Geschichten:In Ihrem Schatten – Ziel- und Heimatlos: Unterschied zwischen den Versionen

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''[[Handlungsort ist::Garetien:Burg Hirschpforten|Burg Hirschpforten]], [[Handlungsort ist::Garetien:Junkertum Hirschpforten|Junkertum Hirschpforten]], [[Handlungsort ist::Garetien:Baronie Waldfang|Baronie Waldfang]]; Mitte Peraine 1037:''
 
Die Reise war ereignislos verlaufen, und die allgemeine Niedergeschlagenheit lastete über ihnen allen. [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Giselbert von Streitzig|Giselbert]] schwieg die meiste Zeit, in Gedanken versunken; überhaupt sprach er nur noch, wenn jemand ihn direkt ansprach. Die Zukunft war zu ungewiss, ein Ziel nicht zu erkennen. Also hatte er schweren Herzens beschlossen, sich in den Schoß der [[Akteursnennung ist::Garetien:Jüngeres Haus Streitzig|Familie]] zu begeben und den Weg Richtung [[Ortsnennung ist::Garetien:Baronie Uslenried|Uslenried]] eingeschlagen. Nun machten sie Station in den Waldfanger Landen und hatten für die Nacht Quartier in einem Gasthaus bezogen.
 
Es war erst Nachmittag gewesen, als sie hier angekommen waren, doch offenkundig war ihre Ankunft nicht unbemerkt geblieben, und die örtliche Herrschaft hatte gute Augen und Ohren, die zutrugen. Anders konnte sich Giselbert nicht erklären, dass er kaum eine Stunde nach ihrer Ankunft von einem Boten eine Einladung auf die Burg erhalten hatte, zu *einem vertraulichen Gespräch unter Freunden*. Allerdings war ihm unklar, wer diese Freunde sein mochten, und mit einem entsprechend mulmigen Gefühl im Bauch hatte er sich schließlich auf den Weg gemacht, innerlich zitternd das Tor durchschritten und sich angemeldet.
 
Man führte ihn schließlich zur Dame des Hauses, die sich ihm als [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Rondriga Leodane von Zweifelfels|Rondriga von Zweifelfels]] vorstellte; getroffen hatte man sich vorher noch nicht, soweit Giselbert sich zurückerinnern konnte, und immerhin hatte er ein recht passables Personengedächtnis.
 
Nach der Begrüßung fanden er sich dann schließlich unter vier Augen mit der Zweifelfelserin wieder – immerhin Angehörige einer [[Akteursnennung ist::Garetien:Familie Zweifelfels|Familie]], mit der sein eigenes Haus seit Ewigkeiten in Waldstein konkurrierte. Und erst vor wenigen Jahren war es den Streitzigs gelungen, der Familie Zweifelfels den prestigeträchtigen Posten des Waldsteiner Grafschaftsrates abzunehmen.
 
Also straffe er sich in seinem Lehnstuhl, auf dem er platzzunehmen gebeten worden war. »Ich danke Euch für die freundliche Begrüßung, wenngleich ich über die Umstände dieser Zusammenkunft etwas verwirrt bin. Was verschafft mir die Ehre?«
 
Rondriga lächelte ihn an. »Gewisse Dinge werfen ihre Schatten voraus; Ihr aber seid nur noch ein Schatten dessen, was Ihr vor wenigen Wochen noch wart, nicht war?«
 
Giselbert schluckte. Offenbar hatte sich die Kunde schon durch das ganze Königreich oder gar noch weiter verbreitet. Doch noch während er überlegte, was er antworten sollte, fuhr die Zweifelfelserin fort.
 
»Wenn man gute Augen und Ohren hat, bleiben manche Dinge weniger verborgen oder erschließen sich schneller; zum Teil schneller, als es anderen lieb ist. Aber tröstet euch; Ihr habt mein aufrichtiges Mitgefühl, auch wenn ich noch nicht recht weiß, was die Reichsobrigkeit zu Eurer Enthebung bewogen hat.«
 
Giselbert verzog angesäuert die Mundwinkel. »Das, meine Werte, wüsßte ich auch nur allzu gern. Ich habe mir nichts vorzuwerfen; ganz im Gegenteil.«
 
»Das habe ich vermutet. Und dennoch seid Ihr jetzt hier. Darf ich fragen, wohin Euer Weg nun führen wird?«
 
Giselbert zuckte mit den Schultern. »Ihr dürft, doch beantworten kann ich es Euch nicht – weil ich selbst keine Antwort darauf habe.«
 
»Hm. Das habe ich befürchtet. Doch ich will Euch nicht auf die lange Folter spannen, was mich dazu bewogen hat, Euch hierher einzuladen. Ihr wisst ja sicher um die… Konflikte zwischen unseren Familien?«
 
»Sicherlich. Allerdings habe ich mich Zeit meines Lebens dort hinauszuhalten versucht.«
 
»Das ist unstrittig, soweit ich dies beurteilen kann. Aber gerade darum seid ihr für mein Anliegen der richtige Ansprechpartner.«
 
»Ein Anliegen?« Giselbert wurde hellhörig.
 
»Ganz recht. Die Reibereien zwischen unseren Familien binden unnötige Kräfte, die wir anderswo besser brauchen könnten, sehr Ihr dies nicht genauso?«
 
Der ehemalige Pfalzgraf nickte.
 
»Daher halte ich es für sinnvoller, die Kräfte zu bündeln, anstatt uns gegenseitig aufzureiben. Allerdings habe ich mit dieser Meinung nicht unbedingt den Großteil der Familie hinter mir, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
 
Giselbert nickte wiederum. »Ich soll als Unterhändler fungieren. Richtig?«
 
»Schnell erfasst, wie man es Euch nachsagt. Mir ist klar, dass dies ein langsamer Prozess sein wird. Doch wenn es niemand in Angriff nimmt, werden am Ende beide Familien an Einfluss verlieren – im ärgsten Falle zugunsten der aufstrebenden jüngeren Adelsfamilien.«
 
»Oder der anderen Häuser«, warf Giselbert ein.
 
»Ganz recht«, bemerkte Rondriga, »und da sind wir auch schon beim Thema. Der alte Hirsch auf der Randersburg hat kürzlich seinen letzten Atemzug getan, wie mir zugetragen wurde. Fast hätte ich gesagt, um im Bilde zu belieben, er wurde erlegt, aber das wäre zu viel der Spekulation, zumindest nach meinem jetzigen Wissensstand. Wahrscheinlich war es schlicht und einfach das Alter, das ihn dahinraffte. Worauf ich hinaus will ist folgendes: Gemeinsam können wir unsere - also waldsteiner - Interessen weit besser vertreten, denn der nächste Pfalzgraf muss nicht zwangsläufig wieder ein Hirsch sein. Aber wem sage ich das, Euch ist dies natürlich bewusst.«
 
»Ich soll also bei meinem Familienoberhaupt für eine Zusammenarbeit zwischen unserer beider Familien werben? Zu welchen Konditionen Eurerseits?«
 
»Ganz der analytische Geist, sehr schön. Auf die Waldsteiner Besitzungen und Ämter bezogen, könnte man sich auf die Anerkennung des Status quo einigen, vorerst. Mein Ziel wäre auch eher ein geschlosseneres Auftreten außerhalb Waldsteins. Dort könnten unsere Familien weit progressiver vorgehen und sich gegenseitig bei ihren Ambitionen unterstützen. Inwieweit man dann gemeinsame Gegner innerhalb Waldsteins ausschaltet, wird sich zeigen.«
 
Giselbert überlegte einen Moment lang. Tatsächlich hielt er den Konflikt der beiden Familien für überholt und sah einiges an Potenzial in einem Bündnis – gerade auch für sich selber.
 
»Um mich klar auszudrücken, ich sehe vor mir jemanden, dessen Weg noch lange nicht zu Ende gegangen ist, und ich habe meinerseits ebenfalls nicht das Verlangen, meinen Lebensabend auf dieser Burg zu verbringen. Wir beide können für ein neues, stärkeres Waldstein stehen.«
 
»Ihr habt mich überzeugt, werte Dame, doch liegt der weit schwerere Teil noch vor uns.«
 
»Ja, wir müssen unsere Familienoberhäupter von unserem Anliegen überzeugen. Die Argumente sind klar auf unserer Seite.« Rondrigas Augen funkelten.
 
»Wohl arbeitet aber der Stolz gegen uns.«
 
»So lasst uns beginnen!« Rondriga goss Wein aus einer Karaffe in zwei Becher und reichte eines davon Giselbert. »Auf die Zukunft!«
 
 
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Aktuelle Version vom 23. März 2018, 10:53 Uhr

Burg Hirschpforten, Junkertum Hirschpforten, Baronie Waldfang; Mitte Peraine 1037:

Die Reise war ereignislos verlaufen, und die allgemeine Niedergeschlagenheit lastete über ihnen allen. Giselbert schwieg die meiste Zeit, in Gedanken versunken; überhaupt sprach er nur noch, wenn jemand ihn direkt ansprach. Die Zukunft war zu ungewiss, ein Ziel nicht zu erkennen. Also hatte er schweren Herzens beschlossen, sich in den Schoß der Familie zu begeben und den Weg Richtung Uslenried eingeschlagen. Nun machten sie Station in den Waldfanger Landen und hatten für die Nacht Quartier in einem Gasthaus bezogen.

Es war erst Nachmittag gewesen, als sie hier angekommen waren, doch offenkundig war ihre Ankunft nicht unbemerkt geblieben, und die örtliche Herrschaft hatte gute Augen und Ohren, die zutrugen. Anders konnte sich Giselbert nicht erklären, dass er kaum eine Stunde nach ihrer Ankunft von einem Boten eine Einladung auf die Burg erhalten hatte, zu *einem vertraulichen Gespräch unter Freunden*. Allerdings war ihm unklar, wer diese Freunde sein mochten, und mit einem entsprechend mulmigen Gefühl im Bauch hatte er sich schließlich auf den Weg gemacht, innerlich zitternd das Tor durchschritten und sich angemeldet.

Man führte ihn schließlich zur Dame des Hauses, die sich ihm als Rondriga von Zweifelfels vorstellte; getroffen hatte man sich vorher noch nicht, soweit Giselbert sich zurückerinnern konnte, und immerhin hatte er ein recht passables Personengedächtnis.

Nach der Begrüßung fanden er sich dann schließlich unter vier Augen mit der Zweifelfelserin wieder – immerhin Angehörige einer Familie, mit der sein eigenes Haus seit Ewigkeiten in Waldstein konkurrierte. Und erst vor wenigen Jahren war es den Streitzigs gelungen, der Familie Zweifelfels den prestigeträchtigen Posten des Waldsteiner Grafschaftsrates abzunehmen.

Also straffe er sich in seinem Lehnstuhl, auf dem er platzzunehmen gebeten worden war. »Ich danke Euch für die freundliche Begrüßung, wenngleich ich über die Umstände dieser Zusammenkunft etwas verwirrt bin. Was verschafft mir die Ehre?«

Rondriga lächelte ihn an. »Gewisse Dinge werfen ihre Schatten voraus; Ihr aber seid nur noch ein Schatten dessen, was Ihr vor wenigen Wochen noch wart, nicht war?«

Giselbert schluckte. Offenbar hatte sich die Kunde schon durch das ganze Königreich oder gar noch weiter verbreitet. Doch noch während er überlegte, was er antworten sollte, fuhr die Zweifelfelserin fort.

»Wenn man gute Augen und Ohren hat, bleiben manche Dinge weniger verborgen oder erschließen sich schneller; zum Teil schneller, als es anderen lieb ist. Aber tröstet euch; Ihr habt mein aufrichtiges Mitgefühl, auch wenn ich noch nicht recht weiß, was die Reichsobrigkeit zu Eurer Enthebung bewogen hat.«

Giselbert verzog angesäuert die Mundwinkel. »Das, meine Werte, wüsßte ich auch nur allzu gern. Ich habe mir nichts vorzuwerfen; ganz im Gegenteil.«

»Das habe ich vermutet. Und dennoch seid Ihr jetzt hier. Darf ich fragen, wohin Euer Weg nun führen wird?«

Giselbert zuckte mit den Schultern. »Ihr dürft, doch beantworten kann ich es Euch nicht – weil ich selbst keine Antwort darauf habe.«

»Hm. Das habe ich befürchtet. Doch ich will Euch nicht auf die lange Folter spannen, was mich dazu bewogen hat, Euch hierher einzuladen. Ihr wisst ja sicher um die… Konflikte zwischen unseren Familien?«

»Sicherlich. Allerdings habe ich mich Zeit meines Lebens dort hinauszuhalten versucht.«

»Das ist unstrittig, soweit ich dies beurteilen kann. Aber gerade darum seid ihr für mein Anliegen der richtige Ansprechpartner.«

»Ein Anliegen?« Giselbert wurde hellhörig.

»Ganz recht. Die Reibereien zwischen unseren Familien binden unnötige Kräfte, die wir anderswo besser brauchen könnten, sehr Ihr dies nicht genauso?«

Der ehemalige Pfalzgraf nickte.

»Daher halte ich es für sinnvoller, die Kräfte zu bündeln, anstatt uns gegenseitig aufzureiben. Allerdings habe ich mit dieser Meinung nicht unbedingt den Großteil der Familie hinter mir, wenn Ihr versteht, was ich meine.«

Giselbert nickte wiederum. »Ich soll als Unterhändler fungieren. Richtig?«

»Schnell erfasst, wie man es Euch nachsagt. Mir ist klar, dass dies ein langsamer Prozess sein wird. Doch wenn es niemand in Angriff nimmt, werden am Ende beide Familien an Einfluss verlieren – im ärgsten Falle zugunsten der aufstrebenden jüngeren Adelsfamilien.«

»Oder der anderen Häuser«, warf Giselbert ein.

»Ganz recht«, bemerkte Rondriga, »und da sind wir auch schon beim Thema. Der alte Hirsch auf der Randersburg hat kürzlich seinen letzten Atemzug getan, wie mir zugetragen wurde. Fast hätte ich gesagt, um im Bilde zu belieben, er wurde erlegt, aber das wäre zu viel der Spekulation, zumindest nach meinem jetzigen Wissensstand. Wahrscheinlich war es schlicht und einfach das Alter, das ihn dahinraffte. Worauf ich hinaus will ist folgendes: Gemeinsam können wir unsere - also waldsteiner - Interessen weit besser vertreten, denn der nächste Pfalzgraf muss nicht zwangsläufig wieder ein Hirsch sein. Aber wem sage ich das, Euch ist dies natürlich bewusst.« 

»Ich soll also bei meinem Familienoberhaupt für eine Zusammenarbeit zwischen unserer beider Familien werben? Zu welchen Konditionen Eurerseits?«

»Ganz der analytische Geist, sehr schön. Auf die Waldsteiner Besitzungen und Ämter bezogen, könnte man sich auf die Anerkennung des Status quo einigen, vorerst. Mein Ziel wäre auch eher ein geschlosseneres Auftreten außerhalb Waldsteins. Dort könnten unsere Familien weit progressiver vorgehen und sich gegenseitig bei ihren Ambitionen unterstützen. Inwieweit man dann gemeinsame Gegner innerhalb Waldsteins ausschaltet, wird sich zeigen.«

Giselbert überlegte einen Moment lang. Tatsächlich hielt er den Konflikt der beiden Familien für überholt und sah einiges an Potenzial in einem Bündnis – gerade auch für sich selber.

»Um mich klar auszudrücken, ich sehe vor mir jemanden, dessen Weg noch lange nicht zu Ende gegangen ist, und ich habe meinerseits ebenfalls nicht das Verlangen, meinen Lebensabend auf dieser Burg zu verbringen. Wir beide können für ein neues, stärkeres Waldstein stehen.«

»Ihr habt mich überzeugt, werte Dame, doch liegt der weit schwerere Teil noch vor uns.«

»Ja, wir müssen unsere Familienoberhäupter von unserem Anliegen überzeugen. Die Argumente sind klar auf unserer Seite.« Rondrigas Augen funkelten.

»Wohl arbeitet aber der Stolz gegen uns.«

»So lasst uns beginnen!« Rondriga goss Wein aus einer Karaffe in zwei Becher und reichte eines davon Giselbert. »Auf die Zukunft!«




Hinter dem Rücken ihrer Familienoberhäupter schmieden Rondriga von Zweifelfels und Giselbert von Streitzig j.H. die Waldesdunkle Allianz.Wappen Grafschaft Waldstein.svg

Wappen Grafschaft Waldstein.svg
Ereignis:
Hinter dem Rücken ihrer Familienoberhäupter schmieden Rondriga von Zweifelfels und Giselbert von Streitzig j.H. die Waldesdunkle Allianz.
Datum:
17. Per 1037 BF
Details:
Hinter dem Rücken ihrer Familienoberhäupter schmieden Rondriga von Zweifelfels und Giselbert von Streitzig j.H. die ogenannte Waldesdunkle Allianz, welche die Familien Streizig und Zweifelfels näher zusammenbringen und den Status Quo in der Waldsteiner Politik sichern soll - insbesondere durch Verhinderung einer Machtergreifung jüngerer, aufstrebender Familien.