Geschichten:Aus Altem entsteht Neues – Antwort aus Retoshügel: Unterschied zwischen den Versionen
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Bernhold stellte das abgegriffene Exemplar des ur-tulamidisch - tulamidischen Wörterbuches zurück ins Regal. Dann nahm er den Zettel mit den Notizen und legte ihn auf den rechten Papierstapel auf seinem Schreibtisch. Dann hielt er kurz inne, schüttelte den Kopf, nahm den Zettel wieder in die Hand und legte ihn auf den linken Stapel. "Rechts Amtsgeschäfte, links Akademia, das werde ich nie lernen" sagte er zu sich. Er hatte die Namenlosen Tage genutzt, um seine Papiere zu ordnen, doch nun mühte er sich tagtäglich damit ab, diese Ordnung aufrecht zu erhalten. Er ging ans Fenster, griff nach dem Wasserkrug auf der Anrichte, füllte seinen Becher und nahm ein paar tiefe Züge. "Ich hasse den Sommer" murmelte er, "der Schweiß tropft einem aufs Papier und man bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn man den ganzen Tag in der Stube bleibt". Unten auf dem Hof sah er seinen Diener Andres in langen Schritten auf den Pallas zuschreiten. Sein glockenheller Tenor schallte zum Fenster empor und trug ein (textlich furchtbares aber melodisch durchaus gefälliges) Liebeslied an Bernholds Ohren. Schließlich verschwand Andres aus Bernholds Blick und der Gesang bahnte sich einen neuen Weg, nunmehr durch das Treppenhaus des Gebäudes, näherte sich aber nicht. Offenbar hatte Andres beschlossen, erst sein Lied zu beenden, bevor er zum Arbeitszimmer des Junkers emporstieg. Und tatsächlich, kaum hatte der Gesang geendet, erschien die schlacksige Gestalt des Dieners in der weit geöffneten Tür des Zimmers. | Bernhold stellte das abgegriffene Exemplar des ur-tulamidisch - tulamidischen Wörterbuches zurück ins Regal. Dann nahm er den Zettel mit den Notizen und legte ihn auf den rechten Papierstapel auf seinem Schreibtisch. Dann hielt er kurz inne, schüttelte den Kopf, nahm den Zettel wieder in die Hand und legte ihn auf den linken Stapel. "Rechts Amtsgeschäfte, links Akademia, das werde ich nie lernen", sagte er zu sich. Er hatte die Namenlosen Tage genutzt, um seine Papiere zu ordnen, doch nun mühte er sich tagtäglich damit ab, diese Ordnung aufrecht zu erhalten. Er ging ans Fenster, griff nach dem Wasserkrug auf der Anrichte, füllte seinen Becher und nahm ein paar tiefe Züge. "Ich hasse den Sommer", murmelte er, "der Schweiß tropft einem aufs Papier und man bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn man den ganzen Tag in der Stube bleibt". Unten auf dem Hof sah er seinen Diener Andres in langen Schritten auf den Pallas zuschreiten. Sein glockenheller Tenor schallte zum Fenster empor und trug ein (textlich furchtbares aber melodisch durchaus gefälliges) Liebeslied an Bernholds Ohren. Schließlich verschwand Andres aus Bernholds Blick und der Gesang bahnte sich einen neuen Weg, nunmehr durch das Treppenhaus des Gebäudes, näherte sich aber nicht. Offenbar hatte Andres beschlossen, erst sein Lied zu beenden, bevor er zum Arbeitszimmer des Junkers emporstieg. Und tatsächlich, kaum hatte der Gesang geendet, erschien die schlacksige Gestalt des Dieners in der weit geöffneten Tür des Zimmers. | ||
"Hier ist ein Brief aus Feenwasser, Herr" sagte er. "Aus Feenwasser? Das klingt interessant" antwortete Bernhold, "ich kenne bisher nur Briefe aus Papier und Pergament." - "Ich meine, also von Feenwasser, also von einem gewissen [[Briefspieltext mit::Garetien:Edorian von Feenwasser|Edorian von Feenwasser]]." - "Von Feenwasser ist nicht aus Feenwasser, Andres. Das Junkergut der [[Akteursnennung ist::Garetien:Familie Feenwasser|Familie Feenwasser]] heißt [[Ortsnennung ist::Garetien:Junkertum Eibenhain|Eibenhain]]. Das [[Ortsnennung ist::Garetien:Feenwasser|Feenwasser]] ist ein See, ein Brief von da wäre dementsprechend ziemlich nass." - "Ja, Herr. Danke, Herr." - "Du kannst dich dann entfernen, Andres. Wie wäre es mit etwas zu Essen?" - "Wenn ihr mich so fragt, Herr, Hunger hätte ich schon." - "Ich meinte für mich..." - "Ach so, natürlich, Herr. Ich könnte uns ein Omelette machen." - "Bei Travias Federkleid, bitte nicht schon wieder Omelette. Ich fange bald an zu gackern. Es wird wirklich Zeit, dass der Zwerg zurück kommt. Ich schlage vor, du gehst zu Arved und trotzt ihm etwas kalten Braten ab." - "Ja, Herr, sogleich." | "Hier ist ein Brief aus Feenwasser, Herr", sagte er. "Aus Feenwasser? Das klingt interessant", antwortete Bernhold, "ich kenne bisher nur Briefe aus Papier und Pergament." - "Ich meine, also von Feenwasser, also von einem gewissen [[Briefspieltext mit::Garetien:Edorian von Feenwasser|Edorian von Feenwasser]]." - "Von Feenwasser ist nicht aus Feenwasser, Andres. Das Junkergut der [[Akteursnennung ist::Garetien:Familie Feenwasser|Familie Feenwasser]] heißt [[Ortsnennung ist::Garetien:Junkertum Eibenhain|Eibenhain]]. Das [[Ortsnennung ist::Garetien:Feenwasser|Feenwasser]] ist ein See, ein Brief von da wäre dementsprechend ziemlich nass." - "Ja, Herr. Danke, Herr." - "Du kannst dich dann entfernen, Andres. Wie wäre es mit etwas zu Essen?" - "Wenn ihr mich so fragt, Herr, Hunger hätte ich schon." - "Ich meinte für mich..." - "Ach so, natürlich, Herr. Ich könnte uns ein Omelette machen." - "Bei Travias Federkleid, bitte nicht schon wieder Omelette. Ich fange bald an zu gackern. Es wird wirklich Zeit, dass der Zwerg zurück kommt. Ich schlage vor, du gehst zu Arved und trotzt ihm etwas kalten Braten ab." - "Ja, Herr, sogleich." | ||
Nachdem Andres fortgeeilt war, nahm Bernhold erneut einen tiefen Schluck aus seinem Becher. Dann prustete er und verteilte das soeben getrunkene Wasser in feinen Tropfen auf dem Fußboden. "Ich liebe diesen Menschen", lachte er laut, "wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden". Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Briefbogen zur Hand und begann zu schreiben. | Nachdem Andres fortgeeilt war, nahm Bernhold erneut einen tiefen Schluck aus seinem Becher. Dann prustete er und verteilte das soeben getrunkene Wasser in feinen Tropfen auf dem Fußboden. "Ich liebe diesen Menschen", lachte er laut, "wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden". Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Briefbogen zur Hand und begann zu schreiben. | ||
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''Wertester Junker zu Eibenhain!'' | {{Brief | ||
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''Euer Wohlgeboren!'' | ''Euer Wohlgeboren!'' | ||
''Es ist wahrlich lange her (und überaus erfreulich), dass ich in Hesindes Namen gegrüßt wurde. Hier im Schlund reicht der Verstand der Leute leider meist selten weiter als der Bolzen einer Armbrust. Selbstverständlich bin ich an jenen Objekten interessiert, welche Urischar in seiner Güte zum Vorschein gebracht hat. Wenngleich Erinnerungen an meinen Vater von zweifelhafter Qualität sind, so gebietet es jedoch wohl ein gesundes, akademisches Geschichtsverständnis, dass ich diese Stücke alsbald nach Hause hole.'' | |Text=''Es ist wahrlich lange her (und überaus erfreulich), dass ich in Hesindes Namen gegrüßt wurde. Hier im Schlund reicht der Verstand der Leute leider meist selten weiter als der Bolzen einer Armbrust. Selbstverständlich bin ich an jenen Objekten interessiert, welche Urischar in seiner Güte zum Vorschein gebracht hat. Wenngleich Erinnerungen an meinen Vater von zweifelhafter Qualität sind, so gebietet es jedoch wohl ein gesundes, akademisches Geschichtsverständnis, dass ich diese Stücke alsbald nach Hause hole.'' | ||
''Ich habe beschlossen, mich persönlich auf den Weg zu Euch zu begeben. Zum Einen, weil es mich neugierig macht, zu erfahren, wie jene Objekte wohl zu Euch gelangt sein mögen, zum Anderen, weil ich meinem Ross im letzten Jahr bereits viele Meilen schuldig geblieben bin. Ich werde mich also Anfang Rondra auf die Reise begeben und würde mich sehr freuen, Euch in Eurem Hause persönlich anzutreffen, sofern Eure Geschäfte Euch nicht anderweitig beanspruchen.'' | ''Ich habe beschlossen, mich persönlich auf den Weg zu Euch zu begeben. Zum Einen, weil es mich neugierig macht, zu erfahren, wie jene Objekte wohl zu Euch gelangt sein mögen, zum Anderen, weil ich meinem Ross im letzten Jahr bereits viele Meilen schuldig geblieben bin. Ich werde mich also Anfang Rondra auf die Reise begeben und würde mich sehr freuen, Euch in Eurem Hause persönlich anzutreffen, sofern Eure Geschäfte Euch nicht anderweitig beanspruchen.'' | ||
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''Ergebenste Grüße von Burg Retokuppe!'' | ''Ergebenste Grüße von Burg Retokuppe!'' | ||
''Gegeben zu Retoshügel, Anfang Praios 1034 BF.'' | |Absender=''Gegeben zu Retoshügel, Anfang Praios 1034 BF.'' | ||
''Junker Bernhold Firunian von und zu Retoshügel'' | ''Junker Bernhold Firunian von und zu Retoshügel'' | ||
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Aktuelle Version vom 15. Februar 2016, 23:17 Uhr
Baronie Hartsteen, Junkertum Retoshügel, Burg Retokuppe, Anfang Praios 1034 BF
Dramatis Personae
- Bernhold Firunian von Retoshügel, Junker von und zu Retoshügel
- Andres Weghofer, dessen Leibdiener
Burg Retokuppe, Praios 1034 BF:
Bernhold stellte das abgegriffene Exemplar des ur-tulamidisch - tulamidischen Wörterbuches zurück ins Regal. Dann nahm er den Zettel mit den Notizen und legte ihn auf den rechten Papierstapel auf seinem Schreibtisch. Dann hielt er kurz inne, schüttelte den Kopf, nahm den Zettel wieder in die Hand und legte ihn auf den linken Stapel. "Rechts Amtsgeschäfte, links Akademia, das werde ich nie lernen", sagte er zu sich. Er hatte die Namenlosen Tage genutzt, um seine Papiere zu ordnen, doch nun mühte er sich tagtäglich damit ab, diese Ordnung aufrecht zu erhalten. Er ging ans Fenster, griff nach dem Wasserkrug auf der Anrichte, füllte seinen Becher und nahm ein paar tiefe Züge. "Ich hasse den Sommer", murmelte er, "der Schweiß tropft einem aufs Papier und man bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn man den ganzen Tag in der Stube bleibt". Unten auf dem Hof sah er seinen Diener Andres in langen Schritten auf den Pallas zuschreiten. Sein glockenheller Tenor schallte zum Fenster empor und trug ein (textlich furchtbares aber melodisch durchaus gefälliges) Liebeslied an Bernholds Ohren. Schließlich verschwand Andres aus Bernholds Blick und der Gesang bahnte sich einen neuen Weg, nunmehr durch das Treppenhaus des Gebäudes, näherte sich aber nicht. Offenbar hatte Andres beschlossen, erst sein Lied zu beenden, bevor er zum Arbeitszimmer des Junkers emporstieg. Und tatsächlich, kaum hatte der Gesang geendet, erschien die schlacksige Gestalt des Dieners in der weit geöffneten Tür des Zimmers.
"Hier ist ein Brief aus Feenwasser, Herr", sagte er. "Aus Feenwasser? Das klingt interessant", antwortete Bernhold, "ich kenne bisher nur Briefe aus Papier und Pergament." - "Ich meine, also von Feenwasser, also von einem gewissen Edorian von Feenwasser." - "Von Feenwasser ist nicht aus Feenwasser, Andres. Das Junkergut der Familie Feenwasser heißt Eibenhain. Das Feenwasser ist ein See, ein Brief von da wäre dementsprechend ziemlich nass." - "Ja, Herr. Danke, Herr." - "Du kannst dich dann entfernen, Andres. Wie wäre es mit etwas zu Essen?" - "Wenn ihr mich so fragt, Herr, Hunger hätte ich schon." - "Ich meinte für mich..." - "Ach so, natürlich, Herr. Ich könnte uns ein Omelette machen." - "Bei Travias Federkleid, bitte nicht schon wieder Omelette. Ich fange bald an zu gackern. Es wird wirklich Zeit, dass der Zwerg zurück kommt. Ich schlage vor, du gehst zu Arved und trotzt ihm etwas kalten Braten ab." - "Ja, Herr, sogleich."
Nachdem Andres fortgeeilt war, nahm Bernhold erneut einen tiefen Schluck aus seinem Becher. Dann prustete er und verteilte das soeben getrunkene Wasser in feinen Tropfen auf dem Fußboden. "Ich liebe diesen Menschen", lachte er laut, "wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden". Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Briefbogen zur Hand und begann zu schreiben.
Euer Wohlgeboren!
Es ist wahrlich lange her (und überaus erfreulich), dass ich in Hesindes Namen gegrüßt wurde. Hier im Schlund reicht der Verstand der Leute leider meist selten weiter als der Bolzen einer Armbrust. Selbstverständlich bin ich an jenen Objekten interessiert, welche Urischar in seiner Güte zum Vorschein gebracht hat. Wenngleich Erinnerungen an meinen Vater von zweifelhafter Qualität sind, so gebietet es jedoch wohl ein gesundes, akademisches Geschichtsverständnis, dass ich diese Stücke alsbald nach Hause hole.
Ich habe beschlossen, mich persönlich auf den Weg zu Euch zu begeben. Zum Einen, weil es mich neugierig macht, zu erfahren, wie jene Objekte wohl zu Euch gelangt sein mögen, zum Anderen, weil ich meinem Ross im letzten Jahr bereits viele Meilen schuldig geblieben bin. Ich werde mich also Anfang Rondra auf die Reise begeben und würde mich sehr freuen, Euch in Eurem Hause persönlich anzutreffen, sofern Eure Geschäfte Euch nicht anderweitig beanspruchen.
Ergebenste Grüße von Burg Retokuppe!
Gegeben zu Retoshügel, Anfang Praios 1034 BF.