Geschichten:Die groß-garetische Heerschau – Bärenauer Tischgespräch: Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Handlungsort ist::Garetien:Burg Bärenau|Burg Bärenau]], Mittag des 30. Praios 1038 BF'''
[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Raul von Schallenberg|Raul]] stand schweigend in der Ecke des Raumes und versuchte sich mucksmäuschenstill zu verhalten. So still wie die Igel im Feidewald, wie das alte Sprichwort bei den Bauern Hartsteens lautete. Er hatte so schon von vielen Dingen erfahren, die er aufregend und spannend fand. Und weil er wusste, dass [[Briefspieltext mit::Garetien:Perval von Schallenberg|sein Vater]] gerne erzählt bekam, was es so auf der Burg alles zu hören gab.
Vater mochte die „[[Briefspieltext mit::Garetien:Rondradan von Rommilys-Nettersquell|alte Natter]]“ nicht. Das hatte Raul schon häufiger gehört, auch wenn er nicht genau wusste, wer diese Natter genau war. Der [[Ortsnennung ist::Garetien:Natter|schöne Fluss]], an dem Raul als kleines Kind so viele fröhliche Stunden während seiner Kindheit in Sturmwacht und Nadriansfurt gespielt und mit seiner Amme an den stillen Seitenarmen kleine Dämme aus Zweigen gebaut hatte, den konnte sein Vater ja nicht meinen. Und die König der Nattern, [[Briefspieltext mit::Garetien:Galavisa|Galavisa]], von der die Fischer erzählten, dass sie in den feuchten Auen lebte und durch ihren Biss Tote wieder aus Borons Hallen zurückholen konnte, auch nicht. Denn Vater sagte immer, dass die Geschichte nur ein dummes Ammenmärchen war und er bisher noch niemanden getroffen hätte, der die Natternkönigin wirklich schon mal gesehen hätte. Anders als den Igelkönig, bei dem sogar Graf Luidor Rat einholen ging, weil der der wahre Herr des Feidewaldes war.
Seine Herrin, die lustige und nette [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Iralda von Ochs|Baronin Iralda]], hatte gerade ihr Mittagsmahl beendet und lauschte der angeregten Unterhaltung zwischen ihrem [[Nebendarsteller ist::Garetien:Hamarjan ibn Hahmud|tulamidischen Magier]], der [[Nebendarsteller ist::Garetien:Lechmin von Ibelstein|klugen Hausritterin]] und dem [[Nebendarsteller ist::Garetien:Roban Albertin zu Stippwitz|alten Dukatenzähler aus dem Kosch]]. Raul wusste, dass dies Leute waren, deren Ratschlag seiner Herrin besonders viel bedeuteten und für deren Worte sich sein Vater besonders interessierte.
Die großen Butzenglasfenster des kleinen Speisesaales waren weit geöffnet, und die Hitze des Sommers füllte den stickigen Raum. Die Baronin hatte Raul ein paar Flaschen guten Rotwein aus dem kühlen Kellergewölbe holen lassen, und jedes Mal fühlte er sich besonders wichtig, wenn seine Herrin ihm mit einem neckischen Zwinkern den großen Eisenschlüssel für den Raum überreichte, wo die Flaschen und Fässer gelagert wurden.
»Es ist eine Finte, und vor allem ist es ein offenkundiger Versuch der Natter, uns zu spalten«, sagte die kluge Ritterin mit einem ernsten Blick auf den Schrieb, der offen vor den hohen Herrschaften auf dem abgeräumten Tisch lag.
»Mhh. Sicher«, antwortete Iralda nachdenklich. »Aber was will er damit bezwecken?«
»Die Frage, meine rosenwangige Herrin der Bärenau, ist doch eher, ob sein Vorschlag realiter so inadäquat ist, wie er prima facie erscheint«, gab der Magier mit seinem südländischen Dialekt zu bedenken.
Der Dukatenzähler wischte sich den Schweiß von seiner Halbglatze und schaute den Magier nachdenklich an. »Ihr meint, Magister, dass die Reichsstadt Hartsteen tatsächlich für eine Heerschau in Frage kommen würde?«
Raul lauschte den ihm unverständlichen und umständlichen Ausführungen des Magiers. Irgendwelche Linien, die sich durch Aventurien schlängeln, verknoten und bedeutenden Einfluss auf die Geschicke der Menschen hätten. In Rauls Vorstellungen schlängelten sich schillernde Schlangen unter der Erde, deren gespaltene Zungen immer wieder für Verwüstungen an der Oberfläche sorgten. Ihn fröstelte es und er zog seinen Pagenrock enger zusammen.
Der Dukatenzähler fasste die Worte das Magiers zusammen: »Also, Magister, wenn ich Euch korrekt verstanden habe, dann liegt Hartsteen, wie überhaupt der gesamte Natterfluss, wie nanntet Ihr es, äquidistant zwischen zwei angeblich bedeutenden Kraftlinien, über deren Existenz aber in der Gelehrtenschaft heftig gestritten würde.«
Der Magier nickte sacht und zustimmend.
»Eine durch die Götter besonders geförderte Versammlung von edlen und adligen Kriegern«, fuhr der Kaufmann fort, »könnte zu Rissen oder Rupturen des fein versponnenen Astralgewebes führen, welches zu unvorhersehbaren Ereignissen, im Guten wie im Schlechten, führen könne. Die früheren Versammlungen des Heerbannes wurden häufig an besonders exaltierten Orten des Astralliniennetzes, etwa direkt auf einer solchen Linie oder sogar auf einem Knoten mehrerer Linien, oder nodices, wie Ihr sie nanntet, durchgeführt.«
»So ist es. Zumeist jedoch ohne Kenntnis der Ars Geomantie«, nickte der Magier. »Mit gefährlichen Konsequenzen.«
»Also sei es durchaus ratsam, einen die Kraftlinien schonenden Versammlungsort zu suchen, und die [[Ortsnennung ist::Garetien:Reichsstadt Hartsteen|Reichsstadt Hartsteen]] sei für eben dies prädestiniert wegen ihrer Lage fern von starken Kraftlinien«, schloss der Dukatenzähler seine Ausführung.
»Und Eure Meinung ist die Lehrmeinung unter den Magiern?« fragte mit skeptischem Blick die kluge Ritterin.
»Oh nein, nein. Viele Kollegen aus Punin verlieren sich in Detailfragen und metaphysischen Theorien über die Natur der arkanen Kraftlinien, ohne sie jedoch in ihrer natürlichen Einbettung in die geordneten Strukturen Deres zu betrachten. Ich kann, weise Herrin, die werten Kollegae, wie etwa Euren [[Briefspieltext mit::Garetien:Anaxios Illosos von Ochs|Vetter aus dem Schlund]] nur bedauern, dass sie offenbar in ihren Studierstuben die Rätsel der Herrin Heschinja zu lösen versuchen, ohne aber wirklich von ihren Gaben Gebrauch zu machen.«
»Was denkt Ihr dazu, Hochgeboren?« wendete sich die Ritterin noch immer mit Zweifeln in der Stimme an Baronin Iralda, die den Ausführungen des Magiers schweigend gelauscht hatte.
»Mhh«, entgegnete die Baronin. Ihre Hand griff geistesabwesend an ihre Rocktasche während sie der Ritterin ausführlich antwortete.
Der Brief ihres Gemahls [[Briefspieltext mit::Garetien:Wolfaran von Ochs|Wolfaran]], schoss es Raul durch den Kopf. Den hatte er am Morgen aus den Händen eines Beilunker Reiters in Empfang genommen und seiner Herrin übergegeben. Sie hatte die Zeilen überflogen, geseufzt und dann in eben diese Tasche gesteckt. Den gesamten Vormittag über war seine Herrin dann schweigsam und nachdenklich gewesen.
Raul lauschte atemlos und still den Worten seiner Baronin. Mit ruhigen Worten erklärte sie, dass sie den Vorschlag der Natter unterstützen würde. Die kluge Ritterin fuhr entsetzt auf. Der berobte Magier nickte anerkennend. Der Dukatenzähler wischte sich lächelnd seine schwitzende Halbglatze. Und nur Raul, der heimlich den Brief seiner Herrin gelesen und wieder verschlossen hatte, wusste außer Iralda von Ochs, dass der Schlunder Adlige in Elenvina zufrieden sein würde über den Sieg des Schlunds über Hartsteen.
 
 
{{Briefspielindex
|Titel=Bärenauer Tischgespräch
|Reihe=Die groß-garetische Heerschau
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|Datum=30.01.1038
|Zeit=1300
|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Hartsteen|Hartsteen im Auftrag von Treumunde}}
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|Zusammenfassung=Die Baronin von Bärenau holt Rat ein, wie mit dem Vorschlag des Nettersqueller Baron zur Heeresschau umgegangen werden sollte.
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Aktuelle Version vom 15. März 2015, 12:08 Uhr

Burg Bärenau, Mittag des 30. Praios 1038 BF

Raul stand schweigend in der Ecke des Raumes und versuchte sich mucksmäuschenstill zu verhalten. So still wie die Igel im Feidewald, wie das alte Sprichwort bei den Bauern Hartsteens lautete. Er hatte so schon von vielen Dingen erfahren, die er aufregend und spannend fand. Und weil er wusste, dass sein Vater gerne erzählt bekam, was es so auf der Burg alles zu hören gab.

Vater mochte die „alte Natter“ nicht. Das hatte Raul schon häufiger gehört, auch wenn er nicht genau wusste, wer diese Natter genau war. Der schöne Fluss, an dem Raul als kleines Kind so viele fröhliche Stunden während seiner Kindheit in Sturmwacht und Nadriansfurt gespielt und mit seiner Amme an den stillen Seitenarmen kleine Dämme aus Zweigen gebaut hatte, den konnte sein Vater ja nicht meinen. Und die König der Nattern, Galavisa, von der die Fischer erzählten, dass sie in den feuchten Auen lebte und durch ihren Biss Tote wieder aus Borons Hallen zurückholen konnte, auch nicht. Denn Vater sagte immer, dass die Geschichte nur ein dummes Ammenmärchen war und er bisher noch niemanden getroffen hätte, der die Natternkönigin wirklich schon mal gesehen hätte. Anders als den Igelkönig, bei dem sogar Graf Luidor Rat einholen ging, weil der der wahre Herr des Feidewaldes war.

Seine Herrin, die lustige und nette Baronin Iralda, hatte gerade ihr Mittagsmahl beendet und lauschte der angeregten Unterhaltung zwischen ihrem tulamidischen Magier, der klugen Hausritterin und dem alten Dukatenzähler aus dem Kosch. Raul wusste, dass dies Leute waren, deren Ratschlag seiner Herrin besonders viel bedeuteten und für deren Worte sich sein Vater besonders interessierte.

Die großen Butzenglasfenster des kleinen Speisesaales waren weit geöffnet, und die Hitze des Sommers füllte den stickigen Raum. Die Baronin hatte Raul ein paar Flaschen guten Rotwein aus dem kühlen Kellergewölbe holen lassen, und jedes Mal fühlte er sich besonders wichtig, wenn seine Herrin ihm mit einem neckischen Zwinkern den großen Eisenschlüssel für den Raum überreichte, wo die Flaschen und Fässer gelagert wurden.

»Es ist eine Finte, und vor allem ist es ein offenkundiger Versuch der Natter, uns zu spalten«, sagte die kluge Ritterin mit einem ernsten Blick auf den Schrieb, der offen vor den hohen Herrschaften auf dem abgeräumten Tisch lag.

»Mhh. Sicher«, antwortete Iralda nachdenklich. »Aber was will er damit bezwecken?«

»Die Frage, meine rosenwangige Herrin der Bärenau, ist doch eher, ob sein Vorschlag realiter so inadäquat ist, wie er prima facie erscheint«, gab der Magier mit seinem südländischen Dialekt zu bedenken.

Der Dukatenzähler wischte sich den Schweiß von seiner Halbglatze und schaute den Magier nachdenklich an. »Ihr meint, Magister, dass die Reichsstadt Hartsteen tatsächlich für eine Heerschau in Frage kommen würde?«

Raul lauschte den ihm unverständlichen und umständlichen Ausführungen des Magiers. Irgendwelche Linien, die sich durch Aventurien schlängeln, verknoten und bedeutenden Einfluss auf die Geschicke der Menschen hätten. In Rauls Vorstellungen schlängelten sich schillernde Schlangen unter der Erde, deren gespaltene Zungen immer wieder für Verwüstungen an der Oberfläche sorgten. Ihn fröstelte es und er zog seinen Pagenrock enger zusammen.

Der Dukatenzähler fasste die Worte das Magiers zusammen: »Also, Magister, wenn ich Euch korrekt verstanden habe, dann liegt Hartsteen, wie überhaupt der gesamte Natterfluss, wie nanntet Ihr es, äquidistant zwischen zwei angeblich bedeutenden Kraftlinien, über deren Existenz aber in der Gelehrtenschaft heftig gestritten würde.«

Der Magier nickte sacht und zustimmend.

»Eine durch die Götter besonders geförderte Versammlung von edlen und adligen Kriegern«, fuhr der Kaufmann fort, »könnte zu Rissen oder Rupturen des fein versponnenen Astralgewebes führen, welches zu unvorhersehbaren Ereignissen, im Guten wie im Schlechten, führen könne. Die früheren Versammlungen des Heerbannes wurden häufig an besonders exaltierten Orten des Astralliniennetzes, etwa direkt auf einer solchen Linie oder sogar auf einem Knoten mehrerer Linien, oder nodices, wie Ihr sie nanntet, durchgeführt.«

»So ist es. Zumeist jedoch ohne Kenntnis der Ars Geomantie«, nickte der Magier. »Mit gefährlichen Konsequenzen.«

»Also sei es durchaus ratsam, einen die Kraftlinien schonenden Versammlungsort zu suchen, und die Reichsstadt Hartsteen sei für eben dies prädestiniert wegen ihrer Lage fern von starken Kraftlinien«, schloss der Dukatenzähler seine Ausführung.

»Und Eure Meinung ist die Lehrmeinung unter den Magiern?« fragte mit skeptischem Blick die kluge Ritterin.

»Oh nein, nein. Viele Kollegen aus Punin verlieren sich in Detailfragen und metaphysischen Theorien über die Natur der arkanen Kraftlinien, ohne sie jedoch in ihrer natürlichen Einbettung in die geordneten Strukturen Deres zu betrachten. Ich kann, weise Herrin, die werten Kollegae, wie etwa Euren Vetter aus dem Schlund nur bedauern, dass sie offenbar in ihren Studierstuben die Rätsel der Herrin Heschinja zu lösen versuchen, ohne aber wirklich von ihren Gaben Gebrauch zu machen.«

»Was denkt Ihr dazu, Hochgeboren?« wendete sich die Ritterin noch immer mit Zweifeln in der Stimme an Baronin Iralda, die den Ausführungen des Magiers schweigend gelauscht hatte.

»Mhh«, entgegnete die Baronin. Ihre Hand griff geistesabwesend an ihre Rocktasche während sie der Ritterin ausführlich antwortete.

Der Brief ihres Gemahls Wolfaran, schoss es Raul durch den Kopf. Den hatte er am Morgen aus den Händen eines Beilunker Reiters in Empfang genommen und seiner Herrin übergegeben. Sie hatte die Zeilen überflogen, geseufzt und dann in eben diese Tasche gesteckt. Den gesamten Vormittag über war seine Herrin dann schweigsam und nachdenklich gewesen.

Raul lauschte atemlos und still den Worten seiner Baronin. Mit ruhigen Worten erklärte sie, dass sie den Vorschlag der Natter unterstützen würde. Die kluge Ritterin fuhr entsetzt auf. Der berobte Magier nickte anerkennend. Der Dukatenzähler wischte sich lächelnd seine schwitzende Halbglatze. Und nur Raul, der heimlich den Brief seiner Herrin gelesen und wieder verschlossen hatte, wusste außer Iralda von Ochs, dass der Schlunder Adlige in Elenvina zufrieden sein würde über den Sieg des Schlunds über Hartsteen.