Geschichten:Schmuggel in Greifenfurt - Märkische Manöver: Unterschied zwischen den Versionen

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*[[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Urion von Reiffenberg|Urion von Reiffenberg]], Rittmeister der Mark
*[[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Urion von Reiffenberg|Urion von Reiffenberg]], Rittmeister der Mark
*[[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Wahnfried von Schreckenfelde|Wahnfried von Schreckenfelde]], Sekretarius des Meisters der Mark


'''Märkische Manöver'''
'''Märkische Manöver'''




'''Markgrafschaft Greifenfurt, [[Handlungsort ist::Greifenfurt:Reichsstadt Greifenfurt|Reichsstadt Greifenfurt]], Markgräfliche Residenz, 1. Praios 1034 BF''
'''Markgrafschaft Greifenfurt, [[Handlungsort ist::Greifenfurt:Reichsstadt Greifenfurt|Reichsstadt Greifenfurt]], Markgräfliche Residenz, 4. Praios 1034 BF''




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Aktuelle Version vom 11. September 2014, 19:30 Uhr

Dramatis Personae:

Märkische Manöver


'Markgrafschaft Greifenfurt, Reichsstadt Greifenfurt, Markgräfliche Residenz, 4. Praios 1034 BF


Urion saß von seinem Streitross ab, nachdem er den Führstrick von Firuns Tanz dem Stallknecht gereicht hatte. „Vorsicht, er ist bissig!“

Die Warnung kam gerade rechtzeitig, denn schon wollte sich der Schimmel den Knecht vornehmen. Dieser konnte dem Biss geistesgegenwärtig ausweichen und band den Strick kurzerhand an den Pfahl.

„Glück gehabt Mann, das ist das Pferd des Prinzen. Gebt ihm Wasser und Futter, dann reibt es ab und macht es präsentabel. Es ist das Geschenk der Mark zu seinem Tsatag. Ich hole es nachher ab.“

Er wandte sich ab und schritt auf den Hof. Von dort ging er weiter gen Praiosberg wo er die markgräfliche Residenz betrat. Ein livrierter Diener erwartete ihn in der Vorhalle. „Praios zum Gruße, Herr Rittmeister, Wohlgeboren. Was kann ich für Euch tun?“

„Melde er mich dem Meister der Mark, ich komme auf seinen Befehl mit dem Tsatagsgeschenk für seine Erlaucht den Prinzen, in militärischer Angelegenheit und  weiteren Depeschen.“

„Wenn Ihr noch einmal hier Platz nehmen wollt, Wohlgeboren. Hochgeboren von Nebelstein hat sich gerade die ersten Depeschen zum Studium bringen lassen. Ich werde Eure Bitte sogleich vortragen, auch wenn ich Euch darüber in Kenntnis setzen möchte, dass seine Hochgeboren so früh nie Audienzen zu gewähren pflegt.“ Der Schreiber verbeugte sich vor Urion, stieg eine kleine Seitentreppe hinauf und klopfte leise an eine große Eichentür.

Urion konnte ein gedämpftes zornig klingendes „Herein“ vernehmen. Sofort öffnete der Diener die Tür und schloss sie sogleich hinter sich. `Nun gut, so lange kann es ja nicht dauern,` dachte er sich und verzichtete darauf sich zu setzen und stieg ebenfalls die Treppe hoch.


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Der Meister der Mark verschwand geradezu hinter seinem wuchtigen Schreibtisch. Die Luft rund um seinen Sessel ähnelte stark einem gut bedienten Kamin und das Aroma des Pfeifenkrautes, das Tilldan Greifentreu von Nebelstein verbrannte war stark, erdig und von einer süßlich rauchigen Note. In einer Ecke stand der Schreiberling des Meisters, dessen Gesicht ein leichtes Zucken aufwies. Dürr wie eine Bohnenstange und mit einem Gesichtsausdruck, als habe er alles Leid der Welt nicht nur erspürt sondern auch für sich gepachtet.

Der Blick des Meisters hob sich von einem Stapel von Depeschen, allesamt Lageberichte der Märkischen Truppen, wie Urion vermutete, und richtete sich auf den Rittmeister. "Bericht, von Reiffenberg. Aber machen ses kurz. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Und ersparen se sich das Rumlavieren. Kommse zum Punkt."


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Urion musste sich ein Schmunzeln verkneifen. War er doch stets auf militärisches Auftreten bedacht, befremdete ihn jetzt diese Aufforderung. Etwas anderes als einen kurzen Bericht hätte der Meister eh' nicht bekommen. In seiner Meldetasche steckte schließlich der ganze lange schriftliche Bericht.

„Hochgeboren von Nebelstein. Ich komme geradewegs aus dem Sommerlager der 2. Schwadron, deren Ausbildung bis auf die Abschlussübung abgeschlossen ist. Nebenher haben wir auch noch einen kleinen Trupp orkischer Plünderer und Marodeure aufgerieben. Keine weiteren Schwarzpelze auf den südlichen Pässen. In den höchsten Lagen des Finsterkammes ist überraschend früh im Jahr Schnee gefallen. Nur eine Personalie macht mir Sorgen. Der Schwadronsführer Leutnant von Bärwitz hat noch einige Ausbildungsmängel, was das soldatische Handwerk angeht. Taktisch ist er ein hervorragender Offizier. Ich schlage vor, ihn, der wahrscheinlich zu früh als Kommandant eingesetzt war, zur Dritten zu versetzen. Dort kann er als Lanzenführer unter Rittmeister von Rothenbrück noch Erfahrung sammeln. Als Ersatz schlage ich den Leutnant der 3. Schwadron vor. Er ist von Bärwitz zwei Jahre voraus und stünde in ungefähr drei Jahren zum Rittmeister an.“

„Zweitens habe ich das Streitross für den Prinzen ausgebildet, ihr wisst, der erste Schimmel, der auf dem Marstall geboren wurde. Sein Name ist Firuns Tanz. Er befindet sich derzeit in der Garnison und wird hergerichtet. Wann möchtet ihr ihn wo haben? Das Pferd akzeptiert nur wenige in seiner unmittelbaren Umgebung. Mit dem Prinzen kommt es aber sehr gut aus. Bei einem Besuch der Greifin auf dem Marstall hat sich das Pferd ausgesprochen friedfertig verhalten.

Drittens werde ich nach dem Festtag weiter gen Kressenburg reiten. Ich hörte von den Problemen, die Ardo mit Schmugglern an der Grenze zum Waldstein'schen hat. Wenn sich unter den Verurteilten ein Edler befand, ist das beschämend für den Waldstein'schen Adel. Ich befürchte aber Repressalien durch die Junker aus Garetien. Deshalb habe ich Ardo schon gewarnt, möchte aber vorschlagen, dass die Mark ihre 2. Schwadron ins Grenzgebiet verlegt. Die Schwadron muss sowieso ihr Abschlussmanöver machen. Da die ganzen Grundfertigkeiten geübt werden, fiele es nicht weiter auf, wenn sie das im Grenzgebiet tut. Dazu gehören eben auch Aufklärung und Patrouillen. Und wir hätten ein genaues Bild der Lage. Sie sollen nur die Mark schützen, ein Eindringen auf garetisches Gebiet südlich der Kressenburger Forste wäre untersagt. Die Versorgung könnte über Königsgau und Kressenburg sichergestellt werden. Gegebenenfalls entdecken die Grenzer ja noch mehr Schmugglerbanden, deren Konterbande die Märkischen Kassen füllen könnten. Ich schlage auch vor die Barone der südlichen Lehen eingehend zu ermahnen, in ihrer Wacht nicht nachlässig zu werden, auch wenn es im Norden derzeit ruhig ist.

Letztlich habe ich hier schon den Abschlussbericht über den Marstall bei mir. Der Marstall ist jetzt auf Sollstärke, so dass in diesem Jahr erstmals alle Lasten und Verpflichtungen voll getragen werden können. Der Marstall weist zum zweiten Mal nach Abzug aller Kosten eine Gewinn aus. Er beträgt 235 Dukaten. Ich hab mir erlaubt 35 Dukaten als Reserve in der Kasse zu belassen, weil die Auktion erst am Ende des Rondramondes stattfindet. Mein Verwalter wird noch heute im Laufe des Vormittags unter Bedeckung mit dem Geld hier eintreffen und es dem Cämmerer übergeben.“

Urion öffnete rasch die Meldetasche und zog einen dicken Stapel Pergamente heraus. Nacheinander legte er sie dem Meister auf den Tisch. „Der Ausbildungsbericht der 2. Schwadron, die Personalie von Bärwitz, der Gefechtsbericht und der Jahresbericht des Marstalls, Hochgeboren von Nebelstein.“


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Der Meister der Mark hatte dem Bericht konzentriert gelauscht, die Fingerspitzen aneinandergelegt und den Kopf leicht gesenkt. Nach Beendigung des Vortrages blieb er noch eine kurze Weile reglos sitzen, ehe er abrupt den Kopf hob. „Die Personalie betreffend handelt, wie Ihr es für richtig erachtet. Was die Übungen angeht, so werden wir der 2. Schwadron zusätzlich alles an Grenzjägern mitgeben, was wir zur Zeit entbehren können. Außerdem ein erkleckliches Kontingent an Heer, welches hier in der Stadt stationiert ist. Wir werden ein gemischtes Manöver veranstalten, um zu sehen, wie die einzelnen Abteilungen miteinander arbeiten. Der Stab der Märker Wehr wird als Beobachter abbefohlen und ich werde ebenfalls mitkommen, um mich vom Gelingen des Manövers zu überzeugen. Auch sollen unsere in Reichsweg stationierten Truppen in das Geschehen eingebunden werden. Und wenn wir über den Handel noch ein kleines Stück aus der Wildermark Richtung Hasenfeld heraus trennen, um so besser. Auch wenn wir damit zwei Spitzen vorantreiben. Legt das Hauptmanöver an die Grenze Kressenburgs zu Hasenfeld direkt an den Reichsforst in die Nähe der besagten Wege und sorgt dafür, dass unser Manöver die ihm gebührende Aufmerksamkeit seitens unserer Lehnsmänner erfährt. Die Versorgung soll von Seiten der Mark wie von Seiten Reichswegs erfolgen. Dunkelsfarn soll gefälligst ebenfalls Verpflegung bereit stellen, damit Kressenburg nicht alleine blutet. Was das Pferd angeht, lasst es hier. Der Prinz soll sich seiner sofort annehmen. Um so besser wird er während der Manöver als Beobachter auf dem Tier sitzen.“

„Jawoll. Ich werde die entsprechenden Befehle noch heute formulieren und sie Euch zur Unterzeichnung vorlegen. Aber Hochgeboren, gestattet mir eine Frage, haltet ihr es wirklich für ratsam, bevor die 2. Schwadron richtig einsatzbereit ist, auch gegen die Wildermark los zu schlagen? Sollten wir die Feinde nicht nacheinander schlagen? Ganze Kraft auf ganzes Ziel? Könnte man nicht zumindest die Landwehr mobilisieren, um zu verhindern, dass der Westen bar aller Truppen ist und wir im Osten eine kleine Reserve hätten?“

Die Brauen des Meisters der Mark legten sich in Falten, während er sein Gegenüber über die Fingerspitzen hinweg ins Auge fasste. „Von Reiffenberg, sie sind lange genug im Stab dabei, um sich eigene Gedanken erlauben zu können. Denke er nach, Mann. Die Kriegsfürsten auf der anderen Seite der imaginären Grenzlinie wären schon lange Stoff für Legenden, wenn sie dumm genug wären, die offene Feldschlacht gegen ausgebildete Truppen zu suchen. Was meint Ihr, warum von Wertlingen immer noch nicht der Hauch eines größeren Sieges gelungen ist. Unser Feind ist mit Sicherheit gefährlich und nicht zögerlich in der Wahl seiner Mittel, aber wenn Ihr ihn für dumm erachtet, verkennt Ihr die Situation. Bis die Truppen in Stellung gebracht wurden, haben sich die findigen Köpfe innerhalb der Wildermark weit genug in Sicherheit gebracht, um ihre Pfründe sauber zu erhalten. Wer dann noch im angepeilten Gebiet herumlungert, stellt für unsere Truppen keine Bedrohung dar.“ Ein gespannter Ausdruck flimmerte in den Augen des Meisters, während er fort fuhr: „Ich würde sogar einiges Wetten, dass dieser Plan, der hier und jetzt gerade eben erst ausgesprochen wurde, noch vor Einbruch der Nacht Eslamsroden erreichen wird.“ Ein erschrecktes Quieken und das Geräusch eines Federkieles, der auf Papier schrappte, deutete auf ein erschrecktes Zucken des Sekretarius des Meisters hin. Von Schreckenfelde beäugte seinen Herrn mit bleichen Wangen, dann fasste er sich und nahm seine schreiberischen Pflichten wieder auf.


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Urion antwortete nicht gleich. Er hatte nachgedacht. Die Aufgabe der Märkischen Wehr war es, die Mark zu schützen. Dazu gehörte es nicht, zu expandieren. Er hatte von dem Vorfall um die Baronie Lodenbach von Ardo gehört, sich aber keine Urteil erlaubt. Da man dort zumindest eine Stabilisierung der Lage erreicht hatte, ginge das wohl in Ordnung. Taktisch gesehen war ein Vorgehen gegen die Wildermark zum jetzigen Zeitpunkt äußerst riskant. Aber es oblag der Entscheidung des Meisters der Mark. Urion hatte nur die Pflicht, diesem Rat zu erteilen, auch ungefragt, wie es der Meister gerade selbst zugestanden hatte. Da seine ehemalige Schwadron, die Dritten Grenzreiter, die Hauptlast der Offensive in die Wildermark zu tragen hatte, stand sein Entschluss fest.

„Herr, ich verkenne die Situation sicherlich nicht, und nichts läge mir ferner, als die Schläue der Kriegsfürsten zu unterschätzen, lediglich der Sicherung der derzeitigen relativ stabilen Lage in Greifenfurt galt mein Interesse. Für eine Offensive gegen einzelne Kriegsfürsten der Wildermark werdet ihr mich immer gewinnen können. Ich kann Euch jederzeit über meine Quellen geeignete Ziele für eine Offensive ausarbeiten. Es gibt nach meinen letzten Informationen zumindest drei, auch für den Cämmerer der Mark, interessante Ziele in Reichweite. Was die Geheimhaltung dieser Angelegenheiten angeht..;“ Urion blickte zum Schreiber, „muss ich Euch nicht meiner Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit und der des Offizierkorps versichern. Ich möchte aber noch einmal darauf insistieren, zumindest in Teilbereichen die Landwehr zu mobilisieren, wenn nicht gleich, dann wenigstens als Reaktion auf eine etwaige Offensive. Es wäre eine große Ehre und eine Verpflichtung, wenn Ihr Euch entscheiden könntet, mir das taktische Kommando für die Operation zu geben.“

Der Baron wiegte den Kopf. „In der augenblicklichen Situation, gerade was die große Politik angeht, würde eine Aushebung der Landwehr ein völlig falsches Signal sein. Die Kaiserin würde mit Recht fragen, was Greifenfurt mit einem solchen Schritt bezweckt.“ Ein Schmunzeln stahl sich ins Gesicht des Meisters, während er sein Gegenüber ins Auge fasste: „Andererseits habt Ihr natürlich Recht. Es ist immer gut, vorbereitet zu sein. Mit Eurer Zustimmung werde ich eine landesweite Waffenübung für die Landwehr ausrufen, der alle Lehnsmannen mitsamt ihren Waffenknechten folgen sollen. Ausführung und Festsetzung des günstigsten Zeitpunktes wird dabei den Lehnsmännern der jeweiligen Lehen obliegen. Die Sorge über die Lehen, welche sich direkt in der Hand der Greifin befinden, werde ich einem meiner Offiziere übertragen. Über die Versorgung der Truppen soll sich der Eslamsrodener Gedanken machen und was Euch betrifft, so übergebe ich Euch die Gesamtkoordination. Bereitet entsprechende Schriebe vor und reicht sie ein. Wir werden sehen, ob wir im Namen der Greifin nicht die Bauernwehren auf die Beine stellen können, auch wenn wir sie nicht offiziell ausheben. Aber trainiert müssen sie werden. Der Feind dräut von Süden und hat seine Drohung bereits eingereicht. Und nur ein Noiona-Befohlener wird Helme Haffax nicht ernst nehmen, wenn er eine Drohung ausspricht.“