Geschichten:Des Marschalls langer Schatten - Unerwartete Post: Unterschied zwischen den Versionen
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Immer wieder hatte der Mann die ihm überraschend in die Hände gefallenen Dokumente durchgesehen und überlegt, ob und wie er sie am besten verwenden könnte. Auch am Abend des heutigen Tages saß der Adlige allein in seinem Arbeitszimmer und blätterte nachdenklich in den Papieren, welche er mittlerweile beinahe auswendig kannte, in der Hoffnung auf eine zündende Idee. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Becher mit Wein erhob und mit einem "Auf Euer Wohl, [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Rondriane von Eslamsgrund|Rondriane]] und danke für Eure Hilfe!" leerte. Diese Respektsbekundung erschien dem Mann völlig angebracht, denn schließlich hatte die Burggräfin ihm die Dokumente großzügig zur freien Verwendung, nun ja, überlassen. | |||
Mittlerweile hatte der Adlige zumindest eine Vorstellung davon, wie er sie verwenden könnte. Einige der Pergamente bezogen sich auf die Handelsbeziehungen des äußerst umtriebigen Pfalzgrafen [[Briefspieltext mit::Garetien:Parinor von Borstenfeld|Parinor von Borstenfeld]], der alles und jeden mit allem und jedem belieferte, ohne, so hieß es zumindest, sich dabei von so Banalitäten wie Recht und Moral einengen zu lassen. Da auf den meisten dieser Schriftstücke, wohl aus Sicherheitsgründen, keine Namen genannt wurden, eigneten sie sich letztlich hervorragend dazu, sie einer missliebigen Person unterzuschieben, um diese zumindest zu diskreditieren wenn nicht gar zu Fall zu bringen. Bliebe nur noch zu klären, wer dafür am ehesten infrage kam. | |||
Der Mann füllte seinen Krug erneut mit Wein und prostete wieder der verblichenen Rondriane zu. | |||
Im Gedanken ging der Adlige die Namen der Adligen durch, die er auf [[Ortsnennung ist::Garetien:Burg Bogenbrück|Bogenbrück]] getroffen hatte und sortierte die aus, die entweder zu uninteressant, zu unbedeutend, zu weitab vom Schuss oder zu mächtig waren, um mit den Dokumenten kompromittiert zu werden. Schwierig, schwierig. | |||
"Natürlich!" brach es plötzlich aus dem Adligen raus. "Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht!" | |||
Wieder erhob der Mann seinen nun halbleeren Krug, knallte die Hacken zusammen und sprach mit gedämpfter Stimmte "Auf Dein Unwohl, Zordan!" | |||
Eigentlich mochte er [[Hauptdarsteller ist::Perricum:Zordan von Rabicum|Zordan von Rabicum]] ja sogar irgendwie, aber mit ihm konnte er die Ordnung in der Provinz ganz im Sinne des Marschalls noch weiter schwächen oder gar ins Wanken bringen. Ob der alte Zordan über die geplante Intrige stürzte oder nur für einen Moment ins Stolpern geriet, war dabei eher nebensächlich; Hauptsache, sie sorgte für weitere Unruhe in der Provinz. | |||
Der Mann setzte sich wieder und begann seinen Plan näher auszuarbeiten. Als markgräflicher Seneschall korrespondierte Zordan mit Adligen aus allen Teilen Perricums, sodass sich recht problemlos eine passende Gelegenheit zum Unterschieben der Dokumente finden lassen sollte. Und als sozusagen angenehmen Nebeneffekt könnte man so nicht nur den Seneschall sondern gleich noch eine andere Person von Stand zumindest desavouieren und damit gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe - respektive Brief - schlagen. Wer dies sein sollte, war dem Intriganten - von seiner eigenen Familie natürlich abgesehen - herzlich egal. Viel wichtiger war die Frage, wann in nächster Zeit wieder ein Kurier Zordans zu irgendeinem Adelshof aufbrach und dann mit seinem Ritt auch dem dortigen Lehensträger Ungemach bereiten konnte, selbst wenn er diesen gar nicht mehr erreichte. | |||
''Einen Tag später gegen Nachmittag in besagtem Arbeitszimmer.'' | |||
Ein Offizier meldete sich dort wie befohlen. | |||
"Ah, da seid ihr ja. Unser Plan zur Destabilisierung der Markgrafschaft tritt in eine neue Phase und im Namen des Marschalls habe ich eine wichtigen Auftrag für euch. Ob der besonderen Wichtigkeit erledigt ihr ihn selbst." | |||
"Jawohl. Eure Instruktionen?" | |||
"Übermorgen wird gegen Vormittag ein Kurier des Seneschalls Richtung Weißbarûn aufbrechen. An einem ruhigen Wegstück irgendwo in [[Handlungsort ist::Perricum:Markgräflich Perrinmarsch|Perrinmarsch]] wird er eines gewaltsamen Todes sterben und seiner Börse verlustig gehen. In seiner verschlossenen Depeschentasche wird man später, neben den ohnehin dort befindlichen Dokumenten, auch diesen Umschlag finden." Der Adlige deutete auf den vor ihm liegenden Packen. Das hierbei keine Fehler passieren dürfen, muss, denke ich, nicht extra erwähnt werden." | |||
"Ich habe verstanden", antwortete sein Gegenüber gleichmütig. "Betrachtet es als erledigt." | |||
Zwei Tage später fand ein fahrender Händler die Leiche eines markgräflichen Boten irgendwo in Perrinmarsch am Straßenrand und informierte daraufhin die örtlichen Büttel. | |||
''Am Abend in einem wohlbekannten Arbeitszimmer.'' | |||
"Auftrag ausgeführt, keine besonderen Vorkommnisse." | |||
"Ausgezeichnet, mein Bester, ganz ausgezeichnet! Ich werde Euch in meinem nächsten Bericht an den Feldherrn lobend erwähnen. Ich denke, er wird euren Einsatz nicht unbelohnt lassen. Weggetreten!" | |||
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Aktuelle Version vom 20. Februar 2016, 08:23 Uhr
Anfang Phex 1038 BF, irgendwo in Groß-Garetien
Immer wieder hatte der Mann die ihm überraschend in die Hände gefallenen Dokumente durchgesehen und überlegt, ob und wie er sie am besten verwenden könnte. Auch am Abend des heutigen Tages saß der Adlige allein in seinem Arbeitszimmer und blätterte nachdenklich in den Papieren, welche er mittlerweile beinahe auswendig kannte, in der Hoffnung auf eine zündende Idee. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Becher mit Wein erhob und mit einem "Auf Euer Wohl, Rondriane und danke für Eure Hilfe!" leerte. Diese Respektsbekundung erschien dem Mann völlig angebracht, denn schließlich hatte die Burggräfin ihm die Dokumente großzügig zur freien Verwendung, nun ja, überlassen.
Mittlerweile hatte der Adlige zumindest eine Vorstellung davon, wie er sie verwenden könnte. Einige der Pergamente bezogen sich auf die Handelsbeziehungen des äußerst umtriebigen Pfalzgrafen Parinor von Borstenfeld, der alles und jeden mit allem und jedem belieferte, ohne, so hieß es zumindest, sich dabei von so Banalitäten wie Recht und Moral einengen zu lassen. Da auf den meisten dieser Schriftstücke, wohl aus Sicherheitsgründen, keine Namen genannt wurden, eigneten sie sich letztlich hervorragend dazu, sie einer missliebigen Person unterzuschieben, um diese zumindest zu diskreditieren wenn nicht gar zu Fall zu bringen. Bliebe nur noch zu klären, wer dafür am ehesten infrage kam.
Der Mann füllte seinen Krug erneut mit Wein und prostete wieder der verblichenen Rondriane zu.
Im Gedanken ging der Adlige die Namen der Adligen durch, die er auf Bogenbrück getroffen hatte und sortierte die aus, die entweder zu uninteressant, zu unbedeutend, zu weitab vom Schuss oder zu mächtig waren, um mit den Dokumenten kompromittiert zu werden. Schwierig, schwierig.
"Natürlich!" brach es plötzlich aus dem Adligen raus. "Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht!"
Wieder erhob der Mann seinen nun halbleeren Krug, knallte die Hacken zusammen und sprach mit gedämpfter Stimmte "Auf Dein Unwohl, Zordan!"
Eigentlich mochte er Zordan von Rabicum ja sogar irgendwie, aber mit ihm konnte er die Ordnung in der Provinz ganz im Sinne des Marschalls noch weiter schwächen oder gar ins Wanken bringen. Ob der alte Zordan über die geplante Intrige stürzte oder nur für einen Moment ins Stolpern geriet, war dabei eher nebensächlich; Hauptsache, sie sorgte für weitere Unruhe in der Provinz.
Der Mann setzte sich wieder und begann seinen Plan näher auszuarbeiten. Als markgräflicher Seneschall korrespondierte Zordan mit Adligen aus allen Teilen Perricums, sodass sich recht problemlos eine passende Gelegenheit zum Unterschieben der Dokumente finden lassen sollte. Und als sozusagen angenehmen Nebeneffekt könnte man so nicht nur den Seneschall sondern gleich noch eine andere Person von Stand zumindest desavouieren und damit gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe - respektive Brief - schlagen. Wer dies sein sollte, war dem Intriganten - von seiner eigenen Familie natürlich abgesehen - herzlich egal. Viel wichtiger war die Frage, wann in nächster Zeit wieder ein Kurier Zordans zu irgendeinem Adelshof aufbrach und dann mit seinem Ritt auch dem dortigen Lehensträger Ungemach bereiten konnte, selbst wenn er diesen gar nicht mehr erreichte.
Einen Tag später gegen Nachmittag in besagtem Arbeitszimmer.
Ein Offizier meldete sich dort wie befohlen.
"Ah, da seid ihr ja. Unser Plan zur Destabilisierung der Markgrafschaft tritt in eine neue Phase und im Namen des Marschalls habe ich eine wichtigen Auftrag für euch. Ob der besonderen Wichtigkeit erledigt ihr ihn selbst."
"Jawohl. Eure Instruktionen?"
"Übermorgen wird gegen Vormittag ein Kurier des Seneschalls Richtung Weißbarûn aufbrechen. An einem ruhigen Wegstück irgendwo in Perrinmarsch wird er eines gewaltsamen Todes sterben und seiner Börse verlustig gehen. In seiner verschlossenen Depeschentasche wird man später, neben den ohnehin dort befindlichen Dokumenten, auch diesen Umschlag finden." Der Adlige deutete auf den vor ihm liegenden Packen. Das hierbei keine Fehler passieren dürfen, muss, denke ich, nicht extra erwähnt werden."
"Ich habe verstanden", antwortete sein Gegenüber gleichmütig. "Betrachtet es als erledigt."
Zwei Tage später fand ein fahrender Händler die Leiche eines markgräflichen Boten irgendwo in Perrinmarsch am Straßenrand und informierte daraufhin die örtlichen Büttel.
Am Abend in einem wohlbekannten Arbeitszimmer.
"Auftrag ausgeführt, keine besonderen Vorkommnisse."
"Ausgezeichnet, mein Bester, ganz ausgezeichnet! Ich werde Euch in meinem nächsten Bericht an den Feldherrn lobend erwähnen. Ich denke, er wird euren Einsatz nicht unbelohnt lassen. Weggetreten!"