Geschichten:Umwege - Die ersten Schlücke: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 6. Januar 2015, 07:42 Uhr
Burg Aubinge, im Thronsaal, Anfang Rondra 1037 BF
Hlutharion hatte gewusst was kommen würde und war um einiges gefasster als das Häufchen Elend vor ihm. Trotzdem war auch er mit der Situation restlos überfordert. Er hatte schreckliche Dinge er- und überlebt, aber das hier war neu. So stand er einfach nur da und schaute zu der jungen Frau hinüber, die irgendwo zwischen Panik und Resignation war und sich nicht entscheiden konnte. Dann versuchte er etwas ungewöhnliches, er versuchte zu lächeln. Unbeholfen und verkrampft wirkte es, aber er dachte er mache das schon ganz gut. Doch als Selissa ihren Blick kurz hob und beinahe einen gehüpften Schritt zurück machte wurde ihm gewahr das er das Lächeln wohl doch gänzlich verlernt hatte und verfiel wieder in sein typischen nichtssagenden Gesichtsausdruck.
Unvermittelt ging er ging zum Tisch, befüllte einen Pokal mit Wein und bat ihn Selissa an.
Ihre Lippen, gerade noch in einem Strich aufeinandergepresst, öffneten sich leicht, und ein gemurmeltes: „Danke…“ war gerade noch zu vernehmen. Mit zitternden Händen setzte sie den Pokal an, und leerte ihn restlos. Erst dann hob sie den Blick und schaute ihn nun ernst an. Keine Scheu, keine Angst, eher eine Herausforderung lag nunmehr darin.
„Erklärt Euch hoher Herr! Ich bin…erstaunt, wenn ich ehrlich bin, mit welchem Ansinnen… Hochgeboren an meinen Herrn Vater heran getreten ist!“
Hlutharion setzte den Wein an und trank sehr langsam, wollte er sich doch Zeit verschaffen, denn er wusste nicht so recht was er darauf antworten sollte. Die Wahrheit war zu prekär auch wenn man selbst da oben am Wall schon die Gerüchte vernommen haben sollte. Doch Hlutharion war auch kein Mann der Unwahrheiten, eher schwieg er Dinge aus wenn sie zu unangenehm waren. Als der Pokal allerdings leer war musste er etwas sagen. „Nun...Hohe Dame...was soll ich...sagen?! Welche Gründe bewegen...einen Mann...wohl zu solch einem Wunsch?“ Eine Frage mit einer Gegenfrage zu kontern war die beste Lösung die ihm einfiel.
Sie legte den Kopf schief und runzelte die Stirne. Die Dame schien angestrengt nachzudenken und nach einer Weile kam sie sogar zu einem Schluß: „Dann haben wir uns nicht zufällig auf meinen Spaziergängen getroffen, sondern es war…gewollt, dass Ihr mich seht?“ fragte Selissa mit Unglauben, aber sichtlich geschmeichelt. Sanfte Röte überwogte wieder ihre Wangen, und sie wirkte wieder so natürlich und unschuldig wie schon zuvor im Gang. Natürlich hatte Sie den fremden Mann wahr genommen, der neuerdings durch die Baronie ritt. Früher war sie Leomara begegnet, doch die hatte nun andere Sorgen. Keine Zeit mehr für einen Plausch. Kinder und das wieder aufzubauende Gut raubten ihr Schlaf und Zeit. Wenn er sie schon länger beobachtete, dann war er vielleicht gar nicht so übel wie er auf den ersten Blick aussah? Verlegen riskierte sie einen Blick und setze wieder zum Sprechen an.
„Das überrascht mich, ich…lebe nun schon einige Zeit wieder hier ohne… nennenswerte neue…Bekannte“ kam es stockend aus ihrem Mund. Zögerlich streckte sie den Pokal in Richtung des Ritters aus.
Hier konnte sie das erste mal das Erbe Olblodors in sich spüren- Problemen kam man am Besten mit einem guten Glas Roten bei! Der Geist braucht Flügel- so polterte er oft, und nicht selten, waren seine Ideen in einem Gelage wirklich erstaunlich. Vielleicht sollte sie diese Situation auch unter Rahjas Rausch beurteilen. Leichtes Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus bei dem Gedanken daran.
Hlutharion nahm den Pokal entgegen, stellte ihn auf den Tisch und goss dann den Wein nach, stellte die Karaffe ab und übergab Selissa den Pokal. Umständlich, aber mit einer großen Ruhe. Offensichtlich war ihm seine unbewegliche Hand ein Greul, ebenso wie sein steifes Bein, dachte Selissa.
Er hingegen hatte sich da in eine seltsame Lage manövriert, was sollte er darauf erwidern? Die Kleine sah so unschuldig aus, dass er befürchtete sie zu zerbrechen wenn er wahrheitsgemäß anworten würde. Und das wollte er nicht. Er hatte sich im Laufe der letzten Jahre so viel Schuld aufgetan, dass er diese Unschuld hier vor ihm nicht auch noch auf dem Gewissen haben wollte. Zudem war ihr Lächeln zuvor so ehrlich gewesen, wie er seit Ewigkeiten keines mehr gesehen hatte. Deshalb nickte er nur etwas verlegen und schaute dabei über den Rand seines Pokals. Den er nach kurzer Zeit absetzte und sich selber auf ähnlich umständliche Weise auch noch etwas eingoss bevor er dann doch das Wort erhob: "Ich…bin auch noch nicht…all zu lange hier. Die Baronin…und ich trafen uns…auf dem Konkordat. Und meine…Umstände führten mich…an den Hof und zu meiner neuen Aufgabe und letztlich…", "zu Euch." dachte er nur er wollte nicht zu weit gehen,schon genug was er dem zarten Ding hier vorspielte.