Geschichten:Bis dass dein Tod uns scheidet Teil 11: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:35 Uhr

Burg Leihenbutt, 22. Praios 35 Hal:


Simiona kehrte spät abends mit einem Teil ihrer Söldner in ihr Hauptquartier nach Burg Leihenbutt zurück, Hauptmann von Eslamsbrück ritt an ihrer Seite.

Ihr Ausflug hatte ihr nicht nur einen neuen befestigten Außenposten, sondern auch noch etwa anderthalb Dutzend neue Söldner eingebracht, die nur allzu gerne bereit waren, in ihre Dienste zu treten. Alles eine Frage der Motivation, wie sie zufrieden feststellte. Außerdem hatte sie endlich einmal die Gelegenheit, ihre neuen Fähigkeiten auszuprobieren.

Sie hoffte, dass der Namenlose ihr verzeihen würde, dass sie ihm noch keine neuen Anhänger verschafft hatte, sie nahm sich fest vor, dies in naher Zukunft nachzuholen.

Es gab noch einiges zu tun. Simiona hatte schon einige Vorbereitungen getroffen, um ihren Mann Nimmgalf zurück zu gewinnen, wenn auch ihre Methoden eher unkonventioneller Natur wären. Erst hatte sie noch gehofft, dass er freiwillig zurückkehren würde, oder sich zumindest durch die Anwesenheit Hilbert von Hartsteens dazu bewegen lassen, es zu tun. Jedoch hatte ihr Gatte bisher keinerlei Anstalten gemacht, ihrem Angebot zu entsprechen. Nun, sie würde wohl eine etwas deutlichere Sprache sprechen müssen – ein kleiner Finger des Reichsvogtes wohl verpackt nach Burg Zankenblatt gesandt würde ihre Botschaft entsprechend formulieren.

Nebenbei hoffte sie, dass Bartholomäus und die anderen bei ihrer Mission in Gareth Erfolg gehabt hätten. Für einen untoten Praiodan hatte sie ein ganz besonderes Plätzchen vorgesehen. Jedoch war ihr bewusst, dass sie da viel verlangte und wenn Bartholomäus keinen Erfolg hätte, würde sie es ihm nachsehen, dafür war sie derzeit einfach zu gut gelaunt.

Als ihr Reitertrupp nach Leihenbutt hineinpreschte war fast keine Menschenseele mehr auf den Straßen. Als sie damals an Nimmgalfs Seite durch den Ort geritten war, kamen die Menschen hervor und jubelten ihnen zu, doch diese Zeiten waren vorbei. Als sie am Tempel des Güldenen vorbei ritten, hielt Simiona kurz inne und kehrte zu einem kurzen Gebet ein. Sie spürte, dass ihr dunkler Gott ein besonderes Augenmerk auf sie gelegt hatte. Erneut war sie von großer Zuversicht erfüllt, ihre weitreichenden Pläne in naher bis mittlerer Zukunft umsetzen zu können. Waldstein würde ihr gehören!

Als sie sich dem Burgtor näherten wurde das Fallgatter hochgezogen und die Banner Leihenbutts gehisst, um zu signalisieren: die Herrin war wieder da. Sie stieg von ihrer weißen Shadifstute und drückte dem Stallburschen die Zügel in die Hand, ihre Männer taten es ihr gleich. Die Comtessa eilte schnurstracks zu ihren Privatgemächern, Hauptmann von Eslamsbrück begleitete sie.

Als Simiona auf dem Weg zum Salon auch an dem Zimmer vorbei kam, wo der Reichsvogt einquartiert war, fiel ihr auf, dass die Türe nur angelehnt war, außerdem fehlte die Wache vor der Türe. Dies machte sie stutzig und so eilte sie rasch dorthin. Sie riss die Tür auf und im nächsten Moment stieg eiskalte Wut in ihr hoch: der Reichsvogt war verschwunden. „VERDAMMT! Wo ist er hin?“ Mit vor Wut funkelnden Augen drehte sie sich zu ihrem Hauptmann um.

Auch Wolfgram von Eslamsbrück war sichtlich irritiert. „Das kann ich auch nicht sagen, Sim… Herrin.“ Ein Schlag mit der offenen Hand traf ihn ins Gesicht.

„WER war zu seiner Bewachung eingeteilt?“

Wolfgram zögerte.

„Raus mit der Sprache!!!“ brüllte Simiona ihn an.

„Es… das müsste Morfried Galbart gewesen sein, ich hatte ihm vor der Abreise genaue Instruktionen gegeben.“

Simiona stieß ihn zur Seite und lief zu den Quartieren der Gemeinen. Die erste Magd, die ihr über den Weg lief, fuhr sie zornig an: „Soldat Galbart, wo ist der Kerl?“

Die Magd blickte sie ängstlich an: „Es... es geht ihm nicht gut. Er liegt in seinem Quartier und…“

„Bring misch `in, SOFORT!“ Sie packte sie grob am Arm und schubste sie vor sich her. Die Magd eilte so schnell sie konnte zu dem Zimmer, wo der kranke Soldat untergebracht war. Simiona trat ohne anzuklopfen ein. Der Soldat sah recht übel aus, irgendwas schien ihm ordentlich zugesetzt zu haben.

Simiona lies das völlig kalt. „Wo ist der Reischsvogt? Rede!“

„Fremde kamen hierher. Sie gaben vor, Euch zu kennen. Sie… sie haben den Reichsvogt mitgenommen, ich dachte nicht dass…“

Simiona lud ihre Balestrina durch. Als der Soldat das sah, fing er jämmerlich an zu wimmern und zog die Decke näher an sich ran.

Wolfgram näherte sich ihr vorsichtig um sie zu beschwichtigen: „Bedenkt, Herrin, dem Mann wurde scheinbar übel mitgespielt. Vielleicht solltet Ihr…“

„Nein, sollte isch nischt!“ In diesem Moment schoss Simiona dem Mann ins Gesicht. Die Kugel trat auf der anderen Kopfseite wieder aus und riss einen Schwall Blut, Hirnmasse und Knochensplitter mit, die vor die Wand klatschten. Die Magd schlug entsetzt die Hände vor den Mund und lief davon.

Simiona blickte immer noch wütend erst den Erschossenen, dann den Hauptmann an. „Isch verabscheue Inkompetenz! DU wirst sofort ein paar Häscher losschicken, die mir den Reischsvogt wieder einfangen. Und dass sie mir ja nischt mit leeren Händen wiederke`ren. Isch `offe, das war klar und deutlisch!“

Wolfgram nickte stumm, salutierte kurz und marschierte eilig davon. Er wusste dass seine Herrin leicht reizbar war, aber mit einer sofortigen Exekution eines seiner Männer hätte er nicht gerechnet. Er hoffte nur, dass er ihr niemals einen Anlass bieten würde, auf ihn wütend zu sein.

Simiona ging zurück in ihre Gemächer, während die Diener die Sauerei beseitigten. Sie öffnete das Fenster und atmete tief durch. Wenn ihre Leute keinen Erfolg bei der Suche nach dem Reichsvogt hätten, blieb ihr wahrscheinlich nur noch eine Wahl: Bartholomäus würde es erledigen!