Geschichten:Grauen am Darpat - Gesundes Misstrauen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 17:41 Uhr
Dramatis Personae
- Marnion von Kelsenstein- Junker zu Kelsenburg
- Leomara von Isenbrunn, Ritterin zu Gnitzenkuhl
- Kor’win Beshir’a Danal han Bahr ai Danal - Großwildjäber aus Brendiltal - Alex K.
- Kain han Bahr ai Danal - Gehilfe Kor'wins – Alex K
- Unswin von Keilholtz ä.H., Edelknappe und Novize im Zornesorden
- Alexis Colon Darios, Praetor des Rondratempels zu Schwertwacht, Leutnant im Zornesorden
- Selinde von Löwenhaupt-Hauberach, Junkerin zu Allwinnen und Erb-Baronesse zu Vellberg
Die Kunst des Kampfes
Wegelagerer von der übelsten Sorte! Mit dem Schlachtruf "Für Chor” stürmte Marnion vor.
Im Felde hätte der Kelsensteiner den taktischen Nachteil des Feindes sicher ausgenutzt und wäre in die Flanke der vor Leomara stehenden Frau gestoßen. Doch wusste er sehr gut, dass weder der Rondrageweihte noch die Ritterin dieses zweckmäßige Kämpfen gutheißen würden. Da er am rechten Rand der Gruppe stand, blieb ihm so nunmehr die ungünstigere Variante. Sturmangriff um die Reihe des Gegners schon in der Entstehung aufzubrechen. Dabei lief er Gefahr Kain in die Schusslinie zu laufen wenn der was zu erwarten war vom Anbau her das Feuer eröffnete. Marnion rannte auf die beiden Männer an der rechten Flanke der Wegelagerer zu. Im Laufen zog er sein Kurzschwert. Während der weiter innen stehende jüngere und kleinere der Beiden hektisch seinen Langdolch hoch riss, lachte der untersetzte Schwarzhaarige mit dem rostigen Kurzschwert, so dass die über einige Zähne reichende Lücke in seinem Gebiss einiges an Speichel durch ließ. Da der Kelsensteiner von oben kam nahm er die Wucht seines Ansturms mit und schlug auf den Kopf des Spuckers ein. Nun kam es gleich darauf an. Wenn er nicht traf, würde er sich zwischen den beiden wiederfinden und im schlechtesten Fall Kain die Sicht rauben. Der Schwarzhaarige hatte seinen Angriff kommen sehen und war zur Seite gewichen. Marnion lief mehr oder weniger auf den Kleinen mit seinem Dolch auf. Dieser fuchtelte geduckt mit seinem Dolch herum um Marnion zu Fall zu bringen. Im letzten Moment gelang es dem Kelsensteiner doch noch den Aufprall zu vermeiden und er war nun auch an dem zweiten Gegner vorbei hinter der Linie des Gegners. Als er sich umdrehte konnte er sich zum ersten Mal einen Überblick über das Geschehen verschaffen.
Selinde war für einem Moment wie erstarrt. Das konnte doch nicht wahr sein! Zumindest fiel ihr wieder ein, was sie an DIESEM Nebachoten störte. Die Baronesse dachte aber nicht lange über Marnions Unbeherrschtheit nach, sondern griff mit gezogenem Schwert nun ebenfalls in den Kampf ein; zu Diskutieren oder Taktieren gab es nach dem Vorpreschen dieses Heißsporns ohnehin nichts mehr. Als Gegner wählte diesen widerlichen Kerl, der sie schon die ganze Zeit so obszön angestarrt hatte.
„Immerhin“, dachte sich Selinde grimmig, „kann ich diesem Kerl nun doch noch Manieren einbläuen.“
Schnell hatte Alexis sein Schwert gezogen und grinste zum Anführer herüber.
„Nun, so werde ich DIR ein paar Benimmregeln gegenüber dem Adel und Geweihten beibringen.“
„Pah“, entgegnet dieser nur mit seinem Säbel in der Hand, „ich werde euch beibringen, was man so auf der Straße lernt im Kampf.“
Er holte aus und griff aus dem Lauf den Geweihten an. Alexis machte sich bereit auf die Parade, die ihm auch ohne Probleme gelang. Er drehte sich um und sie standen sich wieder gegenüber, jedoch bemerkte der Geweihte, dass der Anführer plötzlich einen Parierdolch mit schmaler Klinge in seiner linken Hand hielt und über beide Wangen lächelte.
„Ihr werdet bald merken wie schwer die Bewegungen werden unter der Wirkung von ein wenig Gift... doch findet es selbst heraus.“
Alexis fühlte ein leichtes Stechen im Rücken… hatte er ihn tatsächlich dort erwischt?
„Das werde ich wohl tun. Doch auch für dich wird es der letzte Kampf sein, ich kann nur gewinnen.“
Das Lächeln des Anführers erfror als der Geweihte mit diesen Worten angriff. Mit seinem schmalen Dolch wird er wieder durch den Kettenpanzer stechen und diesem Mal tödlich treffen. Der Angriff erfolgte, der Anführer konnte diesen nur schwer parieren, es lag sehr viel Kraft in ihm. Der Dolch versuchte wieder sein Ziel zu finden, doch dieses Mal wurde es von einem weiteren Schwert verhindert.
„Einmal klappte dein Trick, nicht noch einmal.“
Der nächste Angriff folgte, die Klingen kreuzten sich das eine um das andere Mal. Der Anführer hatte sich mehr auf die Defensive verlagert und parierte – wenn auch mit viel Glück – die Angriffe des Geweihten. Er schien auf etwas zu warten.
Eine kleine Pause stellte sich ein. Für beide ein Augenblick zum Durchatmen.
„Na, merkt ihr es schon?“
Der Anführer setzte abermals sein fieses Lächeln auf und trat einen Schritt auf den Geweihten zu. Dieser merkte zwar, dass seine Arme langsam müde werden – doch das ist bei einem Schwertkampf halt Gang und Gebe. Nein, sonst nichts… was sollte das für ein Gift sein?
„Ich muss dich enttäuschen…“, entgegnete er ihm, machte ebenfalls einen Schritt nach vorne und griff an. Wieder ein kurzer Schlagabtausch, bei denen Alexis jedoch einen Treffer landete. Der Anführer hatte seine Defensive beendet.
„… doch dein Gift wirkt nicht. Es war wohl von minderer Qualität.“
Stahl traf auf Stahl und wieder traf der Geweihte, den Anführer ließ er jedoch ins Leere laufen und verpasste ihm noch einen schönen Tritt in den Hintern. Der Anführer stolperte und fiel zu Boden.
„Ähnlich wie dein Kampfstil“, der Geweihte verzog keine Miene, doch das Gesicht des Anführers verdüsterte sich… er war stinksauer.
„So, jetzt reichts…“, er stand langsam wieder auf, „ich säbel euch den verdammten Wanst auf.“
Alexis bereitete sich vor. Mit einem Ruck stand er wieder auf den Beinen und warf dabei eine handvoll Erde direkt in das Gesicht des Geweihten. Alexis nahm eine Verteidigungsposition ein und versuchte ohne Sicht den Anführer zu treffen, doch dieser bückte sich unter dem Schlag hinweg und versetzte dem Geweihten einen gezielten Stich mit dem Säbel in die Bauchgegend. Mit dem Schlag seines Säbels auf den Rücken des Geweihten beendete der Anführer seine erste Attacke. Schnell griff wieder an, solange die Situation günstig für ihn war. Sein Dolch musste am Boden liegen bleiben, dafür war der Geweihte nun geblendet und hatte eins seiner Schwerter in die Erde gesteckt. Dieser hatte sich zwar zum Anführer gedreht, doch konnte nicht dessen Angriff abwehren. So wie es aussah, hatte er ihm wohl gut zugesetzt. Jetzt wollte er ihm den Rest geben. Ein kräftiger Schlag vom Anführer folgte, dieses Mal parierte der Geweihte ihn.
„So kämpft man auf der Straße also.“
Alexis wischte sich den restlichen Dreck aus den Augen.
„Recht wirkungsvoll.“
Ein weiterer Hieb, doch wieder hatte der Geweihte sein Schwert rechtzeitig zur Parade hochgezogen.
„Doch nun meine Benimmregeln“, der Geweihte schien entschlossen, was den Anführer kurz verunsicherte. Was faselte der Geweihte? Wollte er ihn veralbern?
„Ihr labert mir zuviel“, er holte weit aus, „das wird sich jedoch ändern.“
Mit viel Kraft ließ er seinen Säbel auf den Geweihten nieder. Doch ging dieser mit dem Schwert direkt in den Hieb hinein, nutzte die enorme Wucht und kehrte sie gegen den Anführer. Das Schwert des Geweihten hatte den Körper des Anführers durchstoßen. Einige Tropfen Blut fielen von ihrer Spitze zu Boden.
„Ende der Lektion“, der Geweihte entfernte die Waffe aus dem Körper seines Gegners. Dieser guckte ihn nur noch mit einem starren Blick an als er zu Boden ging. Danach schenkte Alexis ihm keine Beachtung mehr, wichtiger waren seine Gefährten. Er blickte umher und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen.
Vor Marnion tobte der Kampf. Bevor er sich einen genaueren Überblick verschaffen konnte, hörte er den Untersetzten "Hepp” rufen. Im selben Moment sah er wie der kleine Kerl wie selbstverständlich das Ende eines Seils auffing. Dann rannten beide brüllend auf ihn zu. Sie wollten ihn mit dem Seil erledigen wie sie als Kinder die Kälber auf der Weide gefangen hatten.
Nur war Marnion kein Kalb, er rannte schräg auf den Kleinen mit dem Dolch zu. Dieser schaffte es doch tatsächlich wieselflink die Distanz zu halten. Allerdings kam sein Kumpane nicht schnell genug nach, so dass sich die Schlinge um Marnion noch nicht zu zog. Durchschlagen konnte Marnion den festen Strick nicht mit einem Schlag, in seiner Hand befand sich leider nur ein Kurzschwert und kein Tuzakmesser. Also sprang er Hangabwärts über das hüfthoch gespannte Seil. Fast hätte er es geschafft, aber das Seil schrammte ihn über den verletzten Arm woraufhin ihn eine Woge von Schmerz durchflutete. Marnion schrie auf und es wurde einen Moment dunkel als er mit seinem Arm auf dem Boden aufschlug.
Der Kelsensteiner hörte nur das Wummern seines Blutes in den Ohren und schlug instinktiv mit seinem Schwert zu, während er seinen schmerzenden Leib herumriss um wieder auf die Beine zu kommen. Mit grimmiger Freude spürte er dass sein Schlag getroffen hatte. Ein Rüstungsteil des Untersetzten hatte die Wucht des Hiebs abgelenkt, aber dennoch hatte sich die Spitze seiner Klinge durch das Fleisch des Halunken gegraben, der fluchend aufschrie. Noch immer sah der Junker rote Schleier vor seinen Augen tanzen, aber er stand.
Er hatte sich Respekt verschafft. Die beiden umkreisten ihn wie Geier ein verletztes Tier. Das Seil hatten sie fahren lassen. Marnion hielt seine Klinge vor sich, immer zwischen den Beiden um auf einen Angriff egal von wem reagieren zu können, während er sich mit drehte und seine Sinne langsam wieder zurück kehrten. Sie griffen beide gleichzeitig an, ohne ein erkennbares Zeichen und zeigten damit, dass sie ein eingespieltes Gespann waren.
Der Kelsensteiner fuhr mitsamt seiner Klinge herum um dem bereits verletzten Feind mit seinem schartigen Kurzschwert zu begegnen. Der Schurke warf sich herum. da er sein Schwert nicht mehr rechtzeitig zwischen Marnion und seinen Körper bringen konnte. Diesmal traf Marnions Schwert die Schulterplatte des Mannes und grub sich durch das Leder hindurch. Während der Getroffene aufheulte, suchte der Nebachote durch einen Ausfallschritt auf die Waffenhand seines Gegners dem hinter ihm drohenden Dolchstoß zu entgehen.
Vergeblich, der Flinke Kleine hatte seine Bewegung mitgemacht und stieß ihm den Langdolch Kerzengerade durch den Rücken. Marnion spürte das nur sein Brustpanzer die Klinge daran gehindert hatte vorne wieder auszutreten. Eigentümlicherweise tat es nicht besonders weh. Der Kelsensteiner stieß mit dem Ellenbogen nach hinten zum Kopf des Wiesels. Doch der schaffte es gerade so dem Schlag auszuweichen und zog dabei seinen Dolch aus Marnions Leib. Der Kelsensteiner biss die Zähne zusammen, als ihn neue Schmerzen versuchten zu lähmen.
Er brauchte nicht an sich herabzusehen um zu wissen, dass er blutete wie eine abgestochene Sau. Ohne weitere Zeit zu verlieren, drang er auf den Untersetzten ein, der sich indes wieder gesammelt hatte. Er nutzte den Schwung den er durch seinen Ellbogenschlag gewonnen hatte und stach wuchtig zu, ohne auf das herabsausende Schwert des Untersetzten zu achten. Es sollte ihn nie erreichen. Marnions Klinge fuhr von oben zwischen Hals und Schulterplatte in den Leib ein. Die rostige Klinge entglitt den kraftlos werdenden Händen des Mannes.
Der Ritter packte den Sterbenden und brachte ihn zwischen sich und seinen verbliebenen Gegner. Keinen Moment zu früh, denn der Dolch stieß abermals herab nur um sich diesmal in das Fleisch seines eigenen Gefährten zu graben. Marnion wollte sein Schwert wieder herausziehen, doch irgendwie verhackte sich die Klinge in der Schulterplatte des Untersetzten.
Mit einem hässlichen Knacken brach das Schwert stattdessen durch den Rumpf des Mannes und riss den Sterbenden regelrecht auseinander. Dabei verhackte sich die Klinge endgültig in der wild zusammen gewürfelten Rüstung. Marnion gab den Versuch auf, ließ den toten Körper fahren und zog seinen Dolch.
Der frettchenhafte Kleine hatte die Zeit genutzt und sich oberhalb von ihm am Hang aufgebaut, so dass sie sich in gleicher Höhe in die Augen blicken konnten. Marnion nahm das Blickduell an und sah am Rande seines Gesichtsfelds, das der Kleine seine Linke zur Faust geballt hielt und anspannte. Marnion wusste was das bedeute. Der Wegelagerer hatte noch eine Überraschung auf Lager.
Während die Linke des Mannes schnell vorstieß wandte Marnion sein Gesicht ab auf die Waffenhand des Mannes, machte gleichzeitig mit dem Kleinen einen Schritt nach vorne und Stach zu. Das Wiesel hatte es doch tatsächlich wieder geschafft und war schneller als der Junker. Er hatte sich noch etwas herumgedreht, so dass die ganze Ladung Sand, die er in seiner Hand verborgen hatte Marnion in die Augen flog, statt wirkungslos an seiner Wange herab zu rieseln wie der Kelsensteiner es geplant hatte.
Der Drang an seine Augen zu greifen war ebenso aufdringlich wie der neuerliche Schmerz. Marnion zwang sich seine Bewegung zu vollenden und drang mit dem Dolch in die ungerüstete Armbeuge des Wiesels. Marnion griff mit seiner verletzten Hand nach dem Waffenarm des Wiesels um einen Ringergriff anzusetzen. Zwar bekam er den Arm zu fassen, aber hatte nicht die Kraft seinen Griff zu vollenden. Der Junker war durch den Sand in seinen Augen vollständig blind. Wenn er den Kontakt zu seinem Gegner verlöre mochte das gut und gerne sein Ende sein. Marnion warf sich mit seiner ganzen Masse auf den kleineren Mann den es nachdem er einmal gefaßt war nicht gelingen wollte sich von dem massigen zwei Köpfe größeren Ritter zu lösen, oder seine Waffe einzusetzen.
Das Wiesel stolperte rückwärts über die Leiche seines Kamderaden und fiel unter Marnion zu Boden. Dabei streifte der Kelsensteiner mit dem Bein ein Stück Metall. Er griff nach dem rostigen Kurzschwert, was das Wiesel nutzte um sich aus dem schwachen Griff des verletzten Armes zu befreien. Marnion bekam irgendwie den Griff der Waffe zu fassen und schlug blindlings um sich. Diesmal hatte er den Kleinen flinken Mann richtig eingeschätzt , aber diesem gelang es dennoch sich auf die Seite zu rollen.
Mit Waffe und Körper sprang der Junker ihm nach. Beinahe hätte ihm dabei der verletzte Arm den Dienst versagt als er sich damit vom Boden abdrückte. Er schaffte es den Wieseligen zu erreichen, ohne das einer der Beiden seine Waffe ins Ziel brachte. Ineinander verhackt rollten sie einige Schritte den Hang hinab.
Selindes Gegner blieb schon nach wenigen Schritten abrupt stehen, ohne daß die Baronesse einen Grund dafür erkennen konnte. Das war ihr aber auch ziemlich egal, sie wollte sich diesen Mistkerl nun kaufen und rannte weiter auf ihn zu. Sie hatte ihn beinahe erreicht, das Schwert bereits zum Schlag erhoben, als sich ihr Gegenüber mit einem Seitschritt ebenso überraschend wie elegant aus der Gefahrenzone manövrierte und in einer fließenden Bewegung gegen Selindes Standbein trat, so dass sie stürzte.
Verflucht war dieser Widerling schnell! Das hätte die Vellbergerin ihm nicht zugetraut. Nach ihrem Sturz versuchte sie sich sofort abzurollen und wieder auf die Beine zu kommen – sofern ihr Kontrahent dies zuließ …
Nachdem Kain bemerkt hatte, dass die Neuankömmlinge ihn gesehen hatten, hatte einfach seinen Helm und sein Wams, sowie den Bogen so am Haus platziert, so dass man glauben konnte, er stünde immer noch dort.
Er selbst hatte derweilen seine Fähigkeiten genutzt und sich unbemerkt um den Turm herumzuschleichen. Als der Kampf dann ausbrach, war er bereits etwas näher an die Gruppe heran gekommen, zog seinen Säbel und stürmte – lautlos – nach vorne. Ganz wie eine schwarze Katze, die sich auf der Jagd befand.
Kor’win war dagegen offener vor gegangen. Als Marnion nach vorne stürmte, schmunzelte er zunächst und dachte sich, dass dies sehr diplomatisch gewesen sei. Dann suchte auch er sich einen Gegner. Sein Ziel war es weder schön zu kämpfen, noch irgendjemandem Ehre oder Respekt zu zollen. Schnell und effizient wollte er einfach nur töten, ohne mit der Beute zu spielen.
Mit einer fließenden Bewegung hatte Unswin seinen Anderthalbhänder aus der Scheide gezogen. Im selben Moment ging er einen Schritt nach hinten und nach links, so dass er und Alexis sich mit ihren Waffen nicht gegenseitig behindern würden und er selbst mit seinem langen Schwert den richtigen Abstand zum Gegner hatte.
„Es sieht so aus, als wärst du wieder in der falschen Gesellschaft Jarlek. Wie schaut es aus? Ergibst du dich? Diesmal ist Grodan nicht hier um seine Hand über dich zu halten.“
Der Edelknappe hatte nicht wirklich erwartet, dass der Söldner aufgeben würde. Jarlek war noch nie von der schlauen Sorte gewesen. Hastig zog der seinen Kusliker, der wohl ebenfalls schon bessere Tage gesehen hatte. Ohne weitere Worte zu verschwenden setzte Unswin den ersten Schlag von schräg oben an, doch der Söldner schaffte es die schwere Waffe abgleiten zu lassen. Der Novize nutze seinen Schwung, drehte sich unter dem Gegenstoß Jarleks hinweg und führte die Klinge im nächsten Angriff von unten nach oben. Wie er erwartet hatte, hatte sein Gegner damit nicht gerechnet. Zu spät brachte er den Säbel nach unten. Als Metall auf Metall erklang, saß Unswins Schwert bereits tief in der ungeschützten Seite des Söldners. Schnell zog er das Schwert zurück und ging wieder auf Distanz. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte sich sein Gegenüber bis zum Boden, schaffte es aber sich wieder aufzurichten.
Mit einem höhnischen Grinsen sah er den Edelknappen an und ehe Unswin noch reagieren konnte wurde ihm ein Batzen feuchter Dreck ins Gesicht geschleudert. Instinktiv wollte er zurückweichen, doch hatte er gelernt, dass es immer eine schlechte Idee war blind umherzustolpern wenn man noch auf den Beinen war. Also blieb der Novize stehen und schwang sein Schwert abwehrend vor sich, während er versuchte sich den Dreck aus den Augen zu blinzeln. Er hörte das unterdrückte Keuchen und im nächsten Moment spürte er auch schon einen harten Schlag seitlich am Kopf. Benommen schüttelte er sich, wich nun doch instinktiv zurück und hatte Glück den umherliegenden tückischen Ästen und Wurzeln zu entgehen. Schließlich war sein Sichtfeld wieder frei.
Er spürte, wie ihm das Blut über die linke Gesichtshälfte floss, doch wichtiger war, dass er Jarlek wieder sehen konnte. Offensichtlich hatte der Söldner seinen Vorteil wegen seiner schweren Wunde nicht sofort weiter ausnutzen können, sondern hatte den Angriff abbrechen müssen. Fast gleichzeitig sprangen die beiden nun mit erhobenen Schwertern aufeinander zu. Unswin spürte wie die Klinge des Söldners über seinen linken Unterarm kratze, doch legte er seine ganze Kraft in seinen Stoß.
Mühelos durchdrang das massige Schwert die zusammengestückelte Rüstung Jarleks, drang vorn in die linke Schulter ein, fraß sich durch den mageren Körper und trat am Rücken wieder hinaus. Unswin brauchte einen Moment um zu begreifen wie nah ihn seine Attacke an den Gegner heran gebracht hatte. Trotz seiner Schmerzen versuchte sein Gegner sich von ihm zu befreien, der kraftlos geführte Schlag glitt jedoch an Unswins makellosem Kettenhemd ab. Mit einem Ruck befreite der Edelknappe seine Waffe. Ein dicker Schwall roten Blutes folgte dem Stahl aus der Wunde. Jarlek war vor ihm auf die Knie gesunken, die Augen vor Schmerz und Schreck geweitet.
Keuchend verfluchte er den Novizen, das einzige was ihm in seinem Zustand noch blieb.
„Verrecke... du Sohn... einer räudigen Hündin...“
Einen Moment lang sah Unswin die Gelegenheit mit diesem speziellen Teil seiner Vergangenheit endgültig abzurechnen. Er holte hoch und weit aus, doch als ihm bewusst wurde, dass der Söldner vor ihm sich nicht mehr würde wehren können, griff er im letzten Augenblick um. Statt seine Rachsucht zu befriedigen und den Kopf Jarleks samt seinem schmierigen Grinsen für immer vom Körper zu trennen, ließ er die Breitseite seines Schwertes gegen die Schläfe des Wehrlosen donnern. Dieser sank sofort in sich zusammen. Der Säbel entglitt den leblosen Fingern und Unswin war sich nicht sicher, ob er nicht vielleicht doch eine Seele zu Boron geschickt hatte. Doch er hatte keine Zeit jetzt darüber nachzugrübeln, denn um ihn herum tobte der Kampf weiter.
Aus dem Augenwinkel sah er wie Kain – gleich einem Pfeil – hinter einem Vorbau vollkommen leise förmlich herbei flog und mit brutaler Gewalt gegen Selindes Kontrahenten prallte. Doch der Novize dachte nicht lange darüber nach, dass Kain doch wo ganz anders stehen müsste, auch verschwendete er keinen Blick auf den Kampf des Geweihten, da er wusste wem Rondra hier beistehen würde. Auch Marnions Gerangel mit dem anscheinend deutlich unterlegenen Gegner schenkte er keine Beachtung. Doch suchte und fand er Leomara und ihre Kontrahentin.