Geschichten:Verräter und Getreue - Morgenlied: Unterschied zwischen den Versionen

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''[[Handlungsort ist::Garetien:Traviakloster zu Hutt|Traviakloster zu Hutt]], 2. Peraine 1033 BF''
Durch das leicht geöffnete Fenster drang der laut schmetternde Morgengesang einer Amsel im Klostergarten herein. [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Haldora von Windischgrütz|Haldora]] schlug die Augen auf und sah sich um. Sie lag auf einem einfachen Bett, das noch nach frischem Stroh duftete, in einer winzigen Kammer, neben deren Tür eine hölzerne Statue der Mutter Travia aus einer Nische her gütig auf sie herabblickte. Haldora richtete sich auf und bemerkte die Kleider, die jemand für sie bereit gelegt hatte: einfach aber sauber. Während sie sich anzog, begann eine Glocke zu läuten und gleich darauf hörte sie sich nähernde Schritte und das Rascheln langer Gewänder. Es klopfte und Haldora öffnete die Tür.
„Guten Morgen.“ Die Äbtissin [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Firine von Luring|Firine von Luring]] persönlich begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. „Wollt Ihr uns zum Morgengebet begleiten?“
„Gern.“ Haldora erwiderte den Gruß mit einem Knicks.
„Dann kommt.“ Firine von Luring ging voran und wies dem Gast den Weg zur Tempelpforte. Dort trafen sie auf die einziehenden Chorschwestern und –brüder und den noch sichtlich verschlafen dreinblickenden [[Nebendarsteller ist::Garetien:Oderik Dankhardt von Schwingenfels|Oderik]].
„Wie geht’s?“ flüsterte Haldora, als sie zusammen hinter den Mönchen und Nonnen den Tempel betraten.
„Diese verfluchten Amseln“, murmelte Oderik, „die bringen einen um den verdienten Schlaf.“
Dann setzte der Gesang ein und füllte das hohe Gewölbe und die beiden verstummten.
Schließlich trat die Äbtissin vor den Altar  und sprach in feierlichen Worten: „Liebe Schwestern und Brüder, Aufrichtigkeit, Treue und Verlässlichkeit gelten scheinbar nichts mehr in diesen Tagen. Fehden und Hader zerreißen Familien und Geschlechter und ziehen das Land mit Furcht, Hass und Leid immer weiter in einen Abgrund von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Es scheint, als hätten sich die Götter von uns abgewandt. Es wäre einfach, diesem Glauben zu verfallen. Aber dann vernehme ich immer wieder Geschichten von Menschen, die beweisen, dass die schützende Hand der Zwölfe und der Herrin Travia noch immer stark ist.
Zwei Menschen mit solch einer besonderen Geschichte weilen heute als Gäste unter uns, obgleich sie gestern noch das Schicksal von Geiseln und Gefangenen teilten, nämlich Oderik von Schwingenfels und Haldora, seine Frau, die manchem hier bekannt ist als Tochter des seligen [[Briefspieltext mit::Garetien:Bodebert von Windischgrütz|Bodebert von Windischgrütz]]. Ein generationenalter Zwist entzweite die [[Akteursnennung ist::Garetien:Familie Windischgrütz|Familien Windischgrütz]] und [[Akteursnennung ist::Garetien:Familie Schwingenfels|Schwingenfels]]. Und doch fanden sich Haldora und Oderik zusammen, um mit ihrer aus freien Stücken in der Herrin Travia eingegangenen ehelichen Verbindung diesen Streit zu beenden. Mehrmals hat man die beiden dazu zu überreden versucht, ihre vor den Göttern geschlossene Ehe aus derischen Beweggründen aufzulösen. Wie leicht wäre es gewesen, nachzugeben! Doch sie haben sich nicht beirren lassen und sich die Treue gehalten in dieser Zeit der Prüfung, die nun durch ihre Befreiung – die Herrin sei gelobt! – vorüber ist. Dies sind die feste Treue und das Vertrauen, aus denen ganz deutlich die Herrin Travia spricht; die sich gegen Misstrauen und Opportunismus wendet und Bedingung für Versöhnung und Frieden ist, nach dem wir alle uns so sehnen und für die wir immer wieder neu im Namen der Zwölfgötter tätig werden müssen. Und dies ist es auch, was mich die letzten Wochen von unserem Heim fernhielt. Doch, wie ich glaube mit Erfolg: Unsere Bitten wurden erhört, gelobt sei die Herrin Travia.“
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Nach dem Morgengebet lud die Äbtissin Oderik und Haldora zum Frühstück in ihre eigenen Räumlichkeiten ein, was die beiden gerne annahmen. Während sie aßen stellte Haldora schließlich die Frage, die ihr seid dem gestrigen Tag durch den Kopf ging: „Warum habt Ihr uns aus Ebenhain befreien lassen?“
Firine tupfte sich den Mund mit ihrer Serviette ab und sagte ernst: „Ich glaube, es war der Wille der Göttin.“ Und fügte dann listig blinzelnd hinzu: „Außerdem hilft es, die Verhandlungsbereitschaft der Hutter Dickköpfe zu erhöhen.“
„Und wie soll es jetzt weiter gehen?“ fragte Oderik.
„Ihr seid frei zu gehen, Wohlgeboren. Gleichwohl bitte ich Euch im Namen der Göttin darum, Euer Möglichstes zur friedlichen Beendigung dieser Fehde zu tun. Aber die Entscheidung liegt bei euch.“
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Aktuelle Version vom 12. Februar 2016, 19:26 Uhr

Traviakloster zu Hutt, 2. Peraine 1033 BF

Durch das leicht geöffnete Fenster drang der laut schmetternde Morgengesang einer Amsel im Klostergarten herein. Haldora schlug die Augen auf und sah sich um. Sie lag auf einem einfachen Bett, das noch nach frischem Stroh duftete, in einer winzigen Kammer, neben deren Tür eine hölzerne Statue der Mutter Travia aus einer Nische her gütig auf sie herabblickte. Haldora richtete sich auf und bemerkte die Kleider, die jemand für sie bereit gelegt hatte: einfach aber sauber. Während sie sich anzog, begann eine Glocke zu läuten und gleich darauf hörte sie sich nähernde Schritte und das Rascheln langer Gewänder. Es klopfte und Haldora öffnete die Tür.

„Guten Morgen.“ Die Äbtissin Firine von Luring persönlich begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. „Wollt Ihr uns zum Morgengebet begleiten?“

„Gern.“ Haldora erwiderte den Gruß mit einem Knicks.

„Dann kommt.“ Firine von Luring ging voran und wies dem Gast den Weg zur Tempelpforte. Dort trafen sie auf die einziehenden Chorschwestern und –brüder und den noch sichtlich verschlafen dreinblickenden Oderik. „Wie geht’s?“ flüsterte Haldora, als sie zusammen hinter den Mönchen und Nonnen den Tempel betraten.

„Diese verfluchten Amseln“, murmelte Oderik, „die bringen einen um den verdienten Schlaf.“

Dann setzte der Gesang ein und füllte das hohe Gewölbe und die beiden verstummten.

Schließlich trat die Äbtissin vor den Altar und sprach in feierlichen Worten: „Liebe Schwestern und Brüder, Aufrichtigkeit, Treue und Verlässlichkeit gelten scheinbar nichts mehr in diesen Tagen. Fehden und Hader zerreißen Familien und Geschlechter und ziehen das Land mit Furcht, Hass und Leid immer weiter in einen Abgrund von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Es scheint, als hätten sich die Götter von uns abgewandt. Es wäre einfach, diesem Glauben zu verfallen. Aber dann vernehme ich immer wieder Geschichten von Menschen, die beweisen, dass die schützende Hand der Zwölfe und der Herrin Travia noch immer stark ist.

Zwei Menschen mit solch einer besonderen Geschichte weilen heute als Gäste unter uns, obgleich sie gestern noch das Schicksal von Geiseln und Gefangenen teilten, nämlich Oderik von Schwingenfels und Haldora, seine Frau, die manchem hier bekannt ist als Tochter des seligen Bodebert von Windischgrütz. Ein generationenalter Zwist entzweite die Familien Windischgrütz und Schwingenfels. Und doch fanden sich Haldora und Oderik zusammen, um mit ihrer aus freien Stücken in der Herrin Travia eingegangenen ehelichen Verbindung diesen Streit zu beenden. Mehrmals hat man die beiden dazu zu überreden versucht, ihre vor den Göttern geschlossene Ehe aus derischen Beweggründen aufzulösen. Wie leicht wäre es gewesen, nachzugeben! Doch sie haben sich nicht beirren lassen und sich die Treue gehalten in dieser Zeit der Prüfung, die nun durch ihre Befreiung – die Herrin sei gelobt! – vorüber ist. Dies sind die feste Treue und das Vertrauen, aus denen ganz deutlich die Herrin Travia spricht; die sich gegen Misstrauen und Opportunismus wendet und Bedingung für Versöhnung und Frieden ist, nach dem wir alle uns so sehnen und für die wir immer wieder neu im Namen der Zwölfgötter tätig werden müssen. Und dies ist es auch, was mich die letzten Wochen von unserem Heim fernhielt. Doch, wie ich glaube mit Erfolg: Unsere Bitten wurden erhört, gelobt sei die Herrin Travia.“

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Nach dem Morgengebet lud die Äbtissin Oderik und Haldora zum Frühstück in ihre eigenen Räumlichkeiten ein, was die beiden gerne annahmen. Während sie aßen stellte Haldora schließlich die Frage, die ihr seid dem gestrigen Tag durch den Kopf ging: „Warum habt Ihr uns aus Ebenhain befreien lassen?“

Firine tupfte sich den Mund mit ihrer Serviette ab und sagte ernst: „Ich glaube, es war der Wille der Göttin.“ Und fügte dann listig blinzelnd hinzu: „Außerdem hilft es, die Verhandlungsbereitschaft der Hutter Dickköpfe zu erhöhen.“

„Und wie soll es jetzt weiter gehen?“ fragte Oderik.

„Ihr seid frei zu gehen, Wohlgeboren. Gleichwohl bitte ich Euch im Namen der Göttin darum, Euer Möglichstes zur friedlichen Beendigung dieser Fehde zu tun. Aber die Entscheidung liegt bei euch.“