Geschichten:Wiedersehensfreude - Teil 5: Unterschied zwischen den Versionen
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„Diesen Ort muss ich unbedingt sehen,“ seufzte Quendan sehnsüchtig. Er war von den Geschwistern Rondrigos schon immer der Unsteteste gewesen. Die Sesshaftigkeit war nicht unbedingt eines seiner hervorstechendsten Ziele gewesen. | „Diesen Ort muss ich unbedingt sehen,“ seufzte Quendan sehnsüchtig. Er war von den Geschwistern Rondrigos schon immer der Unsteteste gewesen. Die Sesshaftigkeit war nicht unbedingt eines seiner hervorstechendsten Ziele gewesen. | ||
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„Äs haißt ja nicht, dass är ewig in Nächabot bleibän muss,“ warf Ra’oul ein. „Wenn är will nähme ich ihn mit und zaige ihm alläs. Danach kann er ja hierhär zurück kähren.“ | „Äs haißt ja nicht, dass är ewig in Nächabot bleibän muss,“ warf Ra’oul ein. „Wenn är will nähme ich ihn mit und zaige ihm alläs. Danach kann er ja hierhär zurück kähren.“ | ||
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Aktuelle Version vom 4. Juni 2019, 09:35 Uhr
Das Mahl wurde eilig zubereitet, auch wenn es ein Weilchen dauerte, bis das Wildschwein gar war. Gesellig saß man beisammen, trank und aß und schwelgte viel in alten Zeiten.
Besonders Quendan hing, von Lyn einmal abgesehen, an Ra'ouls Lippen. Die Geschichten aus dem fernen Nebachot interessierten den ehemaligen Tobrier ungemein und er verschlang jedes Wort aus dem Halse des Südländers.
„Diesen Ort muss ich unbedingt sehen,“ seufzte Quendan sehnsüchtig. Er war von den Geschwistern Rondrigos schon immer der Unsteteste gewesen. Die Sesshaftigkeit war nicht unbedingt eines seiner hervorstechendsten Ziele gewesen.
Khorena von Ahrenstedt schüttelte missbilligend den Kopf. „Jetzt ist unsere Familie gerade wieder vereint und schon willst du wieder reißaus nehmen.“
„Äs haißt ja nicht, dass är ewig in Nächabot bleibän muss,“ warf Ra’oul ein. „Wenn är will nähme ich ihn mit und zaige ihm alläs. Danach kann er ja hierhär zurück kähren.“
Rondrigo überlegte kurz und nickte dann. „Warum eigentlich nicht. Zeige ihm doch mal das Temperament Nebachots und seiner schönen und aufregenden Töchter.“
Bei diesen Worten spürte Rondrigo den bohrenden Blick Lineas in seiner Seite und er zuckte unwillkürlich zusammen. „Ich meine...“
„Mir ist schon klar, wovon du sprichst,“ erwiderte Linea sofort.
Rondrigo lief ein wenig rot an, als die Erinnerungen an das besondere Geschenk der Hochgeweihten von Rashia’Hal wieder vor sein inneres Auge traten.
Lyn kicherte leise, während ihre Gedanken auch schon ins ferne Nebachot drifteten. Sicherlich war es ein schöner Ort, aber der im Hintergrund drohende Schatten, der die Züge ihres Vaters trug, wollte ihr keine ruhe lassen.
Khorena blickte von ihrem Bierkrug auf. „Wofür hast du eigentlich diese Halle dort draußen bauen lassen, Bruder? Erwartest du noch mehr Gäste?“
Rondrigo lächelte wissend. „So kann man es sagen. Es gibt da noch etwas, worüber ich mit dir, dem Edlen von Perainefried und seiner Gemahlin sprechen muss. Es hat mit den ganzen Veränderungen hier in Breitenhof zu tun.“
Der kräftige Griff, der Rondrigos Schulter umfasste, unterbrach kurzerhand das Gespräch als er sich umwandte und in Cordovans Gesicht blickte. „Verzeih Rondrigo, darf ich Dich auf ein Wort bitten sobald Du kurz Zeit für mich hast.“
Cordovan warf Khorena entschuldigend ein charmantes Lächeln zu. „Gib mir noch einen kurzen Moment, ich komme gleich zu Dir.“
Nur wenige Augenblicke später standen die beiden groß gewachsenen Männer ein wenig abseits ins Gespräch vertieft.
„Rondrigo! Meine Frau hat nicht allzu viel Zeit zu verlieren, sie versprach dem Baron von Finsterode bei seinem Umzug nach Orkenwall Ihr Geleit und Ihre Unterstützung. Seine Frau ist erkrankt und so willigte meine Frau, auf sein Bitten hin, ein, ihn zu begleiten und für seine Frau zu sorgen.“
Der Junker zu Breitenhof ergriff Cordovans Oberarm und meinte „Keine Sorge, sie wird den Baron rechtzeitig erreichen, doch lass uns erst ein wenig feiern, anschließend werden wir uns mit den ernsten politischen Dingen beschäftigen und ehe Du Dich versiehst wird Deine Frau bereits auf Ihrem Weg nach Finsterode sein.“
Der Edle zu Perainefried lächelte zufrieden, „Nun dann lass uns auf ein glückliches Familienwiedersehen anstoßen, ich bin froh, dass wir Dir in dieser Angelegenheit helfen konnten.“
Die Männer gingen zum Tisch zurück und Cordovan hob seinen Becher, „Auf das Wiedersehen“, wie ein Echo erklang es von allen Plätzen „Auf das Wiedersehen!“.
Auch vor den Mauern des großen Gutshauses ließen die Menschen es sich gut gehen. Der Junker spendierte nur selten etwas, denn auch seine Ressourcen waren begrenzt und daher genoss man den Abend und labte sich am spendierten Bier.
Khorena schien den Abend sichtlich zu genießen. Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, ihren Bruder jemals wiederzusehen. Umso mehr freute es sie, dass er hier eine neue Heimat gefunden hatte. Nur die Rolle, die Linea von Travesried im Leben ihres Bruders spielte, irritierte sie. Sie würde Rondrigo in einer ruhigen Minute einfach mal darauf ansprechen. Doch heute Abend genoss sie es einfach, in geselliger Runde zu sitzen und den Unterhaltungen zu lauschen.
Besonders fasziniert war sie von dem offensichtlich frisch verliebten Paar, welches so verschieden schien, aber auf eine eigentümliche Weise eine Einheit bildete.
Selten war in den letzten Monden die Stimmung auf dem Gut so ausgelassen gewesen wie an diesem Abend der Wiedersehensfreude.