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''Einige Reaktionen der Hardenstätter auf den Brief ihres Oberhaupts''
 
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Version vom 3. Oktober 2023, 20:24 Uhr

Hardenstätter Fa­mi­li­en­an­ge­le­gen­heiten

Geschichten über die Familie und ihren Weg in der Markgrafschaft

Der Ruf des Oberhaupts

Ritter Wolfhelm sorgt für neue Verhältnisse innerhalb seiner Familie

Wehrturm Hardenfels, Baronie Zackenberg, 9. Peraine 1046 BF

Wolfhelm von Hardenstatt blickte aus dem Fenster seiner Schreibstube. Die Nacht hatte sich über das Land gelegt und Stille hing wie eine Glocke über dem Wehrturm. Die Temperaturen schienen nun auch milder zu werden, jedenfalls ließ ihn das aufkommende Grün der Blumen und Bäume das vermuten. Er selbst spürte keine Wärme mehr, nur Kälte, egal ob er an einem prasselnden Kaminfeuer saß oder im Schnee stand. Doch seit er seine Knappenschaft angetreten hatte war zumindest die Leere verschwunden und wenn er ganz genau in sich hinein fühlte, so vermeinte er eine schwache Flamme entdecken zu können.

Doch das war auch schon alles, was Wolfhelm verspürte. Nicht mal als die Kunde des Dahinscheidens seines Bruders hatte er etwas gespürt. Da war keine Trauer (ob des Todes), keine Reue (dass sie sich vor sieben Monden das letzte Mal gesehen hatten). Sicher, er hatte Firunwin geliebt (zumindest solange der alte Ritter dazu noch im Stande gewesen war) und ihm ein langes Leben gewünscht, doch wirklich betrübt ob des Verlustes seines jüngeren Bruders, war er nicht. Zumindest nicht im besonderen Maße, denn seine Schwertmutter hatte ihm beigebracht, dass trotz allem, auch für sie das Leben und die Sterblichen über allem standen.

Das hatte Wolfhelm verinnerlicht, wie er auch sonst viel aus der unschätzbar kurzen Zeit seiner Knappenschaft verinnerlicht hatte. So wandte er sich vom Fenster ab und fuhr sich durch den Bart. Das alles stimmte ihn nachdenklich. Er wusste, dass der Tod seines Bruders ihn eigentlich mehr berühren sollte, doch er wusste auch, dass dieser Umstand ihn nicht mehr berühren konnte. Aber was hieß das für ihn selbst und für die Familie? Langsam umrundete er den Schreibtisch und ließ sich in dem Stuhl nieder, der nun bald so alt war wie Wolfhelm selbst.

Seine Pflicht als Ritter zu Hardenstatt würde er weiterhin ausüben. Zumindest jetzt noch, auch wenn der Tag kommen würde, da er sich von diesem Posten zurückziehen musste, wie es seine Schwertmutter ihm geraten hatte. Denn die Pflichten als Ritter zu Hardenstatt und die eines Ritters Boron überschnitten sich in überraschend vielen Fällen. Sowohl der Eine als auch der Andere kümmerten sich um die Lebenden und sorgte dafür, dass diese beschützt und behütet waren. Und als Ritter zu Hardenstatt konnte er die Trollzacken weit besser im Blick behalten. Es würde zumindest nicht auffallen, wenn der Ritter durch die Gegend streifen würde, sei es nun, um nach dem Rechten zu sehen oder, um einen Standesgenossen zu treffen.

Wolfhelms Blick ging zu dem Bastardschwert, das hinter ihm aufgebaut war. Das Familienoberhaut musste mit der Welt verbunden sein, musste die Bedürfnisse seiner Verwandten verstehen und in ihrem Interesse handeln. Doch war es nicht so, dass die Interessen der Familie Hardenstatt diametral zu denen des schweigsamen Gottes waren? War Wolfhelm überhaupt noch in der Lage im Interesse der Familie zu handeln oder waren diese so weltlich, dass er sie zu verstehen verlernen würde, jeden Tag an dem er weiter auf Aventurien wandelte?

Er griff Fides und wog es in der Hand. Er konnte sich noch erinnern, wie es ihm mit jedem vergangenen Götterlauf schwieriger gefallen war, das Schwert zu führen. Jetzt hielt er es in einer Hand, als wäre es nicht schwerer als ein Dolch. Er hatte sich verändert, die Klinge war gleich geblieben. Wolfhelm stellte es zurück auf den Ständer. Er musste eine Entscheidung zum Wohl seiner Familie treffen, solange sie ihm noch schwer fiel. Denn nur dann wusste er, dass sie wohl überlegt war.


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An die Familienmitglieder der Familie Hardenstatt
 
 
 
 
Liebe Verwandte, ob durch Blut oder den Bund vor den Göttern,

der Tod meines Bruders Firunwin hat mir verdeutlicht, dass es an der Zeit ist, einige Änderungen im Familienverbund vorzunehmen.
Die Familie Hardenstatt kann nicht viele Häupter zu ihren Mitgliedern zählen, noch vor wenigen Götterläufen waren die Meisten von uns noch versammelt auf unserer Stammburg. Umso mehr grämt es mich, dass wir seit dieser Tage nicht mehr vollständig uns versammelt haben.

Diesen Umstand möchte ich ändern und lade Euch daher alle, samt Partner und Kinder, ein sich am 1. Ingerimm auf dem Hardenfels einzufinden. Hier werde ich euch Meine Pläne verkünden und bin bereit, mich euren Fragen zu stellen.

Ich erwarte euer pünktliches Erscheinen.
 
 
 
 
Den Zwölfen zum Gruße! Boron vor!

Wehrturm Hardenfels am 9. Tage der Peraine

Wolfhelm von Hardenstatt, Oberhaupt der Familie Hardenstatt

Neugierde

Einige Reaktionen der Hardenstätter auf den Brief ihres Oberhaupts

Burg Angareth, Markgräflich Arvepass, 10. Peraine 1046 BF

"Und hier ein Brief, aus Zackenberg, von Eurem Vater, Herr Landvogt", mit diesen Worten reichte Kastellanin von Seehof ihrem Herrn das gesiegelte Schreiben, mit dem unverkennbaren Familienwappen der Hardenstatts.

Bärfried von Hardenstatt blickte überrascht von seinem Papierstapel zur Seehof auf und nahm das Schreiben entgegen. "In so kurzer Zeit...", murmelte er eher zu sich, während er das Siegel brach und aufmerksam den Inhalt des Briefs laß. Überrascht legte er es vor sich hin und lehnte sich in seinem Stuhl, mit der lächerlich hohen Lehne, zurück. Sein Vater rief alle Familienmitglieder zum Hardenfels für Änderungen? Was konnte der Alte denn so wichtiges zu verkünden haben, was man nicht in einem Schreiben klären konnte? Der Landvogt kratzte sich nachdenklich am Kopf und schürzte die Lippen.

"Hoher Herr, behagt Euch etwas nicht?", wollte Inelde unverblümt wissen. Die Kastellanin war eine wichtige Stütze für den jungen Landvogt und das hatte sie recht zügig bemerkt. Daher sprang sie mit ihrem Herrn auch wesentlich lapidarer um, als sie es sich mit dessen Vorgänger je getraut hätte. Der war zwar in seinen letzten Amtsjahren immer schrulliger geworden, hatte es aber verstanden die Zügel auf Burg Angareth straff zu führen. Bärfried hingegen musste erst in seine Rolle reinwachsen, wenngleich das Unterfangen zum Ausbau der Passstraße ihm sichtlich dabei geholfen hatte, Fuß zu fassen.

Der Einäugige schüttelte langsam den Kopf, "nein, nein... Alles in Ordnung. Es ist nur...", er stockte und runzelte die Stirn. "Mein Vater beruft die Familie ein. Er hat eine wichtige Ankündigung zu machen, wenn ich sein Schreiben richtig deute". Er zeigte auf das Schreiben, was die Seehof als Aufforderung verstand, selbst einmal einen Blick draufzuwerfen.

"Mhm... Jap, da habt Ihr Recht, Herr. Wie mir scheint geht es um etwas äußerst Wichtiges". Stimmte sie ihm zu und legte das Schreiben wieder hin. "Vielleicht möchte er ja seine Nachfolge regeln?".


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Rittergut Zollsteyn, Königlich Monvaldorn, 19. Peraine 1046 BF

Bran von Hardenstatt ließ sich auf den bequemen Sessel, der in seinem Zimmer stand, fallen. Er war eben von seiner Reise aus Nym zurückgekehrt und freute sich auf einen kühlen Weißen. Eine ganze Woche war er dort unten und hatte seiner Herrin Gesellschaft geleistet, als diese Nachforschungen zu den alten Sagen und Mythen dieser Lande angestellt hatte. Eine Woche, auf die er gut und gerne verzichtet hätte. Nicht nur, dass die meisten Aufzeichnungen sowieso vernichtet wurden (dank eines gewissen Höllensturz von dem man in der Stadt aber besser nicht zu sprechen begann). Nein! Neben ihrer Wortkargheit zeichneten sich die Bewohner der Stadt auch durch ihre... Bescheidenheit aus.

Bran hatte seine liebe Not gehabt an den Abenden eine Karten- und Würfelrunde oder auch einfach nur einen Ort mit ausgelassener Stimmung zu finden. Tsas Neuanfang in allen Ehren, doch wo blieb die Leichtigkeit, die man so nahe am Fürstentum erwartete? Er zuckte mit den Schultern, vielleicht hatte er sich das auch alles nur eingebildet. Immerhin war Elida auf ihrer Rückreise recht zuversichtlich und gutgelaunt gewesen. Was auch immer das bedeuten wollte, er schüttelte den Kopf und wandte sich dem einen Brief zu, der vor ihm, auf dem Tischchen aus Mahagoniholz, lag.

Das Wappen würde er immer wieder erkennen, immerhin war es das seiner Familie. Neugierig nahm er das Schreiben an sich, las die Zeilen und musste unwillkürlich schmunzeln. Viel Zeit zum überlegen, ob er kommen würde, hatte er ja nicht gerade. Aber sein Onkel war alt geworden und wahrscheinlich war ihm der Umstand entfallen, dass Bran etwas weiterweg wohnte, als die meisten seiner Verwandten. Er warf den Schrieb wieder auf den Tisch und griff zu seinem Weinglas, auf dem sich schon Perlen gebildet hatten.

Bevor er sich aufmachte, Elida zu fragen, ob er einige Tage (oder besser Wochen) verreisen durfte, würde er sich den Wein gönnen, auf den er sich schon solange gefreut hatte. Einerseits war er gespannt, was der Alte zu verkünden hatte, andererseits freute sich der Schwertgeselle darauf seine Familie wiedersehen zu können. Seit er dank dieser Schlange hier in die Ferne geschickt wurde - Bran war sich sicher, dass sein Vetter dahinter steckte - hatte er niemanden mehr gesehen. Davon ab, konnte er seinen Bruder schlecht allein lassen, wenn alle Hardenstätter zusammenkamen. Wer wusste, was dieser für Dummheiten machen würde.