Geschichten:Die Geschichte vom Quastenbroicher Drachentöter: Unterschied zwischen den Versionen
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Han verzog das Gesicht, aber die anderen Kinder hüpften und klatschten begeistert. Ganz im Gegensatz zu Han wurden sie es nie müde, diese Geschichte zu hören. | Han verzog das Gesicht, aber die anderen Kinder hüpften und klatschten begeistert. Ganz im Gegensatz zu Han wurden sie es nie müde, diese Geschichte zu hören. | ||
"Na gut." Han seufzte. "Die Geschichte beginnt hier in Quastenbroich, aber damals hieß es noch Quastenbräuch mit äu wie das Bier, weil..." | "Na gut." Han seufzte. "Die Geschichte beginnt hier in [[Handlungsort ist::Greifenfurt:Baronie Quastenbroich|Quastenbroich]], aber damals hieß es noch Quastenbräuch mit äu wie das Bier, weil..." | ||
"...der verrückte Baron Ugo es noch nicht umbenannt hatte", unterbrach ihn ein Junge. | "...der verrückte Baron Ugo es noch nicht umbenannt hatte", unterbrach ihn ein Junge. | ||
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Han wartete, bis Ruhe eingekehrt war, dann nickte er Arming fast hochmütig zu und fuhr fort. | Han wartete, bis Ruhe eingekehrt war, dann nickte er Arming fast hochmütig zu und fuhr fort. | ||
"Damals war Baron Felidian Arko von Quastenbräuch Herrscher auf der Burg die ihr da oben auf dem Hügel seht. Eines Tages kam die Kunde, daß sich im Hügelland an der Grenze zur Baronie Hasenfeld ein gar schrecklicher Drache niedergelassen habe, der mit seinem stinkendem Atem und seiner gefräßigen Art das arme Volk in Unruhe und große Furcht versetzte. Lange lauschte der Baron den Gerüchten tatenlos, bis eines Tages nicht nur Vieh, sondern sogar ein armer Kuhhirte dem Untier zum Opfer gefallen war. | "Damals war Baron [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Felidian Arko von Quastenbroich|Felidian Arko von Quastenbräuch]] Herrscher auf der Burg die ihr da oben auf dem Hügel seht. Eines Tages kam die Kunde, daß sich im Hügelland an der Grenze zur Baronie Hasenfeld ein gar schrecklicher Drache niedergelassen habe, der mit seinem stinkendem Atem und seiner gefräßigen Art das arme Volk in Unruhe und große Furcht versetzte. Lange lauschte der Baron den Gerüchten tatenlos, bis eines Tages nicht nur Vieh, sondern sogar ein armer Kuhhirte dem Untier zum Opfer gefallen war. | ||
Da sagte Arko zu sich selbst: "Arko, es ist Deine Pflicht als Lehnsherr hier Abhilfe zu schaffen", und noch am selben Tag ging er zu Balko seinem Schmied und ließ eine lange eiserne Lanze anfertigen, die so schwer war, daß sie so Bürschchen wie ihr sie seid gar nicht hätten heben können. Da Balko wußte für welchen Zweck das gute Stück bestimmt war, gab er sich die größte Mühe und hämmerte zwei Tage und eine Nacht, ehe er dem Eisen am Abend des zweiten Tages in kalter Flüssigkeit seine Härte gab. Aber nicht im klaren Wasser des nahen Quasten kühlte er die treffliche Lanze, nein er tauchte sie in ein Faß guten Quastenbräus, das ob der großen Hitze der Eisenstange gar zur Hälfte verdampfte. Dies tat er, um der Lanze die Stärke und Kraft des ganzen Landes zu geben und wodurch hätte dies besser geschehen können als durch das gute Gebräu aus den guten Erträgen unseres schönen Landes. | Da sagte Arko zu sich selbst: "Arko, es ist Deine Pflicht als Lehnsherr hier Abhilfe zu schaffen", und noch am selben Tag ging er zu Balko seinem Schmied und ließ eine lange eiserne Lanze anfertigen, die so schwer war, daß sie so Bürschchen wie ihr sie seid gar nicht hätten heben können. Da Balko wußte für welchen Zweck das gute Stück bestimmt war, gab er sich die größte Mühe und hämmerte zwei Tage und eine Nacht, ehe er dem Eisen am Abend des zweiten Tages in kalter Flüssigkeit seine Härte gab. Aber nicht im klaren Wasser des nahen Quasten kühlte er die treffliche Lanze, nein er tauchte sie in ein Faß guten Quastenbräus, das ob der großen Hitze der Eisenstange gar zur Hälfte verdampfte. Dies tat er, um der Lanze die Stärke und Kraft des ganzen Landes zu geben und wodurch hätte dies besser geschehen können als durch das gute Gebräu aus den guten Erträgen unseres schönen Landes. | ||
Am Morgen des nächsten Tages brachten Balko und sein Gehilfe die Lanze zu zweit zum Baron, denn der gute Schmied war zu entkräftet um sie alleine zu tragen. Der Baron hub an und dankte Balko für seine treuen Dienste und gab ihm als Lohn die Hälfte mehr als den vereinbarten Preis und obendrein noch zwei volle Fässer frisch gebrautes Quastenbräu. | Am Morgen des nächsten Tages brachten Balko und sein Gehilfe die Lanze zu zweit zum Baron, denn der gute Schmied war zu entkräftet um sie alleine zu tragen. Der Baron hub an und dankte Balko für seine treuen Dienste und gab ihm als Lohn die Hälfte mehr als den vereinbarten Preis und obendrein noch zwei volle Fässer frisch gebrautes Quastenbräu. | ||
Mit drei seiner Getreuen machte sich der Baron noch am selben Vormittag auf den Weg in Richtung Klappechs, um das Untier heimzusuchen. Es heißt, daß sie nicht lange zu suchen brauchten, denn der götterlästerliche Gestank der Bestie wies ihnen überdeutlich den Weg. Schließlich wurde die Luft so unerträglich, daß die drei Gefolgsleute des Barons ins Gras sanken und sich vor lauter Übelkeit nicht anders zu helfen wußten und sich übergaben. Der Baron jedoch stieg nur von seinem treuen Roß und pflückte zwei Veilchen, die er sich geistesgegenwärtig in die Nasenlöcher schob. Dann stieg er wieder auf und nahm die von Balko geschmiedete Lanze aus ihrer Halterung. So gewappnet ritt er über die nächste Hügelkuppe und entdeckte vor sich eine Höhle aus der ein unbeschreiblicher Geruch zu dringen schien, den sogar der Veilchenduft nur wenig zu mindern vermochte. Die Landschaft war hier zertreten und schlammig und was noch wuchs, schien beim Wachsen einen Widerwillen zu empfinden, so daß es nur grau und welk wurde. | Mit drei seiner Getreuen machte sich der Baron noch am selben Vormittag auf den Weg in Richtung [[Ortsnennung ist::Greifenfurt:Markt Klappechs|Klappechs]], um das Untier heimzusuchen. Es heißt, daß sie nicht lange zu suchen brauchten, denn der götterlästerliche Gestank der Bestie wies ihnen überdeutlich den Weg. Schließlich wurde die Luft so unerträglich, daß die drei Gefolgsleute des Barons ins Gras sanken und sich vor lauter Übelkeit nicht anders zu helfen wußten und sich übergaben. Der Baron jedoch stieg nur von seinem treuen Roß und pflückte zwei Veilchen, die er sich geistesgegenwärtig in die Nasenlöcher schob. Dann stieg er wieder auf und nahm die von Balko geschmiedete Lanze aus ihrer Halterung. So gewappnet ritt er über die nächste Hügelkuppe und entdeckte vor sich eine Höhle aus der ein unbeschreiblicher Geruch zu dringen schien, den sogar der Veilchenduft nur wenig zu mindern vermochte. Die Landschaft war hier zertreten und schlammig und was noch wuchs, schien beim Wachsen einen Widerwillen zu empfinden, so daß es nur grau und welk wurde. | ||
Dreimal, wird berichtet, schrie der Baron seine Herausforderung, ehe der Drache aus seiner Wohnstatt herausgekrochen kam und dem Wackeren Recken seinen geifernden gelben Atem entgegenkeuchte. Graubraun war es, auf einem von drei Beinpaaren getragenen wohl 4 Schritt langen Körper. Seine Haut war gänzlich von Schuppen bedeckt, obwohl dazwischen einzelne Haarbüschel herauswuchsen; kurz und gut es war wohl ein schrecklicher Anblick. | Dreimal, wird berichtet, schrie der Baron seine Herausforderung, ehe der Drache aus seiner Wohnstatt herausgekrochen kam und dem Wackeren Recken seinen geifernden gelben Atem entgegenkeuchte. Graubraun war es, auf einem von drei Beinpaaren getragenen wohl 4 Schritt langen Körper. Seine Haut war gänzlich von Schuppen bedeckt, obwohl dazwischen einzelne Haarbüschel herauswuchsen; kurz und gut es war wohl ein schrecklicher Anblick. | ||
Wie gelähmt fuhr da der Boron zurück und hieb dem armen Pferd, das ob des Bildes und des widerlichen Gestankes wahnsinnig zu werden drohte, die Sporen in die Seite. Das Tier sprang nach vorne und der verkrampfte Baron schaffte es gerade noch, die Lanze irgendwie in Richtung des Untieres zu halten, dann kam schon der Zusammenprall. Das treue Pferd endete im Rachen der Bestie, aber den Baron hob es zuvor aus dem Sattel. In einem Bogen wurde er durch die Luft geschleudert, verlor zuerst die Veilchen aus der Nase und schließlich das Bewußtsein. Jedoch hatte sich bei dem Zusammenprall der gute Stahl tief zwischen die Schuppen des Wurms geschoben und ein heißer Blutstrom schoß daraus hervor. All dies störte den Drachen jedoch nur wie uns oftmals ein Holzspan in der Hand. | Wie gelähmt fuhr da der Boron zurück und hieb dem armen Pferd, das ob des Bildes und des widerlichen Gestankes wahnsinnig zu werden drohte, die Sporen in die Seite. Das Tier sprang nach vorne und der verkrampfte Baron schaffte es gerade noch, die Lanze irgendwie in Richtung des Untieres zu halten, dann kam schon der Zusammenprall. Das treue Pferd endete im Rachen der Bestie, aber den Baron hob es zuvor aus dem Sattel. In einem Bogen wurde er durch die Luft geschleudert, verlor zuerst die Veilchen aus der Nase und schließlich das Bewußtsein. Jedoch hatte sich bei dem Zusammenprall der gute Stahl tief zwischen die Schuppen des Wurms geschoben und ein heißer Blutstrom schoß daraus hervor. All dies störte den Drachen jedoch nur wie uns oftmals ein Holzspan in der Hand. | ||
Doch dann als sich der Drache in seiner Gier auf den tapferen und wie tot daliegenden Baron stürzen will, bleibt der Griff der Lanze im Boden stecken und das Scheusal rammt sich den Schaft tiefer ins Fleisch bis hinab ins schwarze Drachenherz. In einem letzten Aufbäumen bricht mit einem silberhellen Ton die Lanze in zwei Teile dann torkelt das Biest zu Boden und haucht seinen giftigen Atem aus. So war es nun letztlich doch das Land selbst, das dem Baron das Leben rettete und sich selbst von der Plage reinigte. | Doch dann als sich der Drache in seiner Gier auf den tapferen und wie tot daliegenden Baron stürzen will, bleibt der Griff der Lanze im Boden stecken und das Scheusal rammt sich den Schaft tiefer ins Fleisch bis hinab ins schwarze Drachenherz. In einem letzten Aufbäumen bricht mit einem silberhellen Ton die Lanze in zwei Teile dann torkelt das Biest zu Boden und haucht seinen giftigen Atem aus. So war es nun letztlich doch das Land selbst, das dem Baron das Leben rettete und sich selbst von der Plage reinigte. | ||
Und neben dem toten Tatzelwurm liegend fanden die drei Begleiter ihren Baron, den zerbrochenen Teil der Lanze in seinem Schoß, wo er wohl hinfiel nachdem das gute Stück zerbrach, und einen kleinen Strom dampfenden Drachenblutes zu seiner Seite. Baron Felidian hatte nur einige Kratzer zu beklagen und ob dieser von ihm vollbrachten Heldentat, nahm er den Kopf des Tatzelwurmes in das Wappen von Quastenbroich auf, wo es uns noch heute den Drachentöter in Erinnerung ruft. Außerdem bestand er darauf den Kopf des Untieres mitzunehmen und so hängt noch heute die zerbrochene Lanze und der Kopf dieses Gewürms in der Festhalle der..." | Und neben dem toten Tatzelwurm liegend fanden die drei Begleiter ihren Baron, den zerbrochenen Teil der Lanze in seinem Schoß, wo er wohl hinfiel nachdem das gute Stück zerbrach, und einen kleinen Strom dampfenden Drachenblutes zu seiner Seite. Baron Felidian hatte nur einige Kratzer zu beklagen und ob dieser von ihm vollbrachten Heldentat, nahm er den Kopf des Tatzelwurmes in das Wappen von Quastenbroich auf, wo es uns noch heute den Drachentöter in Erinnerung ruft. Außerdem bestand er darauf den Kopf des Untieres mitzunehmen und so hängt noch heute die zerbrochene Lanze und der Kopf dieses Gewürms in der Festhalle der ..." | ||
"Kinder, wo bleibt ihr nur, das Abendbrot ist fertig, seht zu, daß ihr euch endlich herbeimacht, oder es setzt was!", dröhnte plötzlich die barsche Stimme der dicken Greta zwischen den Häusern hindurch. | "Kinder, wo bleibt ihr nur, das Abendbrot ist fertig, seht zu, daß ihr euch endlich herbeimacht, oder es setzt was!", dröhnte plötzlich die barsche Stimme der dicken Greta zwischen den Häusern hindurch. | ||
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Aktuelle Version vom 25. Januar 2014, 00:18 Uhr
Müßig reckte der alte Han seine steifen Glieder in die Abendsonne. Es war ein schöner Tag gewesen und die Praiosscheibe verabschiedete sich mit einer ungewöhnlichen Farbenpracht hinter den gezackten Umrissen der Burg. Ja, es war ein schöner Tag gewesen, so schön wie er für einen verkrüppelten Veteran aus dem Orkensturm nur sein konnte. Es hatte nicht geregnet und die Luft war schon frühlingshaft warm gewesen. Irgendwie waren die Leute dann auch in freigiebigerer Stimmung als sonst. Sogar Hagen, der Wirt vom "Waldhütten", vor dem er seine Tage verbrachte, hatte ihm zur Praiosstunde einen Teller Suppe gebracht. Ja, es war ein schöner Tag gewesen. Han schloß noch einmal die letzten Strahlen genießend die Augen und griff schon nach den Krücken, um sich auf den mühsamen Nachhauseweg zu machen, als Geschrei und helles Kinderlachen um die Hausecke drang. Er seufzte nur und dann waren sie schon über ihm: "Erzähl uns eine Geschichte Han, ja, eine Geschichte, bitte!"
"Vom Geschichten erzählen wird man nicht satt, Kinder, die Sonne hat heute geschienen und ich habe nicht vor, meine Kehle noch weiter auszudörren, indem ich euch umsonst Geschichten erzähle."
"Bitte, Han", flehte einer. "Ich hole Dir auch Wasser", erbot sich ein anderer.
"Ich habe Geld!"
Letzteres zog Hans Aufmerksamkeit auf sich.
"Also gut, Arming", er streckte lächelnd die Hand aus. "Gib mir einen Kreutzer und du darfst dir die Geschichte aussuchen, die du hören möchtest."
"Nachdem ich die Geschichte gehört habe", entgegnete der Bengel. "Das ist so üblich."
"So ist es", bestätigte Han mit erzwungenem Lächeln. "Nun sag, was du gerne hören möchtest, Arming."
"Erzähl uns die Geschichte vom Drachentöter", piepste der Junge aufgeregt.
Han verzog das Gesicht, aber die anderen Kinder hüpften und klatschten begeistert. Ganz im Gegensatz zu Han wurden sie es nie müde, diese Geschichte zu hören.
"Na gut." Han seufzte. "Die Geschichte beginnt hier in Quastenbroich, aber damals hieß es noch Quastenbräuch mit äu wie das Bier, weil..."
"...der verrückte Baron Ugo es noch nicht umbenannt hatte", unterbrach ihn ein Junge.
"...dessen Tochter besoffen vom Pferd fiel", wußte ein anderer.
Han lehnte sich zurück und kratzte sich abwesend. "Vielleicht möchte einer der jungen Herren die Geschichte weitererzählen, dann kann Han in Ruhe zuhören."
"Nein, kommt gar nicht in Frage!" protestierte Arming. "Seid still, ihr alle! Es ist meine Geschichte! Laßt Han sie erzählen."
Han wartete, bis Ruhe eingekehrt war, dann nickte er Arming fast hochmütig zu und fuhr fort.
"Damals war Baron Felidian Arko von Quastenbräuch Herrscher auf der Burg die ihr da oben auf dem Hügel seht. Eines Tages kam die Kunde, daß sich im Hügelland an der Grenze zur Baronie Hasenfeld ein gar schrecklicher Drache niedergelassen habe, der mit seinem stinkendem Atem und seiner gefräßigen Art das arme Volk in Unruhe und große Furcht versetzte. Lange lauschte der Baron den Gerüchten tatenlos, bis eines Tages nicht nur Vieh, sondern sogar ein armer Kuhhirte dem Untier zum Opfer gefallen war.
Da sagte Arko zu sich selbst: "Arko, es ist Deine Pflicht als Lehnsherr hier Abhilfe zu schaffen", und noch am selben Tag ging er zu Balko seinem Schmied und ließ eine lange eiserne Lanze anfertigen, die so schwer war, daß sie so Bürschchen wie ihr sie seid gar nicht hätten heben können. Da Balko wußte für welchen Zweck das gute Stück bestimmt war, gab er sich die größte Mühe und hämmerte zwei Tage und eine Nacht, ehe er dem Eisen am Abend des zweiten Tages in kalter Flüssigkeit seine Härte gab. Aber nicht im klaren Wasser des nahen Quasten kühlte er die treffliche Lanze, nein er tauchte sie in ein Faß guten Quastenbräus, das ob der großen Hitze der Eisenstange gar zur Hälfte verdampfte. Dies tat er, um der Lanze die Stärke und Kraft des ganzen Landes zu geben und wodurch hätte dies besser geschehen können als durch das gute Gebräu aus den guten Erträgen unseres schönen Landes.
Am Morgen des nächsten Tages brachten Balko und sein Gehilfe die Lanze zu zweit zum Baron, denn der gute Schmied war zu entkräftet um sie alleine zu tragen. Der Baron hub an und dankte Balko für seine treuen Dienste und gab ihm als Lohn die Hälfte mehr als den vereinbarten Preis und obendrein noch zwei volle Fässer frisch gebrautes Quastenbräu.
Mit drei seiner Getreuen machte sich der Baron noch am selben Vormittag auf den Weg in Richtung Klappechs, um das Untier heimzusuchen. Es heißt, daß sie nicht lange zu suchen brauchten, denn der götterlästerliche Gestank der Bestie wies ihnen überdeutlich den Weg. Schließlich wurde die Luft so unerträglich, daß die drei Gefolgsleute des Barons ins Gras sanken und sich vor lauter Übelkeit nicht anders zu helfen wußten und sich übergaben. Der Baron jedoch stieg nur von seinem treuen Roß und pflückte zwei Veilchen, die er sich geistesgegenwärtig in die Nasenlöcher schob. Dann stieg er wieder auf und nahm die von Balko geschmiedete Lanze aus ihrer Halterung. So gewappnet ritt er über die nächste Hügelkuppe und entdeckte vor sich eine Höhle aus der ein unbeschreiblicher Geruch zu dringen schien, den sogar der Veilchenduft nur wenig zu mindern vermochte. Die Landschaft war hier zertreten und schlammig und was noch wuchs, schien beim Wachsen einen Widerwillen zu empfinden, so daß es nur grau und welk wurde.
Dreimal, wird berichtet, schrie der Baron seine Herausforderung, ehe der Drache aus seiner Wohnstatt herausgekrochen kam und dem Wackeren Recken seinen geifernden gelben Atem entgegenkeuchte. Graubraun war es, auf einem von drei Beinpaaren getragenen wohl 4 Schritt langen Körper. Seine Haut war gänzlich von Schuppen bedeckt, obwohl dazwischen einzelne Haarbüschel herauswuchsen; kurz und gut es war wohl ein schrecklicher Anblick.
Wie gelähmt fuhr da der Boron zurück und hieb dem armen Pferd, das ob des Bildes und des widerlichen Gestankes wahnsinnig zu werden drohte, die Sporen in die Seite. Das Tier sprang nach vorne und der verkrampfte Baron schaffte es gerade noch, die Lanze irgendwie in Richtung des Untieres zu halten, dann kam schon der Zusammenprall. Das treue Pferd endete im Rachen der Bestie, aber den Baron hob es zuvor aus dem Sattel. In einem Bogen wurde er durch die Luft geschleudert, verlor zuerst die Veilchen aus der Nase und schließlich das Bewußtsein. Jedoch hatte sich bei dem Zusammenprall der gute Stahl tief zwischen die Schuppen des Wurms geschoben und ein heißer Blutstrom schoß daraus hervor. All dies störte den Drachen jedoch nur wie uns oftmals ein Holzspan in der Hand.
Doch dann als sich der Drache in seiner Gier auf den tapferen und wie tot daliegenden Baron stürzen will, bleibt der Griff der Lanze im Boden stecken und das Scheusal rammt sich den Schaft tiefer ins Fleisch bis hinab ins schwarze Drachenherz. In einem letzten Aufbäumen bricht mit einem silberhellen Ton die Lanze in zwei Teile dann torkelt das Biest zu Boden und haucht seinen giftigen Atem aus. So war es nun letztlich doch das Land selbst, das dem Baron das Leben rettete und sich selbst von der Plage reinigte.
Und neben dem toten Tatzelwurm liegend fanden die drei Begleiter ihren Baron, den zerbrochenen Teil der Lanze in seinem Schoß, wo er wohl hinfiel nachdem das gute Stück zerbrach, und einen kleinen Strom dampfenden Drachenblutes zu seiner Seite. Baron Felidian hatte nur einige Kratzer zu beklagen und ob dieser von ihm vollbrachten Heldentat, nahm er den Kopf des Tatzelwurmes in das Wappen von Quastenbroich auf, wo es uns noch heute den Drachentöter in Erinnerung ruft. Außerdem bestand er darauf den Kopf des Untieres mitzunehmen und so hängt noch heute die zerbrochene Lanze und der Kopf dieses Gewürms in der Festhalle der ..."
"Kinder, wo bleibt ihr nur, das Abendbrot ist fertig, seht zu, daß ihr euch endlich herbeimacht, oder es setzt was!", dröhnte plötzlich die barsche Stimme der dicken Greta zwischen den Häusern hindurch.
Noch ehe Han ein weiteres Wort über die Lippen brachte, saß er allein im Halbdunkel vor der alten Schenke und starrte in die Staubwolken, die das einzige Zeichen waren, daß hier eben noch eine Horde Kinder gesessen hatte. Er seufzte nur und dachte bei sich, daß die Jugend auch nicht mehr das sei, was sie früher einmal war. Er wollte sich gerade mühsam erheben, als das schelmische Gesicht von Arming um die Ecke grinste. Ein Kreutzer flog und trotz des herrschenden Halbdunkels fischte ihn Han mit seiner verbliebenen Hand zielsicher aus der Luft.
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