Geschichten:Gefährliche Wahrheiten - Teil 6: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. Juni 2019, 08:06 Uhr

Greifenfurt, 16. Travia


Es war schon später Nachmittag als Arve und Helidon das Gasthaus „Zum grünen Weiher erneut betraten.“ Helidon hatte schlechte Laune. Der ganze Tag war ein einziger Schlag ins Wasser gewesen. Nicht nur, dass seine Ermittlungen ihn kein Stück weiter gebracht hatten und er somit weiterhin auf die Aussagen dieses ominösen Wulfen angewiesen war, da hatte ihm doch vorhin doch so ein Straßenbengel seinen Hellerbeutel abgeluchst. Die Verfolgung war natürlich nur von kurzer Dauer, in diesen engen Gassen war es für so einen Strolch bei entsprechender Ortskenntnis ein Leichtes ungesehen unterzutauchen.

Wie auch immer, er hatte noch Reserven und wünschte sich jetzt nichts sehnlicher als etwas Warmes im Magen. Die Schankstube war mäßig gefüllt. Die beiden Neuankömmlinge wurden kaum zur Kenntnis genommen und setzten sich nach kurzem Umsehen an einen freien Tisch.

Arve bestellte beim Wirt zweimal den Tageseintopf und zwei Bier, viel mehr würde man hier ohnehin nicht erwarten können. Um ihn ein wenig aufzumuntern sprach er dann seinen Begleiter an: „Ach Kopf hoch, Herr Farnhem. Ich bin mir sicher, Wulfen wird uns heute Abend den entscheidenden Hinweis liefern. Dann könnt ihr eins und zwei zusammenzählen und habt euren ach so ersehnten Heroldartikel in der Tasche. Was werdet ihr wohl mit der Prämie anfangen, hm?“

„Nicht dass Euch das etwas angehen würde, Herr Steinbrecher, aber Eure Zuversicht kann ich nicht so ganz teilen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass uns der Kerl noch was Brauchbares liefert. Wahrscheinlich ist er doch längst schon über alle Berge.“

„Nein, das glaube ich kaum. Die Hoffnung, auf ein reines Gewissen und ein paar Heller mehr im Beutel wird ihn noch eine Weile im Wald verweilen lassen, seid unbesorgt.“

In dem Moment betrat die junge tulamidische Dame die Schankstube, die die beiden bereits vor zwei Tagen kennen gelernt hatten. Als sie sie erblickte, lächelte sie ein wenig nervös und hielt auf ihren Tisch zu. „Phex zum Gruße die Herren, ist es gestattet?“

Helidon rückte ein Stück zur Seite. „Aber sicher, so nehmt doch bitte Platz.“

Die Dame, die sich ihnen als Felide Olimah vorgestellt hatte, bestellte sich bei einer vorbeilaufenden Schankmagd einen Becher Wein. „Sagt, werter Herr Farnhem, haben Euch eure Ermittlungen schon weiter geführt?“

„Nun wisst ihr, bisher konnten wir lediglich Gerüchte in Erfahrung bringen. Konkretere Ergebnisse hoffen wir jedoch in Kürze zu bekommen. Falls es Euch interessiert, solltet ihr in jedem Falle die kommenden Ausgaben des Heroldes verfolgen.“

Er musste dabei grinsen. Ein wenig Eigenwerbung konnte ja schließlich nicht schaden.

Doch seine Gesprächspartnerin lächelte nicht. Im Gegenteil, sie sah ein wenig besorgt aus. „Jedenfalls bin ich froh, Euch noch wohlauf zu sehen, ich hatte schon schlimmeres befürchtet.“

Schlagartig wurde Helidon ernst. „Bitte? Wie meint ihr das. So sprecht doch.“

„Heute morgen habe ich bei einem Besorgungsgang einen ganzen Trupp bewaffneter Reiter gesehen. Sie waren nicht von hier, von den Gewändern her eher aus Eurer Gegend. Jedenfalls sahen sie aus, als sei mit ihnen nicht zu spaßen.“ Sie machte eine Pause und nippte an ihrem Wein.

„Und weiter? Was wollten die denn? Konntet Ihr da etwas Näheres erfahren?“

„Guter Mann, ich bin wahrlich nicht mit großer Kühnheit gesegnet, noch verspürte ich das Bedürfnis, mich selbst in Gefahr bringen zu müssen“, erwiderte sie ernst. „Ich habe stets gebührenden Abstand gehalten und sie nur wie beiläufig beobachtet. Sie hielten wahllos Passanten auf der Strasse an und rieben ihnen Pergamente unter die Nase. Offensichtlich erkundigten sie sich nach gewissen Personen. Ja, und da ihr gerade auch aus der Gegend seid und ich um Euer heikles Vorhaben wusste, da dachte ich schon…“

Helidon war etwas blasser geworden und auch Arve machte nun einen besorgten Eindruck. „Herr Farnhem, das klingt alles ganz und gar nicht gut. Möglicherweise mischen wir uns hier in Dinge ein, die besser im Verborgenen geblieben wären. Falls Ihr jetzt abbrechen und wieder heim reiten wollt, könnt ich das gut verstehen. Nur auf meine Taler müsst ich dann doch bestehen, das versteht sich ja wohl, nicht war?“

Helidon schüttelte den Kopf. „Kommt nicht in Frage, nicht jetzt wo wir schon so nah dran sind. Wir reisen nicht ab, ohne noch einmal euren Kollegen aufgesucht zu haben. Und wenn wir dafür nochmals in den Wald müssen, dann soll es eben so sein.“

„Ihr seid ein wahrhaft mutiger Mann, Herr Farnhem!“ entgegnete Felideh. „Doch bei uns sagt man auch, zwischen großem Mut und großer Torheit liegt oft nur ein schmaler Grat. Bedenkt dies auf Euren weiteren Schritten. Wie auch immer, ich habe meine Geschäfte heute abgeschlossen und werde mich nun wieder Richtung Heimat machen. Ich war sehr entzückt, Euch kennen gelernt zu haben.“

Sie erhoben sich und Helidon gab ihr noch einen dezenten Handkuss. „Die Zwölfe auf Euren Wegen, meine schöne Dame. Und vielen Dank, ihr habt uns sehr geholfen.“

Auch Arve verabschiedete sich und sie blickten der Frau noch nach, die raschen Schrittes das Gasthaus verlies.