Geschichten:Ein Traum wird wahr - Teil 3: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 17:35 Uhr
Kraftvoll setzte sie zu einem wohl gezielten Schlag an, der genau auf den Schwertarm gerichtet war. Die Klinge drang tief ein und der Arm flog in einem hohen Bogen in die Ecke. Doch ihre Wut war noch nicht verflogen. Erneut hieb sie mit aller Kraft auf den Torso ein.
"Ich richte das aber nicht wieder her…!" Ein amüsierter Unterton war aus der Stimme in ihrem Rücken herauszuhören. Mit einem Mal schien ihr alle Wut und auch die verbliebene Kraft zu schwinden. Schwer stütze sie sich auf ihre Oberschenkel auf, während sie nach Luft schnappte. "Tobor, mir ist nicht nach Scherzen zumute." "Ach was du nicht sagst! Das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen. Du schlägst ja sonst auch jeden morgen unsere Haukerle kaputt…Kann ich dir irgendwie helfen?" Die Anteilnahme in seiner Stimme klang echt. Kein Wunder. Sie war schon seit geraumer Zeit morgens nicht zum Appel erschienen. Verschwitzt wie sie war, ging sie auf ihn zu und brachte ein dankbares Lächeln auf ihr Gesicht. "Das ist nett von dir, aber ich fürchte ich hab mir da was eingebrockt, was ich selbst auslöffeln muss. Nichts für ungut, trotzdem danke." Sie klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter und verließ den Übungsplatz. Wenigstens hatte sie jetzt Hunger. Das musste sie ausnutzen und in der Küche schnell einen Bissen ergattern, solange es noch möglich war.
Auf ihrem Weg dorthin ging sie noch einmal die frühmorgendliche Unterredung mit Aldron von Firunslicht durch. Sein kühler Kopf, den er selbst in den schwierigsten Situationen zu bewahren schien, und den sie stets an ihm bewundert hatte, war für sie nun wie eine Ohrfeige gewesen. Sie hatte ihm ziemlich unumwunden erklärt, in welcher Situation sie sich befand. Mitgefühl, Freude, Anteilnahme, sie wusste selbst nicht genau was für eine Reaktion sie sich von ihm gewünscht, ja fast erhofft hätte. Immerhin war sie schon geraume Zeit an seiner Seite tätig, und das sicher nicht ohne seine Zufriedenheit. Doch diese Behandlung hatte sie nicht erwartet. Wenn er überrascht gewesen war, dann hatte er es gut überspielt. Er hatte sie kühl und sachlich alle relevanten Dinge gefragt. Wie lange sie noch einsatzfähig wäre, mit welchen Einschränkungen man rechnen musste, und die Frage nach dem Kindsvater hatte er schlussendlich auch gestellt. Sie war sich wie auf der Anklagebank vorgekommen. Doch sie war nicht willens gewesen ihm den Namen zu sagen. Solange sie nicht selbst mit ihm gesprochen hatte ging das niemanden etwas an. Aber der Landvogt war nicht auf den Kopf gefallen, und ihre Antwort, dass ein Brief bereits unterwegs sei, ließ schließlich auch nur zu, dass sich der Kindsvater nicht auf Angareth, sondern womöglich in Brendiltal aufhielt.
"Oh Hauptfrau von Niederriet, seid ihr schon wieder auf den Beinen!" Wären die Worte nicht aus dem Mund ihres Weibels gekommen, hätte sie in Erinnerung an A'urel die Schönheit der nebachotischen Zunge bewundert, doch so spürte sie im Mund schon wieder die Säure, die ihr allmorgendlich das Frühstück vergällte.
"Weibel, wie kann ich euch helfen?" "Helfen?" Ein arrogantes, fast herablassendes Lächeln stahl sich in sein stets vollkommen geschabtes Gesicht. Das lange schwarze Haar glänzte in der Morgensonne und sein Kinnbart ebenso. "Gar nicht… nein es freut mich euch mitteilen zu dürfen, dass in der Zeit eurer…Unpässlichkeit alles zur vollsten Zufriedenheit verläuft. Den Plan, den ich erstellt habe um das Banner zu Übungszwecken zu drillen arbeiten ich und die anderen Weibel getreulich mit den Rotten ab. Die Männer und Frauen machen gut mit, der Landvogt hat uns schon mehrfach bei unseren Bemühungen beobachtet und mit dem ein oder anderen ein Wort gewechselt." Dieser Weibel war eine echte Heimsuchung, aber wenigstens war sein Eifer zu etwas Nutze - die Truppe blieb in Schuss. Wer wusste schon, ob der Landvogt sie als in Unehre schwanger gewordene Frau als Hauptfrau überhaupt weiter beschäftigen wollte. Doch er hatte schlechte Karten, er war nicht adlig.
"Danke Weibel, es ist gut zu hören, dass hier alles geordnet seinen Gang gehen konnte."
Ihr fehlte die Kraft zu streiten, ihm zu sagen, dass sie sehr wohl wusste, warum er das tat, und ihm hämisch mitzuteilen, dass er sein Ziel vermutlich auf Angareth nie erreichen würde… Alles entbehrte derzeit eines gewissen Sinnes. Solange sie nicht wusste, wie A'urel, nein genauer ob A'urel zu ihr und ihrem Kind stand, war alles nebensächlich. Bis auf eines. Zielstrebig ging sie in die Küche. Sie brauchte Honig, oder doch lieber etwas saueres? Sauer eingelegtes Gemüse wäre jetzt auch recht, oder einfach beides. Sie würde sehen, was da war…
Völlig verblüfft starrte ihr der nebachotische Weibel hinterher. Es musste eine ernsthafte Krankheit sein, die die Hauptfrau befallen hatte. Sie war blass um die Nase herum gewesen, und ihre Züge schienen verhärmter als sonst. Für einen kurzen Moment kam in ihm ein Gefühl auf das er gegenüber der Hauptfrau nicht gewohnt war, Sorge! Er mochte sie nicht, ja manchmal hasste er sie fast für das was sie hatte und in seinen Augen nicht verdiente und was ihm verwehrt war. Aber trotz alledem war es noch nicht so weit das er ihr den Tod wünscht oder ähnliches.
Normalerweise würde sie Gelegenheiten wie die eben nutzen, um ihm die Würmer aus der Nase zu ziehen, wer wie in den Übungen abgeschnitten hätte, ob es nennenswerte Vorfälle gegeben hätte, seine Bemühungen schlecht machen und vor allem …er blies vor Überraschung die Backen auf, hatte sie überhaupt nicht danach gefragt wie Phejanka sich angestellt hatte. Wenn sie nicht selbst bei Übungen teilnahm übernahm das eine Soldatin für sie. Ungläubig schüttelte der Weibel seinen Kopf. "Möge Peraine über uns alle wachen, dass das nicht ansteckend ist…"