Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 23c: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:32 Uhr
Dramatis personae:
- Welfert von Mersingen ä.H., Baron zu Aschenfeld und Heermeister der Rabenmark
- Merovahn von Mersingen ä.H., Baron zu Schnattermoor und Bannerträger der Mersinger Ritterschaft
Burg Leihenbutt, 13. Rondra 1032 BF, kurz nach Sonnenuntergang:
Emotionslos blickte Welfert auf das Aufgebot des Schreckens, welches Simiona für die Verbündeten bereit hielt. Während der kühle Wind die Todesschreie der Bannstrahler zu ihm herübertrug, das Fiepen der Rattenschar an sein Ohr drang und um ihn herum mit Säure gefüllte Geschosse einschlugen, drängte sich das scharrende Geräusch fleischloser Hände, die sich aus der Erde wühlten in sein Bewusstein. Mit der Rechten auf die Untoten weisend, rief er seinen Rittern zu. „Haltet sie auf... solange ihr könnt.“
Merovahn von Mersingen, der Baron zu Schnattermoor, nickte grimmig, schwang seinen Morgenstern über den Kopf und warf sich mit seinen Vettern und Basen in den Kampf. Die leichten und mittelschweren Schlachtrösser trugen die Ritter schnell auf die Skelette und lebenden Leichname zu, während die Waffenknechte sich um die Überreste kümmerten, die den Reiterangriff überstanden hatten. Die Reiter wendeten und begaben sich in den Nahkampf. Immer wieder sauste die nachtschwarze Dornenkugel Merovahns auf die Untoten Scharen herab und zerschmetterte Knochen und Schädel. Bald schon waren die Ritter und ihre Waffenknechte in einen erbitterten Kampf verstrickt.
Rahaseth wieherte empört auf, als Welfert das Streitross um die eigene Achse tänzeln ließ, um sich einen Überblick zu verschaffen. Im Kriegshandwerk gegen Untote und Dämonen geschult, war dem Rabenmärker Heermeister schnell klar, dass sie eine verlorene Schlacht fochten. Sanft stieß er seine Sporen in die Flanke seiner Stute, um seinen Verwandten in den Kampf zu folgen, als nur wenige Schritte vor ihm die Welt zersprang und der Vorgang der Wirklichkeit zeriss. Wabernder Nebel sickerte heraus und verdichtete sich geschwind. Es war das geschulte Streitross, das sein Leben rettete. Anders als andere Pferde, war die Rabensteiner Stute mit ihrem ruhigen Gemüt darauf trainiert gegen widernatürliche Kreaturen anzutreten und scheute nicht, als die vogelbeinige Schreckgestalt aus dem Nichts trat und mit dem langen Schnabel nach Welfert schnappte. Die Stute legte sich zur Seite und trug ihn in einem Bogen an dem Dämon vorbei und galoppierte zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. Welfert, der nun von seinen Rittern abgeschnitten war, wendete sein Pferd und zog blank. Die vier grotesk verdrehten Dämonenhörner, die aus dem Vogelkopf ragten, zerschnitten pfeifend die Luft, als die Kreatur den Kopf hin und her warf. Seine schlängelnden Tentakel zuckten ekstatisch in blutdürstiger Erwartung des Kommenden.
Welferts Mund wurde trocken. Seit der 3. Dämonenschlacht war er keinem dieser Biester mehr begegnet, und damals hatte es ihn einen Großteil seiner Kompanie gekostet diesen Shruuf aufzuhalten. Doch diesmal war er vorbereitet. Sein dunkler Herr stand ihm bei.
Merovahn lieferte sich derweil bereits Rückzugsgefechte mit den Untoten. Es waren ihrer zu viele, dazu noch die ständigen Attacken der Rattenhorde, die immer wieder die Pferde scheu machten. Auch ihm dämmerte es inzwischen, dass diese Schlacht nicht zu gewinnen war. Wiederwillig gab er das Zeichen zum Rückzug. Sein Onkel würde alleine klar kommen müssen. Die Waffenknechte erbleichten als sie den Befehl vernahmen. Denn während sich die Ritter auf ihren Pferde schnell vom Kampfgeschehen lösen konnten, blieb es den Fußkämpfern überlassen, deren Rückzug zu decken. Es folgte eine blinde Flucht, nur vereinzelt waren Mersinger Ritter um Merovahn zurückgeblieben, um die treuen Knechte zu schützen. Viele der erschöpften Kämpen wurden von den wandelnden Untoten ergriffen und in das Verderben gerissen. Knapp zwei Dutzend gelang es schließlich den übrigen Reitern zu folgen, die Todesschreie ihrer Kameraden in den Ohren.
„Also gut, Dämonengezücht.“ Welfert spie aus. „Dann komm.“ Behände sprang er aus seinem Sattel und streckte die Schwerter wie Flügel von sich.
Infernalisches Kreischen wurde ihm als Antwort entgegengeschleudert, als sich der Dämon nach vorne warf und mit seinen fünf Tenakeln nach ihm schlug. Mit einem waghalsigen Sprung tauchte Welfert unter ihnen weg und schlug hart mit dem Knie auf den Boden. Während das linke Schwert hoch zuckte, um eines der Tentakel abzuwehren, schlug er mit dem Rechten zu. Zischend drang der geweihte Stahl durch den Greifarm und trennte ihn kurzerhand ab. Auch einen Zweiten konnte der Heermeister noch abwehren, doch der Dritte traf ihn an der Brust und schmiss ihn um. Gedankenschnell rollte er zur Seite, als auch schon der Schnabel des Ungetüms dort in den Boden hackte, wo sich gerade noch Welferts Kopf befunden hatte.
Er warf sich herum und kam schlitternd auf die Beine. Er zog seine beiden Schwerter wagerecht nach vorne und brachte dem Shruuf zwei Treffer auf der Brust bei.
Wieder zuckten die Tentakel auf ihn zu und der Heermeister warf seine Schwerter in kurzer Abfolge hoch. Links, rechts, wieder links. Ein Sprung nach hinten bewahrte ihn vor einem weiteren Treffer, doch Zeit selber zum Angriff überzugehen, blieb ihm nicht. Erneut schoss der Dämon nach vorne, von Blutdurst und Hass auf die Welt und die Lebenden getrieben. Welfert sah nur eine Chance. Er sprang seinem Gegner entgegen, unterlief so die Reichweite der Tentakel und warf sich auf die Knie, den Oberkörper nach hinten durchgedrückt. Schlitternd rutschte er unter dem aufgequellten Bauch hindurch und zog seine Schwerter über die Beine. Zufrieden vernahm er das qualmende Geräusch, als die Schneiden in die Dämonenbeine fuhren.
Er wollte sich aufraffen und nach vorne springen, doch traf ihn ein schwerer Schlag gerade als er abhob. Wieder schlug er hart auf. Doch diesmal außer Reichweite des Dämons, der beim seinem Versuch näher kommen, beinahe einknickte. Doch nur beinahe. Schnell hatte er sein Gleichgeweicht zurückerlangt und drang weiter auf Welfert ein. Dieser ließ seine Schwerter windmühlenartig kreisen und hackte weiter auf die heranschnellenden Tentakel ein. Ein weiteres fiel qualmend zu Boden, dann ein Drittes.
Auf einmal umhüllte Nebel den Dämon und er war verschwunden. Welfert konnte es kaum glauben. Von einem Moment auf den anderen, war der Spuk vorbei. Erschöpft stützte er sich auf seine Schwerter, und ließ den Kopf hängen. Geschafft.
Sein Blick glitt über das Schlachtfeld. Tod und Zerstörung, soweit sein Auge reichte. Er musste zusehen, hier zu verschwinden.
Ein brennender Schmerz durchfuhr seinen Oberkörper, als er von den Beinen gerissen und in die Luft gehievt wurde. Windende Tentakel schlängelten sich um seine Schultern und zerrissen das ihn schützende Kettengeflecht. Welfert wollte den Kopf drehen, konnte sich aber kaum bewegen. Faulender Geruch schlug ihm entgegen, während sich der Schnabel des Shruufs tiefer in seinen Leib fraß. Aus dem Augenwinkel sah er einen dunklen Schatten herbeihuschen. Plötzlich war sein Kopf von langen, schwarzen Federn eingehüllt, und scharfe Krallen bohrten sich die Brust der Unkreatur. Sein Nachtwind, den er bei einem Diener gelassen hatte, hatte sich offensichtlich losgerissen und hackte nun wütend in das Gesicht des Dämons, der daraufhin sein Griff um Welferts Schultern lockerte und stattdessen nach Welferts „Haustier“ hackte. Schwarze Federn stoben auf und segelten dann sanft wiegend zu Boden, bevor sich der Vogel verletzt zurückzog.
Verzweifelt verdrehte er seine Handgelenke und stieß von einem grollendem Aufschrei begleitet seine Klingen an seinen Hüften vorbei in den Wanst hinter sich. In knisterndem Zischen löste sich der Dämon in den Nebel auf, aus dem er so unvermutet gekrochen war. Geschunden und zerschlagen stürzte Welfert zu Boden, wo er benommen liegen blieb. Er war erschöpft, seine Muskeln brannten vor Anstrengung und in seinem Rücken lief ihm eine zähe Flüssigkeit herab. Gierig sog sein Wappenrock den Lebenssaft auf, der seinen Körper verließ. Müde. Er war schrecklich müde.
Quälend langsam zwang er seinen geschundenen Leib auf die Beine. Einige Schritt vor ihm, schlürften bereits die ersten Untoten herbei, um ihm den Rest zu geben. Rahaseth! Wo war bloß sein Streitross. Er stieß einen schrillen Pfiff aus, in der Hoffnung, die Stute würde auch in diesem Chaos gehorchen. Tief erleichtert vernahm er den vertrauten Laut klappernder Hufe. Mit letzter Kraft zog er sich am Sattelknauf hoch und warf sich bäuchlings über den Sattel, um sich in Sicherheit tragen zu lassen, doch die Untoten waren bereits bei ihm. Stöhnend ergriff er eines der Schwerter und wollte sich seinen Gegnern stellen, als er den Schlachtruf eines ihm unbekannten Ritters vernahm, der von der Seite herangestürmt kam...
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