Geschichten:Mit Samthandschuhen (in Mendena) - Schauprozeß: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Balrik (D | B)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Tahlmare (D | B)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
 
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Mendena, 3. bis 17. Travia'''
'''[[Handlungsort ist::Herzogtum Tobrien (besetzt)|Mendena]], 3. bis 17. Travia'''


[[Hauptdarsteller ist::wikav:Gritta Graustein|Gritta Graustein]] war eine kleine Frau um die fünzig mit lauter Stimme und trug einen grauen Bürstenhaarschnitt. Eine Narbe auf ihrer rechten Wange zeugte von einem Leben als Soldatin. Sie war eine Obristin der Karmothgarde und die Befehlshaberin von [[Nebendarsteller ist::Helme Haffax|Haffax´]] Leibwache und zudem eine der Roten Hände des Fürstkomturs.  
[[Hauptdarsteller ist::wikav:Gritta Graustein|Gritta Graustein]] war eine kleine Frau um die fünzig mit lauter Stimme und trug einen grauen Bürstenhaarschnitt. Eine Narbe auf ihrer rechten Wange zeugte von einem Leben als Soldatin. Sie war eine Obristin der Karmothgarde und die Befehlshaberin von [[Nebendarsteller ist::Helme Haffax|Haffax´]] Leibwache und zudem eine der Roten Hände des Fürstkomturs.  
Zeile 15: Zeile 15:
"Gut. Wegtreten."  
"Gut. Wegtreten."  


<br><br>
 
<br><br>
{{Trenner Garetien}}
 


Die nächsten Tage über bespitzelte er, wie aufgetragen, Heshtita Föhrenhain. Da ihre Dienstzeiten nun die selben waren, liefen sie sich oft über dem Weg und Xandros freundete sich mit ihr an. Ab und an besuchten sie auch einmal in ihren freien Stunden zusammen eine Kneipe und machten derbe Witze. Doch in den Zeiten, wo Heshtita allein durch die Stadt streifte, verfolgte Xandros sie, allerdings nicht in Verkleidung, sondern als Xandros ohne Schwert und Uniform in Zivil.  
Die nächsten Tage über bespitzelte er, wie aufgetragen, Heshtita Föhrenhain. Da ihre Dienstzeiten nun die selben waren, liefen sie sich oft über dem Weg und Xandros freundete sich mit ihr an. Ab und an besuchten sie auch einmal in ihren freien Stunden zusammen eine Kneipe und machten derbe Witze. Doch in den Zeiten, wo Heshtita allein durch die Stadt streifte, verfolgte Xandros sie, allerdings nicht in Verkleidung, sondern als Xandros ohne Schwert und Uniform in Zivil.  
Zeile 49: Zeile 50:
|Zeit=
|Zeit=
|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Balrik|Balrik}}
|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Balrik|Balrik}}
|Copy=
|Logo=Wappen Helme Haffax.svg
|Logo=Wappen Helme Haffax.svg
|Alternativreihen=
|Alternativreihen=
Zeile 59: Zeile 59:
|Anderswo=Mendena
|Anderswo=Mendena
|Zusammenfassung=
|Zusammenfassung=
|cat1=
|cat2=
|cat3=
|cat4=
|cat5=
|cat6=
|cat7=
|cat8=
}}
}}

Aktuelle Version vom 31. Dezember 2022, 02:09 Uhr

Mendena, 3. bis 17. Travia

Gritta Graustein war eine kleine Frau um die fünzig mit lauter Stimme und trug einen grauen Bürstenhaarschnitt. Eine Narbe auf ihrer rechten Wange zeugte von einem Leben als Soldatin. Sie war eine Obristin der Karmothgarde und die Befehlshaberin von Haffax´ Leibwache und zudem eine der Roten Hände des Fürstkomturs.

Xandros betrat ihre Stube, da sie ihn zu sich gerufen hatte und stellte sich in Hab-Acht-Stellung vor ihrem Schreibtisch auf.

"Steht bequem, Elmeth", forderte sie ihn auf und er gehorchte. "Ich habe eine delikate Angelegenheit für Euch. Ich möchte, daß Ihr eine Eure Kamaradinnen überwacht, und zwar Heshtita Föhrenhain. Angeblich unterhält sie Kontakt zum tobrischen Widerstand. Ich möchte, daß Ihr herausfindet mit welchen Personen sie Konkakt pflegt und ich will genaue Angaben über deren Freundes- und Familienbeziehungen. Zudem sollt Ihr sie während ihren Freistunden nicht aus den Augen lassen. Um das zu bewerkstelligen werden Eure Schichten so belegt, daß Ihr zu den selben Zeiten wie Föhrenhain Eure Wachzeiten und Eure Freistunden habt. Greift aber nicht in Aktivitäten ein, Elmeth. Ihr sollt nur beobachten und berichten. Und ich erwarte einen täglichen Bericht. Habt Ihr noch Fragen?"

"Ja, Frau Obristin", sagte Xandros. "Gibt es den tobrischen Widerstand überhaupt noch? Ich habe schon lange nichts mehr von ihnen gehört."

"Das stimmt. Nach mehr als 15 Jahren erinnern sich nur noch wenige an die Zeit vor Borbarad. Mittlerweile ist eine ganze Generation herangewachsen, die die alte Herrschaft nicht kennt. Den Göttern sei Dank. Dadurch haben wir wegen ihnen weniger Ärger. Aber es gibt sie noch und sind noch immer aktiv."

Das war gut zu wissen, fand Xandros. "Keine weiteren Fragen, Frau Obristin."

"Gut. Wegtreten."


Trenner Garetien.svg


Die nächsten Tage über bespitzelte er, wie aufgetragen, Heshtita Föhrenhain. Da ihre Dienstzeiten nun die selben waren, liefen sie sich oft über dem Weg und Xandros freundete sich mit ihr an. Ab und an besuchten sie auch einmal in ihren freien Stunden zusammen eine Kneipe und machten derbe Witze. Doch in den Zeiten, wo Heshtita allein durch die Stadt streifte, verfolgte Xandros sie, allerdings nicht in Verkleidung, sondern als Xandros ohne Schwert und Uniform in Zivil.

Nach mehreren Tagen hatte er herausgefunden, daß Heshtita nicht nur einen blinden Bruder hatte, der in ärmlichen Verhältnissen lebte (er war ein Kriegsversehrter) und sich um ihren vierjährigen Sohn kümmerte, sondern er erfuhr auch von einem jungen Fuhrknecht aus Keilerau, mit dem Heshtita eine Liebesaffäre hatte. Dies alles berichtete er auch, wie aufgetragen, der Obristin; denn wer wußte schon, ob man ihn damit nur testen wollte? Da war es durchaus besser auf Sicherheit zu bauen; denn sein Primär-Auftrag, das er aus Gareth hatte, wurde dadurch nicht gefährdet. Die Obristin war zufrieden mit seiner Arbeit und entband ihn schließlich von diesem Auftrag.

Die anschließenden Tage über versuchte er wieder mit Magister Dschafar in Kontakt zu treten, doch dieser schien das Gebäude, worin die Magier wohnten und unterrichten, nicht mehr zu verlassen; auch nicht, als Xandros ihn wieder einen Brief zukommen ließ (worin er auch erwähnte, daß der vorherige Brief nur ein Test war, ob man ihm trauen konnte). Dschafar schien sehr vorsichtig geworden, stellte Xandros fest – oder noch ängstlicher. Es würde wohl nichts helfen: Wenn er Kontakt knüpfen wollte, würde er in die Akademie gehen müssen. Ein durchaus riskantes Unterfangen.

Die nächsten Tage über überlegte er sich einen Plan wie er unbemerkt in die Akademie kommen konnte. In seinen freien Stunden versuchte er so viel wie möglich über die Akademie und die Magier in Erfahrung zu bringen. Das Gebäude war ursprünglich eine prunkvolle Villa einer wohlhabenden Familie gewesen, das im Zuge der Eroberung Mendenas von Haffax requiriert wurde. Er wußte, daß zwei exilierte Magier aus Elburum, ein Offizier-Magus der Karmothgarde und eben jener Dschafar darin wohnten und einige junge Schüler, die in der Kunst der Magie ausgebildet wurden, die dann später ihre Fähigkeiten in den Dienst des Heeres stellen sollten. Geführt wurde das Institut von einer gewissen Ruvana Menriseth. Diese allerdings war keine Magierin sondern lediglich eine Alchimistin.

Xandros interessierte sich aber mehr für die Zugänge zum Gebäude. Wo konnte man das Gelände überall unbemerkt betreten, welche Türen waren verschlossen, welche zugänglich? Wie wurde das Gebäude bewacht? Wieviele Bedienstete arbeiteten auf dem Gelände? Wo wohnten diese? Xandros versuchte so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen.

Doch nur wenige Wochen später, an einem Abend, wurde zum Appell gerufen. Auf dem Exerzierplatz von Burg Talbrück verkündete die Obristin, daß man einen Verräter gefaßt hatte und nun wollte man die anderen, mit denen diese Person Kontakt hatte, festnehmen. Xandros viel auf, daß Heshtita nicht zum Appell aufgetaucht war und er ahnte übles.

In dieser Nacht zog die Karmthgarde durch Mendena, trat Türen ein, riß Leute aus dem Schlaf und nahm diverse Personen fest. Einer wollte sich zur Wehr setzen, dieser wurde aber kurzerhand getötet. Schließlich wurden gut ein dutzend Bürger und Bürgerinnen verhaftet und zurück zur Burg gebracht. Unter anderem auch der blinde Bruder Heshtitas, ihren Liebhaber, den Fuhrknecht, und sogar ihr vierjähriger Sohn. Auf der Burg wurden sie, wie Xandros unschwer erfuhr, unter Folter befragt. In der Nacht darauf erfolgte eine zweite Verhaftungswelle und es wurden weitere Verdächtige auf die Burg gebracht.

Einige Tage später wurden alle Verdächtigen in die Arena gebracht und es wurde ein öffentliches Tribunal abgehalten, das Obristin Graustein führte. Die Ränge waren voller Menschen oder Krakoniern, Ziliten oder andere skurile Wesen, von dem Xandros nicht wußte, wie man diese nannte. Sie alle wollten wissen, was diese Menschen verbrochen hatten. Haffax selbst saß auf seinem Eisernen Thron (das wieder einmal in die Arena geflogen wurde) im Hintergrund und beobachtete das Geschehen genau.

Als es schließlich zum Fürchten still in der Arena wurde, forderte die Obristin die Verdächtigen auf, ihre Verfehlungen aufzuführen. Diese bezichtigen sich selbst – auch das Kind! - des Hochverrats. Sie hätten ein Attentat auf Haffax geplant, die Bevölkerung zum Aufstand angestachelt, den Widerstand unterstützt, Prostitution zum Verbreiten von Krankheiten genutzt, Staatsgeheimnisse an mittelreichische Spione verraten, mittelreichische Propaganda verbreitet und baten nun darum, daß man ihre Vergehen öffentlich richten möge.

Bereits als die ersten Verfehlungen aufgeführt wurden, ertönten Rufe aus der Bevölkerung. Sie waren empört, wütent oder zornig, und wurden immer mehr, ja die Menge war fast schon extasisch und forderte ihren Tod. Manche dieser Rufe mochten inszeniert sein, aber viele – so schien es Xandros – waren echt. Und das erschreckte ihn. Sie mußten doch alle wissen, daß sie unschuldig waren!

Den Verurteilten – denn das waren sie nun – riß man nun ihre Kleider vom Leibe. Anschließend gab die Obristin der Karmothgarde den Befehl, die die ganze Szenerie über am Rand der Arena Aufstellung bezogen hatte, sie niederzumetzeln. Die nächsten Minuten waren Xandros ein Gräuel. Sie schlachteten diese Menschen im wahrsten Sinne ab. Doch hätte sich Xandros weigern sollen? Dann hätte er sich doch gleich neben die Verurteilten stellen und auf den Todesstoß seiner Kameraden warten können! Nein, ihm blieb letztlich keine Wahl – zumindest keine, wenn er am Leben bleiben wollte. Also schlug auch er zu. Während er allerdings bestrebt war, einen schnellen Tod zu bescheren, so ließen seine Kameraden es besonders blutig werden.

Letztendlich nahm Xandros diese Minuten nur noch durch einen roten Schleier wahr und ihm ging in nächster Zeit das Bild eines vierjährigen Jungen, das in seinem eigenen Blut weinte, während die Menge tobte, nicht mehr aus dem Kopf.