Geschichten:Höllische Nachbarn 6: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:39 Uhr
Rittergut Bockshorn, Baronie Höllenwall, Boronmond 1030 BF
Mit heruntergelassenen Hosen
Olef öffnete die Tür des Gesindeshauses und starrte hinaus in die schwarze Nacht. Ein eiskalter Wind wehte hinein und lies ihn frösteln. Der erst Frost des Jahres hatte bereits eingesetzt. Von drinnen ertönte ein mißmutiges Brummen, also gab Olef sich einen Ruck und trat ins Freie. Leise schloß er die Tür zum Haus wieder und versuchte dabei die brennende Kerze vor dem Wind zu schützen. Fluchend und bibbernd vor Kälte eilte zum dem Holzverschlag am Rande des Gutes, wo sich der Abort befand. Schnelle öffnete er die Tür zum stillen Örtchen, stellte die Kerze in die Ecke und lies die Hose runter, bevor er sich rücklings auf die Holzplanke mit dem Loch setzte. Der Verschlag war einfach viel zu eng, als daß man sich darin bewegen konnte, aber den Knechten war es nun einmal verboten den großen Abort für die Herrschaften zu betreten. D.h. natürlich außer zum sauber machen.
Olef merkte, wie das Abendessen seinen Weg ins Freie suchte und eine Erleichterung war auf seinem Gesicht zu bemerken. Von draußen war ein Poltern zu hören. „Der verdammte Wind hat bestimmt was umgeworfen.“ murmelte er vor sich hin. Endlich hatte er sein Geschäft vollbracht. Mühsam erhob er sich und öffnete wieder die Tür. Er mußte einen Schritt raustreten, damit er sich umdrehen konnte. Verzweifelt suchte er nach den Blättern, die normalerweise in einer Ecke liegen sollten, um nach dem großen Geschäft benutzt zu werden. „Dieser nichtsnutzige Bengel! Ich habe ihm doch heute mittag noch gesagt, daß sich darum kümmern soll! Na warte!“ Mißmutig beugte sich Olef vor um nach seiner Kerze zu langen, da stolperte er über die Hose, die im noch immer in den Kniekehlen hing. Kopfüber stolperte er polternd in den Verschlag und riß dabei die Kerze mit runter, die im hohen Bogen in der Öffnung des Aborts verschwand.
Olef fluchte nun wie ein Rohrspatz und rappelte sich mühsam wieder auf. Wütend starrte er in den Holzverschlag ... da legte sich plötzlich eine Hand um seinen Mund und er fühlte eine scharfe Klinge an seiner Kehle. „Sscht! Keinen Mucks, dann geschieht Dir auch nichts! Hast Du mich verstanden?“ Furchtsam versuchte Olef zu Nicken, soweit das in dem Griff des Hünen, der ihn gepackt hatte, überhaupt ging. „Guuut! Alricia!“
Eine weitere Gestalt taucht aus dem Dunkel auf. Olef konnte im schwachen Licht die Umrisse eine Hutes erkennen. Die Gestalt hielt eine Klinge in der Hand, die sie nun in die Höhe seiner Lenden hielt. Olefs Knie schlotterten, als die Gestalt anfing sein Hemd von unten an in Streifen abzuschneiden. Da seine Hose immer noch auf dem Boden hing stand er bald in der Mitte nackt da. „Da hast Du aber einen häßlichen Vogel gefangen!“ lachte die Gestalt mit dem Messer, der Stimme nach eine Frau. Olef spürte, wie die Klinge spielerisch über sein bestes Stück streifte. „Den mickrigen Spatz sollten wir wieder in das Loch da zurück stecken.“ Wenige Augenblicke später hatte Olef einen Knebel im Mund und steckte kopfüber im Abort.
So konnte Olef auch nicht sehen, was mittlerweile auf dem Rittergut vor sich ging. Gut zwei Dutzend Gestalten huschten nun über den Hof. Im schwachen Mondlicht waren ihre Hüte mit den Federn und ihre geschlitzte Kleidung zu erkennen – Mercenarios aus dem Süden, aus Almada. In ihren Händen hielten sie Schwerter, Säbel, Raufdegen, einige hatte auch Hellebarden und die unverkennbaren Hakenspieße. Leise bezogen sie Stellung an den Türen zu den Gebäuden. Eine weitere Gestallt trat auf den Hof, einer großer Mann mit einer Augenklappe. Seiner teuren Kleidung nach wohl der Anführer. Kurz wechselte er die Blicke mit seinen Söldnern, dann hob er einen Arm und ließ in wieder fallen. Auf das Kommando hin stürmten die Landsknechte durch die Türen in die Häuser. Von drinnen war nun lautes Poltern und Schreie zu hören.
Martus-Melcher lag auf seinem Bett, das Gesicht nach unten. Der Weinkrug neben dem Bett war leer bis auf den letzten Tropfen, immerhin hatte er es noch geschafft seine Beinkleider auszuziehen. Aber sein Rausch war tief und fest, so daß er die Tritte der schweren Stiefel auf der Treppe gar nicht hörte. Auch als die Tür aufgetreten wurde schlummerte er weiter selig in Borons Armen. Erst als starke Hände ihn aus dem Bett zerrten, die Arme brutal auf den Rücken drehten, die Hände dort festbanden und ihm einen Knebel in den Mund stecken, da lichtete sich der Nebel etwas. Er wurde auf die Beine gestellt und mit Hieben die Treppe hinunter gestoßen bis auf den Hof, wo er nun zittert stand, nur mit einem Hemd bekleidet im kalten Wind aus den Bergen. Dort hatte man mittlerweile alle Bediensteten des Gutes zusammengetrieben, die sich furchtsam zusammendrängten wie eine Herde Schafe.
Einer der Söldner, eine wahrer Hüne, ging zu seinem Anführer. „Wir haben den Kerl gefunden, Capitan!“ Der Angesprochene nickte und ging in Martus-Melchers Richtung. Dieser erhielt einen Hieb in die Kniekehlen mit dem Stiel einer Hellebarde und sackte in die Knie. Vor ihm baute sich der Anführer der Söldner auf und zog kurz den Hut zu einer spöttischen Verbeugung. „Guten Abend, Dom Martus! Zufällig weilte ich in der Gegend, und da dachte ich doch bei mir: ‚Boraccio, Du könntest einen Abstecher zu Deinem alten Freund machen’. Verzeiht, daß ich unangemeldet zu so später Stunde hier herein platze. Ach, das hätte ich ja beinahe vergessen: ich hatte mich ja bereits angekündigt! Ich hoffe, man hat Euch meine Botschaft überbracht? Nun, wie auch immer. Wo ich nun schon einmal hier bin, da dachte ich mir, daß ich einmal nach meinen Waren sehen sollte, die Ihr so großzügig an Euch genommen habt.“
In der Zwischenzeit hatten die Mercenarios auch die Scheune und den Schuppen durchsucht. Eine kleine, drahtige Söldnerin trat zu dem Junker. „Verzeiht, Capitan. Alles leer. Die Waren müssen schon weggeschafft werden sein.“
„Danke Zafira. Holt alles aus dem Stall, was laufen kann! Wir nehmen alles mit.“
„Jawoll!“
Es wurden nun Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen und Schafe auf den Hof getrieben. Unter der Menagerie befand sich auch ein Esel. „Da, bringt mir das Grauohr dort mal her!“ rief Boraccio D'Altea. Man führte den Esel vor den Junker von Aracena, auf dessen Gesicht nun ein schelmisches Grinsen zu sehen war.
„Nun, Dom Martus, da Ihr beschlagnahmtes Schmuggelgut aus meinem Besitz und damit aus dem des Kaisers gestohlen habt, beschlagnahme ich nun hiermit dieses Vieh. Da es aber unhöflich wäre einen ‚Ritter’“, das letzte Wort betonte er verächtlich, „seines Reittieres zu berauben, lasse ich Euch dieses prächtige Roß hier. Los, setzt ihn auf den Esel!“ Martus-Melcher wurde gepackt und rückwärts auf den Esel gesetzt.
„Dom Martus, es ist an der Zeit Abschied zu nehmen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr auf einen Gegenbesuch in Zukunft verzichten würdet, müßte ich Euch doch dann festnehmen lassen. Lebt wohl!“ Er schlug den Esel mit seiner Reitgerte auf das Hinterteil. Das Tier gab ein protestierendes „Ihh-Ahh“ von sich und galoppierte mit seinen kurzen Beinen hinaus in die Nacht. „Alles sammeln, wir rücken ab!“