Geschichten:Puleth: Auf dem Weg zum Mahl: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 15:54 Uhr
Nachdenklich und wütend zugleich schritt Wulf von der sich auflösenden Versammlung weg, der soeben das ganze Ausmaß der Verschwörung berichtet worden war. Sinya, die zu seiner Rechten ging, sagte nichts; sie ahnte, was in ihrem Gemahl vorging, und wußte, das es besser war, zu schweigen. Garwin, der Bannerträger der Ritterschaft des jüngeren Hauses Streitzig, marschierte zu Wulfs Linken.
Innerlich kochte der Baron. Zwar hatte Bernfried von Streitzig dem Hause in den meisten Fällen mit seinem tun und Handeln alles andere als Ehre, sondern vielmehr Ärger bereitet, und noch weniger warf seine Verstrickung in die Verschwörung gegen die Königin gutes Licht auf das jüngere Haus Streitzig, doch daß er nun tot war, paßte ihm trotzdem nicht in den Kram. Ebenso wurmte es ihn, daß Garwin, der Zeuge jener Ereignisse gewesen war, ihn nicht sofort informiert hatte. Zugegeben, Zeit dazu hatte es eigentlich auch nicht gegeben, denn sie hatten sich erst wieder getroffen, als der Staatsrat sich die Ergebnisse um die Ereignisse der Verschwörung hatte berichten lassen, und dorten war Garwin auch als erster vom Haselhainer aufgerufen worden, zu berichten.
Kein Wunder, daß Wulf nachezu aus der Haut gefahren und nach vorne gestürmt war, als Garwin von Bernfried Tod berichtete. natürlich gehörte sich das dem Grunde nach nicht, aber selbst der Staatsrat war ihm dabei nicht ins Wort gefallen, als Wulf seinem Zorn freien Lauf ließ; und dies lag gewiß nicht daran, daß er noch zuvor durch das Gift in seinem Körper unpäßlich gewesen war...
Nun waren die Ereignisse einigermaßen aufgeklärt, wenn auch nur unzureichend und unzufriedenstellend. Naja, am nächsten Rondratage würde es Gewißheit geben, wenn das Göttinnenurteil anstand, an das Carten von Rhoda seinen Treueschwur gerbunden hatte. Nach kurzem Zögern hatte Wulf in das Göttinnenurteil eingwilligt, sehr zum Unwillen des Darpatiers von Oppstein, doch dieses war eine garetische Angelegenheit. Zudem hatte ihn irgendetwas in seinem Inneren förmlich dazu gezwungen, in von Rhodas Forderung einzuwilligen: Mühlingen, dessen Ereignisse nun seit einigen Monden an seiner Seele nagten, viuel schwerer als an der Seele seiner Schwester Yalinda... Ja, es schien, als habe ihm die göttliche Leuin dieses Göttinnenurteil als Sühne für Mühlingen auferlegt; immerhin hatte er aus diesem Grunde auch Gerion Sturmfels, den Wächter Garetiens vom Orden des heiligen Zorns der Herrin Rondra zu seinem Sekundanten benannt.
Auch das Schwert bereitete ihm Sorgen, welches er in der Sakristei der Rondrakapelle der Pfalz gefunden hatte, nachdem sie Coin Wulfen gestellt hatten. Eine auf den zweiten Blick als solche zu erkennende Fälschung Hagrondriars, des Zeremonienschwertes der Herrscher Garetiens; was mochten die Verräter damit gewollt haben? In Absprache mit dem Burggrafen ruhte es nun in Wulfs Gemächern, bewacht von Jessa Al Tern.
Wenn der Staatsrat wüßte, daß die Söldnerin hier war... Wulf erinnerte sich noch gut genug an den Konvent zu Natzungen vor einigen Jahren, als er die junge Söldnerin, einer plötzlichen Eingebung folgend, unter seine Fittiche genommen hatte, sehr zum Unwillen Praiodans von Luring... Doch was sollte es, der Staatsrat würde sich schon wieder beruhigen, wenn er und Oldebor ihm die Kopie überreichen würden; zum Glück war das gute Verhältnis zum Raulsmärker trotz Mühlingen ungebrochen, und in Gedanken tastete Wulf nach dem grob geschnitzten hölzernen Fisch an seinem Gürtel...
Doch schnell kaum Wut wieder in ihm hoch. Die Königin hatte nach überstandener Krise nun zum Bankett geladen, da hieß es, die üble Laune fortzuwischen. Doch davor er mußte Gewißheit haben.
»Wer hat ihn getötet?« wandte sich Wulf an Garwin, der noch immer an seiner Linken marschierte, den Blick starr nach vorne gerichtet.
»Simold.« Kaum hörbar brachte Garwin den Namen heraus.
»Ich wußte es!« zischte Wulf. » Schick einen Boten nach Uslenried. Ein Mitglied der Familie wurde getötet. Sie sollen es wissen.«