Benutzer:VolkoV/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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==Am Sandkasten - Helmine==
==Einführung==
''Ihre Hand donnerte in den Sand und beförderte alle Figuren durch die Luft. Wie konnte dieser Magus es wagen.''
*Vorstellung des Charakters
*Vorstellung des jeweiligen "Inneren Antriebs", der in dieser Queste auf die Probe gestellt wird
===Irmhelde===
===Alderan===
[[Garetien:Alderan von Nadoret|Alderan von Nadoret]] schüttelte sich. Dieses Höllenwall behagte ihm gar nicht. Der Auftrag unter dem er hier hergekommen war hatte recht mondan geklungen. Er sollte herausfinden ob in den Jahren vor dem Fall der Helburg Gefangenen aus dem Staatsgefängnis verschwunden waren. Alderan kam es reichlich merküwrdig vor, dass er das ausgerechnet jetzt herausfinden sollte, wo die Helburg doch vollkommen zerstört worden war. Vielleicht ging es ja darum sicherzustellen, dass ein bestimmter Gefangener auf jeden Fall beim Fall der Helburg ums Leben gekommen war und nicht bereits im Vorfeld verschwunden war. In einer verwüsteten Baronie herumzustöbern war seine Sache eigentlich nicht, aber andererseits war es ihm ganz recht den Neckereien seiner Kameraden zu entkommen, hatte er, der Lebemann schlechthin doch kürzlich geheiratet und dazu auch noch eine Reichsforsterin. Und das mitten im Fehdejahr. Jetzt war er, der Koscher aus Eslamsgrund auch noch Reichsforster und dass obwohl seine Wahlheimat, die Kaisermark mit "seiner" Grafschaft in Fehde stand. So war Alderan also nach Höllenwall gereist und hatte auch seinen [[Garetien:Anshold von Salzmarken|Vater]] besucht, der sich ja seit eingier Zeit in Kämpfe mit anderen rauflustigen Adligen verwickelt hatte. Alderan erkannte seinen Vater kaum wieder, war dieser doch deutlich von den vergangenen Kämpfen gezeichnet und schien vor allem darauf aus zu sein seinen Konkurrenten [[Garetien:Lucian von Malagant|Lucian Malagant]] auszulöschen.  


Dramatis Personae
Anshold war sein Vater fast schon ein wenig unheimlich geworden, also hatte er sich bereits am nächsten Tag aufgemacht um sich im Umland der zerstörten Stadt Höllenwall nach Gerüchten um den Verbleib der Gefangenen zu erkundigen. Vielleicht ließe sich ja ein ehemaliger Kerkersoldat, oder Dienstbote auftreiben der ein wenig Licht ins Dunkle bringen konnte. Jetzt wo der Baron von Höllenwall, mit seiner gesamten Sippschaft draufgegangen war würde der ein oder andere sicher bereit sein ein wenig zu plaudern, so denn einige Geldstücke den Besitzer wechselten.


[[Perricum:Leobrecht von Ochs|Leobrecht von Ochs]], Reichsvogt auf der Efferdsträne
===[https://www.garetien.de/index.php/Garetien:Ucuriel_Delo_von_Eychgras Ucuriel Delo von Eychgras]===


[[Garetien:Giselda von Ochs|Giselda von Ochs]], Kronvögtin auf der Mardershöh


[[Garetien:Helmine von Hartwalden-Hartsteen|Helmine von Hartwalden-Hartsteen]], ehemalige Vögtin der Viehwiesen
Nun starre ich in die Sonne!


[[Garetien:Anaxios Illosos von Ochs|Anaxios Illosos von Ochs]], Baron auf der Viehwiesen
[[Garetien:Fiana_von_Dachsen|Fiana]] sah so bezaubernd aus, als ich das letzte mal mit ihr zu Tisch saß und sie mir, wie so oft beim abendlichen Mahle, eifrig über ihre Rechtsfälle referierte. Ich halte mich zu gern an dieser Erinnerung fest, wie Sie mir gegenüber sitzend, mit der silbernen Gabel auf der ein Stück Brot saß, verspielt in der Luft herum wirbelte, während aus ihrem bezaubernden Mund all diese Theorien und Paragraphen sprudelten. Hin und wieder schob sie sich dann ihre Brille mit dem Zeigefinger wieder auf ihrer süßen Nase zurecht und tunkte ihr Brot in das Schlunder Fondue-Töpfchen, um es dann, beim ausführen ihrer Theoreme, lange Fäden ziehend wieder  heraus zu ziehen und langsam drehend das Brot einsponn, wie ihre feuriger Enthusiasmus meinen Geist. Seit Helon sie zur neuen Landrichterin von Nettersquell berufen hatte, war ihr brillantes Köpfchen eifrig mit der Aufklärung all der Ereignisse dort beschäftigt und ich durfte an ihrer Hingabe und Leidenschaft teilhaben.


___
Meine Fälle im gräflichen Ingerimmsschlund verstopften zu jener Zeit nur noch plump meinen Kopf wie zähe Käsemasse die langsam erkaltete. Die spontane Selbstentzündung der Kutsche meines Amtsvorgängers aufzuklären, erwies sich als recht schleppend. Die Überreste der verkohlten Kutsche wurde nun seit Jahren ohne Ergebnisse in der Stellmacherei Posche untersucht. Auch beim Brückenfall an der Natter wurde nur gemauert. Das Silber des Grafen war nie mehr aufgetaucht und die klammen Hartsteener ließen niemanden mehr an die Unglücksstelle. Das Rohalsche Brückenprivileg verfolgte mich bis in meine Träume. Die Fehde und der Verrat der Familie Hartweil hatte neue juristische Fragen aufgeworfen, die sich auf meinem Schreibtisch stapelten. Ich brauchte zu jener Zeit wirklich eine Auszeit.
Scheiß auf den Schlund, scheiß auf die Fehde, scheiß auf meine kostbare Zeit.


TODO: Hier fehlt natürlich ein Text von Tommy
Der Brief meiner [[Garetien:Coris_von_Gryffen|Mutter]] war so eindringlich gewesen, das ich ihre Bitte nach so vielen Jahren nicht ausschlagen wollte. Mit dem Studium der Juristerei in Punin, hatte ich mich damals, nach meiner Knappschaft von Ihr und dem Orden lösen können. Von meiner Hochzeit mit meiner brillanten, wie bezaubernden Kommilitonin, hatte ich meine Eltern nur nach Vollzug in Kenntnis gesetzt. So war mein Bruch mit der Familie perfekt. Nach Jahren in der Kanzlei, waren die Kontakte Fianas und die daraus resultierende Anstellung im Schlund, ein Glücksfall gewesen um eine Grafschaftsgrenze und mehrere Täler des Raschtulswalls zwischen Uns und meiner Familie zu bringen. Wir hatten uns im Schlund etwas aufgebaut. Und an jenem Abend am Fondue war es an mir Fianas Bann zu lösen und ihr zu sagen das ich zurück gehen werde.


___
Als ich das Praiostal erreichte und [[Garetien:Burg_Lichterneck|Burg Lichterneck]] nach so vielen Jahren wieder betrat, kamen schwermütige Erinnerungen hoch. Ich hatte meiner Mutter zum Gefallen, meine Knappschaft in der Ordensburg geleistet. Ich hatte ihren Zeremonien beigewohnt, ihre Ausrüstung gepflegt, die Reittiere und die Gefangenen versorgt und ihre verrohte Ideologie aufgesogen und zu meiner gemacht, um zu verdrängen welches Blutes ich bin. Tag für Tag in diesem Kerker um zu sühnen, das die Schande meines Partus ihren reinen Leib befleckt hatte. So war ich weniger Kerkerknecht, den selbst Gefangener in diesem Fels. Bis ich Ihn traf.
Meine Mutter hatte ein Händchen für die subtilsten Torturen entwickelt, die einen Mann brechen konnten. Wohl eine Art Revanche für das was ihr mein Erzeuger tat. Und so fand ich Ihn eines Abends bei meinem Gang mit dem Breitopf am Felssims liegend. Ich schätze er wäre noch an jenem Abend gesprungen, wenn ich mich nicht zu ihm gesetzt hätte. „Mit welchem Recht...?“ Mehr hatte er nicht in den tiefen Abgrund gestammelt. Doch bei mir lösten diese Frage etwas aus. Ich kann es nicht erklären. Aber ich setzte mich an jenem Abend zu jenem geschundenen Gefangenen mit seiner merkwürdigen Haarsträhne und grübelte über mein Leben nach.


Ich brachte Ihm noch oft seinen abendlichen Brei und wir philosophierten über Recht, Willkür und Wille der Götter. Und wir nährten uns gegenseitig so in diesem Loch, in dem wir Beiden zum geistigen verrotten festgesetzt waren. Ich kann nicht ganz bestreiten, das diese Gespräche den Grundstein meines Entschlusses bildeten, nach Punin zu gehen und mit dem Orden zu brechen. Der immer noch brillante Geist dieses Mannes, hatte meinen kindlich, naiven Verstand, wie ein Wetzstein das Messer, über die Monate geschärft. Und so traf es mich doch bitter, als ich nach ein paar Monaten meines Studiums hörte, das er doch noch in die Klamm gesprungen war.


Als ich meine Mutter also in ihrer Klausur auf Lichterneck aufsuchte, in die sie sich geflüchtet hatte, nach dem sie auf Halhof in das Auge des Morgens geschaut hatte, wollte ich sogleich wissen, was so Eindringliches geschehen war, das sie ausgerechnet mein Kommen nach all der Enttäuschung und so vielen Jahren erflehte. Als meine Mutter mich einweihte, das ihr das Auge einen Todgeglaubten auf dem Ferkinastieg offenbart hatte, der uns beiden wohl vertraut war, wurde mir einiges klar.
Dieser Mann war nicht in seinem Kerker verreckt. Er hatte es irgendwie geschafft uns alle hinter das Licht zu führen. Und irgend jemand im Orden hatte es vertuscht und seinen tödlichen Sprung gemeldet. Wäre doch die Schande der Flucht dieses vermeintlichen Mörders, dem Grafen nicht zu erklären gewesen, nun da der Orden seine ungeteilte Gunst hatte. So war es an ihr, dieses Versagen im Orden aufzuklären und an mir die erkaltende Spur dieses Mannes, dem ich so viel zu verdanken hatte aufzunehmen. Wenn der Höllenfall nicht schon alles hin fortgerissen habe.


Brief des Reichsvogtes Leobrecht von Ochs an seine Schwester Giselda von Ochs.
Da stand ich nun. Wo sollte ich anfangen? Das was in Höllenwall geschehen war, hatte die halbe Grafschaft in Aufregung gesetzt und sogar die Aufmerksamkeit des ganzen Reiches und seiner Kaiserin auf sich gezogen. Die Sache gebot schon eine gewisse Vertraulichkeit, um keine Schande über den Orden oder gar meine Familie zu bringen. Und so musste ich subtil in den Trümmern der Baronie die einst Höllenwall genannt wurde schnüffeln. Hatte das Auge des Morgens doch eindeutig gezeigt, das mein alter Mentor von dort floh. Ich bereiste das verwüstete Tal. Fand jedoch keinen Anhalt. Alles war durch die Lawine unter Trümmern begraben. Zeugen, Akten, alles perdue.


''Meine liebe Schwester,''
Es waren alte Gerüchte aus meiner Kanzleizeit, die sich hartnäckig hielten und denen ich letztendlich nachging. Niemand konnte sagen, wer dort oben noch einsaß. Der Baron war stetes bemüht seine Zellen zu füllen und es war schon auffällig wie viele Gefangene dort oben einsitzen sollten. Allein die Lebensmittel die geliefert wurden hätten nie gereicht. Und so verbreiteten sich Märchen von unterirdischen Höhlen und Gärten, Horrorgeschichten von unheiligen Experimenten oder aber die Vermutung, das der Hellburger die Gefangenen anderweitig los wird. Dem wollte ich nach gehen und so suchte ich.


''betrübt erreichte mich die Nachricht der Absetzung Helmine von Hartwalden-Harsteens durch unseren Neffen Anaxios.''
Und dann hörte ich von diesen Garethern, die die gleichen Fragen stellten. Ein Grund sich über Sie zu erkundigen. Zwei Brachenwächter wie sich schnell herausstellte. Die mussten scheinbar im ganzen Reich Klinken putzen und in so manchen Arsch kriechen um ein paar Almosen für ihre Brachen zu bekommen. Mir soll es recht sein. So vereinbarte ich ein Treffen mit ihnen in den Resten der Stadt Höllenwall.


''Genaue Hintergründe und Details, die seine Entscheidung begründen, liegen mir nicht vor und entziehen sich meiner Kenntnis.''
===Nurinai===


''Ich bedaure das Vorgehen, welches die stets treue Helmine sicherlich nicht verdient hat. Dennoch bin ich sicher, dass Anaxios tiefgreifende Gründe hatte diesen Schritt zu vollziehen.''
Dass es in [[Garetien:Baronie Höllenwall|Höllenwall]] nicht mit rechten Dingen zuging, war allzu offensichtlich, dafür brauchte man kein besonderes Gespür, sondern nur einen unverstellten Blick. Was es allerdings genau war, das war wesentlich schwerer zu ergründen. Und doch beschäftigte es [[Garetien:Nurinai ni Rian|Nurinai ni Rían]] oft. Nicht wegen den bloßen Vorkommnissen an sich – die selbstredend bereits erschütternd genug waren – sondern wegen jenen, die ihr Leben hatten lassen müssen. Ob ihre Seelen Erlösung gefunden hatten? Oder ob sie noch immer dort draußen ruhelos derer harrten oder gar... noch schlimmer?


''Durch meinen Verlust [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Korhildas]], die mir stets eine Stütze, sowie treue und hervorrangende Verwalterin war, biete ich mich an Helmine eine Anstellung auf der Efferdsträne anzubieten.''
Es war ihr Herr, der sie hierher geführt hatte. Dazu hatte er allerdings keinen Fingerzeig gebraucht, es hatte nur ihrer tiefen Verbundenheit zum Schweigsamen bedurft. Mit hauchzartem Flügelschlag schien er ihr vorgeeilt zu sein und sie hatte lediglich dem leisen Schlagen seiner Schwingen folgen müssen. So hatte sie es zumindest ihrer Liebsten erklärt und [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande]] hatte begriffen, dass sie nun gehen musste. Und so war Nurinai ausgezogen. Immer dem Flügelschlag hinterher. Er hatte sie nach Höllenwall geführt. Er hatte ihr hier eine Aufgabe zugedacht...


''Die Fülle meiner verwalterischen Angelegenheiten benötigen eine korrekte und erfahrene Person, die sich diesen widmet. Vor allem, da ich diplomatisch stets eingebunden bin.''
Es war auch ihr Gefühl – das leise Schlagen der Schwingen ihres Herren – dass sie zum [[Geschichten:Orakel des Einhorns|Orakel des Einhorns]] geführt hatte. Nach der Verkündung der Orakelsprüche hatte Nurinai sich seltsam leer und unendliche erschöpft gefühlt, ganz so als habe sie das Orakel gesprochen, dabei hatte sie nur aufmerksam gelauscht. Auf direktem Wege begab sie sich zum [[Garetien:Tempel der Ewigen Ruh|Tempel der Ewigen Ruh]], bis nach [[Garetien:Burg Halhof|Halhof]] hätten ihre Kräfte an diesem Tag einfach nicht mehr gereicht. Dort fiel sie auf ihr karges Lager und glitt augenblicklich in die Arme ihres Herrn.


''Hochachtungsvoll,''
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''Leobrecht von Ochs''
''Das Orakel schlich sich bis in ihre Träume. Immer wieder und wieder hörte sie den Geweihten die Sprüche verkünden oder viel mehr verkündete er immerzu nur einen einzigen Spruch:''
''Reichsvogt auf der Efferdsträne''
''„Im Kerker erbleicht, da tot und am Leben und lebend schon tot,''
''kann einer bezeugen die höllischen Schmerzen,''
''die Ränke und Frevel, schändlich gewoben aus Schwarz und aus Rot:''
''der Herold im Hause der Reinen Herzen.“''


==Am Sandkasten – Ein Nachfolger==
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''Sie schob alle Figuren beiseite und nahm den Zinnreiter in Schwarz und Silber in die Mitte. „Lerne was es bedeutet ein von Ochs zu sein. Wenn Dein Cousin nicht alsbald an eine Heirat und Nachkommen denkt, liegt es an Dir für den Fortbestand des Hauses und seinen Erfolg zu sorgen.“''


Giselda saß in ihrem großen Ohrensessel im Rittersaal und genoss den Blick über Mardershöh. Sie dachte an viele schöne Erinnerungen die sie mit ihrer zweiten Heimat verband, als ein Diener sich räusperte. „Euer Neffe ist erschienen.
Schreiend erwachte sie. Kalter Schweiß auf der Stirn. Wenige, aber einige heftige Herzschläge später klopfte es dumpf an die Tür zu ihrer kleinen Kammer.


Die alte Dame nickte und winkte. „Bittet ihn herein und versorgt sein Pferd, er wird schnellstmöglich weiterreiten.
„Schwester?“, fragte eine schläfrige Stimme.


Wolfaran, der noch sichtlich angeschlagen von seiner schweren Verwundung war, die er sich in Bärenau zugezogen hatte, betrat den Raum. Giselda wies ihm eine Gondole direkt neben ihrem Sessel zu. „Gut, dass Du schnell hierher gefunden hast. Es gibt wichtige Angelegenheiten, die ich mit Dir zu besprechen habe.“
„Ich... ich...“, stammelte die Geweihte noch immer um Atem ringend, „Ich habe nur... nur... geträumt. Ja, nur... geträumt.“


Der junge Ritter setzte sich, stehen wäre ihm lieber gewesen, denn vor allem die Bauchverletzung schmerzte höllisch nach dem hinter ihm liegenden Ritt.
„Dann hat unser Herr Euch durch seinen Boten heute eine besondere Gnade zuteil werden lassen“, erwiderte die Stimme weiter.


Giselda, dessen Gesichtsausdruck sehr nachdenklich war, erhob bedacht ihr Wort.“Wolfaran, Du  bist nun ein vollständiges Mitglied unseres Hauses mit allen Rechten und auch Pflichten. Wie Du sicher erkennen kannst, werde ich nicht jünger und auch nicht gesünder. Bunsenhold, Dein Großonkel, wird leider weiterhin in Diensten der Kaiserin in der Wildermark benötigt und steht mir nicht als mein Nachfolger zur Verfügung.“  
„Es ist nur... ich...“, sie wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn, „Sagt, die [[Garetien:Helburg|Helburg]], hatte sie einen... Kerker?


Während sie kurz unterbrach und ihre Augenpaare auf Wolfaran lasteten, schluckte dieser bedrückt. „Ich habe mich mit Graf Ingramm unterhalten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass Du meine Nachfolge antreten sollst, so denn die Königen diesem Wunsch entspricht.“
Einen Moment war es still: „So ist es, Schwester. Sie ist... war königliche Kerkerfeste.“


Ungläubig blickte Wolfaran zu seiner Tante. „Ich? Ich soll Dir nachfolgen?“
Nurinai schluckte schwer: „Und... und... es saßen immer Gefangene ein? In diesem Kerker?“


Fast milde und gutmütig schaute Giselda zu ihm. „Ich weiß es wird schwer, denn Du bist noch sehr jung, aber in  meinen Augen fähig. Du wirst daher von nun an den Titel Edler von Ochsenfeld führen und mein Gut übernehmen. Es soll dem Adel zeigen, dass ich Dich als meinen Nachfolger gewählt habe.
„So wird es erzählt“, kam die Antwort prompt, „Und was wäre eine königliche Kerkerfeste ohne Eingekerkerte?


Sie legte ihre knöchrige Hand auf seine. „Nachdem wir das geklärt haben, möchte ich Dich um einiges bitten. Wie Du weißt hat Dein Onkel noch immer keine Frau gewählt. Mit seinen Mitte vierzig wird es aber bald Zeit, sonst denke ich, wird ihm die Herrin Tsa keine Ochs‘schen Erben mehr schenken. Es liegt an Dir und Deinen Geschwistern, dass unser einst kinderreiches Haus wieder erblüht. Du und Deine Verlobte seid noch jung, ich bitte Euch daher schon frühzeitig an Erben zu denken. Nicht ein oder zwei – ich denke an viele.
Die Geweihte nickte, angesichts dieser bestechenden Logik zu solch nächtlicher Zeit: „Und... und waren auch die letzte Zeit Gefangene dort?


Wolfaran sah sie erstaunt an.
„Da ist anzunehmen, Schwester, warum auch nicht?“


„Wolfaran hast Du das verstanden? Wenn Anaxios kinderlos irgendwann in Borons Hallen treten sollte, denke ich wird Dein Vater ebenfalls den Weg dorthin angetreten haben, wirst Du das Oberhaupt des Hauses und Baron von Viehwiesen. Bitte Wolfaran, denk an den Fortbestand der Familie.
„Und was ist mit ihnen passiert?“


Der junge Ritter schloss ihre Hand in seine. „So uns die Herrin Tsa wohlgesonnen ist, werden Iralda und ich uns Mühe geben und das Haus Ochs wieder zu einem Haus mit vielen Erben machen. Ich verspreche es.“
„Ich schätze dasselbe, wie mit allen anderen dort...“


Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Dein Vater wird alsbald meinen Platz als Oberhaupt des Hauses einnehmen müssen, an dem Tag an dem ich sterbe. Er wird sicherlich Entscheidungen treffen, die Dir zu wider sind und gegen die Du Dich auflehnen möchtest. Doch bedenke immer eines, er wird gewillt sein, das Beste für das Haus Ochs zu erreichen. Auch wenn ein Einzelner Einschränkungen hinnehmen muss, denke immer an das Gesamtkonzept. Versuche Deinem Vater eine Stütze zu sein.“
„Ja, dasselbe. Und... und...“, stammelte Nurinai weiter, ... der Herold? War er auch dort?


Wolfaran war wahrlich nicht wohl bei dieser Unterhaltung. Giselda war für ihn immer die große Dame des Hauses gewesen, jetzt über ihren möglichen Tod zu sinnieren, viel ihm sichtlich schwer. „Ich werde es versuchen.“
Der Geweihte stutzte: „Der... Herold?


Giselda strich mit ihrer Hand sanft über sein Gesicht. „Sag es nicht nur einfach, meine es auch so. Er braucht einen Sohn, der ihn unterstützt und keinen aufmüpfigen Rebellen, so schwer es Dir auch manchmal fallen möge.
„Ja, der Herold“, versuchte sie so bestimmt zu bestätigen wie sie nur konnte und dennoch war ihre Verunsicherung deutlich zu hören, denn Nurinai hatte keine Ahnung wer damit eigentlich gemeint war.


Er nickte. „Ich werde mich bemühen und mein Bestes geben.“
„Ja“, hörte sie ihn seufzen, „Der Herold. Nun, der Herold [[Garetien:Gerding von Plötzbogen|Gerding von Plötzbogen]] war gewiss auch auf der Helburg.“


Ihre Augen schauten lange in die seinen. „Reite weiter nach Wandleth, der Graf erwartet Dich. Er wird mit Dir weiter an den Königshof reisen. Die Zeit eilt.
„Im Kerker?


„Ich werde mich eilen, so schnell Fandols Hufe mich tragen.Wolfaran stand auf und wollte sich Richtung Tür begeben.
„Wohin sonst hätte man ihn bringen sollen angesichts seiner wohl begangenen Tat?


„Eine Umarmung für eine alte Frau?“ schmunzelte ihn Giselda an.
„Und wart Ihr schon einmal dort? Im Kerker auf der Helburg? Oder einer unserer Brüder und Schwestern?“


Wolfaran kam diesem Wunsch nach, als seine Tante ihm leise etwas ins Ohr flüsterte. „Sei Deinem Vater ein guter Sohn, so wie auch er immer einer war. Ich wünsche Dir und Iralda alles erdenklich Gute und bitte befolge meine Anweisungen.“
„Dazu kann ich Euch nichts sagen, Euer Gnaden. Dazu kann ich Euch wirklich nichts sagen.“


Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Kein Joch zu groß, Tante.
Offen blieb, ob der Geweihte dazu nichts sagen konnte oder durfte. Es war zwar nur ein kleiner, aber dennoch entscheidender Unterschied. Und Nurinais Frage, nach dem Seelenheil der Gefangenen blieb: Was war mit ihnen geschehen? Sie musste zumindest versuchen, ihre Seelen zu retten oder gar zu erlösen. Sie musste es versuchen. Warum sonst hätte ihr Herr sie hierher schicken sollen? Aber wie passte dieser Herold in diese ganze Angelegenheit? Ging es etwa auch um seine Seele?


So sehr er ihre herrische Art immer verabscheute, so schwer fiel es ihm nun diese Burg zu verlassen. Denn er war sich nicht sicher, ob er sie jemals wiedersehen würde.
===Gruppenfindung===
*Odilbert fragt in Halhof nach der Person
*Irmhelde kennt den Herold aus der Vergangenheit
*Die anderen sehen, dass ihre Spuren passen


==Am Sandkasten - Boron==
==Im Wall==
"Bei den Zwölfen - Oh nein!" Ein schriller Schrei der Dienstmagd gefolgt von dem lauten Klirren und Krachen des Tabletts mitsamt des Frühstücksgeschirrs hallte durch die trutzigen Hallen von Burg Mardershöh.
Am Fuß des Walls hatten sich drei seltsame Gefährten gefunden. Die Boron-Geweihte [[Garetien:Nurinai ni Rian|Nurinai ni Rian]], der Ritter [[Garetien:Alderan von Nadoret|Alderan von Nadoret]], sowie der Jurist  [[Garetien:Ucuriel Delo von Eychgras|Ucuriel Delo von Eychgras]]. Sie alle hatten ein gemeinsamen Ziel und das war den Verbleib der Gefangenen auf der Helburg zu klären. Sie alle hatten Gerüchte darüber gehört, dass unter dem verstorbenen Baron Gefangene in die Tulamidenlande verkauft worden waren. Diese Gerüchte schienen sich erhärtet zu haben, denn so mancher ehemaliger Dienstbote, oder ehemaheliger Kerkersoldat hatten diese Gerüchte, zumindest teilweise bestätigt.


Doch auch der gewaltige Lärm schien keine Wirkung zu haben. "Herrin, Herrin..." Hilda, die Magd des Hauses, ging einige Schritte in die Gemächer der Kronvögtin Giselda von Ochs. "Herrin, Herrin..." wiederholte sie nochmal ihre Worte.
Die drei ungleichen Gefährten hatten sich also auf den Weg über den Wall gemacht und zwar über den berüchtigten Ferkinapass. Die namensgebenden Ferkinas hatten sie dann jedoch den ganzen Weg über nicht gesehen. Dafür hatten sie aber einen Händler, oder war es doch ein Schmuggler, getroffen der ihnen bestätigte, dass hier früher des öfteren Sklaven verkauft worden waren. Auf dem beschwerlichen Weg über den Pass begegneten wir dann auch so manches Mal Gebeinen, oder anderen Überresten, oftmals waren die Hände der Unglücklichen noch gefesselt. Wir mühten uns redlich ihnen ein ordentliches Grab zu bereiten, wähend Nurinai den Grabsegen sprach.  


Fassungslos und von Tränen gerührt blickte die Angestellte auf den großen Eichenholztisch, welcher sich inmitten des Raumes befand. Auf diesem stand ein großer Sandkasten mit etlichen Figuren besetzt, wie man ihn normalerweise zum Planen für große Schlachten benötigte.
Alderan war nicht der einzige der aufatmete, als sie den Pass schließlich verliesen und in Muchabad ankamen, hier gab es sicher eine gute Unterkunft und etwas ordentliches zu essen.


Am Rande des Holzkastens lag mit dem Kopf auf dem Sand liegend die alte Dame des Hauses. Hilda versuchte erneut die Kronvögtin anzusprechen und auch leichtes und heftiges Rütteln konnten an der Situation nichts mehr ändern.
*Entdeckungen
**Sklavenhandel
**Unbestattete
**Qualität des Weges


Im hohen Alter von mitte siebzig hatten Golgaris Schwingen ihre Seele übers Nirgendmeer begleitet.
==Muchabad==
*Entdeckungen
**Sahib Chardin Fajaqus Zhumanya passt auf die Beschreibung Gerdings von Plötzbogen
**Alcazaba Zhumanya wurde verkauft
**Drinnen findet sich das verborgene Tagebuch


_________


Nur eine Wochen später.
Der Wall lag hinter uns. Die ganzen unbestatteten Toten so zu sehen, das hatte mich zutiefst geschmerzt und noch unerträglicher war der Umstand, dass es unmöglich war sie all zu bestatten. Ich hatte wohl einen Grabsegen gesprochen, aber ein Grab hatten sie nicht. Ein kläglicher Versuch, vielleicht auch ein dummer Versuch. Getan hatte ich es trotzdem. Oh Schweigsamer, was ging hier nur vor sich? Welche abgrundtiefe Bösartigkeit liegt in uns Menschen nur verborgen? Und warum kommt sie in manchen von uns zum Vorschein und in manchen von uns nicht?


Leobrecht von Ochs, der Reichsvogt auf der Efferdsträne und jüngere Bruder Giselda, war eilends und ohne Umwege in den Schlund gereist. Konsterniert betrat er die Burg Mardershöh und wurde von dem Dienstpersonal und eilends angereisten Vertretern des Grafenhofes empfangen.
Mehr oder weniger erschöpft, aber eigentlich unbeschadet ließen wir also den Wall hinter uns und gönnten uns anschließend ein paar Tage Ruhe in Muchabad. Ich zumindest hatte eine Pause auch dringend nötig. Ich war unfassbar müde und abgekämpft. Abgesehen davon, waren wir uns auch nicht sicher, wohin wir uns als nächsten wenden sollten. Uns fehlte ein Hinweis. So tranken wir die ein oder andere Tasse Tee und aßen dazu aranisches Gebäck und dachten darüber nach, was nun zu tun sei. Das ging einige Tage so, am dritten Tag – meine Gefährten hatten natürlich tagsüber stets fleißig Erkundigungen eingezogen, während ich mich von den Strapazen erholt hatte – erhielten wir eine Nachricht. In hochgestochenem Tulamidya stand dort: „Reisende, ich kenne jenen, den Ihr sucht. Kommt heute Abend in die Alcazaba Zhumanya. Gezeichnet Sahib Chardin Fajaqus Zhumanya.


In Begleitung eines Borongeweihten betrat er den Raum in dem seine Schwester aufgebahrt wurde und ließ seiner Trauer, als man ihn endlich alleine gelassen hatte, freien Lauf.  
Den Nachmittag zogen wir Erkundigungen über jenen Mann ein, der uns gegen Abend eingeladen hatte. Natürlich versprach dieses Treffen eine Spur, aber wir waren in der Fremde. Wir mussten vorsichtig sein. Sahib Chardin war eine respektable Person hier in Muchabad. Er hatte vor geraumer Zeit die Witwe Zhumanya geehelicht und war so in Besitz des Gestütes Alcazaba gekommen. Irgendwann war sie dann gestorben und er hatte es geerbt. Er habe sich stets gut um sie gekümmert, vor allem als es dann zu Ende ging. Es war schnell gegangen. Dann, es war schon einige Götterläufe her, hatte er das Gestüt verkauft. Wohl an einen Nebachoten. Für welchen Preis, das wusste niemand auch nur zu schätzen, aber es musste eine erhebliche Summe gewesen sein. Die Geschichte erschien uns nicht verdächtig und dennoch gab es da etwas Besorgniserregendes: Die Beschreibung seines Äußeren erinnerte uns doch an jene des Heroldes. Ein Zufall? Vermutlich nicht. Aber… konnte es denn sein? Konnte es wirklich sein, dass er noch am Leben war? Zuzutrauen war es ihm und dennoch so recht glauben wollte ich es nicht.


Bisher hatten alle den Tod geheim gehalten, doch nun, da er sich selber vom Schlimmsten überzeugen konnte, war es an der Zeit die Kaiserin und den Adel zu informieren.
Am Abend machten wir uns auf. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch oder war es nur das Kind, dass sich da wieder einmal bemerkbar machte? Sicher war ich mir nicht. Man hatte uns schon erwartet und bat uns herein. Man brachte uns Tee und Gebäck, aber keiner von uns nahm etwas davon. Wir waren vorsichtig. Und dann stand er plötzlich vor uns. Ich war mir nur sicher, dass er es war, weil die anderen sich sicher waren. Mit einem unverschämten Grinsen auf den Lippen stellte er sich uns vor: „Ich bin Sahib Chardin Fajaqus Zhumanya.“ Dann wechselte er ins Garethi und schien sich ziemlich sicher, dass seine Begleiter – vier große, kräftige Männer – kein Wort davon verstanden oder aber es vollkommen gleichgültig war, was er sagte, weil er ihnen genug bezahlte. „Entsetzlich, wie lange ihr gebraucht habt, um mich zu finden.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Und eigentlich habt ihr mich auch nur gefunden, weil ich mich euch offenbart habe...


Was dann folgte war ebenso bizarr wie unfassbar. Ein Mann, der ein gesuchter Verräter war, den man in Garetien für tot hielt, saß vor uns und erklärte uns so ganz nebenbei, dass er nicht im Traum daran dachte, sich von uns zur Strecke bringen zu lassen. Was hatten wir auch anderes erwartet? Seine Begleiter blickten uns mit finsteren, aber vielsagenden Minen an. Das beste jedoch an ihnen sei, dass sie nichts ausplauderten – ohne Zunge sei das eben nicht möglich. Die besten Beschützer, die es weit und breit gab, die viel von ihrem Handwerk verstünden und denen es ein leichtes sei uns auf immer verschwinden zu lassen, doch daran habe er kein Interesse. Nein, sein Interesse galt etwas anderem: Der Gerechtigkeit. Dabei entfremdete er dieses Wort so sehr, dass ich es nicht mehr wiedererkannte, denn auch wenn er von der Gerechtigkeit des Geknechteten sprach, meinte er doch eines – Rache. Gute, althergebrachte Rache. Dabei war er beherrscht und gefasst. Vielleicht war das, das besorgniserregendste an diesem ganzen Aufeinandertreffen, denn seine Wut war nicht hitzig und überschäumend, sondern wohlbedacht. Ihm war – da war ich mir sicher – alles zuzutrauen. Daran ließ er auch keinen Zweifel. Er habe in den letzten Götterläufen mehr angehäuft als ein schier endloses Vermögen. Weitaus mehr. Dabei zierte ein krudes Lächeln sein Gesicht. Und nun sei die Zeit der Gerechtigkeit gekommen. Vielleicht würde er noch den einen oder anderen Götterlauf warten, was kümmert ihn denn noch die Zeit? Inzwischen habe er sich von ihr unabhängig gemacht. Satinav kümmerte ihn nicht mehr. Aber der Gerechtigkeit musste nun einmal genüge getan werden. Und ja, es sei in seinem Sinne, dass jene, die ihm dieses Unrecht angetan haben, sich fürchteten, dass sie sich ängstigten. Wir sollten ihnen ruhig von ihm erzählen. Sie sollten wissen, dass er hinter ihnen her wahr. Sie sollten keinen einzigen ruhigen Moment mehr haben. Denn kommen würde er, das war gewiss, aber wann und wie, das behielte er für sich. Das sei sein Geheimnis oder vielmehr seine Überraschung. Ja, so nannte er es. Eine Überraschung. Aber nein, wir sollten nicht fürchten, dass er ihnen nach dem Leben trachtete, für jene, die ihm seine Gerechtigkeit verwehrt hatten, war er noch viel zu milde. Und dort draußen, in der weite Aventuriens gäbe es viel zu entdecken, weitaus mehr als wir uns vorstellen können und das würde ihm gewiss helfen. Was er damit meinte? Ob er einen Pakt eingegangen war? Ob er sich sonstiges verbotenes Wissen angeeignet hatte? Natürlich sprach er darüber nicht. Natürlich nicht.


''Am xx.xx.xxxx BF verstarb die Kronvögtin Giselda von Ochs im Alter von 7x Götterläufen nach schwerer Krankheit auf Burg Mardershöh in der Königlichen Vogtei Mardershöh.''
Ob es wahr war? Ob er wirklich die Wahrheit sprach? Welche perfiden Pläne verfolgte er? Oder war das alles nur ein Trick? Eine Täuschung? Um Angst und Schrecken zu verbreiten?


''Das Haus Ochs und ihre Angehörigen trauern um ihr geliebtes und allseits anerkanntes Familienoberhaupt.''
Zum Abschied sagte dann noch: „Wenn ihr geht, schaut unter der Fuchsstatue nach. Dort werdet ihr den Beweis finden, dass ich es bin. Ein Beweis, der auch noch beim Letzten alle Zweifel ausräumen wird.“ Perplex schauten wir ihn an. Umringt von seinen Begleitern. Für uns unerreichbar. „Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja bald wieder? Ich würde nur zu gerne Euer Kind sehen, Euer Gnaden. Ob es wohl schon mit einer schwarzen Robe geboren wird?“


''Die borongefällige Beisetzung und Trauerfeier findet am xx.xx.xxxx auf Burg Ox, die Stammburg derer von Ochs, in der Baronie Viehwiesen statt.''
Unter der Fuchsstatue fanden wir tatsächlich etwas: Sein Tagebuch. Es bestätigte das ein oder andere, was wir wussten oder inzwischen vermutet hatten. Und doch blieb eine Frage offen, sollten wir alle vor ihm warnen oder war das alles nur... Scharade?


''Boron habe sie seelig!''
==Chardans Notizen==
''Tagebuch, ehemals verborgen unter einer Fuchsstatue im Alcazaba Zhumanya in Muchabad (Aranien)''


''[SIEGEL] Leobrecht von Ochs, Reichsvogt auf der Efferdsträne''


==Gefallen  unter Freunden==
'''verm. Tsa 1033 BF'''
Als würde der Herr Efferd der Toten sein Geleit spenden, regnete und stürmte es unentwegt, während die ersten Gäste der Trauerfeier ihren Weg auf die Burg Ox in der Baronie Viehwiesen gefunden hatten.


Leobrecht von Ochs, der Reichsvogt der Efferdstränen und nun das Oberhaupt des Hauses Ochs, stand vor dem Fenster in seinem Gemach und beobachtete den Trubel im Innenhof. In Gedanken versunken genoss der den Torbelsteiner Brand, den er im fernen Perricum so vermisste.
Die Praioten hielten es wohl für Gerechtigkeit, einem Mann des Wortes über Monate jegliche Möglichkeit zum Schreiben zu nehmen, für mich hat es eher den Wunsch auf Rache genährt. Erst der Besuch der Lichtbringerin Elea aus dem Eychgraser Tempel in der letzten Woche ermöglichte mir einen Richtspruch zu meinen Gunsten. Ach, wie habe ich es genossen, einerseits einmal wieder mit dem Wort zu streiten und andererseits meinen eingerosteten Charme an einer jungen Frau auszuprobieren.


Korhilda von Sturmfels, seine Gattin, kümmerte sich währenddessen um die Ankömmlinge als eine zarte Frauenhand sich auf seine Schultern legte. „Mein Beileid, die Nachricht hat mich tief getroffen.
Jetzt also darf ich mir wieder Notizen machen, auch wenn das Leben in meiner Zelle recht eintönig ist. Die Priesterin hofft wohl, dass ich ein Geständnig meiner Missetaten anfertige und dabei möglichst wichtige Leute belaste, deren Ergreifung ihre Kirchenkarriere fördern könnte.


Leobrecht wandte sich seinem Besucher zu. „Elea meine treue Freundin, danke für Deine Anteilnahme.
(...)


Elea von Ruchin stellte sich neben den Reichsvogt und blickte aus dem Fenster heraus in die Schlunder Landschaft. „Warum sind es bloß immer die traurigen Ereignisse, die mich in die Heimat reisen lassen?“
'''17. Firun 1036 BF'''


Nach einem tiefen Schluck redete Leobrecht weiter. „Der Adel des Schlundes musste in letzter Zeit viel bluten – der Tod Taburs, Thalionmels und Giseldas haben auch hier in der recht ruhigen und genügsamen Grafschaft Spuren hinterlassen. Und vor allem mein Haus hat es besonders hart getroffen.
Was für eine Erleichterung es bedeutet, endlich einmal das Datum zu wissen. Fünf Jahre in der Zelle und fast jeder Tag war der gleiche. Manchmal konnte ich die großen Feste an den Chorälen der Bannsträhler erahnen und Praiostags wurde auch die große Glocke geläutet, aber erst heute, fünf Tage nach meiner Flucht, konnte ich in der Stadt Höllenwall vorsichtig das Datum erfragen.


Er stockte kurz, bevor er seine Rede fortsetzte und sein Blick auf Elea endete. „Die Gerüchte gehen um, dass die Königin sich für einen Kandidaten entschieden hat. Ist das richtig?“
Mit ein wenig Verstand und noch mehr Fleiß hätte wohl jeder die Flucht in fünf Jahren hinbekommen. Ich kenne heute die Tagesabläufe und Gewohnheiten aller Bewohner von Lichterntal, wusste also um den perfekten Zeitpunkt. Der kalte Firun half mir, ausreichend Nahrung im Schnee vor der Zelle zu kühlen. Und selbst mit der kleinen Klinge zum Schärfen des Federkiels kann man über diese lange Zeit das Material an der richtigen Stelle ermüden.


Sie schaute ihn mitfühlend an. „Ja, sie hat eine Wahl getroffen. Es tut mir leid, dass Wolfaran nicht ausgewählt wurde.
Heute also konnte ich - mit ausreichend rasiertem Haar und ohne den langen Bart und die verräterische Strähne - eine Arbeit in der Stadt Höllenwall annehmen. An guten Schreibern scheint es in jeder Stadt zu fehlen. Ich muss nur aufpassen, dass der Baron mich nicht zufällig erkennt.


Leobrecht lächelte gequält. „Meine Liebe, wir beide wissen, dass ein zwanzigjähriger  Jüngling nicht für einen solchen Posten in Frage kommt. Stimmt es, dass der Auserwählte auch noch recht jung an Jahren ist?“
(...)


Elea nickte bedrückt. „Es soll jemand aus der Familie Leuenwald sein, soweit ich weiß ist er Mitte dreißig.“
'''9. Phex 1036 BF'''


Der Reichsvogt schüttelte den Kopf. „Da hat Giselda jahrelang hervorragende Leistung abgeliefert und das Haus Ochs dem Kaiserhaus stets die Treue gehalten und dann wird uns die Tür für Mardershöh versiegelt. Hätte die Königin die Arbeit meiner Schwester wohlwollend betrachtet, hätte sie einen alternden Übergangskandidaten wählen können, um unserem Haus die Rückkehr auf den Posten zu ermöglichen, wenn mein Sohn alt und erfahren genug gewesen wäre.
Ich habe genug Silbertaler beisammen, um über den Ferkinapfad zu fliehen. In Aranien werde ich hoffentlich meine Ruhe vor den Häschern finden - und vielleicht eines Tages zurückkehren. Es gibt noch so einige offene Rechnungen zu begleichen. Nennen wir es nicht Rache, nennen wir es Gerechtigkeit des Geknechteten.


Die Zahlmeisterin des Kaiserhofes bediente sich am Torbelsteiner Brand und goss sich ebenfalls einen Becher ein. „Irgendetwas ist dort heimtückisch über die Bühne gegangen. Der neue Kronvogt hat einen Hintermann, da bin ich mir sicher, doch ich konnte noch nicht herausfinden wer. Du kennst mich und kannst Dir sicher vorstellen wie sehr mich das wurmt.“
(...)


Leobrecht prostete ihr zu. „Eine Intrige. Ich hätte damit rechnen sollen.“
'''17. Rahja 1039 BF'''


Elea nahm einen tiefen Schluck des Schlunder Brandes. „Ich selbst habe noch ein gutes Wort für Deinen Sohn eingelegt, doch vergebens. Die Entscheidung schien auf lange Sicht hin vorbereitet gewesen zu sein.
Wenn Baron Malepartus wüsste, dass jener Sahib Chardin Fajaqus, mit dem er mehrmals im Jahr "Verstorbene" gegen Schmuggelgut und Dukaten austauscht, jener Gefangene ist, der vor Jahren nie in seiner Kerkefeste angekommen ist. Wenn ich jedenfalls gewusst hätte, wie viel Geld es jenseits von Recht und Ordnung zu verdienen gibt, ich hätte viel früher damit angefangen. Ich scheine ein Talent für Verhandlungen zu haben, und man schätzt mich wegen meines Wissens und der Kenntnis Garetiens. Und nicht zuletzt besitze ich die Skrupellosigkeit, störende Konkurrenz loszuwerden. Die Klüfte des Raschtulswalls sind tief und der Schnee verbirgt solche Taten lange genug.


Leobrecht wirkte sehr gefasst und blickte fast stoisch durch das Butzenglasfenster, als sich sein Gesichtsausdruck aufhellte. „Dort unten, das ist mein ältester. ... Wenn man mich herausfordert, werde ich ihr Spiel, wer immer sich auch dahinter verbirgt, mitspielen. Doch ich agiere lieber, als dass ich reagiere. “
(...)


„Ah, das Kämpferherz ist erwacht.“ Schmunzelte Elea.
'''4. Ingerimm 1042 BF'''


„Elea, so wie ich Dich kenne, so solltest Du auch mich durchschauen. Du bist mir stets eine treue Freundin gewesen, wir kennen uns seit Kindesbeinen und auch in den Erwachsenenjahren haben sich unsere Wege immer gekreuzt. Ich möchte meinen Sohn aufbauen, so dass die Königin ihn bei möglichen noch zu treffenden Entscheidungen nicht so einfach übergehen kann, ohne sich allmählich den Zorn des alten garethischen Adels zuzuziehen. Wolfaran ist immerhin der Sohn eines Reichsvogtes und einer Baronin, die beide samt Oberhäupter ihrer Familien sind. Im Moment kann sie noch sein Alter und seine mangelnde Erfahrung gegen ihn verwenden. Doch auch er wird lernen und erwachsen werden. Würdest Du ihn unter Deine Fittiche nehmen und ihm lehren, wie der Hase läuft?“  Leobrechts Augen warteten neugierig auf ihre Entscheidung.
Ich weiß nicht wie, vielleicht habe ich die Haare mit der verräterischen Strähne zu lange wachsen lassen, aber er hat mich erkannt! Er hat versucht, es zu verbergen, aber er hat mich erkannt!


„Ein Ochs in meinem Gefolge?“ …. „Warum nicht? Denkst Du er kann sich auf das höfische Leben, welches ich führe, einstellen?“ Die Baronin von Ruchin erwiderte recht ermutigend.  
Andererseits, die Strähne ist ein wichtiger Teil meiner Ausstrahlung, gerade auf das weibliche Geschlecht. Die alte Witwe Zhumanya - Boron habe sie selig - hätte mir wohl nicht so schnell das Jawort gegeben - und mich damit zum Erben ihres nicht unerheblichen Vermögens gemacht...


Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht. „Es wird ihm sicher nicht einfach fallen, da ich weiß dass er lieber täglich auf dem Schlachtfeld stehen würde. Dennoch ist er ein intelligenter, junger Mann, der einiges an Organisationstalent von seiner Mutter geerbt hat. Wolfaran wird Dir ein guter Schüler sein und Du kannst Dich auf seine Treue und Loyalität verlassen.
Und eben dieses Vermögen muss ich jetzt so schnell wie möglich versilbern. Ich habe bereits einen Käufer für das Alcazaba finden können und ich denke ich werde das Gestüt auch bald für einen guten Preis an einen dieser verrückten Nebachoten verschachern, auch wenn die dem dämlichen Aberglauben anhängen, dass man gute Zuchtstuten nur im Rahja kaufen darf.


„Treue und Loyalität hört sich gut an. Er ist erst zwanzig, also noch formbar, alles was er noch nicht kann wird er lernen. Teile Deinem Jungen mit, dass er in meinem Gefolge willkommen ist. Er wird einiges an Zeit mit mir auf Reisen verbringen, doch ich denke ich werde ihn zu gewissen Aufträgen auch einmal Freiluft schnuppern lassen. Aber nun genug der Politik.“  Elea von Ruchin füllte ihr Glas erneut und setzte sich.
(...)


Den Abend verbrachten die Beiden mit kurzweiligen Geschichten. Ein jeder Schwank aus der Jugend musste bei freudigem Gelächter erneut aufgewärmt werden.
'''17. Ingerimm 1042 BF'''


==Weitere Planungen==
Jetzt ist es passiert: Der erste Bluthund des Helburgers hat "unauffällig" Fragen in Muchabad gestellt. Meine Leute konnten ihn beseitigen, aber das wird den Kerkermeister nur noch neugieriger machen. Wollen wir hoffen, dass ich am 1. Rahja alles mit dem Verkauf glatt geht, dann bin ich so schnell es geht über die Grenze und zurück im Königreich. Das Kapital sollte für meine Rache ausreichen.
*Tod Giseldas
*Feierliches Begräbnis
*Kronvogt Kanditat des Grafen, Wolfaran von Ochs, wird abgelehnt [Intrige]
*Ein neuer Kronvogt für Mardershöh


==Rabenbrücke==
==Der Heimweg und Rapporte==
An unsere Königin und Kaiserin,
Unsere Erkenntnisse aus Muchabad hatten uns alle nachdenklich gestimmt. Gerding von Plötzbogen hatte sicherlich das ein oder andere vor, aber was genau wussten wir freilich nicht zu sagen. Wir waren uns aber alle einig, dass wir in Zukunft sicher von ihm hören würden. Den Plan ihn in Muchabad zur Strecke zu bringen hatten wir verwerfen müssen, denn wir waren deutlich in der Unterzahl und kannten die Gegend nicht. Gerding war derweil reich, ortskundig und hatte sicherlich eine große Zahl an Schergen, die uns zahlenmäßig deutlich überlegen waren.
[[Rohaja von Gareth]]


Eure Majestät,
So machten wir uns in gedämpfter Stimmung daran den Ferkinapass erneut zu überqueren. Glücklicherweise traffen wir erneut keine Ferkinas. Die waren wohl andernorts beschäftigt. So trenten wir uns dann in Höllenwall und gingen jeweils unserer Wege um unseren Obrigkeiten Bericht zu erstatten.


mit Bedauern erfuhren wir vom Einsturz der [[Garetien:Rabenbrücke|Rabenbrücke]], dem uralten zwergischen Meisterwerk, das beide Ufer der [[Garetien:Natter|Natter]] miteinander verbindet.
==Ideen Sammlung==


Wir haben unverzüglich, Euer Einverständnis nach der Landzünfteverordnung Eures seligen Urgroßvaters voraussetzend, die Wandlether Baumeisterzunft unter der Führung von [[Garetien:Feraxa, Tochter der Fenoscha|Feraxa]] mit der Untersuchung von Unfallstelle und Fundamenten beauftragt.
Soll unser Gerding von Plötzbogen einfach nur durch erworbenen Reichtum und sein intrigantes Geschick wieder mitmischen? Oder soll er in Aranien auch übernatürliche Mächte erworben haben? Pakt oder magisches Wissen?
 
* Eine Kombination mehrerer Faktoren fände ich gut, z. B. könnte er durch sein intrigantes Geschickt zu Reichtum und auch Einfluss gekommen sein, aufgrund seiner (möglichen) Rachegedanken (oder einer anderen passenden Motivation) aber auch zu übernatürlichem Wissen (ein (un)wissentlicher Pakt wäre zwar durchaus passend, aber schon etwas klischeehaft, vielleicht gibt es da ja noch etwas anderes?) [[Benutzer:Orknase|Orknase]]
Mit großem Bedauern müssen wir jedoch melden, dass die tausendjährigen Fundamenten irreparabel von den schnellen Fluten der Natter unterspült worden sind. Wir haben bereits mit der Beseitigung von Schutt und Fundamenten begonnen.
 
gesiegelt und gezeichnet,
[[Garetien:Ingramm, Sohn des Ilkor|Ingram]],
Häuptling der Zweihammersippe,
Graf vom Schlund

Aktuelle Version vom 15. März 2021, 13:52 Uhr

Einführung

  • Vorstellung des Charakters
  • Vorstellung des jeweiligen "Inneren Antriebs", der in dieser Queste auf die Probe gestellt wird

Irmhelde

Alderan

Alderan von Nadoret schüttelte sich. Dieses Höllenwall behagte ihm gar nicht. Der Auftrag unter dem er hier hergekommen war hatte recht mondan geklungen. Er sollte herausfinden ob in den Jahren vor dem Fall der Helburg Gefangenen aus dem Staatsgefängnis verschwunden waren. Alderan kam es reichlich merküwrdig vor, dass er das ausgerechnet jetzt herausfinden sollte, wo die Helburg doch vollkommen zerstört worden war. Vielleicht ging es ja darum sicherzustellen, dass ein bestimmter Gefangener auf jeden Fall beim Fall der Helburg ums Leben gekommen war und nicht bereits im Vorfeld verschwunden war. In einer verwüsteten Baronie herumzustöbern war seine Sache eigentlich nicht, aber andererseits war es ihm ganz recht den Neckereien seiner Kameraden zu entkommen, hatte er, der Lebemann schlechthin doch kürzlich geheiratet und dazu auch noch eine Reichsforsterin. Und das mitten im Fehdejahr. Jetzt war er, der Koscher aus Eslamsgrund auch noch Reichsforster und dass obwohl seine Wahlheimat, die Kaisermark mit "seiner" Grafschaft in Fehde stand. So war Alderan also nach Höllenwall gereist und hatte auch seinen Vater besucht, der sich ja seit eingier Zeit in Kämpfe mit anderen rauflustigen Adligen verwickelt hatte. Alderan erkannte seinen Vater kaum wieder, war dieser doch deutlich von den vergangenen Kämpfen gezeichnet und schien vor allem darauf aus zu sein seinen Konkurrenten Lucian Malagant auszulöschen.

Anshold war sein Vater fast schon ein wenig unheimlich geworden, also hatte er sich bereits am nächsten Tag aufgemacht um sich im Umland der zerstörten Stadt Höllenwall nach Gerüchten um den Verbleib der Gefangenen zu erkundigen. Vielleicht ließe sich ja ein ehemaliger Kerkersoldat, oder Dienstbote auftreiben der ein wenig Licht ins Dunkle bringen konnte. Jetzt wo der Baron von Höllenwall, mit seiner gesamten Sippschaft draufgegangen war würde der ein oder andere sicher bereit sein ein wenig zu plaudern, so denn einige Geldstücke den Besitzer wechselten.

Ucuriel Delo von Eychgras

Nun starre ich in die Sonne!

Fiana sah so bezaubernd aus, als ich das letzte mal mit ihr zu Tisch saß und sie mir, wie so oft beim abendlichen Mahle, eifrig über ihre Rechtsfälle referierte. Ich halte mich zu gern an dieser Erinnerung fest, wie Sie mir gegenüber sitzend, mit der silbernen Gabel auf der ein Stück Brot saß, verspielt in der Luft herum wirbelte, während aus ihrem bezaubernden Mund all diese Theorien und Paragraphen sprudelten. Hin und wieder schob sie sich dann ihre Brille mit dem Zeigefinger wieder auf ihrer süßen Nase zurecht und tunkte ihr Brot in das Schlunder Fondue-Töpfchen, um es dann, beim ausführen ihrer Theoreme, lange Fäden ziehend wieder heraus zu ziehen und langsam drehend das Brot einsponn, wie ihre feuriger Enthusiasmus meinen Geist. Seit Helon sie zur neuen Landrichterin von Nettersquell berufen hatte, war ihr brillantes Köpfchen eifrig mit der Aufklärung all der Ereignisse dort beschäftigt und ich durfte an ihrer Hingabe und Leidenschaft teilhaben.

Meine Fälle im gräflichen Ingerimmsschlund verstopften zu jener Zeit nur noch plump meinen Kopf wie zähe Käsemasse die langsam erkaltete. Die spontane Selbstentzündung der Kutsche meines Amtsvorgängers aufzuklären, erwies sich als recht schleppend. Die Überreste der verkohlten Kutsche wurde nun seit Jahren ohne Ergebnisse in der Stellmacherei Posche untersucht. Auch beim Brückenfall an der Natter wurde nur gemauert. Das Silber des Grafen war nie mehr aufgetaucht und die klammen Hartsteener ließen niemanden mehr an die Unglücksstelle. Das Rohalsche Brückenprivileg verfolgte mich bis in meine Träume. Die Fehde und der Verrat der Familie Hartweil hatte neue juristische Fragen aufgeworfen, die sich auf meinem Schreibtisch stapelten. Ich brauchte zu jener Zeit wirklich eine Auszeit. Scheiß auf den Schlund, scheiß auf die Fehde, scheiß auf meine kostbare Zeit.

Der Brief meiner Mutter war so eindringlich gewesen, das ich ihre Bitte nach so vielen Jahren nicht ausschlagen wollte. Mit dem Studium der Juristerei in Punin, hatte ich mich damals, nach meiner Knappschaft von Ihr und dem Orden lösen können. Von meiner Hochzeit mit meiner brillanten, wie bezaubernden Kommilitonin, hatte ich meine Eltern nur nach Vollzug in Kenntnis gesetzt. So war mein Bruch mit der Familie perfekt. Nach Jahren in der Kanzlei, waren die Kontakte Fianas und die daraus resultierende Anstellung im Schlund, ein Glücksfall gewesen um eine Grafschaftsgrenze und mehrere Täler des Raschtulswalls zwischen Uns und meiner Familie zu bringen. Wir hatten uns im Schlund etwas aufgebaut. Und an jenem Abend am Fondue war es an mir Fianas Bann zu lösen und ihr zu sagen das ich zurück gehen werde.

Als ich das Praiostal erreichte und Burg Lichterneck nach so vielen Jahren wieder betrat, kamen schwermütige Erinnerungen hoch. Ich hatte meiner Mutter zum Gefallen, meine Knappschaft in der Ordensburg geleistet. Ich hatte ihren Zeremonien beigewohnt, ihre Ausrüstung gepflegt, die Reittiere und die Gefangenen versorgt und ihre verrohte Ideologie aufgesogen und zu meiner gemacht, um zu verdrängen welches Blutes ich bin. Tag für Tag in diesem Kerker um zu sühnen, das die Schande meines Partus ihren reinen Leib befleckt hatte. So war ich weniger Kerkerknecht, den selbst Gefangener in diesem Fels. Bis ich Ihn traf.

Meine Mutter hatte ein Händchen für die subtilsten Torturen entwickelt, die einen Mann brechen konnten. Wohl eine Art Revanche für das was ihr mein Erzeuger tat. Und so fand ich Ihn eines Abends bei meinem Gang mit dem Breitopf am Felssims liegend. Ich schätze er wäre noch an jenem Abend gesprungen, wenn ich mich nicht zu ihm gesetzt hätte. „Mit welchem Recht...?“ Mehr hatte er nicht in den tiefen Abgrund gestammelt. Doch bei mir lösten diese Frage etwas aus. Ich kann es nicht erklären. Aber ich setzte mich an jenem Abend zu jenem geschundenen Gefangenen mit seiner merkwürdigen Haarsträhne und grübelte über mein Leben nach.

Ich brachte Ihm noch oft seinen abendlichen Brei und wir philosophierten über Recht, Willkür und Wille der Götter. Und wir nährten uns gegenseitig so in diesem Loch, in dem wir Beiden zum geistigen verrotten festgesetzt waren. Ich kann nicht ganz bestreiten, das diese Gespräche den Grundstein meines Entschlusses bildeten, nach Punin zu gehen und mit dem Orden zu brechen. Der immer noch brillante Geist dieses Mannes, hatte meinen kindlich, naiven Verstand, wie ein Wetzstein das Messer, über die Monate geschärft. Und so traf es mich doch bitter, als ich nach ein paar Monaten meines Studiums hörte, das er doch noch in die Klamm gesprungen war.

Als ich meine Mutter also in ihrer Klausur auf Lichterneck aufsuchte, in die sie sich geflüchtet hatte, nach dem sie auf Halhof in das Auge des Morgens geschaut hatte, wollte ich sogleich wissen, was so Eindringliches geschehen war, das sie ausgerechnet mein Kommen nach all der Enttäuschung und so vielen Jahren erflehte. Als meine Mutter mich einweihte, das ihr das Auge einen Todgeglaubten auf dem Ferkinastieg offenbart hatte, der uns beiden wohl vertraut war, wurde mir einiges klar. Dieser Mann war nicht in seinem Kerker verreckt. Er hatte es irgendwie geschafft uns alle hinter das Licht zu führen. Und irgend jemand im Orden hatte es vertuscht und seinen tödlichen Sprung gemeldet. Wäre doch die Schande der Flucht dieses vermeintlichen Mörders, dem Grafen nicht zu erklären gewesen, nun da der Orden seine ungeteilte Gunst hatte. So war es an ihr, dieses Versagen im Orden aufzuklären und an mir die erkaltende Spur dieses Mannes, dem ich so viel zu verdanken hatte aufzunehmen. Wenn der Höllenfall nicht schon alles hin fortgerissen habe.

Da stand ich nun. Wo sollte ich anfangen? Das was in Höllenwall geschehen war, hatte die halbe Grafschaft in Aufregung gesetzt und sogar die Aufmerksamkeit des ganzen Reiches und seiner Kaiserin auf sich gezogen. Die Sache gebot schon eine gewisse Vertraulichkeit, um keine Schande über den Orden oder gar meine Familie zu bringen. Und so musste ich subtil in den Trümmern der Baronie die einst Höllenwall genannt wurde schnüffeln. Hatte das Auge des Morgens doch eindeutig gezeigt, das mein alter Mentor von dort floh. Ich bereiste das verwüstete Tal. Fand jedoch keinen Anhalt. Alles war durch die Lawine unter Trümmern begraben. Zeugen, Akten, alles perdue.

Es waren alte Gerüchte aus meiner Kanzleizeit, die sich hartnäckig hielten und denen ich letztendlich nachging. Niemand konnte sagen, wer dort oben noch einsaß. Der Baron war stetes bemüht seine Zellen zu füllen und es war schon auffällig wie viele Gefangene dort oben einsitzen sollten. Allein die Lebensmittel die geliefert wurden hätten nie gereicht. Und so verbreiteten sich Märchen von unterirdischen Höhlen und Gärten, Horrorgeschichten von unheiligen Experimenten oder aber die Vermutung, das der Hellburger die Gefangenen anderweitig los wird. Dem wollte ich nach gehen und so suchte ich.

Und dann hörte ich von diesen Garethern, die die gleichen Fragen stellten. Ein Grund sich über Sie zu erkundigen. Zwei Brachenwächter wie sich schnell herausstellte. Die mussten scheinbar im ganzen Reich Klinken putzen und in so manchen Arsch kriechen um ein paar Almosen für ihre Brachen zu bekommen. Mir soll es recht sein. So vereinbarte ich ein Treffen mit ihnen in den Resten der Stadt Höllenwall.

Nurinai

Dass es in Höllenwall nicht mit rechten Dingen zuging, war allzu offensichtlich, dafür brauchte man kein besonderes Gespür, sondern nur einen unverstellten Blick. Was es allerdings genau war, das war wesentlich schwerer zu ergründen. Und doch beschäftigte es Nurinai ni Rían oft. Nicht wegen den bloßen Vorkommnissen an sich – die selbstredend bereits erschütternd genug waren – sondern wegen jenen, die ihr Leben hatten lassen müssen. Ob ihre Seelen Erlösung gefunden hatten? Oder ob sie noch immer dort draußen ruhelos derer harrten oder gar... noch schlimmer?

Es war ihr Herr, der sie hierher geführt hatte. Dazu hatte er allerdings keinen Fingerzeig gebraucht, es hatte nur ihrer tiefen Verbundenheit zum Schweigsamen bedurft. Mit hauchzartem Flügelschlag schien er ihr vorgeeilt zu sein und sie hatte lediglich dem leisen Schlagen seiner Schwingen folgen müssen. So hatte sie es zumindest ihrer Liebsten erklärt und Yolande hatte begriffen, dass sie nun gehen musste. Und so war Nurinai ausgezogen. Immer dem Flügelschlag hinterher. Er hatte sie nach Höllenwall geführt. Er hatte ihr hier eine Aufgabe zugedacht...

Es war auch ihr Gefühl – das leise Schlagen der Schwingen ihres Herren – dass sie zum Orakel des Einhorns geführt hatte. Nach der Verkündung der Orakelsprüche hatte Nurinai sich seltsam leer und unendliche erschöpft gefühlt, ganz so als habe sie das Orakel gesprochen, dabei hatte sie nur aufmerksam gelauscht. Auf direktem Wege begab sie sich zum Tempel der Ewigen Ruh, bis nach Halhof hätten ihre Kräfte an diesem Tag einfach nicht mehr gereicht. Dort fiel sie auf ihr karges Lager und glitt augenblicklich in die Arme ihres Herrn.

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Das Orakel schlich sich bis in ihre Träume. Immer wieder und wieder hörte sie den Geweihten die Sprüche verkünden oder viel mehr verkündete er immerzu nur einen einzigen Spruch: „Im Kerker erbleicht, da tot und am Leben und lebend schon tot, kann einer bezeugen die höllischen Schmerzen, die Ränke und Frevel, schändlich gewoben aus Schwarz und aus Rot: der Herold im Hause der Reinen Herzen.“

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Schreiend erwachte sie. Kalter Schweiß auf der Stirn. Wenige, aber einige heftige Herzschläge später klopfte es dumpf an die Tür zu ihrer kleinen Kammer.

„Schwester?“, fragte eine schläfrige Stimme.

„Ich... ich...“, stammelte die Geweihte noch immer um Atem ringend, „Ich habe nur... nur... geträumt. Ja, nur... geträumt.“

„Dann hat unser Herr Euch durch seinen Boten heute eine besondere Gnade zuteil werden lassen“, erwiderte die Stimme weiter.

„Es ist nur... ich...“, sie wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn, „Sagt, die Helburg, hatte sie einen... Kerker?“

Einen Moment war es still: „So ist es, Schwester. Sie ist... war königliche Kerkerfeste.“

Nurinai schluckte schwer: „Und... und... es saßen immer Gefangene ein? In diesem Kerker?“

„So wird es erzählt“, kam die Antwort prompt, „Und was wäre eine königliche Kerkerfeste ohne Eingekerkerte?“

Die Geweihte nickte, angesichts dieser bestechenden Logik zu solch nächtlicher Zeit: „Und... und waren auch die letzte Zeit Gefangene dort?“

„Da ist anzunehmen, Schwester, warum auch nicht?“

„Und was ist mit ihnen passiert?“

„Ich schätze dasselbe, wie mit allen anderen dort...“

„Ja, dasselbe. Und... und...“, stammelte Nurinai weiter, „... der Herold? War er auch dort?“

Der Geweihte stutzte: „Der... Herold?“

„Ja, der Herold“, versuchte sie so bestimmt zu bestätigen wie sie nur konnte und dennoch war ihre Verunsicherung deutlich zu hören, denn Nurinai hatte keine Ahnung wer damit eigentlich gemeint war.

„Ja“, hörte sie ihn seufzen, „Der Herold. Nun, der Herold Gerding von Plötzbogen war gewiss auch auf der Helburg.“

„Im Kerker?“

„Wohin sonst hätte man ihn bringen sollen angesichts seiner wohl begangenen Tat?“

„Und wart Ihr schon einmal dort? Im Kerker auf der Helburg? Oder einer unserer Brüder und Schwestern?“

„Dazu kann ich Euch nichts sagen, Euer Gnaden. Dazu kann ich Euch wirklich nichts sagen.“

Offen blieb, ob der Geweihte dazu nichts sagen konnte oder durfte. Es war zwar nur ein kleiner, aber dennoch entscheidender Unterschied. Und Nurinais Frage, nach dem Seelenheil der Gefangenen blieb: Was war mit ihnen geschehen? Sie musste zumindest versuchen, ihre Seelen zu retten oder gar zu erlösen. Sie musste es versuchen. Warum sonst hätte ihr Herr sie hierher schicken sollen? Aber wie passte dieser Herold in diese ganze Angelegenheit? Ging es etwa auch um seine Seele?

Gruppenfindung

  • Odilbert fragt in Halhof nach der Person
  • Irmhelde kennt den Herold aus der Vergangenheit
  • Die anderen sehen, dass ihre Spuren passen

Im Wall

Am Fuß des Walls hatten sich drei seltsame Gefährten gefunden. Die Boron-Geweihte Nurinai ni Rian, der Ritter Alderan von Nadoret, sowie der Jurist Ucuriel Delo von Eychgras. Sie alle hatten ein gemeinsamen Ziel und das war den Verbleib der Gefangenen auf der Helburg zu klären. Sie alle hatten Gerüchte darüber gehört, dass unter dem verstorbenen Baron Gefangene in die Tulamidenlande verkauft worden waren. Diese Gerüchte schienen sich erhärtet zu haben, denn so mancher ehemaliger Dienstbote, oder ehemaheliger Kerkersoldat hatten diese Gerüchte, zumindest teilweise bestätigt.

Die drei ungleichen Gefährten hatten sich also auf den Weg über den Wall gemacht und zwar über den berüchtigten Ferkinapass. Die namensgebenden Ferkinas hatten sie dann jedoch den ganzen Weg über nicht gesehen. Dafür hatten sie aber einen Händler, oder war es doch ein Schmuggler, getroffen der ihnen bestätigte, dass hier früher des öfteren Sklaven verkauft worden waren. Auf dem beschwerlichen Weg über den Pass begegneten wir dann auch so manches Mal Gebeinen, oder anderen Überresten, oftmals waren die Hände der Unglücklichen noch gefesselt. Wir mühten uns redlich ihnen ein ordentliches Grab zu bereiten, wähend Nurinai den Grabsegen sprach.

Alderan war nicht der einzige der aufatmete, als sie den Pass schließlich verliesen und in Muchabad ankamen, hier gab es sicher eine gute Unterkunft und etwas ordentliches zu essen.

  • Entdeckungen
    • Sklavenhandel
    • Unbestattete
    • Qualität des Weges

Muchabad

  • Entdeckungen
    • Sahib Chardin Fajaqus Zhumanya passt auf die Beschreibung Gerdings von Plötzbogen
    • Alcazaba Zhumanya wurde verkauft
    • Drinnen findet sich das verborgene Tagebuch


Der Wall lag hinter uns. Die ganzen unbestatteten Toten so zu sehen, das hatte mich zutiefst geschmerzt und noch unerträglicher war der Umstand, dass es unmöglich war sie all zu bestatten. Ich hatte wohl einen Grabsegen gesprochen, aber ein Grab hatten sie nicht. Ein kläglicher Versuch, vielleicht auch ein dummer Versuch. Getan hatte ich es trotzdem. Oh Schweigsamer, was ging hier nur vor sich? Welche abgrundtiefe Bösartigkeit liegt in uns Menschen nur verborgen? Und warum kommt sie in manchen von uns zum Vorschein und in manchen von uns nicht?

Mehr oder weniger erschöpft, aber eigentlich unbeschadet ließen wir also den Wall hinter uns und gönnten uns anschließend ein paar Tage Ruhe in Muchabad. Ich zumindest hatte eine Pause auch dringend nötig. Ich war unfassbar müde und abgekämpft. Abgesehen davon, waren wir uns auch nicht sicher, wohin wir uns als nächsten wenden sollten. Uns fehlte ein Hinweis. So tranken wir die ein oder andere Tasse Tee und aßen dazu aranisches Gebäck und dachten darüber nach, was nun zu tun sei. Das ging einige Tage so, am dritten Tag – meine Gefährten hatten natürlich tagsüber stets fleißig Erkundigungen eingezogen, während ich mich von den Strapazen erholt hatte – erhielten wir eine Nachricht. In hochgestochenem Tulamidya stand dort: „Reisende, ich kenne jenen, den Ihr sucht. Kommt heute Abend in die Alcazaba Zhumanya. Gezeichnet Sahib Chardin Fajaqus Zhumanya.“

Den Nachmittag zogen wir Erkundigungen über jenen Mann ein, der uns gegen Abend eingeladen hatte. Natürlich versprach dieses Treffen eine Spur, aber wir waren in der Fremde. Wir mussten vorsichtig sein. Sahib Chardin war eine respektable Person hier in Muchabad. Er hatte vor geraumer Zeit die Witwe Zhumanya geehelicht und war so in Besitz des Gestütes Alcazaba gekommen. Irgendwann war sie dann gestorben und er hatte es geerbt. Er habe sich stets gut um sie gekümmert, vor allem als es dann zu Ende ging. Es war schnell gegangen. Dann, es war schon einige Götterläufe her, hatte er das Gestüt verkauft. Wohl an einen Nebachoten. Für welchen Preis, das wusste niemand auch nur zu schätzen, aber es musste eine erhebliche Summe gewesen sein. Die Geschichte erschien uns nicht verdächtig und dennoch gab es da etwas Besorgniserregendes: Die Beschreibung seines Äußeren erinnerte uns doch an jene des Heroldes. Ein Zufall? Vermutlich nicht. Aber… konnte es denn sein? Konnte es wirklich sein, dass er noch am Leben war? Zuzutrauen war es ihm und dennoch so recht glauben wollte ich es nicht.

Am Abend machten wir uns auf. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch oder war es nur das Kind, dass sich da wieder einmal bemerkbar machte? Sicher war ich mir nicht. Man hatte uns schon erwartet und bat uns herein. Man brachte uns Tee und Gebäck, aber keiner von uns nahm etwas davon. Wir waren vorsichtig. Und dann stand er plötzlich vor uns. Ich war mir nur sicher, dass er es war, weil die anderen sich sicher waren. Mit einem unverschämten Grinsen auf den Lippen stellte er sich uns vor: „Ich bin Sahib Chardin Fajaqus Zhumanya.“ Dann wechselte er ins Garethi und schien sich ziemlich sicher, dass seine Begleiter – vier große, kräftige Männer – kein Wort davon verstanden oder aber es vollkommen gleichgültig war, was er sagte, weil er ihnen genug bezahlte. „Entsetzlich, wie lange ihr gebraucht habt, um mich zu finden.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Und eigentlich habt ihr mich auch nur gefunden, weil ich mich euch offenbart habe...“

Was dann folgte war ebenso bizarr wie unfassbar. Ein Mann, der ein gesuchter Verräter war, den man in Garetien für tot hielt, saß vor uns und erklärte uns so ganz nebenbei, dass er nicht im Traum daran dachte, sich von uns zur Strecke bringen zu lassen. Was hatten wir auch anderes erwartet? Seine Begleiter blickten uns mit finsteren, aber vielsagenden Minen an. Das beste jedoch an ihnen sei, dass sie nichts ausplauderten – ohne Zunge sei das eben nicht möglich. Die besten Beschützer, die es weit und breit gab, die viel von ihrem Handwerk verstünden und denen es ein leichtes sei uns auf immer verschwinden zu lassen, doch daran habe er kein Interesse. Nein, sein Interesse galt etwas anderem: Der Gerechtigkeit. Dabei entfremdete er dieses Wort so sehr, dass ich es nicht mehr wiedererkannte, denn auch wenn er von der Gerechtigkeit des Geknechteten sprach, meinte er doch eines – Rache. Gute, althergebrachte Rache. Dabei war er beherrscht und gefasst. Vielleicht war das, das besorgniserregendste an diesem ganzen Aufeinandertreffen, denn seine Wut war nicht hitzig und überschäumend, sondern wohlbedacht. Ihm war – da war ich mir sicher – alles zuzutrauen. Daran ließ er auch keinen Zweifel. Er habe in den letzten Götterläufen mehr angehäuft als ein schier endloses Vermögen. Weitaus mehr. Dabei zierte ein krudes Lächeln sein Gesicht. Und nun sei die Zeit der Gerechtigkeit gekommen. Vielleicht würde er noch den einen oder anderen Götterlauf warten, was kümmert ihn denn noch die Zeit? Inzwischen habe er sich von ihr unabhängig gemacht. Satinav kümmerte ihn nicht mehr. Aber der Gerechtigkeit musste nun einmal genüge getan werden. Und ja, es sei in seinem Sinne, dass jene, die ihm dieses Unrecht angetan haben, sich fürchteten, dass sie sich ängstigten. Wir sollten ihnen ruhig von ihm erzählen. Sie sollten wissen, dass er hinter ihnen her wahr. Sie sollten keinen einzigen ruhigen Moment mehr haben. Denn kommen würde er, das war gewiss, aber wann und wie, das behielte er für sich. Das sei sein Geheimnis oder vielmehr seine Überraschung. Ja, so nannte er es. Eine Überraschung. Aber nein, wir sollten nicht fürchten, dass er ihnen nach dem Leben trachtete, für jene, die ihm seine Gerechtigkeit verwehrt hatten, war er noch viel zu milde. Und dort draußen, in der weite Aventuriens gäbe es viel zu entdecken, weitaus mehr als wir uns vorstellen können und das würde ihm gewiss helfen. Was er damit meinte? Ob er einen Pakt eingegangen war? Ob er sich sonstiges verbotenes Wissen angeeignet hatte? Natürlich sprach er darüber nicht. Natürlich nicht.

Ob es wahr war? Ob er wirklich die Wahrheit sprach? Welche perfiden Pläne verfolgte er? Oder war das alles nur ein Trick? Eine Täuschung? Um Angst und Schrecken zu verbreiten?

Zum Abschied sagte dann noch: „Wenn ihr geht, schaut unter der Fuchsstatue nach. Dort werdet ihr den Beweis finden, dass ich es bin. Ein Beweis, der auch noch beim Letzten alle Zweifel ausräumen wird.“ Perplex schauten wir ihn an. Umringt von seinen Begleitern. Für uns unerreichbar. „Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja bald wieder? Ich würde nur zu gerne Euer Kind sehen, Euer Gnaden. Ob es wohl schon mit einer schwarzen Robe geboren wird?“

Unter der Fuchsstatue fanden wir tatsächlich etwas: Sein Tagebuch. Es bestätigte das ein oder andere, was wir wussten oder inzwischen vermutet hatten. Und doch blieb eine Frage offen, sollten wir alle vor ihm warnen oder war das alles nur... Scharade?

Chardans Notizen

Tagebuch, ehemals verborgen unter einer Fuchsstatue im Alcazaba Zhumanya in Muchabad (Aranien)


verm. Tsa 1033 BF

Die Praioten hielten es wohl für Gerechtigkeit, einem Mann des Wortes über Monate jegliche Möglichkeit zum Schreiben zu nehmen, für mich hat es eher den Wunsch auf Rache genährt. Erst der Besuch der Lichtbringerin Elea aus dem Eychgraser Tempel in der letzten Woche ermöglichte mir einen Richtspruch zu meinen Gunsten. Ach, wie habe ich es genossen, einerseits einmal wieder mit dem Wort zu streiten und andererseits meinen eingerosteten Charme an einer jungen Frau auszuprobieren.

Jetzt also darf ich mir wieder Notizen machen, auch wenn das Leben in meiner Zelle recht eintönig ist. Die Priesterin hofft wohl, dass ich ein Geständnig meiner Missetaten anfertige und dabei möglichst wichtige Leute belaste, deren Ergreifung ihre Kirchenkarriere fördern könnte.

(...)

17. Firun 1036 BF

Was für eine Erleichterung es bedeutet, endlich einmal das Datum zu wissen. Fünf Jahre in der Zelle und fast jeder Tag war der gleiche. Manchmal konnte ich die großen Feste an den Chorälen der Bannsträhler erahnen und Praiostags wurde auch die große Glocke geläutet, aber erst heute, fünf Tage nach meiner Flucht, konnte ich in der Stadt Höllenwall vorsichtig das Datum erfragen.

Mit ein wenig Verstand und noch mehr Fleiß hätte wohl jeder die Flucht in fünf Jahren hinbekommen. Ich kenne heute die Tagesabläufe und Gewohnheiten aller Bewohner von Lichterntal, wusste also um den perfekten Zeitpunkt. Der kalte Firun half mir, ausreichend Nahrung im Schnee vor der Zelle zu kühlen. Und selbst mit der kleinen Klinge zum Schärfen des Federkiels kann man über diese lange Zeit das Material an der richtigen Stelle ermüden.

Heute also konnte ich - mit ausreichend rasiertem Haar und ohne den langen Bart und die verräterische Strähne - eine Arbeit in der Stadt Höllenwall annehmen. An guten Schreibern scheint es in jeder Stadt zu fehlen. Ich muss nur aufpassen, dass der Baron mich nicht zufällig erkennt.

(...)

9. Phex 1036 BF

Ich habe genug Silbertaler beisammen, um über den Ferkinapfad zu fliehen. In Aranien werde ich hoffentlich meine Ruhe vor den Häschern finden - und vielleicht eines Tages zurückkehren. Es gibt noch so einige offene Rechnungen zu begleichen. Nennen wir es nicht Rache, nennen wir es Gerechtigkeit des Geknechteten.

(...)

17. Rahja 1039 BF

Wenn Baron Malepartus wüsste, dass jener Sahib Chardin Fajaqus, mit dem er mehrmals im Jahr "Verstorbene" gegen Schmuggelgut und Dukaten austauscht, jener Gefangene ist, der vor Jahren nie in seiner Kerkefeste angekommen ist. Wenn ich jedenfalls gewusst hätte, wie viel Geld es jenseits von Recht und Ordnung zu verdienen gibt, ich hätte viel früher damit angefangen. Ich scheine ein Talent für Verhandlungen zu haben, und man schätzt mich wegen meines Wissens und der Kenntnis Garetiens. Und nicht zuletzt besitze ich die Skrupellosigkeit, störende Konkurrenz loszuwerden. Die Klüfte des Raschtulswalls sind tief und der Schnee verbirgt solche Taten lange genug.

(...)

4. Ingerimm 1042 BF

Ich weiß nicht wie, vielleicht habe ich die Haare mit der verräterischen Strähne zu lange wachsen lassen, aber er hat mich erkannt! Er hat versucht, es zu verbergen, aber er hat mich erkannt!

Andererseits, die Strähne ist ein wichtiger Teil meiner Ausstrahlung, gerade auf das weibliche Geschlecht. Die alte Witwe Zhumanya - Boron habe sie selig - hätte mir wohl nicht so schnell das Jawort gegeben - und mich damit zum Erben ihres nicht unerheblichen Vermögens gemacht...

Und eben dieses Vermögen muss ich jetzt so schnell wie möglich versilbern. Ich habe bereits einen Käufer für das Alcazaba finden können und ich denke ich werde das Gestüt auch bald für einen guten Preis an einen dieser verrückten Nebachoten verschachern, auch wenn die dem dämlichen Aberglauben anhängen, dass man gute Zuchtstuten nur im Rahja kaufen darf.

(...)

17. Ingerimm 1042 BF

Jetzt ist es passiert: Der erste Bluthund des Helburgers hat "unauffällig" Fragen in Muchabad gestellt. Meine Leute konnten ihn beseitigen, aber das wird den Kerkermeister nur noch neugieriger machen. Wollen wir hoffen, dass ich am 1. Rahja alles mit dem Verkauf glatt geht, dann bin ich so schnell es geht über die Grenze und zurück im Königreich. Das Kapital sollte für meine Rache ausreichen.

Der Heimweg und Rapporte

Unsere Erkenntnisse aus Muchabad hatten uns alle nachdenklich gestimmt. Gerding von Plötzbogen hatte sicherlich das ein oder andere vor, aber was genau wussten wir freilich nicht zu sagen. Wir waren uns aber alle einig, dass wir in Zukunft sicher von ihm hören würden. Den Plan ihn in Muchabad zur Strecke zu bringen hatten wir verwerfen müssen, denn wir waren deutlich in der Unterzahl und kannten die Gegend nicht. Gerding war derweil reich, ortskundig und hatte sicherlich eine große Zahl an Schergen, die uns zahlenmäßig deutlich überlegen waren.

So machten wir uns in gedämpfter Stimmung daran den Ferkinapass erneut zu überqueren. Glücklicherweise traffen wir erneut keine Ferkinas. Die waren wohl andernorts beschäftigt. So trenten wir uns dann in Höllenwall und gingen jeweils unserer Wege um unseren Obrigkeiten Bericht zu erstatten.

Ideen Sammlung

Soll unser Gerding von Plötzbogen einfach nur durch erworbenen Reichtum und sein intrigantes Geschick wieder mitmischen? Oder soll er in Aranien auch übernatürliche Mächte erworben haben? Pakt oder magisches Wissen?

  • Eine Kombination mehrerer Faktoren fände ich gut, z. B. könnte er durch sein intrigantes Geschickt zu Reichtum und auch Einfluss gekommen sein, aufgrund seiner (möglichen) Rachegedanken (oder einer anderen passenden Motivation) aber auch zu übernatürlichem Wissen (ein (un)wissentlicher Pakt wäre zwar durchaus passend, aber schon etwas klischeehaft, vielleicht gibt es da ja noch etwas anderes?) Orknase