Geschichten:Edmund auf Abwegen: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 6. Februar 2016, 17:50 Uhr

Hartsteen, 18. Tsa 1033 BF


Edmund wurde unruhig.

Von der anderen Seite des Flusses wehte der Duft holder Weiblichkeit herüber.

Jung. Gesund. Willig.

Tief sog er die Luft ein und versuchte sich vorzustellen, wie dieses Prachtexmplar von einem Weibsbild aussehen musste, das solch verlockende Signale aussandte.

Am liebsten wäre er sofort losgelaufen.

Der Weg über die Brücke war frei.

Warum kam der Befehl nicht?

Stattdessen unterhielt sich der Kutscher noch immer mit dem Kerl mit der orangenen Schärpe. Ein paar Münzen wechselten den Besitzer.

Edmund verscheuchte die vorwitzige Fliege, die gar zu vorwitzig um seinen Kopf kreiste und trat voll Ungeduld von einem Bein aufs andere.

Da gewahrte er noch etwas anderes.

Gefahr.

Direkt vor ihnen.

Er ließ den Blick schweifen.

Die Uferböschung. Das vom letzten Regen trübe Wasser des Flusses. Das basaltene Schwarz der uralten Brücke. Die Brücke!

Edmund schnaubte und blickte sich um.

Zerber hatte es wohl ebenfalls bemerkt.

Doch da kam das nur allzu vertraute Signal.

Die beiden schauten sich an.

Rührten sich nicht.

„Was ist los? Bewegt eure Ärsche!“

Edmund schüttelte den Kopf.

Niemals.

Dann hörte er das ebenfalls nur allzu vertraute Sirren in der Luft.

Es gab keine Möglichkeit dem Schmerz zu entgehen.

Wieder und wieder.

Gequält blickte er zu Zerber hinüber. Der zitterte geradezu am ganzen Leibe.

Eine erneute Brise von sehnlicher Verheißung schwangerer Luft kam heran geweht, ließ ihn für einen Moment alles andere um sich herum vergessen.

Edmund schüttelte sich. Machte unwillkürlich einen kleinen Schritt.

„Na endlich“, hörte er hinter sich.

Unwillig setzte er sich in Bewegung.

Schneller!

Sie mussten einfach nur schnell genug sein!

Er warf den Kopf nach hinten stürmte vorwärts.

„Hey, nicht ‚so‘ schnell!“

Doch!

Edmund bemerkte das stärker werdende Zittern, ignorierte das Reißen zwischen seinen Zähnen.

Schneller!

Ein Entsetzensschrei gellte plötzlich in seinen Ohren.

„Die Brücke!“

Er merkte, wie der Boden unter ihm nachgab.

Verzweifelt versuchte er einen weiteren Satz zu machen, doch er konnte nicht entkommen.

Er verlor den Halt.

Stürzte.

Unerfüllte Sehnsucht.

Verdammte Weiber!

Gerissen von der Schwere des Wagens und in Panik schreiend fielen Edmund und Zerber hinab in den Fluss, und die Wellen schlugen über ihnen zusammen.