Geschichten:Im Sturm - Heimat?: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 12. Februar 2016, 15:14 Uhr
Heerlager, 02. Rondra 1030 BF
Kurz überflog die junge Frau den Zustand ihrer Uniform und zog das Oberteil
noch kurz glatt, dann atmete sie tief aus und trat vor ihren Vorgesetzten
und nahm Haltung an. „Fähnrich Tanira von Natzungen meldet sich zur Stelle!“ Der Oberst schaute auf.
„Stehen Sie bequem!“
Tanira weitete ihren Stand etwas und nahm die Hände hinter den Rücken. Aufmerksam blickte sie zu ihrem Oberst.
„Am 06. Praios 1024 BF habt Ihr Euch für sechs Jahre verpflichtet!“
Tanira überlegte kurz, aber ein kurzes Nachrechnen im Kopf ergab, dass der Oberst die Daten richtig in den Akten hatte, weshalb Sie antwortete: „Das ist richtig, Oberst!“
Der Oberst entspannte sich. „Nun, es ist vorgesehen, dass nach Ablauf der sechs Jahre Eure Dienstzeit endet.“
„Dies ist mir bewusst“, erwidert Tanira leise.
„Ich habe Eure Papiere fertig. Wegen Eures Solds wendet Euch an den Quartiermeister. Er weiß Bescheid.“
Tanira blickte ihn verunsichert an. „Oberst, eigentlich wollte ich mich weiter verpflichten!“
Der Oberst schaute bedrückt. „Nun, Ihr habt mittlerweile die Nachricht von Eurer Großkusine erhalten, oder?“
Tanira erinnerte sich an die eindringliche Bitte Ihrer Kusine.
„Nun, hier ist ein weiteres Schreiben Eurer Kusine.“ Sie nahm das Schreiben an, zerbrach das Siegel und überflog die wenigen Zeilen:
Liebe Kusine!
Ich habe Dich in meinem letzten Schreiben gebeten, dass Du nach Natzungen
kommst. Ich brauche deine Hilfe! Die Verwaltung der Baronie erweist sich
leider als schwierig. In solch schweren Zeiten benötige ich Menschen, denen
ich vertrauen kann.
Daher bitte ich Dich, Deinen Dienst im Heer zu beenden! Deine Dienstzeit ist abgelaufen, komme daher nach Natzungen zurück! Du wirst hier eine Heimat finden.
Baronin Aldare von Natzungen
’Heimat? Was ist das schon?’ fraget sich Tanira in Gedanken. Betrübt schaute sie noch mal auf das Schreiben. ’Das ist keine Bitte. Das ist ein Befehl.’ dachte sie sich und verließ das Büro des Obersts, um sich auf den Weg zum Quartiermeister zu machen.
Am nächsten Tag verlies sie mit traurigen Augen das Lager, das trotz allen Widrigkeiten der letzen Götterläufen etwas wie eine Heimat war.