Geschichten:Am Sandkasten - Leobrecht: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:23 Uhr
Sie hustete, viele Jahre würden es nicht mehr werden. Es wurde Zeit dafür zu sorgen, dass alle Kräfte an der richtigen Position waren. Sie schob mit einer zwei Schwerter tragenden Raidri-Figur die rotweiße Figur und den Reichssoldaten enger aneinander, hob sie beide auf...
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Dramatis Personae
- Leobrecht von Ochs, Reichsvogt der Efferdstränen
- Korhilda von Hartwalden-Sturmfels, seine Adjutantin und Geliebte
- Alvar von Krauzung, Firun-Geweihter, Königlicher Jagdhüter
- Graf Ingramm, Sohn des Ilkor von Schlund
- Alvar von Krauzung, Firun-Geweihter, Königlicher Jagdhüter
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Festung Efferdsträne, Kaiserlich Efferdsträne, 1033 BF
"Alvar von Krauzung", lächelt ging der Reichsvogt auf den alten Firungeweihten zu, "musst Du nicht für die Königin die Brache hüten?"
Der Angesprochene spuckte ein wenig Mohacca aus, den er gegen die Übelkeit gekaut hatte und lief seinerseits über die Planke auf Leobrecht zu. "Die finsteren Mächte scheinen auch mal Ruhe zu brauchen. Es passiert zu wenig, der garetische Adel hat wieder Zeit, sich gegenseitig zu bekämpfen. Das ist eine feine Feste, mein Kerkermeister".
Leobrecht führte seinen alten Jugendfreund in Richtung seiner Burg. "Kannst Du mich ohne Gefangenge schon Kerkermeister nennen? Die Kaiserin hat mich gebeten, die Burg zum Gefängnis umzubauen, aber sie schickt keine Gefangenen!"
"Vielleicht reserviert sie ja für einen ganz besonderen Gefangenen! Es dürfte doch bald einen Grafen zu viel geben...", Alvar räusperte sich, "wie geht es Deiner 'Frau' und den Kindern?"
Ein Schatten flog durch Leobrechts Gesicht. "Ach wäre sie's doch nur! Sie erwartet Dich in der Feste. Ich muss mich vorerst entschuldigen - da sind wichtige Güter mit den Schiffen gekommen, die Rohaja wohl ungern auf dem Schwarzmarkt wiederfinden möchte."
Korhilda betrat den mit Delphin-Ornamenten geschmückten großen Saal, "Leobrecht, wir müssen reden!" Leobrecht schluckte zu schnell an dem von Alvar mitgebrachten Torbelsteiner Brand und musste husten. Er kannte Korhilda viel zu lange. Sie hatte sich was in den Kopf gesetzt, dass ihm nicht gefallen würde.
"Ich habe mich letzte Woche lange mit Alvar besprochen. Er hat mir die Augen geöffnet: Du bist mit hoher Wahrscheinlichkeit das nächste Oberhaupt des Hauses Ochs. Und sehr wahrscheinlich wird Golgari sich mit Giselda nicht mehr allzuviel Zeit lassen. Also warum lässt Du Dich von Ihr in diese Ehe zwingen?"
"Korhilda, die Diskussion hatten wir so oft. Ich wäre kein Ochs, wenn ich nicht auch dieses Joch tragen würde. Ich schulde dem Haus Treue!", Korhilda wollte ansetzen, aber Leobrecht fuhr schnell fort, "Und wir haben doch noch immer den Kampf gegen den Giganten. Ich glaube an Dich, Du kannst das schaffen."
Tränen füllten Korhildas Augen "Du musst Dich entscheiden, wem Deine Treue gehört: Mir oder Deiner Schwester! Ich will bevor ich vielleicht sterben sollte, vor den Göttern besiegeln, was uns Rahja und Tsa geschenkt haben. Denk auch mal an unsere drei Kinder. Sie sollen einen richtigen Namen tragen dürfen."
Leobrecht starrte auf das leere Glas. Korhilda war wie verändert, sie hatten das alles schon diskutiert und entschieden. Irgend etwas stimmte nicht auf diesem Schlachtfeld, das sagte ihm sein Bauchgefühl. Wahrscheinlich war es nur Korhildas Angst vor dem möglichen Tod, aber...
"Alvar hat zugestimmt, uns noch während seines Aufenthaltes hier zu vermählen... ansonsten nehme ich das Angebot Deiner Schwester an führe und die Schlunder Truppen auf dem Arvepass - in den sicheren Tod."
Leobrechts Herz krampfte sich zusammen. Er konnte das nicht zulassen - und sie wusste das auch. Verdammt nochmal, sie hatte ihn in der Hand - er hasste das. In letzter Zeit war er der Spielball zwischen diesen beiden Frauen, nur leider spielten sie nicht das gleiche Spiel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Giselda reagieren und den Ball wieder in eine völlig andere Richtung werfen würde. Wie der Brendiltaler ob der geplatzten Werbung um Chaliba reagieren würde, war auch noch völlig offen. Er würde es nicht leicht haben in der Markgrafschaft.
Korhilda schaute ihn fragend an "Und?"
Leobrecht warf alle seine Bedenken in den Wind und traf sich selbst betreffend wohl seine erste eigenmächtige Entscheidung - es fühlte sich gut an. Um Sicherheit bemüht, griff er auf altes Erlerntes vom Wandlether Grafenhof zurück. Er riss eine Rose aus dem Topf an der Fensterbank - irgendeine Eslamsgrunder Züchtung mit martialischenm Namen, von diesem verrückten alten eslamsgrunder Rittmeister zu Leobrechts Ernennung geschenkt - ging auf Korhilda zu und fiel auf die Knie. "Hohe Dame Korhilda von Hartwalden-Sturmfels, ich kniee demütig vor Euch als einfacher Diener unserer Kaiserin ohne erbliche Lande. Würdet Ihr mir die Erlaubnis erteilen, den Grafen um eine Verbindung der Häuser Sturmfels und Ochs zu bitten, so wie es Brauch und Sitte ist?"
Korhilda musste lächeln "Heißt das ja? Willst Du mich heiraten?" Leobrecht nickte, und auch Korhilda folgte dem alten Protokoll. "Dann will ich Euch, Hochgeboren Leobrecht von Ochs, diese Erlaubnis erteilen."
Korhilda weinte vor Glück, als Leobrecht sie in seine Arme schloss. Eigene Entscheidungen zu treffen war ein erhebendes Gefühl - er sollte so etwas öfter machen.
Schlunder Wiesenschlösschen, Gräflich Ingerimmsschlund, 1033 BF
Der alte Zwerg schmunzelte, als ihm Alvar den Brief von den Efferdtränen überreichte. "Ich habe Eure Zustimmung angenommen und dem Wunsch der beiden entsprochen, Hochwohlgeboren", hatte er gesagt.
"Na da wird Giselda aber mächtig toben - Leobrecht scheint sich endlich ein Herz gefasst zu haben. Gut, dass ich nochmal mit Rohaja gesprochen hatte. Ich wusste, der Junge ist zu schade als Baron von Viehwiesen. Titel und Entfernung haben ihm Mut gemacht, und Du wahrscheinlich auch mein lieber Alvar.", der Graf leckte sich das Bier vom Schnurrbart.
"Hochwohlgeboren Ihr überschätzt mich - die Firun-Kirche ist neutral.", Alvar lächelte unschuldig.
Der Graf nickte, "Über die Neutralität der Firun-Kirche mache mir keine Gedanken. Was aber der königliche Jagdhüter und die Familie Krauzung davon haben, ist für mich ehrlich gesagt ein unbeleuchteter Stollen. Aber Du wirst mir keine Laterne reichen - dafür ist ein Firun-Priester wieder zu schweigsam."
Es wurmte ihn schon - aber auf der anderen Seite hatte er viel Zeit und konnte schon so manche der menschlichen Intrigen auf seinem Grafenthron aussitzen. An einem steinernen Thron kann man nicht sägen - dass wusste er.