Geschichten:Kunde aus Nebachot/Perricum 4: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Gallsteiner war ein ausgezeichneter Jäger, doch wie er nun durch die Nacht schlich, so kam es seinem Begleiter, dem Liebfelder Claudio, fast so vor, als würde sich neben ihm kein Mensch, sondern ein Geschöpf der Nacht bewegen und schienen die Augen des Barons nicht sogar das Licht der Fackel widerzuspiegeln? So als wären seine Augen für einen Moment in goldenes Feuer getaucht, wie bei einem Raubtier, welches durch die Schatten schlich. Nun ja, es war nicht gerade eine Beruhigung diesen Mann neben sich zu wissen und wer wusste schon welche Dinge ihm die eigenen Gedanken vorgaukeln konnten, wenn man dies zuließ. | Der [[Nebendarsteller ist::Garetien:Yendor Falkwin Limpurg von Gallstein|Gallsteiner]] war ein ausgezeichneter Jäger, doch wie er nun durch die Nacht schlich, so kam es seinem Begleiter, dem Liebfelder Claudio, fast so vor, als würde sich neben ihm kein Mensch, sondern ein Geschöpf der Nacht bewegen und schienen die Augen des Barons nicht sogar das Licht der Fackel widerzuspiegeln? So als wären seine Augen für einen Moment in goldenes Feuer getaucht, wie bei einem Raubtier, welches durch die Schatten schlich. Nun ja, es war nicht gerade eine Beruhigung diesen Mann neben sich zu wissen und wer wusste schon welche Dinge ihm die eigenen Gedanken vorgaukeln konnten, wenn man dies zuließ. | ||
Claudio hatte seine Balestrina fest in der rechten Hand, bereit jeden Störenfried außer Gefecht zu setzen, der ihnen zu nahe kam. Aufmerksam ruckte sein Kopf von einer zur anderen Seite, während er dem Baron hinter her schlich. Soweit war es schon gekommen... man musste sich wie ein Dieb durch feindliches Gebiet schleichen. | Claudio hatte seine Balestrina fest in der rechten Hand, bereit jeden Störenfried außer Gefecht zu setzen, der ihnen zu nahe kam. Aufmerksam ruckte sein Kopf von einer zur anderen Seite, während er dem Baron hinter her schlich. Soweit war es schon gekommen... man musste sich wie ein Dieb durch feindliches Gebiet schleichen. | ||
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Währenddessen hatte der Baron von Höllenwall und sein Geleit das Tor des Anwesens erreicht und sich der dortigen Wache zu erkennen gegeben. Das Anwesen selbst schien eine Mischung aus garetischer Trutzigkeit und tulamidischer Verspieltheit zu sein. Erinnerte es von außen eher an ein prächtiges, aber wehrhaftes Kloster, konnte man später von Innen den Luxus eines Palastes gepaart mit der Sicherheit einer Feste spüren und erleben. | Währenddessen hatte der [[Nebendarsteller ist::Garetien:Malepartus von Helburg|Baron von Höllenwall]] und sein Geleit das Tor des Anwesens erreicht und sich der dortigen Wache zu erkennen gegeben. Das Anwesen selbst schien eine Mischung aus garetischer Trutzigkeit und tulamidischer Verspieltheit zu sein. Erinnerte es von außen eher an ein prächtiges, aber wehrhaftes Kloster, konnte man später von Innen den Luxus eines Palastes gepaart mit der Sicherheit einer Feste spüren und erleben. | ||
“Beeilt Euch! Wir haben ein dringendes Anliegen mit Eurem Herrn zu besprechen!” Malepartus nannte absichtlich nicht den Namen Eslams, war er sich doch nicht sicher, welcher der richtige gewesen wäre und mit welchem sie sich verdächtig gemacht hätten, Eslam, oder Esh’alam. | “Beeilt Euch! Wir haben ein dringendes Anliegen mit Eurem Herrn zu besprechen!” Malepartus nannte absichtlich nicht den Namen Eslams, war er sich doch nicht sicher, welcher der richtige gewesen wäre und mit welchem sie sich verdächtig gemacht hätten, Eslam, oder Esh’alam. | ||
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| | |Titel=In Brendiltal | ||
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Aktuelle Version vom 22. Juli 2023, 22:58 Uhr
Teil IV – In Brendiltal
Die Nacht war bereits über Besh'hassal Ammay'shar, über das Haus der Pferde wie das Anwesen des Barons von Brendiltal auf Garethi hieß hereingebrochen, als zwei Schatten sich lautlos durch die Nacht schlichen und mehrere Reiter sich dem Haupttor näherten um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Der Gallsteiner war ein ausgezeichneter Jäger, doch wie er nun durch die Nacht schlich, so kam es seinem Begleiter, dem Liebfelder Claudio, fast so vor, als würde sich neben ihm kein Mensch, sondern ein Geschöpf der Nacht bewegen und schienen die Augen des Barons nicht sogar das Licht der Fackel widerzuspiegeln? So als wären seine Augen für einen Moment in goldenes Feuer getaucht, wie bei einem Raubtier, welches durch die Schatten schlich. Nun ja, es war nicht gerade eine Beruhigung diesen Mann neben sich zu wissen und wer wusste schon welche Dinge ihm die eigenen Gedanken vorgaukeln konnten, wenn man dies zuließ.
Claudio hatte seine Balestrina fest in der rechten Hand, bereit jeden Störenfried außer Gefecht zu setzen, der ihnen zu nahe kam. Aufmerksam ruckte sein Kopf von einer zur anderen Seite, während er dem Baron hinter her schlich. Soweit war es schon gekommen... man musste sich wie ein Dieb durch feindliches Gebiet schleichen.
Aber schließlich war es für einen guten Zweck: denn Claudio hatte die Nebachoten noch nie leiden können. Wie sich überhaupt jemand vernünftig mit diesen Wilden unterhalten konnte, geschweige denn ein Bündnis mit ihnen eingehen konnte, war ihm schleierhaft.
Die Mauern des Anwesen kamen in Sicht und jede Deckung nutzend, so spärlich sie auch sein mochte, kamen die beiden Schatten an diese Steine heran. Ein kurzer Blick zeigte ihnen, dass hier eine gehörige Portion Kletterkunst dazu gehören würde, um hier einen Weg nach oben zu finden, doch wo ein Wille war, würde auch ein Weg zu finden sein. Nicht umsonst hatten sie das Anwesen beobachtet und ihre eigenen Schlüsse gezogen. So warteten sie stumm. Zwei Schatten, die mit der Nacht verschmolzen, während über ihnen langsam Schritte näher kamen: zwei Männer, die sich in ihrer kehliger Sprache kurz begrüßten und sich dann wieder Schritt für Schritt von dieser Stelle entfernten. Man konnte förmlich mitzählen, dann gab es eine kurze Bewegung und ein Gegenstand flog in hohem Bogen nach oben, über die Brüstung dort hinweg, bis zu dem Wehr gang. Nur ein kurzes, schwaches Geräusch, dann folgte lange Stille und schließlich ein leises, kaum wahrnehmbares Schaben, als das Seil straf gezogen wurde und sich der obere Teil, aus umwickeltem, starkem Holz endlich verhakte. Noch einmal wurde der Sitz überprüft, dann begann man den Aufstieg.
Nicht lange verweilte man oben, denn es galt sich zu sputen. Seil und Haltestab verschwanden wieder, zusammen mit den Männern vom Wehrgang. Selbst Fackeln erleuchteten die Nacht nicht vollständig und wer wusste, wie man sich in der Dunkelheit zu bewegen hatte, konnte die Augen täuschen.
Sicher lenkten die Schritte der Männer sie hinein in die Tiefe des Anwesens, dort wo derjenige warten würde, der ihre Reise erst herausgefordert hatte. Ein Gang tat sich auf und die eine Gestalt hob ihre Hand, noch ein weiteres Zeichen und man hatte sich verstanden. Beide glitten sie in den Schatten eines schweren Schrankes, als zwei Wachen an ihnen vorbeikamen. Claudio hatte schon die Balestrina eingesteckt und seinen Dolch gezogen und wollte schon aus dem Schatten springen, als die beiden Nebachoten an ihnen vorbei waren, doch hielt eine starke Hand ihn zurück. Der Gallsteiner hatte etwas bemerkt, was ihn irritierte. Beide Wachen hatten nicht die Farben des Brendiltalers getragen, sondern die eines anderen nebachotischen Barons.... Aber das konnte doch nicht sein, Simold galt doch auf der Flucht, wieso schritten da seine Wachen hier durch Besh'hassal Ammay'shar?
“Keine Toten!” flüsterte Yendor dem Liebfelder zu, “wir müssen erst sicher gehen!” Claudio runzelte die Stirn. Er verstand nicht, wieso der Baron plötzlich seine Meinung verändert hatte, aber für ihn war ein Nebachote auch nur ein Nebachote. Ein paar Leichen hätten sicherlich keinem geschadet – von den vormals Lebenden einmal abgesehen. Er zuckte mit den Achseln, nickte aber zum Zeichen, dass er den Befehl verstanden hatte. Dann warteten beide, bis die Wachen um eine Ecke gebogen waren und schlichen weiter, bis der Gallsteiner erneut ein Zeichen gab.
Ein Schatten glitt nach links, der andere nach rechts und gaben sich der kühlen Umarmung an eine Säule hin, hinter der jeweils eine Wache stand. Sie hatten ihren Blick auf den Gang gerichtet, nur halb auf denjenigen woher die seltsamen Wesen aus Dunkelheit her gekommen waren.
Es gab kein Aufblitzen von Waffen, als die Wachen zusammensackten, denn die Dolche, die der Liebfelder und der Tobrier verwendeten waren mit Schlafgift versehen und warfen kein Licht zurück. Das letzte Zucken wurde durch starke Arme geräuschlos gehalten, dann legte man die Bewusstlosen sacht zur Seite, zog sie in die Schatten, die nun wieder zwei Körper ausspuckten, auf der Suche nach weiteren Opfern.
Noch eine Bewegung und schon tauchten sie weg von diesem Hauptgang, traten in einen Nebengang, der kaum aufgefallen wäre, da ein Vorhang ihn verbarg. In der Nacht war er kaum zu sehen. Hier waren keine Wachen, denn dieser Gang führte zu einem Bereich, ganz dem Genuss ergeben und der Baron von Brendiltal wäre hier auch sicher, wenn nicht einer der Schatten schon zu oft hier auf Besuch gewesen wäre; denn so konnten die Jäger in der Nacht auf Wissen zurückgreifen, welches ihnen nicht nur das Vorankommen erleichterte, sondern auch das Überleben bis der Auftrag erledigt wäre. Wer hätte sonst wissen können, wo der Brendiltaler sich so gerne aufhielt?
Lachen in der Dunkelheit vor ihnen, eine sanfte Brise, die zahlreichen Wohlgerüche mit sich brachten, aber auch den Duft nach Anspannung und Schweiß... Der Gallsteiner stoppte Claudio, dann machte er sich auf nach vorne. Gut einen Wächter abzustellen. Verborgen in einer Nische. Sein Licht war nicht wirklich zu erkennen, zu gut gedämpft, aber sein Körpergeruch hatte ihn verraten. Es war nicht schwer ihn zu überzeugen, für diese Nacht zu schweigen.
Mit einem Ruck öffneten beide Meuchler die Türe, stürmten in den mit Schmuck und Tand überladenen Raum, dessen Boden bedeckt war mit Kissen in allen Farben und den saftigsten und frischesten Früchten, deren Namen die Meuchler noch nicht einmal kannten. Überall hingen Tücher von der Decke und im schweren Rauch, angefüllt mit erheiternden Mischungen, lagen dort, in rahjagefälliger Hingabe der Baron von Brendiltal und sieben Gespielinnen.
Ein Schrei einer der Damen, dann ein Schritt nach vorne, wobei sich ein Stiefel auf die Klinge des Säbels legte, der wie ein Zauber in der Hand des Barons von Brendiltal nun lag.
”Nein, Verräter. Hier ist das Ende. Du wolltest unsere Köpfe? Wir kommen um den deinen zu fordern!”
Währenddessen hatte der Baron von Höllenwall und sein Geleit das Tor des Anwesens erreicht und sich der dortigen Wache zu erkennen gegeben. Das Anwesen selbst schien eine Mischung aus garetischer Trutzigkeit und tulamidischer Verspieltheit zu sein. Erinnerte es von außen eher an ein prächtiges, aber wehrhaftes Kloster, konnte man später von Innen den Luxus eines Palastes gepaart mit der Sicherheit einer Feste spüren und erleben.
“Beeilt Euch! Wir haben ein dringendes Anliegen mit Eurem Herrn zu besprechen!” Malepartus nannte absichtlich nicht den Namen Eslams, war er sich doch nicht sicher, welcher der richtige gewesen wäre und mit welchem sie sich verdächtig gemacht hätten, Eslam, oder Esh’alam.
Schließlich erkannten einer der Wache die goldene Schärpe mit dem blutroten Greifen auf Malepartus’ Brust, sowie Hauptmann Wufhard von Steitzig j.H., den Schwager des Barons von Gallstein und ließ die kleine Reisegruppe ein, während er gleichzeitig nach Ra’oul, dem Erstgeborenem des Hausherrn schicken ließ.Als Malepartus und die anderen das stählerne Tor passierten, erreichten sie einen großen, gepflasterten Hof, in dessen Mitte ein wunderschöner, großer Springbrunnen das Auge des Gastes einfing. Das Zentrum des fast zur Gänze aus Marmor bestehenden Brunnens schien ein grob gehauener Fels zu sein, auf dem sich ein Abbild Rahjas verführerisch räkelte, während sie außen am Brunnen von neun, aus Onyx bestehenden Panthern mit Skorpionsschwänzen und in den verschiedenen Haltungen und aus deren Mäulern das Wasser floss umgeben war. ‚Kor bewacht Rahja’ hatte sich mal ein anderer Gast bewundernd geäußert und genau diese Gedanken waren es auch, die den Gästen bei dem Anblick in den Sinn kamen.
Mehrere Wachen standen hier in den Schatten des hell erleuchteten Hofs Wufhard bemerkte, dass sie allesamt hervorragend bewaffnet zu sein schienen, sah er doch Glefen, Säbel, mit Dornen bewehrte Halbschilde und teilweise sogar die kleinen, aber kräftigen Reiterbogen der Nebachoten. Sollte es zu einem Kampf kommen, standen ihre Chancen hier lebend wieder heraus zukommen gleich null.
Entschlossen folgte der Hauptmann dem Höllenwaller, schließlich waren sie nicht hier um einen netten Plausch zu halten. Ebenso bemerkte er nun einen in blau und silber gekleideten, doch unbewaffneter Mann, der an einer Säule gelehnt stand, einen Becher Wein in der Hand. Seine Augen zielten neugierig auf die Neuankömmlinge. Wulfhard überlegte noch, woher er diesen Mann kannte, doch wollte ihm dessen Name einfach nicht einfallen.
Hinter dem Brunnen schien das Palais zu beginnen, während auf der linken Seite Ställe und Unterkünfte der Krieger vorhanden waren, von denen jetzt einige Knechte herbeigeeilt kamen, um sich um die Rösser der edlen Herrschaften zu kümmern. Bewundernd bemerkten die Gäste, dass jedes Fenster des Hauses Scheiben aus buntem Glas besaß, doch noch verwunderlicher bemerkten sie mehrere Banner auf den Dächern. Darunter sogar den gekrönten Delphinkopf Perricums. War Eslam wirklich so dreist einfach das Wappen zu übernehmen und nicht doch das alte Banner Nebachots zu hissen?
Auf den Treppen zum Haupthaus hin, erwartete Ra’oul die spät eingetroffenen Gäste bereits. Der Sohn Eslams schien über den späten Besuch keineswegs verwundert zu sein. Vielmehr schien es, als würde er noch mehr Gäste erwarten.
“Die gitigen Schwästern zum Grußä!” begrüßte Ra’oul Malepartus und die anderen mit der rituellen Begrüßungsformel der Nebachoten. “Kommdt und staigt ab! Main Vater ist zwar zur Zait verhindärdt und äs ist schon spät, doch sollt ihr als Gästä willkommän sain!”
Das war das letzte was die Eslamsgrunder zum Empfang erwartet hatte: Das man sie willkommen heißen würde! Sie waren schon überrascht gewesen, das sie das Tor ohne Schwierigkeite hatten passieren können. Was wurde hier gespielt? Wulfhard warf dem Höllenwaller einen fragenden Blick zu. Entschied sich aber zunächst seine Rolle als Gast weiterzuspielen und schwang sich ob seiner Rüstung schwerfällig aus dem Sattel. Das er abgesessen noch verwundbarer währe als er es ohnehin schon war schien ihm ob der Übermacht unbedeutend.
Der Gallsteiner und Claudio sahen finster aus und genauso finster waren ihre Blicke. Zwei Mörder und zumindest einer von beiden war bereit für die gerechte Strafe sein eigenes Leben zu geben.
“Das glaubä isch nicht.” hörten die beiden Eindringlinge Ra’oul hinter sich sagen. Der Erstgeborene Eslams stand mit gezogenem Säbel und mehrere Kriegern direkt hinter dem Baron von Gallstein und dessen Burgvogt. Die Speere der Wachen zielten direkt auf die Rücken der beiden Meuchler.
“Äs gibt auch noch andäre, die sisch lautlos bewägen kennän, zumal sie sähen, dass einär der Kettänhunde des Gallstainärs ohnä sainen Herr’n untärwegs war.” Erläuterte Ra’oul, als er Claudios fragenden Blick sah. Yendor dagegen hatte seinen Blick nicht von dem sich nun wieder entspannten Eslam genommen. Der Gallsteiner umschloss den Griff seines Schwertes so fest, dass seine Finger sich weiß färbten. Ihm war es in diesem Moment egal, ob er mit mehreren Speeren durchbohrt sterben würde. Hauptsache war, dass Eslam vor ihm von Golgari abgeholt werden würde. Eslam bemerkte diesen Blick und verstand ihn, doch auch er fürchtete nicht den Tod. Er hatte gut gelebt. Jeden Tag so, als wäre er sein letzter. Nur eines wollte er noch wissen.
“Wieso?”
Der Gallsteiner zuckte bei dieser Frage zusammen. Lauernd zischte er seine Antwort. “Spiel kein Spiel mit mir! Du warst es doch, der uns verraten und ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt hatte.”
Claudio warf vorsichtig einen Blick über die Schulter. Wenn er sich nach vorne warf und seine Schusswaffe zog, könnte es vielleicht möglich sein, den Sohn des Brendiltalers mit einem gezielten Schuss zu Boron zu befördern. Auch wenn der Gallsteiner sofort reagiert und losschlug waren die Chancen minimal. Claudio straffte sich, denn kampflos wollte er bestimmt nicht untergehen. Doch sollten sie erst noch ein wenig reden, vielleicht ergab sich noch eine Situation, in der eine Flucht günstiger erschien.
In der nun folgenden Stille hätte man eine fallende Stecknadel hören können. Alle hielten die Luft an, vor dem was nun geschehen würde. Langsam schob der Baron von Brendiltal seine Gespielinnen von sich und erhob sich. Die Schwertspitze Yendors zeigte dabei immer noch auf ihn. Leise setzte mit einem Mal draußen Regen ein. Sanft unterbrachen die kleinen Tropfen, die gegen das Glas des Fensters prasselten die Stille des Raumes.
“Wous soll das? Du kommst in main Haus geschlichän, bedrohst misch mit der Waffä und wirfst mir jätzdt auch noch vor, dass ISCH euch verraten habän soll?” Eslam kam langsam immer weiter auf Yendor zu. Die Wut stieg in ihm hoch, so dass er überhaupt nicht merkte, dass Yendors Schwertspitze schon seine Brust berührte und langsam kleine Blutstropfen über Eslams Brust zu Boden rannen.
“Lüg mich nicht an Eslam, wir haben Beweise.” Ein Nicken des Gallsteiners veranlasste Claudio den Dolch wegzustecken und unter sein Wams zu greifen um ein Schriftstück hervorzuholen. Einer von Eslams Kriegern zuckte, aber Ra’oul bedeutete ihm, ruhig zu bleiben. Der Breniltaler riss dem Liebfelder das Stück Papier förmlich aus der Hand und las es sich aufgebracht durch. Seine Augen wurden immer größer. Dann, als er am Ende des Steckbriefes angekommen war und die Unterschrift las, fing erst sein Körper an zu beben und dann erschallte sein Lachen durch die Nacht.
Irritiert schaute Claudio sich um und auch Ra’oul tauschte mit einigen Kriegern fragende Blicke. Nur Yendor blieb noch ruhig und fixierte Eslam mit zusammengekniffenen Augen. Als der Brendiltaler Baron sich wieder beruhigt hatte, schmerzte ihm immer noch der Bauch vor lauter Lachen.
“Sänkt die Waffän!” Befahl er schließlich seinem Sohn und seinen Kriegern, bevor er Ra’oul das Schriftstück rüber reichte. Dieser überflog den Steckbrief, den angeblich Eslam als ‚Esh’alam I. von Nebachot’ ausgestellt haben soll. Schmunzelnd tat er wie ihm geheißen, auch wenn er noch nach wie vor wachsam blieb, hatte Yendor sein Schwert doch noch nicht gesenkt.
“Isch versichäre Dir Yändor, auch wänn mir där Titäl Sultan von Näbachodt gefällt, bin isch das nischt, noch habä isch diesän Witz da herausgegäben.” Belustigt ging Eslam nun wieder zu den Mädchen rüber und ließ sich ankleiden. Gerade in diesem Augenblick, als ein aufgebrachter und mit zerzaustem Haar Simold von Haselhain, gefolgt von seinen Wachen in das Gemach Eslams trat. “Wous gehdt hier vor?” fragte Simold, als er offensichtlich irritiert die Szenerie betrachtete. Mit gerunzelter Stirn fragte er Eslam. “Isch wusstä ja, das dies mal so kommän wirdt, abär wieso musstest Du Disch unbedingt mit der Frau Yändors einlassen?”