Geschichten:Schimpf und Schande - Teil 16: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 30. August 2014, 14:15 Uhr

Burg Zankenblatt, Baronie Syrrenholt


Im gemütlichen Kaminzimmer der Burg sitzt Erlan von Zankenblatt in seinem gepolsterten Ohrensessel und liest konzentriert im Brevier der zwölfgöttlichen Unterweisungen. Konkret im Kapitel über den borongefälligen Seelenfrieden. Geduldigen Beobachtern wird indes auffallen, dass er seit über einer Stunde nicht weitergeblättert hat, als ihn ein Klopfen an der reich verzierten Mohaghonie-Tür von der Lektüre ablenkt.

Nach Aufforderung betritt Travian, der Schreiber und enge Vertraute des Barons, die Stube.

„Euer Hochgeboren, es ist mir zugetragen worden, dass es einen Lehnsheimfall gegeben habe.“

Erlan runzelt geistesabwesend die Stirn „Wie meinen?“

„Den Berichten zufolge hat die Krone das Lehnsland Leihenbutt eingefordert.“

„So? Nun, was interessiert Uns denn dieses Stück greifenfurther Land, wo die Orken ihr Wasser an jeden Baum abschlagen?“

Stumpfsinnig widmet sich der Baron wieder seiner Lektüre. Seine Augen richten sich auf den Beginn eben jener Seite, die er bereits seit geraumer Zeit studiert. Er ist sichtbar überrascht, dass sein Schreiber erneut auf das Thema zu sprechen kommt:

„Euer Hochgeboren, Leihenbutt liegt doch in der benachbarten Grafschaft Waldstein und mitnichten in der Mark!“ Travian spricht mit ruhiger Stimme. Die Verwirrtheit umnebelt den Geist seines Herrn nun schon seit über einem Götterlauf. Seit jener diesen tragischen Sturz beim Tjosten während des Turniers von Uslendried erlitten hatte.

„Ach? Ja, richtig!“ Erlan kratzt sich am stoppeligen Kinn. „Wurde ja auch mal Zeit, dass das Mädchen in Gareth dieser Simiona das Handwerk legt. Was diese Götterverfluchte so alles getrieben hat. Gut, gut, dann ist ja damit wieder alles in praiosgefälliger Ordnung, will Uns scheinen!“

Traivan räuspert sich verlegen: „Euer Hochgeboren, das Mädch..., ähm, ihre kaiserliche Majestät Rohaja von Gareth habe den Berichten zu folge diese Entlehnung nicht selbst initiiert.“

Erlans Blick zeigt Unverständnis – wie so oft in den vergangenen Monden.

„Zudem haben Euer Hochgeboren doch selber in Personam an der Befreiung Leihenbutts teilgenommen und die ruchlose Simiona gestürzt.“

„Ahhhh, ja, glorreiche Schlachten! Fanfarenschall und Posaunenhall erfüllen die Luft. Blinkende Brünnen und farbenfrohe Fahnen zieren das Bild,“ sinniert der Baron gedankenverloren mit verträumtem Blick.

„Euer Hochgeboren? Ihr müsst Euch doch daran erinnern! Ihr führtet Eure Pikeniere wieder die Schergen.“

„Tolle Männer will Uns scheinen! Für wahr! Lass Er sie rufen, auf dass Wir mit ihnen einen Becher Wein auf den Sieg anstoßen mögen!“

Travian schüttelt mit trauriger Miene den Kopf „ Es gab viele Verlust, Euer Hochgeboren.“

„Was?“ Erlan von Zankenblatt erhebt sich aus seinem Sessel, „Das soll Uns diese Simiona büßen! Vor das Reichsgericht werden Wir dieses Weib zitieren!“

Travian seufzt: „Euer Hochgeboren, Simiona ist überwunden. Nicht zuletzt dank Eures versierten Magiers, der mittels eines arkanen Keils eine Breche in den Verteidigungswall hat schlagen können.“

Magus Cormac?“ Erlan setzt sich wieder und nimmt sein Buch zur Hand, „dann hat es also auf beiden Seiten arkane Unterstützung gegeben? Alles schwarze Magie – die einen, wie die anderen! Man sollte sie allesamt verbieten!“

Eine Weile schweigen beide, während der Baron interessiert den Anfang des Kapitels über den borongefällige Seelenfrieden studiert.

„Euer Hochgeborn“, ergreift Travian erneut das Wort, „Ihr solltet etwas Unternehmen bezüglich des Lehnsheimfalls!“

„In der Tat, mein lieber Travian.“ Zufriedenheit ausstrahlend blättert Erlan endlich auf die nächste Seite. „Wir werden uns bewerben.“

Travian ist zunächst sprachlos und runzelt überrascht die Stirn:

„Äh? Bewerben?“

„In der Tat! Die vakanten Lande benötigen einen neuen Herrn.“

„Aber, aber, das könnt Ihr nicht...“

Der Baron blickt zunächst missbilligend dann jedoch einsichtig seinen Schreiber an.

„Er hat Recht.“ Travian atmet erleichtert aus.

„Natürlich können Wir nicht Unsere Pflichten hier in Syrrenholt vernachlässigen. Daher beabsichtigen Wir Unseren Freund Nimmgalf als Vogt einzusetzen. Ein sehr integerer und guter Mann, will Uns scheinen. Zudem kennt er wohl wie kein zweiter jene Ländereien.“

Travian verschlägt es die Sprache. So arg waren die geistigen Aussetzer seines Herrn schon lange nicht mehr.

„Euer Hochgeboren, Ihr solltet bei dieser politischen Sachlage intervenieren. Es erscheint ein Schritt mit großer Tragweite zu sein, einen Lehnsmann zu entlehnen nur aufgrund der Anschuldigung, dass jener seine Pflichten dem Lehn gegenüber vernachlässigt habe. Was ist, wenn jenes Schule macht und man rechtmäßigen Baronen aufgrund körperlicher oder“ hier gerät Travian kurz ins Stocken, „geistiger Unfähigkeit ihr Lehen entzieht?“

Der Baron von Syrrenholt blickt seinen Schreiber tief in die Augen:

„Wir sind alle in Praios Hand!“