Geschichten:Baron von Puleth - Reue: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 29. April 2016, 16:07 Uhr
Dramatis Personae:
- Felan Rondrik von Schallenberg, Ritter und Baron von Puleth
- Yalinda von Streitzig j.H. zur Greifenklaue, Kommandantin der Waldsteiner Wölfe
- Gernbrecht Weizschrot, Ratsherr in Kaiserhain
8.Peraine 1033 BF, einige Meilen vor den Toren der Stadt Kaiserhain
Die Praiosscheibe ließ ihren goldenen Schein den Boden des Perainemondes langsam wärmen und das frische Grün gerade erst unter dem Segen der Herrin des Ackerbaus aus der Erdkrume hervorgebrochener Halme auf den Feldern rings um die Stadt leuchten, umstanden von den kleinen Ausläufern des Reichsforst im Süden des Flüsschens Olku. Im Schutze dieser Bäume lagerten die Mannschaften des rechtmäßigen Barons, der grollend darüber nachsann, wie er die durch die Hand wildermärkischer Schergen und beherrscht von einem verdorbenen Tyrannen im Namen eines Raubritters entrissene Stadt Kaiserhain wieder zu befreien vermochte. Doch auch diesmal war es, dass nicht die göttliche Leuen, die Sturmherrin Rondra, die Felan vor allen anderen Göttern am meisten verehrte, sondern der listige Herr Phex, Gott der Diebe und Händler sowie Schutzpatron des Königreichs Garetiens und seiner Herrscherfamilie, es war, der ihm den Weg wies.
Felan saß in einem kleinen Zelt, kaum ausreichnd groß, dass er dort drin auf einem Schemel und einem Tischchen über seinen Plänen sinnieren konnte, als die Zeltplane zurückgeschoben wurde und die Rittersfrau Yalinda von Streitzig, Kommandantin der Waldsteiner Wölfe unangekündigt ins Innere sah. Felan runzelte darüber die Stirne, doch sagte er nichts und sah sie nur erwartungsvoll an, da er wußte sie würde ihn nicht ohne Grund stören.
"Hochgeboren, ihr solltet vielleicht nach draußen treten. Wir haben einen Gast."
Mit diesen Worten zog sie sich auch schon wieder zurück und Felan erhob sich, rückte den waldgrünen Polsterwams mit dem goldenen Luchs seines Hauses zurecht, legte die Hand auf den Schwertknauf und trat vor das Zelt. Dort erwarteten ihn bereits die wichtigsten seiner Ritter und bildeten eine Gasse, durch die Yalinda einen breitgebauten Mann führte. Felans Augenbrauen hoben sich erst überlegend, wer dies sei, bevor ihn die Erkenntnis traf und ein zorniger Gesichtsausdruck auf sein Antlitz trat.
"Ihr...ihr ..." Felan rang vor lauter Wut mit sich, welcher Schimpfname für diesen verräterischen Hund ausreichend schlimm wäre, um ihn angemessen zu betiteln, und stapfte stattdessen bedrohlich auf den Mann zu. Der erblaßte sichtlich und wich schon einen Schritt zurück, die Hände leicht abwehrend erhoben. Yalinda hingegen wagte es dazwischen zu treten.
"Friede, Hochgeboren. Dieser Mann kommt zu uns, weil er uns helfen will."
"Helfen? So helfen, wie er diesem Bastard Landolf von Kallerberg geholfen hat? Gernbrecht Weizschrot, so lautet doch euer name, nicht wahr? Oh ich erinnere mich nur zu genau an euer Gesicht, Ratsherr!", spie Felan diesen Titel geradezu aus. "Ihr gehört zu denjenigen, die sich verschworen haben. Nach allem was ich gehört habe gehörtet ihr sogar zum innersten Kreis!"
"E-euer H-hochgeboren,", wagte Weizschrot vorzubringen, wobei er sich halb hinter Yalinda zu verstecken schien. "Mir ist durchaus bewußt, dass ich gefehlt habe, aber ihr müsst mir glauben dass ich zutiefst bereue, beim gerechten Herrn Praios ich bereue und bin bereit jede Strafe zu akzeptieren die ihr mir zugedenken wollt, wenn ihr mir zuvor gewähren wollt einen Teil meiner Schuld abzutragen...ich, bitte ihr müsst mich anhören. Ich weiß es war ein Fehler und was Landolf in der Stadt nach ihrer Einnahme angestellt hat war barbarisch. Das habe ich nicht gewollt, das müsst ihr mir glauben, Hochgeboren! Ich kann euch helfen!"
"Helfen, warum sollte ihr mir helfen? Ihr seid ein Haderlump!"
"Er hat meine Tochter...", kamen die leisen Worte zurück. "Bei der gütigen Herrin Travia, er hat meine Tochter und er hält sie als seine..seine..." Offensichtlich rang der Mann um die rechten Worte, die beschrieben wie seine Tochter von der Macht des derzeitigen Herren der Stadt mißbraucht wurde, ohne ihre Ehre dabei in Zweifel zu ziehen. Erneut verzog sich Felans Miene zornig, doch diesmal traf nicht Weizschrot sein Zorn, sondern Landolf, der es wagte Bürgertöchtern etwas anzutun, was einen Vater derart verzweifeln ließ.
"Aber warum sollte ich nun glauben, dass er euch nicht erpresst mich in eine Falle zu locken? Wer einmal lügt dem glaubt man nicht, und wenn er noch die Wahrheit spricht."
"Herr Baron, ich habe aus selbstsüchtigen Motiven nicht nur das Leben meiner Familie gefährdet indem ich hierher gekommen bin. Nein, ich habe andere derart leiden gesehen, das mein Herz mich hierher getrieben hat. Landolf würde meine Tochter vermutlich so oder so umbringen, wenn er ihrer überdrüssig ist. Er ist ein Monstrum! Ich habe Wissen. Wissen dass euch nützlich sein kann die Wachen zu überwinden des nächtens. Es gibt viele in der Stadt, die noch treu zu euch stehen und ebenso bereit sind Maßnahmen zu ergreifen um zu helfen. Bitte, lasst diese nicht auch wegen meiner Fehler leiden, denn täglich werden sogenannte Aufwiegler verschleppt und verschwinden in dunklen Kellern, nur weil sie die Hoffnung auf eure Rückkehr nicht aufgegeben haben."
Felan zog die Augenbrauen zusammen, aber überlegte nicht lange. Es war leicht ihn an seiner Ehre zu packen, aber er wollte lieber ein toter Ritter mit Ehre sein, sollte es eine Falle sein, als in den eigenen Augen das Gesicht zu verlieren. Zumal er ja ohnehin vorgehabt hatte die Stadt alsbald möglich sich zurückzuholen und hier würde sich womöglich die einzige nahe Möglichkeit ergeben.
"Weizschrot, ihr habt Schande über euch gebracht und Leid über Viele. Doch ich gewähre euch die Möglichkeit einen Teil eurer Ehre wiederherzustellen und die Möglichkeit eure Tochter zu retten. Euer eigenes Schhicksal ist damit noch nicht entschieden, damit ihr es wisst." Weizschrot ließ die Schultern hängen, aber nickte dennoch mit einem hoffnungsfrohen Gesicht. Felan winkte Yalinda und seinen Vetter Wulfger zu sich und gemeinsam zogen sie sich zu viert zurück von Weizschrot zu hören, was dieser zu erzählen hatte.