Geschichten:Der rechte Ort – gefunden!: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Stäbchen kreiselte durch die Luft, drehte sich mehrfach um die eigene Achse, kam schließlich auf dem Boden auf und überschlug sich noch einmal; dann blieb es liegen. Ein paar weitere folgten seinem Weg, ebenso kreiselnd, bevor sie herabfielen und nahe des ersten liegen blieben. | |||
[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Wulf von Streitzig|Der Mann]], der sie geworfen hatte, trat herbei, hockte sich hin und besah sich die Anordnung, in der die Stäbchen den Boden bedeckten. »Eindeutig«, sagte er dann, »für mich ist es eindeutig, soweit ich diese Kunst mittlerweile verstehe.« | |||
Die beiden Frauen traten heran. Während [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Arva Chall'Bercha|die Dunkelhaarige im Wappenrock der Rondrakirche]] sich auf ein Knie hinabließ und die Stellung der Stäbchen ebenfalls studierte, zuckte [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Kilea von Hagenau-Ehrenfeldt|die blonde Bannstrahlerin]] nur mit den Schultern und warf einen kurzen Blick auf den Boden. Sie traute dieser uralten, aber erst neu entdeckten Kunst nicht; vielleicht auch weil es nicht so recht zu ihrem Verständnis der Welt passen wollte, welches ihr als Geweihte des Götterfürsten gegeben war. Die Rondrianerin hingegen nickte stumm. | |||
Der Mann sammelte die Stäbchen auf und steckte sie in ein ledernes Etui, welches er am Gürtel trug. Dann winkte er den [[Nebendarsteller ist::Garetien:Tybalt VI. von Bärenau|Jungen]] heran, der etliche Schritte entfernt mit den Pferden verharrt hatte. Sie ergriffen die Zügel der Vierbeiner und gingen über die Wiese auf den Hügel zu, der sich in einigen hundert Schritt Entfernung erhob. | |||
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Auf der Spitze des Hügels saß [[Nebendarsteller ist::Garetien:Alcara Riena von Streitzig|eine hochgewachsene Frau]] im Gras. Sie trug eine schwarze, mit arkanen Symbolen bestickte Robe, die in starkem Kontrast zu ihrer bleichen Haut und den weißblonden Haaren stand. Sie hielt den Magierstab, auf den Boden aufgestützt, in der linken Hand; die rechte Handfläche berührte mit ausgestreckten Fingern den Boden, gleich so, als ob sie etwas erspüren wollte. | |||
In gleichmäßigen Abständen um den [[Handlungsort ist::Garetien:Ehrenfelder Trollgrab|Hügel]] herum befanden sich acht Monolithen, zum Teil aufrecht stehend, einige hingegen umgestürzt. Jeweils links und rechts dieser Steine, ebenfalls recht ebenmäßig angeordnet, erhoben sich weitere Hügel, allenfalls mannshoch; der zentrale Hügel, an dessen Fuß die Monolithen standen, ragte hingegen mehrere Mannlängen empor und war daher auch aus einiger Entfernung gut zu sehen. | |||
Zwischen zwei kleinen Hügeln stand [[Nebendarsteller ist::Garetien:Larena von Streitzig|eine junge Frau]], gerade dem Mädchenalter entwachsen, im Ornat der Nanduskirche; ein zusammengerollter grauer Mantel hing mit einem Lederriemen verschnürt gleich einem Bündel über der Schulter. In der Linken hielt sie ein kleines Notizbüchlein, in der Rechten ein paar Stäbchen, die sie nun mit einer fließenden Bewegung in Richtung eines der Monolithen warf. [[Nebendarsteller ist::Garetien:Fünkchen|Ein kleines drachenartiges Wesen]] hockte auf dem Stein und besah sich der Flug der Stäbchen mit neugierigen Augen. | |||
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Die Vier erreichten den Hügel. Das Drachenwesen breitete die Schwingen aus, flog knapp über die Köpfe der Neuankömmlinge hinweg, lachte meckernd, als die Pferde erschrocken zu schnauben begannen und ließ sich dann auf der Schulter der Nandusmädchens nieder. | |||
»Und?« fragte der Mann. | |||
Das Mädchen nickte und deutete auf den Monolithen. »Die Zeichen sind eindeutig«. | |||
Zusammen mit der Rondrianerin und dem Mann ging sie hinüber zu dem Stein, vor dem die Stäbchen noch auf dem Boden lagen. Schließlich zog der Mann seine Stäbchen aus dem Etui an seinem Gürtel hervor und warf sie in Richtung der Hügelspitze. Dann gingen sie hinterher, besahen sich die Anordnung und nickten zufrieden. | |||
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Die Magierin, die weiter auf der Hügelspitze sitzend ausgeharrt hatte, erhob sich lächelnd. Sie hatten verschiedene Methoden entwickelt, die Stäbchen zu werfen: alle zusammen, einzeln oder paarweise. Doch egal, wie sie es machten, die Ergebnisse waren identisch. Die Mühen der letzten Wochen, das Wälzen alter Bücher und das Studium der Karten, schienen letztlich von Erfolg gekrönt zu werden. Sie ließ den Blick ins Rund schweifen. Eine gute Meile südwestlich erhob sich das [[Handlungsort ist::Garetien:Klostergut Sonnenau|Kloster]], im Nordosten konnte man den [[Handlungsort ist::Garetien:Gut Ehrenfeldt|Gutshof]] erahnen. Dann schritt sie selbst den Hügel hinab, warf ihrerseits einen Blick auf die Stäbchen und blickte dann die anderen an. »Und, zeigen sie das gleiche?« | |||
»Ja, es ist eindeutig«, antwortete der Mann. »Und bei Dir?« | |||
»Wenn man sich nur genug darauf konzentriert ist es fast, als könne man die Kraft spüren, die diesem Ort innewohnt«, antwortete die Magierin. »Aber um es zu spüren muss man wahrscheinlich mit der arkanen Gabe gesegnet sein, also müh Dich erst gar nicht, es auch zu versuchen.« | |||
Der Mann nickte; dann bückte er sich und sammelte die Stäbchen ein, die er wiederum sorgsam verstaute. Die Magierin folgte derweil der Nandusgeweihten zum Fuß des Monolithen, besah sich auch dort die Lage der Stäbchen und nickte. Daraufhin sammelte auch die junge Frau ihre Stäbchen ein und steckte sie und das Notizbüchlein in ihre Gürteltasche. | |||
»Dann haben wir es ja endlich«, krähte das Drachenwesen fröhlich. | |||
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»Und, habt Ihr gefunden, wonach Ihr gesucht habt?« fragte [[Nebendarsteller ist::Garetien:Orbert von Hagenau-Ehrenfeldt|der Hausherr]]. Er stand auf der Treppe des Gutshauses und schaute auf den Hof; es schien, als hätte er die Gruppe zurückerwartet, vermutlich hatte er das Geräusch der Hufe gehört. | |||
Der Angesprochene nickte. Er saß noch im Sattel und stütze sich mit den Händen auf den Sattelknauf. »Für’s erste bin ich zufrieden, ja. Dennoch, ich möchte noch zum Kloster hinüber schauen, aber nur in kleiner Begleitung.« | |||
Neben ihm waren nur die Bannstrahlerin und die Rondrageweihte nicht abgestiegen; die übrigen drei übergaben ihre Pferde an die Stallknechte. | |||
»Tut was Euch beliebt«, erwiderte der Landritter. »Seid Ihr zum Abendmahl wieder hier?« | |||
»Ich denke doch.« Der Blick des Reiters wanderte zur Bannstrahlerin. »Wie steht es um Euch?« | |||
»Wenn Ihr erlaubt werde ich im Kloster bleiben. Ich habe [[Nebendarsteller ist::Garetien:Alrika Junivera von Hagenau-Ehrenfeldt|meine Mutter]] lange Zeit nicht gesehen; ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen.« | |||
»Nun denn. Bis zum Abend«, rief er dem Gutsherrn zu, wendete sein Pferd und preschte vom Hof; die beiden Frauen folgten ihm. | |||
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Am Kloster angekommen stiegen sie an der Pforte von den Pferden und führten die Tiere am Zügel in den Vorhof. An der inneren Mauer waren einige Haken angebracht, so dass sie ihre Reittiere dort festmachen konnten. Mit einem Wink bedeutete der Mann der Bannstrahlerin, die Führung zu übernehmen; schließlich war sie hier aufgewachsen, und ihre Mutter die Äbtissin des Klosters. | |||
Die Pforte des Tempels war unverschlossen. Die Praiota trat hinein, ihre Begleiter folgten ihr mit einigem Abstand. Alle drei hatten sie Weihen empfangen, doch für die Diener der Kriegsgöttin und ihres Sohnes war der [[Handlungsort ist::Garetien:St. Praiwards-Abtei|Tempel]], obgleich dem Götterfürsten wohlgefällig prächtig geschmückt, weitaus weniger erbaulich als für die Praiospriesterin, die in dieser Tempelhalle unterwiesen worden war und die Weihen erhalten hatte. So hielt sie einen Moment in der Mitte inne, murmelte ein Gebet, während ihre Begleiter in einigem Abstand verharrten. Dann verließen sie den Tempel durch eine Seitenpforte, die ihnen ein Laienbruder öffnete, und standen schließlich im inneren Hof des Klosters. | |||
Eine Frau eilte ihnen entgegen, am Ornat unschwer als Hochgeweihte zu erkennen. »Mein Kind! Nun bist also zurückgekehrt.« Sie fielen sich mit der ihrem Stand gebotenen Zurückhaltung in die Arme, Mutter und Tochter. Die Ähnlichkeit war unübersehbar, selbst wenn man es nicht wusste. »Sag, was führt Dich und Deine Begleiter hierher?« | |||
Die Bannstrahlerin stellte ihre Begleiter vor, gefolgt von einem erstaunten »Oh!«. Und dann erläuterte der Mann die Hintergründe ihres Besuches, und dem ersten »Oh« folgten noch einige weitere. | |||
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Am Abend nach dem Mahl saßen sie noch beim Wein zusammen. Der Gutsherr hatte sich nicht lumpen lassen und seinen Gästen ein opulentes Mahl aufgetischt, doch nun waren die Teller abgetragen, das Gesinde entlassen. | |||
»Ihr habt Euch vornehm zurückgehalten, Wohlgeboren, wie ich feststellen durfte, und nicht darauf gedrängt, was der Grund unseres Hierseins ist. Dafür möchte ich Euch zunächst danken, ebenso für das vorzügliche Mahl. Doch ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen, denn mit dem, was vor Euch liegt, habt Ihr ein Recht darauf, es als einer der ersten zu erfahren.« | |||
Der Gutsherr nahm das Lob mit einem dankbaren Nicken zur Kenntnis, doch gleichsam zog er fragend und mit neugierig blitzenden Augen die Stirne kraus. | |||
»Wir ziehen Eure Lande als Austragungsort für die Heerschau des [[Akteursnennung ist::Groß-Garetischer Heerbann|Groß-Garetischen Heerbanns]] in Betracht. Unsere Entscheidung steht fest; fraglich ist nur, ob der [[Nebendarsteller ist::Garetien:Horulf von Luring|Kanzler]] meiner Empfehlung folgen wird.« | |||
Dem Hausherrn stand für einen kurzen Augenblick des Erstaunens der Mund offen, doch er fing sich schnell wieder. »Eine große Ehre…«, murmelte er. | |||
»Wohl wahr. Aber ich bin mir sicher, dass Ihr fähig seid, diese zu schultern.« | |||
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Wenige Tage später erreichte der Brief den Kanzler des Königreiches. Jener schüttelte den Kopf, als er des Wappens auf dem Siegel ansichtig wurde. »Der schon wieder…«, dachte er, brach das Siegel und begann zu lesen, das Geschriebene leise mitmurmeld. | |||
»... nicht schon einmal Ort einer Heerschau oder Schlacht… allen Notwendigkeiten an Erreichbarkeit für die Truppen ebenso gewachsen wie der Versorgung… den neuesten Erkenntnissen arkaner Kunde Rechnung tragend… selbst den Anforderungen der geomantischen Lehre entsprechend… alte Macht aus trollischer Vorzeit… Glanz des Götterfürsten … [[Briefspieltext mit::Garetien:St. Praiward|garetischer Heiliger der Praioskirche]]… relativ im Herzen des Königreiches befindlich... gelegen in den Landen des [[Briefspieltext mit::Garetien:Danos von Luring|Königs der Ritter]]… nicht zuletzt auch in Eurem eigenen Interesse liegen, wenn sich der Ort der Heerschau in den Landen der [[Akteursnennung ist::Garetien:Haus Luring|Familie Luring]] befindet, welcher auch Ihr angehörig seid.« | |||
Der Kanzler ließ sich in den Lehnstuhl fallen und atmete hörbar tief aus. | |||
»Was habt Ihr?« fragte seine [[Nebendarsteller ist::Garetien:Fridega von Isppernberg|Secretaria]], die dienstbeflissen herbeieilte. | |||
»Einen Ort für die Heerschau, zumindest vorschlagsweise«, erwiderte der Angesprochene. »Das Praioskloster Sonnenau in [[Handlungsort ist::Garetien:Landherrschaft Ehrenfeldt|Ehrenfeldt]], [[Handlungsort ist::Garetien:Gräflich Rubreth|Gräflich Rubrether Lande]]«, setzte er hinzu, als er den fragenden Blick bemerkte. Was er jedoch davon halten sollte, wusste er in diesem Augenblick noch nicht… | |||
{{Briefspielindex | |||
|Titel=Der rechte Ort – gefunden! | |||
|Reihe=Ars Geomantiae | |||
|Teil= | |||
|Datum=3.1038 | |||
|Zeit=1130 | |||
|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Uslenried|'''CD'''}} | |||
|Copy= | |||
|Logo=Wappen Klostergut Sonnenau.svg | |||
|Alternativreihen={{Reihenindex|Die groß-garetische Heerschau|}}{{Reihenindex|Schattenkrieger|}} | |||
|Postille= | |||
|Ausgabe= | |||
|Artikel= | |||
|Dichtung= | |||
|Barde= | |||
|Anderswo= | |||
|Zusammenfassung=Kundiges Volk sucht nach einem geeigneten Ort für die Heerschau - und findet einen solchen. | |||
|cat1= | |||
|cat2= | |||
|cat3= | |||
|cat4= | |||
|cat5= | |||
|cat6= | |||
|cat7= | |||
|cat8= | |||
}} |
Aktuelle Version vom 15. März 2017, 06:12 Uhr
Der rechte Ort – gefunden!
Das Stäbchen kreiselte durch die Luft, drehte sich mehrfach um die eigene Achse, kam schließlich auf dem Boden auf und überschlug sich noch einmal; dann blieb es liegen. Ein paar weitere folgten seinem Weg, ebenso kreiselnd, bevor sie herabfielen und nahe des ersten liegen blieben.
Der Mann, der sie geworfen hatte, trat herbei, hockte sich hin und besah sich die Anordnung, in der die Stäbchen den Boden bedeckten. »Eindeutig«, sagte er dann, »für mich ist es eindeutig, soweit ich diese Kunst mittlerweile verstehe.«
Die beiden Frauen traten heran. Während die Dunkelhaarige im Wappenrock der Rondrakirche sich auf ein Knie hinabließ und die Stellung der Stäbchen ebenfalls studierte, zuckte die blonde Bannstrahlerin nur mit den Schultern und warf einen kurzen Blick auf den Boden. Sie traute dieser uralten, aber erst neu entdeckten Kunst nicht; vielleicht auch weil es nicht so recht zu ihrem Verständnis der Welt passen wollte, welches ihr als Geweihte des Götterfürsten gegeben war. Die Rondrianerin hingegen nickte stumm.
Der Mann sammelte die Stäbchen auf und steckte sie in ein ledernes Etui, welches er am Gürtel trug. Dann winkte er den Jungen heran, der etliche Schritte entfernt mit den Pferden verharrt hatte. Sie ergriffen die Zügel der Vierbeiner und gingen über die Wiese auf den Hügel zu, der sich in einigen hundert Schritt Entfernung erhob.
Auf der Spitze des Hügels saß eine hochgewachsene Frau im Gras. Sie trug eine schwarze, mit arkanen Symbolen bestickte Robe, die in starkem Kontrast zu ihrer bleichen Haut und den weißblonden Haaren stand. Sie hielt den Magierstab, auf den Boden aufgestützt, in der linken Hand; die rechte Handfläche berührte mit ausgestreckten Fingern den Boden, gleich so, als ob sie etwas erspüren wollte.
In gleichmäßigen Abständen um den Hügel herum befanden sich acht Monolithen, zum Teil aufrecht stehend, einige hingegen umgestürzt. Jeweils links und rechts dieser Steine, ebenfalls recht ebenmäßig angeordnet, erhoben sich weitere Hügel, allenfalls mannshoch; der zentrale Hügel, an dessen Fuß die Monolithen standen, ragte hingegen mehrere Mannlängen empor und war daher auch aus einiger Entfernung gut zu sehen.
Zwischen zwei kleinen Hügeln stand eine junge Frau, gerade dem Mädchenalter entwachsen, im Ornat der Nanduskirche; ein zusammengerollter grauer Mantel hing mit einem Lederriemen verschnürt gleich einem Bündel über der Schulter. In der Linken hielt sie ein kleines Notizbüchlein, in der Rechten ein paar Stäbchen, die sie nun mit einer fließenden Bewegung in Richtung eines der Monolithen warf. Ein kleines drachenartiges Wesen hockte auf dem Stein und besah sich der Flug der Stäbchen mit neugierigen Augen.
Die Vier erreichten den Hügel. Das Drachenwesen breitete die Schwingen aus, flog knapp über die Köpfe der Neuankömmlinge hinweg, lachte meckernd, als die Pferde erschrocken zu schnauben begannen und ließ sich dann auf der Schulter der Nandusmädchens nieder.
»Und?« fragte der Mann.
Das Mädchen nickte und deutete auf den Monolithen. »Die Zeichen sind eindeutig«.
Zusammen mit der Rondrianerin und dem Mann ging sie hinüber zu dem Stein, vor dem die Stäbchen noch auf dem Boden lagen. Schließlich zog der Mann seine Stäbchen aus dem Etui an seinem Gürtel hervor und warf sie in Richtung der Hügelspitze. Dann gingen sie hinterher, besahen sich die Anordnung und nickten zufrieden.
Die Magierin, die weiter auf der Hügelspitze sitzend ausgeharrt hatte, erhob sich lächelnd. Sie hatten verschiedene Methoden entwickelt, die Stäbchen zu werfen: alle zusammen, einzeln oder paarweise. Doch egal, wie sie es machten, die Ergebnisse waren identisch. Die Mühen der letzten Wochen, das Wälzen alter Bücher und das Studium der Karten, schienen letztlich von Erfolg gekrönt zu werden. Sie ließ den Blick ins Rund schweifen. Eine gute Meile südwestlich erhob sich das Kloster, im Nordosten konnte man den Gutshof erahnen. Dann schritt sie selbst den Hügel hinab, warf ihrerseits einen Blick auf die Stäbchen und blickte dann die anderen an. »Und, zeigen sie das gleiche?«
»Ja, es ist eindeutig«, antwortete der Mann. »Und bei Dir?«
»Wenn man sich nur genug darauf konzentriert ist es fast, als könne man die Kraft spüren, die diesem Ort innewohnt«, antwortete die Magierin. »Aber um es zu spüren muss man wahrscheinlich mit der arkanen Gabe gesegnet sein, also müh Dich erst gar nicht, es auch zu versuchen.«
Der Mann nickte; dann bückte er sich und sammelte die Stäbchen ein, die er wiederum sorgsam verstaute. Die Magierin folgte derweil der Nandusgeweihten zum Fuß des Monolithen, besah sich auch dort die Lage der Stäbchen und nickte. Daraufhin sammelte auch die junge Frau ihre Stäbchen ein und steckte sie und das Notizbüchlein in ihre Gürteltasche.
»Dann haben wir es ja endlich«, krähte das Drachenwesen fröhlich.
»Und, habt Ihr gefunden, wonach Ihr gesucht habt?« fragte der Hausherr. Er stand auf der Treppe des Gutshauses und schaute auf den Hof; es schien, als hätte er die Gruppe zurückerwartet, vermutlich hatte er das Geräusch der Hufe gehört.
Der Angesprochene nickte. Er saß noch im Sattel und stütze sich mit den Händen auf den Sattelknauf. »Für’s erste bin ich zufrieden, ja. Dennoch, ich möchte noch zum Kloster hinüber schauen, aber nur in kleiner Begleitung.«
Neben ihm waren nur die Bannstrahlerin und die Rondrageweihte nicht abgestiegen; die übrigen drei übergaben ihre Pferde an die Stallknechte.
»Tut was Euch beliebt«, erwiderte der Landritter. »Seid Ihr zum Abendmahl wieder hier?«
»Ich denke doch.« Der Blick des Reiters wanderte zur Bannstrahlerin. »Wie steht es um Euch?«
»Wenn Ihr erlaubt werde ich im Kloster bleiben. Ich habe meine Mutter lange Zeit nicht gesehen; ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen.«
»Nun denn. Bis zum Abend«, rief er dem Gutsherrn zu, wendete sein Pferd und preschte vom Hof; die beiden Frauen folgten ihm.
Am Kloster angekommen stiegen sie an der Pforte von den Pferden und führten die Tiere am Zügel in den Vorhof. An der inneren Mauer waren einige Haken angebracht, so dass sie ihre Reittiere dort festmachen konnten. Mit einem Wink bedeutete der Mann der Bannstrahlerin, die Führung zu übernehmen; schließlich war sie hier aufgewachsen, und ihre Mutter die Äbtissin des Klosters.
Die Pforte des Tempels war unverschlossen. Die Praiota trat hinein, ihre Begleiter folgten ihr mit einigem Abstand. Alle drei hatten sie Weihen empfangen, doch für die Diener der Kriegsgöttin und ihres Sohnes war der Tempel, obgleich dem Götterfürsten wohlgefällig prächtig geschmückt, weitaus weniger erbaulich als für die Praiospriesterin, die in dieser Tempelhalle unterwiesen worden war und die Weihen erhalten hatte. So hielt sie einen Moment in der Mitte inne, murmelte ein Gebet, während ihre Begleiter in einigem Abstand verharrten. Dann verließen sie den Tempel durch eine Seitenpforte, die ihnen ein Laienbruder öffnete, und standen schließlich im inneren Hof des Klosters.
Eine Frau eilte ihnen entgegen, am Ornat unschwer als Hochgeweihte zu erkennen. »Mein Kind! Nun bist also zurückgekehrt.« Sie fielen sich mit der ihrem Stand gebotenen Zurückhaltung in die Arme, Mutter und Tochter. Die Ähnlichkeit war unübersehbar, selbst wenn man es nicht wusste. »Sag, was führt Dich und Deine Begleiter hierher?«
Die Bannstrahlerin stellte ihre Begleiter vor, gefolgt von einem erstaunten »Oh!«. Und dann erläuterte der Mann die Hintergründe ihres Besuches, und dem ersten »Oh« folgten noch einige weitere.
Am Abend nach dem Mahl saßen sie noch beim Wein zusammen. Der Gutsherr hatte sich nicht lumpen lassen und seinen Gästen ein opulentes Mahl aufgetischt, doch nun waren die Teller abgetragen, das Gesinde entlassen.
»Ihr habt Euch vornehm zurückgehalten, Wohlgeboren, wie ich feststellen durfte, und nicht darauf gedrängt, was der Grund unseres Hierseins ist. Dafür möchte ich Euch zunächst danken, ebenso für das vorzügliche Mahl. Doch ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen, denn mit dem, was vor Euch liegt, habt Ihr ein Recht darauf, es als einer der ersten zu erfahren.«
Der Gutsherr nahm das Lob mit einem dankbaren Nicken zur Kenntnis, doch gleichsam zog er fragend und mit neugierig blitzenden Augen die Stirne kraus.
»Wir ziehen Eure Lande als Austragungsort für die Heerschau des Groß-Garetischen Heerbanns in Betracht. Unsere Entscheidung steht fest; fraglich ist nur, ob der Kanzler meiner Empfehlung folgen wird.«
Dem Hausherrn stand für einen kurzen Augenblick des Erstaunens der Mund offen, doch er fing sich schnell wieder. »Eine große Ehre…«, murmelte er.
»Wohl wahr. Aber ich bin mir sicher, dass Ihr fähig seid, diese zu schultern.«
Wenige Tage später erreichte der Brief den Kanzler des Königreiches. Jener schüttelte den Kopf, als er des Wappens auf dem Siegel ansichtig wurde. »Der schon wieder…«, dachte er, brach das Siegel und begann zu lesen, das Geschriebene leise mitmurmeld.
»... nicht schon einmal Ort einer Heerschau oder Schlacht… allen Notwendigkeiten an Erreichbarkeit für die Truppen ebenso gewachsen wie der Versorgung… den neuesten Erkenntnissen arkaner Kunde Rechnung tragend… selbst den Anforderungen der geomantischen Lehre entsprechend… alte Macht aus trollischer Vorzeit… Glanz des Götterfürsten … garetischer Heiliger der Praioskirche… relativ im Herzen des Königreiches befindlich... gelegen in den Landen des Königs der Ritter… nicht zuletzt auch in Eurem eigenen Interesse liegen, wenn sich der Ort der Heerschau in den Landen der Familie Luring befindet, welcher auch Ihr angehörig seid.«
Der Kanzler ließ sich in den Lehnstuhl fallen und atmete hörbar tief aus.
»Was habt Ihr?« fragte seine Secretaria, die dienstbeflissen herbeieilte.
»Einen Ort für die Heerschau, zumindest vorschlagsweise«, erwiderte der Angesprochene. »Das Praioskloster Sonnenau in Ehrenfeldt, Gräflich Rubrether Lande«, setzte er hinzu, als er den fragenden Blick bemerkte. Was er jedoch davon halten sollte, wusste er in diesem Augenblick noch nicht…
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