Geschichten:Rote und Weiße Kamele: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:26 Uhr
Reichsstadt Eslamsgrund, Grafenresidenz, Rahja 1030 BF
Ein laues Lüftchen brachte die Blätter zum Rascheln und der Sonnenschein
fiel zart in die Residenz. Graf Siegeshart von Ehrenstein spielte auf
einer Terrasse umgeben von prächtig gedeihenden Pflanzen Rote und Weiße Kamele gegen seinen Onkel Seginhardt Raultreu.
Siegeshart hatte das Spiel bewusst ausgewählt, weil es nicht so stark
vorauszusehen war, wie Garadan. Sein Onkel war ihm bei klarer Lage
überlegen, nicht jedoch bei einem Spiel, das sich nicht vorausberechnen
ließ. Außerdem war es ebenso wichtig, über die Anlage von Handelsrouten
nachzudenken, wie über Aufstellungen auf dem Schlachtfeld zu sinnieren.
Da sein Onkel ihn unterschätzte war es ihm gelungen diesen über seine
Absichten bei der Spielführung zu täuschen und er rechnete mit einem
Sieg, als Baron Malepartus von Helburg die Terrasse betrat und sich an
die helle Außenwand der Residenz lehnte. Der Baron sagte nichts, sah
aber mit lauerndem Blick und der Andeutung eines Lächelns im Mundwinkel
fast beiläufig zu.
Siegeshart begann neben dem Spiel eine Konversation mit dem Baron, die
eigentlich verschmitzt angelegt war. Doch seine Konzentration schmolz
dahin. Seine Züge wurden fahrig. So kam es genau in dem Moment, als
Siegeshart erahnte, das sein Onkel seine Absichten auf dem Spielbrett
durchschaute, im Gespräch zu einer deutlichen Provokation gegenüber
Malepartus, als Siegeshart ihn aus einer Laune heraus direkt fragte, ob
der Baron es angemessen empfände in Rot und Schwarz aufzutreten, "wie
der Feind".
Er hatte darauf gehofft, das der Baron auf diese unverblümte Attacke
irgendetwas von Kor erzählen würde, was Siegeshart seinerseits eine
direkte Vorlage gegeben hätte, anzumerken, das er eine Achtung dem Orden der Donnerer gegenüber empfände, weil dieser eben höhere Prinzipien
hätte, als die gewöhnlichen Söldner. Darauf hätte man ein Gespräch über
Söldner führen können, ihre unrühmliche Rolle am Rande der
Schlachtfelder und möglicherweise den Gedanken Söldner aufzustellen, die
sich zumindest in Eslamsgrund selbst nicht daneben benehmen würden.
Aber der Baron, für seine Söldner ebenso bekannt, wie für seine
Bluthunde, antwortete schlicht und äußerst bedacht, er trage stolz die
Farben Ingerimms, wie man sie in der Region seit Generationen trage.
Dagegen ließ sich nichts sagen. Siegeshart wischte missmutig die roten
und weißen Steine auf dem Brett zum Ärger seines Onkels beiseite und
erwies sich einmal mehr als schlechter Verlierer. Der Baron lächelte
spöttisch und entfernte sich.