin vom Darpat das selbige auf dem Wasser getan hatte. Kusimo selbst hatte auf sich und seine Umgebung einen Segen gewirkt, der ihn und einige Umstehende zu schützen vermocht hatte, zumindest vor den Schrecken des Darpat. Ansonsten hatte er die Situation beobachtet, sich einen Überblick verschafft und mit sanfter Zunge beruhigend auf Leute in seinem Umkreis eingewirkt. Dabei hatte er - außer den sich organisierenden Markgräflichen - beobachten können, wie unter anderem eine kleine Gruppe von Reshminianern - abseits ihrer Brückenwächter-Kumpanen - agierend wie eine Einheit immer wieder einzelne Leute aus dem panischen Gewühl zogen und damit wohl deren Leben retteten, während sie hier und da Hiebe auf Gekreuch verteilten, als würde eine einzige Hand ihre Schwerter führen. Außerdem hatte er einige Adelige an den Ufern registriert die eigenständig und mit Hilfe ihrer Waffenleute Wehr, Schutz oder Hilfe organisierten, um so ihre eigene Flucht oder die von den etlichen einfachen und und unbewaffneten Leuten zu decken. Besonders ins Auge gestochen war ihm dabei eine kleine Gruppe um die Zackenländer Adligen Rondira von Sturmfels, Selo von Alxertis und Roban von Rauleu am Nordufer. Am allermeisten war ihm aber ein junger Efferdnovize aufgefallen - nicht weil er todesmutig gekämpft oder wie seine Glaubensgeschwister der Erzfeindin heilige Liturgien entgegengeworfen hatte - sondern weil dieser inmitten all dieses Chaos’ anscheinend einem ganz anderen Eingebung folgte und sich völlig wahnsinnig vom Schiff in die aufgepeitschten und schäumenden Wasser geworfen und zum Chaos am Ufer geschwommen war, nur um in diesem unterzugehen und nach einiger Zeit den gleichen Weg wieder zurück zu kommen. Kusimo hatte nicht den Grund für dieses seltsame Gebaren erblicken können, doch er kannte diese Art von Blick den der Junge dabei gehabt hatte nur allzu gut. Das war interessant - doch am interessantesten war vielleicht die Stimmung die nun - da alles überstanden war - aufkam. Es fühlte sich an wie ein Aufatmen, ein gemeinsames Aufatmen und eine gewisse Sorge für seinen Nächsten, ein sehr uneigennütziges Gefühl, was dem Phexdiener zwar nicht abging, was er aber so auch selten in Perricum vernommen hatte. Kurz abwägend gab er sich dann dieser allgemeinen Stimmung hin, warf noch einen wehmütigen Blick auf den Fluß, der eben noch getobt hatte, von dem sich aber nun dieses Gefühl an die Ufer ausbreitete. Er sah sich um, welche interessante Person seine Hilfe gebrauchen könnte, Menschen die gerade Golgaris Klauen entronnen waren, neigten dazu großzügig zu sein und viel zu erzählen.

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Malina von Niederriet gab ihren Reshminianerinnen den Befehl die Schwerter wegzustecken und die Schilder nah anzulegen und tat es ihnen im selben Atemzug gleich. Das war der Moment gewesen, sie hatten nun ein Zeichen gesetzt, die Reshminianerinnen waren nicht zu übersehen gewesen. Zumindest die eingeweihte Gruppe um sie herum. Ein neues Selbstbewusstsein machte sich in ihr und ihren Kameradinnen breit und legte sich auf ihr Gesicht und ihre Körperhaltung. Diese gescholtene und beinahe in Vergessenheit geratene Einheit aus verlorenen Adligen und verdrängten Aussätzigen war ihrer Bestimmung gerecht geworden - gemeinsam hatten sie für Perricum gekämpft. Das Summen wurde lauter, irgendwann würde es Zeit werden es alle hören zu lassen. Doch schon jetzt würden sie nicht mehr länger aufstecken, sie waren Reshminianerinnen und hatten Hier und Heute an der Brücke Reshminas ihr Gesicht gezeigt, ein stolzes und vielfältiges Gesicht, eines das sich nicht mehr hinwegducken würde. In diesem Sinne gab sie den ihren mit einem Nicken den Befehl sich den Verletzten und Hilflosen zuzuwenden - und ihre Leute verstanden und setzten sich in Bewegung.

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Und auch eine kleine Gruppe von Geweihten aus Rashia’Hal widmete sich nun der Sorge um Körper und Seele von Verletzten und Versehrten, dazu bildeten sie einen Halbkreis - wie damals am Rothandfelsen - und empfingen dort diejenigen die ihrer Hilfe bedurften. Zu ihnen gesellte sich Tsalaya von Alxertis, die eine Kopfwunde ihrer Anverwandten und Herrin Ginaya geheilt wissen wollte. Und während sich die Geweihtinnen sich ihrer Großmutter annahmen, ließen die sanften Gesänge der Priesterinnen sie an den Rothandfelsen zurück denken. Und erneut kamen die Bilder von damals auf, doch verblichen sie nun und aus dem Rot des Felsens das sich im Wasser spiegelte wurde ein kräftiges Blau. Und das Wasser verflocht sich zu einer Kordel aus drei Fäden, welche von feinem silber durchwirkt waren. Diese Kordel erhob sich und webte ein Bild, auf dem Tsalaya kurz einige Gegenstände zu erahnen glaubte, doch drei Säbel kreuzten die Klingen mit Schwertlilien während sich eine gewaltige Schlange und ein ebenso großer Ochse in diesen Kampf um und mit einer Krone einmischten und Tsalaya so die Sicht auf das frischgewebte Bild verwehrten. Dann sank sie in die Arme der Äbtissin Ras.


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Yanda konnte es nicht glauben. Wenn das so weiterging müsste sie in spätestens einem Götterlauf in den Ruhestand gehen. Ein absurdes Bild bot sich ihr da. Ihre Frauen und Männer in feinster Ausgehuniform rannten immer noch geschäftig über das Deck. Mal um Dinge zu verstauen, mal um Taue zu raffen, mal um Verletzte zu versorgen. Sie konnte sich vorstellen, wie ihre Füße in den unbequemen Schuhen schmerzen mussten, waren diese glänzenden Treter doch eher zum Ansehen und Vorführen gedacht als dazu wirklich benutzt zu werden. Schon gar nicht in einem Kampf. Vieles hatte länger gedauert. Die Schiffe direkt wieder ablegen zu lassen, die brandneuen Geschütze zu besetzen, die Angriffsformation einzunehmen, auf das krakenaehnliche dreizehnverfluchte Ungeheuer feuern zu lassen. Nichts davon hatte sie davor gezielt üben lassen. Umso besser war die Besatzung dafür darauf vorbereitet gewesen schneidig vom Deck zum Hafen zu marschieren. Und doch hat alles früher oder später mit einer Selbstverständlichkeit funktioniert, die man nur in gut ausgebildeten Kampfeinheiten findet. Die Sonderflottille war nun unbestrittenermaßen eine solche. Eine Sondereinheit, die sich nun auch im Kriegshafen nicht mehr vor der Perlenmeerflotte verstecken musste. “Nun gut, dann vielleicht ein andermal eine Parade.”, dachte sich die Kommandantin, während sie mit Stolz geschwellter Brust zu ihrer Mannschaft ging.

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Miria saß zitternd unter Deck im Achterkastell. Das Kommando hatte sie an ihre erste Offizierin abgegeben. Sie selbst war eingefroren sobald das riesige Ungetüm aus den Fluten aufgetaucht war. Minutenlang herrschte Chaos auf der Blutrochen, bis Miria bemerkte, dass ihr jemand direkt ins Gesicht schrie. Es war ihre Adjutantin, die sie anflehte ihr das Kommando zu überlassen. Nach einem kurzen Nicken wankte die einst so standfeste Frau dann in das Kastell, schloss die Tür hinter sich und hielt sich die Ohren zu. Es war nun schon eine lange Zeit recht still geworden draußen. Sie konnte das nicht mehr. Sie hatte alle im Stich gelassen. Und sie konnte nicht aufhören zu zittern...

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Und inmitten all diesen ausklingenden Chaos’, Gedanken und Gesten machte sich ein Gefühl unter den meisten breit, dass begann den Schrecken und den Schock abzulösen, ein Gefühl wie ein loses Band, zu allen hier Anwesenden und dem Ort der sie, die drei Landesteile Perricums und dieses Schicksal verband - der Darpat - zumindest hier, zumindest heute.

Unbemerkt blieb aber vorerst, dass der Südweiser von Bord der Windhatz verschwunden war.

Autoren: Bega, DreiHund, Jan, Vlad, Wallbrord

Weitere Ereignisse

Hieraus bitte auswählen und ggf. ergänzen:

  • Reaktion der Efferd-Geweihtenschaft nach Lichterfest (Anfang Efferd 1043 BF) - Bernd [fertig]
  • Einleitung einer Untersuchung durch Efferd-Kirche, Sonderflotille, Hesinde-Kolleg/Kirche, Schule der Austreibung (Anfang/Mitte Efferd 1043 BF) - JAN ([fertig] - kann noch durch ähnliche Geschichten ergänzt werden.)
  • Evtl. ein "Kommentar" aus Gluckenhang. + Auftauchen von Miria von Gaulsfurt. (Mitte Efferd 1043 BF) - JAN [fertig]
  • Überschwemmung, Efferd-Geweihter mit Stein am Bein (geopfert?), als lebende Flußleiche (Mitte/Ende Efferd 1043 BF) - JAN [fertig]
  • Was finden sie heraus: vorherige Ereignisse gesammelt und magische, wie karmale Analyse sagt: dämonisch - Schlacht an der Gaulsfurt? (Währendessen lässt Markgräfliche Administration ein neues Schiff für die Sonderflotille bauen) (Ende Efferd 1043 BF) - u.a. NICO und BERND (Treffen zwischen Yanda von Gerben und Stadt/Markgrafschaft) [fertig]
  • Pflanzen am Ufer gehen ein, deformieren, Krabben umd kleine Malmer etc. kommen an Land (Anfang Travia 1043 BF) - Bernd & Jan [fertig]
  • Reshminianer sprechen über Mirias Gespräche im Schlaf. Wollen auch dem Treffen an der Gaulsfurt beiwohnen... (? 1043 BF) - Jan
  • Folgenachforschungen ergeben nichst weiteres (Ereignisse nicht punktuell, sondern auf ganzen Darpat, von Schlund bis Perlenmeer) (Mitte Travia 1043 BF)
  • Damit im Zusammenhang: MARIUS [fertig] schreibt eine Geschichte mit Dara von Hardenstatt, wie sie mit ihrem Schiff und Mannschaft die Ereignisse im Travia '43 erlebt.
  • Auffinden von Miria von Gaulsfurt, Marius [fertig]. (Mitte Travia 1043 BF)
  • Vision Tsalaya von Alxertis bei Korgondfeier am Rothandfelsen. (Ucurian von Sturmfels - auch anwesend - hat sie beruhigt und interpretiert) (30. Travia 1043 BF) - BERND und JAN
  • Tote Delfine in Mündung und weiter Flußaufwärts (Anfang Boron 1043 BF) - NICO (Sonderflotille Dergelmund) [fertig]
  • Geschichte um die Einbindung des Schmugglerkönigs, den Yanda schon in der Story "Ein nützlicher Feind" angekündigt hat. --> Dadurch wird Yanda dann auf die Mystik im Mystikplot gelenkt und versucht nicht weiter eine Weltverschwörung der Schmuggler gegen sich zu suchen. (Anfang/Mitte Boron 1043 BF) - NICO [fertig]
  • In dem Zusammenhang evtl. auch ein Rückgang der Schmuggleraktivitäten auf dem Darpat und auch ein bisschen an der Küste. (Aus der Blick Al'Ariks) (Anfang/Mitte Boron 1043 BF) - JAN
  • Etwa Zeitgleich: Flusswacht und Efferd-Kirche laden nach Gaulsfurt (Rondrara von Alxertis erzählt: Tsalaya von Alxertis hatte Wahrtraum (kreisende Blutrochen, folgt den Blutrochen) am Rothandfelsen (Anfang/Mitte Boron 1043 BF)
  • Noch in Gaulsfurt: Efferdgeweihte bestätigen; in dem Moment kommt Flutwelle, Rukuubuuri und Gaulsfurttoten (Anfang/Mitte Boron 1043 BF)
  • Es folgt Wundenlecken (Recherche zum Wahrtraum) (Mitte Boron bis Anfang Mitte/Hesinde 1043 BF) (Mehrere Recherche-Geschichten/Artikel?)
  • Verfluchte Perlen und Muscheln bringen Leute in Raserei. (Anfang Hesinde 1043 BF) - MARIUS [fertig]
  • Hesindegefällige Erkenntnis (in alten Schriften/Legenden?) zu einem im Zusammenhang stehenden Ort (Ozean vor Vellberg) (Mitte Hesinde 1043 BF) - JAN
  • Tauchgang im schon recht kalten Ozean (Erfrierende); Auffinden von Südweiser der auf dämonische Verseuchung hinweist (Mitte/Ende Hesinde 1043 BF) - MARCUS [fertig]
  • Kurzepisode Efferd-Geweihtenschaft weiss nicht was es (Südweiser) ist, aber deklariert es als Efferdheilig (Ende Hesinde 1043 BF) - Bernd
  • Ende des Monats Hesinde: Bei Rabicum finden sie mit dem Südweiser im noch recht warmen Fluß dämonische Seeschlange und besiegen sie. (Ende Hesinde 1043 BF) - NICO & MARIUS [fertig]
  • Ereignisse gehen scheinbar zurück, Fluß gefriert normal zu an den meisten Stellen. Fühlen sich als Sieger! Wollen im Tsa - mit neuem Sonderflotillen-Schiff (Name: Blutrochen?) und Südweiser - gemeinsamen Sieg mit Darpatfahrt feiern. (Anfang/Mitte Firun 1043 BF) [fertig]
  • Ereignisse kommen auch im Frühling nicht wieder [fertig]; 30. Tsa - Darpatfahrt von Knoppsberg bis Reshminabrücke (Feier mit Leuten) (Mitte bis Ende Tsa 1043 BF) - ALLE (vielleicht mehrere Episoden zur Vorbereitung und zu Perspektiven der Feier.
  • Immernoch 30. Tsa: An der Reshmina-Brücke schlägt Südweiser auf einmal aus und eine riesige, daimonoide Krake auf und will Brücke und Schiff zerstören. Kampf! Sieg! Brücke und Einheit gerettet. (Ende Tsa 1043 BF)
  • Beschluß danach: Ende Phex Gedenkfeier wieder an Brücke, wo Perricumer die Einheit feiern. (Tag des Bundes! - Tag es Bundes im Gedenken an..., ab da jährlich eine Schiffsparade) (30.Tsa/Anfang Phex 1043 BF)
  • Feierlichkeit im Phex, diesmal geht alles glatt, doch schon jetzt stellt man sich heimlich die Frage "Wir waren hier um Perricum GEMEINSAM zu schützen, aber wo war der Markgraf?" (Anfang/Mitte Phex 1043 BF)
  • Nach dem Kater - Man fragt sich nun deutlicher: Wo war eigentlich der Markgraf (Fehde ist keine Ausrede), wir als Perricumer haben das ganz allein geschafft…wir sind Brüder/Schwestern, aber wer ist unser*e große*r Bruder/Schwester? (ab da Politplot - Grüppchenbildung) (Anfang Peraine 1043 BF)
  • NICO streut am Ende des Plots noch eine Geschichte um die Eröffnung des neuen Hafens in Wasserburg und die Einweihung der "Blutrochen" aus der Sicht von Sebald von Gerben ein, der darin auch verteidigt warum er nach dem schweriwegenden Vorfall immernoch Kadetten nach Wasserburg schickt.

Noch einzuordnen:

  • Sebald von Gerben gibt an dass er durch den Verlust von 10% seiner gesamten Kadetten gerade eigene Probleme hat, stellt aber Kontakt zu den Grauen Stäben her, die Yanda und den anderen dann neben der Efferd-Kirche (deren Geschichten/ Einladungen jemand anderes übernehmen müsste) bei der Aufklärung helfen. (Sehe ich ja Anfang/Mitte Efferd) - NICO [fertig]
  • Selinde (Wallbrord) noch ein oder zwei kleinere bis mittlere Auftritte in und um Perricum-City zu verschaffen. Plus ihre werte Mutter und deren "Gott". - MARCUS [fertig]
  • Einbindung der Reshminianer, dort taucht Miria wieder auf. - ALLE
  • Immer mal wieder Sichtweisen und Kommentare aus der ganzen Markgrafschaft - ALLE
  • Kleinere Ereignisse im Schlund? - THORSTEN?