Geschichten:Rot und Schwarz 18 – Krähentreffen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 5. Mai 2017, 17:18 Uhr
Niffelheim, am 9 Efferd 1037BF.
Niffelheim galt als der düsterste Ort von ganz Höllenwall, noch halb in den Ausläufern der Klamm gelegen, erreichten nur wenige Sonnenstrahlen die gedrungenen Häuser.
Die Felder und Äcker lagen allesamt in Richtung des Silvandornsees. Und wäre nicht der große Marmorbruch, so wäre es vermutlich ein gänzlich vergessenes Kaff.
So aber hatte es sich zu einem passablen Dorf entwickelt, indem sich sogar einige Mitglieder des kleinen Volkes niedergelassen hatten. Marmor, grauweißer Marmor der hier gebrochen wurde, war das wichtigste Handelsgut und eine rentable Einnahmequelle der Herren dieses Landes. Denn seit jeher gehörten die Marmorbrüche dem Hause Helburg. Überhaupt machte die Sippschaft unter den wenigen Freien des Ortes die Masse aus. Es gab kaum ein Geschäft welches sich nicht in ihren Klauen befand. Traditioneller Treffpunkt war der Helburger Hof, das größte Gasthaus und zugleich der Witwensitz der Helburger. Da die Helburg selber nur geringen Platz bot, lebte der Großteil der Familie in Niffelheim, und die Witwen und Witwer der ehemaligen Junker, oder anderer Familienmitglieder im Helburger Hof.
Somit wurden die meisten Familienangelegenheiten auch dort besprochen, und die Witwen hatten ein bedeutendes Wort mitzureden. Zumindest in der Zeit, bevor Malepartus zum Höllenwaller wurde. Die großen Familientreffen im Tanzsaal des Helburger Hofes galten weithin als die Krähentreffen, denn Schwarz war die bevorzugte Kleiderfarbe im Hause Helburg. Dieses Treffen jedoch fand im kleinen Rahmen statt und befand sich im Nebenzimmer des großen Saales. Nur die Ältesten der jeweiligen Linien waren zusammengekommen.
Eine dieser schwarzen Krähen, wie der Volksmund die Helburger hinter vorgehaltener Hand nannten, näherte sich mit gemessenem Schritt dem Gasthaus. Ihr Kleid war Schwarz, auch die Haube, einzig an den Säumen leuchtete weiße Spitze. Der Schleier vor dem bleichen Gesicht war aus schwarzer droler Spitze gefertigt, und an ihrem Kragen schimmerte eine Obsidiane Brosche mit einem silbernen Fallgatter verziert.
Die Bewohner der Stadt die ihr über den Weg liefen verbeugten sich artig, man kannte ihre schroffe Art Respektlosigkeiten umgehend mit Stockhieben zu ahnden. Aber niemand der bei klarem Verstand war legte sich mit der Schultheiß von Niffelheim an. Dieses bedeutende Amt innerhalb des Junkertums hatte Morhild von Helburg schon seit Jahrzehnten inne. Ihr leider zu früh verstorbener Bruder Mulziber hatte sie mit dem Amt bekleidet, und nicht einmal dessen Hexe von einer Gemahlin hatte es gewagt, ihr es wieder wegzunehmen. Auch ihr Neffe, der schon immer zu ihren Lieblingen zählte, hatte daran nichts geändert. Was hatte sie aufgeatmet als Morgause im tödlichen Winter des Götterlaufes 1028 BF verschied. Was für ein Befreiungsschlag für das gesamte Haus Helburg. Einzig einige Geschwister des jetzigen Barons, namentlich Magnus und vor allem Martus-Melcher hatten getrauert.
Nun galt es endlich die Familie zu saturieren, auch wenn sich die übermächtige Vögtin lange dagegen gesträubt hatte. Auch Malepartus in seiner jetzigen schlechten und launenhaften Verfassung, hatte lange gebraucht sich davon überzeugen zu lassen. Es war die Baronin Ondinai die ganz Ohr war für die Vorschläge aus dem Ältestenkreis der Familie. Und die Familie hatte eine alte und sehr rigide Tradition mit uneinsichtigen und egoistischen Oberhäuptern umzugehen. Doch davon brauchte die Baronin nichts zu wissen, nicht alle düsteren Geheimnisse der Familie musste bekannt gemacht werden.
Ondinai von Weyringhaus war eh ein seltsamer Glücksfall, für den Baron und die gesamte Familie. Sie hatte so ein ganz anderes Wesen als die Helburger, und stellte zu dem umtriebigen Baron den ruhenden Pol dar. Spätestens seit dem Jahr des Feuers hatte sie bei allen Helburgern großes Ansehen gewonnen. Und war es nicht Herzensliebe, so verband aufrichtiger Respekt und Hochachtung Morhild mit der Baronin.
Endlich hatte sie das Gasthaus erreicht, ihr Diener eilte voran und öffnete die Tür. An einem gusseisernen Arm über dem Eingang baumelte ein altes schwarzes Schild darauf ein silbernes Gatter über einem Becher.
Der Helburger Hof war zwar die erste Adresse in Niffelheim, und doch eher rustikal zu nennen. Zielsicher steuerte Morhild das Nebenzimmer an, und bedachte den Wirtsknecht nur mit einem knappen Nicken. Laute Stimmen waren aus dem Nebenzimmer zu hören, offensichtlich tobte ein Disput. Unmut herrschte in Teilen der Familie über das Oberhaupt, erhoffte Errungen und Ämter blieben aus oder wurden nur für kurz vergeben. Manche sehnten sich die Zeiten herbei, als Martus-Melcher noch Vogt war, und sich die Familie schadlos an der Baronie bediente. Zuweilen waren sie doch rechte Dummköpfe, dachte Morhild. Es war an der Zeit ihnen mal wieder den Kopf zu waschen.
Großes stand an, und dabei würde die Familie mit Sicherheit nicht zu kurz kommen. Sie seufzte, bald würde es in Niffelheim stiller werden, nun da sich die Familie dauerhaft über die gesamte Baronie verstreuen würde. Mit eisernem Griff öffnete sie die Tür und schlagartig wurde es ruhig. Alle Anwesenden erhoben sich zum Gruß.
„Setzt euch, wir haben viel zu besprechen!“, und schloss hinter sich die Tür.
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Zweifel ausräumen | ▻ |