Benutzer:Orknase/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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= [[Traumklinge — Briefspielreihe|Traumklinge]] =
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= Ein Ende und ein Anfang =
== [[Geschichten:Die Schlacht im Tal der Kaiser - Traumklinge|Traumklinge]] ==
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Die Junkerin Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels tritt vor den Schweigsamen. Ihre Familie ist bei ihr. Ihr Tod, vor allem jedoch die Botschaft die sie einem ihrer Söhne mit ihren letzten Atemzügen hinterlässt, wirft jedoch Fragen aus.
  
Manchmal, ja manchmal da war es nur ein kleiner Schritt, der das Richtige vom Falschen, das Gute vom Bösen oder das Licht vom Schatten trennte. Und manchmal, ja manchmal befand man sich irgendwo dazwischen und jeder noch so kleine Schritt konnte der eine bedeutsame sein, der der über Gedeih oder Verderben entschied. Nur ein Schritt. Ein winziger, kleiner Schritt.<br/>
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== Schwester ==
Doch was, wenn man nicht sicher war, in welche Richtung man gehen sollte, weil jede Richtung gleich aussah, weil alles genauso Richtig war wie Falsch, genauso Gut wie Böse, genauso Hell wie Dunkel. Ja, was dann? Was tun? Wohin gehen, wenn man nicht ausharren konnte sondern weiter musste?
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Zsfg: Gerlinde von Altjachtern sucht ihren Bruder Drego in einer dringenden Angelegenheit auf.
  
Wie oft hatte ihre Herrin sich ihr offenbart, ihr immer wieder gezeigt, was sie von ihr erwartete, oftmals kryptisch und verschlungen, aber sie hatte es getan. Und nun? Nun da sie dringend ihre Herrin an ihrer Seite brauchte, so dringend, da schwieg sie sich aus und ganz gleich wie sehr sie sich mühte von ihr gehört zu werden, sie hörte oder viel mehr antwortete ihr nicht. So lange sie sich erinnern konnte, war sie immer da gewesen und nun? Nun war alles anders. Seit jenem Tag im [[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Tempel]] in [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] hatte sie keine Vision mehr erhalten, nicht einmal geträumt hatte sie. Was war nur los? Lag es an ihr? Hatte sie es sich zu einfach gemacht? Ihre Herrin hatte doch gewollt, dass sie sich zum [[Garetien:Großfürstliches Fuchsrudel|Fuchsrudel]] aufmachte oder vielleicht doch nicht? Inzwischen war sie sich nicht mehr sicher. Inzwischen zweifelte sie. War das alles hier Strafe oder Prüfung? Oder beides zugleich? Wie konnte sie das wissen?
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[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], 13. Rahja 1046 BF
  
Hinzu kam die Sehnsucht nach ihrem Zuhause. Die Sehnsucht nach ihrem [[Garetien:Lleu ui Rian|Oheim]], ihrer [[Garetien:Eilein ni Rian|Schwester]], nach der widerspenstigen [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga]]. Bei den Göttern, wie sehr sie dieses Mädchen vermisst! So sehr... Sie hatte nicht oft den Tempel verlassen. Sie war keine Geweihte, die umherreist um an Turnieren teilzunehmen oder gar in Schlachten zu ziehen. Warum eigentlich nicht? War sie feige? Sie war eben nicht so, sie diente ihrer Herrin auf anderen Wegen, verschlungene Wege. Viele verstanden das nicht. Viele verurteilten sie. Doch ihre Herrin hatte nie mehr von ihr verlangt oder eher hatte sie immer genauso das von ihr verlangt. Ihr Dienst für sie war eben ein anderer. Und ihr hatte es immer genügt, dass ihre Herrin zufrieden mit ihr war. Bisher schien sie das immer gewesen zu sein, doch nun? Wollte sie nun etwas anderes? Eben weil sie schwieg?
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„Ah, [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]], entfuhr es mir beinahe etwas atemlos. Ganz unvermittelt blieb ich auf der großen Treppe stehen. „Hier bist du also.“ Mein Bruder stand wenige Schritte über mir, hielt seinen [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Sohn]] in den Armen. Der Knabe, der so sehr meinem Bruder glich, schaute mich aus den großen Augen seines Vaters neugierig an. Umringt waren beide von Mitgliedern seines Hofstaates, darunter seine Pagen und Knappe, einige seiner Hausritter, die Hofkaplanin [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]] und die Vögtin [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]].
  
Was war eine träumende Löwin noch, wenn ihre Träume verstummten? Was nutzte ihre Traumklinge, wenn diese nicht mehr zu führen war? Was war eine Geweihte noch wert, wenn ihre Herrin sich ihr nicht mehr offenbarte? War sie dann überhaupt noch eine? Und wenn nicht, was war sie denn dann?
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„[[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|Gerlinde]]“, hob er an und zog die Stirn kraus, „Der Leuin zum Gruße.“
  
Doch [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rían]] entschied  genau das zu tun, was man von einer Geweihten der [[Rondra-Kirche|Sturmherrin]] erwartete, ganz gleich wie es in ihrem Inneren aussah und ganz gleich ob ihre Herrin auch weiterhin schwieg.
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„Die Leuin auch mit dir, Bruder“, erwiderte ich und erbrachte ihm den Kriegergruß. Daraufhin nahm der Knabe seine kleine Hand, ballte sie zur Faust und führe sie zu seinem Herz. Seine Bewegungen waren unkoordiniert, aber es war deutlich zu erkennen, dass er sich gerade ebenso an diesem Gruß versucht hatte. Alle begannen zu grinsen – auch ich. Dann schmiegte sich der Knabe ganz dicht an die Brust seines Vaters und schaute noch kecker drein wie zuvor.
  
So zog sie aufrecht, mutig und stark in die Schlacht. So wie es Rondra-Geweihte taten. Und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an. Plötzlich war sie sich sicher, dass ihre Herrin genau das gewollt hatte. Gewiss würde sie mit ihr sein. Mit ihr und all den anderen. Was auch immer kommen mochte, sie würde sicher an ihrer Seite sein. An ihrer und an der aller anderen. Und so kam ihr das „Für Rondra!über die Lippen als wäre sie schon ihr ganzes Leben in Schlachten gezogen...
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„Er ist so groß geworden“, merkte ich an, „Er wird eines Tages gewiss ein großer Krieger werden.“
  
== [[Geschichten:Traumklinge - Gefangen|Gefangen]] ==
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Das Grinsen meines Bruders wurde breiter, wobei er zärtlich seinem Sohn über das blonde Haar strich: „Du warst schon lange nicht mehr hier, Gerlinde.“
'''[[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel]], Efferd 1045 BF'''
 
  
„Sie haben [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea]], aufrichtige Besorgnis schwang in der Stimme des Geweihten mit, „Sie wurde gefangen genommen.“ Er hielt kurz inne. Aufmerksam musterte er die Anwesenden: die Mutter Elereas [[Garetien:Jandra von Schack|Jandra von Schack]], Elereas ältere Bruder [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]], ihre ältere Schwester [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rían]] und die Novizin [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga von Schack]]. „Sie wurde von den Königlichen bei der Schlacht im [[Garetien:Tal der Kaiser|Tal der Kaiser]] gefangen genommen.“
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„Du kannst mich jederzeit im Rondra-Tempel in [[Garetien:Stadt Überdiebreite|Überdiebreite]] antreffen“, erwiderte ich daraufhin nickend, „Es ist gar nicht weit von hier und du und die deinen sind mir dort jederzeit willkommen.“
  
Einen Augenblick war es still. Unfassbar still. Keiner von ihnen, nicht einmal der Prätor selbst, wagte zu atmen. Doch dann...
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Ernst schaute er mich an: „Ich kann nicht vergessen, was mit den [[Garetien:Grafschaft Waldstein|Waldsteinern]] damals vorgefallen ist. Noch heute träume ich in so mancher Nacht von [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]].
  
„Sie hat...“, hob Eilein fassungslos an.
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Ich biss mir auf die Lippen. Daran hatte ich gar nicht gedacht. „Die Diener des [[Boron-Kirche|Schweigsamen]] könnend dir gewiss dabei helfen“, schlug ich vor, „Es gibt doch auch einen [[Garetien:Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle|Tempel]] ihrer Diener hier?
  
„... an einer Schlacht teilgenommen?, endete Fael.
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[[Garetien:Familie Erlenfall|Erlenfaller]]“, seufzte er schwer und nickte bestätigend, „Dieser Tempel untersteht den Erlenfallern und diese haben eindrücklich bewiesen wozu sie fähig sind. Nicht einmal meiner einstigen Knappin [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] oder gar Hochwürden [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] ...“ Nun wandte er sich der Hofkaplanin zu. „... genießen mein uneingeschränktes Vertrauen.“ Schwester Lindegard wich dem Blick meines Bruders aus.
  
„Und das ohne mich?“, empörte sich die Novizin voller Inbrunst.
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Einen Augenblick war es still. Ich war keine Frau großer Worte. Ich war eine Dienerin der Leuin. Und ich begriff, dass ich beinahe nichts über meinen Bruder und dessen Leben wusste. So fand ich keine Worte. Was hätte ich auch sagen sollen? Die Situation schien kompliziert. Zu kompliziert um sie innerhalb weniger Wimpernschläge zu erfassen.
  
Jandra von Schack wirkte noch blasser als zuvor. Irgendwie hatte sie geahnt, nein befürchtet, dass etwas Schlimmes geschehen war. Mütter spürten so etwas eben. „Aber...“, hob sie mit brüchiger Stimme an, ... sie lebt?“
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Indes riskierte der Knabe immer wieder scheue Blicke. Das ein oder andere Mal wandte er sich mir gar mehr zu, schmiegte dann jedoch wieder eilig sein Gesicht an die Brust seines Vaters. Dass meine Bruder einmal Frau, Kinder und ein Baronsreif sein eigen nennen würde ...
  
„Sie lebt“, bestätigte [[Garetien:Lleu ui Rian|Lleu ui Rían]] und fügte beschwichtigend hinzu: „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.
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„Du hast dich nicht angekündigt. Warum bist du gekommen, Gerlinde?
  
„Das ist gut“, meinte die Mutter sichtlich zerstreut, „Ja, das ist gut. Und... und... und jetzt?
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Nun straffte ich mich: „Drego, du musst mich begleiten. Es bleibt uns nicht viel Zeit.“
  
„Moment“, meldete sich Eilein da zu Wort, „Was heißt, die Königlichen haben sie gefangen genommen?“
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Er legte seinen Kopf leicht schräg: „Worum geht es?“
  
„Na, dass sie sich auf die Seite des [[Garetien:Großfürstliches Fuchsrudel|Fuchsrudels]] gestellt hat“, erwiderte Fael energisch, „Oder wie würdest du das interpretieren?“
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„Vertraust du mir?“
  
„Deswegen habe ich doch gefragt!“
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„Selbstredend!“, entfuhr es ihm ohne Zögern, „Du bist nicht nur eine Dienerin der [[Rondra-Kirche|Sturmherrin]], sondern auch meine Schwester.
  
„So etwas musste ja früher oder später passieren“, schimpfte nun der älteste der Geschwister, „Ihr Rían-Weiber seid allesamt nicht ganz dicht!
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„Wir müssen nach [[Garetien:Gut Jachtern|Hause]]“, eröffnete ich ihm und nickte energisch, „Sofort. Wir haben nicht viel Zeit.
  
„Sag das noch einmal“, drohte die Rían zornig, „Und du hast meinem Schwertknauf in deinem ohnehin schon hässlichen Gesicht.“ Im Ringen mit dem Schwert machte ihr so leicht niemand etwas vor, schon gar nicht ihr Bruder. Doch dieser zischte nur: „Wage es, ''Fledermaus'', und ich werde dir deine Flügel st...“
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„Nach ...?“, echote er tonlos und seine Augen verengten sich, ... Hause?
  
„Ruhe jetzt!“, polterte der Geweihte mit lauter und durchdringender Stimme, da verstummten die beiden augenblicklich und wandte sich sichtlich verstimmt ihrem Oheim zu, „Eure Mutter hat etwas gefragt und...
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Äußerst langsam, aber überdeutlich nickte ich.
  
Die Angesprochene räusperte sich: „Warum hat sie das getan? Warum hat sie sich auf die Seite des Fuchsrudels gestellt?“
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„Was ...?“, seine Stimme brach.
  
„Ich weiß es nicht“, antwortete er aufrichtig, „Sie hat mit mir nicht darüber gesprochen. Hat sie etwas zu dir gesagt, Rondriga?“
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„[[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]]“, brachte ich nur heraus.
  
„Nein, hat sie nicht“, noch immer wirkte das Mädchen gekränkt, „Doch ist das Fuchsrudel nicht der Inbegriff der Ritterlichkeit? Wo sollte sich eine Geweihte der Herrin Rondra also sonst hinwenden, wenn nicht an sie? Und hätte sie es mir gesagt, dann wäre ich ganz sicher nicht mehr hier...“
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„Sie ... sie ... sie hat meine [[Garetien:Ailsa ni Rian|Frau]] beleidigt. Sie hat ...“
  
„Rondriga“, die Stimme des Prätors bebte, „Du kannst hier nicht tun und lassen, worauf du gerade Lust hast. Das hier ist ein Tempel.“ Er wurde zunehmend lauter. „Und du bist hier Novizin! Du hast zu tun, was ich dir auftrage und sonst nichts.“
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„Das ist nicht mehr wichtig, Drego“, ich schüttelte den Kopf und fasst an seine Schulter, „Es ist nicht mehr wichtig.“
  
„Ich wäre ihr trotzdem gefolgt...“, meinte das Mädchen da nur störrisch.
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Mein Bruder wurde blass. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
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== Vater ==
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Zsfg: Gerlinde und Drego kommen auf Gut Jachtern an und treffen auf ihren Vater.
  
„Und ich hätte dich daraufhin zu deiner Familie zurückgeschickt!“
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[[Garetien:Gut Jachtern|Gut Jachtern]], 13. Rahja 1046 BF
  
Nun schluckte Rondriga und biss sich auf die Lippen. Das letzte was sie wollte war zu ihrer Familie zurückgeschickt zu werden, nicht etwa, weil sie ihre Familie nicht mochte, sondern weil es das Ende ihres Noviziates bedeutete und da sie eine glühende Verfechterin ihrer Göttin war wollte sie das auf keinen Fall. Auf gar keinen Fall.
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Über [[Garetien:Dorf Wegscheide|Wegscheid]] und [[Garetien:Gut Roßsprunk|Roßsprunk]] ritten wir nach Gut Jachtern. Ich schwieg. Drego schwieg. Seine Bedeckung, ein [[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|Knappe]] kurz vor seinem Ritterschlag und eine [[Leudane von Leuenberg|kaisermärker Ritterin]], schwieg. Wenig nach unserem Aufbruch setzte Regen ein. Zuerst waren die Tropfen ganz fein, gleich dem feinen Nebel der am Morgen gerne entlang der Raller lag. Eine willkommene Abkühlung in der Hitze des Rahjamondes. Dann jedoch wurde der Horizont zunehmend finsterer, der Regen wurde heftiger, die Tropfen dicker.
  
„Sie hat nichts gesagt?“, hakte Jandra nach.
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Vollkommen durchnässt kamen wir mitten in der Nacht auf Gut Jachtern an. Die Praiosscheibe war seit Stunden untergegangen. Die Sterne hatten uns den Weg gewiesen und der Regen war unser ständiger Begleiter gewesen. Eilig brachten wir die Pferde in den Stall. Während Knappe und Ritterin sich mit dem Stallknecht um die Tiere kümmerte, ging ich mit Drego in das nahezu finstere Guthaus hinein und wurden von Dunkelheit empfangen. Es war ungewöhnlich still. Totenstill. Nur das Tropfen des Wasser von unseren gänzlich durchweichten Umhängen durchbrach die Stille. Hinter uns fiel die Tür ins Schloss. Drego erschrak hörbar.
  
„Nur das sie fort müsse. Unsere [[Rondra-Kirche|Herrin]] wolle, dass sie ausziehe. Es war nicht das erste Mal, dass sie das zu mir gesagt hat. Nie hatte ich zweifel an ihren Worten. Auch heute habe ich keine. Ich habe damals deswegen nicht gefragt, wohin genau. Nun denke ich, ich hätte es getan...“, er seufzte schwer, „Zwar hat sie mir zwischendurch geschrieben, dass sie beim Fuchsrudel sei, damit ich mir keine Sorgen mache, aber es fiel kein Wort darüber, dass sie auch dort bleiben wolle und selbst wenn ich das gewusst hätte, erwartet hatte ich keineswegs, dass sie sich dann auch noch für sie in eine Schlacht stürzt. Das passt irgendwie so gar nicht zu ihr...
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Da trat jemand mit einer Kerze zu uns in den Flur. [[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|Gerlinde]] und ... und [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]]?
  
Die Novizin konnte da nur nicken, obgleich ihr kein Wort über die Lippen kam.
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„[[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]]?“, entfuhr es meinem Bruder leise. Unschlüssig machte er einige Schritte nach vorne.
  
„Was wird jetzt mit ihr geschehen?“, fragte die besorgte Mutter weiter.
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„Ja, Drego“, bestätigte sein Gegenüber, „Ich bin es. Dein Vater.Sein Gesicht lag noch immer im Dunkeln. Die Kerze spendete nur spärliches, düsteres Licht. Er machte einige Schritte auf seinen Sohn zu und schloss ihn in die Arme, ließ aber sogleich wieder los. „Ganz nass. Du bist ja ganz nass. Schreckliche Efferdnacht dort draußen.“
  
„Sie wird vor Gericht gestellt“, er brachte die Worte nur mühsam über die Lippen. Es ging hier um nicht irgendjemanden, es ging hier um seine Nicht, die er noch dazu durch ihr gesamtes Noviziat begleitet hatte. „Es sieht nicht gut aus.“ Er senkte seinen Blick. Er konnte Jandra von Schack nicht ins Gesicht sehen. „Ich gehe davon aus, dass auch sie wegen Hochverrates angeklagt werden wird.“
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Drego schluckte schwer als er unserem Vater gegenüberstand: „Es muss ernst um [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]] stehen.“
  
„Auch“, hauchte die Schack da erstickte und augenblicklich begannen stumme Tränen über ihre Wangen zu rinnen. Fael und Eilein wirkten nun genauso blass wie ihre Mutter. Sie tauschten vielsagende Blicke aus. „Wo?, wollte die Mutter tonlos wissen.
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„Ja“, erwiderte er, „So ist es. Es geht zu Ende, Drego. Golgari ist bereits auf dem Weg.“
  
„Am [[Garetien:Königlich Garetisches Hoch- und Krongericht|Reichs- und Krongericht]] zu [[Garetien:Stadt Meilersgrund|Meilersgrund]].“
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Nun war es Vater, der schwer schluckte. Schemenhaft konnte man erkennen, wie er nickte. „Und Gerlinde“, fuhr er fort und nahm auch mich kurz in die Arme, ließ aber noch schneller von mir ab als von meinem Bruder, „Auch ganz nass. Allesamt seid ihr ganz nass. Alle beide. Eine wirklich grässliche Efferdnacht dort draußen.“
  
„Aber...“, meldete sich Rondriga zu Wort, „... ist das nicht ein weltliches Gericht? Sie ist doch Geweihte! Da gehört sie doch gewiss vor ein kirchliches Gericht?
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„Ist [[Garetien:Moribert von Altjachtern|Mori]] ... ?“, wollte ich wissen.
„Nicht wenn man ihr Vergehen...“, er räusperte sich, „... ihre Tat... als weltliche betrachtet.“
 
  
„Und wer entscheidet darüber?“, wollte ihre Zwillingsschwester wissen, „Wer entscheidet, ob es eine weltliche Tat ist oder nicht? Und welche Umstände führe zu diesem Urteil?“
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„... am Bett eurer Mutter“, vollendete er meinen Satz, „Er wacht dort zusammen mit [[Garetien:Boriane von Altjachtern|Boriane]].“ Erneut nickte er. „Ihr solltet eure nassen Kleider ablegen, etwas Trockenes anziehen und sie dann ablösen. Sie wachen dort schon recht lange.“
Nun zuckte der Geweihte mit den Schultern: „Das kann ich nicht sagen. Vielleicht die [[Praios-Kirche|Praios-Kirche]]? Ich hatte so einen Fall noch nie. Ich weiß es nicht...“
 
  
„Das bedeutet, sie können sie einfach so am Hoch- und Krongericht des Königreichs verurteilen?“, mischte sich Fael ein, „Einfach so?
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„Sie hat mich fortgeschickt“, hob nun Drego an, „Das letzte Mal hat sie mich fortgeschickt. Ich sollte, nein, durfte ihr nicht unter die Augen treten.
  
„Nein, einfach so nicht“, nun schüttelte er den Kopf, „Es muss ein höherrangiger Geweihter unserer Kirche anwesend sein. Das war es dann aber auch schon.“
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Erneut nickte Vater: „Das Rauschen Golgaris in den Ohren deiner Mutter hat sie sanftmütiger gemacht, nicht milde, aber sanftmütiger, ein Lämmchen ist aber dennoch nicht aus ihr geworden. Selbst mit mir hat sie einige vernünftige Worte gewechselt, ehe sie mich angekeift und fortgeschickt hat, ich bin aber sicher, dass sie noch einmal nach mir rufen wird. Ganz gewiss sogar.“
  
„Das ist doch lächerlich“, schimpfte Eilein ni Rían, „Absolut lächerlich.
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„Hm“, machte mein Bruder da noch immer zweifelnd.
  
„Mag sein“, erwiderte Lleu, „Mag sein. Doch es ist eben so.“
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„Sie ist und bleibt deine Mutter“, fuhr unser Vater nun fort, „Und sie liebt dich, so viel kann ich dir sagen.“
  
„Aber wenn unsere Herrin doch genau das von ihr verlangt hat?“, verwandte sich die Novizin für die Geweihte, „Wie kann man sie dafür verurteilen?
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Da lachte Drego: „Ich war ihr doch nie gut genug! Ganz gleich was ich getan, wie sehr ich mich bemüht habe. Nun bin ich sogar Baron, habe [[Garetien:Ailsa ni Rian|Frau]] und [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Ki]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|nd]][[Garetien:Ederlinde Etilia von Altjachtern|er]], doch gut genug bin ich ihr noch immer nicht.
  
„Ich nehme an, dass sie genau das aussagen wird“, glaubte der Geweihte, wobei er vermied auf den zweiten Teil von Rondrigas Frage einzugehen, „Weiter erwarte ich, dass sie deswegen darauf bestehen wird, dass es sich um eine kirchliche Angelegenheit handelt und sich folglich auch ein kirchliches Gericht ihres Prozesses annimmt. Wie erfolgreich dieses Vorgehen sein wird, kann ich nicht absehen. Wenn man es genau betrachtet, ändert das jedoch nichts. Wird sie schuldig gesprochen, ganz gleich vor welchem Gericht, dann erwartet sie stets die gleiche Strafe. Was auf Hochverrat steht, dass wissen wir alle...“
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Er seufzte: „Ach, Drego, du kennst deine Mutter. Du kennst sie lange genug. Sie ist eine harte Frau. Hart zu sich, aber auch zu anderen. Keiner kann es ihr recht machen. Nicht einmal sie selbst kann es sich recht machen. Sie hat dir das Leben geschenkt, da kannst du ja wohl auch bei ihrem Tod dabei sein.“
  
„Man wird an ihr und all den anderen ein Exempel statuieren“, befürchtete Eilein.
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Da nickte er: „Dennoch hat sie meine Frau beleidigt. Sie angefeindet. Sie beschimpft.“
  
„Vermutlich“, stimmte der Geweihte nickend zu.
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„Ich weiß“, wusste auch unser Vater, „Ich habe keine rechte Erklärung dafür. Wobei ...“ Er hielt einen Moment inne. „Vielleicht verachtete sie sie so, weil dir und ihr etwas vergönnt war, was uns nie vergönnt war.“ Drego horchte auf. „Aus liebe den Bund vor der Herrin [[Travia-Kirche|Travia]] zu schließen. Unser Bund war bestimmt. Nicht durch uns.
  
„Man könnte sie also hängen, wie einen...“, Fael stockte, „... elenden Dieb?
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„Neid?“, raunte Drego leise, „Aber warum seid Ihr nicht so? Ihr teilt doch dasselbe Schicksal.“
  
Und während Jandra von Schack entsetzt aufschluchzte, nickte der Geweihte mit ernster Miene: „Könnte man. Mit dem [[Garetien:Dartan Serpolet|Nandus-Geweihten]] haben sie das 1037 BF genauso gemacht...“
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Da zuckte er nur mit den Schultern: „Vielleicht weil ich vor Götterläufen entschieden habe, der Enge dieses Heimes und dieses Seins zu entfliehen.“ Er warf einen Blick auf mich. Ich straffte mich. Flucht, dass war nichts für eine Geweihte der [[Rondra-Kirche|Sturmherrin]]. „Außerdem seid ihr meine Kinder, mein Fleisch und Blut und ich wünsche mir, dass euch nur Gutes widerfahre und liebe euch alle gleichermaßen aus der tiefe meines Herzens heraus.“
  
== [[Geschichten:Traumklinge - Kompromisslos|Kompromisslos]] ==
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„Mutter hat immer nur Gerlinde bedingungslos geliebt“, mein Bruder blickte mit gesenktem Haupt zu mir, „Du warst ihr immer das Wichtigste. Die einzige, die alles im Leben richtig gemacht hat.“
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Efferd 1045 BF'''
 
  
„[[Garetien:Lleu ui Rian|Lleu]]“, [[Garetien:Jandra von Schack|Jandra von Schack]] fiel dem Geweihten augenblicklich in die Arme.
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„Was hätte sie auch zu einer Geweihten der Herrin Rondra anderes sagen sollen?“, stellte sich unser Vater schützend vor mich, „Lass es gut sein, Drego. Das Ende ist nah. Ihr Zorn wird dich danach nie wieder treffen können. Versuche deinen Frieden mit ihr zu machen. Noch ist Zeit. Noch.“
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== Mutter ==
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<!--Zsfgh: Die alte Junkerin zu Altjachtern stirbt und ihre Kinder sind an ihrer Seite.
  
„Ich wollte noch einmal nach Dir sehen“, fühlte sich der Geweihte verpflichtet zu erklären, „Das nimmt Dich alles doch sehr mit. Verständlicherweise.“
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[[Garetien:Gut Jachtern|Gut Jachtern]], Rahja 1046 BF
  
„Ja“, meinte sie da, wischte sich die Tränen aus den geröteten Augen und bot ihrem Gegenüber mit einer Geste einen Platz an: „Leistest Du mir noch ein wenig Gesellschaft?“
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„[[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|Gerlinde]]“, dürr klang Mutters Stimme als ich an ihr Bett herantrat und mich auf die Bettkante setzte. Fahl war ihr Gesicht. Kraftlos ihre Augen. Seit meinem Aufbruch schien sie noch weiter gealtert zu sein.
  
Er zögerte: „Ich hatte nicht vor lange zu bleiben. [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga]] wartet im Tempel. Sie ist ganz... durcheinander.“
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[[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]]“, erwiderte ich ihr und nahm ihre Hand zwischen meine. Ein müdes Lächeln legte sich über ihre Wangen. Für einen winzigen Moment kehrte ein Leuchten in ihre Augen zurück, dann verschwand es jedoch sofort wieder.
  
„Bitte“, die Schack bedachte ihn mit einem flehenden Blick und versicherte sogleich: „Es muss auch nicht für lange sein...“
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„Ich habe dir jemanden mitgebracht, Mutter“, hob ich an und schaute mich kurz zu meinem Bruder um, der einen Schritt hinter mir gewartet hatte, „[[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]] ist hier.“
  
Da setzte er sich und ließ sich von ihr einen Becher Wein reichen.
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Da trat mein Bruder zu uns an das Bett heran und grüßte mit einem Nicken: „Mutter.
  
„Es ist lange her, dass wir so beieinander saßen“, stellte sie nickend fest, „Sehr lange.“
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Die Sterbende schaute ihn lange an. Sehr lange. Schwer atmete sie. „Du warst ... schon lange ... nicht mehr hier. Drego.“
  
„Ja“, er rang sich ein Lächeln ab, „Dreißig Götterläufe würde ich vermuten.
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Er nickte, nahm sich einen Stuhl und setzte sich an das Bett. Hilfesuchend blickte er mich an. Doch da lag ja auch meine Mutter im Sterben und so zuckte ich nur mit den Schultern. Ich konnte ihm nicht helfen. Seinen Frieden musste er mit ihr schon alleine machen.
  
„Einunddreißig“, korrigierte sie.
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„Ja“, erwiderte er lediglich.
  
„Jandra, wir wollten doch darüber nicht mehr sprechen...“, erinnerte er sie an die damals getroffene Abmachung.
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„Du hättest ... vorbeikommen ... sollen.“
  
„Ich fürchte, das müssen wir“, sie blickte ihn mit ihren verweinten Augen an.
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„Ich habe es versucht“, wieder suchte sein Blick meinen, „Ihr wolltet mich nicht sehen.
  
Er seufzte schwer: „Es war eine einmalige Angelegenheit...“
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„Als es begann ... das Rauschen der ... Schwingen, da ... da dachte ich ... es sei die ... [[Garetien:Ailsa ni Rian|Krähe]]“, sie lachte kehlig und ein schlimmer Husten begann sie augenblicklich zu schütteln. Ich nahm ihre Hand fester in meine. Sie beruhigte sich. „Doch dann ...“ Zaghaft nickte sie. „... begriff ich.“
  
„Ein Fehler“, seufzte sie gekränkt, „Das hast Du damals gesagt.“
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Drego atmete hörbar ein und aus: „Ich bin ein weiteres Mal Vater geworden. Ein kleines, wunderschönes Mädchen hat uns die Herrin Tsa da zum Geschenk gemacht. Bereits im Phex 1045. Sie trägt den Namen [[Garetien:Ederlinde Etilia von Altjachtern|Ederlinde]].“
  
„Weil es so war. Weil so etwas nicht passieren darf. Nicht mit der Frau des eigenen [[Garetien:Sionnach ui Rian|Bruders]].“
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„Ederlinde also“, wiederholte sie, „Was ihr nur alle ... an diesem Namen ... an diesem Namen habt.“
  
„Aber es ist doch nun mal passiert...
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„Sie ist [[Garetien:Ederlinde von Luring|Graf Dregos Schwester]]“, erwiderte er ihr, „Und ich verehre ihn. Noch immer.“ Bitterkeit schwang bei seinen letzten Worten mit. Ich horchte auf. Schon immer hatte Drego [[Garetien:Drego von Luring|diesen Mann]] verehrte, zu ihm aufgeschaut, doch inzwischen schien da noch etwas anderes zu sein.
  
Lleu seufzte schwer und erhob sich zum Abschied: „Ich werde morgen wieder kommen. Jandra ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea]] zu helfen. Ich verspreche es dir. Ich schwöre es, bei meiner [[Rondra-Kirche|Herrin]]. Doch es kann sein, dass das alles nichts nützt...“
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„Dass diese ... diese diebische Elster ...“, hob sie an und Dregos Miene verfinstere sich, „... das schafft, was ... dieses [[Garetien:Boriane von Altjachtern|dumme Weib]] ...“ Damit meinte sie Boriane, die sie ebenso wenig leiden konnte wie die Gattin Dregos. „... erst nach [[Garetien:Praiodane von Altjachtern|mehr]][[Garetien:Jermorane von Altjachtern|facher]] ... Schande ... geschafft hat.“ Fassungslos schüttelte sie fast unmerklich ihren Kopf. „Bei den ... Zwölfen!
  
„Du liebst sie immer noch, nicht wahr?“, sie schaute zu ihm auf.
+
„Ihr solltet nicht so über Boriane sprechen“, wies ich sie sanftmütig zurecht, nicht nur, dass sie meine Mutter war, sondern sie lag auch im Sterben, „Die Götter haben uns dieses Schicksal auferlegt. Es war nicht Borianes Entscheidung und erst recht keine Absicht.
  
„Was meinst Du?“
+
„Und da bist ... bist du dir ... sicher?“ Schwer sog die Sterbende die Luft ein. „Und Drego ...“ Erneut wandte sie sich an meinen Bruder. „Wo ... wo sind denn ... meine [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|En]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|kel]]? Warum sind sie ... nicht hier?“
  
Sie schluckte schwer: „Deine Bruder, so gern ich ihn auch hatte, geliebt habe ich ihn nie. Mein Herz, es gehörte immer nur Dir. Doch Du liebtest bereits eine andere. Eine Frau, mit der ich einfach nicht mithalten konnte. Sie steht so weit über uns allen, dass sie selbst für Dich unerreichbar ist und trotzdem tust Du alles um ihr nahe zu sein. Doch Du liebtest sie und Du liebst sie noch immer. Wie hätte ich da jemals einen Platz in Deinem Leben haben sollen?
+
„Die Kinder kennen dich doch überhaupt nicht, Mutter“, half ich nun doch meinem Bruder, „Und sind noch viel zu klein, um zu begreifen, was hier vor sich geht. Sie sind auf [[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]]. Dort, wo sie hingehören.“
  
„Mein Leben gehört meiner Herrin“, erwiderte er da und stellte sogleich klar: „Das war schon immer so und wird auch immer so sein.“
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„Hm“, machte sie da, ihre Augen fielen ihr langsam zu und ihr Kopf rollte zur von uns abgewandten Seite, „Hm.“
  
„Da bist du so kompromisslos wie Elerea. Das muss sie von ihrem Vater haben.
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Der Blick Dregos suchte meinen. Ich hielt noch immer die Hand unserer Mutter.
  
„Mein Bruder war nie so!
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„Ich kann nicht vergessen, was sie über ''Orknäschen'' gesagt hat“, wisperte er ernst, „Nicht einmal zu unserem Traviabund ist sie gekommen. Unsere Kinder hat sie nie besucht, dabei war ihr Weg genauso weit wie meiner. Sagt man nicht, dass der nahende Tod einem die eigenen Fehler vor Augen führt und man bereut?
  
„Ich weiß“, die Schack schaute ihn mit ihren verweinten Augen direkt an, „Nur Du warst immer so. Nur Du.“
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„So heißt es“, bestätigte ich, „Doch kein einziges Wort der Reue oder gar eine Entschuldigung wird je über ihre Lippen kommen. Falls du deswegen gekommen bist, Drego, dann bist du vergebens gekommen. Sie wird nicht um Verzeihung bitten. Bei keinem von uns. Bei den Unsterblichen ...“ Ich ließ meinen Blick schweifen. „... wird sie es jedoch gewiss tun. Sie ist eine göttergefällige Frau.“
  
= [[Unter Geiern — Briefspielreihe|Unter Geiern]] =
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Scharf sog er die Luft ein.
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Gefälscht|Gefälscht]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Firun 1044 BF'''
 
  
„Frau von Windfels“, fing [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] die Kämmerin auf dem Weg zum abendlichen Mahl ab, „Ich habe einige Dokumente, die Ihr Euch dringend anschauen solltet.“ Sie hielt ihrer Gegenüber einige Unterlagen entgegen. [[Garetien:Liliane von Windfels|Liliane von Windfels]] versuchte sie an sich zunehmen, die Vögtin ließ sie jedoch nicht gänzlich los.
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„Verzeih ihr“, bat ich ihn für sie, „Sie ist einfach nur ein Mensch. Ein fehlbarer Mensch. Eine Mutter, die im Sterben liegt und sich nicht mehr wünscht als, dass ihre Kinder an ihrer Seite sind, um sie bei ihrem letzten Atemzug zu begleiten.“ Ich nahm seine Hand und legte sie auf die unserer Mutter. Widerwillen stand in seinen Augen, in seiner gesamten Gestik und Mimik, doch er ließ es geschehen.
  
„Ich werde sie mir gleich morgen anschauen“, versicherte die Windfelderin ihr nickend und lächelte dabei freundlich.
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So verging die Nacht. Mal hielt er die Hand unserer Mutter, mal ich. [[Garetien:Moribert von Altjachtern|Moribert]] und Boriane und auch unser [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] schauten immer wieder vorbei. Es war still. Erstaunlich still. Niemanden war so recht nach reden. Abwechselnd dösten mein Bruder und ich. An richtigen Schlaf war nicht zu denken.
  
„Es ist dringend“, betonte die Vögtin und blickte ihre Gegenüber unnachgiebig an, „Duldet keinen Aufschub. Ich brauche Eure Expertise möglichst zeitnah. Am besten sofort. Ihr versteht?“
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Mutter erwacht nicht mehr. Zumindest nicht mehr richtig. Gelegentlich redete sie unverständliches, wirres Zeug. Mitten in der Nacht, draußen war es stockfinster, nur eine kleine Kerze spendete Licht, schreckte ich hoch. Ein scharfes Geräusch hatte mich geweckt. Ich blickte zu den beiden hinüber. Sah, wie meine Mutter Drego am Kragen gepackt hatte. Mit aller Kraft hielt sie ihn fest. Ihre Knöchel traten noch weißer hervor. Mit gestürzten Lippen blickte sie ihn streng an. Drego war wie erstarrt.
  
Die Kämmerin verstand nicht, das war der Vögtin klar, aber sie gab schließlich seufzend nach: „Wäre Euch sofort recht?
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Und mit unheimlicher, nahezu körperloser Stimme sprach sie: „''Kein Kind aus deinem Blut wird je den Baronsreif tragen, ohne dass sein junges Leben nicht sinnlos verlischt.''
  
„Gerne“, ein zufriedenes Lächeln legte sich über das Gesicht der Raukenfelserin, „Ich werde Euch begleiten. Ich möchte augenblicklich wissen, was Ihr davon haltet.
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Sie ließ ihn los. Sackte auf das Bett zurück. Und starb. Ein kalter Schauder jagte meinen Rücken hinab. Dregos und mein Blick trafen sich.
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{{Trenner Garetien}}
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== Bruder==
 
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<!--Zsfg: Drego und sein älterer Bruder sprechen sich aus.
Zusammen zogen sich die beiden Frauen in die Schreibstube zurück. Zu dieser Zeit hielt sich dort niemand außer ihnen auf, dennoch verriegelte die Vögtin die Tür. Sie wollte nicht gestört werden. Sicher war sicher. Unterdessen warf Liliane einen ersten, flüchtigen Blick auf die Dokumente, dann blickte sie einen Moment zu ihrer Gegenüber auf, ehe sie sich wieder mit den Unterlagen befasste, nur um dann erneut aufzublicken und zu erklären: „Das könnte ein längeres Unterfangen werden, ich muss das mit den Büchern abgleichen und das kann dauern, vielleicht sollten wir uns eine Kleinigkeit zu essen bringen lassen?“
 
 
 
{{Trenner Garetien}}
 
 
 
„Wie seid Ihr an diese Dokumente gekommen?“, wollte die Windfelserin in den frühen Morgenstunden wissen, nachdem sie sich mit der Vögtin zusammen die ganze Nacht parallel durch die Listen mit den Abgaben aus dem [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Junkertum Erlenfall]] in den Büchern der [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie Schwarztannen]] und den losen Dokumenten, die Auskunft über die Erträge des Junkergutes lieferten, gearbeitet und diverse Widersprüche gefunden hatte.
 
 
 
„Der Kammerherr“, erwiderte die Vögtin erschöpft und nippte an ihrem Becher Wein während sie ihrer gegenüber auch einen reichte, „[[Garetien:Iber von Radewitz|Iber von Radewitz]]. Er hat sie mir zukommen lassen.“
 
 
 
„Und woher... woher hat er sie?“
 
 
 
„Vom Pferd gefallen?“, schlug sie schulterzuckend vor, „Und um ehrlich zu sein, ist es mir auch gleichgültig. Ich will nur eines wissen: Glaubt Ihr da ist was dran?“
 
 
 
Die Windfelserin schluckte. Sie wirkte blass: „[[Garetien:Ardach von Windfels|Mein Bruder]] hat damit nichts zu tun.“
 
 
 
„Mit Verlaub, aber was Euer Bruder tut und lässt interessiert hier keinen. Er ist kein direkter Vasall des [[Garetien:Drego von Altjachtern|Barons]]. Von Interesse ist für mich allerdings das Treiben seines [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Lehnsherren]].“
 
 
 
Die Kämmerin nickte, obgleich sie noch nicht so recht erleichtert zu sein schien: „Ich weiß, was mein Bruder an Abgaben an seinen Lehnsherrn leistet. Zumindest ungefähr. Immerzu beschwert er sich über die horrenden Summen, die er an den Erlenfaller abtreten muss. Selbst wenn ich die Größenordnung, die er mir nannte, stets für etwas übertrieben hielt, schließlich weiß ich recht genau, welche Summe unter meinem [[Garetien:Sequin von Windfels|Vater]] an den Junker zu entrichten war, so spiegeln die Abgaben aus Erlenfall das keinesfalls wieder. Etwas scheint hier also nicht zu stimmen, obgleich ich sagen muss, dass das aus den Büchern der Baronie nicht so recht hervorgeht. Wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich werde es weiter prüfen. Es wird dauern.“ Sie schluckte. „Aber man sollte den Erlenfallern nichts unterstellen ohne sich wirklich sicher zu sein. Ohne wirkliche Beweise werden wir nichts ausrichten können. Sie sind einfach besser aufgestellt, haben Einfluss und Macht und nicht zuletzt sitzt der Junker selbst am Grafenhof. Abgesehen davon ist meine [[Garetien:Familie Windfels|Familie]] ihm verpflichtet...“
 
 
 
Trotz aller Bedenken, schien Yolande erfreut über diese Nachricht zu sein: „Das heißt, die Erlenfaller haben seit geraumer Zeit ihre Abgaben nicht korrekt entrichtet?“
 
 
 
„So sieht es aus.“
 
 
 
Die Vögtin lächelte zufrieden und murmelte wiederholt: „Sehr gut. Sehr gut.“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Schöne_Vorstellung|Schöne Vorstellung]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
 
 
 
„Aus [[Garetien:Junkertum Baringen|Baringen]] erwarten wir [[Garetien:Xerber von Cronenfurt|Xerber von Cronenfurt]], aus [[Garetien:Edlenherrschaft Weißenhain|Weißenhain]] [[Garetien:Irida von Nuzell|Irida von Nuzell]], aus [[Garetien:Herrschaftlich Esenfeld|Esenfeld]] [[Garetien:Rondrara von Treleneck|Rondrara von Treleneck]] und aus [[Garetien:Ritterherrschaft Doriant|Doriant]] [[Garetien:Hardane von Doriant|Hardane von Doriant]]. Sie alle haben bereits zugesagt. Letztere steht zwar im Traviabund, aber ihren [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gatten]] erwarten wir nicht, die älteste Tochter [[Garetien:Leodane von Doriant|Leodane]] ist am [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Grafenhof]], die jüngere Tochter [[Garetien:Wilmunde von Doriant|Wilmunde]] Knappin bei [[Garetien:Raulbrin Reto von Schwarztannen|Raulbrin von Schwarztannen]] und der Jüngste [[Garetien:Danos von Doriant|Danos]] ist Novize beim Praios-Tempel in [[Garetien:Stadt Hexenmühle|Hexenmühle]], da auch Hochwürden kommen wir, wird er gewiss auch den Knaben mitbringen.“ [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]] hielt einen Moment inne und betrachtete [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] aufmerksam. „[[Garetien:Franwin von Luring-Franfeld|Franwin von Luring-Franfeld]] wird nicht kommen, er weilt ja zumeist ohnehin in [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Gareth]]. Wann er seinen Lehenseid gegenüber dem Cronenfurter leistet, dass soll nicht Euer Problem sein. Ähnliches gilt für [[Garetien:Alderan von Nadoret|Alderan von Nadoret]], der hat allerdings ja bereits seinen Eid getan. Wir erwarten seinen Vogt einen gewissen...“ Sie schaute auf die Liste in ihren Händen. Sie kannte den Vogt nicht. Noch nicht. „... [[Garetien:Treubold vom Grauen Schild|Treubold vom Grauen Schild]]. Ein Koscher, so weit ich weiß.“
 
 
 
Etwas fragend blickte sie nun Drego von Altjachtern an, als der aber nicht anhob etwas zu sagen, fuhr sie fort: „Weiter erwarten wir aus [[Garetien:Herrschaft Rauthal|Rauthal]] [[Garetien:Rothar von Immenhort|Rothar von Immenhort]]. Seine älteste Tochter [[Garetien:Elene von Immenhort|Elene]] ist Eure Knappin...“ Wissend nickte nun der Altjachterner. „... die nächst jüngere, [[Garetien:Wippa von Immenhort|Wippa]], ist Knappin des [[Garetien:Albur von Nordingen|Nordingers]], der Jüngste [[Garetien:Perainfried von Immenhort|Perainfried]] ist im Peraine-Tempel in Schwarztannen Novize und auch wenn ihre alle Hochgeweihten eingeladen habt, so wird [[Garetien:Baldur von Immenhort|Hochwürden]] nicht kommen und daher der Knabe auch nicht.“ Und kurz rief sie dem Baron dann noch in Erinnerung: „Ihr habt die [[Garetien:Liliane von Windfels|Gattin des Rauthalers]] zu Eurer Kämmerin bestellt.“
 
 
 
Erneut nickte Baron Drego: „Frau von [[Garetien:Yolande von Pranteln|Raukenfels]] hat mir die Mitglieder meines [[Garetien:Hof des Barons von Schwarztannen|Hofes]] vorgeschlagen. Ich habe sie nur in ihr Amt berufen. So war es auch bei Euch.“
 
 
 
„Sie ist eine kluge Frau“, meinte die Heroldin da nickend. Sie hielt viel von der Vögtin. „Ihr tut gut daran auf ihren Rat zu hören und ich... ich jedenfalls war sehr froh um diese Anstellung.“
 
 
 
Etwas fragend blickte der Baron sie da nun an.
 
 
 
„Mein [[Garetien:Moribert von Dachshag|Gatte]] ist gegen Haffax gefallen“, fügte sie erklärend hinzu, „Vor Mendena.“
 
 
 
„Das... das tut mir leid“, erwiderte der Baron aufrichtig.
 
 
 
„Ja“, sie räusperte sich etwas verlegen, „Mir auch, Euer Hochgeboren, mir auch. Uns waren lediglich zwei Götterläufe vergönnt, viel zu wenig Zeit um zueinander zu finden. Mein Gatte konnte sich einfach nicht an mich gewöhnen. Er konnte nichts mit Fr...“ Da biss sie sich energisch auf die Lippen. Sie hatte bereits zu viel gesagt. Viel zu viel. „Verzeiht“, bat sie mit brennenden Wangen, „Das gehört hier nun wirklich nicht her.“
 
 
 
„Schon gut“, meint Drego von Altjachtern da und winkte ab, „Ein jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Nicht alles davon ist erfreulich.“
 
 
 
„Ja“, versuchte sich Valaria zusammenzureißen. Die Erinnerung an ihren Gatten schmerzte. Vor allem schmerzte jedoch die Tatsache, dass all ihre Versuch ihm zu gefallen stets vergeblich gewesen waren. Er hatte mehr Interesse an dem Stallburschen gezeigt als an ihr. Obgleich – das musste sie ihm zugestehen – er immer nett und zuvorkommend zu ihr gewesen war. Er war kein schlechter Mensch gewesen, er hatte sie einfach nur nicht lieben können, aber sie hatte ihn ja auch nicht wirklich geliebt. „Ich hätte immer gerne aus Liebe den Traviabund geschlossen“, gestand sie sich und auch dem Baron da ein, „Ich beneide Euch daher sehr. Ihr habt mit der [[Garetien:Ailsa ni Rian|Frau]] den Traviabund geschlossen, die ihr liebt und das ihr sie liebt, das sieht man Euch an. Wie Ihr sie anseht!“ Sie seufzte sehnsuchtsvoll. „Er hat mich nie so angesehen...“
 
 
 
„Die Götter haben es gut mit mir gemeint“, erwiderte er und in seinen Blick trat einen Moment jener Ausdruck, der dort immer stand wenn er seine Liebste oder aber seine [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|der]] sah, dann verschwand er jedoch recht schnell wieder, „Auch wenn die derzeitigen Umstände mein Glück überschatten.“
 
 
 
„Doch Ihr habt es gefunden“, erwiderte sie ihm da.
 
 
 
„Oder... oder es hat mich gefunden. Und vielleicht wartet das Eure nur schon auf Euch. Vielleicht habt Ihr es einfach noch nicht gesehen. Manchmal muss man einfach nur die Augen öffnen um zu sehen, was schon lange da war...“
 
 
 
„Eine schöne Vorstellung. Ja, eine schöne Vorstellung.“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Aus_Erlenfall_nichts_Gutes|Aus Erlenfall nichts Gutes]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
 
 
 
„Und aus [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Erlenfall]]?“, wollte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] wissen.
 
 
 
[[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]] schüttelte den Kopf: „Bisher keine Nachricht. Und um ehrlich zu sein, erwarte ich auch keine.“ Einen Augenblick hielt sie inne. „[[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Emmeran von Erlenfall]] hält sich ohnehin so gut wie nie in seinem Junkertum auf. Aufgrund seines Amtes als Landrichter der [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Grafschaft Reichsforst]] ist er zumeist am [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Grafenhof]] anzutreffen.“
 
 
 
„Ich weiß. Ich bin ihm dort begegnet“, er holte Atem, „Eine... hm... unangenehme Person.“
 
 
 
Die Hofheroldin seufzte: „Das stimmt bedauerlicherweise. Sein Bruder – [[Garetien:Edelbrecht von Erlenfall|Edelbrecht von Erlenfall]] – ist auch nicht sonderlich angenehmer.“
 
 
 
„Ihr kennt Ihn?“
 
 
 
„Das zu behaupten wäre gewiss maßlos übertrieben“, stellte sie kopfschüttelnd klar, „Ich habe ihn ein paar Mal getroffen als ich meine Schwiegermutter, [[Garetien:Kordara von Dachshag|Kordara von Dachshag]], nach Rallingstein begleitet habe.“
 
 
 
„[[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingstein]]?“
 
 
 
Nun nickte die Wiesenthalerin: „Ein durchaus beeindruckendes Bauwerk, mein letzter Besuch dort liegt allerdings schon geraume Zeit zurück. Inzwischen halte ich es durchaus für möglich, dass die Burg nahezu fertig gestellt sein dürfte, wobei...“
 
 
 
Fragend blickte der Baron die Hofheroldin an: „Wobei?“
 
 
 
Sie schluckte und blickte den Altjachterner einen Moment lang intensiv an, ehe sie ihren Blick abwandte: „Ich habe keinerlei Ahnung, was das Junkertum Erlenfall so abwirft, aber Kordara... ja... also Kordara hat immer mal wieder daran gezweifelt, ob das alles mit so ganz rechten Dingen zugeht.“ Sein fragender Blick lastete weiter auf ihr. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber deutlich genug spüren. „Die [[Garetien:Herrschaft Windfels|Herrschaft Windfels]] ist wohl recht ertragreich. Es gibt dort ein Gradierwerk. Doch eine Burg – noch dazu innerhalb dieser Zeit – nahezu vollständig und in dieser Größe zu errichten, setzt ein gewisses Maß an finanziellem Spielraum voraus und Kordara hat immer an dessen Umfang gezweifelt. Sie hat es mir auch einst vorgerechnet oder viel mehr im Kopf überschlagen, aber Zahlen sind nicht so meins, Menschen allerdings schon.“
 
 
 
„Deswegen seit Ihr ja auch Heroldin“, meinte der Baron da nur, „Ihr habt also den Verdacht, dass etwas mit den Abgaben nicht stimmen könnte?“
 
 
 
Sie sog scharf die Luft ein und zuckte etwas verlegen mit den Schultern.
 
 
 
„Vielleicht sollte ich die [[Garetien:Liliane von Windfels|Kämmerin]] mal besser auf die Bücher ansetzten. Vielleicht gibt es dort ja tatsächlich Unregelmäßigkeiten...“
 
 
 
„Macht euch nicht zu viele Hoffnungen“, wiegelte Valaria da ab, „Falls und ich betone das noch einmal falls wirklich bei Abgaben oder ähnlichem betrogen worden sein sollte, wird das so gehandhabt worden sein, dass es schwer oder vielleicht sogar gar nicht nachzuweisen sein wird.“ Dann wechselte sie eilig das Thema. „Um zum Junker von Erlenfall zurückzukehren. Es ist nicht zu erwarten, dass er kommen wird. Er wird auch keinen Stellvertreter schicken. Bisher gab es keinerlei Nachricht aus Erlenfall. Im Übrigen habe ich dem Junker auch eine Einladung zum Grafenhof geschickt, damit er nicht behaupten kann, er hätte keine erhalten.“ Drego von Altjachtern nickte. „So weit ich von Kordara weiß, hat auch sie noch nichts von ihrem Lehensherrn gehört und unabhängig davon, wird sie so oder so nicht erscheinen. Zum einen, weil sie sich ein Zerwürfnis mit den Erlenfallern nicht leisten kann und zum anderen muss sie immerzu ein Augen auf ihren alten [[Garetien:Ulfried von Rosshagen|Vater]] haben. Sein Geist ist sehr gebrechlich geworden. Früher konnte man ihn noch gelegentlich – an guten Tagen – alleine lassen, doch inzwischen ist das kaum noch möglich. Er vergisst die Zeit, fühlt sich in frühere Epochen seines Leben zurückversetzt, weiß nicht mehr, dass [[Garetien:Nella von Dachshag|Frau]] und [[Garetien:Moribert von Dachshag|Enkel]] schon lange tot sind. Während der Fehde ist es schlimmer geworden, doch da war ich noch in [[Garetien:Herrschaft Radenstein|Radenstein]] und konnte ihn beschwichtigen, nun muss Kordara das alleine bewerkstelligen.“
 
 
 
Der Baron nickte verständnisvoll.
 
 
 
„Wisst Ihr was man in Schwarztannen sagt?“, wollte sie da von ihm wissen und ließ ihm keine Zeit für eine Antwort: „Aus Erlenfall kommt nichts Gutes.“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Alles_hat_seinen_Preis|Alles hat seinen Preis]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
 
 
 
„Ihr solltet Euch gut Eure nächsten Schritte überlegen“, riet [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]] dem Baron und wirkte dabei äußerst ernst.
 
 
 
„Ich... ich... ich verstehe nicht ganz“, erwiderte er ihr verunsichert.
 
 
 
„Es ist nicht davon auszugehen, dass der [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Junker von Erlenfall]] Euch gegenüber den Lehenseid ablegen wird. Er wird gewiss auch keinen Stellvertreter schicken um das zu tun. Es wird keinen Lehenseid von der [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie Erlenfall]] Euch gegenüber geben.“
 
 
 
„Sie werden aber einen leisten müssen.“
 
 
 
„Müssten sie“, stimmte sie ihm da zu, „Aber was, wenn sie es nicht tun?“
 
 
 
„Warum sollten sie?“
 
 
 
„Weil sie wohl der Meinung ist, dass der Baronstitel ihnen gebührt. Warum sollte der Junker den Lehenseid schwören, wenn er doch der Meinung ist, er sei der rechtmäßige Baron? Einen Eid gegenüber sich selbst abzulegen, macht nicht wirklich viel Sinn.“
 
 
 
„Er ist aber nicht der Baron.“
 
 
 
„Und da liegt genau das Problem“, meinte die Hofheroldin, „Im festen Glauben, ihnen stünde der Baronsreif zu, werden sie es darauf ankommen lassen. Die Frage, die Ihr Euch also stellen müsst ist Folgende: Was werdet Ihr tun? Zwingen werdet Ihr Emmeran von Erlenfall kaum können. Die Familie Erlenfall ist zu mächtig und zu einflussreich, noch dazu sitzt er selbst zu dicht am [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]] – ein Umstand der noch mehr Fragen darüber aufwirft, warum er Euch den Baronsreif aufsetzte, aber nicht seinem Landrichter – und Ihr seid inzwischen zu weit von Eurem Weggefährten entfernt.“
 
 
 
„Was ich zutiefst bedauere“, merkt er betrübt an, „Gerade jetzt bräuchte er einen wahren Freund an seiner Seite.“
 
 
 
„Einen guten Freund kann ein jeder von uns zu jeder Zeit gebrauchen“, griff sie seine Worte auf, „Ihr habt hier viele Freunde. Nutzt diese. Denn klar ist: Ihr dürft Euch das nicht gefallen lassen. Der Lehenseid MUSS geleistet werden! Ihr werde also etwas unternehmen müssen. Die Frage ist allerdings, was genau das sein wird. In wie weit ihr auf Euren Freund, den Grafen, zurückgreifen könnt, das werdet Ihr wohl selbst am besten wissen.“
 
 
 
„Vermutlich wird das genauso laufen, wie die ganze Angelegenheit mit den Waldsteinern“, vermutete er betrübt, „Ich werde das selbst regeln müssen. Mehr als warme Worte werde ich von ihm auch dieses Mal nicht bekommen.“ Über diesen Umstand schien er aufrichtig betrübt zu sein.
 
 
 
„Die Zeiten sind gerade schwierig und noch schwerer sind die damit verbundenen Entscheidungen, Hochgeboren“, stimmte ihm die Hofheroldin zu.
 
 
 
„Mit den Waldsteinern werden wir auch nicht so recht einig“, fügte der Baron schulterzuckend hinzu. Dass [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] versucht hatte auch über den temporären Abzug der Waldsteiner hinaus einen Frieden oder ähnliches zu verhandeln, das war am Hof bekannt. Vermutlich ebenso bekannt war inzwischen aber auch, dass man sich wohl nicht so recht einig geworden war – zumindest nahm man das an, genaues wussten wohl nur sehr wenige, darunter waren jedoch gewiss die Vögtin [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] und die Hofkaplanin [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]]. „Ist ein Friede um jeden Preis es denn überhaupt wert?“, wollte der Altjachterner da von der Wiesenthalerin wissen.
 
 
 
Valaria dachte einen Moment nach, schluckte und erwiderte schließlich: „Auch Frieden hat seinen Preis, Hochgeboren.“
 
 
 
„Auch wenn dieser Verrat heißt?“
 
 
 
„Ich fürchte“, meinte sie da und wog ihren Kopf etwas unruhig von der einen zur anderen Seite und wieder zurück, „Auch das, Hochgeboren. Auch das.“
 
 
 
Einen Moment schwiegen sie sich an.
 
 
 
„Eure [[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|Schwester]] und Euer [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] werden kommen und auch die [[kos:Darian von Trottweiher|Eltern]] [[kos:Rianod ni Rían|Eurer]] Gattin werden aus dem Kosch anreisen. Was Eure [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]] jedoch betrifft hat sie ihre Meinung über eure Liebst bisher bedauerlicherweise nicht geändert, obgleich sie von Euch zu erwarten scheint, dass Ihr sie mit Euren beiden [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|dern]] aufsucht, von Eurer [[Garetien:Ailsa ni Rian|Gattin]] war allerdings nicht die Rede...“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Traurige_Kunde|Traurige Kunde]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], 6. Tsa 1044 BF'''
 
 
 
[[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun von Erlenfall]] blickte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] fragend an. Zur seiner Linken stand seine Hofkaplanin, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]]. Sonst befand sich niemand im Raum. Nicht einmal seine Knappen. Augenblicklich fühlte sich die Erlenfallerin unwohl.
 
 
 
„Setzten wir uns doch“, der Altjachterner deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. Die Ritter setzten sich. Lindegard Tempeltreu reichte beiden einen Becher Wein, blieb jedoch stehen, obgleich es noch einen freien Stuhl neben dem Baron gab. Ihr Blick glitt immer wieder zum Fenster in den Innenhof.
 
 
 
„Obgleich Eure [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] mit mir im Zwist liegt, bin ich sehr froh, dass das auf unser Verhältnis nicht zutrifft“, hob der Baron an.
 
 
 
Die Erlenfallerin nickte bestätigend und nippte an ihrem Becher Wein um nichts sagen zu müssen.
 
 
 
„Die ganze Situation bereitet mir natürlich trotzdem Sorgen“, fuhr er fort, „Euer [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Oheim]] hat noch immer seinen Lehenseid nicht geleistet. Er hat auch niemanden anderen an seiner statt geschickt.“ Nun zuckte er sichtlich hilflos mit den Schultern. Wieder einmal stellte die junge Ritterin fest, dass Drego von Altjachtern dem Baronsreif nicht wirklich gewachsen schien und wären da nicht die [[Garetien:Yolande von Pranteln|Raukenfelserin]] und all die anderen Mitglieder seinen [[Garetien:Hof des Barons von Schwarztannen|Hofes]], wäre ihm der Baronsreif gewiss schon längst abhanden gekommen – vielleicht sogar mit seinem Kopf. „Und dann auch noch die Fehde mit den [[Garetien:Familie Pfortenstein|Pfortensteinern]].“
 
 
 
„Die aber nichts mit Euch zu tun hat, Hochgeboren“, meinte Eylrun da, „Und auch nichts mit mir. Zumindest nicht direkt.“
 
 
 
Nun nickte Baron Drego nachdenklich.
 
 
 
„Ich war die meiste Zeit meines Lebens hier auf Burg Scharfenstein. Zuerst war ich bei Baron [[Garetien:Raulfried Haltreu von Schwarztannen|Raulfried]] Pagin, später seine Knappin, nach seinem Tod in der Fehde wurde ich zu Eurer Knappin und kurz darauf habe ich von Euch meinen Ritterschlag erhalten. Bei meiner Familie war ich in all den Götterläufen nicht sonderlich häufig. Ich weiß daher recht wenig von den Dingen, die da vor sich gehen. Ich kann euch also weder etwas zur Fehde sagen, noch zu den Gründen, warum noch immer der Lehenseid meines Oheims Euch gegenüber aussteht.“ Die letzte Aussage entsprach nicht ganz der Wahrheit. Zwar konnte sie nicht ganz sicher sein, doch sie hatte einen Verdacht. Ihre Familie beanspruchte seit jeher den Baronsreif Schwarztannens. Immer wieder hatten sie auch versucht ihn zu erlangen. Einer dieser Versuche hatte darin geendet, dass sie als Pagin nach Scharfenstein gebracht worden war – als Pfand. Damals hatte ihre Familie im Schatten der Erbstreitigkeiten der [[Garetien:Familie Schwarztannen|Familie Schwarztannen]] versucht sich den Baronsreif zu sichern. Geglückt war das nicht. Und um sicher zu stellen, dass ihre Familie dem neuen Baron und Intimfeind der ganzen Familie nicht in den Rücken fiel, hatte man sie 1029 BF nach Scharfenstein gebracht. Seit dem war nichts mehr geschehen oder viel mehr hatte niemand von einem erneuten Versuch den Baronsreif zu erlangen erfahren. Bis die Fehde gekommen war. Sie hatte vieles verändert und sehr wahrscheinlich sah ihr Oheim nun die Zeit gekommen erneut nach dem Baronsreif zu greifen. Und irgendwie konnte sie das auch verstehen. Baron Drego schien seiner neuen Aufgabe nicht wirklich gewachsen. Vermutlich war dies der Grund, warum der Lehenseid noch ausstand und warum das auch in absehbarer Zeit so bleiben würde.
 
 
 
„Aber deswegen habt Ihr mich doch nicht rufen lassen, nicht wahr?“
 
 
 
Baron Drego senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf und bestätigte „Nein.“ Plötzlich wirkte er merkwürdig blass.
 
 
 
„Warum denn dann?“
 
 
 
Er schluckte, hob seinen Blick und wollte gerade anheben etwas zu sagen, da verkündete Lindegard: „Sie kommt gerade. Wartet einen Moment, Hochgeboren. Es ist besser, wenn [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] mit ihr spricht.“
 
 
 
„Per... ?“, die Worte blieben Eylrun im Halse stecken, „Worüber soll Perainidane mit mir sprechen?“ Die Ritterin blickt vom Baron zu dessen Hofkaplanin. Diese wirkte plötzlich seltsam angespannt.
 
 
 
„Was ist geschehen?“, wollte die Erlenfallerin von der Geweihten wissen.
 
 
 
Lindegard schluckte: „Eure Familie war in eine Auseinandersetzung verwickelt.“
 
 
 
„Im Rahmen der Fehde mit den Pfortensteinern?“
 
 
 
Ein kurzes Nicken.
 
 
 
„Gibt es Gefangene? Lösegeldforderungen?“
 
 
 
Kopfschütteln.
 
 
 
„Tote?“, nun klang ihre Stimme nicht mehr wie ihre eigene.
 
 
 
Sowohl der Baron als auch seine Hofkaplanin schwiegen. Sie tauschten vielsagende Blicke aus.
 
 
 
„Wer?“, Eylruns Stimme klang noch fremder als zuvor.
 
 
 
„Es tut mir sehr leid“, rang sich schließlich die Hofkaplanin durch, „Es ist Euer [[Garetien:Edelbrecht von Erlenfall|Vater]].“
 
 
 
Ungläubig blickte die Ritterin drein.
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Tsafeierlichkeiten|Tsafeierlichkeiten]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
 
 
 
„War es nicht ein schönes Fest?“, säuselte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] seiner Gattin liebestrunken ins Ohr. Die beiden hatten sich in den frühen Morgenstunden zurückgezogen, nachdem die meisten anderen Feiernden bereits zu Bett gegangen waren und bei den verbliebenen war anzunehmen, dass sie das auch bald tun würden.
 
  
„Das war es“, stimmte ihm [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]] da nickend zu und versuchte sich ihren Gatten vom Leib zu halten. Unruhig schaute sie sich im Licht des anbrechenden Morgens um: „Wo bleiben den [[Garetien:Lorine von Boltansroden|Lorine]] und [[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|Jast]]?“
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[[Garetien:Gut Jachtern|Gut Jachtern]], Rahja 1046 BF
  
„Ich habe sie zu Bett geschickt“, erwiderte der Altjachterner und ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen, „Dass mit dem Ausziehen bekommen wir auch ohne die beiden hin...
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Der Tod unserer [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]] setzte uns allen zu. Wir lagen uns weinend in den Armen und hielten uns aneinander fest. Auch [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] war da. Selbst er weinte. Und so fühlten sich selbst meine Tränen nicht falsch an, dabei konnte ich mich nicht einmal daran erinnern, wann ich das letzte Mal geweint hatte.
  
Die Reichsritterin verdrehte die Augen und erklärte: „Es war ein langer Tag. Ich bin müde, Drego. Wirklich müde.
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Nachdem wir alle am Bett versammelt waren, bat ich den [[Boron-Kirche|Schweigsamen]] um Geleit für unsere Mutter. So wie sie es sich gewünscht hatte. Danach bracht [[Garetien:Boriane von Altjachtern|Boriane]] Haselnussbrand. Warm und weich rann er meine Kehle hinab und vertrieb das Gefühl der Enge in meiner Brust – vorerst zumindest. Vater öffnete die Fenster. Kühle, feuchte Luft der Efferdnacht drang zu uns hinein.
  
„Ach, Orknäschen“, raunte er ihr da zu, „Jetzt hab dich doch nicht so.“
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„Die Mädchen“, hob die neue Hausherrin an, „werden bittere Tränen um ihre Großmutter weinen.“
  
„Drego“, sie schob ihn demonstrativ von sich weg, „Ich bin wirklich müde. Ich will einfach nur schlafen.
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[[Garetien:Moribert von Altjachtern|Moribert]] nickte bestätigend. Er war ganz blass.
  
Einen Moment schien er von ihrer konsequenten Weigerung irritiert, dann jedoch hob er erneut an: „Die Geburt unserer [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|der]] liegt doch jetzt schon zwei Monde zurück...
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„Sie haben sie so sehr geliebt“, fügte Boriane noch hinzu und rieb sich schniefend über die Augen. Selbst sie, für die Mutter nie auch nur ein einziges freundliches Wort übrig gehabt hatte, war von Trauer und Schmerz erfüllt. Liebevoll legte sie ihren Arm um Moribert und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. So vertraut mit meinem Bruder hatte ich sie noch nie gesehen. „Vielleicht sollten wir eine Kleinigkeit essen“, schlug die Scheupelburgerin vor, „Es war eine lange Nacht und bis zum Morgengrauen wird auch noch die ein oder andere Stunde vergehen.“ Erneut hauchte sie meinem Bruder einen Kuss auf die Wange, strich ihm nachdenklich über sein Kinn und verschwand. Die Tür ließ sie offen. Wenig darauf konnte man Geklapper und leises Summen aus der Küche hören. Sie hätte auch die Magd wecken können ...
  
Sie wandte sich ab. Diese Diskussion hatten sie die letzte Zeit des öfteren geführt.
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„Weißt du eigentlich“, hob da Moribert an und schaute zu dem noch immer sehr blassen Drego hinüber, „wie sehr ich dich beneide, [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]]? Du hast es weiter gebracht als jeder einzelne von uns.
  
„Und du hast dich doch gut erholt, oder nicht?
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Drego blickte nur zwischen mir und Moribert umher, dann zuckte er mit den Schultern und entgegnete: „Eine Fügung des [[Phex-Kirche|Herrn Phex]], denn mehr als mein Name war es nicht, der den [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]] dazu veranlasst hat, mich mit [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] zu belehnen. Vielleicht dachte auch so mancher bei Hofe, mit mir sei ein leichtes Spiel zu treiben. Gegen die [[Garetien:Grafschaft Waldstein|Waldsteiner]] stand ich alleine.“ Sein Blick schweifte zu mir. „Bis zum heutigen Tag haben sie es nicht mehr gewagt, anzugreifen.“ Er wusste genauso gut wie ich, dass die Angelegenheit nicht so einfach war, aber ich widersprach ihm nicht. „Diese Prüfung der Götter, denn etwas anderes war es nicht, habe ich bestanden.“ Langsam, aber überdeutlich nickte er. „Ich habe mich bewährt und deutlich gemacht, dass man mich ernst nehmen muss – auch wenn das noch nicht jeder wahrhaben will.
  
Nun seufzte die Reichsritterin schwer: „Ich bin wirklich müde, Drego. Entsetzlich müde. Lass mich jetzt also in Ruhe. Ich will schlafen.“
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Moribert nickte.
  
Drego konnte das einfach nicht verstehen: „Aber... aber Orknäschen! Was ist denn mit dir?Er hielt einen Moment inne. „Ich... ich vermisse dich doch so sehr. Vermisst du mich denn nicht auch?
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„Glaube mir, an vielen Tagen wünsche ich mir, ich hätte mich nie in diese Fehde gestürzt. Die Waldsteiner haben mich angegriffen und auch wenn sie sich bis jetzt ruhig verhalten, so konnte bisher einfach keine endgültige Einigung erzielt werden – auch bis zum heutigen Tag nicht. Sie verhalten sich ruhig, aber wie lange noch?“ Fragend schaute er uns an. „Nach den Waldsteinern waren da die [[Garetien:Familie Erlenfall|Erlenfaller]]. Sie trachtete nach meinem Baronsreif und dabei war es ihnen vollkommen gleichgültig, ob sie ihn mit oder ohne meinen Kopf in Händen hielten. Mein [[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] hätte diesen Irrsinn fast mit ihrem Leben bezahlt. Und meine [[Garetien:Ederlinde Etilia von Altjachtern|jüngste Tochter]] ...Seine Stimme brach. Betreten schaute er drein. Ich sah ihm deutlich an, dass er kurz davor gestanden hatte, etwa zu offenbaren, worüber er besser geschwiegen hätte. „Oft denke ich darüber nach, wie alles gekommen wären, wenn ich mit ihr einfach in ihre Heimat gegangen wäre ...“
  
Der Rían lag die Wahrheit auf der Zunge, doch sie wagte nicht sie auszusprechen. Wie hätte sie auch dem Mann, der sie auf der tiefe seines Herzens liebte erklären sollen, dass sie einfach nichts für ihn empfinden konnte. Ja, er war der Vater ihrer Kinder. Doch mehr war er nicht.
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„Aber du bist dein eigener Herr“, erwiderte ihm Moribert, „Ich habe, solange ich denken kann, unter dem Zorn und der Wut unserer Mutter gelitten. Von Boriane und unseren [[Garetien:Ederlinde von Altjachtern|Kindern]] ganz zu schweigen. Du konntest dich mit deiner Gattin in Schwarztannen verstecken, aber für uns hat es nie ein Entkommen gegeben.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Unsere [[Garetien:Praiodane von Altjachtern|Erstgeborene]] hat Mutter ausbrennen lassen, weil sie Magie für Madas Fluch hielt. Alle habt ihr nur zugesehen, aber keiner hat unsere Mädchen beigestanden. Unsere [[Garetien:Jermorane von Altjachtern|Zweitgeborene]] wurde an den Namenlosen Tagen geboren und Mutter hat verfügt, sie in die Obhut ihres [[Garetien:Firunian von Altjachtern|Oheim]] im [[Garetien:Ritterherrschaft Gnadenthal|Hüter des Gnadenthals]] zu geben. Wieder habt ihr alle nur zugesehen, aber keiner hat etwas unternommen. Wenig vor ihrem Tod hat sie Jemorane dorthin bringen lassen, obwohl sie noch viel zu jung war, als habe sie geahnt, dass wir das nie ohne sie getan hätten. Unsere [[Garetien:Alrike Herdane von Altjachtern|Drittgeborene]] soll an den Grafenhof ...
  
„Ich bin auch ganz vorsichtig..., versprach er.
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„Tu das nicht!“, entfuhr es Drego entschieden. Energisch schüttelte er den Kopf. „Das ist kein guter Ort. Glaub mir. Bei all dem, was dir von Mutter angetan wurde, das ist kein guter Ort für deine Tochter. Wirklich nicht.
  
Ailsa resignierte: „Ich schlafe heute wohl besser bei meiner [[Garetien:Scanlail ni Rian|Schwester]].
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„Was willst du damit sagen?“, wollte ich da nun wissen, „Du bringst schwere Anschuldigungen vor! Ich hoffe, du hast dir deine Worte wohlüberlegt!
  
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Hausarrest|Hausarrest]] ==
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[[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|Gerlinde]]“, hob er da an, „Mir ist klar, was ich da sage und ich habe gute Gründe, warum ich es sage. Doch kann ich nichts Genaueres sagen. Ihr müsst mir vertrauen. Bei allem, was passiert ist, ist mir doch eines klar geworden: Meine Familie ist das Wichtigste für mich. Ich würde sie in Gefahr bringen. Ich würde euch in Gefahr bringen. Jeder, der mehr weiß, ist in Gefahr. Und außerdem ...“ Er musterte mich eindringlich. „... dürftest du darüber nicht einfach hinwegsehen, Gerlinde.“
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Mitte Phex 1044 BF'''
 
  
„Was ist denn nun schon wieder los?“, [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rían]] blickte verwundert zu ihrem Oheim hinüber, der gerade mit der gesamten [[Garetien:Krähengarde|Schwarztannener Garde]] in den Innenhof Burg Scharfensteins getreten war. Die Ritterin wandte sich an [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] und forderte sie ihn ihrem gewohnheitsmäßigem harschen Tonfall auf: „Wirf mal ein Auge auf diesen Sack Flöhe.“ Die Erlenfallerin nickte und wandte sich den im Innenhof trainierenden Knappen zu.
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„Dann muss ich es erst recht erfahren“, energisch nickte ich, „Also sprich, Bruder, sprich.“
  
„Was gibt es [[Garetien:Llyr ui Rian|Oheim]]?“, wollte die Rían wissen während sie über den Hof auf den Hauptmann der Garde zuschritt. Der Angesprochene antwortet ihr jedoch nicht, blickte nicht einmal zu ihr hinüber, wortlos schritt er einfach an ihr vorbei. Eilein blieb verdutzt stehen und blickte ihm hinterher: „Was geht hier vor sich?
+
Doch Drego schüttelte seinen Kopf: „Nein, nein und noch einmal nein. Und ganz gleich wie sehr du mir zusetzt, ich werde nicht reden. Mehr als einen Verdacht habe ich nicht, Gerlinde. Einen begründeten Verdacht, aber ...“ Er hielt inne. Ich straffte mich und schenkte ihm einen scharfen Blick. „... das reicht nicht. Mir ist das klar. Außerdem ist das nicht deine Angelegenheit. Das ist eine Angelegenheit des Reichsforstes und nicht einer der Waldsteiner.
  
Unbeirrt führte der Ritter jedoch seinen Weg fort und seine Frauen und Männer folgte ihm auf dem Fuße. „Frau von Erlenfall“, dröhnte schließlich die Stimme Llyr ui Ríans über den Hof hinweg. Die Knappen hielten inne. Eylrun wandte sich um und blickte den Hauptmann mit großen Augen an. Eilein lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. Irgendetwas ging hier vor sich. Etwas durch und durch... Unschönes.
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„Ich diene der Himmlichen Leuin und ...
  
„Ich muss Euch bitten, mit mir zu kommen“, kam der Rían gleich zum Punkt als er vor Eylrun stand und noch im selben Augenblick wurde die junge Ritterin von seinen Leuten umringt. Grimmig blickten sie sie an.
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„Ja, Gerlinde“, erwiderte er mir da, „Mutter wurde nie müde das zu betonen. Niemals.
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„Gibt es ein Problem?“, wollte nun die Erlenfallerin wissen und schluckte sichtlich schwer.
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== Nichte ==
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<!--Zsfg: Alrike Herdane wird Pagin bei ihrem Oheim, Baron Drego.
  
„In der Tat“, meinte der Ritter da trocken, „Passender hätte ich es nicht formulieren können.“
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[[Garetien:Gut Jachtern|Gut Jachtern]], Rahja 1046 BF
  
„Und wie kann ich Euch helfen?“
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[[Garetien:Alrike Herdane von Altjachtern|Alrike Herdane]] und ihre kleine Schwester [[Garetien:Ederlinde von Altjachtern|Ederlinde]] weinten unablässig. Träne um Träne kullerte von den Wangen der beiden Mädchen hinab, als wir [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]] auf dem Boronanger beisetzte. Ich sprach den Grabsegen, so wie es ihr Wunsch gewesen war. Die Praiosscheibe stand am wolkenfreien Horizont. Dieser Tag war schön. Viel zu schön.
  
Eilein ni Rían überquerte schnellen Schrittes den Hof und trat zu jener Knappin, die inzwischen zwar ihren Ritterschlag von [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] erhalten hatte, für die sie sich nach den Götterläufen der von ihr überwachten Übungen noch immer auf eine seltsame Art und Weise verantwortlich fühlte. Mit harscher Stimmer verlangte sie zu wissen: „Oheim, was geht hier vor sich?“
+
Noch am selben Tag brach ich mit meinem Bruder gen [[Garetien:Burg Scharfenstein|Scharfenstein]] auf. Die drittgeborene Tochter unseres ältesten Bruders, Alrike Herdane, ritt mit uns. Ohne eine Regung war sie auf Anweisung ihres Vaters mitgekommen. [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]] hatte ihm versichert, dass [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] es ihm sicher nicht übel nähme, wenn er seine Tochter erst einmal zu seinem Bruder an den Hof gäbe. Noch sei das Mädchen jung, hatte er erklärt, noch könne man gut begründen, dass es besser für sie war innerhalb der Familie Pagin zu sein. Drego war ungewöhnlich unbeugsam gewesen und von einer noch ungewöhnlicheren Entschlossenheit erfüllt. [[Garetien:Moribert von Altjachtern|Moribert]] widersprach nicht. Er war gewohnt, zu folgen. [[Garetien:Boriane von Altjachtern|Boriane]] hatte bitterlich geweint, ihre Tochter geherzt und geküsst. Alrika Herdane war teilnahmslos geblieben.
  
Erneut gab er seiner Nichte keine Antwort auf ihre Frage, stattdessen strafte er sie mit einem vielsagenden Blick. Die Knappen hielten alle regelrecht den Atem an und betrachtete mit einer Mischung aus Neugierde und Entsetzten die Szene, die sich da gerade vor ihnen abspielte.
+
„Ganz sicher wird es dir in Scharfenstein gefallen“, erklärte mein Bruder unsere Nichte auf dem Weg nach Scharfenstein, „Es gibt dort viele Kinder, darunter auch meine Pagen. Außerdem natürlich meine eigenen Kinder: Du wirst [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Drego]], [[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|Lechmin]] und [[Garetien:Ederlinde Etilia von Altjachtern|Ederlinde]] kennenlernen. Und mein ''[[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]]''.“ Er seufzte. „Meine Frau.
  
„Frau von Erlenfall“, hob der Ritter erneut an, „Mit sofortiger Wirkung seid ihr fortan unter Hausarrest gestellt.
+
„Die diebische Elster?“, entfuhr es dem Kind da.
  
„Wie bitte?“, entfuhr es Eilein ni Rían da verständnislos, noch bevor die Betroffene überhaupt etwas sagen konnte, „Was genau wirft man ihr denn vor?“
+
Dregos Miene verfinsterte sich: „Das ist deine Großmutter, die da aus dir spricht.“ Er hielt inne. „Niemand, der mein ''Orknäschen'' kennt, kann so über sie reden. Gar niemand. Auch du wirst so nie wieder von ihr reden. Nie! Hast du das verstanden?“
  
„Ihr könnt Euch nun entscheiden: Folgt Ihr dieser Anweisung freiwillig oder werden ich Euch dazu zwingen müssen?“
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Betreten blickte das Mädchen zu Boden und nickte.
  
Eylrun suchte hilfesuchend den Blick der Rían und fand ihn doch nicht. Der Hauptmann unterdessen wertete das als Weigerung...
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„Anstatt die Worte einer alten Frau nachzuplappern, solltest du dir lieber selbst ein Bild machen. Irgendwann wirst du begreifen, wessen Worten zu trauen ist und wessen nicht.“ Er hielt inne. „Aufrichtige und Ehrbare sind selten.
 +
-->
  
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Und_die_Kinder|Und die Kinder?]] ==
+
= Fische im Netz =
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Ende Phex 1044 BF'''
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== Bedenkzeit ==
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[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]]
  
„Nein, [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]]“, wurde [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]] langsam zornig, „Das wirst du nicht tun!“
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[[Garetien:Leudane von Leuenberg|Sie]] bat sich Bedenkzeit aus. [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] verstand. Er schien wirklich ein netter Mensch zu sein und darüber hinaus über ein gutes Herz zu verfügen und dennoch, dennoch nahm sie es ihm übel, dass er sie nicht einfach so gehen lassen wollte. Dabei verstand sie ihn. Wenn sie all die Sehnsucht nach meiner Heimat beiseite schob, dann verstand sie ihn. Er konnte sie nicht einfach gehen lassen. Nicht einfach so. Und sie konnte ihm nicht einfach Gefolgschaft schwören. Nicht einfach so.
  
„Aber Orknäschen“, versuchte er seine Gattin zu besänftigen, „Sie ist doch nun mal die [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Großmutter]] unserer [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|der]].“
+
= [[Albtraumgestalt — Briefspielreihe‎|Albtraumgestalt]] =
 
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== Einhornfrau ==
„[[kos:Darian von Trottweiher|Meine]] [[kos:Rianod ni Rían|Eltern]] haben es auch hierher geschafft“, erwiderte sie schnippisch, „Und ihr Weg war wesentlich weiter!“
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'''[[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|See Praiosborn]], Praios 1045'''
 
 
„Ja, aber es ist doch Fehde...“
 
 
 
„Und da willst du mit zwei Neugeborenen deine Mutter besuchen? Ist das wirklich dein ernst?“, die Rían hielt einen Moment inne und betrachtete ihren Gatten fragend. Noch immer konnte sie es einfach nicht fassen, wie sehr er unter der Fuchtel seiner Mutter stand und das noch immer! „Erinnerst du dich, was sie dir über mich geschrieben hat, also du sie zu unserem Traviabund eingeladen hast?“
 
 
 
„Ach“, versuchte er da abzuwinken, „Das hat sie doch gewiss gar nicht so gemeint.“
 
 
 
„Nicht so gemeint?“, ihre Stimme überschlug sich regelrecht, „Nicht so gemeint?“ Eilig mäßigte sie sich dann jedoch. Dregos Mutter war eine durch und durch nur auf sich bedachte Person, die doch tatsächlich zu glauben schien, sie können sich alles erlauben und von ihrem Sohn alles verlangen, ganz gleich wie sie sich benahm. „Sie hat mich als eine dahergelaufene, diebische Elster beschimpft. Sie hat mir unterstellte, ich wäre absichtlich schwanger geworden, um mir den Baronstitel zu sicher...“
 
 
 
„Nichts davon stimmt“, meinte er da lediglich und versucht noch immer beruhigend auf sie einzuwirken.
 
 
 
„Und warum sagst du ihr das nicht?“ Diese Frage hatte sich Ailsa schon des öfteren gestellte, denn gegenüber seiner Mutter brachte Drego einfach den Mund nicht auf. „Sag ihr doch mal, wie es wirklich war oder... oder weißt du etwa genauso gut wie ich, dass das nichts, aber auch gar nichts bringen wird? Diese Frau ist einfach nur durch und durch bösartig, kein Wunder will dein [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] nicht mehr als unbedingt nötig mit ihr zu tun haben.“
 
 
 
„Das... das... das...“, stotterte Drego da nur und wusste nicht so recht was er sagen sollte. Er wusste genaugenommen nie was er sagen sollte, wenn es um seine Mutter ging, wobei... eigentlich nahm er sie sogar immer noch in Schutz, ganz gleich was sie tat oder sagte.
 
 
 
„Das ist die Wahrheit. Und du weißt das genauso gut wie ich. Jeder weißt das, nur eingestehen willst du es dir nicht. Nein, du rennst weiter deiner Mutter hinterher und hoffst auch weiter das sie irgendwann anerkennen wird, was du in seinem Leben erreicht hast. Das jedoch, Drego, wird sie nie tun. In ihren Augen hat nur [[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|deine geweihte Schwester]] es zu etwas gebracht und genau das wird sich niemals ändern. Nie wird sie ein lobendes Wort über euch andere verlieren oder gar etwas wertschätzen, was ihr getan habt, ganz gleich für wen. Du könntest sogar das Leben der Kaiserin retten und sie würde ja doch nur von deiner geweihten Schwester sprechen.“
 
 
 
„So... so ist sie nicht. Du... du... du kennst sie überhaupt nicht.“
 
 
 
„Darauf lege ich auch keinen Wert. Absolut keinen Wert. Und noch weniger lege ich wert darauf, dass sie Umgang mit unseren Kindern pflegt. Entweder sie bewegt sich hier her oder aber sie bleibt dort wo sie ist und muss auf ihre Enkel verzichten.“
 
 
 
„Es sind auch meine Kinder, Orknäschen. Auch meine“, versuchte er zu protestieren.
 
 
 
„Ja, das sind sie. Aber wenn du es wagen solltest, sie unter den gerade herrschenden Bedienungen nach [[Garetien:Herrschaft Altjachtern|Altjachtern]] zu bringen, noch dazu zu einer Frau, die mich – ihre Mutter – für eine durchtriebene Person ohne jeden Anstandes hält, dann werde ich ebenso verfahren. Dann werde ich sie nach [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Praiosborn]] bringen und dann wirst du es sein, der seine eigenen Kinder lediglich gelegentlich sehen wird, weil ich es dir lediglich gelegentlich gestatten werden sie dort zu sehen...“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Hinterhalt|Hinterhalt]] ==
 
'''Unweit [[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingsteins]] Ende Phex 1044'''
 
 
 
„[[Garetien:Lorine von Boltansroden|Lorine]]“, mit ernster Stimme wandte sich die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Reichsritterin]] an ihre Pagin, „Etwas geht hier vor sich. Siehst du die Reiter dort vorne?“
 
 
 
Das Mädchen blickte in Richtung Burg Rallingstein, von der aus sich vor wenigen Augenblicken ein dutzend Berittene unter dem Banner der [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie Erlenfall]] aufgemacht hatten und nickte ernst.
 
 
 
„Dann siehst du gewiss auch, dass sie direkt auf uns zu reiten.“
 
 
 
Wieder nickte das Mädchen.
 
 
 
„Meint Ihr das ist ein... ein...“, die Pagin dämpfte ihre Stimme und blickte besorgt ihre Pagenmutter an, „... ein Hinterhalt?“ Entsetzten lag in ihrem Blick.
 
 
 
Ailsa zuckte nur mit den Schultern und murmelte: „Schon möglich. Gut möglich. In diesen Zeiten scheint alles möglich.“
 
 
 
Einen Moment verharrten sie alle, blickten angespannte in Richtung der Reiter, dann wandte sich die Ritterin an den Knaben: „[[Garetien:Stordan Raulfried von Gerbachsroth|Stordan]] dir obliegt es im Fall des Falles sofort kehrt zu machen, reite nach Scharfenstein zurück, dort wirst du Bericht erst...“ Da waren die Reiter bereits in Rufreichweite. „Lorine, du reitest neben mir. Stordan du bleibst hinter uns zurück.“ Damit ritten Ritterin und Pagin ihren gegenüber ein Stück weit entgegen.
 
 
 
„[[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Frau von Erlenfall]]“, hob Ailsa mit fester Stimme an und nickte ihrer gegenüber zur Begrüßung zu, als man sich gegenüberstand, „Was treibt Euch mit so vielen Reitern aus Eurer Burg?“
 
 
 
„Werte Frau Rían“, erklang da die Stimme Jesmina von Erlenfalls, „Die Sicherheit Erlenfalls selbstredend. Die Zeiten sind gefährlich.“
 
 
 
„Oh, wie recht Ihr habt“, stimmte die Ritterin ihr da übertrieben nickend zu.
 
 
 
„Allerlei Gesindel versucht die Großen Fehde zu nutzen um Unheil über uns alle zu bringen.“
 
 
 
Wieder nickte Ailsa.
 
 
 
„Und nicht zuletzt, bin ich auch um Eure Sicherheit besorgt, schließlich reitet ihr lediglich mit zwei...“, sie warf einen abschätzenden Blick auf die beiden Kinder, „... Pagen was wenn Ihr in einen Hinterhalt gerietet?“
 
 
 
Dass das kein gutes Ende nehmen würde, das war Ailsa schon klar gewesen, als sie die Reiter erspäht hatte. Natürlich wusste sie bestens, dass noch immer der Lehenseid der Erlenfaller gegenüber ihrem Gatten ausstand. „Nun“, meinte sie da, „Es ist äußerst zuvorkommend, dass Ihr Euch sorgt, doch bin ich ja schon in Schwarztannen, der Baronie meines [[Garetien:Drego von Altjachtern|Gattens]], die Waldsteiner sind erst einmal keine Gefahr mehr, die Kaisermärker waren noch nie hier und da ich bin ohnehin schon fast in Scharfenstein...“
 
 
 
Über das Gesicht Jesminas legte sich ein vielsagendes Lächeln: „Dennoch muss ich darauf bestehen, Euch zu begleiten. Zu Eurer eigenen Sicherheit.“
 
 
 
„Verstehe“, macht Ailsa da lediglich nickend.
 
 
 
„Und da Ihr gewiss recht erschöpft von der langen Reise seid, lade ich Euch ein auf Rallingen mein Gast zu sein.“
 
 
 
„Habt Dank für Eure großzügige Einladung, doch werde ich sie nicht annehmen können, man erwartet mich in meinem [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Reichsrittergut]]. Zudem vermisst mein Gatte mich bereits jetzt schon schmerzlich, jeder Tag den ich zusätzlich fort bleibe, wird seine Sehnsucht nur noch schmerzlicher...“
 
 
 
Da lachte die Erlenfallerin und entgegnete mit einem zufriedenstellenden Lächeln auf den Lippen: „Das war keineswegs eine Bitte!“
 
 
 
„Bedauerlich“, meinte die Reichsritterin da nur, „Das wird meinem Gatten ganz und gar nicht gefallen.“
 
 
 
„Mir gefällt auch nicht, dass ihr [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] festgesetzt hat. Mir gefällt noch weniger, dass ihr und Euer Gaukler-Gatte noch immer hier seid.“
 
 
 
Ailsa zuckte etwas hilflos mit den Schultern: „Ich bin sicher, ihr werdet Euch daran gewöhnen. Gebt Euch einfach noch ein bisschen Zeit.“
 
 
 
Sie lachte.
 
 
 
„Was wollt Ihr von mir, Frau von Erlenfall?“, richtete sie das Wort nun direkt an ihre Gegenüber, „Worum geht es eigentlich? Was werft Ihr mir vor?“
 
 
 
„Euch?“, spottete sie, „Ihr und [[Garetien:Familie Rian|Eure Familie]] seid nichts weiter als diebische Elstern, mehr nicht. Ihr habt Euch hier eingenistet. Ihr und Euer... Dackel-Drego, dabei weiß doch jeder, dass diese Baronie uns gehört: Der Familie Erlenfall. Und nur mein [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Vater]] der einzige rechtmäßige Baron sein kann.“
 
 
 
Ailsa lachte kehlig. Ihr Mund war trocken. Ein Entrinnen aus den Fängen der Erlenfaller gab es für sie und ihre Pagin nicht, wenn Phex mit dem Knaben war, dann würde Drego es zumindest nicht von den Erlenfaller erfahren. „Nun, das sah [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] wohl anders“, die Reichsritterin zuckte mit den Schulter und fügte in äußerst spöttischem Tonfall hinzu: „Aber was soll ich auch von jemandem erwarten, der eine Krähe nicht von einer Elster unterscheiden kann...“
 
 
 
Die letzten Worte hätte sich Ailsa jedoch besser verkniffen, denn die bezahlte sie mit ihrem Blut.
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Ansprache|Ansprache]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingsteins]], Anfang Peraine 1044 BF'''
 
 
 
„Das geht so nicht“, spie [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane von Erlenfall]] mit zorniger Stimme hervor, „Das könnt ihr so nicht machen! Ihr könnt die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Baronin]] nicht einfach in den Kerker werfen und sie da verrotten lassen!“
 
 
 
„Wir haben sie ihrem Verhalten gemäß untergebracht“, erwiderte [[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina von Erlenfall]] da schnippisch, „Und ihrem Verhalten gemäß wird sie verpflegt.“
 
 
 
„Ihrem Verhalten gemäß?“, nun lachte die Geweihte kehlig, „Sie ist Baronin! Ihr müsst sie ihrem Stand gemäß unterbringen und ihr Stand gebietet euch...“
 
 
 
„Was glaubst du“, mischte sich nun [[Garetien:Wilmunde von Edfelden|Wilmunde von Edfelden]] ein, „wie sie auf [[Garetien:Burg Scharfenstein|Scharfenstein]] meine [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Tochter]] behandeln? Glaubst du etwa, sie schläft im weichsten Bett und bekommt das beste Essen? Glaubst du das? Glaubst du das wirklich? Sie ist meine Tochter. Sie ist eine von uns!“
 
 
 
„Ich weiß“, erwiderte die Geweihte, „dass es ihr gut geht. Ich weiß...“
 
 
 
„Woher?“, fiel ihr die Edle von Rallingen ins Wort, „Von deiner tollen Freundin bei Hofe? Von diesem [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Findelkind]]? Woher weißt du denn, dass sie dich nicht anlügt? Hast du Beweise?“
 
 
 
„Sie hat keinen Grund mich anzulügen“, erwiderte die Angesprochene kühl, „Absolut keinen. Wir sind Schwestern.“
 
 
 
„Aber du bist eine von uns.“
 
 
 
„Ich bin vor allem eine Dienerin der Herrin Peraine!“, Perainidane holte Atem, „Und danach, erst danach bin ich eine von euch, eine [[Garetien:Familie Erlenfall|Erlenfall]].“
 
 
 
„Wie ich es mir dachte“, meinte Wilmunde und fühlte sich bestätigt, „Also keine Beweise.“
 
 
 
„Ich war nicht dort, doch Lindegard hat es mir versichert.“
 
 
 
Nun lachte die Mutter, deren Tochter auf Scharfenstein festgehalten wurde: „Ach.“
 
 
 
„Sie darf lediglich ihre Kammer nicht verlassen, darüber hinaus hat sie alles, was sie braucht. Sie erhält genauso zu essen, wie zuvor. Der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron]] hat ihr sogar ihr Schwert, das Zeichen ihres Standes, gelassen. Im Übrigen sitzt sie dort nicht etwa, weil man Euch, werte Base“, sie schenkte ihr einen vielsagenden Blick, „Manipulation der Abgaben vorwirft und das in nicht gerade unbeträchtlicher Höhe...“
 
 
 
„Dafür gibt es keinerlei Beweise“, winkte die Edfelderin regelrecht gelangweilt ab.
 
 
 
„Sie sitzt dort allein aus dem Grund heraus, dass mein werter [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Vater]]...“ Nun suchte sie den Blick ihrer [[Garetien:Khorena von Erlenfall|Mutter]], was ihr jedoch nicht gelang, weil diese aus dem Fenster blickte als ginge sie das alles hier nichts an. „... noch immer nicht den Lehenseid gegenüber dem Baron geleistet hat. Und weiter sitzt sie dort nicht etwa fest, weil man ihr Verschwörung vorwirft, sondern weil man verhindern will, dass ihr euch einer solchen schuldig macht. Wenn ihr so wollte, ist sie das einzige, was der Baron in der Hinterhand hat um euch vor der nächsten Dummheit abzuhalten.“
 
 
 
„Der Armleuchter-Altjachterner wird tun, was wir wollen, wir haben seine Gattin“, meldete sich da Jesmina zu Wort, „Will er sie zurück, wird er unsere Forderungen erfüllen müssen. Und da dieser Tor sie liebt, wird er sie zurückhaben wollen.“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Forderungen|Forderungen]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Anfang Peraine 1044 BF'''
 
 
 
[[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] wirkte blass: „Und wie...“ Seine Stimme brach. „... wie lautet ihre Forderung?“
 
 
 
„Forderung?“, [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] lachte kehlig, „Ihr unterschätzt den Größenwahn Eurer Gegenüber. Es sind Forderungen. Mehrere! Drei an der Zahl.“
 
 
 
Der Baron atmete schwer. Ihn überforderte das alles zunehmend. Baron zu sein, dass hatte er sich leichter vorgestellt. „Und... und was wollen sie?“
 
 
 
„Zum einen die sofortige Freilassung von [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun von Erlenfall]]“, erwiderte die Vögtin.
 
 
 
„Das war zu erwarten“, meinte Drego da trocken, „Was noch?“
 
 
 
„Lösegeld und das in einer nicht... hm... unbeträchtlichen Höhe“, fuhr Yolande fort.
 
 
 
„Können wir das auftreiben?“
 
 
 
„Nun“, die Raukenfelserin schluckte, „Aus den Mitteln der [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie]] könnt Ihr es nicht aufbringen. Ihr müsstet Schulden machen. Doch wer wäre bereit Euch in der derzeitigen Situation Geld zu leihen?“ Sie seufzte schwer. „Die Situation des [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforstes]] ist nicht gerade vielversprechend, es wird euch wohl kaum jemand einen solch erheblichen Betrag leihen ohne eine Sicherheit Eurerseits.“
 
 
 
„Ich habe eine Baronie“, meinte er da schulterzuckend, „und wenn diese nicht gerade von den Waldsteinern geplündert wird oder gar den Kaisermärkern in die Hände fällt wirft sie durchaus das ein oder andere ab.“
 
 
 
„Ja“, stimmte sie ihm in diesem Punkt zu, „Aber ihr kennt den dritten Punkt noch nicht: Niederlegung von und Verzicht auf sämtliche erbliche Titel und Ämter eurerseits.“
 
 
 
Irritiert blickte er seine Vögtin an: „Aber dann... dann... dann wäre alles umsonst gewesen! Diese ganze... ganze zum Himmel stinkende Fehde! Alles... Alles!“
 
 
 
„Und keiner, Hochgeboren, absolut keiner wird Euch dann mehr diese Summe leihen, denn zurückzahlen könntet Ihr sie nie.“
 
 
 
Drego von Altjachtern wandte seinen Blick ab. Plötzlich machte sich eine nie gekannte Erschöpfung in ihm breit. „Und was... was soll ich jetzt tun?“ Er zuckte entsetzlich hilflos mit den Schultern. „Nie werde ich alle diese Forderung erfüllen können und wenn ich Eylrun gehen lasse, dann...“
 
 
 
„... dann verliert Ihr auch noch die letzte Sicherheit. Sie ist das einzige, das Ihr gegen ihre [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] einsetzten könnt. Mehr bleibt Euch derzeit nicht. Es sei denn...“
 
 
 
Da lachte der Baron irre: „Nein, vom [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]] habe ich noch nichts gehört. Er hat mir jedoch versichert, dass er sich der Sache zu gegebener Zeit annehmen will.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber was heißt das schon?“ Ausdruckslos schaute er drein. „Sie haben das Liebste, das es auf ganz Dere für mich gibt.“ Wahrlich er liebte [[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] sehr und es schmerzte ihn zutiefst, dass er so hilflos und zugleich machtlos war. „Was... wenn sie ihr etwas antun?“
 
 
 
„Das werden sie nicht“, Yolande schüttelte energisch ihren Kopf, „Sie ist ihre Sicherheit gegen Euch, das werden sie nicht auf‘s Spiel setzten. Und lebendig ist sie weitaus mehr wert.“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Schutt_und_Asche|Schutt und Asche]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingsteins]], Anfang Peraine 1044 BF'''
 
 
 
„Was glaubt Ihr wird der Baron tun, wenn seiner Liebsten ein Leid widerfährt?“, warf [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] schließlich die Frage aller Fragen auf, „Dort unten könnt Ihr sie nicht lassen! Sie braucht eine vernünftige Kammer. Ein vernünftiges Bett, ein warmes Feuer und gutes Essen. Was denkt Ihr wird geschehen, wenn sie stirbt? Glaubt Ihr etwa, der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Altjachterner]] wird euch dann einfach so davonkommen lassen?“
 
 
 
„Was will er denn tun?“, meinte [[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina von Erlenfall]] da nur und zuckte irritiert mit den Schultern, „Mit welcher Armee will er [[Garetien:Burg Rallingstein|Rallingstein]] belagern? Und wie will er seine Truppen versorgen?“
 
 
 
Nun lachte Perainidane: „Ihr denkt wohl, nur weil ich nahezu mein ganzes Leben im Dienste der Herrin [[Peraine-Kirche|Peraine]] verbracht habe, hätte ich keine Ahnung von den Dingen, die da draußen sonst noch vor sich gehen. Von den Dingen, die nichts mit meiner Herrin zu tun haben. Aber ich weiß... ich sehe doch, was ihr hier bereit seid für [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] zu tun, was glaubt ihr also wir der Drego von Altjachtern für die Frau tun, die er von Herzen liebt?“
 
 
 
„Mit welchen Männern und Frauen will er denn gegen uns ziehen?“, wollte [[Garetien:Wilmunde von Edfelden|Wilmunde von Edfelden]] wissen und winkte regelrecht gelangweilt, „Die Waldsteiner haben [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] gehörig zugesetzt – allen bis auf [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Erlenfall]].“
 
 
 
„Das im Übrigen die Baronin für ihren Mann verteidigt hat“, fühlte sich die Geweihte genötigt klarzustellen, „Nur deswegen steht ihr so gut da.“
 
 
 
Erneut winkte die Edle gelangweilt ab. Dieses Mal wirkte sie noch gelangweilter. „Wer sagt das? Du etwa? Von so etwas hast du doch keine Ahnung!“
 
 
 
„Im Gegensatz zu euch, war ich da. An ihrer Seite. Ich habe die Waldsteiner gesehen.“
 
 
 
Nun verdrehte die Edfelderin ihre Augen: „Na und? Wir hätten uns schon zu verteidigen gewusst. Was weißt du denn schon? Und abgesehen davon, soll er doch kommen und Rallingstein belagern, wenn er sich dazu genötigt fühlt. Ich bezweifle allerdings dass er sich das leisten kann. Ohne die Abgaben aus Erlenfall wird er es vielleicht gerade so über den Winter schaffen, ohne dass seine Leute verhungern, aber eine Belagerung?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dafür braucht man Männer und Frauen. Proviant. Und nicht zuletzt Schneid. Nichts davon hat jedoch so ein Dackel mit Namen Drego.“
 
 
 
„Ich glaube, dass ihr die Situation unterschätzt“, Perainidane schüttelte energisch ihren Kopf, „Er wäre nicht der Erste den die bloße Verzweiflung zu Dingen treibt, die man ihm niemals zugetraut hätte. Und alles andere das kann er sich besorgen. Vielleicht mag der [[Garetien:Drego von Luring|Graf]] ihm da nicht helfen, aber wer sagt euch, dass er nicht mit den Waldsteinern oder den Kaisermärkern ins Bett steigt? Genug Truppen haben diese sicherlich und wenn er ihnen das richtige Angebot macht, eines das sie nicht ablehnen können, dann werden sie zuschlagen und Rallingstein wird in Schutt und Asche gelegt werden und unsere [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] wird bluten.“ Sie holte Atem. „Ihr werdet bluten. Mir werden sie nichts tun, so viel ist gewiss. Bei euch bin ich mir da nicht so sicher...“
 
 
 
Einen Moment war es still.
 
 
 
„Ich denke, dass es nun Zeit ist, dass du gehst“, entschied Wilmunde und Jesmina nickte energisch, „Wir haben nun zur genüge deinen langweilige Ausführungen gelauscht und da wir keine Ratschläge von einer Geweihten brauchen, die sich mehr ihrer Kirche verpflichtet fühlt, als ihrer Familie...“
 
 
 
„Mutter“, wandte sie die verzweifelte Tochter nun an [[Garetien:Khorena von Erlenfall|Khorena von Erlenfall]], „Jetzt sprecht endlich mal ein Machtwort!“
 
 
 
Lange blickte die Angesprochene drein, ehe sie mit zarter Stimme anhob: „Meine Tochter, Perainidane, hat recht. Lebend ist die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Krähe]] wesentlich mehr wert als tot.“
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Marbonie|Marbonie]] ==
 
'''Peraine-Tempel zu [[Garetien:Markt Rallingen|Rallingen]], <!--17. -->Peraine 1044 BF'''
 
 
 
„Hochwürden?“, ein Geweihter trat leise an [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane von Erlenfall]] heran.
 
 
 
„Habt Ihr schon mal von der Marbonie gehört, Bruder Parinor?“, sie blickte zu ihm auf und deutete auf etwas, das vor ihr lag, „Ein gewisser [[kos:Bram Sohn des Schrax|Bram, Sohn des Schrax]] hat einen Artikel über diese Pflanze im [[kos:Kosch-Kurier|Kosch-Kurier]] geschrieben...“
 
 
 
Fragend blickte er sie an.
 
 
 
„Die [[kos:Die Marbonie|Marbonie]] sei eine Verwandte der in Südaventurien beheimatete [[wikav:Boronie|Boronie]] und zu dieser in ihrer Wirkung vergleichbar“, gab die junge Geweihte das wieder, was sie soeben gelesen hatte, „Wie gern ich sie in meinem Herbarium hätte...“
 
 
 
„Ich fürchte, dass das warten muss, Hochwürden“, meinte ihr Glaubensbruder da, „Eure [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] scheint in eine Auseinandersetzung verwickelt gewesen zu sein.“
 
 
 
Einen Moment verharrte sie nahezu regungslos, dann nickte sie: „Bringt sie in den Tempel. Wir werden ihre Wunden versorgen.“
 
 
 
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„Mein [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Vater]]?“, fragte Perainidane nachdem alle Verletzten versorgt worden waren.
 
 
 
„Weilt am [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Grafenhof]], Hochwürden“, erwiderte [[Garetien:Ardach von Windfels|Ardach vom Windfels]] knapp. Auch er war bei dem Angriff dabei gewesen. Auch er war Verwundet worden, obgleich auch nicht sonderlich schwer.
 
 
 
Die Geweihte nickte erleichtert: „Das ist gut.“ Und nach einigen weiteren Augenblicken sagte sie mehr zu sich selbst gewandt, als zu ihrem gegenüber: „[[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina]] ist gewiss schon nach [[Garetien:Burg Rallingstein|Rallingstein]] geritten, ich sollte sie gleich aufsuchen...“
 
 
 
„Sie ist nicht nach Rallingstein geritten“, meinte der Windfelser da und wirklich noch blasser als zuvor.
 
 
 
Einen Moment schien sie irritiert: „Ist sie in Gefangenschaft geraten?“
 
 
 
„Nein, Hochwürden.“
 
 
 
„Aber... aber... was denn dann?“, nun schien die Geweihte noch verwirrter, „Wenn sie nicht in Rallingstein ist, nicht hier unter den Verletzten und auch nicht in Gefangenschaft, wo ist sie denn dann?“
 
 
 
Der Ritter senkte seinen Blick und schwieg
 
 
 
Perainidane schluckte und wiederholte: „Wo ist meine Schwester?“
 
 
 
„Dort“, sagte er schließlich und deutete in die Richtung, wo man die Toten abgelegt hatte.
 
 
 
Die Geweihte blickte in die Richtung, sah ihre Schwester dort aber nicht, sondern nur die mit Tüchern abgedeckten Toten.
 
 
 
„Wo ist meine Schwester?“, wiederholte sie erneut, „Jetzt redet doch endlich!“
 
 
 
„Kommt“, würgte er schließlich hervor, trat mit der Geweihten zu den Toten, zerrte eines der Tücher von einem der Körper und murmelte: „Es tut mir leid, Hochwürden. Es tut mir...“
 
 
 
Da erkannte Perainidane ihre Schwester. Eine klaffende Wunde an ihrem Hals. Ihr war augenblicklich klar, was das bedeutete. Tränen verschleierten ihren Blick. Ein erstickter Schrei entrann ihrer Kehle.
 
 
 
== [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Und_doch_kein Ende|Und doch kein Ende]] ==
 
'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], <!--15.--> Ingerimm  1044 BF'''
 
 
 
„Das Urteil meiner Herrin war eindeutig“, berichtete [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rían]] mit ihrer donnernden Stimme dem Baron zu Schwarztannen, „[[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Emmeran von Erlenfall]] wurde im rondragefälligem Duell auf‘s dritte Blut von [[Garetien:Rondradan von Pfortenstein|Rondradan von Pfortenstein]] besiegt. [[Rondra-Kirche|Rondra]] sei mit ihm.“
 
 
 
„Rondra sei mit ihm“, stimmten alle mit ihr ein.
 
 
 
„Gut“, hob [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] dann schließlich erleichtert an, „Das ganze hat nun endlich ein Ende.“
 
 
 
Die Geweihte nickte: „Die Fehde zwischen den [[Garetien:Familie Erlenfall|Familien Erlenfall]] und [[Garetien:Familie Pfortenstein|Pfortenstein]] ist endgültig beigelegt. [[Garetien:Gräflich Rubreth|Gräflich Rubreth]] untersteht fortan den Pfortensteinern.“
 
 
 
„Damit wären die Erlenfaller nachhaltig geschwächt“, fasst [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]] die Gesamtsituation zusammen, „Sie haben Rubreth und auch das Amt des Landrichters verloren.“
 
 
 
[[Garetien:Iber von Radewitz|Iber von Radwitz]] nickte bestätigend und obgleich anzunehmen war, dass er mehr wusste, sagte er nicht mehr.
 
 
 
„Ihr solltet unverzüglich Emmerans Erben zum Lehenseid einbestellen“, meinte [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]].
 
 
 
„Ihr habt recht“, stimmte Baron Drego da nickend zu, „Und wer folgt nun Emmeran als Junker?“
 
 
 
„Sein Sohn“, wusste [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]], „Eigentlich wäre seine älteste Tochter Erbin gewesen, doch [[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina]] hat den Überfall ihrer Familie auf [[Garetien:Gut Blaustein|Gut Blaustein]] nicht überlebt. Daher geht das Erbe nun auf ihren jüngeren Bruder [[Garetien:Eslam Colon von Erlenfall|Eslam]] über. Derzeit ist er zwar noch Knappe irgendwo im Hartsteenschen, doch sein Ritterschlag sollte unmittelbar bevorstehen. Bis dahin gehe ich davon aus, dass seine [[Garetien:Khorena von Erlenfall|Mutter]] zusammen mit seiner [[Garetien:Wilmunde von Edfelden|Tante]] das Lehen verwalten wird.“
 
 
 
„Ich werde dem Knaben ein entsprechendes Schreiben aufsetzen“, erklärte der Kammerherr. Er kümmerte sich auch um die Korrespondenzen des Barons.
 
 
 
„Was wissen wir denn über ihn?“, warf die Vögtin da auf.
 
 
 
„So wie [[Garetien:Kordara von Dachshag|Kordara]] immer erzählte, soll er wohl mehr nach seiner Mutter geraten sein und weniger nach seinem Vater“, gab die Wiesenthalerin das wieder, was sie wusste und gestand sogleich ein: „Ich bin ihm aber nie begegnet, daher ist das alles, was ich berichten kann.“
 
 
 
„Immerhin kann der Einfluss seines Vaters so nicht allzu groß auf den Knaben gewesen sein“, mischte sich [[Garetien:Albur von Nordingen|Albur von Nordingen]] da ein, „So weit fort wie er von ihm war.“
 
 
 
„Anzunehmen“, stimmte Fael ihm da zu, „Dennoch stellt sich die Frage, ob wir darauf vertrauen können, dass sein Weg ihn nach Scharfenstein führt und nicht nach [[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingstein]] und damit in die Arme seiner Familie.“
 
 
 
„Darauf sollten wir uns besser nicht verlassen“, merkte Albur da an, „Besser wir stellen sicher, dass ihn sein Weg wirklich auch direkt nach Scharfenstein führt.“
 
 
 
„Dass werden wir nur sicherstellen können, wenn wir ihn bei seinem Schwertvater aufsuchen“, meldete sich der Radewitzer zu Wort.
 
 
 
„Dann sollten wir das tun“, schloss Drego.
 
 
 
„Ihr werdet ganz sicher nicht nach Harsteen aufbrechen, Hochgeboren“, meldete sich die Vögtin da unter heftigem Kopfschütteln zu Wort, „Das ist viel, viel zu gefährlich. Das ist doch genau die Situation, auf die Eure Feinde hier nur warten!“
 
 
 
Einen Moment blickte er sie ungläubig an, dann nickte er zustimmen und erklärte: „Ihr habt Recht, Frau von Raukenfels. Wie so oft. Werdet Ihr aufbrechen?“
 
 
 
Nun nickte sie: „Das werde ich. Allerdings nicht allein. Ich hätte gerne [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rian]] an meiner Seite. Auch Euch, Euer Gnaden Rían hätte ich gerne dabei.“ Die Rondra-Geweihte nickte zustimmen. „Des Weiteren einen Geweihten des Herrn Praios. Ich werde in [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] oder [[Garetien:Stadt Hexenmühle|Hexenmühle]] um einen Ersuchen.“
 
 
 
„Tut das“, meinte der Altjachterner nickend, „Tut das.“
 
 
 
Nun nickten alle zustimmend und die Mitglieder des Hofes begannen sich zu zerstreuen.
 
 
 
{{Trenner Garetien}}
 
  
 
(...)
 
(...)
 
= [[Weiß wie Schnee — Briefspielreihe|Weiß wie Schnee]] =
 
== Schicksal bleibt Schicksal ==
 
Hexenwald
 
 
[...]
 
 
= [[Vom Richtigen und Falschen — Briefspielreihe|Vom Richtigen und Falschen]] =
 
== [[Geschichten:Vom_Richtigen_und_Falschen_–_Wahrheit|Wahrheit]] ==
 
'''[[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie Schwarztannen]], Ende Hesinde 1044 BF'''
 
 
Gegen Mittag waren die beiden Reiter aufgebrochen, da hatte es bereits leicht geschneit. Seit dem hatte der Schneefall stetig zugenommen. Inzwischen waren sie mit einer dünnen, weißen Schicht bedeckt. Bisher war kein Wort gesprochen worden. Mit sorgenvoller Miene blickten beide dem Fallen des Schnees zu, lediglich der große, weiße Hund tollte aufgeregt in der weißen Pracht herum, versucht mit seinem großen Maul ein ums andere Mal eine der weißen Flocken zu fangen und freute sich seines Lebens.
 
 
„Wo...“, hob das Mädchen mit zaghafter Stimme schließlich an, „... reiten wir hin?“
 
 
„Nach [[Garetien:Burg Luringen|Luringen]]“, erwiderte der andere Reiter nach einer gefühlten Ewigkeit.
 
 
„Zum [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]]?“, ihre Stimme war seltsam brüchig.
 
 
„Zum Grafen“, bestätigte er, „Dort wirst du deine Ausbildung fortsetzen, [[Garetien:Nella ni Rian|Nella]].“
 
 
Das Mädchen wusste daraufhin nichts zu sagen. Ihr war klar gewesen, dass er etwas vorgehabt hatte, aber sie hatte nicht gewusst, was es gewesen war. Nun wusste sie es und war nicht sicher, ob er sie doch besser noch ein Weilchen im Ungewissen hätten lassen können. Nur ein kleines Weilchen.
 
 
„Du wirst an einer der besten [[Garetien:Luringer Knappenschar|Ritterschulen]] ausgebildet werden“, versuchte er sie aufzuheitern, „Einer der besten!“ Er schenkte ihr einen aufmunternden Blick. „Obgleich... ja, obgleich ihr Ruf in der letzten Zeit bedauerlicherweise gelitten hat. Nichtsdestotrotz ist es eine Ehre dort sein zu dürfen, Nella, ein große Ehre.“
 
 
Noch immer schwieg sie. Starr blickte sie voran.
 
 
„Es ist nicht seine Schuld“, erklärte der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron]] weiter und versuchte wieder einmal seinen Freund in Schutz zu nehmen. Das tat er oft. Genaugenommen tat er es immer. „Es ist nicht der Graf. Nein, er ist es sicher nicht. Gut, er ist nicht vollkommen. Aber wer ist das schon?“ Er hielt einen Moment inne. „Es sind jene, die ihn umgeben. Zumindest denke ich das. Ich nehme es an. Ich weiß es nicht, ich... ich war ja nicht lange an seinem [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Hof]].“ Nun blickte er wieder zu Nella hinüber. „Der Graf ist ein netter Kerl. Er versucht nur alles richtig zu machen, so wie wir alle. Wie ein jeder von uns.“
 
 
Nun nickte sie zustimmend.
 
 
„Ich habe auch versucht alles richtig zu machen“, führte er weiter aus, „Ich dachte, ich müsste [[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] ein gutes Leben bieten, aber... was heißt das schon? Manchmal da frage ich mich, ob  uns nicht ihr [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Rittergut]] auch gereicht hätte. Diese Fehde hier... sie... sie ist mir zuwider. Sie ist mir... zu viel. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, Nella. Alle sagten, dass es gut war, wie ich mit mit den Waldsteinern geeinigt habe.“ Er sprach von Duell mit [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]]. „Aber die Wahrheit ist doch, dass auch sie nicht hätte sterben müssen. Nein, sie hätte nicht sterben müssen. Und dennoch... dennoch hat es uns vielleicht weitere Tote erspart?“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Wie kann man sich sicher sein, dass man das Richtig tut?“
 
 
Es dauerte geraume Zeit, bis sie ihm antwortete: „Man kann immer nur Tun, was man denkt, was in einem Moment richtig ist. Im nächsten kann es schon verkehrt sein. Das ist alles. Mehr kann man nicht tun. Auch Ihr nicht.“
 
 
„Ich schätze ihn wirklich sehr“, schloss er, „Den Grafen.“
 
 
„Ihr habt Euren [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Sohn]] nach ihm benannt“, wusste sie, „Und Eure [[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|Tochter]] nach seiner [[Garetien:Lechmin Rondara von Luring|Schwester]], Hochgeboren. Das... das zeugt doch von einer engen Bindung.“
 
 
„Ja“, die Stimme des Barons klang plötzlich seltsam leer, „Und dennoch bin ich enttäuscht und verzweifelt und wütend zugleich. Egal wie oft ich um Hilfe bat, es kam keine. Ganz gleich wie ich gebettelt und gefleht habe, es kam keine. Es kam noch nicht mal eine Antwort!“ Nun schluckte er schwer. „Zum Traviabund mit Orknäschen ist er auch nicht gekommen...“ Resignation lag in seiner Stimme. „Zu den Tsafeierlichkeiten meiner Kinder wird er auch nicht erscheinen.“ Er seufzte schwer: „Die Wahrheit ist doch, dass ihn das alles nicht kümmert. Nichts davon.“
 
 
== [[Geschichten:Vom_Richtigen_und_Falschen_–_Zeit|Zeit]] ==
 
'''[[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie Schwarztannen]], Ende Hesinde 1044 BF'''
 
 
„Weiß sie...“, nahm [[Garetien:Nella ni Rian|Nella]] das Gespräch wieder auf, nachdem sie einige Zeit lang schweigend nebeneinander hergeritten waren, „... weiß sie es eigentlich? Die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Reichsritterin]]? Weiß sie, dass ich nach [[Garetien:Burg Luringen|Luringen]] soll?“
 
 
„Sie weiß es“, erwiderte [[Garetien:Drego von Altjachtern|er]] nickend, „Und ihr ist auch klar, dass du [[Garetien:Luringer Knappenschar|dort]] die best möglichste Ausbildung erhalten wirst. Eine, die weder Orknäschen noch ich dir im Moment bieten können. Ich weiß ja noch nicht einmal wie es weiter geht mit Schwarztannen. Ich weiß noch nicht mal, ob ich Orknäschen mit den [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Zwil]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|lingen]] in den Kosch schicken werden muss...“ Er seufzte resigniert. „Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann werde ich es tun. Schweren Herzens. Dort sind sie sicher. Ja, dort sind sie sicher. Aber hier?“
 
 
Zweifelnd blickte er nach vorne. „Die Waldsteiner werden wieder kommen, so viel steht fest. Alles was ich durch das Duell mit [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]] bitte erkauft habe ist Zeit. Zeit, mit der ich nun nichts anzufangen weiß, weil ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, weil ich nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist.“
 
 
Nella holte Atem: „Ihr müsste mit denen sprechen. Sowohl mit dem [[Garetien:Drego von Altjachtern|Grafen]] als auch mit den Waldsteinern, vielleicht... vielleicht könnte Ihr Euch ja mit ihnen einigen?“
 
 
„Mit wem genau? Mit dem Grafen oder mit den Waldsteinern?“
 
 
Nun zuckte sie mit den Schultern: „Frieden ist Frieden, oder nicht?“
 
 
„So einfach ist das nicht“, erwiderte er ihr da nur, „Ich bin dem Grafen verpflichtet.“
 
 
„Und er Euch“, brachte sie es auf den Punkt, „Wenn er Euch also nicht beisteht, warum solltet Ihr ihm beistehen?“ Sie schauten ihn fragend an. Er wich ihrem Blick jedoch aus. „Wenn man an der Brache lebt, dann lernt man schnell, dass man sich mit jenen zusammentun muss, die ähnliche Ziele verfolgen oder aber mit jenen, die einem Helfen sonst ist man tot. So einfach ist das. Wenn er Euch also nicht hilft, dann müsst Ihr jemand anderen finden, der es tut. Außerdem wie könnte er Euch für Gespräche mit den Waldsteinern abstrafen? Er hilft Euch doch ohnehin nicht und weil er Euch weder hilft noch antwortet, zwingt er Euch doch dazu Euch nach anderen Möglichkeiten umzusehen.“
 
 
„Hm“, machte er da, „So einfach ist es dennoch nicht, obgleich du irgendwie recht hast...“
 
 
Ihre Lippen umspielte ein vielsagendes Lächeln: „Ihr werdet eine Lösung finden, da bin ich mir sicher. Zum Wohle Eurer Untertanten, Eurer Frau und Eurer Kinder.“
 
 
Drego von Altjachtern nickte schwerfällig: „So wird es sein.“
 
 
„Ihr könnt ihn ja noch einmal um Unterstützung bitten“, bot sie ihm einen möglichen Ausweg aus diesem ganzen unangenehmen Thema an, „Wenn Ihr ohnehin schon auf Burg Luringen seid.“
 
 
„Das habe ich vor. Sofern er mich empfängt.“
 
 
„Warum sollte er nicht?“, sie zuckte mit den Schultern, „Und dann könnt Ihr ihm ja auch von Eurem Sohn Drego und Eurer Tochter Lechmin erzählen.“
 
 
Er nickte zustimmend. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, wie so oft, wenn er an seine Kinder dachte.
 
 
==[[Geschichten:Vom_Richtigen_und_Falschen_–_Gebrochen|Gebrochen]] ==
 
'''[[Garetien:Gräflich Luring|Gräflich Luring]], Ende Hesinde 1044 BF'''
 
 
Inzwischen hatten sie Schwarztannen hinter sich gelassen.
 
 
„Sie werden mich schikanieren“, vermutete die [[Garetien:Nella ni Rian|Rían]] sichtlich bedrückt nach geraumer Zeit, „Für die richtigen Adeligen bin ich eben immer noch nur eine...“ Sie schluckte schwer. „... Bürgerliche.“
 
 
„Vermutlich hast du recht“, der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron]] nickte ernst, „Dabei hat es einst mit all unseren Familien so begonnen: Eines Tages wurde jemand in den Adelsstand berufen. Doch viele scheinen ihre Wurzeln vergessen zu haben...“
 
 
Hilflos blickte er voran.
 
 
„Und was... was soll ich dann tun?“
 
 
„Du bist jetzt eine [[Garetien:Familie Rian|Rían]], Nella, und folglich wirst du tun, was eine Rían eben in so einer Situation tut: Tagsüber hältst du den Kopf hoch erhoben, wie alle die anderen auch und lässt dir nichts anmerken und nachts, ja nachts da heulst du einfach in dein Kissen.“ Einen Moment verstummte er, eher er gestand: „[[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] macht das auch immer so.“ Nun zuckte er mit den Schultern. „Sie denkt allerdings, dass ich es nicht weiß. Du darfst es ihr also nicht sagen.“
 
 
„Werde ich nicht“, versicherte das Mädchen, „Ich werde sie ja ohnehin nicht mehr so oft sehen...“
 
 
„Ja“, meinte er da nur, „Ich kann nicht sagen, wie oft wir uns sehen werden. Ich weiß nicht, wie oft Orknäschen oder ich nach [[Garetien:Burg Luringen|Luringen]] kommen werden. Es kann sein, dass dies das letzte Mal ist, dass wir uns sehen...“
 
 
Das Mädchen nickte betrübt.
 
 
„Es ist auch so, dass ich dich nicht nur wegen deiner [[Garetien:Luringer Knappenschar|Ausbildung]] nach Luringen bringe“, gestand er schließlich ein, „Dass etwas an [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Graf Dregos Hof]] vor sich geht, das weiß ich, ich weiß allerdings nicht was und ich brauche dort jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Jemanden, wie dich, Nella. Jemanden der weiß, was richtig und falsch ist.“
 
 
Ihr entfuhr ein kehliges Lachen: „Warum sollte ich das besser wissen als Ihr?“
 
 
„Du hast ein Gespür dafür“, erwiderte er und zuckte etwas hilflos mit den Schulter, „Du kommst von der Brache. Wenn du nicht weißt was richtig und falsch ist, wer denn dann?“
 
 
„Und... und was soll ich genau tun? Am Hof des Grafen?“
 
 
„Augen und Ohren offen halten“, erwiderte er ihr schulterzuckend, „Aufmerksam beobachten. Und dich in nichts hineinziehen lassen.“ Er holte Atem. „Und wenn du in Gefahr gerätst, dann muss du dir selber helfen, Nella. Du bist dort auf dich allein gestellt. Ich werde dir nicht helfen können, du wirst dir selbst helfen müssen...“
 
 
Auf Luringen gelang es Baron Drego in der Tat kurz mit seinem Freund dem Grafen zu sprechen. Der lobt ihn zwar für sein ritterliches Vorgehen in der Fehde gegen die Waldsteiner, ein ehrbares Duelle vor der Herrin [[Rondra-Kirche|Rondra]] sei schließlich an Ritterlichkeit und Ehrbarkeit kaum zu überbieten, aber eine Zusage um Unterstützung um zukünftige Angriffe der Waldsteinern zu verhindern gab es nicht. Er freute sich auch sichtlich und aufrichtig über [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|klein Drego]] und [[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|klein Lechmin]], die beiden Zwillinge des Barons, doch konnte (oder wollte?) er angesichts der Umstände nicht zusichern, zur Tsafeierlichkeit der Kinder erscheinen zu können.
 
 
{{Trenner Garetien}}
 
 
Nella sah, dass Baron Drego gebrochener ging, wie er gekommen war. Wieder war er auf sich allein gestellt. Immerhin, so dachte das Mädchen, hatte sie Baduar. Damit erging es ihr besser als Baron Drego...
 
  
 
= [[Der Raller treu — Briefspielreihe|Der Raller treu]] =
 
= [[Der Raller treu — Briefspielreihe|Der Raller treu]] =
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„Hm“, machte die Haselbuscherin da, „Ist sie denn nicht mehr... im... im [[Greifenfurt:Kloster Rabenhorst|Kloster]]?“
 
„Hm“, machte die Haselbuscherin da, „Ist sie denn nicht mehr... im... im [[Greifenfurt:Kloster Rabenhorst|Kloster]]?“
  
„Das Kloster ist groß“, erwiderte ich ihr da, „Vielleicht ist sie noch da, vielleicht aber auch nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Dann hielt ich einen Moment inne. „Abgesehen davon war ich auch nicht sonderlich oft im Kloster, eigentlich war ich nur dann da, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Das war nicht oft. Die meiste Zeit war ich unterwegs. Manchmal glaube ich, dass es Absicht meiner Lehrmeisterin war. Sie wollte mich nicht zu sehr mit der Vergangenheit konfrontieren...“
+
„Das Kloster ist groß“, erwiderte ich ihr da, „Vielleicht ist sie noch da, vielleicht aber auch nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Dann hielt ich einen Moment inne. „Abgesehen davon war ich auch nicht sonderlich oft im Kloster, eigentlich war ich nur dann da, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Das war nicht oft. Die meiste Zeit war ich unterwegs. Manchmal glaube ich, dass das die Absicht meiner Lehrmeisterin war. Sie wollte mich nicht zu sehr mit der Vergangenheit konfrontieren...“
  
 
„Schade“, kommentierte die Junkerin seufzend, „Schade ist es trotzdem. Sie ist immerhin deine Mutter.“
 
„Schade“, kommentierte die Junkerin seufzend, „Schade ist es trotzdem. Sie ist immerhin deine Mutter.“
  
„Ja“, entfuhr es mir kehlig, „Das schon, aber… sie könnte mir ohnehin nichts erzählen. Sie hat... hat vor geraumer Zeit eine Schweigegelübde abgelegt...“
+
„Ja“, entfuhr es mir kehlig, „Das schon, aber... sie könnte mir ohnehin nichts erzählen. Sie hat... hat vor geraumer Zeit eine Schweigegelübde abgelegt...“
  
 
„WAS?“, entfuhr es der Älteren vollkommen fassungslos als sie die Voliere wieder verließ, „Warum?“
 
„WAS?“, entfuhr es der Älteren vollkommen fassungslos als sie die Voliere wieder verließ, „Warum?“
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Tessia schaute zu Marbodane auf. Die [[Boron-Kirche|Boron]]-Geweihte war inzwischen etwas größer als ihre Base. „Ich weiß nur das, was man sich darüber erzählt. Was man sich hier darüber erzählt“, erwiderte sie mit rauer Stimme und zuckte sogleich entschuldigend mit den Schultern, „Ich weiß nichts darüber, was wirklich war, denn man erzählt sich viel, auch Dinge, die nicht wahr sind und da ich nicht weiß, was war...“ Sie hielt inne. „Was soll ich dir da erzählen?“
 
Tessia schaute zu Marbodane auf. Die [[Boron-Kirche|Boron]]-Geweihte war inzwischen etwas größer als ihre Base. „Ich weiß nur das, was man sich darüber erzählt. Was man sich hier darüber erzählt“, erwiderte sie mit rauer Stimme und zuckte sogleich entschuldigend mit den Schultern, „Ich weiß nichts darüber, was wirklich war, denn man erzählt sich viel, auch Dinge, die nicht wahr sind und da ich nicht weiß, was war...“ Sie hielt inne. „Was soll ich dir da erzählen?“
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= Das dritte Kind =
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== Albträume ==
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'''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Firun 1045 BF'''
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''Im Zimmer war es nahezu finster, obgleich draußen die Praiosscheibe hoch am Himmel stand. Die Luft war stickig und muffig, es roch nach kaltem Schweiß und nach Blut. Einige Kerzen versuchten die düstere Stimmung mit ihrem diesigen Licht zu vertreiben und vermochte es doch einfach nicht. Es war still. Entsetzlich still. Totenstill. [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa]] lag ruhig auf dem Bett, nahezu reglos.''
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''„Ist es... ist es... tot?“, wisperte er leise der [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Hofkaplanin]] neben ihm zu.''
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''„Ja“, hauchte sie fast tonlos und nickte zaghaft, „[[Garetien:Ederlinde Etilia von Altjachtern|Es]] ist tot und... und Eure Gattin...“ Erleichtert seufzte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]]. Erleichtert, weil er sich nun nicht mehr entscheiden musste, wie er mit einem Kind umgehen sollte, dass doch nicht seines war. Die Götter hatte ein einsehen gehabt und ihn von dieser Entscheidung freigesprochen. „Die Götter haben weise entschieden“, schloss er und nickte ernst.''
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''Die Peraine-Geweihte blickte ihn fassungslos an und schüttelte ihren Kopf. Mit anklagender Stimme erklärte sie: „Hochgeboren, wie könnt Ihr von einer weisen Entscheidung der Götter sprechen? Es war Eure Entscheidung! Eure allein! Und dadurch das Ihr nichts entschieden habt und untätig wart haben die Götter nun ihre weise Entscheidung gefällt das Ungeborene nicht allein übers Nirgendmeer zu schicken.“''
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''Ein kalter Schauer ergriff von ihm Besitz, seine Hände begannen zu zittern, ungläubig schüttelte er seinen Kopf, dann stürzte er an das Bett seiner Liebsten nur um...''
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... schweißgebadet und schreiend zu erwachen. Drego von Altjachtern setzte sich auf und rang um Atem und noch mehr um Fassung. Kaum einen Wimpernschlag nachdem er von diesem entsetzlichen Traum aus dem Schlaf gerissen worden war, klopfte es an der Tür und [[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|Jast]] trat herein: „Hochgeboren, braucht Ihr etwas?“
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„Wo ist ''Orknäschen''?“, wollte er wissen.
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„Ähm“, der Knappe schien einen Moment irritiert, „Ihr habt sie am Morgen nach Esenfeld zu meiner [[Garetien:Rondrara von Treleneck|Mutter]] bringen lassen, Hochgeboren.“
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„Ja“, stimmte Baron Drego ihm tonlos zu, „Dann... dann... dann bringt mir Schwester Lindegard. Sofort.“
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„Ja“, erwiderte der Knappe da, „Sehr wohl.“
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Doch nach einiger Zeit kam er ohne die Geweihten zurück: „Schwester Lindegard ist nach [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Esenfeld]] zu Eurer Gattin aufgebrochen. Meine Mutter hat nach ihr geschickt.“
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„Dann... dann bring mir Euer Gnaden Rían“, verlangte er.
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„Welche?“
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Er verdrehte die Augen: „Euer Gnaden [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rian]].“
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„Hält sich derzeit wahrscheinlich in ihrem [[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Heimattempel]] in Schwarztannen auf“, konnte er nur vermuten, „Auf Scharfenstein ist sie jedenfalls nicht. Doch zu dieser nachtschlafenden Zeit sind die Stadttore [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannens]] geschlossen. Soll ich Euer Gnaden [[Garetien:Nurinai ni Rian|Nurinai ni Rían]] wecken?“
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„Nein“, entschied er, „Nein. Es wird auch so gehen. Gehen müssen. Ich möchte beten, geh jetzt.“
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== Bitte ==
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Gegeben im Tsa 1045, Esenfeld
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{{Brief
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|Adressat=An Euer Hochgeboren [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]], Baron zu [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]], [[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]]<br/><br/>
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Liebster Drego,
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|Text=so gerne ich unsere Kinder auch sehe und sie um mich habe, so sehr muss ich Dich nun darum bitten, sie nicht mehr zu mir bringen zu lassen. Nicht nur, dass der Weg für sie aufgrund ihres Alters doch recht beschwerlich ist, sondern ich kann mich derzeit auch nicht richtig um sie kümmern. Sie lernen gerade die Welt zu entdecken und ich bin ihnen dabei mehr Last als Hilfe. Abgesehen davon ist es mein Wunsch, dass sie sich nicht so an mich erinnern. Trotz der Ruhe und Pflege die mir hier zuteilt wird bessert mein Zustand sich leider bisher nicht. Ich bete zu den Göttern, dass sie mir beistehen. Mehr bleibt mir nicht zu tun. Die Zeit wird zeigen, ob die Götter mich erhören werden. Bis dahin gib gut auf unsere Kinder acht.
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|Absender=[[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]]<br/>Reichsritterin zu Praiosborn
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=Weitere Ideen=
 
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Aktuelle Version vom 26. April 2024, 04:54 Uhr

Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.


Ein Ende und ein Anfang

Die Junkerin Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels tritt vor den Schweigsamen. Ihre Familie ist bei ihr. Ihr Tod, vor allem jedoch die Botschaft die sie einem ihrer Söhne mit ihren letzten Atemzügen hinterlässt, wirft jedoch Fragen aus.

Schwester

Vater

Mutter

Bruder

Nichte

Fische im Netz

Bedenkzeit

Burg Scharfenstein

Sie bat sich Bedenkzeit aus. Baron Drego verstand. Er schien wirklich ein netter Mensch zu sein und darüber hinaus über ein gutes Herz zu verfügen und dennoch, dennoch nahm sie es ihm übel, dass er sie nicht einfach so gehen lassen wollte. Dabei verstand sie ihn. Wenn sie all die Sehnsucht nach meiner Heimat beiseite schob, dann verstand sie ihn. Er konnte sie nicht einfach gehen lassen. Nicht einfach so. Und sie konnte ihm nicht einfach Gefolgschaft schwören. Nicht einfach so.

Albtraumgestalt

Einhornfrau

See Praiosborn, Praios 1045

(...)

Der Raller treu

Verschwunden

Markt Rallingen, im Travia 1044 BF

Zeit zu sterben

Prolog

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

Es war ein winziger Augenblick, ein Moment nicht länger als ein Atemzug, ein Wimpernschlag oder gar ein Herzschlag nur der Unachtsamkeit, des Zögerns, des Nachdenkens, des Verweilens, des Müßigganges oder auch nur der Neugierde der das Leben vom Tod trennte. Und so wie es so manchem Menschen auf Dere erging, erging es auch dem Hasen, der unerwartet meinen Weg kreuzte oder kreuzte ich den seinen? Er zögerte zu lange. Schaute mich zu lange an. Dachte zu lange nach. Verweilte zu lange. Da packte ihn der vom Himmel herabstürzende Habicht mit seinen kräftigen, gelben Krallen und hielt ihn fest. Das Tier kämpfte und schrie verzweifelt um sein Leben, doch der Habicht hielt es fest. Es sprang und tobte, doch unerbittlich hielt der Habicht es fest.

Und einen winzigen Augenblick später tauchte ein Hund auf. Ein brauner, alter, etwas zotteliger Hund. Auch er verharrte. Zögerte. Schaute mich an. Interessiert. Neugierig. Er dachte nach. Er dachte angestrengt nach. Schnupperte. Ob er mich kannte? Und einen winzigen Augenblick später tauchte eine Frau auf, eilte an die Seite des Habichts, kniete sich nieder, packte den Hasen und machte ihm den Garaus, wobei sie die Bauchdecke des Tieres mit seinem Eberfänger öffnete um dem Habicht seinen Anteil zu geben. Gierig fiel der Vogel über die Eingeweide der Beute her.

So war er, mein Herr, Gebieter über Schlaf und Tod. Unablässig und unerbittlich schickte er seine Diener aus. Und nun hatte er mich hierher geschickt: Nach Hause...

Wiedersehen

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

Blut tropfte von der schimmernden Klinge des Eberfängers. Die Frau richtete sich auf und erst da fiel ihr Blick auf mich. Einen Moment verharrte auch sie, zögerte, dachte nach. Ob sie sich wohl fragte, warum ihr Hund nicht gebellt hatte?

„Dela?“, Tessia von Haselbusch musterte mich, „Nein! Marbo... Marbodane?“

Langsam nickte ich. Gemächlich trottete der Hund auf mich zu.

„Ich... ich hätte dich fast nicht erkannt“, erklärte sie etwas verwundert, „Du... du hast dich verändert und doch...“ Sie legte ihren Kopf etwas zur Seite und musterte ihre Gegenüber. „... bist du irgendwie dieselbe geblieben.“ Etwas verwundert zuckte sie mit den Schultern. „Lediglich älter bist du geworden. Ja...“ Ein verschmitztes Lächeln legte sich über ihre Wangen. „... älter.“

Ich erwiderte ihr Lächeln: „Älter bin ich geworden, Tessia.“ Der Hund – besser gesagt eine Hündin – war nun ganz nahe bei mir. Interessiert roch sie an mir, leckte mir über den Handrücken, ehe sie sich vor mir ins Gras warf, mir ihren nackten Bauch entgegen reckte um von mir gestreichelt zu werden. „Aber Irmi...“, ich ging in die Knie und kraulte das Tier ausgiebig, „Irmi hat mich erkannt.“

„Ja...“, die Jägerin säuberte eilig ihren Eberfänger und steckte ihn zurück in die Scheide, „Es verwundert mich. Sie ist alt geworden, Marbodane. Ich meine, wie lange ist es her, dass du nicht mehr hier warst?“ Unwissend zuckte sie mit den Schultern. „Ich hatte nicht erwartet, dass sie dich nach all den Götterläufen noch erkennt. Sie erkennt ja geradeso noch Dankwart und mich, aber dich?“ Fragend blickte sie ihre Gegenüber an.

„Tiere haben ein Gespür für den Tod“, wusste ich, „Das sagt man auch uns nach oder viel mehr unserem Herrn...“

„Dann bist du gekommen, weil... ?“, die Frau schluckte schwer, „... jemand von uns sterben wird?“

Ich nickte.

Erinnerung

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

Tessia schluckte schwer und versuchte sich an einem Lächeln während sie mir kehlig erklärte: „Sterben müssen wir alle eines Tages, nicht wahr?“

„So ist es“, erwiderte ich und sah in ihren Augen die Angst, die Angst jemanden den sie von Herzen liebte zu verlieren. Ich kannte diese Angst nur zu gut, zwar nicht von mir selbst, aber von jenen Menschen, denen ich begegnete. Mein Herr war bei den meisten gefürchtet, so nahm er ihnen doch das Liebste. Und obgleich er doch auch der Herr über den Schlaf und auch über die Träume war, so dachte kaum jemand an diese Aspekte wenn er meiner ansichtig wurde...

„Nun gut“, schloss die Junkersgemahlin sichtlich ernst, „Dann wollen wir mal auf die Haselburg gehen. Ich würde gerne sagen, dass Dankwart sich freuen wird, dich zu sehen, Marbodane, aber ich fürchte, dass das nicht der Wahrheit entspricht...“

Verständnisvoll nickte ich: „Ich weiß, Tessia, ich weiß. Er grollt mir noch immer...“

„Tief in seinem Herzen weiß er wohl, dass du keine Schuld trägst“, nun klang ihre Stimme bitter, „Aber...“ Regelrecht hilflos zuckte sie nun mit den Schultern. „Schon bevor wir dich und deine Schwester nach dem Tod eures Vaters auf der Haselburg aufgenommen haben, haben wir Kinder verloren. Das letzte kurz bevor du dein Noviziat begonnen hast...“ Damals hatte es meinem Oheim gereicht. Er hatte meine Anwesenheit einfach nicht mehr ertragen. So hatte er mich fortgeschickt. Ein Noviziat in der Boron-Kirche war ihm passend erschienen, schließlich hatte ich stets gewusst, wann jemand stirbt, eine seltsame Gabe, die nicht nur ihn verängstigt hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte man mir meinen heutigen Namen gegeben: Marbodane. „... danach hat uns Tsa diese zweifelhafte Gnade nicht mehr zuteil werden lassen.“

„Bist du traurig darüber?“

„Ich weißt nicht recht“, meinte sie da unsicher, „Irgendwie schon und irgendwie auch nicht. Ich... ich weiß es einfach nicht. Ich meine...“ Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Dankwart und ich haben immerhin Lechdan und das ist mehr als manche andere haben. Ich will auch nicht undankbar sein, aber... aber manchmal frage ich mich schon, warum ausgerechnet uns das passieren musste...“ Etwas fragend blickte sie die Geweihte an.

„Darauf kann ich dir keine zufriedenstellende Antwort geben“, erwiderte ich leise seufzend, „Aber vielleicht ist euch das passiert, weil ihr das ertragen konntet, jemand anders wäre vermutlich daran zerbrochen...“

Tessia schwieg sich dazu aus, aber an ihrer Reaktion sah ich deutlich, dass sie meine Worte nicht richtig an sich heranlassen konnte und auch gar nicht wollte.

Wenige Augenblicke als die Haselburg – eher ein befestigtes Haus als eine Burg – vor uns auftauchte, wollte sie sehr ernst von mir wissen: „Ist es Lechdan? Wird er sterben?“

Ich schüttelte den Kopf: „Es ist jemand hier. Hier auf der Haselburg.“

Seltsamerweise schien sie erleichtert. Vermutlich lag es einfach daran, dass die größte Sorge meines Oheims stets jene gewesen war, auch noch Lechdan zu verlieren. Er war eben ihr einziges Kind und der designierte Erbe. Aus diesem Grund hatte mein Oheim mich auch fortgeschickt, ganz so als könnte er damit verhindern, dass es weitere Tote gäbe...

Mutter

Junkertum Haselbusch, Efferd 1044 BF

„Wie geht es...“, Tessia stockte einen Moment während sie ihren Habicht in die Voliere brachte, entschied sich dann aber ihre Frage zu Ende zu formulieren, „... deiner Mutter?“

Es dauerte entsetzlich lange, bis ich eingestand: „Ich habe sie schon sehr lange nicht mehr gesehen. Sehr lange.“

„Hm“, machte die Haselbuscherin da, „Ist sie denn nicht mehr... im... im Kloster?“

„Das Kloster ist groß“, erwiderte ich ihr da, „Vielleicht ist sie noch da, vielleicht aber auch nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Dann hielt ich einen Moment inne. „Abgesehen davon war ich auch nicht sonderlich oft im Kloster, eigentlich war ich nur dann da, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Das war nicht oft. Die meiste Zeit war ich unterwegs. Manchmal glaube ich, dass das die Absicht meiner Lehrmeisterin war. Sie wollte mich nicht zu sehr mit der Vergangenheit konfrontieren...“

„Schade“, kommentierte die Junkerin seufzend, „Schade ist es trotzdem. Sie ist immerhin deine Mutter.“

„Ja“, entfuhr es mir kehlig, „Das schon, aber... sie könnte mir ohnehin nichts erzählen. Sie hat... hat vor geraumer Zeit eine Schweigegelübde abgelegt...“

„WAS?“, entfuhr es der Älteren vollkommen fassungslos als sie die Voliere wieder verließ, „Warum?“

Wieder zuckte ich mit den Schultern: „Auch das weiß ich nicht. Meine Lehrmeisterin hat es mir gesagt. Vor meiner Weihe. Zu dieser Zeit hatte ich nämlich überlegt sie aufzusuchen und nach... nach meinem Vater zu fragen. Aber...“ Meine Stimme brach. Über meinen Vater wusste ich kaum etwas. Er war seit langem tot. Ich hatte ihn nie kennengelernt. Selbst meine ältere Schwester Daria konnte sich kaum an ihn erinnern. „... dafür war es zu spät.“ Ich versuchte mich an einem Lächeln, denn ich spürte den mitleidigen Blick meiner Base auf mir Ruhen. „Als sie es mir sagte, hatte sie Tränen in den Augen. So wie du jetzt...“

„Ach, Marbodane“, schniefte sie, „Ich hatte so gehofft, dass sie dir irgendwann alles erklären könnte, denn ich...“ Sie schluckte schwer. „... ich weiß nicht, ob es Dankwart je tun wird und ich selbst weiß zu wenig. Und... und wenn er es nicht tut dann... dann...“ Tessia zuckte sichtlich hilflos mit den Schultern. „... dann wird es für ewig im Dunkeln liegen.“

„Und du?“, wollte ich zaghaft wissen, „Weißt du nichts?“

Tessia schaute zu Marbodane auf. Die Boron-Geweihte war inzwischen etwas größer als ihre Base. „Ich weiß nur das, was man sich darüber erzählt. Was man sich hier darüber erzählt“, erwiderte sie mit rauer Stimme und zuckte sogleich entschuldigend mit den Schultern, „Ich weiß nichts darüber, was wirklich war, denn man erzählt sich viel, auch Dinge, die nicht wahr sind und da ich nicht weiß, was war...“ Sie hielt inne. „Was soll ich dir da erzählen?“

Das dritte Kind

Albträume

Burg Scharfenstein, Firun 1045 BF

Im Zimmer war es nahezu finster, obgleich draußen die Praiosscheibe hoch am Himmel stand. Die Luft war stickig und muffig, es roch nach kaltem Schweiß und nach Blut. Einige Kerzen versuchten die düstere Stimmung mit ihrem diesigen Licht zu vertreiben und vermochte es doch einfach nicht. Es war still. Entsetzlich still. Totenstill. Ailsa lag ruhig auf dem Bett, nahezu reglos.

„Ist es... ist es... tot?“, wisperte er leise der Hofkaplanin neben ihm zu.

„Ja“, hauchte sie fast tonlos und nickte zaghaft, „Es ist tot und... und Eure Gattin...“ Erleichtert seufzte Baron Drego. Erleichtert, weil er sich nun nicht mehr entscheiden musste, wie er mit einem Kind umgehen sollte, dass doch nicht seines war. Die Götter hatte ein einsehen gehabt und ihn von dieser Entscheidung freigesprochen. „Die Götter haben weise entschieden“, schloss er und nickte ernst.

Die Peraine-Geweihte blickte ihn fassungslos an und schüttelte ihren Kopf. Mit anklagender Stimme erklärte sie: „Hochgeboren, wie könnt Ihr von einer weisen Entscheidung der Götter sprechen? Es war Eure Entscheidung! Eure allein! Und dadurch das Ihr nichts entschieden habt und untätig wart haben die Götter nun ihre weise Entscheidung gefällt das Ungeborene nicht allein übers Nirgendmeer zu schicken.“

Ein kalter Schauer ergriff von ihm Besitz, seine Hände begannen zu zittern, ungläubig schüttelte er seinen Kopf, dann stürzte er an das Bett seiner Liebsten nur um...

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... schweißgebadet und schreiend zu erwachen. Drego von Altjachtern setzte sich auf und rang um Atem und noch mehr um Fassung. Kaum einen Wimpernschlag nachdem er von diesem entsetzlichen Traum aus dem Schlaf gerissen worden war, klopfte es an der Tür und Jast trat herein: „Hochgeboren, braucht Ihr etwas?“

„Wo ist Orknäschen?“, wollte er wissen.

„Ähm“, der Knappe schien einen Moment irritiert, „Ihr habt sie am Morgen nach Esenfeld zu meiner Mutter bringen lassen, Hochgeboren.“

„Ja“, stimmte Baron Drego ihm tonlos zu, „Dann... dann... dann bringt mir Schwester Lindegard. Sofort.“

„Ja“, erwiderte der Knappe da, „Sehr wohl.“

Doch nach einiger Zeit kam er ohne die Geweihten zurück: „Schwester Lindegard ist nach Esenfeld zu Eurer Gattin aufgebrochen. Meine Mutter hat nach ihr geschickt.“

„Dann... dann bring mir Euer Gnaden Rían“, verlangte er.

„Welche?“

Er verdrehte die Augen: „Euer Gnaden Elerea ni Rian.“

„Hält sich derzeit wahrscheinlich in ihrem Heimattempel in Schwarztannen auf“, konnte er nur vermuten, „Auf Scharfenstein ist sie jedenfalls nicht. Doch zu dieser nachtschlafenden Zeit sind die Stadttore Schwarztannens geschlossen. Soll ich Euer Gnaden Nurinai ni Rían wecken?“

„Nein“, entschied er, „Nein. Es wird auch so gehen. Gehen müssen. Ich möchte beten, geh jetzt.“

Bitte

Gegeben im Tsa 1045, Esenfeld

An Euer Hochgeboren Drego von Altjachtern, Baron zu Schwarztannen, Burg Scharfenstein

Liebster Drego,
 
 
 
 
so gerne ich unsere Kinder auch sehe und sie um mich habe, so sehr muss ich Dich nun darum bitten, sie nicht mehr zu mir bringen zu lassen. Nicht nur, dass der Weg für sie aufgrund ihres Alters doch recht beschwerlich ist, sondern ich kann mich derzeit auch nicht richtig um sie kümmern. Sie lernen gerade die Welt zu entdecken und ich bin ihnen dabei mehr Last als Hilfe. Abgesehen davon ist es mein Wunsch, dass sie sich nicht so an mich erinnern. Trotz der Ruhe und Pflege die mir hier zuteilt wird bessert mein Zustand sich leider bisher nicht. Ich bete zu den Göttern, dass sie mir beistehen. Mehr bleibt mir nicht zu tun. Die Zeit wird zeigen, ob die Götter mich erhören werden. Bis dahin gib gut auf unsere Kinder acht.
 
 
 
 
Ailsa ni Rían
Reichsritterin zu Praiosborn

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