Geschichten:Begegnungen - Annäherung: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 31. Oktober 2015, 17:07 Uhr
Baronie Rabensbrück, Feidewaldstraße, Wegtaverne ca. einen halben Tagesmarsch von Stadt Rabensbrück, Anfang Travia 1037, früher Abend
"Das war ihr Name, ja. Brendiltal? Da war doch was?!", dachte Selo aber konnte keinen klaren Gedanken fassen, war er doch deutlich irritiert vom Verhalten des Kriegers und dem Umstand, dass dieser und seine Herrin in tulamidischer Zunge miteinander redeten. Und so hatte er sich etwas umständlich zwischen Tischplatte und Sitzfläche gedrängt. Jetzt fragte er sich was er hier machte und übte sich zur Sicherheit in einigen Floskeln: "Euer Hochgeboren, es ist mir wahrlich eine große Ehre Eure Bekanntschaft zu machen, ich habe schon viel von Euch gehört und so habe ich Euch sofort erkannt. Dies ist vielleicht kein würdiger Ort für eine solche Begegnung, doch alswohl eine große Freude." Lyn irritierte wiederrum das tadellose Garethi und seine höfische Art, die zwar nicht penetrant aber dennoch nicht zu leugnen war.
Sie nickte Selo zustimmend zu. "Ja, auch ich hatte damit gerechnet, Euch wenn dann in Gareth oder in Haselhain zu treffen. Aber wer weiß welch Schicksal uns hier zusammen führt." Dann schaute sie ihm direkt in die Augen und er konnte Trauer und Mitgefühl darin lesen als sie recht leise sagte "Mein Beileid für Euren Verlust."
Selo sah sie überrascht an, dann besann er sich darauf weswegen er eigentlich hier war und wusste nicht recht was er antworten sollte, natürlich war er traurig, aber nicht weil jemand wichtiges von ihm gegangen war, sondern weil ihm diese Person nie hatte wichtig werden können und er wusste dass das eigentlich anders sein sollte. Deswegen antwortete er etwas nüchtern: "Vielen Dank, Euer Hochgeboren, mein Bruder war ein großer Mann..." ...habe ich gehört, dachte er und ihm wurde seltsam melancholisch. Während Lyn immer noch auf einen typisch nebachotischen Ausbruch wartete, so wie sie ihn in den Klagetagen um Simolds Begräbnis herum von vielen anderen, ähnlich wie bei Ra'oul, doch ein solcher Ausbruch kam nicht.
Und so war Lyn von der nüchternen, fast schon kühlen Antwort durchaus überrascht. Sie selbst hatte zwei Brüder verloren und auch wenn sie selbst es gewesen war, die Ghuno seiner gerechten Strafe überantwortet hatte, so fühlte sie den Verlust noch immer. Doch dann erinnerte sie sich daran, was Simold ihr über Selo gesagt hatte dass er seinen Bruder kaum kannte.
Sie nickte und entgegnete: "Ja, das war er. Es war mir eine Ehre ihn gekannt zu haben, mit ihm Seite an Seite zu stehen und sein Vertrauen zu genießen." Der gepflegte Mann vor ihr griff sich etwas verlegen in die halblange in Garether Schnitt gezähmte Nebachotenmähne. Der letzte Satz hatte ihn nachdenklich gemacht. Sein Bruder war ein sehr bekannter Mann gewesen, der pol. Führer der Nebachoten und Fürst der Ammayin, viele kannten ihn, nur er nicht, sein eigener Bruder, aber jetzt sollte er nach Perricum kommen um den letzten Willen seines Bruders zu erfahren, so hatte es ihm der Bote überbracht. "Ich denke als solcher wurde er zum Abschied sicherlich auch geehrt?!? Die Zeremonien, habe ich wohl verpasst, sonst würde ich Euch hier wohl nicht antreffen, doch wisst ihr vielleicht warum ich darüber hinaus die Nachricht bekam mich in Haselhain einzufinden?!"
Lyn dachte kurz an die Totenfeierlichkeiten Simolds, was sofort Erinnerungen hoch holte an die Feierlichkeiten nach Ra'ouls Tod vor fast drei Götterläufen. Nur kurz war der Schmerz in ihren Augen zu sehen, hatte sie doch mittlerweile gelernt ihre Gefühle zu verbergen um nicht als schwach angesehen zu werden.
"Ja, die Feierlichkeiten waren ihm angemessen. Blut wurde ausreichend vergossen so dass der Weg in sein nächstes Leben gut geebnet ist. Möge Tsa ihm beistehen auf seinem weiteren Weg." Dann blickte sie ihn prüfend an und Eslams Worte kamen ihr wieder in den Sinn - 'Das wird noch interessant werden' - ehe sie sagte: "Was die Nachricht an Euch angeht, nun, wir hatten gehofft, dass sie Euch noch rechtzeitig erreicht, so dass ihr Gelegenheit haben würdet, euch von eurem Bruder zu verabschieden. Aber nicht nur dass, es gibt einiges zu besprechen nur ist es nicht an mir, dies zu tun." Sie blickte ihn entschuldigend an.
Bei den bedeutungsvollen Worten Lyns zum vergossenen Blut zu Ehren Simolds fremdelte Selo etwas, er hatte schon viel über die Eigentümlichkeit seines Volkes gelesen, doch hatte er die recht archaischen Bräuche und Sitten nie selbst erfahren, er kannte sie nur aus Büchern, das versuchte er sich nicht anmerken zu lassen und ging deshalb gleich zum anderen Thema über: "Beinahe hätte mich die Nachricht garnicht erreicht und so nur sehr verspätet, es gab wohl Probleme auf dem Weg. Viel zu besprechen? Aber wenn es nicht an Euch liegt, an wem dann?"