Benutzer:Orknase/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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„War es nicht ein schönes Fest?“, säuselte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] seiner Gattin liebestrunken ins Ohr. Die beiden hatten sich in den frühen Morgenstunden zurückgezogen, nachdem die meisten anderen Feiernden bereits zu Bett gegangen waren und bei den verbliebenen war anzunehmen, dass sie das auch bald tun würden.
 
„War es nicht ein schönes Fest?“, säuselte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] seiner Gattin liebestrunken ins Ohr. Die beiden hatten sich in den frühen Morgenstunden zurückgezogen, nachdem die meisten anderen Feiernden bereits zu Bett gegangen waren und bei den verbliebenen war anzunehmen, dass sie das auch bald tun würden.

Version vom 10. August 2022, 08:02 Uhr

Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.


Traumklinge

Traumklinge

Manchmal, ja manchmal da war es nur ein kleiner Schritt, der das Richtige vom Falschen, das Gute vom Bösen oder das Licht vom Schatten trennte. Und manchmal, ja manchmal befand man sich irgendwo dazwischen und jeder noch so kleine Schritt konnte der eine bedeutsame sein, der der über Gedeih oder Verderben entschied. Nur ein Schritt. Ein winziger, kleiner Schritt.
Doch was, wenn man nicht sicher war, in welche Richtung man gehen sollte, weil jede Richtung gleich aussah, weil alles genauso Richtig war wie Falsch, genauso Gut wie Böse, genauso Hell wie Dunkel. Ja, was dann? Was tun? Wohin gehen, wenn man nicht ausharren konnte sondern weiter musste?

Wie oft hatte ihre Herrin sich ihr offenbart, ihr immer wieder gezeigt, was sie von ihr erwartete, oftmals kryptisch und verschlungen, aber sie hatte es getan. Und nun? Nun da sie dringend ihre Herrin an ihrer Seite brauchte, so dringend, da schwieg sie sich aus und ganz gleich wie sehr sie sich mühte von ihr gehört zu werden, sie hörte oder viel mehr antwortete ihr nicht. So lange sie sich erinnern konnte, war sie immer da gewesen und nun? Nun war alles anders. Seit jenem Tag im Tempel in Schwarztannen hatte sie keine Vision mehr erhalten, nicht einmal geträumt hatte sie. Was war nur los? Lag es an ihr? Hatte sie es sich zu einfach gemacht? Ihre Herrin hatte doch gewollt, dass sie sich zum Fuchsrudel aufmachte oder vielleicht doch nicht? Inzwischen war sie sich nicht mehr sicher. Inzwischen zweifelte sie. War das alles hier Strafe oder Prüfung? Oder beides zugleich? Wie konnte sie das wissen?

Hinzu kam die Sehnsucht nach ihrem Zuhause. Die Sehnsucht nach ihrem Oheim, ihrer Schwester, nach der widerspenstigen Rondriga. Bei den Göttern, wie sehr sie dieses Mädchen vermisst! So sehr... Sie hatte nicht oft den Tempel verlassen. Sie war keine Geweihte, die umherreist um an Turnieren teilzunehmen oder gar in Schlachten zu ziehen. Warum eigentlich nicht? War sie feige? Sie war eben nicht so, sie diente ihrer Herrin auf anderen Wegen, verschlungene Wege. Viele verstanden das nicht. Viele verurteilten sie. Doch ihre Herrin hatte nie mehr von ihr verlangt oder eher hatte sie immer genauso das von ihr verlangt. Ihr Dienst für sie war eben ein anderer. Und ihr hatte es immer genügt, dass ihre Herrin zufrieden mit ihr war. Bisher schien sie das immer gewesen zu sein, doch nun? Wollte sie nun etwas anderes? Eben weil sie schwieg?

Was war eine träumende Löwin noch, wenn ihre Träume verstummten? Was nutzte ihre Traumklinge, wenn diese nicht mehr zu führen war? Was war eine Geweihte noch wert, wenn ihre Herrin sich ihr nicht mehr offenbarte? War sie dann überhaupt noch eine? Und wenn nicht, was war sie denn dann?

Doch Elerea ni Rían entschied genau das zu tun, was man von einer Geweihten der Sturmherrin erwartete, ganz gleich wie es in ihrem Inneren aussah und ganz gleich ob ihre Herrin auch weiterhin schwieg.

So zog sie aufrecht, mutig und stark in die Schlacht. So wie es Rondra-Geweihte taten. Und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an. Plötzlich war sie sich sicher, dass ihre Herrin genau das gewollt hatte. Gewiss würde sie mit ihr sein. Mit ihr und all den anderen. Was auch immer kommen mochte, sie würde sicher an ihrer Seite sein. An ihrer und an der aller anderen. Und so kam ihr das „Für Rondra!“ über die Lippen als wäre sie schon ihr ganzes Leben in Schlachten gezogen...

Gefangen

Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel, Efferd 1045 BF

„Sie haben Elerea“, aufrichtige Besorgnis schwang in der Stimme des Geweihten mit, „Sie wurde gefangen genommen.“ Er hielt kurz inne. Aufmerksam musterte er die Anwesenden: die Mutter Elereas Jandra von Schack, Elereas ältere Bruder Fael ui Rían, ihre ältere Schwester Eilein ni Rían und die Novizin Rondriga von Schack. „Sie wurde von den Königlichen bei der Schlacht im Tal der Kaiser gefangen genommen.“

Einen Augenblick war es still. Unfassbar still. Keiner von ihnen, nicht einmal der Prätor selbst, wagte zu atmen. Doch dann...

„Sie hat...“, hob Eilein fassungslos an.

„... an einer Schlacht teilgenommen?“, endete Fael.

„Und das ohne mich?“, empörte sich die Novizin voller Inbrunst.

Jandra von Schack wirkte noch blasser als zuvor. Irgendwie hatte sie geahnt, nein befürchtet, dass etwas Schlimmes geschehen war. Mütter spürten so etwas eben. „Aber...“, hob sie mit brüchiger Stimme an, „... sie lebt?“

„Sie lebt“, bestätigte Lleu ui Rían und fügte beschwichtigend hinzu: „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“

„Das ist gut“, meinte die Mutter sichtlich zerstreut, „Ja, das ist gut. Und... und... und jetzt?“

„Moment“, meldete sich Eilein da zu Wort, „Was heißt, die Königlichen haben sie gefangen genommen?“

„Na, dass sie sich auf die Seite des Fuchsrudels gestellt hat“, erwiderte Fael energisch, „Oder wie würdest du das interpretieren?“

„Deswegen habe ich doch gefragt!“

„So etwas musste ja früher oder später passieren“, schimpfte nun der älteste der Geschwister, „Ihr Rían-Weiber seid allesamt nicht ganz dicht!“

„Sag das noch einmal“, drohte die Rían zornig, „Und du hast meinem Schwertknauf in deinem ohnehin schon hässlichen Gesicht.“ Im Ringen mit dem Schwert machte ihr so leicht niemand etwas vor, schon gar nicht ihr Bruder. Doch dieser zischte nur: „Wage es, Fledermaus, und ich werde dir deine Flügel st...“

„Ruhe jetzt!“, polterte der Geweihte mit lauter und durchdringender Stimme, da verstummten die beiden augenblicklich und wandte sich sichtlich verstimmt ihrem Oheim zu, „Eure Mutter hat etwas gefragt und...“

Die Angesprochene räusperte sich: „Warum hat sie das getan? Warum hat sie sich auf die Seite des Fuchsrudels gestellt?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete er aufrichtig, „Sie hat mit mir nicht darüber gesprochen. Hat sie etwas zu dir gesagt, Rondriga?“

„Nein, hat sie nicht“, noch immer wirkte das Mädchen gekränkt, „Doch ist das Fuchsrudel nicht der Inbegriff der Ritterlichkeit? Wo sollte sich eine Geweihte der Herrin Rondra also sonst hinwenden, wenn nicht an sie? Und hätte sie es mir gesagt, dann wäre ich ganz sicher nicht mehr hier...“

„Rondriga“, die Stimme des Prätors bebte, „Du kannst hier nicht tun und lassen, worauf du gerade Lust hast. Das hier ist ein Tempel.“ Er wurde zunehmend lauter. „Und du bist hier Novizin! Du hast zu tun, was ich dir auftrage und sonst nichts.“

„Ich wäre ihr trotzdem gefolgt...“, meinte das Mädchen da nur störrisch.

„Und ich hätte dich daraufhin zu deiner Familie zurückgeschickt!“

Nun schluckte Rondriga und biss sich auf die Lippen. Das letzte was sie wollte war zu ihrer Familie zurückgeschickt zu werden, nicht etwa, weil sie ihre Familie nicht mochte, sondern weil es das Ende ihres Noviziates bedeutete und da sie eine glühende Verfechterin ihrer Göttin war wollte sie das auf keinen Fall. Auf gar keinen Fall.

„Sie hat nichts gesagt?“, hakte Jandra nach.

„Nur das sie fort müsse. Unsere Herrin wolle, dass sie ausziehe. Es war nicht das erste Mal, dass sie das zu mir gesagt hat. Nie hatte ich zweifel an ihren Worten. Auch heute habe ich keine. Ich habe damals deswegen nicht gefragt, wohin genau. Nun denke ich, ich hätte es getan...“, er seufzte schwer, „Zwar hat sie mir zwischendurch geschrieben, dass sie beim Fuchsrudel sei, damit ich mir keine Sorgen mache, aber es fiel kein Wort darüber, dass sie auch dort bleiben wolle und selbst wenn ich das gewusst hätte, erwartet hatte ich keineswegs, dass sie sich dann auch noch für sie in eine Schlacht stürzt. Das passt irgendwie so gar nicht zu ihr...“

Die Novizin konnte da nur nicken, obgleich ihr kein Wort über die Lippen kam.

„Was wird jetzt mit ihr geschehen?“, fragte die besorgte Mutter weiter.

„Sie wird vor Gericht gestellt“, er brachte die Worte nur mühsam über die Lippen. Es ging hier um nicht irgendjemanden, es ging hier um seine Nicht, die er noch dazu durch ihr gesamtes Noviziat begleitet hatte. „Es sieht nicht gut aus.“ Er senkte seinen Blick. Er konnte Jandra von Schack nicht ins Gesicht sehen. „Ich gehe davon aus, dass auch sie wegen Hochverrates angeklagt werden wird.“

„Auch“, hauchte die Schack da erstickte und augenblicklich begannen stumme Tränen über ihre Wangen zu rinnen. Fael und Eilein wirkten nun genauso blass wie ihre Mutter. Sie tauschten vielsagende Blicke aus. „Wo?“, wollte die Mutter tonlos wissen.

„Am Reichs- und Krongericht zu Meilersgrund.“

„Aber...“, meldete sich Rondriga zu Wort, „... ist das nicht ein weltliches Gericht? Sie ist doch Geweihte! Da gehört sie doch gewiss vor ein kirchliches Gericht?“ „Nicht wenn man ihr Vergehen...“, er räusperte sich, „... ihre Tat... als weltliche betrachtet.“

„Und wer entscheidet darüber?“, wollte ihre Zwillingsschwester wissen, „Wer entscheidet, ob es eine weltliche Tat ist oder nicht? Und welche Umstände führe zu diesem Urteil?“ Nun zuckte der Geweihte mit den Schultern: „Das kann ich nicht sagen. Vielleicht die Praios-Kirche? Ich hatte so einen Fall noch nie. Ich weiß es nicht...“

„Das bedeutet, sie können sie einfach so am Hoch- und Krongericht des Königreichs verurteilen?“, mischte sich Fael ein, „Einfach so?“

„Nein, einfach so nicht“, nun schüttelte er den Kopf, „Es muss ein höherrangiger Geweihter unserer Kirche anwesend sein. Das war es dann aber auch schon.“

„Das ist doch lächerlich“, schimpfte Eilein ni Rían, „Absolut lächerlich.“

„Mag sein“, erwiderte Lleu, „Mag sein. Doch es ist eben so.“

„Aber wenn unsere Herrin doch genau das von ihr verlangt hat?“, verwandte sich die Novizin für die Geweihte, „Wie kann man sie dafür verurteilen?“

„Ich nehme an, dass sie genau das aussagen wird“, glaubte der Geweihte, wobei er vermied auf den zweiten Teil von Rondrigas Frage einzugehen, „Weiter erwarte ich, dass sie deswegen darauf bestehen wird, dass es sich um eine kirchliche Angelegenheit handelt und sich folglich auch ein kirchliches Gericht ihres Prozesses annimmt. Wie erfolgreich dieses Vorgehen sein wird, kann ich nicht absehen. Wenn man es genau betrachtet, ändert das jedoch nichts. Wird sie schuldig gesprochen, ganz gleich vor welchem Gericht, dann erwartet sie stets die gleiche Strafe. Was auf Hochverrat steht, dass wissen wir alle...“

„Man wird an ihr und all den anderen ein Exempel statuieren“, befürchtete Eilein.

„Vermutlich“, stimmte der Geweihte nickend zu.

„Man könnte sie also hängen, wie einen...“, Fael stockte, „... elenden Dieb?“

Und während Jandra von Schack entsetzt aufschluchzte, nickte der Geweihte mit ernster Miene: „Könnte man. Mit dem Nandus-Geweihten haben sie das 1037 BF genauso gemacht...“

Kompromisslos

Burg Scharfenstein, Efferd 1045 BF

Lleu“, Jandra von Schack fiel dem Geweihten augenblicklich in die Arme.

„Ich wollte noch einmal nach Dir sehen“, fühlte sich der Geweihte verpflichtet zu erklären, „Das nimmt Dich alles doch sehr mit. Verständlicherweise.“

„Ja“, meinte sie da, wischte sich die Tränen aus den geröteten Augen und bot ihrem Gegenüber mit einer Geste einen Platz an: „Leistest Du mir noch ein wenig Gesellschaft?“

Er zögerte: „Ich hatte nicht vor lange zu bleiben. Rondriga wartet im Tempel. Sie ist ganz... durcheinander.“

„Bitte“, die Schack bedachte ihn mit einem flehenden Blick und versicherte sogleich: „Es muss auch nicht für lange sein...“

Da setzte er sich und ließ sich von ihr einen Becher Wein reichen.

„Es ist lange her, dass wir so beieinander saßen“, stellte sie nickend fest, „Sehr lange.“

„Ja“, er rang sich ein Lächeln ab, „Dreißig Götterläufe würde ich vermuten.“

„Einunddreißig“, korrigierte sie.

„Jandra, wir wollten doch darüber nicht mehr sprechen...“, erinnerte er sie an die damals getroffene Abmachung.

„Ich fürchte, das müssen wir“, sie blickte ihn mit ihren verweinten Augen an.

Er seufzte schwer: „Es war eine einmalige Angelegenheit...“

„Ein Fehler“, seufzte sie gekränkt, „Das hast Du damals gesagt.“

„Weil es so war. Weil so etwas nicht passieren darf. Nicht mit der Frau des eigenen Bruders.“

„Aber es ist doch nun mal passiert...“

Lleu seufzte schwer und erhob sich zum Abschied: „Ich werde morgen wieder kommen. Jandra ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Elerea zu helfen. Ich verspreche es dir. Ich schwöre es, bei meiner Herrin. Doch es kann sein, dass das alles nichts nützt...“

„Du liebst sie immer noch, nicht wahr?“, sie schaute zu ihm auf.

„Was meinst Du?“

Sie schluckte schwer: „Deine Bruder, so gern ich ihn auch hatte, geliebt habe ich ihn nie. Mein Herz, es gehörte immer nur Dir. Doch Du liebtest bereits eine andere. Eine Frau, mit der ich einfach nicht mithalten konnte. Sie steht so weit über uns allen, dass sie selbst für Dich unerreichbar ist und trotzdem tust Du alles um ihr nahe zu sein. Doch Du liebtest sie und Du liebst sie noch immer. Wie hätte ich da jemals einen Platz in Deinem Leben haben sollen?“

„Mein Leben gehört meiner Herrin“, erwiderte er da und stellte sogleich klar: „Das war schon immer so und wird auch immer so sein.“

„Da bist du so kompromisslos wie Elerea. Das muss sie von ihrem Vater haben.“

„Mein Bruder war nie so!“

„Ich weiß“, die Schack schaute ihn mit ihren verweinten Augen direkt an, „Nur Du warst immer so. Nur Du.“

Unter Geiern

Gefälscht

Burg Scharfenstein, Firun 1044 BF

„Frau von Windfels“, fing Yolande von Raukenfels die Kämmerin auf dem Weg zum abendlichen Mahl ab, „Ich habe einige Dokumente, die Ihr Euch dringend anschauen solltet.“ Sie hielt ihrer Gegenüber einige Unterlagen entgegen. Liliane von Windfels versuchte sie an sich zunehmen, die Vögtin ließ sie jedoch nicht gänzlich los.

„Ich werde sie mir gleich morgen anschauen“, versicherte die Windfelderin ihr nickend und lächelte dabei freundlich.

„Es ist dringend“, betonte die Vögtin und blickte ihre Gegenüber unnachgiebig an, „Duldet keinen Aufschub. Ich brauche Eure Expertise möglichst zeitnah. Am besten sofort. Ihr versteht?“

Die Kämmerin verstand nicht, das war der Vögtin klar, aber sie gab schließlich seufzend nach: „Wäre Euch sofort recht?“

„Gerne“, ein zufriedenes Lächeln legte sich über das Gesicht der Raukenfelserin, „Ich werde Euch begleiten. Ich möchte augenblicklich wissen, was Ihr davon haltet.“

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Zusammen zogen sich die beiden Frauen in die Schreibstube zurück. Zu dieser Zeit hielt sich dort niemand außer ihnen auf, dennoch verriegelte die Vögtin die Tür. Sie wollte nicht gestört werden. Sicher war sicher. Unterdessen warf Liliane einen ersten, flüchtigen Blick auf die Dokumente, dann blickte sie einen Moment zu ihrer Gegenüber auf, ehe sie sich wieder mit den Unterlagen befasste, nur um dann erneut aufzublicken und zu erklären: „Das könnte ein längeres Unterfangen werden, ich muss das mit den Büchern abgleichen und das kann dauern, vielleicht sollten wir uns eine Kleinigkeit zu essen bringen lassen?“

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„Wie seid Ihr an diese Dokumente gekommen?“, wollte die Windfelserin in den frühen Morgenstunden wissen, nachdem sie sich mit der Vögtin zusammen die ganze Nacht parallel durch die Listen mit den Abgaben aus dem Junkertum Erlenfall in den Büchern der Baronie Schwarztannen und den losen Dokumenten, die Auskunft über die Erträge des Junkergutes lieferten, gearbeitet und diverse Widersprüche gefunden hatte.

„Der Kammerherr“, erwiderte die Vögtin erschöpft und nippte an ihrem Becher Wein während sie ihrer gegenüber auch einen reichte, „Iber von Radewitz. Er hat sie mir zukommen lassen.“

„Und woher... woher hat er sie?“

„Vom Pferd gefallen?“, schlug sie schulterzuckend vor, „Und um ehrlich zu sein, ist es mir auch gleichgültig. Ich will nur eines wissen: Glaubt Ihr da ist was dran?“

Die Windfelserin schluckte. Sie wirkte blass: „Mein Bruder hat damit nichts zu tun.“

„Mit Verlaub, aber was Euer Bruder tut und lässt interessiert hier keinen. Er ist kein direkter Vasall des Barons. Von Interesse ist für mich allerdings das Treiben seines Lehnsherren.“

Die Kämmerin nickte, obgleich sie noch nicht so recht erleichtert zu sein schien: „Ich weiß, was mein Bruder an Abgaben an seinen Lehnsherrn leistet. Zumindest ungefähr. Immerzu beschwert er sich über die horrenden Summen, die er an den Erlenfaller abtreten muss. Selbst wenn ich die Größenordnung, die er mir nannte, stets für etwas übertrieben hielt, schließlich weiß ich recht genau, welche Summe unter meinem Vater an den Junker zu entrichten war, so spiegeln die Abgaben aus Erlenfall das keinesfalls wieder. Etwas scheint hier also nicht zu stimmen, obgleich ich sagen muss, dass das aus den Büchern der Baronie nicht so recht hervorgeht. Wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich werde es weiter prüfen. Es wird dauern.“ Sie schluckte. „Aber man sollte den Erlenfallern nichts unterstellen ohne sich wirklich sicher zu sein. Ohne wirkliche Beweise werden wir nichts ausrichten können. Sie sind einfach besser aufgestellt, haben Einfluss und Macht und nicht zuletzt sitzt der Junker selbst am Grafenhof. Abgesehen davon ist meine Familie ihm verpflichtet...“

Trotz aller Bedenken, schien Yolande erfreut über diese Nachricht zu sein: „Das heißt, die Erlenfaller haben seit geraumer Zeit ihre Abgaben nicht korrekt entrichtet?“

„So sieht es aus.“

Die Vögtin lächelte zufrieden und murmelte wiederholt: „Sehr gut. Sehr gut.“

Schöne Vorstellung

Burg Scharfenstein, Tsa 1044 BF

„Aus Baringen erwarten wir Xerber von Cronenfurt, aus Weißenhain Irida von Nuzell, aus Esenfeld Rondrara von Treleneck und aus Doriant Hardane von Doriant. Sie alle haben bereits zugesagt. Letztere steht zwar im Traviabund, aber ihren Gatten erwarten wir nicht, die älteste Tochter Leodane ist am Grafenhof, die jüngere Tochter Wilmunde Knappin bei Raulbrin von Schwarztannen und der Jüngste Danos ist Novize beim Praios-Tempel in Hexenmühle, da auch Hochwürden kommen wir, wird er gewiss auch den Knaben mitbringen.“ Valaria von Wiesenthal hielt einen Moment inne und betrachtete Baron Drego aufmerksam. „Franwin von Luring-Franfeld wird nicht kommen, er weilt ja zumeist ohnehin in Gareth. Wann er seinen Lehenseid gegenüber dem Cronenfurter leistet, dass soll nicht Euer Problem sein. Ähnliches gilt für Alderan von Nadoret, der hat allerdings ja bereits seinen Eid getan. Wir erwarten seinen Vogt einen gewissen...“ Sie schaute auf die Liste in ihren Händen. Sie kannte den Vogt nicht. Noch nicht. „... Treubold vom Grauen Schild. Ein Koscher, so weit ich weiß.“

Etwas fragend blickte sie nun Drego von Altjachtern an, als der aber nicht anhob etwas zu sagen, fuhr sie fort: „Weiter erwarten wir aus Rauthal Rothar von Immenhort. Seine älteste Tochter Elene ist Eure Knappin...“ Wissend nickte nun der Altjachterner. „... die nächst jüngere, Wippa, ist Knappin des Nordingers, der Jüngste Perainfried ist im Peraine-Tempel in Schwarztannen Novize und auch wenn ihre alle Hochgeweihten eingeladen habt, so wird Hochwürden nicht kommen und daher der Knabe auch nicht.“ Und kurz rief sie dem Baron dann noch in Erinnerung: „Ihr habt die Gattin des Rauthalers zu Eurer Kämmerin bestellt.“

Erneut nickte Baron Drego: „Frau von Raukenfels hat mir die Mitglieder meines Hofes vorgeschlagen. Ich habe sie nur in ihr Amt berufen. So war es auch bei Euch.“

„Sie ist eine kluge Frau“, meinte die Heroldin da nickend. Sie hielt viel von der Vögtin. „Ihr tut gut daran auf ihren Rat zu hören und ich... ich jedenfalls war sehr froh um diese Anstellung.“

Etwas fragend blickte der Baron sie da nun an.

„Mein Gatte ist gegen Haffax gefallen“, fügte sie erklärend hinzu, „Vor Mendena.“

„Das... das tut mir leid“, erwiderte der Baron aufrichtig.

„Ja“, sie räusperte sich etwas verlegen, „Mir auch, Euer Hochgeboren, mir auch. Uns waren lediglich zwei Götterläufe vergönnt, viel zu wenig Zeit um zueinander zu finden. Mein Gatte konnte sich einfach nicht an mich gewöhnen. Er konnte nichts mit Fr...“ Da biss sie sich energisch auf die Lippen. Sie hatte bereits zu viel gesagt. Viel zu viel. „Verzeiht“, bat sie mit brennenden Wangen, „Das gehört hier nun wirklich nicht her.“

„Schon gut“, meint Drego von Altjachtern da und winkte ab, „Ein jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Nicht alles davon ist erfreulich.“

„Ja“, versuchte sich Valaria zusammenzureißen. Die Erinnerung an ihren Gatten schmerzte. Vor allem schmerzte jedoch die Tatsache, dass all ihre Versuch ihm zu gefallen stets vergeblich gewesen waren. Er hatte mehr Interesse an dem Stallburschen gezeigt als an ihr. Obgleich – das musste sie ihm zugestehen – er immer nett und zuvorkommend zu ihr gewesen war. Er war kein schlechter Mensch gewesen, er hatte sie einfach nur nicht lieben können, aber sie hatte ihn ja auch nicht wirklich geliebt. „Ich hätte immer gerne aus Liebe den Traviabund geschlossen“, gestand sie sich und auch dem Baron da ein, „Ich beneide Euch daher sehr. Ihr habt mit der Frau den Traviabund geschlossen, die ihr liebt und das ihr sie liebt, das sieht man Euch an. Wie Ihr sie anseht!“ Sie seufzte sehnsuchtsvoll. „Er hat mich nie so angesehen...“

„Die Götter haben es gut mit mir gemeint“, erwiderte er und in seinen Blick trat einen Moment jener Ausdruck, der dort immer stand wenn er seine Liebste oder aber seine Kinder sah, dann verschwand er jedoch recht schnell wieder, „Auch wenn die derzeitigen Umstände mein Glück überschatten.“

„Doch Ihr habt es gefunden“, erwiderte sie ihm da.

„Oder... oder es hat mich gefunden. Und vielleicht wartet das Eure nur schon auf Euch. Vielleicht habt Ihr es einfach noch nicht gesehen. Manchmal muss man einfach nur die Augen öffnen um zu sehen, was schon lange da war...“

„Eine schöne Vorstellung. Ja, eine schöne Vorstellung.“

Aus Erlenfall nichts Gutes

Burg Scharfenstein, Tsa 1044 BF

„Und aus Erlenfall?“, wollte Drego von Altjachtern wissen.

Valaria von Wiesenthal schüttelte den Kopf: „Bisher keine Nachricht. Und um ehrlich zu sein, erwarte ich auch keine.“ Einen Augenblick hielt sie inne. „Emmeran von Erlenfall hält sich ohnehin so gut wie nie in seinem Junkertum auf. Aufgrund seines Amtes als Landrichter der Grafschaft Reichsforst ist er zumeist am Grafenhof anzutreffen.“

„Ich weiß. Ich bin ihm dort begegnet“, er holte Atem, „Eine... hm... unangenehme Person.“

Die Hofheroldin seufzte: „Das stimmt bedauerlicherweise. Sein Bruder – Edelbrecht von Erlenfall – ist auch nicht sonderlich angenehmer.“

„Ihr kennt Ihn?“

„Das zu behaupten wäre gewiss maßlos übertrieben“, stellte sie kopfschüttelnd klar, „Ich habe ihn ein paar Mal getroffen als ich meine Schwiegermutter, Kordara von Dachshag, nach Rallingstein begleitet habe.“

Burg Rallingstein?“

Nun nickte die Wiesenthalerin: „Ein durchaus beeindruckendes Bauwerk, mein letzter Besuch dort liegt allerdings schon geraume Zeit zurück. Inzwischen halte ich es durchaus für möglich, dass die Burg nahezu fertig gestellt sein dürfte, wobei...“

Fragend blickte der Baron die Hofheroldin an: „Wobei?“

Sie schluckte und blickte den Altjachterner einen Moment lang intensiv an, ehe sie ihren Blick abwandte: „Ich habe keinerlei Ahnung, was das Junkertum Erlenfall so abwirft, aber Kordara... ja... also Kordara hat immer mal wieder daran gezweifelt, ob das alles mit so ganz rechten Dingen zugeht.“ Sein fragender Blick lastete weiter auf ihr. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber deutlich genug spüren. „Die Herrschaft Windfels ist wohl recht ertragreich. Es gibt dort ein Gradierwerk. Doch eine Burg – noch dazu innerhalb dieser Zeit – nahezu vollständig und in dieser Größe zu errichten, setzt ein gewisses Maß an finanziellem Spielraum voraus und Kordara hat immer an dessen Umfang gezweifelt. Sie hat es mir auch einst vorgerechnet oder viel mehr im Kopf überschlagen, aber Zahlen sind nicht so meins, Menschen allerdings schon.“

„Deswegen seit Ihr ja auch Heroldin“, meinte der Baron da nur, „Ihr habt also den Verdacht, dass etwas mit den Abgaben nicht stimmen könnte?“

Sie sog scharf die Luft ein und zuckte etwas verlegen mit den Schultern.

„Vielleicht sollte ich die Kämmerin mal besser auf die Bücher ansetzten. Vielleicht gibt es dort ja tatsächlich Unregelmäßigkeiten...“

„Macht euch nicht zu viele Hoffnungen“, wiegelte Valaria da ab, „Falls und ich betone das noch einmal falls wirklich bei Abgaben oder ähnlichem betrogen worden sein sollte, wird das so gehandhabt worden sein, dass es schwer oder vielleicht sogar gar nicht nachzuweisen sein wird.“ Dann wechselte sie eilig das Thema. „Um zum Junker von Erlenfall zurückzukehren. Es ist nicht zu erwarten, dass er kommen wird. Er wird auch keinen Stellvertreter schicken. Bisher gab es keinerlei Nachricht aus Erlenfall. Im Übrigen habe ich dem Junker auch eine Einladung zum Grafenhof geschickt, damit er nicht behaupten kann, er hätte keine erhalten.“ Drego von Altjachtern nickte. „So weit ich von Kordara weiß, hat auch sie noch nichts von ihrem Lehensherrn gehört und unabhängig davon, wird sie so oder so nicht erscheinen. Zum einen, weil sie sich ein Zerwürfnis mit den Erlenfallern nicht leisten kann und zum anderen muss sie immerzu ein Augen auf ihren alten Vater haben. Sein Geist ist sehr gebrechlich geworden. Früher konnte man ihn noch gelegentlich – an guten Tagen – alleine lassen, doch inzwischen ist das kaum noch möglich. Er vergisst die Zeit, fühlt sich in frühere Epochen seines Leben zurückversetzt, weiß nicht mehr, dass Frau und Enkel schon lange tot sind. Während der Fehde ist es schlimmer geworden, doch da war ich noch in Radenstein und konnte ihn beschwichtigen, nun muss Kordara das alleine bewerkstelligen.“

Der Baron nickte verständnisvoll.

„Wisst Ihr was man in Schwarztannen sagt?“, wollte sie da von ihm wissen und ließ ihm keine Zeit für eine Antwort: „Aus Erlenfall kommt nichts Gutes.“

Alles hat seinen Preis

Burg Scharfenstein, Tsa 1044 BF

„Ihr solltet Euch gut Eure nächsten Schritte überlegen“, riet Valaria von Wiesenthal dem Baron und wirkte dabei äußerst ernst.

„Ich... ich... ich verstehe nicht ganz“, erwiderte er ihr verunsichert.

„Es ist nicht davon auszugehen, dass der Junker von Erlenfall Euch gegenüber den Lehenseid ablegen wird. Er wird gewiss auch keinen Stellvertreter schicken um das zu tun. Es wird keinen Lehenseid von der Familie Erlenfall Euch gegenüber geben.“

„Sie werden aber einen leisten müssen.“

„Müssten sie“, stimmte sie ihm da zu, „Aber was, wenn sie es nicht tun?“

„Warum sollten sie?“

„Weil sie wohl der Meinung ist, dass der Baronstitel ihnen gebührt. Warum sollte der Junker den Lehenseid schwören, wenn er doch der Meinung ist, er sei der rechtmäßige Baron? Einen Eid gegenüber sich selbst abzulegen, macht nicht wirklich viel Sinn.“

„Er ist aber nicht der Baron.“

„Und da liegt genau das Problem“, meinte die Hofheroldin, „Im festen Glauben, ihnen stünde der Baronsreif zu, werden sie es darauf ankommen lassen. Die Frage, die Ihr Euch also stellen müsst ist Folgende: Was werdet Ihr tun? Zwingen werdet Ihr Emmeran von Erlenfall kaum können. Die Familie Erlenfall ist zu mächtig und zu einflussreich, noch dazu sitzt er selbst zu dicht am Grafen – ein Umstand der noch mehr Fragen darüber aufwirft, warum er Euch den Baronsreif aufsetzte, aber nicht seinem Landrichter – und Ihr seid inzwischen zu weit von Eurem Weggefährten entfernt.“

„Was ich zutiefst bedauere“, merkt er betrübt an, „Gerade jetzt bräuchte er einen wahren Freund an seiner Seite.“

„Einen guten Freund kann ein jeder von uns zu jeder Zeit gebrauchen“, griff sie seine Worte auf, „Ihr habt hier viele Freunde. Nutzt diese. Denn klar ist: Ihr dürft Euch das nicht gefallen lassen. Der Lehenseid MUSS geleistet werden! Ihr werde also etwas unternehmen müssen. Die Frage ist allerdings, was genau das sein wird. In wie weit ihr auf Euren Freund, den Grafen, zurückgreifen könnt, das werdet Ihr wohl selbst am besten wissen.“

„Vermutlich wird das genauso laufen, wie die ganze Angelegenheit mit den Waldsteinern“, vermutete er betrübt, „Ich werde das selbst regeln müssen. Mehr als warme Worte werde ich von ihm auch dieses Mal nicht bekommen.“ Über diesen Umstand schien er aufrichtig betrübt zu sein.

„Die Zeiten sind gerade schwierig und noch schwerer sind die damit verbundenen Entscheidungen, Hochgeboren“, stimmte ihm die Hofheroldin zu.

„Mit den Waldsteinern werden wir auch nicht so recht einig“, fügte der Baron schulterzuckend hinzu. Dass Baron Drego versucht hatte auch über den temporären Abzug der Waldsteiner hinaus einen Frieden oder ähnliches zu verhandeln, das war am Hof bekannt. Vermutlich ebenso bekannt war inzwischen aber auch, dass man sich wohl nicht so recht einig geworden war – zumindest nahm man das an, genaues wussten wohl nur sehr wenige, darunter waren jedoch gewiss die Vögtin Yolande von Raukenfels und die Hofkaplanin Lindegard Tempeltreu. „Ist ein Friede um jeden Preis es denn überhaupt wert?“, wollte der Altjachterner da von der Wiesenthalerin wissen.

Valaria dachte einen Moment nach, schluckte und erwiderte schließlich: „Auch Frieden hat seinen Preis, Hochgeboren.“

„Auch wenn dieser Verrat heißt?“

„Ich fürchte“, meinte sie da und wog ihren Kopf etwas unruhig von der einen zur anderen Seite und wieder zurück, „Auch das, Hochgeboren. Auch das.“

Einen Moment schwiegen sie sich an.

„Eure Schwester und Euer Vater werden kommen und auch die Eltern Eurer Gattin werden aus dem Kosch anreisen. Was Eure Mutter jedoch betrifft hat sie ihre Meinung über eure Liebst bisher bedauerlicherweise nicht geändert, obgleich sie von Euch zu erwarten scheint, dass Ihr sie mit Euren beiden Kindern aufsucht, von Eurer Gattin war allerdings nicht die Rede...“

Traurige Kunde

Burg Scharfenstein, 6. Tsa 1044 BF

Eylrun von Erlenfall blickte Baron Drego fragend an. Zur seiner Linken stand seine Hofkaplanin, Lindegard Tempeltreu. Sonst befand sich niemand im Raum. Nicht einmal seine Knappen. Augenblicklich fühlte sich die Erlenfallerin unwohl.

„Setzten wir uns doch“, der Altjachterner deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. Die Ritter setzten sich. Lindegard Tempeltreu reichte beiden einen Becher Wein, blieb jedoch stehen, obgleich es noch einen freien Stuhl neben dem Baron gab. Ihr Blick glitt immer wieder zum Fenster in den Innenhof.

„Obgleich Eure Familie mit mir im Zwist liegt, bin ich sehr froh, dass das auf unser Verhältnis nicht zutrifft“, hob der Baron an.

Die Erlenfallerin nickte bestätigend und nippte an ihrem Becher Wein um nichts sagen zu müssen.

„Die ganze Situation bereitet mir natürlich trotzdem Sorgen“, fuhr er fort, „Euer Oheim hat noch immer seinen Lehenseid nicht geleistet. Er hat auch niemanden anderen an seiner statt geschickt.“ Nun zuckte er sichtlich hilflos mit den Schultern. Wieder einmal stellte die junge Ritterin fest, dass Drego von Altjachtern dem Baronsreif nicht wirklich gewachsen schien und wären da nicht die Raukenfelserin und all die anderen Mitglieder seinen Hofes, wäre ihm der Baronsreif gewiss schon längst abhanden gekommen – vielleicht sogar mit seinem Kopf. „Und dann auch noch die Fehde mit den Pfortensteinern.“

„Die aber nichts mit Euch zu tun hat, Hochgeboren“, meinte Eylrun da, „Und auch nichts mit mir. Zumindest nicht direkt.“

Nun nickte Baron Drego nachdenklich.

„Ich war die meiste Zeit meines Lebens hier auf Burg Scharfenstein. Zuerst war ich bei Baron Raulfried Pagin, später seine Knappin, nach seinem Tod in der Fehde wurde ich zu Eurer Knappin und kurz darauf habe ich von Euch meinen Ritterschlag erhalten. Bei meiner Familie war ich in all den Götterläufen nicht sonderlich häufig. Ich weiß daher recht wenig von den Dingen, die da vor sich gehen. Ich kann euch also weder etwas zur Fehde sagen, noch zu den Gründen, warum noch immer der Lehenseid meines Oheims Euch gegenüber aussteht.“ Die letzte Aussage entsprach nicht ganz der Wahrheit. Zwar konnte sie nicht ganz sicher sein, doch sie hatte einen Verdacht. Ihre Familie beanspruchte seit jeher den Baronsreif Schwarztannens. Immer wieder hatten sie auch versucht ihn zu erlangen. Einer dieser Versuche hatte darin geendet, dass sie als Pagin nach Scharfenstein gebracht worden war – als Pfand. Damals hatte ihre Familie im Schatten der Erbstreitigkeiten der Familie Schwarztannen versucht sich den Baronsreif zu sichern. Geglückt war das nicht. Und um sicher zu stellen, dass ihre Familie dem neuen Baron und Intimfeind der ganzen Familie nicht in den Rücken fiel, hatte man sie 1029 BF nach Scharfenstein gebracht. Seit dem war nichts mehr geschehen oder viel mehr hatte niemand von einem erneuten Versuch den Baronsreif zu erlangen erfahren. Bis die Fehde gekommen war. Sie hatte vieles verändert und sehr wahrscheinlich sah ihr Oheim nun die Zeit gekommen erneut nach dem Baronsreif zu greifen. Und irgendwie konnte sie das auch verstehen. Baron Drego schien seiner neuen Aufgabe nicht wirklich gewachsen. Vermutlich war dies der Grund, warum der Lehenseid noch ausstand und warum das auch in absehbarer Zeit so bleiben würde.

„Aber deswegen habt Ihr mich doch nicht rufen lassen, nicht wahr?“

Baron Drego senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf und bestätigte „Nein.“ Plötzlich wirkte er merkwürdig blass.

„Warum denn dann?“

Er schluckte, hob seinen Blick und wollte gerade anheben etwas zu sagen, da verkündete Lindegard: „Sie kommt gerade. Wartet einen Moment, Hochgeboren. Es ist besser, wenn Perainidane mit ihr spricht.“

„Per... ?“, die Worte blieben Eylrun im Halse stecken, „Worüber soll Perainidane mit mir sprechen?“ Die Ritterin blickt vom Baron zu dessen Hofkaplanin. Diese wirkte plötzlich seltsam angespannt.

„Was ist geschehen?“, wollte die Erlenfallerin von der Geweihten wissen.

Lindegard schluckte: „Eure Familie war in eine Auseinandersetzung verwickelt.“

„Im Rahmen der Fehde mit den Pfortensteinern?“

Ein kurzes Nicken.

„Gibt es Gefangene? Lösegeldforderungen?“

Kopfschütteln.

„Tote?“, nun klang ihre Stimme nicht mehr wie ihre eigene.

Sowohl der Baron als auch seine Hofkaplanin schwiegen. Sie tauschten vielsagende Blicke aus.

„Wer?“, Eylruns Stimme klang noch fremder als zuvor.

„Es tut mir sehr leid“, rang sich schließlich die Hofkaplanin durch, „Es ist Euer Vater.“

Ungläubig blickte die Ritterin drein.

Tsafeierlichkeiten

Burg Scharfenstein, 6. Tsa 1044 BF

„War es nicht ein schönes Fest?“, säuselte Baron Drego seiner Gattin liebestrunken ins Ohr. Die beiden hatten sich in den frühen Morgenstunden zurückgezogen, nachdem die meisten anderen Feiernden bereits zu Bett gegangen waren und bei den verbliebenen war anzunehmen, dass sie das auch bald tun würden.

„Das war es“, stimmte ihm Ailsa ni Rían da nickend zu und versuchte sich ihren Gatten vom Leib zu halten. Unruhig schaute sie sich im Licht des anbrechenden Morgens um: „Wo bleiben den Lorine und Jast?“

„Ich habe sie zu Bett geschickt“, erwiderte der Altjachterner und ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen, „Dass mit dem Ausziehen bekommen wir auch ohne die beiden hin...“

Die Reichsritterin verdrehte die Augen und erklärte: „Es war ein langer Tag. Ich bin müde, Drego. Wirklich müde.“

„Ach, Orknäschen“, raunte er ihr da zu, „Jetzt hab dich doch nicht so.“

„Drego“, sie schob ihn demonstrativ von sich weg, „Ich bin wirklich müde. Ich will einfach nur schlafen.“

Einen Moment schien er von ihrer konsequenten Weigerung irritiert, dann jedoch hob er erneut an: „Die Geburt unserer Kinder liegt doch jetzt schon zwei Monde zurück...“

Sie wandte sich ab. Diese Diskussion hatten sie die letzte Zeit des öfteren geführt.

„Und du hast dich doch gut erholt, oder nicht?“

Nun seufzte die Reichsritterin schwer: „Ich bin wirklich müde, Drego. Entsetzlich müde. Lass mich jetzt also in Ruhe. Ich will schlafen.“

Drego konnte das einfach nicht verstehen: „Aber... aber Orknäschen! Was ist denn mit dir?“ Er hielt einen Moment inne. „Ich... ich vermisse dich doch so sehr. Vermisst du mich denn nicht auch?“

Der Rían lag die Wahrheit auf der Zunge, doch sie wagte nicht sie auszusprechen. Wie hätte sie auch dem Mann, der sie auf der tiefe seines Herzens liebte erklären sollen, dass sie einfach nichts für ihn empfinden konnte. Ja, er war der Vater ihrer Kinder. Doch mehr war er nicht.

„Ich bin auch ganz vorsichtig...“, versprach er.

Ailsa resignierte: „Ich schlafe heute wohl besser bei meiner Schwester.“

Hausarrest

Burg Scharfenstein, Mitte Phex 1044 BF

„Was ist denn nun schon wieder los?“, Eilein ni Rían blickte verwundert zu ihrem Oheim hinüber, der gerade mit der gesamten Schwarztannener Garde in den Innenhof Burg Scharfensteins getreten war. Die Ritterin wandte sich an Eylrun und forderte sie ihn ihrem gewohnheitsmäßigem harschen Tonfall auf: „Wirf mal ein Auge auf diesen Sack Flöhe.“ Die Erlenfallerin nickte und wandte sich den im Innenhof trainierenden Knappen zu.

„Was gibt es Oheim?“, wollte die Rían wissen während sie über den Hof auf den Hauptmann der Garde zuschritt. Der Angesprochene antwortet ihr jedoch nicht, blickte nicht einmal zu ihr hinüber, wortlos schritt er einfach an ihr vorbei. Eilein blieb verdutzt stehen und blickte ihm hinterher: „Was geht hier vor sich?“

Unbeirrt führte der Ritter jedoch seinen Weg fort und seine Frauen und Männer folgte ihm auf dem Fuße. „Frau von Erlenfall“, dröhnte schließlich die Stimme Llyr ui Ríans über den Hof hinweg. Die Knappen hielten inne. Eylrun wandte sich um und blickte den Hauptmann mit großen Augen an. Eilein lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. Irgendetwas ging hier vor sich. Etwas durch und durch... Unschönes.

„Ich muss Euch bitten, mit mir zu kommen“, kam der Rían gleich zum Punkt als er vor Eylrun stand und noch im selben Augenblick wurde die junge Ritterin von seinen Leuten umringt. Grimmig blickten sie sie an.

„Gibt es ein Problem?“, wollte nun die Erlenfallerin wissen und schluckte sichtlich schwer.

„In der Tat“, meinte der Ritter da trocken, „Passender hätte ich es nicht formulieren können.“

„Und wie kann ich Euch helfen?“

Eilein ni Rían überquerte schnellen Schrittes den Hof und trat zu jener Knappin, die inzwischen zwar ihren Ritterschlag von Baron Drego erhalten hatte, für die sie sich nach den Götterläufen der von ihr überwachten Übungen noch immer auf eine seltsame Art und Weise verantwortlich fühlte. Mit harscher Stimmer verlangte sie zu wissen: „Oheim, was geht hier vor sich?“

Erneut gab er seiner Nichte keine Antwort auf ihre Frage, stattdessen strafte er sie mit einem vielsagenden Blick. Die Knappen hielten alle regelrecht den Atem an und betrachtete mit einer Mischung aus Neugierde und Entsetzten die Szene, die sich da gerade vor ihnen abspielte.

„Frau von Erlenfall“, hob der Ritter erneut an, „Mit sofortiger Wirkung seid ihr fortan unter Hausarrest gestellt.“

„Wie bitte?“, entfuhr es Eilein ni Rían da verständnislos, noch bevor die Betroffene überhaupt etwas sagen konnte, „Was genau wirft man ihr denn vor?“

„Ihr könnt Euch nun entscheiden: Folgt Ihr dieser Anweisung freiwillig oder werden ich Euch dazu zwingen müssen?“

Eylrun suchte hilfesuchend den Blick der Rían und fand ihn doch nicht. Der Hauptmann unterdessen wertete das als Weigerung...

Und die Kinder?

Burg Scharfenstein, Ende Phex 1044 BF

„Nein, Drego“, wurde Ailsa ni Rían langsam zornig, „Das wirst du nicht tun!“

„Aber Orknäschen“, versuchte er seine Gattin zu besänftigen, „Sie ist doch nun mal die Großmutter unserer Kinder.“

Meine Eltern haben es auch hierher geschafft“, erwiderte sie schnippisch, „Und ihr Weg war wesentlich weiter!“

„Ja, aber es ist doch Fehde...“

„Und da willst du mit zwei Neugeborenen deine Mutter besuchen? Ist das wirklich dein ernst?“, die Rían hielt einen Moment inne und betrachtete ihren Gatten fragend. Noch immer konnte sie es einfach nicht fassen, wie sehr er unter der Fuchtel seiner Mutter stand und das noch immer! „Erinnerst du dich, was sie dir über mich geschrieben hat, also du sie zu unserem Traviabund eingeladen hast?“

„Ach“, versuchte er da abzuwinken, „Das hat sie doch gewiss gar nicht so gemeint.“

„Nicht so gemeint?“, ihre Stimme überschlug sich regelrecht, „Nicht so gemeint?“ Eilig mäßigte sie sich dann jedoch. Dregos Mutter war eine durch und durch nur auf sich bedachte Person, die doch tatsächlich zu glauben schien, sie können sich alles erlauben und von ihrem Sohn alles verlangen, ganz gleich wie sie sich benahm. „Sie hat mich als eine dahergelaufene, diebische Elster beschimpft. Sie hat mir unterstellte, ich wäre absichtlich schwanger geworden, um mir den Baronstitel zu sicher...“

„Nichts davon stimmt“, meinte er da lediglich und versucht noch immer beruhigend auf sie einzuwirken.

„Und warum sagst du ihr das nicht?“ Diese Frage hatte sich Ailsa schon des öfteren gestellte, denn gegenüber seiner Mutter brachte Drego einfach den Mund nicht auf. „Sag ihr doch mal, wie es wirklich war oder... oder weißt du etwa genauso gut wie ich, dass das nichts, aber auch gar nichts bringen wird? Diese Frau ist einfach nur durch und durch bösartig, kein Wunder will dein Vater nicht mehr als unbedingt nötig mit ihr zu tun haben.“

„Das... das... das...“, stotterte Drego da nur und wusste nicht so recht was er sagen sollte. Er wusste genaugenommen nie was er sagen sollte, wenn es um seine Mutter ging, wobei... eigentlich nahm er sie sogar immer noch in Schutz, ganz gleich was sie tat oder sagte.

„Das ist die Wahrheit. Und du weißt das genauso gut wie ich. Jeder weißt das, nur eingestehen willst du es dir nicht. Nein, du rennst weiter deiner Mutter hinterher und hoffst auch weiter das sie irgendwann anerkennen wird, was du in seinem Leben erreicht hast. Das jedoch, Drego, wird sie nie tun. In ihren Augen hat nur deine geweihte Schwester es zu etwas gebracht und genau das wird sich niemals ändern. Nie wird sie ein lobendes Wort über euch andere verlieren oder gar etwas wertschätzen, was ihr getan habt, ganz gleich für wen. Du könntest sogar das Leben der Kaiserin retten und sie würde ja doch nur von deiner geweihten Schwester sprechen.“

„So... so ist sie nicht. Du... du... du kennst sie überhaupt nicht.“

„Darauf lege ich auch keinen Wert. Absolut keinen Wert. Und noch weniger lege ich wert darauf, dass sie Umgang mit unseren Kindern pflegt. Entweder sie bewegt sich hier her oder aber sie bleibt dort wo sie ist und muss auf ihre Enkel verzichten.“

„Es sind auch meine Kinder, Orknäschen. Auch meine“, versuchte er zu protestieren.

„Ja, das sind sie. Aber wenn du es wagen solltest, sie unter den gerade herrschenden Bedienungen nach Altjachtern zu bringen, noch dazu zu einer Frau, die mich – ihre Mutter – für eine durchtriebene Person ohne jeden Anstandes hält, dann werde ich ebenso verfahren. Dann werde ich sie nach Praiosborn bringen und dann wirst du es sein, der seine eigenen Kinder lediglich gelegentlich sehen wird, weil ich es dir lediglich gelegentlich gestatten werden sie dort zu sehen...“

Hinterhalt

Unweit Burg Rallingsteins Ende Phex 1044

Lorine“, mit ernster Stimme wandte sich die Reichsritterin an ihre Pagin, „Etwas geht hier vor sich. Siehst du die Reiter dort vorne?“

Das Mädchen blickte in Richtung Burg Rallingstein, von der aus sich vor wenigen Augenblicken ein dutzend Berittene unter dem Banner der Familie Erlenfall aufgemacht hatten und nickte ernst.

„Dann siehst du gewiss auch, dass sie direkt auf uns zu reiten.“

Wieder nickte das Mädchen.

„Meint Ihr das ist ein... ein...“, die Pagin dämpfte ihre Stimme und blickte besorgt ihre Pagenmutter an, „... ein Hinterhalt?“ Entsetzten lag in ihrem Blick.

Ailsa zuckte nur mit den Schultern und murmelte: „Schon möglich. Gut möglich. In diesen Zeiten scheint alles möglich.“

Einen Moment verharrten sie alle, blickten angespannte in Richtung der Reiter, dann wandte sich die Ritterin an den Knaben: „Stordan dir obliegt es im Fall des Falles sofort kehrt zu machen, reite nach Scharfenstein zurück, dort wirst du Bericht erst...“ Da waren die Reiter bereits in Rufreichweite. „Lorine, du reitest neben mir. Stordan du bleibst hinter uns zurück.“ Damit ritten Ritterin und Pagin ihren gegenüber ein Stück weit entgegen.

Frau von Erlenfall“, hob Ailsa mit fester Stimme an und nickte ihrer gegenüber zur Begrüßung zu, als man sich gegenüberstand, „Was treibt Euch mit so vielen Reitern aus Eurer Burg?“

„Werte Frau Rían“, erklang da die Stimme Jesmina von Erlenfalls, „Die Sicherheit Erlenfalls selbstredend. Die Zeiten sind gefährlich.“

„Oh, wie recht Ihr habt“, stimmte die Ritterin ihr da übertrieben nickend zu.

„Allerlei Gesindel versucht die Großen Fehde zu nutzen um Unheil über uns alle zu bringen.“

Wieder nickte Ailsa.

„Und nicht zuletzt, bin ich auch um Eure Sicherheit besorgt, schließlich reitet ihr lediglich mit zwei...“, sie warf einen abschätzenden Blick auf die beiden Kinder, „... Pagen was wenn Ihr in einen Hinterhalt gerietet?“

Dass das kein gutes Ende nehmen würde, das war Ailsa schon klar gewesen, als sie die Reiter erspäht hatte. Natürlich wusste sie bestens, dass noch immer der Lehenseid der Erlenfaller gegenüber ihrem Gatten ausstand. „Nun“, meinte sie da, „Es ist äußerst zuvorkommend, dass Ihr Euch sorgt, doch bin ich ja schon in Schwarztannen, der Baronie meines Gattens, die Waldsteiner sind erst einmal keine Gefahr mehr, die Kaisermärker waren noch nie hier und da ich bin ohnehin schon fast in Scharfenstein...“

Über das Gesicht Jesminas legte sich ein vielsagendes Lächeln: „Dennoch muss ich darauf bestehen, Euch zu begleiten. Zu Eurer eigenen Sicherheit.“

„Verstehe“, macht Ailsa da lediglich nickend.

„Und da Ihr gewiss recht erschöpft von der langen Reise seid, lade ich Euch ein auf Rallingen mein Gast zu sein.“

„Habt Dank für Eure großzügige Einladung, doch werde ich sie nicht annehmen können, man erwartet mich in meinem Reichsrittergut. Zudem vermisst mein Gatte mich bereits jetzt schon schmerzlich, jeder Tag den ich zusätzlich fort bleibe, wird seine Sehnsucht nur noch schmerzlicher...“

Da lachte die Erlenfallerin und entgegnete mit einem zufriedenstellenden Lächeln auf den Lippen: „Das war keineswegs eine Bitte!“

„Bedauerlich“, meinte die Reichsritterin da nur, „Das wird meinem Gatten ganz und gar nicht gefallen.“

„Mir gefällt auch nicht, dass ihr Eylrun festgesetzt hat. Mir gefällt noch weniger, dass ihr und Euer Gaukler-Gatte noch immer hier seid.“

Ailsa zuckte etwas hilflos mit den Schultern: „Ich bin sicher, ihr werdet Euch daran gewöhnen. Gebt Euch einfach noch ein bisschen Zeit.“

Sie lachte.

„Was wollt Ihr von mir, Frau von Erlenfall?“, richtete sie das Wort nun direkt an ihre Gegenüber, „Worum geht es eigentlich? Was werft Ihr mir vor?“

„Euch?“, spottete sie, „Ihr und Eure Familie seid nichts weiter als diebische Elstern, mehr nicht. Ihr habt Euch hier eingenistet. Ihr und Euer... Dackel-Drego, dabei weiß doch jeder, dass diese Baronie uns gehört: Der Familie Erlenfall. Und nur mein Vater der einzige rechtmäßige Baron sein kann.“

Ailsa lachte kehlig. Ihr Mund war trocken. Ein Entrinnen aus den Fängen der Erlenfaller gab es für sie und ihre Pagin nicht, wenn Phex mit dem Knaben war, dann würde Drego es zumindest nicht von den Erlenfaller erfahren. „Nun, das sah Graf Drego wohl anders“, die Reichsritterin zuckte mit den Schulter und fügte in äußerst spöttischem Tonfall hinzu: „Aber was soll ich auch von jemandem erwarten, der eine Krähe nicht von einer Elster unterscheiden kann...“

Die letzten Worte hätte sich Ailsa jedoch besser verkniffen, denn die bezahlte sie mit ihrem Blut.

Ansprache

Burg Rallingsteins, Anfang Peraine 1044 BF

„Das geht so nicht“, spie Perainidane von Erlenfall mit zorniger Stimme hervor, „Das könnt ihr so nicht machen! Ihr könnt die Baronin nicht einfach in den Kerker werfen und sie da verrotten lassen!“

„Wir haben sie ihrem Verhalten gemäß untergebracht“, erwiderte Jesmina von Erlenfall da schnippisch, „Und ihrem Verhalten gemäß wird sie verpflegt.“

„Ihrem Verhalten gemäß?“, nun lachte die Geweihte kehlig, „Sie ist Baronin! Ihr müsst sie ihrem Stand gemäß unterbringen und ihr Stand gebietet euch...“

„Was glaubst du“, mischte sich nun Wilmunde von Edfelden ein, „wie sie auf Scharfenstein meine Tochter behandeln? Glaubst du etwa, sie schläft im weichsten Bett und bekommt das beste Essen? Glaubst du das? Glaubst du das wirklich? Sie ist meine Tochter. Sie ist eine von uns!“

„Ich weiß“, erwiderte die Geweihte, „dass es ihr gut geht. Ich weiß...“

„Woher?“, fiel ihr die Edle von Rallingen ins Wort, „Von deiner tollen Freundin bei Hofe? Von diesem Findelkind? Woher weißt du denn, dass sie dich nicht anlügt? Hast du Beweise?“

„Sie hat keinen Grund mich anzulügen“, erwiderte die Angesprochene kühl, „Absolut keinen. Wir sind Schwestern.“

„Aber du bist eine von uns.“

„Ich bin vor allem eine Dienerin der Herrin Peraine!“, Perainidane holte Atem, „Und danach, erst danach bin ich eine von euch, eine Erlenfall.“

„Wie ich es mir dachte“, meinte Wilmunde und fühlte sich bestätigt, „Also keine Beweise.“

„Ich war nicht dort, doch Lindegard hat es mir versichert.“

Nun lachte die Mutter, deren Tochter auf Scharfenstein festgehalten wurde: „Ach.“

„Sie darf lediglich ihre Kammer nicht verlassen, darüber hinaus hat sie alles, was sie braucht. Sie erhält genauso zu essen, wie zuvor. Der Baron hat ihr sogar ihr Schwert, das Zeichen ihres Standes, gelassen. Im Übrigen sitzt sie dort nicht etwa, weil man Euch, werte Base“, sie schenkte ihr einen vielsagenden Blick, „Manipulation der Abgaben vorwirft und das in nicht gerade unbeträchtlicher Höhe...“

„Dafür gibt es keinerlei Beweise“, winkte die Edfelderin regelrecht gelangweilt ab.

„Sie sitzt dort allein aus dem Grund heraus, dass mein werter Vater...“ Nun suchte sie den Blick ihrer Mutter, was ihr jedoch nicht gelang, weil diese aus dem Fenster blickte als ginge sie das alles hier nichts an. „... noch immer nicht den Lehenseid gegenüber dem Baron geleistet hat. Und weiter sitzt sie dort nicht etwa fest, weil man ihr Verschwörung vorwirft, sondern weil man verhindern will, dass ihr euch einer solchen schuldig macht. Wenn ihr so wollte, ist sie das einzige, was der Baron in der Hinterhand hat um euch vor der nächsten Dummheit abzuhalten.“

„Der Armleuchter-Altjachterner wird tun, was wir wollen, wir haben seine Gattin“, meldete sich da Jesmina zu Wort, „Will er sie zurück, wird er unsere Forderungen erfüllen müssen. Und da dieser Tor sie liebt, wird er sie zurückhaben wollen.“

Forderungen

Burg Scharfenstein, Anfang Peraine 1044 BF

Drego von Altjachtern wirkte blass: „Und wie...“ Seine Stimme brach. „... wie lautet ihre Forderung?“

„Forderung?“, Yolande von Raukenfels lachte kehlig, „Ihr unterschätzt den Größenwahn Eurer Gegenüber. Es sind Forderungen. Mehrere! Drei an der Zahl.“

Der Baron atmete schwer. Ihn überforderte das alles zunehmend. Baron zu sein, dass hatte er sich leichter vorgestellt. „Und... und was wollen sie?“

„Zum einen die sofortige Freilassung von Eylrun von Erlenfall“, erwiderte die Vögtin.

„Das war zu erwarten“, meinte Drego da trocken, „Was noch?“

„Lösegeld und das in einer nicht... hm... unbeträchtlichen Höhe“, fuhr Yolande fort.

„Können wir das auftreiben?“

„Nun“, die Raukenfelserin schluckte, „Aus den Mitteln der Baronie könnt Ihr es nicht aufbringen. Ihr müsstet Schulden machen. Doch wer wäre bereit Euch in der derzeitigen Situation Geld zu leihen?“ Sie seufzte schwer. „Die Situation des Reichsforstes ist nicht gerade vielversprechend, es wird euch wohl kaum jemand einen solch erheblichen Betrag leihen ohne eine Sicherheit Eurerseits.“

„Ich habe eine Baronie“, meinte er da schulterzuckend, „und wenn diese nicht gerade von den Waldsteinern geplündert wird oder gar den Kaisermärkern in die Hände fällt wirft sie durchaus das ein oder andere ab.“

„Ja“, stimmte sie ihm in diesem Punkt zu, „Aber ihr kennt den dritten Punkt noch nicht: Niederlegung von und Verzicht auf sämtliche erbliche Titel und Ämter eurerseits.“

Irritiert blickte er seine Vögtin an: „Aber dann... dann... dann wäre alles umsonst gewesen! Diese ganze... ganze zum Himmel stinkende Fehde! Alles... Alles!“

„Und keiner, Hochgeboren, absolut keiner wird Euch dann mehr diese Summe leihen, denn zurückzahlen könntet Ihr sie nie.“

Drego von Altjachtern wandte seinen Blick ab. Plötzlich machte sich eine nie gekannte Erschöpfung in ihm breit. „Und was... was soll ich jetzt tun?“ Er zuckte entsetzlich hilflos mit den Schultern. „Nie werde ich alle diese Forderung erfüllen können und wenn ich Eylrun gehen lasse, dann...“

„... dann verliert Ihr auch noch die letzte Sicherheit. Sie ist das einzige, das Ihr gegen ihre Familie einsetzten könnt. Mehr bleibt Euch derzeit nicht. Es sei denn...“

Da lachte der Baron irre: „Nein, vom Grafen habe ich noch nichts gehört. Er hat mir jedoch versichert, dass er sich der Sache zu gegebener Zeit annehmen will.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber was heißt das schon?“ Ausdruckslos schaute er drein. „Sie haben das Liebste, das es auf ganz Dere für mich gibt.“ Wahrlich er liebte Orknäschen sehr und es schmerzte ihn zutiefst, dass er so hilflos und zugleich machtlos war. „Was... wenn sie ihr etwas antun?“

„Das werden sie nicht“, Yolande schüttelte energisch ihren Kopf, „Sie ist ihre Sicherheit gegen Euch, das werden sie nicht auf‘s Spiel setzten. Und lebendig ist sie weitaus mehr wert.“

Schutt und Asche

Burg Rallingsteins, Anfang Peraine 1044 BF

„Was glaubt Ihr wird der Baron tun, wenn seiner Liebsten ein Leid widerfährt?“, warf Perainidane schließlich die Frage aller Fragen auf, „Dort unten könnt Ihr sie nicht lassen! Sie braucht eine vernünftige Kammer. Ein vernünftiges Bett, ein warmes Feuer und gutes Essen. Was denkt Ihr wird geschehen, wenn sie stirbt? Glaubt Ihr etwa, der Altjachterner wird euch dann einfach so davonkommen lassen?“

„Was will er denn tun?“, meinte Jesmina von Erlenfall da nur und zuckte irritiert mit den Schultern, „Mit welcher Armee will er Rallingstein belagern? Und wie will er seine Truppen versorgen?“

Nun lachte Perainidane: „Ihr denkt wohl, nur weil ich nahezu mein ganzes Leben im Dienste der Herrin Peraine verbracht habe, hätte ich keine Ahnung von den Dingen, die da draußen sonst noch vor sich gehen. Von den Dingen, die nichts mit meiner Herrin zu tun haben. Aber ich weiß... ich sehe doch, was ihr hier bereit seid für Eylrun zu tun, was glaubt ihr also wir der Drego von Altjachtern für die Frau tun, die er von Herzen liebt?“

„Mit welchen Männern und Frauen will er denn gegen uns ziehen?“, wollte Wilmunde von Edfelden wissen und winkte regelrecht gelangweilt, „Die Waldsteiner haben Schwarztannen gehörig zugesetzt – allen bis auf Erlenfall.“

„Das im Übrigen die Baronin für ihren Mann verteidigt hat“, fühlte sich die Geweihte genötigt klarzustellen, „Nur deswegen steht ihr so gut da.“

Erneut winkte die Edle gelangweilt ab. Dieses Mal wirkte sie noch gelangweilter. „Wer sagt das? Du etwa? Von so etwas hast du doch keine Ahnung!“

„Im Gegensatz zu euch, war ich da. An ihrer Seite. Ich habe die Waldsteiner gesehen.“

Nun verdrehte die Edfelderin ihre Augen: „Na und? Wir hätten uns schon zu verteidigen gewusst. Was weißt du denn schon? Und abgesehen davon, soll er doch kommen und Rallingstein belagern, wenn er sich dazu genötigt fühlt. Ich bezweifle allerdings dass er sich das leisten kann. Ohne die Abgaben aus Erlenfall wird er es vielleicht gerade so über den Winter schaffen, ohne dass seine Leute verhungern, aber eine Belagerung?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dafür braucht man Männer und Frauen. Proviant. Und nicht zuletzt Schneid. Nichts davon hat jedoch so ein Dackel mit Namen Drego.“

„Ich glaube, dass ihr die Situation unterschätzt“, Perainidane schüttelte energisch ihren Kopf, „Er wäre nicht der Erste den die bloße Verzweiflung zu Dingen treibt, die man ihm niemals zugetraut hätte. Und alles andere das kann er sich besorgen. Vielleicht mag der Graf ihm da nicht helfen, aber wer sagt euch, dass er nicht mit den Waldsteinern oder den Kaisermärkern ins Bett steigt? Genug Truppen haben diese sicherlich und wenn er ihnen das richtige Angebot macht, eines das sie nicht ablehnen können, dann werden sie zuschlagen und Rallingstein wird in Schutt und Asche gelegt werden und unsere Familie wird bluten.“ Sie holte Atem. „Ihr werdet bluten. Mir werden sie nichts tun, so viel ist gewiss. Bei euch bin ich mir da nicht so sicher...“

Einen Moment war es still.

„Ich denke, dass es nun Zeit ist, dass du gehst“, entschied Wilmunde und Jesmina nickte energisch, „Wir haben nun zur genüge deinen langweilige Ausführungen gelauscht und da wir keine Ratschläge von einer Geweihten brauchen, die sich mehr ihrer Kirche verpflichtet fühlt, als ihrer Familie...“

„Mutter“, wandte sie die verzweifelte Tochter nun an Khorena von Erlenfall, „Jetzt sprecht endlich mal ein Machtwort!“

Lange blickte die Angesprochene drein, ehe sie mit zarter Stimme anhob: „Meine Tochter, Perainidane, hat recht. Lebend ist die Krähe wesentlich mehr wert als tot.“

Tod Jesmina von Erlenfalls am 17. PER 1044

Tod Emmeran von Erlenfalls am 15. ING 1044

Und doch kein Ende

Burg Scharfenstein, Ingerimm 1044 BF

(...)

Weiß wie Schnee

Schicksal bleibt Schicksal

Hexenwald

[...]

Vom Richtigen und Falschen

Wahrheit

Baronie Schwarztannen, Ende Hesinde 1044 BF

Gegen Mittag waren die beiden Reiter aufgebrochen, da hatte es bereits leicht geschneit. Seit dem hatte der Schneefall stetig zugenommen. Inzwischen waren sie mit einer dünnen, weißen Schicht bedeckt. Bisher war kein Wort gesprochen worden. Mit sorgenvoller Miene blickten beide dem Fallen des Schnees zu, lediglich der große, weiße Hund tollte aufgeregt in der weißen Pracht herum, versucht mit seinem großen Maul ein ums andere Mal eine der weißen Flocken zu fangen und freute sich seines Lebens.

„Wo...“, hob das Mädchen mit zaghafter Stimme schließlich an, „... reiten wir hin?“

„Nach Luringen“, erwiderte der andere Reiter nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Zum Grafen?“, ihre Stimme war seltsam brüchig.

„Zum Grafen“, bestätigte er, „Dort wirst du deine Ausbildung fortsetzen, Nella.“

Das Mädchen wusste daraufhin nichts zu sagen. Ihr war klar gewesen, dass er etwas vorgehabt hatte, aber sie hatte nicht gewusst, was es gewesen war. Nun wusste sie es und war nicht sicher, ob er sie doch besser noch ein Weilchen im Ungewissen hätten lassen können. Nur ein kleines Weilchen.

„Du wirst an einer der besten Ritterschulen ausgebildet werden“, versuchte er sie aufzuheitern, „Einer der besten!“ Er schenkte ihr einen aufmunternden Blick. „Obgleich... ja, obgleich ihr Ruf in der letzten Zeit bedauerlicherweise gelitten hat. Nichtsdestotrotz ist es eine Ehre dort sein zu dürfen, Nella, ein große Ehre.“

Noch immer schwieg sie. Starr blickte sie voran.

„Es ist nicht seine Schuld“, erklärte der Baron weiter und versuchte wieder einmal seinen Freund in Schutz zu nehmen. Das tat er oft. Genaugenommen tat er es immer. „Es ist nicht der Graf. Nein, er ist es sicher nicht. Gut, er ist nicht vollkommen. Aber wer ist das schon?“ Er hielt einen Moment inne. „Es sind jene, die ihn umgeben. Zumindest denke ich das. Ich nehme es an. Ich weiß es nicht, ich... ich war ja nicht lange an seinem Hof.“ Nun blickte er wieder zu Nella hinüber. „Der Graf ist ein netter Kerl. Er versucht nur alles richtig zu machen, so wie wir alle. Wie ein jeder von uns.“

Nun nickte sie zustimmend.

„Ich habe auch versucht alles richtig zu machen“, führte er weiter aus, „Ich dachte, ich müsste Orknäschen ein gutes Leben bieten, aber... was heißt das schon? Manchmal da frage ich mich, ob uns nicht ihr Rittergut auch gereicht hätte. Diese Fehde hier... sie... sie ist mir zuwider. Sie ist mir... zu viel. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, Nella. Alle sagten, dass es gut war, wie ich mit mit den Waldsteinern geeinigt habe.“ Er sprach von Duell mit Hermine von Alka. „Aber die Wahrheit ist doch, dass auch sie nicht hätte sterben müssen. Nein, sie hätte nicht sterben müssen. Und dennoch... dennoch hat es uns vielleicht weitere Tote erspart?“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Wie kann man sich sicher sein, dass man das Richtig tut?“

Es dauerte geraume Zeit, bis sie ihm antwortete: „Man kann immer nur Tun, was man denkt, was in einem Moment richtig ist. Im nächsten kann es schon verkehrt sein. Das ist alles. Mehr kann man nicht tun. Auch Ihr nicht.“

„Ich schätze ihn wirklich sehr“, schloss er, „Den Grafen.“

„Ihr habt Euren Sohn nach ihm benannt“, wusste sie, „Und Eure Tochter nach seiner Schwester, Hochgeboren. Das... das zeugt doch von einer engen Bindung.“

„Ja“, die Stimme des Barons klang plötzlich seltsam leer, „Und dennoch bin ich enttäuscht und verzweifelt und wütend zugleich. Egal wie oft ich um Hilfe bat, es kam keine. Ganz gleich wie ich gebettelt und gefleht habe, es kam keine. Es kam noch nicht mal eine Antwort!“ Nun schluckte er schwer. „Zum Traviabund mit Orknäschen ist er auch nicht gekommen...“ Resignation lag in seiner Stimme. „Zu den Tsafeierlichkeiten meiner Kinder wird er auch nicht erscheinen.“ Er seufzte schwer: „Die Wahrheit ist doch, dass ihn das alles nicht kümmert. Nichts davon.“

Zeit

Baronie Schwarztannen, Ende Hesinde 1044 BF

„Weiß sie...“, nahm Nella das Gespräch wieder auf, nachdem sie einige Zeit lang schweigend nebeneinander hergeritten waren, „... weiß sie es eigentlich? Die Reichsritterin? Weiß sie, dass ich nach Luringen soll?“

„Sie weiß es“, erwiderte er nickend, „Und ihr ist auch klar, dass du dort die best möglichste Ausbildung erhalten wirst. Eine, die weder Orknäschen noch ich dir im Moment bieten können. Ich weiß ja noch nicht einmal wie es weiter geht mit Schwarztannen. Ich weiß noch nicht mal, ob ich Orknäschen mit den Zwillingen in den Kosch schicken werden muss...“ Er seufzte resigniert. „Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann werde ich es tun. Schweren Herzens. Dort sind sie sicher. Ja, dort sind sie sicher. Aber hier?“

Zweifelnd blickte er nach vorne. „Die Waldsteiner werden wieder kommen, so viel steht fest. Alles was ich durch das Duell mit Hermine von Alka bitte erkauft habe ist Zeit. Zeit, mit der ich nun nichts anzufangen weiß, weil ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, weil ich nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist.“

Nella holte Atem: „Ihr müsste mit denen sprechen. Sowohl mit dem Grafen als auch mit den Waldsteinern, vielleicht... vielleicht könnte Ihr Euch ja mit ihnen einigen?“

„Mit wem genau? Mit dem Grafen oder mit den Waldsteinern?“

Nun zuckte sie mit den Schultern: „Frieden ist Frieden, oder nicht?“

„So einfach ist das nicht“, erwiderte er ihr da nur, „Ich bin dem Grafen verpflichtet.“

„Und er Euch“, brachte sie es auf den Punkt, „Wenn er Euch also nicht beisteht, warum solltet Ihr ihm beistehen?“ Sie schauten ihn fragend an. Er wich ihrem Blick jedoch aus. „Wenn man an der Brache lebt, dann lernt man schnell, dass man sich mit jenen zusammentun muss, die ähnliche Ziele verfolgen oder aber mit jenen, die einem Helfen sonst ist man tot. So einfach ist das. Wenn er Euch also nicht hilft, dann müsst Ihr jemand anderen finden, der es tut. Außerdem wie könnte er Euch für Gespräche mit den Waldsteinern abstrafen? Er hilft Euch doch ohnehin nicht und weil er Euch weder hilft noch antwortet, zwingt er Euch doch dazu Euch nach anderen Möglichkeiten umzusehen.“

„Hm“, machte er da, „So einfach ist es dennoch nicht, obgleich du irgendwie recht hast...“

Ihre Lippen umspielte ein vielsagendes Lächeln: „Ihr werdet eine Lösung finden, da bin ich mir sicher. Zum Wohle Eurer Untertanten, Eurer Frau und Eurer Kinder.“

Drego von Altjachtern nickte schwerfällig: „So wird es sein.“

„Ihr könnt ihn ja noch einmal um Unterstützung bitten“, bot sie ihm einen möglichen Ausweg aus diesem ganzen unangenehmen Thema an, „Wenn Ihr ohnehin schon auf Burg Luringen seid.“

„Das habe ich vor. Sofern er mich empfängt.“

„Warum sollte er nicht?“, sie zuckte mit den Schultern, „Und dann könnt Ihr ihm ja auch von Eurem Sohn Drego und Eurer Tochter Lechmin erzählen.“

Er nickte zustimmend. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, wie so oft, wenn er an seine Kinder dachte.

Gebrochen

Gräflich Luring, Ende Hesinde 1044 BF

Inzwischen hatten sie Schwarztannen hinter sich gelassen.

„Sie werden mich schikanieren“, vermutete die Rían sichtlich bedrückt nach geraumer Zeit, „Für die richtigen Adeligen bin ich eben immer noch nur eine...“ Sie schluckte schwer. „... Bürgerliche.“

„Vermutlich hast du recht“, der Baron nickte ernst, „Dabei hat es einst mit all unseren Familien so begonnen: Eines Tages wurde jemand in den Adelsstand berufen. Doch viele scheinen ihre Wurzeln vergessen zu haben...“

Hilflos blickte er voran.

„Und was... was soll ich dann tun?“

„Du bist jetzt eine Rían, Nella, und folglich wirst du tun, was eine Rían eben in so einer Situation tut: Tagsüber hältst du den Kopf hoch erhoben, wie alle die anderen auch und lässt dir nichts anmerken und nachts, ja nachts da heulst du einfach in dein Kissen.“ Einen Moment verstummte er, eher er gestand: „Orknäschen macht das auch immer so.“ Nun zuckte er mit den Schultern. „Sie denkt allerdings, dass ich es nicht weiß. Du darfst es ihr also nicht sagen.“

„Werde ich nicht“, versicherte das Mädchen, „Ich werde sie ja ohnehin nicht mehr so oft sehen...“

„Ja“, meinte er da nur, „Ich kann nicht sagen, wie oft wir uns sehen werden. Ich weiß nicht, wie oft Orknäschen oder ich nach Luringen kommen werden. Es kann sein, dass dies das letzte Mal ist, dass wir uns sehen...“

Das Mädchen nickte betrübt.

„Es ist auch so, dass ich dich nicht nur wegen deiner Ausbildung nach Luringen bringe“, gestand er schließlich ein, „Dass etwas an Graf Dregos Hof vor sich geht, das weiß ich, ich weiß allerdings nicht was und ich brauche dort jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Jemanden, wie dich, Nella. Jemanden der weiß, was richtig und falsch ist.“

Ihr entfuhr ein kehliges Lachen: „Warum sollte ich das besser wissen als Ihr?“

„Du hast ein Gespür dafür“, erwiderte er und zuckte etwas hilflos mit den Schulter, „Du kommst von der Brache. Wenn du nicht weißt was richtig und falsch ist, wer denn dann?“

„Und... und was soll ich genau tun? Am Hof des Grafen?“

„Augen und Ohren offen halten“, erwiderte er ihr schulterzuckend, „Aufmerksam beobachten. Und dich in nichts hineinziehen lassen.“ Er holte Atem. „Und wenn du in Gefahr gerätst, dann muss du dir selber helfen, Nella. Du bist dort auf dich allein gestellt. Ich werde dir nicht helfen können, du wirst dir selbst helfen müssen...“

Auf Luringen gelang es Baron Drego in der Tat kurz mit seinem Freund dem Grafen zu sprechen. Der lobt ihn zwar für sein ritterliches Vorgehen in der Fehde gegen die Waldsteiner, ein ehrbares Duelle vor der Herrin Rondra sei schließlich an Ritterlichkeit und Ehrbarkeit kaum zu überbieten, aber eine Zusage um Unterstützung um zukünftige Angriffe der Waldsteinern zu verhindern gab es nicht. Er freute sich auch sichtlich und aufrichtig über klein Drego und klein Lechmin, die beiden Zwillinge des Barons, doch konnte (oder wollte?) er angesichts der Umstände nicht zusichern, zur Tsafeierlichkeit der Kinder erscheinen zu können.

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Nella sah, dass Baron Drego gebrochener ging, wie er gekommen war. Wieder war er auf sich allein gestellt. Immerhin, so dachte das Mädchen, hatte sie Baduar. Damit erging es ihr besser als Baron Drego...

Der Raller treu

Verschwunden

Markt Rallingen, im Travia 1044 BF

Zeit zu sterben

Prolog

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

Es war ein winziger Augenblick, ein Moment nicht länger als ein Atemzug, ein Wimpernschlag oder gar ein Herzschlag nur der Unachtsamkeit, des Zögerns, des Nachdenkens, des Verweilens, des Müßigganges oder auch nur der Neugierde der das Leben vom Tod trennte. Und so wie es so manchem Menschen auf Dere erging, erging es auch dem Hasen, der unerwartet meinen Weg kreuzte oder kreuzte ich den seinen? Er zögerte zu lange. Schaute mich zu lange an. Dachte zu lange nach. Verweilte zu lange. Da packte ihn der vom Himmel herabstürzende Habicht mit seinen kräftigen, gelben Krallen und hielt ihn fest. Das Tier kämpfte und schrie verzweifelt um sein Leben, doch der Habicht hielt es fest. Es sprang und tobte, doch unerbittlich hielt der Habicht es fest.

Und einen winzigen Augenblick später tauchte ein Hund auf. Ein brauner, alter, etwas zotteliger Hund. Auch er verharrte. Zögerte. Schaute mich an. Interessiert. Neugierig. Er dachte nach. Er dachte angestrengt nach. Schnupperte. Ob er mich kannte? Und einen winzigen Augenblick später tauchte eine Frau auf, eilte an die Seite des Habichts, kniete sich nieder, packte den Hasen und machte ihm den Garaus, wobei sie die Bauchdecke des Tieres mit seinem Eberfänger öffnete um dem Habicht seinen Anteil zu geben. Gierig fiel der Vogel über die Eingeweide der Beute her.

So war er, mein Herr, Gebieter über Schlaf und Tod. Unablässig und unerbittlich schickte er seine Diener aus. Und nun hatte er mich hierher geschickt: Nach Hause...

Wiedersehen

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

Blut tropfte von der schimmernden Klinge des Eberfängers. Die Frau richtete sich auf und erst da fiel ihr Blick auf mich. Einen Moment verharrte auch sie, zögerte, dachte nach. Ob sie sich wohl fragte, warum ihr Hund nicht gebellt hatte?

„Dela?“, Tessia von Haselbusch musterte mich, „Nein! Marbo... Marbodane?“

Langsam nickte ich. Gemächlich trottete der Hund auf mich zu.

„Ich... ich hätte dich fast nicht erkannt“, erklärte sie etwas verwundert, „Du... du hast dich verändert und doch...“ Sie legte ihren Kopf etwas zur Seite und musterte ihre Gegenüber. „... bist du irgendwie dieselbe geblieben.“ Etwas verwundert zuckte sie mit den Schultern. „Lediglich älter bist du geworden. Ja...“ Ein verschmitztes Lächeln legte sich über ihre Wangen. „... älter.“

Ich erwiderte ihr Lächeln: „Älter bin ich geworden, Tessia.“ Der Hund – besser gesagt eine Hündin – war nun ganz nahe bei mir. Interessiert roch sie an mir, leckte mir über den Handrücken, ehe sie sich vor mir ins Gras warf, mir ihren nackten Bauch entgegen reckte um von mir gestreichelt zu werden. „Aber Irmi...“, ich ging in die Knie und kraulte das Tier ausgiebig, „Irmi hat mich erkannt.“

„Ja...“, die Jägerin säuberte eilig ihren Eberfänger und steckte ihn zurück in die Scheide, „Es verwundert mich. Sie ist alt geworden, Marbodane. Ich meine, wie lange ist es her, dass du nicht mehr hier warst?“ Unwissend zuckte sie mit den Schultern. „Ich hatte nicht erwartet, dass sie dich nach all den Götterläufen noch erkennt. Sie erkennt ja geradeso noch Dankwart und mich, aber dich?“ Fragend blickte sie ihre Gegenüber an.

„Tiere haben ein Gespür für den Tod“, wusste ich, „Das sagt man auch uns nach oder viel mehr unserem Herrn...“

„Dann bist du gekommen, weil... ?“, die Frau schluckte schwer, „... jemand von uns sterben wird?“

Ich nickte.

Erinnerung

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

Tessia schluckte schwer und versuchte sich an einem Lächeln während sie mir kehlig erklärte: „Sterben müssen wir alle eines Tages, nicht wahr?“

„So ist es“, erwiderte ich und sah in ihren Augen die Angst, die Angst jemanden den sie von Herzen liebte zu verlieren. Ich kannte diese Angst nur zu gut, zwar nicht von mir selbst, aber von jenen Menschen, denen ich begegnete. Mein Herr war bei den meisten gefürchtet, so nahm er ihnen doch das Liebste. Und obgleich er doch auch der Herr über den Schlaf und auch über die Träume war, so dachte kaum jemand an diese Aspekte wenn er meiner ansichtig wurde...

„Nun gut“, schloss die Junkersgemahlin sichtlich ernst, „Dann wollen wir mal auf die Haselburg gehen. Ich würde gerne sagen, dass Dankwart sich freuen wird, dich zu sehen, Marbodane, aber ich fürchte, dass das nicht der Wahrheit entspricht...“

Verständnisvoll nickte ich: „Ich weiß, Tessia, ich weiß. Er grollt mir noch immer...“

„Tief in seinem Herzen weiß er wohl, dass du keine Schuld trägst“, nun klang ihre Stimme bitter, „Aber...“ Regelrecht hilflos zuckte sie nun mit den Schultern. „Schon bevor wir dich und deine Schwester nach dem Tod eures Vaters auf der Haselburg aufgenommen haben, haben wir Kinder verloren. Das letzte kurz bevor du dein Noviziat begonnen hast...“ Damals hatte es meinem Oheim gereicht. Er hatte meine Anwesenheit einfach nicht mehr ertragen. So hatte er mich fortgeschickt. Ein Noviziat in der Boron-Kirche war ihm passend erschienen, schließlich hatte ich stets gewusst, wann jemand stirbt, eine seltsame Gabe, die nicht nur ihn verängstigt hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte man mir meinen heutigen Namen gegeben: Marbodane. „... danach hat uns Tsa diese zweifelhafte Gnade nicht mehr zuteil werden lassen.“

„Bist du traurig darüber?“

„Ich weißt nicht recht“, meinte sie da unsicher, „Irgendwie schon und irgendwie auch nicht. Ich... ich weiß es einfach nicht. Ich meine...“ Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Dankwart und ich haben immerhin Lechdan und das ist mehr als manche andere haben. Ich will auch nicht undankbar sein, aber... aber manchmal frage ich mich schon, warum ausgerechnet uns das passieren musste...“ Etwas fragend blickte sie die Geweihte an.

„Darauf kann ich dir keine zufriedenstellende Antwort geben“, erwiderte ich leise seufzend, „Aber vielleicht ist euch das passiert, weil ihr das ertragen konntet, jemand anders wäre vermutlich daran zerbrochen...“

Tessia schwieg sich dazu aus, aber an ihrer Reaktion sah ich deutlich, dass sie meine Worte nicht richtig an sich heranlassen konnte und auch gar nicht wollte.

Wenige Augenblicke als die Haselburg – eher ein befestigtes Haus als eine Burg – vor uns auftauchte, wollte sie sehr ernst von mir wissen: „Ist es Lechdan? Wird er sterben?“

Ich schüttelte den Kopf: „Es ist jemand hier. Hier auf der Haselburg.“

Seltsamerweise schien sie erleichtert. Vermutlich lag es einfach daran, dass die größte Sorge meines Oheims stets jene gewesen war, auch noch Lechdan zu verlieren. Er war eben ihr einziges Kind und der designierte Erbe. Aus diesem Grund hatte mein Oheim mich auch fortgeschickt, ganz so als könnte er damit verhindern, dass es weitere Tote gäbe...

Mutter

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

„Wie geht es...“, Tessia stockte einen Moment während sie ihren Habicht in die Voliere brachte, entschied sich dann aber ihre Frage zu Ende zu formulieren, „... deiner Mutter?“

Es dauerte entsetzlich lange, bis ich eingestand: „Ich habe sie schon sehr lange nicht mehr gesehen. Sehr lange.“

„Hm“, machte die Haselbuscherin da, „Ist sie denn nicht mehr... im... im Kloster?“

„Das Kloster ist groß“, erwiderte ich ihr da, „Vielleicht ist sie noch da, vielleicht aber auch nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Dann hielt ich einen Moment inne. „Abgesehen davon war ich auch nicht sonderlich oft im Kloster, eigentlich war ich nur dann da, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Das war nicht oft. Die meiste Zeit war ich unterwegs. Manchmal glaube ich, dass es Absicht meiner Lehrmeisterin war. Sie wollte mich nicht zu sehr mit der Vergangenheit konfrontieren...“

„Schade“, kommentierte die Junkerin seufzend, „Schade ist es trotzdem. Sie ist immerhin deine Mutter.“

„Ja“, entfuhr es mir kehlig, „Das schon, aber… sie könnte mir ohnehin nichts erzählen. Sie hat... hat vor geraumer Zeit eine Schweigegelübde abgelegt...“

„WAS?“, entfuhr es der Älteren vollkommen fassungslos als sie die Voliere wieder verließ, „Warum?“

Wieder zuckte ich mit den Schultern: „Auch das weiß ich nicht. Meine Lehrmeisterin hat es mir gesagt. Vor meiner Weihe. Zu dieser Zeit hatte ich nämlich überlegt sie aufzusuchen und nach... nach meinem Vater zu fragen. Aber...“ Meine Stimme brach. Über meinen Vater wusste ich kaum etwas. Er war seit langem tot. Ich hatte ihn nie kennengelernt. Selbst meine ältere Schwester Daria konnte sich kaum an ihn erinnern. „... dafür war es zu spät.“ Ich versuchte mich an einem Lächeln, denn ich spürte den mitleidigen Blick meiner Base auf mir Ruhen. „Als sie es mir sagte, hatte sie Tränen in den Augen. So wie du jetzt...“

„Ach, Marbodane“, schniefte sie, „Ich hatte so gehofft, dass sie dir irgendwann alles erklären könnte, denn ich...“ Sie schluckte schwer. „... ich weiß nicht, ob es Dankwart je tun wird und ich selbst weiß zu wenig. Und... und wenn er es nicht tut dann... dann...“ Tessia zuckte sichtlich hilflos mit den Schultern. „... dann wird es für ewig im Dunkeln liegen.“

„Und du?“, wollte ich zaghaft wissen, „Weißt du nichts?“

Tessia schaute zu Marbodane auf. Die Boron-Geweihte war inzwischen etwas größer als ihre Base. „Ich weiß nur das, was man sich darüber erzählt. Was man sich hier darüber erzählt“, erwiderte sie mit rauer Stimme und zuckte sogleich entschuldigend mit den Schultern, „Ich weiß nichts darüber, was wirklich war, denn man erzählt sich viel, auch Dinge, die nicht wahr sind und da ich nicht weiß, was war...“ Sie hielt inne. „Was soll ich dir da erzählen?“

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