Geschichten:Willensfreiheit - Freiheit und Macht: Unterschied zwischen den Versionen

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''(Auszüge der Garether Edition von 1036 BF)''<br>
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'''Teil I: Freiheit und Macht'''
'''Teil II: Volk und Herrschaft'''
   
   
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Was der Adel und die Kirchen längst begriffen haben: Die meisten Menschen wollen nicht frei sein. Wenn aber ein versklavtes Volk nach Freiheit giert, dann kann man es nicht mit lauteren Mitteln aufhalten.
Also sagt [[Hauptakteure sind::Borbaradianer|Borbarad]]: ''Seine notwendigen Bedürfnisse so viel wie möglich selber befriedigen, wenn auch unvollkommen, das ist die Richtung auf Freiheit von Geist und Person. Viele, auch überflüssige Bedürfnisse sich befriedigen lassen, und so vollkommen als möglich, erzieht zur Unfreiheit.''
   
   
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''Kaiser Gerbalds Verbot der Sklaverei (185 BF):'' Was ist ein Sklave? Schauen wir genau hin und lassen uns nicht von den finsteren Schwingungen des Wortes ''Sklaverei'' verängstigen. Ein Sklave ist ein unfreier Mensch, dessen Entfaltung in Persönlichkeit und wirtschaftlicher Hinsicht völlig von seinem Herrn, seinem Besitzer, abhängig ist. Ein Sklave ist wie ein Gegenstand oder Haustier, über dessen Wohl und Wehe der Besitzer allein verfügt, wenngleich er vor allen anderen die Pflicht zur Erhaltung des leiblichen Wohls seines Sklaven hat. Das ist er aus zweierlei Gründen: Wenn ich mein Haus vernachlässige, so dass es droht auf das Haus meines Nachbarn zu fallen und zu beschädigen, dann hat dieser das unbedingte Recht einzugreifen. Das ist die Pflicht gegenüber den Anderen. Aber auch gegen sich selber hat der Sklavenbesitzer eine Pflicht: Ein misshandelter Sklave ist in einem unachtsamen Augenblick mein eigener Mörder. Da nun aber der Sklave über keinerlei eigene Rechte besitzt, ist es in letzter Konsequenz ein Akt des Selbstmordes, sich von seinem Sklaven erschlagen zu lassen.
Ich bin viele Jahre gewandert und habe viele Orte gesehen. Selbst hinter das eherne Schwert haben mich meine Füße getragen, weil mein Geist und Wille von ihnen gefordert haben weiterzugehen, wo alle anderen stehen blieben. Ich habe in die Tiefe des menschlichen Geistes geschaut, um seine letzten Geheimnisse zu erforschen, aber gefunden habe ich nur Widersprüche und Blendwerk. Dennoch habe ich mein geistiges Auge gezwungen hinzusehen und meinem Geist befohlen zu verstehen. Nur wer bereit ist gegen sich selber hart zu sein und das Unerbittliche zu fordern, der hat den moralischen Anspruch dasselbe auch von seinen Mitmenschen zu fordern. Aber selbst in den unmenschlichsten Gegenden Deres habe ich niemanden gefunden, der eines solchen Anspruches auch nur im Ansatz würdig wäre.
   
   
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Hat ein Sklave nun den Willen gefunden, sich aus der Herrschaft seines Besitzers zu befreien, dann kann man ihn nicht aufhalten, außer man tötet den Sklaven oder man entlässt ihn in seine Freiheit. Wenn aber ein Volk von Sklaven in die Freiheit will, dann kann man nicht alle töten. Daher belügt man sie und nennt ihre Ketten von nun an anders. Genau das geschah durch Gerbald auf Befehl der Kirchen. Die Garether Sklaven wollten frei sein, aber weil ein Volk von Freien nicht mehr unter der Herrschaft des Adels und der Kirche stehen kann, dachten sie sich andere Namen für ihre Fesseln aus. Und wie die tulamidischer Aufhebung der Sklaverei unter Menzel klar zeigt, haben die Khunchomer das fadenscheinige Spiel durchschaut, anders als all die Leibeigenen und Leichtgläubigen.
Von welcher Freiheit redet der Nandus-Sohn zu uns in seinem Testament? Er mahnt uns dazu, auf unseren eigenen Füßen zu stehen und uns nicht wie bequeme und verweichlichte Granden in Al’Anfa herumtragen zu lassen. Nicht zu warten, bis ein anderer uns einen Almosen zuwirft, sondern von dem zu leben, was wir selber erreichen können. Ach, wie viel freier sind sogar die Würmer in der Erde, denen es niemals einfallen würde sich zu beklagen, dass ihr Essen schmutzig sei!
   
   
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Aber was die Hauptsache ist: Jegliche Kritik an Kirchen und Adel verbietet sich. Denn sie haben genau das richtige getan, um ihre ureigensten Interessen zu schützen und ihre Herrschaft über das Land zu bewahren. Es ist völlig legitim, die Leichtgläubigen und zur Freiheit Unfähigen über die wahren Hintergründe ihres Handelns zu belügen, denn wer in die Riege der Herrschaft aufsteigen will, kann nicht bequem getragen werden, sondern muss sich selber bemühen und den Kampf mit dem Land aufnehmen. Denn im Gegensatz zu den Menschen, will das Land nicht beherrscht werden, sondern denkt sich alle möglichen Wege aus, um die Ketten abzustreifen, die ihm seit Äonen von den zahlreichen Kulturen angelegt werden. Und der Blick in die Geschichte besagt, dass das Land am Ende immer der Sieger sein wird.
Freiheit beginnt schon darin sich zu weigern, auch nur ein einziges Wort aus dem Munde aller Umstehenden aufzunehmen und zu wiederholen. Dasselbe gilt in gleichem Maße für die Philosophie des Meisters über Götter und Dämonen.
   
   
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Was bedeutet nun Herrschaft des Landes? Ein Adliger mit Hof und Leibeignen ist noch lange kein Herr. In den dunklen Wälder, in den tiefen Seen und den windigen Bergspitzen wohnen Mächte, von denen wir teilweise nicht einmal einen richtigen Begriff haben. Unsere Vorgänger in der Herrschaft, die mächtigen Trolle, herrschten Jahrhunderte über das Herz des Kontinents, welches vom Mittwald einst bedeckt der Urquell allen Lebens, ist. Herrschaft des Landes bedeutet nun unbedingten und unbeschränkten Zugang zu diesen Quellen und die freie Gestaltung seines Flusses in die vom freien Herrscher selbst gewählte Form. Die aus diesen Quellen hervorquellende Kraft ist weder chaotisch noch geordnet, sie ist die reine Existenz an sich, die in den Mythen nur sehr verzerrend als Sumu bezeichnet wird und durch ihre Personifikation maskiert und verschleiert wird. Es gibt keine irgendwie geartete Erdriesin, auf deren Rücken wir stehen, denn nichts weniger als die Existenz des Kosmos selber ist Sumu, die daher auch nicht anbetungswürdig, ja nicht einmal anbetungsfähig ist.
Ordnung und Chaos sind nur zwei Ausprägungen des gleichen Willens zur Freiheit. Während das Chaos jede Struktur verneint und seinen Zustand der ewigen Verweigerung zu einem Absoluten erklären will, erstickt die vollständige Ordnung jede Veränderung und Entwicklung. Beide beschränken also die Freiheit, die ein Geist benötigt, um sich in das Formenspiel des Kosmos einzufügen, mit scharfem Verstand zu betrachten und kreativ zu gestalten. Jede Regel, welche ein unüberwindbares Tabu herstellt, ist eine notwendige Schranke, die ein wahrhaft freier Geist zu nehmen hat. Oder wie es Borbarad selber sagt: ''Das Gute ist Freiheit der Entwicklung: Alles, was eine ausgelebte Form verewigen will, ist böse.''
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Hier nun aber hat der berühmte Trollforscher Hesindian Quandt eine echte Entdeckung gemacht, die über jede andere Erkenntnis über das Wesen der Götter und die Geschichte des Heiligen Leomars hinausgeht: Die Herrschaft über das Land manifestiert sich in den Bindungsstätten und Bindungsritualen seiner Herrscher. Genau das ist das Urgeheimnis der ersten Trolle, dass sie dem Land des Mittwaldes die richtigen Fesseln anlegen konnten, oder wenigstens die Stätten ihrer Vorgänger richtig kultivieren, also gegen die wilde Kraft des ungebändigten Seins regelrechte Dämme zu errichten und dadurch ihren Fluss nach ihrem Willen zu lenken. Ein solch großartiges Werk konnte nur von einem Volk vollbracht werden, das erkannt hatte, dass der Glaube an die Götter zur Unfreiheit erziehen muss und zu einer totalen Herrschaft mächtiger Titanen führt, die unter genau die gleichen Wirkgesetze fallen, wie ein jedes anderes Mitglied der Familie des Seins.
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Kann also ein Mensch die Herrschaft über das Land gewinnen? Ich glaube ja. Denn nichts unterscheidet uns von den Trollen, bis auf das Festhalten an den so liebgewonnenen Ketten des Götterglaubens. Wer aber bereit ist diese Ketten abzustreifen und den freien Blick auf das Land zu werfen, der wird selber schliesslich zum Gott aufsteigen, so wie ein Sklave sich aus der Herrschaft befreien muss, um sein eigener Herr zu werden. Um diesen Weg nun erfolgreich zu bestreiten muss ein Mensch herausfinden, wie genau die Herrschaft der Trolle über das Land festgelegt wurde. Er muss die alten Stätten aufsuchen und die alten Rituale verstehen lernen, damit er selber zur Herrschaft reifen kann. Denn wer über das Land herrscht, der herrscht auch über das darin und drauf lebende Volk.


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Aktuelle Version vom 1. Januar 2015, 16:17 Uhr

Göttliches Allzugöttliches – Die verbotenen Sinnsprüche des Terramer von Rauffenberg

(Auszüge der Garether Edition von 1036 BF)


Teil I: Freiheit und Macht
 
 
 
 
1.

Also sagt Borbarad: Seine notwendigen Bedürfnisse so viel wie möglich selber befriedigen, wenn auch unvollkommen, das ist die Richtung auf Freiheit von Geist und Person. Viele, auch überflüssige Bedürfnisse sich befriedigen lassen, und so vollkommen als möglich, erzieht zur Unfreiheit.

2.

Ich bin viele Jahre gewandert und habe viele Orte gesehen. Selbst hinter das eherne Schwert haben mich meine Füße getragen, weil mein Geist und Wille von ihnen gefordert haben weiterzugehen, wo alle anderen stehen blieben. Ich habe in die Tiefe des menschlichen Geistes geschaut, um seine letzten Geheimnisse zu erforschen, aber gefunden habe ich nur Widersprüche und Blendwerk. Dennoch habe ich mein geistiges Auge gezwungen hinzusehen und meinem Geist befohlen zu verstehen. Nur wer bereit ist gegen sich selber hart zu sein und das Unerbittliche zu fordern, der hat den moralischen Anspruch dasselbe auch von seinen Mitmenschen zu fordern. Aber selbst in den unmenschlichsten Gegenden Deres habe ich niemanden gefunden, der eines solchen Anspruches auch nur im Ansatz würdig wäre.

3.

Von welcher Freiheit redet der Nandus-Sohn zu uns in seinem Testament? Er mahnt uns dazu, auf unseren eigenen Füßen zu stehen und uns nicht wie bequeme und verweichlichte Granden in Al’Anfa herumtragen zu lassen. Nicht zu warten, bis ein anderer uns einen Almosen zuwirft, sondern von dem zu leben, was wir selber erreichen können. Ach, wie viel freier sind sogar die Würmer in der Erde, denen es niemals einfallen würde sich zu beklagen, dass ihr Essen schmutzig sei!

4.

Freiheit beginnt schon darin sich zu weigern, auch nur ein einziges Wort aus dem Munde aller Umstehenden aufzunehmen und zu wiederholen. Dasselbe gilt in gleichem Maße für die Philosophie des Meisters über Götter und Dämonen.

5.
Ordnung und Chaos sind nur zwei Ausprägungen des gleichen Willens zur Freiheit. Während das Chaos jede Struktur verneint und seinen Zustand der ewigen Verweigerung zu einem Absoluten erklären will, erstickt die vollständige Ordnung jede Veränderung und Entwicklung. Beide beschränken also die Freiheit, die ein Geist benötigt, um sich in das Formenspiel des Kosmos einzufügen, mit scharfem Verstand zu betrachten und kreativ zu gestalten. Jede Regel, welche ein unüberwindbares Tabu herstellt, ist eine notwendige Schranke, die ein wahrhaft freier Geist zu nehmen hat. Oder wie es Borbarad selber sagt: Das Gute ist Freiheit der Entwicklung: Alles, was eine ausgelebte Form verewigen will, ist böse.
 
 
 
 
I.




 20px|link=[[Kategorie:|Freiheit und Macht]]
13. Phe 1036 BF
Freiheit und Macht
Spurensicherung


Kapitel 2

Volk und Herrschaft
Autor: JüS