Geschichten:Erlenstammer Ränke - Borons Gnade: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:27 Uhr
Burg Freudenstein, 17. Phex 1032 BF
Die Beerdigung ihrer Tante war nun schon seit ein paar Tagen vergangen, dennoch konnte Alissa noch immer keinen klaren Gedanken fassen. Immer wieder wurde sie von Weinkrämpfen geschüttelt.
Mort von Helburg half ihr, so gut es ging. Er war für sie da, sorgte dafür, dass die Geschäfte nicht erlahmten und Alissa genügend aß und trank. Sie selbst sah sich außer Stande, auch nur ansatzweise irgendwelche alltäglichen Dinge zu verrichten.
Zwei herbe Verluste musste die Baronie verkraften. Thalionmel von Erlenstamm war in Borons Hallen eingegangen und kurze Zeit später sollte der Erbe der Baronie folgen. Und auch um Rajharo, den jüngeren Sohn der alten Erlenstammerin war es nicht gut bestellt. Seit einiger Zeit plagte ihn ein Husten, der nicht so recht verschwinden wollte. Alissa selbst wirkte eher apathisch. Zu viele tragische Todesfälle in zu kurzer Zeit. Das konnte und wollte ihr Gemüt nicht ohne Weiteres akzeptieren.
Sie fühlte sich an die Zeit erinnert, als ihr Vater verschwand. Ihre Mutter wurde daraufhin selbst krank und starb an gebrochenem Herzen. Was aus Alissas Vater wurde, konnte niemand genau sagen. Man vermutet, er ist auf seiner letzten Forschungsreise verunglückt.
Alissa spürte die Leere um sich herum. Es war einfach schwer, mit allem fertig zu werden. Wäre Mort nicht gewesen und hätte sich um sie gesorgt, wäre auch sie vor Kummer vermutlich eingegangen.
Ab und an kam jemand zu Alissa in die Kammer, um ihren eigenen Gesundheitszustand zu überprüfen. Vermutlich der Leibarzt. Alissa war es egal. Wenn sie schlief, schlief sie unruhig und wachte meist schweißgebadet auf. Sie träumte Unwirkliches, was sie immer etwas mehr verzweifeln ließ.
Mort machte sich große Sorgen um seine Frau und tat sein Möglichstes, um für sie da zu sein. Er war es, der dafür sorgte, dass Alissa ärztlich überwacht wurde. Er schickte ebenfalls eine Depesche zum nächsten Boronkloster, um dort um Hilfe für seine Liebste zu bitten.
Seine Bitte sollte erhört werden, und das Kloster schickte jemanden, der sich um Alissa kümmern sollte.
Der Geweihte des Herrn Boron verblieb lange auf Burg Freudenstein. Alles in allem gingen drei Monate ins Land, in denen der Geweihte jeden Tag mit Alissa einige Stunden sprach. Was er genau machte, blieb Alissa und ihm selbst vorbehalten, jedoch zeigte sich nach einem Monat bereits eine Besserung. Alissa lächelte zwar kaum, aber zumindest stand sie auf und ging ein oder zwei Stunden pro Tag im Hof spazieren.
Die Bediensteten behelligten sie dabei nicht, sahen sie jedoch teils skeptisch, teils mitleidig an. Sie mochten die Nichte der alten Erlenstammerin, war sie doch stets freundlich und hilfsbereit gewesen.
Mort begleitete Alissa ab und an. Sie sprach nicht viel, doch Mort sah jeden Tag die kleinsten Veränderungen in ihrem Blick, ihrer Gestik und Mimik. Und er dankte den Göttern, insbesondere dem Herrn Boron dafür, dass seine Frau wohl auf war und langsam genas.
Nach den drei Monaten, in denen der Borongeweihte auf Burg Freudenstein weilte, nahm Alissa nach und nach die Geschäfte wieder auf und legte immer mehr Elan an den Tag. Ja, man konnte sehen, dass es ihr besser ging, jedoch merkte man auch, dass die junge Frau sich verändert hatte. Sie tat viele Dinge mit mehr Bedacht, hatte eine gewisse Tiefe im Blick, die sie vorher nicht gehabt hatte und schien alles in allem etwas ruhiger geworden zu sein.
Der Geweihte blieb noch ein paar Wochen, um sicher zu gehen, dass Alissa die Geschäfte gewissenhaft und auf eigene Faust weiterführen konnte und verließ dann mit vielen Dankesworten seitens Mort und einer angemessenen Spende für das Kloster die Burg Anfang Praios 1033 BF.
Während Alissa immer besser zurecht kam, ging es dem Erben der Baronie schlechter. Der Husten, der den kleinen Rahjaro quälte, klang einfach nicht ab. Die Ärzte waren ratlos und konnten lediglich dafür sorgen, dass der Kleine Nachts schlief, um einigermaßen bei Kräften zu bleiben. Die Haut des Jungen war inzwischen ganz blass geworden, da man ihn kaum noch hinaus schickte. Die Amme und auch Mort hatten Angst, dass dem Jungen etwas schlimmeres zustoßen könnte oder er noch kränker wurde.
Währenddessen wurden an einem völlig anderen Ort Pläne geschmiedet.
Eine Frau lachend: „Es wurde ja auch langsam Zeit, dass diese Schlampe zu spüren bekommt, was es heißt, sich mit mir anzulegen.“
Ein Mann, ebenfalls lachend: „Glaube mir, meine Liebe, das ist erst der Anfang.“
Ein anderer Mann: „Glaubt Ihr denn, dass das schon ausgereicht hat?“
Die Frau: „Ach, die Schlampe ist so kleingeistig und dumm, die wird sich nicht mehr lange halten. Und dass wir den Ältesten auch aus dem Weg geräumt haben, war nur gut. (an den anderen Mann gerichtet:) Macht die Amme denn das Spiel noch mit oder schwankt sie?“
Der andere Mann: „Nein, sie hasst sie genauso wie wir alle. Sie wird nicht einknicken. Wenn der Kleine auch weg ist, werden wir zuschlagen. Das wird die Schlampe nicht überleben.
Der Mann: „Aber was ist mit dem Knilch an ihrer Seite?“
Die Frau: „Ach, dem schicken wir einen Brief, dass irgendwo was dringendes bei seinem Bruder ist. Den kriegen wir da schon weg. Und wenn Alissa erstmal allein ist, ist sie uns ausgeliefert. Ihr Gemüt ist gebrochen und wir werden leichtes Spiel haben.“
Alle drei lachen.