Geschichten:Hartsteener Kassen - Eine schallende Ohrfeige: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 12. Februar 2016, 20:07 Uhr
Burg Aldengrund in Puleth, Ende Praios 1035 BF
»Er tobt noch immer, Herrin. Bitte geht Ihr hinein und sagt ihm, dass das Abendmahl bereitet ist. Ich traue mich einfach nicht.«
Heulend mit schwarzen Flecken im Gesicht kauerte die junge Magd Ilmpetta vor einem Scherbenhaufen, während eine braune Flüssigkeit von ihrer weißen Schürze auf den Boden tropfte. Was war bloß ihr Fehler gewesen? Sie hatte doch nur leise die Tür öffnen wollen, um den Herren von Schallenberg das Nachtessen zu kredenzen. Die erregte Stimme des Herrn Barons hatte sie schon an der Treppe vernommen, aber sie war nun ja schon lange genug in der Stellung (nämlich seitdem der Hochgeborene Herr hier Einzug gehalten und aus Kaiserhain fähiges Gesinde zu sich geholt hatte), um seine hochadligen Stimmungsschwankungen zu kennen. Doch das wenige Spann neben ihrem Köpfchen zerberstende Tintenglas hatte sie so sehr erschreckt, dass sie den Braten samt Soße hatte fallenlassen.
Dermaßen derangiert fand Jalga von Streitzig ihre Dienerin auf dem Burgflur und sofort ergriff sie tiefes Mitleid mit der armen Kreatur. Auch sie hatte die laute Stimme ihres Gatten hergelockt, genauso wie all die anderen Burgbewohner, die ihre Arbeit hatten stehen lassen, um den Grund für diesen lauten Streit zu erfahren.
In dem Arbeitszimmer des Barons polterte es laut und Stille folgte. ‚Jetzt hat er ihn umgebracht‘, fuhr es ihr wie ein Blitz durch den Kopf. „Er“, das war des Barons jüngerer Vetter Wulfger, den ihr Gatte nach seiner Rückkehr aus den Tulamidenlanden zu sich zum Rapport beordert hatte. Sie ahnte bereits, worauf sich dieser Wutausbruch begründete, atmete daher tief durch und raffte ihr Kleid. Sie pochte laut an die halbgeschlossene Eichentür und trat ein, mit einem großen Schritt über Tinte und Braten hinweg.
Ihr Gatte, der Baron Felan Rondrik von Schallenberg, stand mit dem Rücken zum Zimmer vor dem weitgeöffneten Fenster, dessen Blick sich öffnete auf die wallenden Höhen des nahen Feidewaldes. Vor der Wand lag ein schwerer Eichenstuhl, der offenkundig zuvor noch neben dem Schreibtisch gestanden hatte, bevor jemand (Jalga vermutete stark ihr Gatte) ihn mit roher Kraft durch das halbe Zimmer geschleudert hatte. Auf einem anderen Stuhl am Schreibtisch saß Wulfger von Schallenberg, sich mit einer Hand die glühend rote Wange haltend. Sein Blick ging erschrocken zur Tür, und unmittelbar verspürte Jalga auch für diesen armen Mann großes Mitleid.
»Das Essen ist bereitet«, sagt Jalga das erste, was ihr in den Sinn kam, um die unangenehme Situation zu erleichtern. »Jedenfalls der Rest, der jetzt noch übrig ist, nachdem ihr die arme Ilmpetta fast durch eure Wurfgeschosse erledigt habt.«
Wulfger schwieg betreten und ließ seinen Blick hinüber zu Felan gleiten, der unverändert starr am Fenster stand. Es dauerte eine Weile, bis er sich umdrehte und mit blutunterlaufenen Augen seine Gattin ansah. Sofort erfasste Jalga ein tiefes Mitgefühl für ihren Mann, der offensichtlich so stark litt, dass er gegen seinen geliebten Vetter handgreiflich geworden war.
»Meine liebste Jalga«, brachte Felan gepresst hervor. »Hast du gehört, was sich mein Vetter Wulfger herausgenommen hat, während ich eine Queste im Namen des tugendhaften Kaiser Alrik auf mich genommen habe?«
»Felan, es war…«, setzte Wulfger zu seiner Verteidigung an, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Schweig. Ich werde sonst etwas sagen oder tun, was wir beide später bereuen würden.«
Jalgas und Wulfgers Blicke trafen sich. Nur zu gut wusste sie, was ihren Gatten dermaßen aus der Fassung gebracht hatte, schliesslich hatte ihr Wulfger bei ihrer Rückkehr aus Uslenried kleinlaut die gesamte Geschichte erzählt. Wie er bereits Anfang Rahja diese Gauklerin Alissa in Kaiserhain getroffen hatte und sich sofort in sie verliebt hatte. Wie er ihr, als Jalga zu ihrer Familie abgereist war, voller Stolz und Leidenschaft die Burg und sogar die Schatzkammer gezeigt hatte. Und wie er einen Tag später mit brummendem Schädel erwacht war und mit Schrecken feststellen musste, dass er offenkundig einer Betrügerin aufgesessen war, die sein Vertrauen schändlich ausgenutzt hatte. Und dass er der Hauptfrau des Blautanns irgendwie das nötige Gold beschaffen musste, das für die Zahlung der Blautanner Sondersteuer vorgesehen und nun verschwunden war.
»Felan, es tut mir so unendlich leid. Ich habe das Gefühl, dass das alles meine Schuld ist! Ich hätte nicht nach Uslenried gehen dürfen…«
»Nein, Jalga«, fuhr Felan ihr kopfschüttelnd und fest ins Wort. »Du bist völlig unschuldig. Du hast ja nicht ahnen können, dass dieser… dieser Schandfleck der Familie seine Ehre und sein Familienbewusstsein wie schimmliges Brot wegwerfen und der Familie das Kostbarste stehlen würde, was sie besitzt. Wenn du auch nur geahnt hättest, dass dieser Nichtsnutz die Burg seiner Vorfahren in einem billigen Kuhhandel wie eine Hure verkaufen würde.«
Eine Zornesader bildete sich auf Felans Stirn, und er ballte seine Fäuste so fest, dass die Knöchel weiß wie Marmor wurden.
»Ich weiß«, sagt Jalga leise. »Er hat es mir ja erzählt.«
Sie hatte nicht glauben können, was Wulfger ihr dann bei ihrer Rückkehr erzählt hatte. Um bis zum Ende des Rahjamondes die nötigen Dukaten zu treiben, war er bis zum Undenkbarsten gegangen. Ein Wulfensteyr hatte ihm unter der Hand erzählt, dass man im Schlund dieser Tage gute Geschäfte machen und sich Haus und Hof beleihen lassen konnte. Doch eine so große Summe, wie Wulfger sie brauchte, hätte er niemals so kurzfristig leihen können. So war er zum Baron von Nettersquell gegangen und hatte diesem die Stammburg der Familie Schallenberg, die alte Feste Sturmwacht in Rabensbrück, zum Kauf angeboten und der Schlunder hatte eingeschlagen. Er hatte Wulfger sogar persönlich bis zum Rabensbrücker Alrik begleitet und lächelnd den Vertrag unterschrieben, mit welchem der Rabensbrücker den Nettersqueller zum neuen Junker von Sturmwacht ernannte. Die Kiste mit dem Gold schliesslich hatte Wulfger persönlich zum Blautann auf die Festung Feidewald gebracht, und es war, als hörte er all die Quintian-Quandt-Vasallen über sein Unglück feixen und lachen.
»Aber dafür hättest du ihn doch nicht schlagen müssen, Felan«, blickte Jalga mit Tränen in den Augen ihren Gatten an.
»Ich habe diesen Kerl nicht deswegen geschlagen, weil er die Burg seiner Vorväter und Ahnen wie billigen Schmuck dem nächsten Krämer hinterhergeworfen hat. Das ist bei den Zwölfen leider geschehen und im Moment kann ich daran nichts ändern. Ich schlug ihn, weil er sich ungebührlich und respektlos über seine neue Familie geäußert hat. Denn von diesem Tag an ist er kein Schallenberg mehr. Stattdessen habe ich mich nun doch entschlossen der Bitte von Debrek von Zweifelfels zu entsprechen und ihn an seine jüngere Schwester Raulwine Leodora zu vermählen.«
»Mit den Hinterwäldlern willst du ihn vermählen?«, rutschte es Jalga raus, bevor sie sich auf die Lippen biss.
»Ja, mit diesem ehrwürdigen Waldsteiner Adelshaus werde ich ihn vermählen. Und nur weil du meine Frau bist und nur weil du in Waldstein aufgewachsen bin, werde ich dir deine unpassenden Worte verzeihen, denn sie waren genau die gleichen wie die meines unwürdigen Vetters.«
◅ | Noch zwölf Tage... |
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Einer Ohrschelle Nachhall | ▻ |