Geschichten:Zarte Triebe - Ein schmaler Grat: Unterschied zwischen den Versionen

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'''4. Rondra 1038 –[[Handlungsort ist::Garetien:Burg Luringen|Burg Luringen]]
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Ein sommerlicher Tag neigte sich dem Ende zu und im Licht der sich senkenden Sonne saß [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Celissa von Lichtenhayn|Celissa]] in der ihr zugewiesenen Kammer vor einem Silberspiegel. Denn nun war es endlich so weit, für diesen Abend war zu einem Ball geladen worden. Celissa war nun fast einen Monat auf Luringen und hatte die Zeit genutzt [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Drego von Luring|Drego]] vorsichtig zu umgarnen, ohne zu offensichtlich ihr Absichten preiszugeben. Außerdem hatte sie die Menschen in Dregos Umfeld und seine Familie beobachtet, um die Situation und den Einfluss der einzelnen Personen auf Drego abschätzen zu können.
Seine Freunde machten größtenteils einen oberflächlichen Eindruck, und Celissa hatte sich soweit ihr möglich, von ihnen ferngehalten, solange sie sich nicht in Dregos Gesellschaft befand. Einige von ihnen schienen wachsenden Einfluss außerhalb von Dregos Kreis zu haben – etwa der Bürgerliche, der mittlerweile Fechtstunden gab, oder der älteste der Hausritter -  und sie war nicht auf der Suche nach Freunden, daher konzentrierte sie ihre Bemühungen auf den Grafensohn.
Für den festlichen Anlass hatte sie sich in Luring ein neues Gewand schneidern lassen. Ein langes königsblaues Leinenkleid mit weit auslaufenden Ärmeln und einem von silberner Borte umfassten Balkonausschnitt. Dazu trug sie eine Kette aus schimmernden Perlen, die passenden Ohrringe und ein feines Duftwasser mit ihrem liebsten Note, Maiglöckchen. Gerald fertigte diesen einzigartigen Duft stets eigens für sie nach einem wohl gehüteten Rezept an. Die Extraktion des Stoffes aus den empfindlichen Blüten war aufwendig und gelang nicht jedem Alchemikus. Außerdem musste man ihn besonders behandeln um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten.
Während sie über diese Dinge nachdachte, trug sie noch ein wenig Puder und Lippenrot auf, sich wohl bewusst seiend, dass sie sich normalerweise wesentlich weniger Zeit für diese Dinge nehmen würde. Doch heute war kein normaler Tag, also überprüfte sie noch einmal, ob ihre Frisur richtig festgesteckt war und verließ dann ihr Zimmer. Ihr Herz klopfte etwas schneller als gewöhnlich, denn was sie heute vorhatte barg einige Risiken, trotzdem hoffe sie Drego inzwischen gut genug einschätzen zu können um die Situation unter Kontrolle halten zu können.
Der Abend begann mit einem Bankett. Die Speisen schmeckten köstlich, doch Celissa nahm nur wenige Bissen zu sich, den sie wollte vor dem Tanzen nicht zu sehr schlemmen. Außerdem war sie zu aufgeregt um großen Hunger zu verspüren. Der Wein war ebenfalls sehr gut und als sie bemerkte, dass ihr Glas bereits leer war, erschrak sie leicht. ''Ich muss wirklich besser aufpassen, ein klarer Kopf wird vonnöten sein!''
Als einer der zahlreichen, eilfertigen Diener ihr nachschenken wollte, hielt sie kurz die Hand über das Glas, um zu signalisieren dass sie keines Nachschubs bedurfte. Ihr Blick wanderte über die Schar an Gästen und blieb immer wieder an Drego hängen. Er lachte viel und war auch dem Wein nicht abgeneigt. Seine [[Briefspieltext mit::Garetien:Korwinne von Luring|Gattin]] hatte sich offenbar entschuldigen lassen, denn ihr Stuhl blieb leer. ''Umso besser'', Korwinne stellte meist einen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau und trug damit eher selten zur ausgelassenen Stimmung bei, die ihren Mann sonst umgab. Dieser schien ihre Abwesenheit auch gar nicht wahrzunehmen, was Celissa in den letzten Wochen häufig aufgefallen war: er kümmerte sie liebevoll um sie wenn sie in seiner Nähe war, war sie das jedoch nicht, erwähnte er kaum einmal ihren Namen.
Bald zog die Gesellschaft in den Ballsaal um und Musiker spielten zum Tanz auf. Drego hatte den ersten Tanz offenbar schon einer anderen Dame versprochen, einem jungen Ding namens [[Briefspieltext mit::Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina von Erlenfall]], und so wollte sich Celissa gerade setzten als ein Mann auf sie zutrat. Es handelte sich um [[Nebendarsteller ist::Garetien:Rudon Langenlob|Rudon Langenlob]], der sie mit einem einnehmenden Lächeln um den ersten Tanz bat. Seine elegante Gewandung und enge Freundschaft zum Grafensohn täuschten oft darüber hinweg, dass es sich bei ihm um einen einfachen Bürgerlichen aus Gareth handelte. Eigentlich verspürte Celissa keinen Wunsch danach, mit ihm zu tanzen, aber eine Abfuhr wäre unhöflich gewesen und sie wollte einen Freund Dregos nicht gegen sich einnehmen. Daher sagt sie lächelnd zu und folgte ihm auf den Tanzboden.
Ihr Blick suchte immer wieder Drego und seine Partnerin um sein Verhalten ihr gegenüber zu beobachten. Währenddessen plauderte Rudon mit ihr, fragte sie nach ihrer Heimat, der Familie und ob die den Grafensohn schon länger kenne. Celissa antwortete abwesend, den Blick ihres Partners nur hin und wieder begegnend. Als die letzten Töne der Musik verklangen, verneigte Rudon sich lächelnd vor ihr und dankte für den angenehmen Tanz. Später konnte Celissa sich gar nicht recht erinnern worüber sie gesprochen hatten, denn ihre Aufmerksamkeit wurde direkt von etwas anderen auf sich gezogen: Drego schaute sich um auf der Suche nach – einem Glas Wein? – einer Tanzpartnerin?
Rasch trat sie ihn sein Blickfeld und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Er erblickte sie, erwiderte das Lächeln und schritt in ihre Richtung. Sie ließ ihn zu sich kommen und als er sich vor ihr höflich verneigte, fragte sie: „Kommt Ihr, um den versprochenen Tanz einzufordern, werter Herr?“ In ihren Augen blitze es schelmisch.
„In der Tat wollte ich Euch gerade um den nächsten Tanz ersuchen, schöne Dame.“
„Mit dem allergrößten Vergnügen“, erwiderte sie und ergriff die dargebotene Hand und die Gelegenheit ihm einen weiteren tiefen Blick zu schenken.
Während des ersten, langsameren Tanzes tauschten sie höfliche Floskeln aus und er machte ihr weitere Komplimente zu ihrem Aussehen und ihrer Anmut beim Tanze. Vermutlich erzählter er das jeder Dame mit der er tanzte und dennoch wirkte es ehrlich gemeint. Celissa kam nicht ganz umhin sich geschmeichelt zu fühlen.
Der folgende Tanz war etwas schwungvoller und machte ein richtiges Gespräch schwierig, dafür hielt Celissa Dregos Blick während des ganzen Tanzes fest und wann immer sich ihre Handflächen während des Reigens berührten lächelte sie ihn verführerisch an.
Offenbar verfehlte ihre Aufmerksamkeit ihre Wirkung nicht, denn Drego tanzte an diesem Abend noch viele Male mit ihr. Wenn sie nicht tanzten, saßen sie bei einem Glas Wein und redeten, wobei Celissa sich unauffällig mit dem Trinken zurückhielt.
Als der Abend später wurde und die Aufmerksamkeit der Gesellschaft durch Wein und Tanz nachließ, wartete Celissa auf einen günstigen Moment. Als ein weiterer schwungvoller Tanz sein Ende fand, dirigierte sie Drego sachte in Richtung einer der kleinen Türen die aus dem Saal führten.
„Ein wenig frische Luft und Abkühlung wäre mir jetzt recht, Euch nicht auch? Wollt ihr mir nicht vielleicht euren schönen Garten im Mondenschein zeigen?“ Ein mehrdeutiges Lächeln umspielte dabei ihre Lippen.
„Es wäre mir eine Freude, auch wenn Eure Schönheit sicherlich die der Blumen und gar des Mondes überstrahlen wird.“ Dieses offensichtlich übertriebene Kompliment ließ sie leise kichern, doch als sie sich abwandte um durch die Tür den Saal zu verlassen, sah sie aus den Augenwinkeln wie sein Blick bewundernd ihren Körper entlangfuhr. ''Ich habe ihn fast so weit'', wurde ihr mit Befriedigung klar.
Nach der Hitze im Ballsaal war die kühle Nachtluft ein Segen und Celissa atmete zunächst tief ein um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie trat an das Geländer einer kleinen Terrasse oberhalb des Gartens und blickte in den Sternenhimmel, Drego stand wenige Schritte hinter ihr. ''Phex, du bist mit den Wagemutigen nicht wahr? Steh mir bei und ich werde deinem Tempel hier eine großzügige Spende zukommen lassen!'' sandte sie ein Stoßgebet an den Gott des Glücks.
Da hörte sie Dregos Schritte hinter sich, er stand jetzt so nah hinter ihr, dass sie seinen Atem spüren konnte. „Wie lieblich ihr seid, meine Blume...“ sie spürte eine sanfte Berührung seiner Hand, als seine Finger ihren Nacken liebkosten.
Langsam drehte sie sich um und blickte ihn in dem schwachen Licht der Laternen an, seine Pupillen waren vom Wein geweitet und der Blick nicht ganz klar. ''Den Bogen nicht überspannen''.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, beugte er sich vor und küsste sie leidenschaftlich. Im ersten Moment erstarrte sie, dann schlang sie die Arme um seinen Körper und schmiegte sich an ihn. Nach einem Augenblick, der ihr wie eine Ewigkeit erschien, löste sie sich von ihm und trat einen Schritt zurück. „Was ...“, verwirrt blickte er sie an und wollte sich ihr schon wieder nähren, als sie ihre Hand gegen seine Brust drückte und ihn auf Abstand hielt. Er schüttelt den Kopf. ''Vorsichtig jetzt''.
Ein trauriger Ausdruck trat in ihre Augen, „Wir können das nicht tun, nicht hier, nicht jetzt...“ sie wollte sich abwenden doch Drego griff nach ihrem Arm und hielt sie zurück.
„Geh nicht!“, er blicht sie eindringlich an und sagte mit dunkler Stimme: „Ich will dich!“ Ein solch brennendes Verlangen stand in seinen Augen, dass es ihr fast Angst machte, seine Hand umschloss ihren Arm wie eine Schraubzwinge. ''Ein schmaler Grat, mach alles richtig und er frisst dir aus der Hand, ein Fehler und du verlierst seine Gunst auf immerdar''.
Mühsam kontrollierte sie ihr Stimme und sprach so sanft es ihr möglich war: „Ich sage nicht, dass ich nicht will“, sie blickte sich im Hof um und zum Ballsaal. „Aber nicht so. Es ist zu unsicher.“ Sein Griff lockerte sich etwas aber er ließ sie nicht los.
Sie hob die Hand und strich vorsichtig über seine Wange, blickte ihm fest in die Augen und öffnete dann seine Hand um ihren Arm. Er ließ es geschehen, aber sie konnte immer noch das Verlangen in ihm spüren, also nahm sie seine Hand, führte sie zum Mund und hauchte einen Kuss darauf.
„Habt etwas Geduld, ich werde einen Weg finden“, flüsterte sie, machte sich endgültig von ihm los und entschwand in die Nacht.
Drego blieb völlig gebannt noch einige Minuten stehen und starrte auf die Stelle wo sie verschwunden war.
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|Titel=Ein schmaler Grat
|Titel=Ein schmaler Grat

Aktuelle Version vom 24. Oktober 2015, 11:59 Uhr

4. Rondra 1038 –Burg Luringen

Ein sommerlicher Tag neigte sich dem Ende zu und im Licht der sich senkenden Sonne saß Celissa in der ihr zugewiesenen Kammer vor einem Silberspiegel. Denn nun war es endlich so weit, für diesen Abend war zu einem Ball geladen worden. Celissa war nun fast einen Monat auf Luringen und hatte die Zeit genutzt Drego vorsichtig zu umgarnen, ohne zu offensichtlich ihr Absichten preiszugeben. Außerdem hatte sie die Menschen in Dregos Umfeld und seine Familie beobachtet, um die Situation und den Einfluss der einzelnen Personen auf Drego abschätzen zu können. Seine Freunde machten größtenteils einen oberflächlichen Eindruck, und Celissa hatte sich soweit ihr möglich, von ihnen ferngehalten, solange sie sich nicht in Dregos Gesellschaft befand. Einige von ihnen schienen wachsenden Einfluss außerhalb von Dregos Kreis zu haben – etwa der Bürgerliche, der mittlerweile Fechtstunden gab, oder der älteste der Hausritter - und sie war nicht auf der Suche nach Freunden, daher konzentrierte sie ihre Bemühungen auf den Grafensohn.

Für den festlichen Anlass hatte sie sich in Luring ein neues Gewand schneidern lassen. Ein langes königsblaues Leinenkleid mit weit auslaufenden Ärmeln und einem von silberner Borte umfassten Balkonausschnitt. Dazu trug sie eine Kette aus schimmernden Perlen, die passenden Ohrringe und ein feines Duftwasser mit ihrem liebsten Note, Maiglöckchen. Gerald fertigte diesen einzigartigen Duft stets eigens für sie nach einem wohl gehüteten Rezept an. Die Extraktion des Stoffes aus den empfindlichen Blüten war aufwendig und gelang nicht jedem Alchemikus. Außerdem musste man ihn besonders behandeln um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten. Während sie über diese Dinge nachdachte, trug sie noch ein wenig Puder und Lippenrot auf, sich wohl bewusst seiend, dass sie sich normalerweise wesentlich weniger Zeit für diese Dinge nehmen würde. Doch heute war kein normaler Tag, also überprüfte sie noch einmal, ob ihre Frisur richtig festgesteckt war und verließ dann ihr Zimmer. Ihr Herz klopfte etwas schneller als gewöhnlich, denn was sie heute vorhatte barg einige Risiken, trotzdem hoffe sie Drego inzwischen gut genug einschätzen zu können um die Situation unter Kontrolle halten zu können.

Der Abend begann mit einem Bankett. Die Speisen schmeckten köstlich, doch Celissa nahm nur wenige Bissen zu sich, den sie wollte vor dem Tanzen nicht zu sehr schlemmen. Außerdem war sie zu aufgeregt um großen Hunger zu verspüren. Der Wein war ebenfalls sehr gut und als sie bemerkte, dass ihr Glas bereits leer war, erschrak sie leicht. Ich muss wirklich besser aufpassen, ein klarer Kopf wird vonnöten sein! Als einer der zahlreichen, eilfertigen Diener ihr nachschenken wollte, hielt sie kurz die Hand über das Glas, um zu signalisieren dass sie keines Nachschubs bedurfte. Ihr Blick wanderte über die Schar an Gästen und blieb immer wieder an Drego hängen. Er lachte viel und war auch dem Wein nicht abgeneigt. Seine Gattin hatte sich offenbar entschuldigen lassen, denn ihr Stuhl blieb leer. Umso besser, Korwinne stellte meist einen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau und trug damit eher selten zur ausgelassenen Stimmung bei, die ihren Mann sonst umgab. Dieser schien ihre Abwesenheit auch gar nicht wahrzunehmen, was Celissa in den letzten Wochen häufig aufgefallen war: er kümmerte sie liebevoll um sie wenn sie in seiner Nähe war, war sie das jedoch nicht, erwähnte er kaum einmal ihren Namen.

Bald zog die Gesellschaft in den Ballsaal um und Musiker spielten zum Tanz auf. Drego hatte den ersten Tanz offenbar schon einer anderen Dame versprochen, einem jungen Ding namens Jesmina von Erlenfall, und so wollte sich Celissa gerade setzten als ein Mann auf sie zutrat. Es handelte sich um Rudon Langenlob, der sie mit einem einnehmenden Lächeln um den ersten Tanz bat. Seine elegante Gewandung und enge Freundschaft zum Grafensohn täuschten oft darüber hinweg, dass es sich bei ihm um einen einfachen Bürgerlichen aus Gareth handelte. Eigentlich verspürte Celissa keinen Wunsch danach, mit ihm zu tanzen, aber eine Abfuhr wäre unhöflich gewesen und sie wollte einen Freund Dregos nicht gegen sich einnehmen. Daher sagt sie lächelnd zu und folgte ihm auf den Tanzboden. Ihr Blick suchte immer wieder Drego und seine Partnerin um sein Verhalten ihr gegenüber zu beobachten. Währenddessen plauderte Rudon mit ihr, fragte sie nach ihrer Heimat, der Familie und ob die den Grafensohn schon länger kenne. Celissa antwortete abwesend, den Blick ihres Partners nur hin und wieder begegnend. Als die letzten Töne der Musik verklangen, verneigte Rudon sich lächelnd vor ihr und dankte für den angenehmen Tanz. Später konnte Celissa sich gar nicht recht erinnern worüber sie gesprochen hatten, denn ihre Aufmerksamkeit wurde direkt von etwas anderen auf sich gezogen: Drego schaute sich um auf der Suche nach – einem Glas Wein? – einer Tanzpartnerin? Rasch trat sie ihn sein Blickfeld und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Er erblickte sie, erwiderte das Lächeln und schritt in ihre Richtung. Sie ließ ihn zu sich kommen und als er sich vor ihr höflich verneigte, fragte sie: „Kommt Ihr, um den versprochenen Tanz einzufordern, werter Herr?“ In ihren Augen blitze es schelmisch. „In der Tat wollte ich Euch gerade um den nächsten Tanz ersuchen, schöne Dame.“ „Mit dem allergrößten Vergnügen“, erwiderte sie und ergriff die dargebotene Hand und die Gelegenheit ihm einen weiteren tiefen Blick zu schenken.

Während des ersten, langsameren Tanzes tauschten sie höfliche Floskeln aus und er machte ihr weitere Komplimente zu ihrem Aussehen und ihrer Anmut beim Tanze. Vermutlich erzählter er das jeder Dame mit der er tanzte und dennoch wirkte es ehrlich gemeint. Celissa kam nicht ganz umhin sich geschmeichelt zu fühlen. Der folgende Tanz war etwas schwungvoller und machte ein richtiges Gespräch schwierig, dafür hielt Celissa Dregos Blick während des ganzen Tanzes fest und wann immer sich ihre Handflächen während des Reigens berührten lächelte sie ihn verführerisch an.

Offenbar verfehlte ihre Aufmerksamkeit ihre Wirkung nicht, denn Drego tanzte an diesem Abend noch viele Male mit ihr. Wenn sie nicht tanzten, saßen sie bei einem Glas Wein und redeten, wobei Celissa sich unauffällig mit dem Trinken zurückhielt.

Als der Abend später wurde und die Aufmerksamkeit der Gesellschaft durch Wein und Tanz nachließ, wartete Celissa auf einen günstigen Moment. Als ein weiterer schwungvoller Tanz sein Ende fand, dirigierte sie Drego sachte in Richtung einer der kleinen Türen die aus dem Saal führten. „Ein wenig frische Luft und Abkühlung wäre mir jetzt recht, Euch nicht auch? Wollt ihr mir nicht vielleicht euren schönen Garten im Mondenschein zeigen?“ Ein mehrdeutiges Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. „Es wäre mir eine Freude, auch wenn Eure Schönheit sicherlich die der Blumen und gar des Mondes überstrahlen wird.“ Dieses offensichtlich übertriebene Kompliment ließ sie leise kichern, doch als sie sich abwandte um durch die Tür den Saal zu verlassen, sah sie aus den Augenwinkeln wie sein Blick bewundernd ihren Körper entlangfuhr. Ich habe ihn fast so weit, wurde ihr mit Befriedigung klar.

Nach der Hitze im Ballsaal war die kühle Nachtluft ein Segen und Celissa atmete zunächst tief ein um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie trat an das Geländer einer kleinen Terrasse oberhalb des Gartens und blickte in den Sternenhimmel, Drego stand wenige Schritte hinter ihr. Phex, du bist mit den Wagemutigen nicht wahr? Steh mir bei und ich werde deinem Tempel hier eine großzügige Spende zukommen lassen! sandte sie ein Stoßgebet an den Gott des Glücks.

Da hörte sie Dregos Schritte hinter sich, er stand jetzt so nah hinter ihr, dass sie seinen Atem spüren konnte. „Wie lieblich ihr seid, meine Blume...“ sie spürte eine sanfte Berührung seiner Hand, als seine Finger ihren Nacken liebkosten. Langsam drehte sie sich um und blickte ihn in dem schwachen Licht der Laternen an, seine Pupillen waren vom Wein geweitet und der Blick nicht ganz klar. Den Bogen nicht überspannen.

Doch bevor sie etwas sagen konnte, beugte er sich vor und küsste sie leidenschaftlich. Im ersten Moment erstarrte sie, dann schlang sie die Arme um seinen Körper und schmiegte sich an ihn. Nach einem Augenblick, der ihr wie eine Ewigkeit erschien, löste sie sich von ihm und trat einen Schritt zurück. „Was ...“, verwirrt blickte er sie an und wollte sich ihr schon wieder nähren, als sie ihre Hand gegen seine Brust drückte und ihn auf Abstand hielt. Er schüttelt den Kopf. Vorsichtig jetzt.

Ein trauriger Ausdruck trat in ihre Augen, „Wir können das nicht tun, nicht hier, nicht jetzt...“ sie wollte sich abwenden doch Drego griff nach ihrem Arm und hielt sie zurück.

„Geh nicht!“, er blicht sie eindringlich an und sagte mit dunkler Stimme: „Ich will dich!“ Ein solch brennendes Verlangen stand in seinen Augen, dass es ihr fast Angst machte, seine Hand umschloss ihren Arm wie eine Schraubzwinge. Ein schmaler Grat, mach alles richtig und er frisst dir aus der Hand, ein Fehler und du verlierst seine Gunst auf immerdar.

Mühsam kontrollierte sie ihr Stimme und sprach so sanft es ihr möglich war: „Ich sage nicht, dass ich nicht will“, sie blickte sich im Hof um und zum Ballsaal. „Aber nicht so. Es ist zu unsicher.“ Sein Griff lockerte sich etwas aber er ließ sie nicht los.

Sie hob die Hand und strich vorsichtig über seine Wange, blickte ihm fest in die Augen und öffnete dann seine Hand um ihren Arm. Er ließ es geschehen, aber sie konnte immer noch das Verlangen in ihm spüren, also nahm sie seine Hand, führte sie zum Mund und hauchte einen Kuss darauf. „Habt etwas Geduld, ich werde einen Weg finden“, flüsterte sie, machte sich endgültig von ihm los und entschwand in die Nacht.


Drego blieb völlig gebannt noch einige Minuten stehen und starrte auf die Stelle wo sie verschwunden war.



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Kapitel 6

Waidmannsheil
Autor: Neli