Geschichten:Aidaloê - Teil 3: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 6. Januar 2015, 13:48 Uhr
Wenige Minuten später traten dann drei wohl aussehende Herren in den kleinen Raum und es wurde ein wenig beklemmend in der Stube, die an sich nur für drei Personen ausgelegt war. Doch da Greifmar auf dem freien Stuhl vor dem Schreibtisch – also neben seiner Tante – Platz nahm und sich die Ritter Trautmann und Ailgrimm an das Bücherregal an der linken Wandseite lehnten, blieb noch genug Luft um zu atmen.
Aidaloê, etwas erschrocken über den plötzlichen Andrang in ihrem Refugium tat das einzig richtige: „Maisküchlein?“
Die Herren blinzelten zuerst verwundert, um dann jedoch die angebotenen Leckereien anzunehmen.
Mit perlender, unsicherer Stimme konnte Aidaloê nun die nötigen Geschäfte besprechen: „Schön, dass Ihr alle so schnell hier eingefunden habt. Ich habe einige wichtige Dinge anzusprechen. Ritter Ailgrimm, würdet Ihr uns bitte zuerst von dem Vorfall bei Rohden berichten?“
Der angesprochene Weidener Ritter schluckte den großen Bissen Maiskuchen hinunter und musste darob sich einmal räuspern, bevor er überhaupt zu einem Bericht ansetzen konnte. Rasch fegte er noch einige Krümel von seinem sauberen roten Wams mit dem schwarzen Luchs – seinem eigenen Wappen – darauf, hatte er sich doch soeben erst säuberlich neu eingekleidet.
„Die zwanzig Schützen und ich sind der marodierenden Mietlingsbande Herr geworden. Es handelte sich dabei um ein Kontingent von rund dreißig Söldnern. Anders als andere Einheiten haben sie nicht die Reichstraße 6 genommen, um weiter ins Landesinnere zu gelangen, sondern haben Herrschaftlich Zankenblatt praioswärts umgangen und hatten einige Meilen südlich von Rohden ihr Lager aufgeschlagen. Offenbar hatten sie vor, den Flecken Rohden zu plündern, wir erwischten sie aber noch vor dem Mittag. Die Schützen konnten die Söldner zuerst deutlich schwächen, denn sie besaßen kaum Fernwaffen, lediglich einige Leichte Armbrüste. Danach umkreisten wir sie und bekämpften sie im Nahkampf. Die wenigen, die überlebten, flohen in Richtung Hirschfurten. Wir setzten ihnen nicht nach, zweifelsohne wird sich der Baron von Hirschfurten um diese Bande kümmern.“
Aidaloê hörte aufmerksam zu, denn sie würde später einen Bericht an seine Hochgeboren Baron Erlan von Zankenblatt verfassen und von den Leistungen der Ferinsteiner berichten.
„W-Welche Verluste haben wir erlitten?“ Jetzt kam für sie der weitaus wichtigere Punkt, doch Ailgrimm konnte glücklicherweise mit dem Kopf schütteln.
„Es wurden sieben Schützen verletzt, sodass sie erst zum Heiler müssen. Doch tödlich verwundet wurde keiner.“
Aidaloê atmete aus. Bisher hatten sie Glück gehabt. Es hatte nur kleinere Gefechte gegeben – und dank der Fähigkeiten der ferinsteiner Schützen konnten sie auf der Entfernung einen großen Vorteil erzielen. Aidaloê dankte immer wieder dem alten Junker Reto von Gorsingen, dass er damals die Schützen ausgehoben hatte.
„Ich danke den Göttern für dieses Geschick.“
Die Halbelfe hob die Hände zum Himmel, leise raschelte der rote Brokat ihres Kleides nach garetischer Mode. Auch Ailgrimm hatte den Göttern gedankt und IHNEN ein Opfer dargebracht, als er und die Schützen zurück nach Maarblick gekommen waren.
Aidaloê faltete die Hände wieder auseinander und griff erneut nach dem Brief des Barons. „Seine Hochgeboren hat neue Anweisungen verlauten lassen“, fuhr sie mit deutlich kühlerer Stimme fort und reichte den Schreiben an Greifmar, der es an Trautmann weitergab. „Natürlich werden wir die Anweisungen seiner Hochgeboren Erlan von Zankenblatt befolgen, denn er ist unser Lehnsherr. Doch Greifmar und Traviadane rieten mir, nur gerade soviel nach Syrrenholt liefern, was wir wirklich entbehren können. Unsere eigenen Bürger und Bauern sowie die Flüchtlinge vor den Mauern Maarblicks benötigen auch jedes Gut. Gleichzeitig verheißt dieses Schreiben, dass wir auf uns allein gestellt sind.“
Aidaloê sah, wie Trautmann den Brief an seinen Standesbruder Ailgrimm weiterreichte und nutzte die Gelegenheit, den Ritter direkt anzusprechen.
„Ailgrimm, ich möchte bitte, dass Ihr den Oberbefehl über die Schützen und die Hellebardiere übernehmt und auch die Landwehr bereit macht – wir brauchen jede Klinge.“
Der Ritter strich sich mit der Linken das weiche blonde Haar aus dem Gesicht und sah von dem Schreiben auf. „Ja, Euer Wohlgeboren. Ich werde alles veranlassen, dass die Landwehr ausgehoben wird.“
Aidaloê sah schon auf den Schreibtisch, auf dem die Pergamente bereit lagen.
„Ich werde Euch am besten sogleich das Schreiben ausstellen und siegeln.“
Dann hob sie wieder den Kopf und das offene weizenblonde Haar schlug sanfte Wellen wie ein See unter dem Wind.
„Ritter Trautmann, würdet Ihr mich begleiten? Denn um die Situation für Ferinstein und möglicherweise auch die Grafschaft Reichsforst zu stabilisieren, möchte ich gerne nach Schwarztannen reisen. Würdet Ihr mich mit einigen Schützen als Geleit begleiten? Bitte lasst sofort eine Kutsche anschirren und die Pferde satteln, ich möchte so schnell wie möglich aufbrechen.“
Trautmann schlug sich mit der Waffenfaust an die Herzgegend zum rondrianischen Gruß und stob sofort davon.