Geschichten:Schatten über Waldstein Teil 12: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:13 Uhr
Burg Zankenblatt, am ersten Tag des NL, 34 Hal:
Drohend lag die flirrende Hitze über dem Lande Garetien, drückend, schwer, trocken – nicht ein Lufthauch war zu spüren, nicht ein Vogelzwitschern zu hören, nichts regte sich dort draußen. Aidaloê wischte sich mit einem feuchten Tuch über die Stirn und dann den Hals hinab, salziger Schweiß rann ihr die elegante Biegung hinunter. Es war schwerlich zum Aushalten dieser Tage – und just bei diesem Gedanken schlug sie das Praioszeichen. Praios möge sie dieser Tage beschützen vor allem Übel, die Tage ohne Namen hatten erneut Einzug gehalten...
Der letzte Kuss war immer noch deutlich zu spüren – sie schmeckte ihn wie kühles Wasser an einem heißen Tage im Praiosmond. Auch die so starken und doch sanften Berührungen seiner Hände, wie sie über ihren Körper glitten – sie fühlte es, als wäre er in ihrer Nähe. Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle, als sie an den Mann dachte, dem sie in Zeiten seiner Not Liebe und Zärtlichkeit schenken konnte. Und es auch wollte. Nichts sehnlicher wünschte sich die Halbelfe, als dass sie ihm Liebe schenken und von ihm Liebe erhalten würde – Rahja hatten IHREN Zauber gewirkt und er war eingeschlagen wie ein Blitz. Ja, sie liebte ihn.
Aidaloê schritt, diskret gefolgt von ihrer Zofe Odana erneut durch die Flure der Burg Zankenblatt. Raschelnd zog sich die kurze Schleppe ihres diesmal in Grün und Gold gehaltenen Samtkleides, verziert mit dezenter Zugabe weißer Spitze an den Ärmeln und im Dekolleté, hinter ihr her über den Boden, der wie durch Zauberhand stets gereinigt war – das Personal des Barons von Syrrenholt war äußerst emsig. Doch diesmal war ihr Ziel nicht das Gemach Nimmgalfs, in welches sich der Baron immer noch mitgenommen von den ganzen Abscheulichkeiten seine Person und seine Heimat betreffend, zurückgezogen hatte. Er benötigte Ruhe und Zeit zum Nachdenken, und das spürte die Halbelfe – Aidaloê gewährte sie ihm nur zu bereitwillig, war aber für Nimmgalf da, so er sie benötigte. Diesmal wollte die halbelfische Junkerin von Ferinstein in der Kapelle der gütigen Mutter Travia beten und auch das Gespräch mit Vater Trautmann suchen.
In der Kapelle
Es war still in der kleinen Kapelle der Burg Zankenblatt, eine friedvolle Ruhe geschaffen durch die Aura der Göttin Travia. Doch dieser Tage waren die Götter fern und die drückende Hitze lag wie ein dräuender Fluch auch in der Kapelle, tief selbst in den Schatten verborgen. Aidaloê musste sich ins Gedächtnis rufen, wo sie sich hier befand. In der Hoffnung, sie verhallten nicht ungehört, sandte sie Gebete an die liebende Göttin Travia, IHREN Segen zu erbitten auch dieser Tage.
Die halbelfische Junkerin kniete auf einer Bank neben dem alternden Geweihten der Travia, Vater Trautmann und hielt seine Hände fest in ihrem Griff – als sei er der Anker, der sie in der realen Welt hielt. Sanft klang seine Stimme in der Ruhe der Kapelle, wie ein Strom kalter Luft in sommerlicher Hitze.
„Liebes Kind, sei unbesorgt“, versuchte der Geweihte sie zu beruhigen und strich ihr mit seinem Daumen – den einzigen Finger, den er frei bewegen konnte – über den weichen Handrücken der Junkerin von Ferinstein. „Du vergehst dich nicht gegen die Gebote Travias, indem du einen verheirateten Mann liebst. Nicht in diesem Fall – denn formal mag seine Hochgeboren noch verheiratet sein, aber vor der Göttin hat sich seine Gemahlin in schändlichster Weise an allen Geboten der Gastfreundschaft und mehr noch: der Familie vergangen.“
Aidaloê war zu Vater Trautmann gekommen, um seinen Rat einzuholen. Sie liebte Nimmgalf und sie war sich sicher, dies sollte der Eine werden. Doch da war noch seine Gemahlin – Simiona – und so fürchtete Aidaloê sich davor, gegen die Gebote der Göttin gefrevelt zu haben. „Du siehst also, mein Kind...“ fuhr der alte Priester fort, „... ich bin mir sehr sicher, dass diese Ehe vor der Göttin nicht mehr besteht. Denn so hat doch die verfemte Simiona ihrem vor Travia anvertrauten Gemahl versucht schwer zu schaden, ja gar das Leben zu nehmen mittels abscheulicher Dämonenkunst. Formal und vertraglich mag diese Ehe demnach noch bestehen – doch lässt sie sich nach den Geboten der gütigen Göttin sicherlich annullieren, das Einverständnis seiner Hochgeboren vorausgesetzt!“
Vater Trautmann lächelte so zuversichtlich, wie es diesem Moment angemessen war, und Aidaloê spürte diese Zuversicht. Es wurde ihr leichter ums Herz – denn befreit von der Sorge um das Fortbestehen der ersten Ehe Nimmgalfs, konnte sie nun klarer denken und planen.
Sie hoffte es so sehr ...
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